Aldi Süd zeigt, dass es vorangeht: Kundenlob für seine Solardächer und Elektroladestationen aka Sonnentankstellen

In der letzten Woche wurde die deutsche Öffentlichkeit mit Realpolitik konfrontiert: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) besuchte mit einer Delegation das Königreich Saudi-Arabien und vereinbarte neben Wirtschaftsdeals auch die gemeinsame Ausbildung saudischer Militärs und Polizisten. Menschenrechte, der Krieg im Jemen und die Inhaftierung von Liberalen wie dem Blogger Raif Badawi sollen auch “angesprochen” worden sein. Vom weltweiten Export des extrem intoleranten Wahhabismus (der u.a. auch die theologische Grundlage von Al-Qaida und des sog. “Islamischen Staates” bildet) und von der damit verbundenen Hetze gegen Christen, Juden und Nichtreligiöse in saudischen Predigten, Medien und Schulbüchern (!) war wohl eher nicht die Rede.

Der “Aufschrei” gegen Merkels Besuch und damit die allgemeine Heuchelei hielten sich jedoch erfreulicherweise in Grenzen – denn auch die Opposition von rechts und links weiß ganz genau: Brächen das saudische Königshaus und seine Ölexporte zusammen, so gehörten ein Öl-Preisschock und eine weltweite Wirtschaftskrise zu den Folgen. Unser Wohlstand ist noch immer abhängig von der Energie aus vor Jahrmillionen abgestorbenen Organismen – und wir finanzieren davon diktatorische Regime von Saudi-Arabien über Russland bis Venezuela und Angola, deren Gewalt und Kriege wir dann bedauern (und wiederum mit Waffen beliefern, klar). Nicht nur “die”, wir alle sind Teil dieses täglichen Spiels – spätestens, wenn wir selbst mit Öl und Gas heizen und fahren. Solange wir das sog. “schwarze Gold” verfeuern, vergiften wir eben nicht nur das Klima, sondern auch unsere Politiken, Religionen und unsere Glaubwürdigkeit. Verbrennungsmotoren “kosten” Tag für Tag auch Menschenwürde und Menschenleben.

“Man kann ja doch nichts tun!?” – Von wegen, schaut auf ALDI SÜD!

Auch viele Menschen, die diese Zusammenhänge inzwischen kennen und verstehen, wenden ein, “dass man ja doch nichts tun könne”. Elektrofahrzeuge würden doch erst Sinn machen, wenn sie die gleiche Reichweite wie Verbrennungsmotoren aufwiesen und zudem zu 100% aus erneuerbaren Energien gespeist würden. Bis dahin sei es doch viel bequemer, mit Abgasmanipulationen, Lobbypolitik und “Imagekampagnen” an Benzin und Diesel festzuhalten. (Und dass u.a. die Ölemirate Katar und Kuwait je mit Milliardenanteilen an den Elektrobremsern VW und Daimler beteiligt sind, ist sicher auch nur Zufall…) Einige besonders “Besorgte” verrennen sich sogar im Glauben an imaginäre “Chemtrails”, statt die sehr realen Abgase ihrer eigenen Motoren in den Blick zu nehmen…

Dass “man” jedoch durchaus etwas tun kann – auch als Unternehmen – erlebe ich jedoch jedes Mal, wenn ich auf den Aldi-Parkplatz in Filderstadt-Bernhausen einbiege – und das tue ich in letzter Zeit häufiger. Denn Aldi Süd hat vor einigen Jahren nicht nur begonnen, die Dächer seine Filialen mit Solarpanels für den eigenen Energieverbrauch zu bestücken, sondern zudem auch “Sonnentankstellen” errichtet, an denen Elektroautos, -mobile und auch -fahrräder kostenlos und zu 100% solar aufgeladen werden können.

Während des Einkaufens gratis aufladen beim Aldi Süd in Filderstadt-Bernhausen. Foto: Michael Blume

Ich liebe diese Idee, die im Übrigen auch dazu führt, dass wir Blumes unsere Einkäufe nun konsequenter hierher verlegen (und auf den Tag warten, an dem z.B. auch die Aldi Filiale Filderstadt-Plattenhardt eine Sonnentankstelle erhält). Ein netter Nebeneffekt: Häufig erkundigen sich andere Kundinnen und Kunden nach den Erfahrungen mit dem Elektrofahrzeug, überzeugen sich vom einfachen Laden und diskutieren, ob ihr nächstes Auto vielleicht auch endlich ohne Auspuff…

Ein Kaufhausparkplatz als Showroom für Elektromobilität, das muss man erst einmal hinbekommen!

Selbstverständlich lassen sich auch gegen Aldi-Sonnentankstellen wieder leicht Meckereien aufbieten: Diese seien ja noch gar nicht flächendeckend präsent. Und wenn sich die Zahl der Elektroautos vervielfachen sollte, würden sie wohl auch schnell ausgelastet und überfüllt sein. Und überhaupt: Bei Aldi kaufe man zwar auch selbst bisweilen “heimlich”, bekenne sich aber doch gefälligst nicht dazu usw.

Währenddessen führt China – derzeit noch nach den USA der zweitgrößte Ölimporteur – in rasendem Tempo neue Elektroproduzenten und -quoten ein. Und Indien – der weltweit drittgrößte Ölimporteur – will ab 2030 gar keine Verbrennungsmotoren mehr zulassen. Nur wir im reichen, so fortschrittlichen, so demokratischen, so menschenrechtsbesorgten Westen schaffen das angeblich nicht…

Nein, ich lobe Aldi oder Renault oder die Post (mit ihrem coolen Streetskooter) also nicht, weil ihre Lösungen unfehlbar wären – das sind menschliche Produkte nie. Ich lobe sie dafür, dass diese Unternehmen – je für sich und für uns – “Fort-Schritte” machen und damit zeigen, dass wir alle Umwelt und Menschen(rechte) besser schützen könnten. Die Sonnentankstellen von Aldi Süd sind für mich ein Symbol dafür, dass es überall auch Menschen gibt, die sich nicht länger mit faulen Ausreden und mit Meckern begnügen. Danke, Aldi! Meine Familie und mich habt Ihr damit als bekennende Kunden!

PS: Selbstverständlich habe ich auch für diesen Blogpost von nirgendwoher einen Auftrag oder auch nur einen Cent bekommen. Ich hoffe, dass ihn Aldianer finden und sich ein wenig darüber freuen. Vor allem aber hoffe ich, dass es noch mehr Menschen Mut macht, endlich das Bessere zu tun. Denn “die Heuchler, die am Leid der Welt verdienen (bzw. sparen)” – das sind nicht immer nur “die Anderen”, es sind oft genug auch wir selbst…

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Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

24 Kommentare

  1. China und Indien als Vorbild?
    Wieder ein Artikel zur Lobpreisung der Elektromobilität, in dem fast jeder Satz kritikwürdig ist und einem Faktencheck kaum standhalten würde. Ich möchte mich daher auf wenige Punkte beschränken.
    Zitat M. Blume:
    „Währenddessen führt China – derzeit noch nach den USA der zweitgrößte Ölimporteur – in rasendem Tempo neue Elektroproduzenten und -quoten ein. Und Indien – der weltweit drittgrößte Ölimporteur – will ab 2030 gar keine Verbrennungsmotoren mehr zulassen.“
    Wer China und Indien als Vorreiter für die Elektromobilität und somit ihren Einsatz für Umweltschutz und Klimarettung anpreist, übersieht eine Reihe wichtiger Fakten.
    Wichtigster Punkt: Woher kommt der Strom in China und Indien: zumeist aus Kohlekraftwerken und Wasserkraftwerken! Die Zahlen für China in 2016: 66 % des Stromverbrauchs wurde von Kohlekraftwerken produziert, 19,4 % aus Wasserkraftwerken (Musterbeispiel: der ach so umweltfreundliche Drei-Schluchten-Damm), dazu noch 3,6 % Kernenergie. Wind- und Sonnenstrom kommen zusammen auf 5,2 %. In den letzten 11 Jahren wurden in China mehrere 100 neue Kohlekraftwerke gebaut; 2006 ging jeden 2. Tag ein neues Kohlekraftwerk ans Netz, 2007 jeden dritten Tag und bis 2020 soll jede Woche ein weiteres Kohlekraftwerk dazukommen!
    In Indien hatte die Regierung 2014 verkündet, bis 2019 den Kohleverbrauch in Kraftwerken fast zu verdoppeln, von 550 Millionen t pro Jahr auf 1 Milliarde.
    In beiden Ländern bedeutet der Ausbau der Elektromobilität mehr Umweltverschmutzung und mehr Rohstoffverbrauch. Die Batterieherstellung ist sehr energieaufwendig, die schlechte Ökobilanz über die gesamte Lebensdauer der Elektroautos (von der Wiege= Produktion über Nutzung und anschließendes Recycling) sollte ebenfalls noch betrachtet werden. Und der Strom für die Elektromobile fällt eben nicht wie Manna vom Himmel. Dazu noch die Leitungs- und Umwandlungsverluste…
    Fazit: wer wirklich etwas für den Umwelt- und Klimaschutz tun möchte, aber auf ein Auto angewiesen ist: fahren Sie ihr altes Schätzchen so lange wie möglich, am besten einen Diesel!
    Und kloppen Sie den ganzen Hype um die Elektromobilität in die Tonne!

    • Sehr geehrter Dr. Quentmeier,

      Ihr Lobbying für veraltete und zuletzt durch Betrug “stabilisierte” Technologien in allen Ehren – nur sind Sie (bewusst oder unbewusst) auf das Hauptargument dieses Blogposts nicht einmal eingegangen: Der Verbrauch des Öls führt zu Diktaturen und Kriegen, wovon sich jede(r) überzeugen kann. Mit jedem Liter Öl, den Sie für Ihr Fahrzeug erwerben, finanzieren Sie Diktaturen wie Saudi-Arabien, Russland, Venezuela usw. Auch deswegen ist es unverantwortlich, solange mit dem Umstieg auf Elektromotoren zu warten, bis 100% Strom aus Erneuerbaren kommt. Vielmehr ist beides gleichzeitig zu forcieren – und die obige Solarladestation ein Positivbeispiel.

      Wissen Sie, ich war im Irak und habe die Öllaster aus den IS-Gebieten durch die Kurdengebiete und die Türkei Richtung Europa fahren sehen. An diesem Geschäft verdienen viele, zumal aus den Ölrenten dann auch noch Waffen finanziert werden.

      Solange wir in großen Mengen Öl verbrennen, vergiften wir eben nicht “nur” das Klima und produzieren Abgase, wir vergiften auch die menschlichen Gesellschaften. (Sollten Sie die entsprechenden, politikwissenschaftlichen Hintergründe nicht länger ignorieren wollen, so finden Sie oben ein Erklärvideo und auch hier auf dem Blog auch kostenfreie Texte zur #Rentierstaatstheorie).

      Deswegen ist jeder Ersatz eines Verbrennungsmotors auch ein kleiner Sieg für Frieden und Menschenrechte. Dass mit der Umstellung der Stromproduktion auch die Emmissionen sinken werden, ist ein erfreulicher Zusatzeffekt.

      Beste Grüße!

      • Sehr geehrter Herr Blume,

        sobald wir in noch größeren Mengen die sehr seltenen, in Akkus und Batterien verwendeten Rohstoffe abbauen, vergiften wir nicht nur die Umwelt, sondern auch die menschlichen Gesellschaften!

        Im Gegensatz zur Ölindustrie mit relativ harten, aber gut bezahlten Jobs, fördert das Kaufen von Batterien und Akkus wie in Elektroautos quasi imperialistische Sklavereizustände inklusive Kinderarbeit in Afrika und Asien. Die notwendigen Rohstoffe müssen teilweise in Handarbeit in Minen untertage abgebaut werden, bei Kobalt z. B. stammt mehr als die Hälfte des weltweiten Bedarfs aus dem Kongo. Inwiefern das besser sein soll als die militärisch-politischen Interessen Saudi-Arabiens, müssen Sie mir erklären. Öl und Gas kommen außerdem nicht nur aus Saudi-Arabien, sondern auch aus Kanada, den USA, Norwegen, Schottland und Malaysia. Tagebau gibt es – von Kohle abgesehen – heute nur noch in Ländern, die Menschenrechte nicht durchsetzen.

        Die Washington Post hat hierzu einen ausführlichen, augenöffnenden Artikel:
        https://www.washingtonpost.com/graphics/business/batteries/congo-cobalt-mining-for-lithium-ion-battery/

        Deswegen ist der fortgeführte Einsatz des Verbrennungsmotors ein kleiner Sieg für Menschenrechte. Dass er eine bessere Ökobilanz hat, ist ein erfreulicher Zusatzeffekt.

        Als Ingenieur reizen mich die technischen Vorzüge eines Elektroautos sehr, man muss sich dabei jedoch bewusst sein, dass man Armut und Sklaverei fördert, evtl. schon einige Menschenleben auf dem Gewissen hat und die Umwelt mehr vergiftet, als mit jedem Verbrennungsmotor. Nur sich selbst vergiftet man nicht – dafür andere Menschen in fernen Ländern – aber das ist ja so weit weg, nicht unser Problem, oder? Elektroautos sind voll neu und modern!

        Gruß
        Roman

        PS. Kritische Kommentatoren wie Herrn Quentmeier als Lobbyist zu beschimpfen ist nicht gerade guter Stil.

        • Sehr geehrter @Roman,

          vielen Dank für Ihren Beitrag!

          Bitte haben Sie etwas Verständnis für meine gewachsene Skepsis gegenüber “Verteidigern” der Verbrennungsmotoren: Diese haben ja gerade auch in den letzten Jahren durch betrügerische Manipulationen schwere wirtschaftliche, politische, ökologische und gesundheitliche Schäden verursacht. Und da die entsprechenden “Imagekampagnen” schon angekündigt sind, dürfen wir uns auf weiteres “Störfeuer” gegen die Elektromobilität “freuen”. Offensichtlich werden schmutzige Technologien bisweilen auch mit schmutzigen Tricks gegen den Fortschritt verteidigt. Ich hoffe sehr, dass die Dieselindustrie nun wenigstens ihre eigenen Kunden nicht mit den Schäden und Nachrüstungskosten alleine lässt…

          Statt letztlich erfolgloser Rückzugskämpfe wäre m.E. finanzielles und technologisches Engagement viel besser zum Beispiel bei der Entwicklung von Batterien eingesetzt, die weniger oder keine seltenen Rohstoffe mehr benötigen werden, vgl.
          http://m.spiegel.de/wissenschaft/technik/nickel-zink-akku-koennte-lithium-ionen-akku-ersetzen-a-1145282.html

          Oder gar direkt ingenieursseitig:
          http://www.ingenieur.de/Themen/Energiespeicher/Neue-Batterie-Glas-dreimal-besser-Lithium-Ionen-Akkus

          Schon jetzt können übrigens Rohstoffe aus Batterien recycelt werden – was für verbranntes Öl logischerweise nicht gilt…

          Die entschlossene Weiterentwicklung von Elektromobilität, Batterien und erneuerbaren Energien ist also erkennbar viel sinnvoller, als weiteres Engagement in Abgasmanipulationen, rückwärtsgewandtes Lobbying und den Erhalt überholter (Verbrennungs-)Technologien zu verschwenden! Schon jetzt besteht die Gefahr, dass Deutschland aufgrund von Systemverkrustungen und Bedenkenträgerei den Anschluss in der Produktion moderner Elektromobilität, Solarmodule und Batteriesysteme verliert. Das wäre sehr schade und dann auch die Schuld der üblichen Bedenkenträger gegen alles Neue und Bessere (eine Kategorie, in die ich Sie nicht einschließen möchte). So, wie das Zeitalter der Pferdekutsche einmal endete, endet absehbar auch das Zeitalter der Ölverbrennung. Ich fände es großartig, wenn Sie und andere konstruktiv an Chancen der Zukunft mitwirken würden, statt eine eben auch “schmutzige” Vergangenheit zu verteidigen.

          Ihnen und den anderen Verbrennungs-Foristen einen guten und möglichst sauberen Start in die Woche! 🙂

      • Dr. Blume,

        ich war nie im Irak, aber ich bin in den 80ern oft mit meinen Eltern auf dem Weg zur Nordsee durch die Norddeutsche Tiefebene gekommen. Dort, wo heute Windräder den Zugvögeln das leben schwer machen, wurden damals noch an den Ölquellen die Begleitgase weithin sichtbar abgefackelt. Heute werden diese Gase komprimiert, abgekühlt, und als Autogas verkauft. Tankzeit ähnlich schnell wie Benzin, Reichweite dank flächendeckendem Tankstellennetz faktisch unbegrenzt. CO2-Bilanz besser als Bio-Sprit: das Komprimieren der “Abfall-Gase” kostet weniger Energie als der Anbau einer entsprechenden Menge Spritmais oder Dieselraps. Bezahlbar auch für Geringverdiener, die für ihr gesamtes Auto weniger Geld ausgeben als Sie für ihren Akku 😉

  2. Meine Zahlen, Daten und Fakten gegen Ihr Wunschdenken, Herr Blume

    Sehr geehrter Herr Blume,
    ich betreibe kein „Lobbying“ für Verbrennungsmotoren; ich argumentiere auf der Basis von Zahlen, Daten und Fakten. Ich werfe Ihnen ja auch kein „Lobbying“ für Tesla und Co vor; ich kritisiere aber Ihr Wunschdenken, mit der Elektromobilität einen nennenswerten Beitrag zum Klimaschutz leisten zu können.
    Auf das Argument, „Der Verbrauch des Öls führt zu Diktaturen und Kriegen, wovon sich jede(r) überzeugen kann“, bis ich gar nicht erst eingegangen, weil ich es für völlig absurd halte, aus folgenden Gründen:
    1. Deutschland bezieht nur einen Bruchteil seines Öls aus Saudi-Arabien. Der Löwenanteil kommt aus Rußland – und das war immer ein verläßlicher Partner, von der Zarenzeit über die Sowjetunion bis zum modernen Rußland. An zweiter Stelle der Öl-Lieferländer für Deutschland kommen übrigens Norwegen und Großbritannien, dann wieder ein paar diktatorisch regierte Länder. Die Mehrzahl der Länder auf diesem Planeten sind nun mal keine Demokratien, aber am deutschen Wesen will die Welt nun mal nicht genesen. Das hat im Kaiserreich nicht geklappt, im 1000jährigen Reich noch weniger und heute wird es auch nicht funktionieren.
    2. Die Welt-Förderung von Rohöl liegt bei ca. 4200 Millionen t pro Jahr, der deutsche Verbrauch bei 100 Millionen t pro Jahr, also weniger als 2,5 %. Der „Öl-Durst“ vieler Länder ist so groß, daß die ölfördernden Diktaturen nicht das geringste Problem hätten, die von Deutschland wegen des Ausbaus der Elektromobilität nicht mehr benötigte Menge anderweitig zu verkaufen. Der Bedarf nach Rohöl steigt fast jedes Jahr.
    3. Nur etwa die Hälfte des von Deutschland importierten Rohöls wird von Kraftfahrzeugen verbraucht, ein bedeutender Anteil wird als Heizöl oder Rohstoff für die chemische Industrie verbraucht. Wollen Sie auch darauf verzichten, sozusagen Frieren für die Menschenrechte, mehr Arbeitslose für die Menschenrechte und gegen die Diktaturen?
    „Dass mit der Umstellung der Stromproduktion auch die Emmissionen (sic!) sinken werden, ist ein erfreulicher Zusatzeffekt“. Am Beispiel von China und Indien hatte ich schon gezeigt, daß mehr Elektromobilität wegen der Stromerzeugung aus Kohle zu mehr statt weniger Emissionen führen wird. Auch in Deutschland werden mit Elektroautos die CO2-Emissionen steigen, weil der Strom für die gewünschten Millionen E-Autos überwiegend von konventionellen Kraftwerken erzeugt werden muß. Auf die schlechte Gesamt-Ökobilanz der Elektroautos wegen der energieaufwendigen Batterieherstellung hatte ich schon hingewiesen.
    PS. Wie viele „seltene Erden“ werden in einem E-Auto verbaut? Auf diese Metalle hat die Volksrepublik China fast ein Monopol!

    • Sehr geehrter Herr Quentmeier,

      gerne nehme ich mir noch einmal Zeit.

      1. Bestimmt haben Sie schon einmal davon gehört, dass Öl auf einem Weltmarkt gehandelt wird – und also der Preis von Angebot und Nachfrage weltweit bestimmt wird. Vielleicht ist Ihnen ja auch entgangen, dass sich viele Ölproduzenten sogar immer wieder zu Kartellen zu verbinden versuchen, um die Preise zu steigern. Dass Sie zudem ausgerechnet Russland als “Partner” loben, lässt mich angesichts der letzten Kartellabsprachen wie auch der Zustände in Russland, der Ukraine, der Krim, Syrien usw. ratlos bis entsetzt zurück. Die Verbrennungsmotoren müssen Ihnen ja viel bedeuten…

      2. Gerade der auch von Ihnen eingeräumte Umstand, dass der Ölverbrauch weltweit weiter steigt, spricht doch klar für einen schnellen Umstieg! Eine Verknappung des Ölangebots und steigende Preise etwa aufgrund von Peak Oil wären irgendwann logisch unvermeidlich. Spätestens dann drohte eine weltwirtschaftliche Katastrophe – von den politischen Abhängigkeiten ganz zu schweigen! Länger als nötig auf dem Verbrennungspfad zu bleiben, wäre also auch politisch und wirtschaftlich fahrlässig! Stattdessen sollten wir die verbleibende Zeit nutzen, um so schnell wie möglich unsere Abhängigkeiten vom Öl zu vermindern und erneuerbare, dezentral erzeugte Stromquellen zu stärken.

      Und: Jede ölsparende Technologie kann zudem auch exportiert werden. Ob wir zukünftig noch deutsche oder zunehmend z.B. chinesische Fabrikate fahren werden, entscheidet sich eben auch am mehr oder weniger entschlossenen Umstieg ins ölfreie Fahren. Das Gleiche gilt für Batterien, Energietechnologie, Software usw.

      3. Da ich auch beim Autofahren gerade nicht für einen “Verzicht”, sondern für den möglichst zügigen Umstieg auf Elektromobilität plädiere, ist es geradezu absurd, mir eine generelle Verzichtshaltung zu Heizung oder Rohstoffen zu unterstellen. Selbstverständlich gilt hierbei schlicht das Gleiche: Der Ölverbrauch lässt sich durch moderne Bauweise, Dämmung, Heizung und Solarstrom schon jetzt deutlich reduzieren, was wiederum die Welt-Ölpreise senkt und also auch sozial gerecht ist. Ebenso werden beständig neue Werkstoffe entwickelt; übrigens auch im Bereich der “seltenen Erden”. Es besteht also gerade kein Grund, sich länger als nötig an veraltete Lösungen zu klammern.

      Zuletzt versuchen Sie wieder Elektromobilität und Stromproduktion gegeneinander auszuspielen. Dabei ist doch gerade die obige “Sonnentankstelle” ein Beispiel dafür, was durch die schnell sinkenden Kosten im Bereich Erneuerbare schon jetzt möglich ist! Schon jetzt stellen die erneuerbaren Energien den größten Block an der deutschen Stromproduktion und Elektromobilität ist ein zusätzliches Argument für die Energiewende. En Marche! 🙂

      Letztlich bin ich also fest davon überzeugt, dass Ihre Hinhaltetaktik zugunsten alter Industrien zwar institutionell oder psychologisch verständlich sein mag, aber die längst realen Fortschritte nur verzögern kann. Kommende Generationen werden das massenhafte Verfeuern abgestorbener Organismen, die dadurch ausgelösten Schäden an Umwelt und Gesellschaften wie auch den Gestank und Lärm mit Unverständnis und Gruseln betrachten und sich fragen, warum wir das nicht entschlossener und schneller überwunden haben. Und vielleicht schaut die eine oder der andere ja dann auch bei unserer munteren Blogdiskussion vorbei… 😉

      • Erstaunlich, daß an diesem Standort das Solardach manchmal mehr Strom erzeugt, als das Kühlregal gleichzeitig verbraucht – die Aldi-Märkte mit Solardach, die ich kenne, haben fast alle eine Selbstverbrauch-Quote nahe 100% – was im Grunde die einzig sinnvolle Nutzung von erdgebundener Photovoltaik ist: billigen chinesischen Kohlestrom in Form von leichten, transport- und lagerfähigen Solarmodulen importieren, um keinen teuren, deutschen EEG-Strom kaufen zu müssen… (ja, in den Solarmodulen steckt Kohlestrom für 10-20 Jahre, das CO2 wurde schon bei der Herstellung freigesetzt)

        An Orten, wo rund um die Uhr die Sonne scheint, z.B. im Orbit oder auf Venus-Sonden, ist Photovoltaik aus guten Gründen konkurrenzfähig. Einer der Gründe lautet: in der Raumfahrt zählt jedes Gramm. Der andere: man kann derzeit keine Stromleitung senkrecht nach oben bis zu einem Fernsehsatelliten bauen.

        • Lieber @Störk,

          ich verstehe Sie also richtig, dass Sie ernsthaft dem Großteil der Wissenschaften, Medien, demokratischen Parteien, über 190 Nationalregierungen, vielen Unternehmen usw. vorwerfen, sich zu einer globalen Superverschwörung zusammengeschlossen zu haben, um grundlos von fossilen Rohstoffen weglenken zu wollen? Wow…

          Beachten Sie bitte, dass Ihr Ansatz den beschuldigten Akteuren unterstellt, planvoll gegen die Interessen Dritter zu handeln und dazu auch empirisch feststellbare Sachverhalte zu unterdrücken!

          Das ist auch der Unterschied zu Ihrer – an dieser Stelle nachprüfbaren – Behauptung: Den Mythos, daß sich alle Kohlenstoff-Konsumenten und CO2-Produzenten verschworen hätten, um diese Welt mindestens 2° wärmer zu machen (angeführt von den Superverschwörern George W. Bush und Donald J. Trump) halte ich insofern für gefährlich,

          Diesen “Mythos” gibt es nicht, @Störk. So gut wie niemand wirft “allen Kohlenstoff-Konsumenten und CO2-Produzenten” vor, sie wollten (!) die “diese Welt mindestens 2 Grad wärmer machen”. Selbst Donald Trump hat in seiner gestrigen Rede ja behauptet, es werde sich an den Temperaturen gar nicht viel ändern. Wenn es überhaupt einen “Vorwurf” gibt, dann diesen, dass der Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und Klimaveränderungen lange nicht bekannt war und bis heute von einigen Menschen aus Bequemlichkeit und bzw. oder eigenen Interessen ignoriert, ja abgestritten wird. Von einer weltweiten Verschwörung fast aller Medien, demokratisch gewählten Politiker, Wissenschaftler o.ä. kann hier überhaupt keine Rede sein – im Gegenteil…

          weil einerseits Ressourcen von echten Problemfeldern wie Malaria, Armut, Hunger abgezogen werden und andererseits um diesen Mythos herum eine regelrechte „Kirche“ entstanden ist, auf deren dreigeflügelten Altären gerne mal seltene Vögel geopfert werden, die Ablaßbriefe (auch CO2-Zertifikate genannt) verkauft, die jede wirtschaftliche Aktivität als „CO2-Sünde“ verdammt, und die leider, leider, leider erheblichen Einfluß auf die Politik hat.

          Wie geschrieben gibt es diesen Verschwörungsmythos nicht – und entsprechend auch keine “Kirche”. Es gibt vielmehr eine Vielzahl wissenschaftlicher Befunde, die zum weitgehenden Konsens darüber geführt haben, dass massive CO2-Emmissionen das Weltklima mit massiven Folgen beeinflussen – und dass es daher angezeigt wäre, diese Emmissionen nach Möglichkeit und unter Einsatz verschiedenster Technologien zügig zu verringern.

          Religionsfreiheit sollte immer in beide Richtungen gelten. Politik sollte sich aus der Religion heraushalten und Religion aus der Politik.

          Die Befunde Abertausender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Umwelt- und Klimaforschung sind weder unter “Religion” noch unter “Politik” zu subsumieren, sondern eben unter “Wissenschaft”. Und sowohl religiöse wie politische Akteure – einschließlich der Gläubigen bzw. Bürgerinnen und Bürger – sind m.E. gut beraten, sich konstruktiv mit Wissenschaft zu befassen. (Daher auch dieser Blog, und letztlich das gesamte Blogportal.)

          Ein Beispiel, wo auf schwacher wissenschaftlicher Basis eine mehrjährige Hysterie erwuchs, die dann aber auch entlarvt wurde und zusammenbrach, habe ich neulich in einer Rezension zum “Waldsterben” gebloggt:
          https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/erst-stirbt-der-wald-dann-du-die-dissertation-von-birgit-metzger-zum-waldsterben-und-waldmythos/

          Ihnen frohe und gesegnete Pfingsttage! 🙂

          • Wissen Sie, Herr Blume, ich bin gelernter Physiker, und im Gegensatz zu unserer Kanzlerin hab ich noch so eine ungefähre Vorstellung, was es mit E=mc² oder E=1/2*mv² auf sich hat.

            Wenn es wirklich darum ginge, die CO2-Emmissionen zu verringern, warum werden dann Kernkraftwerke abgeschaltet? Bei der Kernspaltung entsteht kein CO2. Aber dafür so viel Energie, daß man mit minimalen Umwelteingriffen den Bedarf eines Industrielandes decken kann.

            Stattdessen wird Braunkohle ausgebaggert, was für die gleiche Energie 1 Million mal mehr Brennstoff benötigt, oder Windräder und Solarpaneele aufgestellt, bei denen die Fläche von ganz Wiesbaden nicht ausreichen würde, um Mainz zu versorgen.

            Kurz, die vorgeschlagenen und politisch erzwungenen Maßnahmen sind gar nicht geeignet, das angepeilte Ziel “CO2-Reduktion” zu erreichen.

            Nein, das Narrativ von der drohenden Klimakatastrophe ist keine Verschwörung. Es ist eine ganz gewöhnliche Weltuntergangsprophezeihung, die von ihren Verfechtern ehrlich geglaubt wird.

            Die Computermodelle, die benutzt werden, um den Zusammenhang zwischen CO2-Emissionen und Temperaturentwicklung zu modellieren, sind grundsätzlich falsifizierbar. Man braucht nur einen hinreichend langen Beobachtungszeitraum, in dem die Emissionen deutlich zunehmen, ohne das die Temperatur weiter steigt. Der Zeitraum 1998-2016 ist so eine “Erwärmungspause”, die in den allermeisten Modellen weder vorhersagbar noch nachvollziehbar war, insofern geben seriöse Klimaforscher wie Hans von Storch inzwischen zu, daß die bisherigen Modelle ernsthafte Mängel haben. In den detaillierten IPCC-Berichten steht das dann auch wesentlich ehrlicher drin als im berüchtigten “summary for decision makers”.

            Nun ist es aber tatsächlich so, daß der mittelfristige Trend in Richtung “Erwärmung” geht – die nächste Eiszeit läßt gottlob auf sich warten. Ist das allein schon ein Grund, alles, was die Erwärmung beschleunigen könnte, zu unterlassen? Diese Frage ist eine von Kosten-Nutzen-Abwägungen. Auf solche sind Wirtschaftswissenschaftler wie Björn Lomborg spezialisiert. Der hält die Erwärmung zwar für real und nicht ungefährlich, bescheinigt den “Klima-Abkommen” von Kyoto bis Paris aber dennoch, eine reine Verschwendung von Zeit und Geld gewesen zu sein.

            Gibt es eine “Klima-Verschwörung”? Die im Zuge der “climategate”-Affäre geleakten eMails lassen die Vermutung zu, daß eine sehr überschaubare Gruppe von Top-Klima-Modellierern eine verschworene Gemeinschaft bildet, die den peer-review-Prozess regelmäßig mißbraucht hat, um sich gegenseitig zu unterstützen und Außenseitern mit Außenseitermeinungen das Veröffentlichen schwer zu machen. Ist das schon eine Verschwörung? Oder gibt es solche “Cliquenbildung” in anderen Wissenschaftszweigen auch? Ich selbst bin zu lange aus der Forschung heraus, um mir da ein Urteil zu bilden.

            Ich bekomme bei meinem Tankwart keinerlei Rabatt dafür, daß ich mir Gedanken über das Thema machen. Aber während andere Leute ihren Reibach mit garantierten Einspeisevergütungen machen (für Strom, den genau in dem Moment niemand braucht) wäre meine Idee aus den 90ern, in Grönland vergletscherte Flächen anzukaufen, um sie nach dem Abschmelzen weiter zu verpachten, ein Rohrkrepierer gewesen, weil die Vorhersagen der Theorie eben nicht eingetroffen sind.

            Kurz, ich erlaube mir skeptisch zu bleiben – nicht in Bezug auf den Treibhauseffekt an sich, sondern in Bezug auf das, was Untergangspropheten, Politiker und Abzocker daraus machen.

            Die Logik von “weil es den Treibhauseffekt gibt, kann sich der Planet erwärmen, also müssen wir CO2 vermeiden” ist ebenso lückenhaft wie “weil es die Schwerkraft gibt, können Flugzeuge abstürzen, also dürfen wir erst garkeine starten lassen.

            Es war heiß heute. Ich bin froh, daß mein Auto eine Klimaanlage hat.

            Frohe Pfingsten!

          • Vielen Dank, lieber @Störk! Sie haben damit bewiesen, dass es eindrucksvoll möglich ist, “Skepsis” zu formulieren und zu begründen, ohne von Superverschwörungen auszugehen. Die Existenz wissenschaftlicher Zitierkartelle halte ich für leider sehr plausibel, allerdings lassen sich darauf auch keine völlig fantastischen, von jeder Empirie abgelösten Annahmen halten. Und es ist doch m.E. etwas völlig anderes – und legitimes -, die Erwärmung anders zu bewerten als zu leugnen.

            Dass der Atomausstieg aufgrund eines massiven, öffentlichen Meinungsumschwungs nach der Fulushima-Katastrophe eingeleitet wurde, wissen Sie natürlich. Die öffentliche Meinung – die in einer Demokratie nicht ganz unerheblich sein sollte – hatte unsere Kanzlerin und ebenfalls promovierte Physikerin dabei an ihrer Seite.

            Auch mein Renault Zoe Intens hat selbstverständlich eine moderne Klimaanlage, wenn er auch keine Tankstellen mehr anfährt. 🙂

            Frohe Pfingsten!

          • Hallo Herr Blume,

            ich weiß nicht, ob Sie vor Ihrem “Internet-Fasten” noch dazu kommen, diesen Beitrag zu lesen und freizuschalten, aber die Klimaanlage habe ich nicht ohne Grund erwähnt: sie ist ein wunderbares Beispiel dafür, daß die Kombination aus dem Wärmeinsel-Effekt von Städten und dem Glashauseffekt von Autofenstern kein unlösbares Problem darstellt, dem nur durch den Verzicht auf Beton, Asphalt und gute Rundumsicht begegnet werden kann, sondern eines, für das es individuelle technische Lösungen gibt.

            Genauso gibt es auch technische Lösungen für die Anpassung an den steigenden Meeresspiegel. Die Landgewinnungsmaßnahmen an der Nordsee werden heute in erster Linie durch Umweltauflagen begrenzt und in zweiter Linie dadurch, daß neues Weideland für Schafe nicht mehr die wirtschaftlich lohnendste Investition ist. Technisch ist es ohne weiteres machbar, zusätzliche Groden einzudeichen, um neue Pufferzonen gegen eventuelle höhere Sturmfluten zu schaffen. Nur: solche Projekte müssen jeweils lokal entsprechend der örtlichen Gegebenheiten entschieden werden. Wenn sich die Leute durchsetzen würden, die sich eine globale planwirtschaftliche Kontrolle der CO2-Emissionen wünschen (diese Leute bilden keine Superverschwörung, aber es gibt sie) dann würde eine derartige “Welt-Öko-Diktatur” solchen lokalen Anpassungsprojekten Ressourcen entziehen und sie behindern – die Fahrt zum Aldi mag im Akku-Betrieb gut funktionieren, aber ein Radlader, der einen Deich erhöhen soll, braucht energiereicheren Treibstoff.

            Insofern finde ich Trumps Ansatz, daß sich jedes Land erst mal um seine eigenen Probleme kümmert, bevor man versucht, mit globalen Abkommen die Welt zu retten, gar nicht mal so ganz falsch. Am Deutschen Wesen muß die Welt nicht genesen.

          • Lieber @Störk,

            nein, “am deutschen Wesen” muss die Welt nicht genesen. Wenn aber der größte Teil der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler weltweit sowie über 190 Nationen aller Kontinente und verschiedenster Systeme (gegen Syrien, Nicaragua und jetzt die Trump-Administration) den Klimawandel als Gefahr erkennen und wenigstens einzudämmen versuchen, dann ist das doch etwas. Selbstverständlich steht es Ihnen frei, dennoch eine andere Meinung dazu zu vertreten. Mir erscheint – bei allen zu erwartenden Problemen und Widersprüchen im Detail – der weitgehende wissenschaftliche und internationale Konsens ausreichend gut begründet zu sein.

            Darüber hinaus möchte ich auch noch einmal betonen, dass mein Plädoyer für das Ölsparen vor allem auch auf die politischen und religiösen Verzerrungen von Rentierstaaten zielt. Durch den Öl- und Gasverbrauch finanzieren wir demokratiefeindliche Regime wie Saudi-Arabien, Katar, Russland und Venezuela.

            Mit herzlichen Grüßen!

  3. Als ich mich neulich mit dem Thema Bedingungsloses Grundeinkommen (wegen Roboter werden fast alle Arbeit erledigen) beschäftigte, kam mir der Gedanke, dass ein BGE auch zum Rentiersstaat führen kann, also die Demokratie bedroht.

    • @Omnivor

      Verstehe ich Sie richtig: Sie befürchten, dass Bezieher bedingungsloser Grundeinkommen sich zunehmend auf die Erhöhung der eigenen Bezüge konzentrieren und Politik und Wirtschaft damit lahmlegen würden? Oder dass Menschen, die selbst kein Arbeitseinkommen mehr generieren sich an die Abhängigkeit von Robotern und KI gewöhnen würden?

      Mit interessierten Grüßen!

      • Das vorwiegende Ziel der Aktivitäten der großen politischen Interessengruppen ist schon seit langer Zeit die Erhöhung der Löhne beziehungsweise der Gewinne, bei gleichzeitiger Verringerung der Arbeitszeit beziehungsweise der Kosten.
        Das bedingungslose Grundeinkommen wird auch am Geldkreislauf der Wirtschaft wenig ändern.
        An die Abhängigkeit von Maschinen und Computern haben wir uns schon längst gewöhnt.
        Die ideale soziale Gerechtigkeit besteht darin, dass alle Rohstoffe, alle Produktionsmittel und alle Produkte das Eigentum von allen Menschen zu gleichen Anteilen sind.
        Ich persönlich bin für das bedingungslose Grundeinkommen, hier ist noch ein sozial-utopischer Text als Wiederholung:
        https://www.e-stories.de/view-kurzgeschichten.phtml?28160

        • Wer die Produktionsmittel besitzt, besitzt die Macht. Wer vom bedingungslosen Grundeinkommen lebt, besitzt jedoch mit grosser Wahrscheinlichkeit keine Produktionsmittel, sondern er erhält das zum Leben nötige vom Staat und der Staat behauptet möglicherweise, er vertrete alle Bürger, tut das aber wohl nicht.
          Die Lösung wäre tatsächlich (Zitat), “dass alle Rohstoffe, alle Produktionsmittel und alle Produkte das Eigentum von allen Menschen zu gleichen Anteilen sind.” Ich denke allerdings nicht, dass der zukünftige Staat seinen Bürgern das zugesteht. Die Produktionsmittel, zu denen immer mehr flexible und intelligente Roboter gehören, sind und bleiben in Besitz von (meist grossen) Firmen, die sie verwenden. Gerade verlagert Adidas die Schuhproduktion von Asien zurück nach Deutschland wo es die Schuhe dann mit Robotern fabrizieren lässt. Damit wird manuelle Arbeit in Asien durch Arbeit mit firmeneigenen Produktionsmitteln ersetzt. Irgendwann wird dann auch die (meist höherqualifizierte) Arbeit in Deutschland durch Roboter ersetzt. Firmen und Fabriken werden also von Arbeitern unabhängig. Doch mit dieser Freistellung von Arbeitern geht mit grosser Wahrscheinlichkeit kein “Empowering” von Arbeitern einher, sondern eher ein Verlust and Bedeutung von menschlicher Arbeit und damit auch ein Verlust and Macht und Einfluss.

          • Dieses Problem lässt sich relativ einfach lösen.
            Die Gesamtheit aller Menschen kauft ganz legal, und auf demokratischen Beschluss, alle Volksaktien aller Produktionsmittel.
            Die ideale soziale Gerechtigkeit besteht darin, dass es dann die bedingungslosen Grund-Volksaktien und die bedingungslosen Grund-Dividenden gibt.
            Außerdem kann bei der vollständigen Automatisierung, und bei der vollständigen Arbeitslosigkeit, ohnehin kein Mensch ein Produkt von seinem nicht vorhandenen Arbeitslohn kaufen.

  4. Guter Artikel. In der Tat, Rückständigkeit und kriminelle Energie der westlichen Automobilindustrie sind bemerkenswert. Typischer Fall von drohendem Absturz nach langer Prosperität, gerade Deutschland, mit seiner starken Fixierung auf Auto und Co., muß verflucht aufpassen, nicht plötzlich zu den krassen Verlierern zu zählen.
    An der Stelle kann man gut erkennen, daß die Rechnungen keinen Sinn machen, die von einer Kopie der westlichen Lebensweise durch schwächere Länder sprechen und von deren ökologischer Unmöglichkeit.

    Viel wahrscheinlicher ist, daß sich heute schwächere Staaten direkt in die ökologischere Richtung entwickeln und den Westen damit abhängen.

    • Lieber @DH,

      ja, diese Befürchtung habe ich auch. Institutionell mag es logisch erscheinen, sich so lange wie möglich an ertragreiche Technologien zu klammern und biografisch-psychologisch wird sich mancher jenen Produkten verbunden fühlen, an denen er Jahrzehnte gearbeitet hat. Was mussten z.B. auch die Innovatoren der “Rügenwalder Mühle” firmenintern kämpfen, bevor sie endlich fleischfreie Wurst entwickeln und zum neuen Bestseller machen konnten! Und bei der Verbrennungsmotor- und Zuliefererindustrie geht es nicht um Wurstvarianten, sondern um milliardenschwere Technologien!

      Gerade auch für Deutschland und Baden-Württemberg wäre es eine Katastrophe, wenn der hiesigen Automobil- und Zulieferindustrie der Übergang zur Elektromobilität nicht gelänge. Umgekehrt schadet aber auch jeder Tag Mensch und Umwelt, an dem an den veralteten Verbrennungsmotoren festgehalten wird.

      Der Übergang wird schwer, aber ich glaube und hoffe dennoch, das mindestens einigen Anbietern noch die Transformation, Innovationen weg vom Ölverbrennen und damit auch die längerfristige Sicherung der Arbeitsplätze und Gewinne gelingt…

      • Irgendwann muß auch der letzte Mölhikaner erkennen, daß es keinen Widerspruch zwischen öko-logisch und -nomisch gibt. Ich glaube auch, daß da viel Psychologie mitschwingt, plus den nach wie vor großen materiellen Anreizen, die allerdings sehr viel mit der falschen Subventionspolitik zu tun haben.
        Leider beißt sich hier die Katze in den Schwanz, denn die Subventionspolitik hat was mit Lobbyarbeit zu tun und diese wiederum mit dem finanziellen Erfolg der Autoindustrie, die wiederum was zu tun hat mit Subventionen….
        Da muß Druck aus der Bevölkerung her und das ist die gute Nachricht, seit einiger Zeit nimmt der deutlich an Fahrt auf.

  5. RethinkX prophezeit, dass schon 2030 Elektroautos 95% aller Transportkilometer tragen werden und der Rohölverbrauch massiv zurückgehen werde. Dies dank transport-as-a-service durch autonome Elektroautos, die den Transport auf der Strasse massiv verbilligen werden (4 bis 10 Mal billiger pro Kilometer als mit dem eigenen Auto). Kaum noch jemand wird ein Auto besitzen, vielmehr wird man die Dienste von Uber + Co. in Anspruch nehmen und alle Uber-Autos werden autonom und eletkrisch unterwegs sein.
    In der Folge wird der Verbrauch von Benzin und Diesel stark zurückgehen und der Rohölverbrauch pro Tag von heute 96 Millionen Barrel pro Tag auf 70 Millionen Barrel pro Tag zurückgehen. Länder wie Saudi-Arabien, Russland oder Venezuela werden pleite gehen.

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