Abschied vom Homo oeconomicus von Gunter Dueck – Blogger schenken Lesefreude
BLOG: Natur des Glaubens
Neulich stieß ich via Facebook auf eine von zwei Bloggerinnen gestartete Aktion, die mir sofort gefallen hat: In “Blogger schenken Leserfreude” verlosen Bloggende am Welttag des Buches – dem 23.4.2012 – je ein Buch ihrer Wahl unter ihren Leserinnen und Lesern.
Das erinnerte mich an einen lieben Leser, der mir vor einiger Zeit ein kleines Paket zugeschickt hatte – einfach als Danke für die Bloggerei! Nun bin ich dran.
Das Buch, das ich verschenken möchte ist…
“Abschied vom Homo oeconomicus – Warum wir eine neue ökonomische Vernunft brauchen” von (Blognachbar) Gunter Dueck
Vor vielen Jahren gab ich das Studium der Volkswirtschaft auf, weil mir das Menschenbild des Homo oeconomicus nicht nur theoretisch unbefriedigend, sondern auf groteskte Weise falsch erschien – mit dem Verhalten echter Menschen hatte (und hat) es erkennbar nichts zu tun und führt(e) Generationen von Ökonomen in bizarre Sackgassen.
In seinem wunderbaren Buch beschreibt Dueck, wie sich das Verhalten von Menschen je in Zeiten allgemeinen Aufschwungs (Optimismus, Entspannung, schließlich Dekadenz) und krisenhaften Abschwungs (Panik, Streß, massiver Egoismus) ändert – bis hin zur intuitiven Bevorzugung verschiedener Wirtschaftstheorien. Dabei liest sich das Buch nicht nur süffig – es wurde auch direkt vor der Finanzkrise veröffentlicht und gibt also eine wunderbare Gelegenheit, die letzten Jahre Revue passieren zu lassen.
Wer sich für Ökonomie interessiert, wird an diesem Buch seine Freude haben. Und wer wirklich Volkswirtschaft betreibt, sollte es unbedingt gelesen haben!
Datenschutz – Versand über den science-shop
Übrigens: Damit Sie mir Ihre Adresse nicht senden müssen, habe ich beim science-shop angefragt – der der Gewinnerin oder dem Gewinner dann gerne das Buch zusenden wird. Die Rechnung übernehme dann ich. Die Aktion findet hier auf Natur des Glaubens am 23.4. statt.
Den Menschen sind nicht nur Homo oeconomicus. Die meisten von uns mögen es auch, hin und wieder etwas zu schenken.
Nur konsequent
…sich dann dem Studium der überempirischen Akteure zu widmen, die mit der Realität gar nichts mehr zu tun haben.
MFG
Dr. W
Süffigsante Literatur
@WB: “…sich dann dem Studium der überempirischen Akteure zu widmen” Dann wäre er ja Theologe; ist er aber nicht.
@MB: Wie liest sich denn ein Buch “süffig”? 🙂
@Webbär
Genau genommen war es eine Biografie von Franz von Assisi, die mich den Prof fragen liess, wie sich denn dessen Verhalten ökonomisch-rational erklären ließe. Da meinte er, dazu müsse man eher Religionswissenschaft studieren – ein guter Rat, für den ich ihm bis heute dankbar bin! 🙂 Denn mich interessiert nun einmal das Verhalten echter Menschen und die Evolutionsgeschichte des Glaubens.
@Stefan
süffig = leicht, geschmackvoll, vermittelt Wohlbefinden
@Stefan
Und als Nachtrag ein Danke! Ihre Unterscheidung von Theologie und Religionswissenschaft ist richtig: Wir treffen keine Aussagen über mutmaßliche überempirische Akteure, sondern erkunden und beschreiben, wie sich der Glauben an diese auf Menschen und deren Verhalten auswirkt.
@Stefan
Gemeint war, dass die Beschäftigung mit der etwas weichen [1] Volkswirtschaftslehre, die individuell unzufriedenstellend endet, in der Konsequenz eher mit dem Studieren einer Naturwissenschaft enden könnte, anstatt mit der extra-weichen Beschäftigung mit dem empirischen Nichts.
MFG
Dr. W
[1] der das Zitat auch gebracht hat, weil die Ökonomen so schön in die Tonne getreten werden; mit einem persönlichen ‘erschien’ eingeleitet und mit harten gruppenbezogenen Tatsachenfeststellungen endend
“eine Biografie von Franz von Assisi”
Cooler Typ grundsätzlich, stand in der Biographie irgendetwas von seinen Vorstellung das allgemeine kooperative (“wirtschaftliche”) Handeln betreffend, Herr Blume?
MFG
Dr. W
@Webbär
Zu 1. Wenn man etwas aus dem Scheitern der Volkswirtschaftslehre im 20. Jahrhundert lernen kann, so doch gerade das Scheitern reduktionistischer Modelle menschlichen Verhaltens. Es hat eindeutig biologische Grundlagen, ist aber mehr (“weicher“) als dieses.
Zu 2. Franz von Assisi war sogar Sohn eines Kaufmannes… Soll ich mal mehr zu ihm schreiben?
Über Franz von Assisi
“…stand in der Biographie irgendetwas von seinen Vorstellung das allgemeine kooperative (“wirtschaftliche”) Handeln betreffend…”
Aber natürlich, als Sohn eines reichen Kaufmanns wusste er wie man “wirtschaftlich” handelt. Er selbst entsagte aber allem Besitz. Zitat: “Wenn jeder Einzelne darauf verzichtet, Besitz anzuhäufen, dann werden alle genug haben.”
Volkswirtschaftslehre
Die Modelle sind ja gerade nicht ‘reduktionistisch’, sondern sie reduzieren nur. D.h. sie sind sich einer gewissen Schlichtheit bewusst – so wie liberale Denkgebäude meist eben nicht zu wissen vorgeben.
Wenn es ein entsprechendes Scheitern gegeben hat im letzten Jahrhundert, dann in der wirtschaftlichen Theoretisierung, dann in Ihrer Heimat [1], wir erinnern uns an die Zentralverwaltungswirtschaft.
MFG
Dr. W
[1] Sie werden zurzeit als gebürtiger DDRler gebucht, sollte das falsch sein, bitte korrigieren, der Schreiber dieser Zeilen fühlt sich aber halbwegs sicher.
PS: Schreiben Sie gerne etwas über Franz von Assisi, der hat ja viele inspiriert und wirkt auch heute noch…
Verwechselung
Sie wurden gerade mit dem hier verwechselt, die Info ist wohl noch “ein wenig” älter, als Sie noch auf der Positivliste standen und weit weniger Beachtung fanden.
Verantwortungsbewußtsein und Sündenbocks
uche
“… sondern erkunden und beschreiben, wie sich der Glauben an diese auf Menschen und deren Verhalten auswirkt.”
Das nennt man einfach auch: Surfen auf dem Zeitgeist, was offensichtlich besonders bei den zeitgenössischen Journalisten (in Verpflichtung zu journalistischer “Neutralität”) ein einträgliches Auskommen an WACHSENDEN Auswirkungen einbringt, solange es eben dauert bis … – Monitor, Panorama und die anderen Magazine für den “Glauben an das Gute im System”, sind ebenfalls Wissenschaftler für den Konsum- und Profitautismus der kapitulativen Interessen- und Informations-Gesellschaft im nun “freiheitlichen” Wettbewerb um …
@Webbär: Zwei (ernsthafte) Fragen
Lieber Webbär,
jetzt möchte ich doch aber mal ernstlich neugierig nachfragen. Was bedeutet der Satz “als Sie noch auf der Positivliste standen und weit weniger Beachtung fanden.”? Was ist denn bitte mit “Positivliste” gemeint und wer führt diese? Bestimmt wollen Sie das nicht, aber in Verbindung mit dem “Beachtung finden” klingt das bedrohlich.
Ebenso bewegt mich eine zweite Frage: Sie nehmen für sich das Recht der Anonymität in Anspruch, das ich selbstverständlich achte. Ich käme zum Beispiel gar nicht auf den Gedanken, meinen Leserinnen und Lesern etwa mittels der IP-Adresse(n) nachzuspionieren oder sie nach ihren Berufen oder Geburtsorten zu fragen. Selbst beim Buchverlosen (oben) bat ich ja den science-shop um Hilfe, um selbst keine Adressen erfragen zu müssen.
Während Sie also Anonymität für sich in Anspruch nehmen, scheinen Sie es andererseits aber völlig normal zu finden, mir bis in Beruf, Geburtsort, Kindheit usw. nachzuforschen und ihre entsprechenden Mutmaßungen auch noch zu posten.
Vielleicht bin ich ja wirklich nur ein naiver Gutmensch, aber ich hielt die Regel, wonach wir andere so behandeln sollten, wie wir selbst behandelt werden wollen, eigentlich immer für überzeugend.
Ganz ohne Polemik sondern aus echter Neugier möchte ich Sie fragen, warum Sie es richtig finden, für sich Anonymität zu beanspruchen und gleichzeitig die Privatsphäre von Bloggern ausforschen zu wollen?
@webbär
um etwas über Dr. Blumes Beziehung zur realsozialistischen DDR zu erfahren, müssen Sie nicht nach allen Blumes gleichen Vornamens suchen – einfach hier im Blog mitlesen ist da viel aussagekräftiger.
@Blume
Diese Frage beinhaltet eine Unterstellung, die zurückgewiesen wird.
Sie haben als sich öffentlich präsentierende Person erkennbar nichts dagegen, wenn die von Ihnen freiwillig im Web bereitgestellten Daten gelegentlich bemüht werden…
Denn sonst würden Sie diese Daten … nicht öffentlich präsentieren.
MFG
Dr. W (der gerade beim Geburtsort nun wirklich keine Bedenken hatte, lol)
@Blume (2)
Aha, noch eine Frage:
‘Positivliste’ heißt, dass Ihre Webnachrichten längere Zeit einfach nur als gut eingeschätzt worden sind.
MFG
Dr. W
Karriere versus Privatsphäre
@ Blume
Seit wann haben Sie eine Privatsphäre?: Wo Sie doch jeden noch so randständigen Fitzel Ihres Lebens vermarkten, um Ihre Karriere zu befördern!
@Webbär
Klar – was jemand offenlegt, liegt offen. Aber sowohl bei beruflicher Stellung wie bei Geburtsort haben Sie auf andere Quellen verlinkt, nachgefragt und Mutmaßungen angestellt – gerade weil ich von mir aus nichts dazu gepostet habe… Und ich frage einfach, weil ich das bei Ihnen und anderen aus Respekt nicht tun würde. Was Sie von sich aus kundtun, ist willkommen – der Rest aber Ihre Sache. Oder sehe ich das falsch?
@Borg
Es ehrt mich, dass Sie meiner Bloggerei so umfassende Wirkung zutrauen. 🙂 Aber leider muss ich Ihnen mitteilen, dass der größte Teil meines alltäglichen und beruflichen Lebens “offline“ und unberichtet stattfindet. Vielleicht kann man in den USA “Karrieren“ auf Bloggen begründen, in Deutschland sehe ich das eher nicht… Das Ganze ist ein wunderbares, konstruktives Hobby.
Respekt
Jetzt tun wir mal nicht so heilig und vergessen nicht, dass wir auch schon merkwürdige Fragen gestellt haben wie z.B.: ‘Sind Sie vielleicht ein wenig rechts?’, ‘Was hat Ihr Opa gemacht?’, ‘Sind Sie vielleicht ein wenig rassistisch?’, ‘Sind Sie vielleicht ein wenig gruppenbezogen feindlich?’ etc.
Und klar, wegen dieses Beharkens Ihrer Kommentierenden verdienen Sie besondere Beachtung, ausschlaggebend bleibt aber natürlich die Sache – wie bspw. Ihr Kompass islamistische Gruppen und den traditionellen Katholizismus (‘Kath.net ist extremistisch.’) betreffend.
So isses halt, man exponiert sich im Web und man wird und bleibt angefragt.
MFG
Dr. W
@Webbär
Da werden wir uns schnell einig: Ihr Opa geht mich gar nix an, solange Sie nicht selbst von ihm erzählen wollen.
Und welche Standards Sie an Ihr eigenes Online-Verhalten anlegen, bleibt Ihre Sache – zwischen konstruktiven Nutzern und Trollen wird es stets ein weites Feld geben. Mich hat einfach interessiert, wie Sie das selbst sehen bzw. ob Sie es hin und wieder reflektieren. Andere Blogger löschen Sie ja längst, auf NdG sind Sie weiterhin willkommen.
Webkompetenz
Die Webkompetenz ist eine neuartige Kommunikationskompetenz, die noch allgemein geübt wird; der Schreibär dieser Zeilen schließt sich hier nicht aus.
Angemessen erscheint es im Web die Kompetivität, die Anonymität und andersartiges Kommunikationsverhalten “einfach so” [1] anzunehmen.
Vielleicht sollte man sich auch vom Begriff des Trolls lösen: Der Troll ist ja immer der andere und wirkliche Störer [2] gibt es Web überraschend selten.
MFG
Dr. W
[1] ohne zu lamentieren, ohne sich schwächlich in der Zensur zu üben
[2] ein Störer ist so definiert, dass er bewusst oder unbewusst ein Angebot stark schädigen möchte und so moderationspflichtig wird ab einem gewissen Punkt – btw, bei ‘Kritisch Gedacht’ springt gerade einer rum, ein bedauerlicher Einzelfall
@Webbaer
Ja, so ähnlich sehe ich es auch: Netzkultur muss wachsen, darauf hat uns die biokulturelle Evolution nicht vorbereitet. 😉 Das Scheitern der Piratenpartei inmitten brutaler Attacken auf alle, die sichtbar sind zeigt m.E., dass der Weg noch weit ist bzw. die Möglichkeiten des Netzes davon begrenzt bleiben werden. Aber warum Aufgeben – die Zukunft hat ja gerade erst begonnen… 😉
Homo oeconomicus
Das Modell oder die Vorstellung des Homo oeconomicus ist weit weniger scharf umrissen als zumindest zurzeit [1] oft behauptet wird. [2]
Es ist, wie bspw. auch die zurzeit üblicherweise gefahrenen politischen Modelle, erkennbar unzureichend, aber alternativlos in dem Sinne, dass es nichts Besseres gibt oder dass nichts Besseres vorgelegt wird.
Der “Homo collectivus” des Kollektivismus oder der Zentralverwaltungswirtschaft hat sozusagen noch weniger funktioniert, sei es, weil das Klassenbewusstsein, sei es, weil das völkische Bewusstsein unzureichend ausgeprägt war beim Individuum, auch wenn dieses versucht worden ist zu konditionieren.
Jeder, der diese Zeilen liest, wird sich schon einmal ertappt haben aus profanen pekuniären Überlegungen heraus im Sinne des Homo oeconomicus gehandelt zu haben.
Sei es beim Einkauf von Benzin (“Tanken”), bei Gehaltsverhandlungen, bei der Geldanlage oder den allgemeinen Konsum betreffend. Jedes ALDI und LIDL bildet dementsprechend.
Man muss das nicht gut finden, man handelt auch nicht konsequent im Sinne des Modells, aber es bleibt folgerichtig anzunehmen, dass bspw. mehr Schmuggelware oder mehr lose Ware beim Tabak konsumiert wird, wenn die Filterzigaretten teurer werden, dass man andere Autos kauft, wenn das Benzin oder die Steuern steigen oder dass man Immobilien erwirbt oder abstößt, wenn sich die rechtliche Lage ändert.
Die Gegenrede zum Homo oeconomicus erschöpft sich demzufolge meist in der Kritik, bemüht sich also nicht konstruktiv.
Sollte “Wild Duck” (Selbstsprech) konstruktiv gewesen sein, wären dementsprechende Hinweise nett.
MFG
Dr. W
[1] die Staatschuldenkrise bzw. die Eurokrise scheint dementsprechend anzuleiten
[2] vgl. mit dem Artikeltext
@Blume
“… wonach wir andere so behandeln sollten, wie wir selbst behandelt werden wollen, eigentlich immer für überzeugend.”
Das finde ich interessant und wenig überzeugend, denn 1. forschen sie als “Religionswissenschaftler” das Leben und die eigentlich leicht erklärbaren Schwächen von uns und dem System aus, um dies dann …, 2. vermisse ich dabei eine deutliche Stellungnahme zur besseren Behandlung der vernachlässigten und ausgepressten Mehrheit dieser Welt- und “Werteordnung”, all so wollen sie auch so fern von Verantwortungs- und Massenbewußtsein …!?
Ich finde es schön
dass Sie “einfach so” etwas verschenken – das soll unter all den kritischen Kommentaren nicht untergehen! Und ich finde es auch hoch an der Zeit, dass die Natur des Menschen etwas differenzierter gesehen wird als die krasse Vereinfachung des “homo oeconomicus” nahe legt. Die Kombination aus der Buchauswahl und der Schenk – Aktion finde ich daher besonders gelungen!
@Liane Mayer
Liebe Frau Mayer,
ganz herzlichen Dank für den Sonnenstrahl in einer oft allzu rauen Netzwelt!
Herzliche Grüße
Klickgeneratoren
Sind es nicht gerade so Klickgeneratoren wie Blume, die die Netzwelt so rauh und dunkel machen?!
Verständnisprobleme
Wenn ich das Buch lese, weiß ich dann warum die EZB Bankanleihen zu 100% garantiert, Staatsanleihen manchmal nicht, wieso seit 2005 die Renten in Deutschland um 10% gekürzt wurden und an welche Deutsche die Gewinne aus dem Aussenhandel ausgeschüttet werden?
Nichts?
Na dann investiert ich ganz ökonomisch meine Zeit nicht damit den Nebel zu betrachten.
@Beate
Erfreulicherweise darf ich schreiben: Ja, Dueck thematisiert durchaus, warum und wie sich egoistisches und sozial kaltes Verhalten gerade in Krisenzeiten ausbreiten und sogar den Mantel der Gemeinnützigkeit (z.B. “Standortsicherung”) umhängen kann. Und dies ist umso bemerkenswerter, weil das Buch ja “vor” der Finanzkrise erschien!
@Borg: Wärme spenden
Lieben Dank für Ihr Interesse, Ihre Klicks und Kommentare, mit denen Sie diesen Blog weiter stärken! 😉
Konsum- und Profitautismus im
geistigen Stillstand
Als “Religionswissenschaftler” sollten sie wissen: Vor allen “Krisen” dieser Welt- und “Werteordnung” im nun “freiheitlichen” Wettbewerb um …, erschien das Buch der Bücher, wo ziemlich deutlich beschrieben steht, wie Mensch sich menschenwürdig und … verhalten sollte!?
Doch weil Mensch es gewohnt ist sich UNvernünftig in UNwahrheit, bzw. stets Verantwortungslos auf Sündenbocksuche, zu “bewegen” (denn schuld sind / haben ja immer nur die “anderen”, allen voran der “Sozialist Christus”), ist dieses Buch auch nur Produkt konfusionierender Überproduktion von KOMMUNIKATIONSMÜLL!?
Dr. Michael Blume zu Hayek
in 2009:
Hayek hatte Recht!
In den vergangenen Jahren haben immer mehr Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen – von Neuro- und Evolutionsbiologen über Soziologen und Ökonomen bis zu Demografen, Theologen und Religionswissenschaftlern – begonnen, die Evolution von Religiosität und Religionen genau so empirisch zu erforschen wie zuvor schon die Evolution von Sprachfähigkeit und Sprachen bzw. Musikalität und Musikstücken. Und dabei zunehmend entdeckt, dass die freiheitliche Wettbewerbstheorie nach Smith und Hayek diesen Prozess biokultureller Evolution hervorragend beschreiben kann. (Quelle)
Wir haben uns inzwischen ein wenig umorientiert, gell?
MFG
Dr. W
@Webbaer
Hoffentlich weiter entwickelt, aber nicht “umorientiert”. Von Hayek war zeitlebens ein erbitterter Gegner von Homo oeconomicus-Modellen, den er vor dem Hintergrund der Evolutionstheorie als “spectre / Gespenst” verhöhnte. Recht hat(te) er! 🙂
Hayek und Homo oeconomicus
Keineswegs. Hayek hat die rationalistische Sichtweise auf den Homo oeconomicus kritisiert, wie auch der Schreiber dieser Zeilen hier.
Der Rationalismus (vs. rational, also ohne Suffix) entspricht grob dem Szientismus, der bekanntlich falsch ist.
Ein schönes Beispiel für den Rationalismus ist das (eben nicht der Sachlage bzw. dem Präferenzmodell entsprechende) sogenannte Wahlparadoxon, lustig auch dieser seinerzeitige (“-istische”) Artikel.
MFG
Dr. W
Ergänzend das Zitat
MFG
Dr. W
@Webbaer
Tja, so sehe ich es im wesentlichen auch: Zustimmung! 🙂
@Blume
Es ist ja schön, dass Sie anzunehmenderweise zum zweitletzten Kommentar zustimmen, denn der war sozusagen rational (vs. rationalistisch) gehalten, aber andererseits schrieben Sie:
1.) ‘Von Hayek war zeitlebens ein erbitterter Gegner von Homo oeconomicus-Modellen, den er vor dem Hintergrund der Evolutionstheorie als “spectre / Gespenst” verhöhnte.’ (deckt sich “nicht ganz” mit der im letzten Kommentar zitierten Hayek-Aussage)
2.) ‘Vor vielen Jahren gab ich das Studium der Volkswirtschaft auf, weil mir das Menschenbild des Homo oeconomicus nicht nur theoretisch unbefriedigend, sondern auf groteskte Weise falsch erschien – mit dem Verhalten echter Menschen hatte (und hat) es erkennbar nichts zu tun und führt(e) Generationen von Ökonomen in bizarre Sackgassen.’ (wobei es hier vielleicht genügt hätte, wenn Ihr Prof die oben zitierte Hayek-Aussage gebracht hätte [1])
Das Menschenbild des Homo oeconomicus wird eben in der Wirtschaftslehre meist nicht im rationalistischen Sinne vertreten, aus gutem Grund nicht.
MFG
Dr. W
[1] der Schreiber dieser Zeilen, der ja mittlerweile fast schon Blumologe ist, bezieht sich hier auf an anderer Stelle von Ihnen Geschildertes *
* Nein, er stalkt nicht, er ist interessiert
🙂
@Webbaer
Wenn sich Leute jahrelang mit Homo oeconomicus-Modellen befassen, droht die Gefahr, dass diese Verkürzungen ins Menschenbild einfließen. Wenn man sich der Gefahr aber bewusst ist, können auch verkürzte Modelle m.E. heuristischen Wert haben. Konkret antwortete der VWL-Prof auf meine Frage nach dem Verhalten von Franz von Assisi mit der (guten!) Empfehlung zur Religionswissenschaft. Evolutionär informierte Ökonomie interessiert den Schreiber dieses Blogs aber nach wie vor. Daher erkenne ich hier keinen grundlegenden Dissens.
Aufmerksam lesen und prüfen
An der Diskussion zum “homo oeconomicus” und dem Nutzen der Volkswirtschaftlehre hatte ich mich ja bereits mehrfach in diesem Blog beteiligt. Deswegen mische ich mich auch hier ein.
Der Buchtitel alleine sagt noch recht wenig aus. Hier gilt es aus meiner Sicht tatsächlich, genau zu lesen und zu prüfen, wie weit die gemachten Aussagen zutreffen und in welche Richtung sie abzielen. Denn das ist die leidige Sache beim wirtsschaftspolitischen Diskurs: Leute versuchen gerne, die gesamte Theorie auf zwei bipolare Lager zu reduzieren, ohne all die Zwischentöne (Widersprüche, Weiterentwicklungen, Gültigkeit innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen) zu beachten. Deswegen kann man einen von Hayek gleichzeitig als “Helden der Freiheit”, “Lieblingsautor der Neoliberalen”, Kritiker und Erneuerer der “ursprünglichen” Lehre von der Marktwirtschaft darstellen usw.
Ebenso kann man “ökonomische Vernunft” ganz unterschiedlich interpretieren. Ja, was ist denn vernünftig aus ökonomischer Sicht? Da werden verschiedene Leute gegensätzliche Antworten geben. Und selbst bei gleicher Antwort können die Empfehlungen für konkrete Schritte zu diesem Ziel konträr ausfallen. Deswegen sehe ich die eigentliche Aufgabe darin, dieses Buch erst einmal zu lesen und dann zu beurteilen – einschließlich aller Annahmen und Erfahrungen, aufgrund derer man urteilt.
@Blume: Homo oeconomicus
Den Menschen als rational handelnden, kooperationsbezogenen, auf seinen Vorteil achtenden (wenn auch nicht “egoistischerweise”) Homo oeconomicus [1] zu betrachten bleibt nicht nur richtig, sondern erforderlich, wenn es Modelle zu entwickeln gilt, die trotz der hier mehrfach beschriebenen Unschärfe oft funktionieren.
Ein Dissens könnte entstehen, wenn vom Abschied vom Homo Oeconomicus geschrieben wird, wenn die Finanzkrise (Staatsschuldenkrise oder Eurokrise träfe es vielleicht besser) unserem modellartigen Freund zugerechnet wird und wenn geschrieben wird, dass das Menschenbild des Economicus ‘grotesk falsch’ sei.
Bedenken Sie die Rezipienz.
MFG
Dr. W
[1] ‘Ökonomie’ wie ‘Wirtschaft’ sind natürlich unpassende bis schreckliche Begriffe, weil sie statt der Kooperation oder der reglementierten Kooperation Wirt-Kunden-Verhältnisse unterstellen, was der Sachbeschreibung undienlich ist. – Zum Glück hat man hier nicht das anerkanntermaßen erste Gewerbe sprachlich bemüht.
@Kunar
Ja, ob bei Darwin, von Hayek oder hier Dueck: Zu oft wird über Vermutungen diskutiert, statt sich die Mühe zu machen, ein Buch halt auch erst mal zu lesen… Meist zeigt sich dabei, dass die Betreffenden viel differenzierter argumentieren, als es “Jünger” und “Kritiker” wahr haben wollen…
Dass
die bisherige hiesige kleine Diskussion nicht ganz falsch lag, ergibt sich bspw. aus dieser Textprobe:
Doch das sind Märchen, um einfache Theorien für nette Vorlesungen zu erhalten! Eingeweide sind nicht stabil.
MFG
Dr. W (der aber nicht vorhat ernsthaft in den Mann zu gehen sich nun -bis auf Weiteres- ausklinkt)
@Blume
Ischt jetzt noch akuzeller geworden.
MFG
Dr. W