Was uns bibbern lässt – Der Dezember 2010

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Dieser Dezember scheint irgendwie das Versprechen für einen echten Winter einlösen zu wollen, zumindest hier in Europa, aber auch in weiten Teilen der Vereinigten Staaten. Und prompt kommt es dabei auch zu den bekannten Begleiterscheinungen wie ausgefallenen Zügen, verschneiten Straßen und verspäteten Zügen. Früher war alles besser, möchten manche Zeitgenossen da gerne sagen. Aber die Zeit verklärt eben so manches, und in früheren Zeiten waren wir, beziehungsweise unsere Zivilisation auch nicht so verwundbar, weil wir noch nicht so auf die fein abgestimmte Mobilität gesetzt hatten (siehe dazu auch den Spiegelfechter). Aber bevor ich mich jetzt hier in die Nostalgie des gestern verliere: Im Vergleich mit den letzten Jahren war der Dezember bisher wirklich recht kühl. Das zeigt auch die Abbildung, welche die Temperaturanomalie für den Zeitraum vom 3. bis zum 10. Dezember 2010 angibt, verglichen mit den Durchschnittstemperaturen desselben Zeitraums im Dezember 2002 bis 2009.

Arctic Oszillation

 Legende zur arctic oszillation

Die Messungen stammen vom Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) des Aqua-Satelliten. Und bei der Betrachtung wird auch schon deutlich, dass alleine die kalten Temperaturen hier bei uns noch keine Widerlegung des prognostizierten globalen Klimawandels sind. Denn auch wenn Nordeuropa genauso wie Teile der USA deutlich zu kalt ist, zeigen andere Gebiete wie Neufundland, das nördliche Kanada und das südliche Grönland eine positive Temperaturanomalie. Dort ist es also wärmer als im selben Zeitraum der Jahre 2002 bis 2009. Diese Temperaturverteilung geht auf die sogenannte Arktische Oszillation zurück. Sie beruht auf dem Gegensatz zwischen dem niedrigeren Luftdruck in den arktischen und dem höheren Luftdruck der mittleren Breiten auf der Nordhalbkugel und hat dementsprechend einen hohen Einfluss auf das Winterwetter hier bei uns im Norden. Ist der Unterschied im Luftdruck nur schwach ausgeprägt, nennt man das die negative Phase. Dann kann kalte Luft aus der Arktis weit in Richtung Süden vordringen, während im Gegenzug warme Luft in den Norden fließt. Zurzeit ist die Arktische Oszillation ebenso wie im Dezember 2009 negativ. Nicht nur in Europa dringt zurzeit kalte Luft weit in den Süden vor, auch in den östlichen USA wurden Schulen und Straßen aufgrund der Witterungsverhältnisse geschlossen. Im Bereich des Mittleren Westens der USA kann man auch die Kältesignatur eines Schneesturmes erkennen. Hingegen herrschen in Teilen Grönlands, Kanadas und Neufundlands ungewöhnlich warme Temperaturen. Dort dringt warme Luft weit in den Norden vor. Man sollte also nicht die lokale Kälte hier in Mitteleuropa mit einem Ende oder gar einer Widerlegung des Klimawandels verwechseln, wie es manche gerne tun. Insgesamt war das Jahr 2010 nämlich recht warm. Die Monate April, Juli und November brachen sogar den Wärmerekord für den entsprechenden Monat seit 1880. Und wir sollten auch nicht die extreme Hitzewelle in Russland vergessen, die uns im Sommer 2010 so beschäftigt hat.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

5 Kommentare

  1. Wissenschaft ja, oder nein?

    Solange Sie dann nicht hohe Sommertemperaturen wie zum Beweis eines Klimawandels hernehmen, wie einige Klimaforscher, ist ja alles in Butter.

    Ich messe Latif aber an seiner Allaussage aus dem Jahre 2000, der Sie auch nicht widersprochen haben:

    “Winter wie vor 20 Jahren mit viel Schnee und Frost werden wir NIE wieder erleben.”

    Als Grundlage dienten Latif damals seine Klimamodelle. Anscheined waren diese falsch, wie durch den einfachen Gegenbeweis jetzt bewiesen wurde und schon passen Forscher wie Latif ihre Modelle an.

    Wie man aber solches als wissenschaftlich bezeichnen kann, wenn man seinen Popper gelesen hat, erschließt sich mir nicht.

    Theorien sind Netze, die wir auswerfen die Welt einzufangen, als Wissenschaftler sollte man soviel Größe haben zu Fehlern zu stehen, wie Latif ihn begangen hat, um politische Wissenschaften zu betreiben.

    Ja, es gibt einen Klimawandel, ein dynamisches System wandelt sich immer. Und ja, wir hatten bereits wärmere Zeiten vor 2000 Jahren, damals war es eine Zeit der Hochkulturen, während das kalte Mittelalter eine Zeit der Not und Kriege war.

    Vergessen wir auch nicht, dass wir erdgeschichtlich in einem Eiszeitalter – Känozoikum – leben und froh sein sollten, dass es so warm ist und noch wärmer wird. Wie groß wäre die Not und das Elend, wenn die Eiszeit wie vor 30.000 Jahren zurück käme?

    Nur die technisierten Zivilisationen mit ihren Städten in Meeresnähe haben damit ein Problem, ob Mensch gemacht oder nicht spielt dabei keine Rolle.

    Es ist eben noch nicht geklärt, ob der CO2 Anstieg durch den Menschen ausgelöst wurde, oder durch einen natürlichen Klimawandel, ob also Ursache oder Wirkung nicht entgegengesetzt verlaufen.

    Angesichts des immensen im Permafrost gespeicherten CO2’s eine Frage, die interessant werden könnte.

  2. Strömungsmechanik…

    Ansonsten empfehle ich ein Studium der Strömungsmechanik, um abschätzen zu können, welchen Einfluss selbst kleinste Veränderungen haben können, die man vorher nicht in das Modell eingearbeitet hat.

  3. Man soll also lokale Wettererscheinungen nicht als Gegenbeweis nehmen für die Klimaerwärmung?

    Zitat: “Die Monate April, Juli und November brachen sogar den Wärmerekord für den entsprechenden Monat seit 1880. Und wir sollten auch nicht die extreme Hitzewelle in Russland vergessen, die uns im Sommer 2010 so beschäftigt hat.”

    Gleiches gilt dann aber auch für Sie Herr Ries…

    Wie kann ich ohne Rot zu werden die Argumentation einer Seite verurteilen, mich aber im gleichen Atemzug derselben dummen Argumentation bedienen?

    Das macht Sie als Mineraloge nicht gerade glaubwürdig.

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