Süßwasserlinsen auf Langeoog

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Grundwasser stellt eine wichtige Ressource für die Gewinnung von sauberem Trinkwasser dar. Was sich so selbstverständlich anhört, kann auch schnell zu einem Problem werden. Nämlich dann, wenn wir die unterirdischen Wasserspeicher schneller leer pumpen, als sie sich wieder füllen können. Und genau dies passiert in 21 der 37 größten Wasserreservoire der Erde. In sehr viel kleinerem Maßstab sind Inseln ein sehr gutes Beispiel.

Hier finden sich, wenn die Insel groß genug ist, Linsen aus Süßwasser auf dem dichteren Salzwasser. Das leichtere Süßwasser mischt sich nicht nennenswert mit dem dichteren Salzwasser. Diese Süßwasserlinsen stellen für die Bewohner der betreffenden Inseln oftmals die einzige Trinkwasserquelle dar, wenn man nicht auf das Auffangen von Regenwasser angewiesen sein will. Wobei letztlich auch das Wasser der Süßwasserlinsen aus Regenwasser besteht. Die Linse wird durch versickerndes Regenwasser ständig aufgefüllt.

Langeoog
Langeoog, wie sich die Insel am 13. Juli 2013 dem The Advanced Land Imager (ALI) des Earth Observing-1 (EO-1) Satelliten präsentierte. Credit: NASA Earth Observatory image by Jesse Allen, using EO-1 ALI data from the NASA EO-1 team. Caption by Adam Voiland

 

Ein gutes Beispiel stellt die ostfriesische Insel Langeoog dar. Langeoog ist eine Barriereinsel rund 8 Kilometer vor der niedersächsischen Nordseeküste dar. Anders als die nordfriesischen Inseln waren die ostfriesischen Inseln nicht ursprünglich mit dem Festland verbunden . Langeoog besteht eigentlich nur aus Sand. Die Insel begann sich vor rund 2800 bis 2200 Jahren zu bilden und die Dünen, welche heute das Inselbild prägen, entstanden vor 1900 Jahren. Lange Zeit war die Insel weitgehend kahl, und nicht mehr als eine große Sandbank, nennenswerte Bodenbildung setzte erst vor knapp 1200 Jahren ein.

Vermutlich war Langeoog bereits seit dem Mittelalter auch besiedelt, wobei die Bevölkerungszahl vermutlich nur sehr klein (gemessen an der heutigen Bevölkerung) war. Um 1630 war der erste namentlich erwähnte Inselvogt Melchior Edden Garmer, für dessen Gebiet 7 Haushalte mit 35 Bewohnern angegeben werden. Bis 1842 war die Zahl auf 118 Bewohner angewachsen.
Ab 1830 begann auch mit dem Auricher Amtsrichter Vangerow der Bädertourismus, wenn auch sehr viel bescheidener als etwa auf Norderney. 1876 wurden ganze 365 Badegäste gezählt.

Heute (2011) zählt die Insel 1968 Einwohner (das Maximum lag 1985 bei 3050), die Zahl der Badegäste lag 2010 bei 204 000.

Alle zusammen stellen eine große Herausforderung an die Trinkwasserversorgung aus den lokalen Süßwasserlinse dar. Denn wenn zu viel Wasser gefördert wird, strömt salzhaltiges Wasser nach. Im Falle von Langeoog handelt es sich tatsächlich um zwei verschiedene Linsen. Die westliche liegt unter den Heerenhus Dünen, die östliche unter den Dünen auf der Ostseite der Insel.
Seit 1909 befinden sich westlich des Inselortes Brunnen, die aus der westlichen Süßwasserlinse Trinkwasser fördern, aber diese Brunnen mussten 1989 wegen bakterieller Belastung aufgegeben werden. Die neuen Brunnen befinden sich nordöstlich des Inselortes in den Heerenhus Dünen. Die östliche Süßwasserlinse wird bislang noch nicht zur Trinkwassergewinnung herangezogen.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

1 Kommentar

  1. Heute (2016) ist zum Glück immer noch alles in Ordnung mit der Süßwasserlinse. Ich hoffe, dass dies noch lange so bleibt – denn ich liebe das Langeooger Trinkwasser.

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