Struvit – das Hamburger Mineral – Mineralogisches Alphabet #S
BLOG: Mente et Malleo

Manchmal kann man auch an ungewöhnlichen Orten mineralogische Entdeckungen machen. Ungewöhnlich meine ich hier in mehrfacher Hinsicht.
Zum einen geographisch. Würde irgendjemand erwarten ausgerechnet in Hamburg ein neues Mineral zu finden? Dort in Hamburg finden, nicht zu beschreiben. Diese kleine Einschränkung muss sein, denn natürlich werden in Hamburgs Mineralogisch-Petrographischen Institut des Öfteren neue Minerale entdeckt und neu beschrieben. das zählt hier aber nicht.
Was immer man dort gesucht hat, die kleinen Kristalle werden es wohl nicht gewesen sein. Damit könnte die Geschichte eigentlich vorbei sein, aber zum Glück fanden die kleinen Kristalle ihren Weg zum Apotheker, Chemiker und Mitglied der Hamburger Bürgerschaft Georg Ludwig Ulex. Der hatte wohl ein Händchen für derartige Funde und erkannte, dass er hier ein bisher unbekanntes Mineral vor sich hatte.
Ein vollkommen neues Mineral zu finden ist eine tolle Sache. Man hat heute zumindest das Vorschlagsrecht für den Namen des Neufundes. Über die Namensgebung wacht heute eine Arbeitsgruppe der Internationalen Mineralogischen Vereinigung, die „Commission on new Minerals, Nomenclature and Classification“ (CNMNC, übersetzt: Kommission für neue Minerale, Mineralnamen und Klassifikation).
Früher war das etwas einfacher. Man beschrieb den Fund und benannte ihn. Das führte aber schon rasch in ein ziemliches Chaos. Denn kaum einer hatte den Überblick über alle Neufunde (heute sind rund 4600 Minerale bekannt). Und außerdem kann ein und das selbe Mineral sehr unterschiedliche Formen annehmen (z.B. Tracht und Habitus von Kristallen). Es ergab sich also rasch das Problem, dass manche Minerale mehrfach benannt wurden und daher heute noch etliche Synonyme im Raum herumschwirren.
Somit, durch Herrn Ulex ist Hamburg also zu einem Mineral gekommen. Das Typmaterial befindet sich heute im Mineralogischen Museum der Hansestadt. benannt wurde das Mineral nach Heinrich Christian Gottfried von Struve, der neben seiner Tätigkeit als russischer Gesandter in Hamburg auch an der Mineralogie interessiert war und eine umfangreiche Mineraliensammlung besaß. Struvit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und hat die Zusammensetzung (NH4)Mg[PO4]·6H2O.
Und das ist noch nicht alles. Viele Menschen dürften auch schon auf schmerzhafte Weise mit Struvit Bekanntschaft geschlossen haben. Denn unter bestimmten Voraussetzungen ist der Körper in der Lage, dieses Mineral zu bilden. Nicht absichtlich und meist im Bereich der Nieren. Rund 11% der Nierensteine sind Struvite ( bei Kindern sogar bis zu 93%). Zur Bildung wir alkalischer Urin benötigt, meist in Folge einer Nierenbeckenentzündung (oft sind Bakterien wie Proteus mirabilis beteiligt). Bei Katzen hat der Urin einen ohnehin höheren pH-Wert, so dass bei ihnen Struvite sehr oft vorkommen.
Gilt weißer Phosphor als Mineral? Der wurde sogar noch vorher in Hamburg hergestellt, wenn ich mich recht erinnere…
von Hennig Brand, 1669. War soweit ich weiß das erste chemische Element, das in der Neuzeit entdeckt wurde. Da kann man als Lokalpatriot doch mal auf etwas verweisen.
Aber ich gehe stark davon aus, das Phosphor, auch der Weiße, kein Mineral ist. Weißer Phosphor ist vermutlich zu reaktionsfreudig, um frei vorzukommen. Grob gesagt sollte ein Mineral eine natürlich vorkommende chemische Verbindung oder Element sein. Zumindest in den IMA Listen taucht es nicht auf.
http://pubsites.uws.edu.au/ima-cnmnc/IMA2009-01%20UPDATE%20160309.pdf
http://pubsites.uws.edu.au/ima-cnmnc/IMA_Master_List_%282013-10%29.pdf
Sehr geehrte Damen und Herren,
für eine Ausstellung benötige ich Exemplare von Steine/ Mineralien mit einem hohen Phosphat anteil. Struvit gehört zu den gewünschten Ausstellungsstücken.
Der Kauf von Struvit hat sich als sehr schwer erwiesen, darum würde ich Sie um ihre Hilfe bitten und mich über eine Rückmeldung freuen.
Herzliche Grüße
Lilli Heikaus
Ich habe die Anfrage mal über Twitter und facebook weitergeleitet. Ansonsten könnte man auch lokale oder überregionale Mineralienmessen aufsuchen, wie z.B. im Juni in Ste. Marie aux Mines vorbeischauen?