Rendzina – Boden des Jahres 2025
Das Kuratorium Boden des Jahres hat für das kommende Jahr wieder einen Boden des Jahres ausgewählt. Im Jahr 2025 wird die Rendzina.
Ein steinreicher Boden
Was ist eine Rendzina? Rendzinen sind im wahrsten Sinne des Wortes steinreiche Böden. Sie bestehen meist aus einer sehr dünnen humosen Oberschicht, die einen hohen Steinanteil aufweist. Darunter liegt direkt das Ausgangsgestein, überwiegend Kalk, seltener Dolomit oder Gips. Die Rendzina besteht nur aus diesen beiden Bodenhorizonten (Ah und C).
Diese Böden waren verhältnismäßig schwer zu bearbeiten und der Pflug verursachte immer ein kratzendes, quengelndes Geräusch. Dieses Geräusch war auch namensgebend. Das Wort Rendzina stammt aus dem Polnischen und bedeutet quengeln oder nörgeln. Es war dieses Geräusch, das den Bauern vorkam, als würde ihr Boden beim Pflügen ständig nörgeln und quengeln.
Und so mancher Bauer stimmte sicher in den Gesang ein, denn die Rendzina ist kein angenehmer Boden für den Ackerbau.
Viele Nährstoffe, kaum Wasser
Der obere, krümelige Bodenhorizont besteht aus Humus, Ton und Kalk und ist daher normalerweise sehr nährstoffreich. Der Kalk verhindert die Versauerung und bindet die Nährstoffe. Viele Bodenbewohner, wie zum Beispiel Regenwürmer, finden hier sehr gute Bedingungen vor. Sie verleihen dem humosen Oberboden eine krümelige Struktur. Leider sind die Bedingungen für unsere Kulturpflanzen trotz des guten Nährstoffangebots nicht ganz so ideal.
Gerade für die Rendzinen ist Wasser ein limitierender Faktor, da sie in der Regel nur sehr wenig Wasser speichern können. Bleiben ergiebige Niederschläge aus, geraten die Pflanzen schnell in Trockenstress. Dies kann bei vielen Getreidearten und anderen Feldfrüchten auf Rendzinen häufig zu Ertragseinbußen führen.
Das heißt aber nicht, dass Rendzinen für den Ackerbau völlig ungeeignet sind. Man braucht einfach Pflanzen, die mit dem begrenzten Wasserangebot zurechtkommen. Eine davon ist zum Beispiel die Weinrebe. Seine mehrjährigen Reben dringen mit ihren tiefen Wurzeln bis weit in die Klüfte des Grundgesteins unter dem dünnen humosen Oberboden vor. So können sie Wasserreservoirs nutzen, die für andere Nutzpflanzen unerreichbar sind.
So ist es nicht verwunderlich, dass Weinberge häufig auf Rendzinen zu finden sind, z. B. an der Mosel. Häufig findet man aber auch Weiden auf Rendzinen, vor allem in Karstgebieten. Werden diese Weiden extensiv genutzt, können sich auf ihnen ökologisch wertvolle Kalkmagerrasen entwickeln. Für die Mahd sind diese Wiesen meist weniger geeignet, da die immer wieder auftauchenden Steine den Mähbalken beschädigen können.
In Mitteleuropa sind auch Buchenwälder auf Rendzinen häufig.
Wie entsteht eine Rendzina?
Voraussetzung für die Entstehung einer Rendzina ist ein karbonat- oder gipsreiches Ausgangsgestein. Da diese Gesteine auch wasserlöslich sind, findet bei der physikalischen Verwitterung auch eine Lösungsverwitterung durch kohlensäurehaltige Sickerwässer statt. Dabei reichern sich die unlöslichen Bestandteile im Oberboden an, während gleichzeitig durch biologische Aktivität Humus gebildet wird.
Dabei stellt die Rendzina nur ein frühes Stadium der Bodenbildung dar. Wenn der Prozess über längere Zeiträume ungestört abläuft, d.h. der Oberbodenhorizont nicht z.B. durch Erosion abgetragen wird, nimmt seine Mächtigkeit mit der Zeit zu. Dabei geht die Rendzina mit der Zeit in differenziertere Bodenformen über.
Bei sehr mächtigen Ah-Horizonten von über 40 cm Mächtigkeit kann es zur Bildung von Schwarzerden kommen. In anderen Fällen kann es zu einer Verbraunung und damit zur Bildung eines B-Horizontes kommen, wobei sich aus der Rendzina eine Braunerde oder auch eine Terra fusca bilden kann.
Welche Eigenschaften hat eine Rendzina?
In groben Zügen habe ich es oben schon erwähnt. Die Rendzina besteht aus nur 2 Bodenhorizonten. Der obere, humusreiche Ah-Horizont enthält meist noch viel Karbonat oder Gips. Das bedeutet, dass sein pH-Wert vornehmlich im basischen Bereich zwischen 7 und 8 liegt. Das Ausgangsgestein ist wasserlöslich. Der Rückstand der Lösung besteht aus Tonmineralen, die daher bis zu 60 % der Masse des Ah-Horizonts ausmachen. Tonminerale enthalten nicht nur viele Nährstoffe, sondern haben auch eine hohe Kationenaustauschkapazität. Gleichzeitig ist der Oberbodenhorizont sehr porenreich. Teilweise können bis zu 70 % seines Volumens aus Porenraum bestehen. Dadurch ist der Oberbodenhorizont sehr gut durchlüftet.
Dies macht die Rendzina zu einem idealen Lebensraum für viele Bodenorganismen. Sie zersetzen die eingetragene organische Substanz schnell und arbeiten sie in das Bodenmaterial ein. Der Humusanteil beträgt in der Regel zwischen 10 und 20 Massenprozent des Oberbodenhorizontes und liegt vorwiegend in Form von hochwertigem Mull vor.
Alter Meeresboden
Damit sind wir bei der Frage, wo in Deutschland Rendzinen zu finden sind. Die Verbreitung hängt natürlich eng mit dem Ausgangsgestein zusammen, und das sind eben die Kalke, seltener auch die Gipse. Die Kalksteine stammen, zumindest hier in Deutschland, meist aus der Zeit des Jura. Damals, vor über 150 Millionen Jahren, war das heutige Deutschland fast vollständig von einem warmen Meer bedeckt.
Aus den Überresten der Lebewesen dieses Meeres bildeten sich kalkreiche Gesteine, die je nach Zusammensetzung unterschiedlich hart und verwitterungsresistent sind. Einige, wie die heute zu Dolomit umgewandelten Schwammriffe, sind deutlich widerstandsfähiger und bilden heute vielfach Kuppen und Höhenzüge in den Mittelgebirgen, z.B. im Fränkischen und Schwäbischen Jura.
Die Rendzina in der Archäologie
Auch Rendzinen können uns oft viel über die Vergangenheit erzählen. Denn der Boden ist nicht immer das beste Überlieferungsmedium für archäologische Artefakte. Ähnlich wie Gesteine werden auch viele menschliche Gegenstände durch die Verwitterung langsam zersetzt.
In Böden mit hohem Kalkgehalt sind die Chancen oft deutlich besser, da hier Säuren weitgehend neutralisiert werden. Dadurch bleiben Metallgegenstände oft erstaunlich gut erhalten. Ein sehr schönes Beispiel ist das antike Schlachtfeld am Harzhorn bei Northeim. Hier haben sich in Rendzinen mehr als 1400 römische Schuhnägel, 130 Katapultbolzen sowie Speerspitzen, Hufschuhe (sogenannte Hipposandalen) und ein Kettenhemd neben vielen anderen Kleinfunden erhalten. Sie vermitteln ein detailliertes Bild einer römischen Truppe, die von germanischen Kriegern angegriffen wurde und sich verteidigte.
Die Entdeckung dieses antiken Scharmützels war 2008 eine kleine Sensation, denn sie belegt, dass die Römer noch lange nach der Schlacht im Teutoburger Wald weit in germanisches Gebiet vordrangen.
Da dachte ich bei den ersten Sätzen: “Rendzina” klingt wie ein Name für einen Wein, und nach dem Weiterlesen finde ich, dass das noch viel besser passt, als ich dachte. 😀