Phonolith – das hat Klang!
BLOG: Mente et Malleo
Da wollte ich schon lästern über die DGG und den BDG, dass sie es dieses Jahr verpasst haben, ein Gestein des Jahres zu benennen. Aber meine bessere Hälfte hat mich rechtzeitig korrigiert. Zumindest auf der BDG Seite ist der Phonolith als das diesjährige Gestein genannt. Und mittlerweile ist er auch auf der offiziellen Gestein-des-Jahres Seite zu finden.
Der Name “Phonolith” leitet sich vom den griechischen Wörtern phon für Klang und lithos für Stein her. Die alte deutsche Bezeichnung war Klingstein. Und tatsächlich hat dieses Gestein durchaus einen Klang. In alten Lehrbüchern wie Linck & Jung (1954) findet sich die Beschreibung “Nähert man sich einem Steinbruch in Phonolith, wo die Steinhauer an verschieden großen und dicken Platten arbeiten, so glaubt man das Geläute von Kuhglocken zu hören.” Ganz besonders bei dünnen Platten aus Phonolith kann man mit einem Anschlag einen hellen Klang erzeugen. Von daher ist es nicht so verwunderlich, dass Phonolith gerne zur Herstellung von Lithophonen benutzt wird, einem dem bekannteren Xylophon analoges gerät, nur eben mit Lamellen aus Gestein statt aus Holz.
Phonolithe sind alkalische vulkanische Gesteine von meist grünlichgrauer bis bräunlicher Farbe und porphyrischem Gefüge. Wenn das Gefüge porphyrisch ist, dann treten meist die Alkalifeldspäte als Einsprenglinge auf, weniger die Foide. Für Vulkanite recht ungewöhnlich ist die Neigung vieler Phonolithe zu einem dünnplattigen Abspalten. Diese Eigenschaft wird auf angewitterten Oberflächen besonders deutlich. Sie ähneln daher auf den ersten Blick durchaus Schiefern. So lassen sich mit Hilfe eines Hammers durch Anschlagen in Richtung der Teilbarkeit oftmals größere Platten gewinnen. Diese Platten sind es auch, die durch ihren Klang zum Namen des Gesteins beigetragen haben. Man sollte allerdings vorsichtig sein, dies als (alleiniges) diagnostisches Hilfsmittel zu nehmen. Nicht jeder Phonolith zeigt diese Eigenschaft, und es kann durchaus auch andere Gesteine geben, die sich so verhalten.
Die plattige Absonderung rührt meist daher, dass sich kleine nadelförmige Minerale durch die Bewegung des flüssigen Magmas in Fließrichtung eingeregelt haben.
Nach der Streckeisen-Klassifikation handelt es sich um das vulkanische Äquivalent vom Foid-Syenit. Hauptbestandteile sind der Hochtemperatur-Feldspat Sanidin und Foide, wobei im Phonolith sensu strictu Nephelin vorherrscht, und andere wie Haüyn, Leucit und Sodalith nur untergeordnet. Als dunkle Minerale finden sich Ägirin, Ägirinaugit, verschiedene Alkaliamphibole, eisenreicher Olivin, Biotit und manchmal auch Aenigmatit. Als akzessorische Minerale finden sich hauptsächlich Titanit und Apatit. In Phonolithen kann man häufig kleine Drusen finden, die mit Zeolithen gefüllt sind.
Manche Phonolithe enthalten auch Wollastonit und Melanit, einen dunklen, Natrium und Titan enthaltenden Granat. Das entsprechende plutonische Gestein wäre der Foid-Syenit. Wenn es als Ganggestein auftritt, wird es oft Tinguait genannt. Diese Bezeichnung ist heute allerdings nicht mehr häufig und wird vielfach als überflüssig betrachtet, da dir Unterschiede zwischen Phonolithen und Tinguaiten meist nicht sehr groß und fließend sind.
Überwiegt bei den Foiden ein anderes Mineral als Nephelin, so wird häufig der entsprechende Mineralname vorangestellt, also zum Beispiel Leucitphonolith oder Sodalithphonolith.
Phonolithe sind ebenso wie ihre in der Tiefe erstarrten Pendants, die Foidsysenite in ihrem Vorkommen meist an anorogene Intraplattenvorkommen gebunden. Sie treten also meist innerhalb von Kontinenten und fern einer zugehörigen Gebirgsbildung auf. Oft besteht ein Zusammenhang mit einer Grabenbildung. Typische Beispiele hierfür sind die Gebiete um den Laacher See, die Eifel, die Rhön, der Kaiserstuhl, der Vesuv, aber auch im Ostafrikanischen Grabenbruch. Sie können auch auf ozeanischen Inseln anzutreffen sein, wie etwa den kanarischen Inseln.
Phonolithische Magmen sind recht zäh und der mit ihnen zusammenhängende Vulkanismus oft dementsprechend explosiv. Aus dem Grund sind viele Phonolithvorkommen auch ehemalige Staukuppen oder Schlotfüllungen. Das zeigt sich gut am Beispiel der Rhön, wo die ausgeflossenen Basalte in der Langen Rhön große Flächen bilden, wohingegen in der Kuppenrhön die phonolithischen Schlotfüllungen und Staukuppen die Geländeform bestimmen.
Durch die oben angesprochene dünnplattige Absonderung wurde das Gestein früher durchaus analog zum Dachschiefer als Dachabdeckung oder auch als Fußbodenbelag verwendet. Manchmal findet es als Werkstein für die Bildhauerei Verwendung, zum Beispiel als Grabstein.
Daneben wird es oft als Zuschlagsstoff für die Glasindustrie oder als Straßenschotter Verwendung.
Linck, G. E., und H. Jung. 1954. Grundriss der Mineralogie und Petrographie: eine Einführung für Studierende und zum Selbstunterricht. G. Fischer. http://books.google.de/books?id=0qBWAAAAMAAJ.
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Ich freue mich, daß dieses Gestein auch mal eine andere Anerkennung findet, als nur als Schotter. Ich selbst habe Phonolith aus Hammerunterwiesenthal/ Erzgebirge. Leider konnte ich den Klang nicht ausprobieren, da diese Gesteine aufgewachsene Natrolith-Kristalle haben. Den Steinbruch sollte man sich auch mal merken – Richter-Bruch mit ausgezeichneten Natrolith-Vorkommen. (kann allerdings schon aufgelassen sein, meine Funde stammen aus den Jahren 1970 bis 1974)
mit frdl. Gruß
W. Beyer
Guten Tag Herr Ries,
im Naturzentrum Kaiserstuhl taucht immer wieder die Frage auf, warum eigentlich der Phonolith klingt? Was ist in diesem Stein anders? Vielleicht eine niedere Dichte?
Können Sie mir hier weiterhelfen?
Vielen Dank!
Freundliche Grüße
Birgit Sütterlin
Ad hoc weiß ich darauf auch keine abschließende Antwort. Ich könnte mir aber gut vorstellen, dass die interne Struktur und das Gefüge der gesteinsbildenden Minerale hier eine entscheidende Rolle spielt.