Das Leben ist kein Ponyhof #5 – Nerds und Schlägertypen

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Das es im Leben oftmals ziemlich brutal zur Sache geht, hat sich vermutlich langsam herumgesprochen. In den beiden Folgen #3 und #4 hatte ich mich zu der Behauptung hinreißen lassen, dass es nicht die Muskelprotze sind, welche die Welt(meere) beherrschen, sondern die kleinen Giftmischer, quasi die Nerds im Tierreich. Das ist sicher so auch nicht ganz falsch. Aber wie es im Leben eines oftmals ist, gilt das streng genommen nur solange, wie die Schlägertypen aus der Nachbarschaft nicht anwesend sind. Das ist nicht nur bei uns Menschen so, sondern auch im Rest der belebten Welt.

Mantis Shrimp - Odontodactylus scyllarus
Odontodactylus scyllarus, auf Englisch “Peacock Mantis Shrimp”, ein Fangschreckenkrebs vom Typ “Schmetterer”. Gut sichtbar sind die zu Keulen umgewandelten Fangbeine. Andamanen, Thailand. Flickr User prilfish, CC-by-2.0-Lizenz.


Da gibt es ganz erlesene Schlägertypen, gegen die ein menschlicher Schwergewichtsboxer als schlichter Stümper dastehen würde. Die Rede ist von den Fangschreckenkrebsen. Unter dieser Ordnung der höheren Krebse versammeln sich ziemlich gewalttätige Typen, die ihre Beute entweder harpunieren oder sie schlicht windelweich prügeln. Und das meine ich so, wie ich es schrieb. Bei den Fangschreckenkrebsen wird nach “Speerern” und “Schmetterern” unterschieden. Und besonders die “Schmetterer” haben es in sich. Sie schlagen mit einer Geschwindigkeit von 23 m/s auf ihre Beute ein, das ist eine höhere Geschwindigkeit als sie ein menschlicher Boxer erreicht, und der muss nicht unter Wasser boxen. Dabei kavitieren die keulenartigen Fangbeine der Krebse, und diese kleinen Implosionen der erzeugten Gasbläschen helfen dabei. die Beute zu betäuben. Der Aufprall der keulenartigen Fangbeine kann so heftig sein, dass auch die Schalen von Muscheln und Schnecken zerbrechen.

Das musste auch ein blaugeringelter Krake erfahren, der in diesem Experioment von einem Odontodactylus scyllarus zur Teilnahme an einer Mahlzeit überredet wurde. Dass der Krake über ein hochwirksames Gift verfügt, scheint hierbei keine Rolle zu spielen. Tut es irgendwie schon, denn der Sinn dieses Experiments war, herauszufinden wie der Krebs mit dem Gift des Kraken umgehen kann (zumindest laut Aussage des Erstellers des Filmes. Allem Anschein tummeln sich auch einige ziemlich sadistisch angehauchte Halter dieser interessanten Tiere im Netz. 


Auch sonst sind diese Tiere ziemlich faszinierend. Ihr Gesichtssinn ist extrem hoch entwickelt, sie können Licht teilweise bis in den UV Bereich hinein wahrnehmen und zumindest eine Art auch zirkular polarisiertes Licht wahrnehmen. Und sie sind, das dürfte sie von ihren menschlichen Pendants deutlich unterscheiden (hüstl, höre ich hier ein Vorurteil? neeeiinn!!!), ziemlich intelligent, zumindest für Krebse. Ihr Sozialverhalten kann erstaunlich komplex sein.

In diesem Film öffnet ein “Schmetterer” eine Muschel. Man kann dabei gut die Wucht seiner Schläge erahnen.

Hier ist ein ziemlich großer Fangschreckenkrebs unter anderem in Zeitlupe zu sehen.

Selbst größere Oktopusse scheinen für Fangschreckenkrebse kein übergroßer Schrecken zu sein.

 

Und zum Schluss lassen wir noch einen Fangschreckenkrebs den Rubriks Cube lösen… 😉

 

Avatar-Foto

Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

Schreibe einen Kommentar