Landgewinnung in den Niederlanden

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Große Teile der deutschen und der niederländischen Nordseeküste liegen teilweise unter dem Meeresspiegel. Seit Jahrhunderten kämpfen die Menschen dort nicht nur gegen das Meer an, um es mittels Deichen von ihrem Land fernzuhalten, es ist ihnen sogar gelungen, neues Land aus dem Meer zu gewinnen. In den Niederlanden werden beispielsweise seit dem 13. Jahrhundert regelmäßig Windmühlen genutzt, um Wasser aus dem neu gewonnenen Land, den so genannten Poldern, herauszupumpen und es so für menschliche Zwecke nutzbar zu machen. In diesen Polder entstanden dann Ackerland, Siedlungen und Hafenanlagen. Diese Findigkeit hat dazu geführt, dass fast überall an der Küste des Wattenmeeres immer wieder gerne Niederländer als Siedler angeworben wurden.

 

Auch heute noch wird in den Niederlanden nicht nur passiv das Land gegen die steigenden Meeresspiegel gesichert. In den dicht besiedelten Niederlanden stellt Landgewinnung oftmals die einzige Möglichkeit dar, nutzbare Flächen in großem Maßstab zu erhalten. Ein gutes Beispiel dafür stellt Rotterdam dar. Rotterdam, gegründet als kleine Heringsfischersiedlung um 1230 und 1340 mit Stadtrechten versehen, wurde aufgrund seiner günstigen Lage schnell zu einem florierenden Handelsplatz. Heutzutage ist Rotterdam der größte Seehafen Europas (und die Nummer drei in der Welt). Im Jahre 2009 wurden 400 Millionen Tonnen Güter umgeschlagen, der Hafen hatte seine Kapazitätsgrenzen fast erreicht. Um aber im harten Wettbewerb weiterhin bestehen zu können, brauchte man Platz, Viel Platz, denn die modernen Containerhäfen benötigen große Flächen zum Abstellen und Lagern der Container. Hierzu wurde im Jahre 2004 das Projekt Maasvlakte 2 mit dem Ziel gestartet, rund 2000 Hektar Neuland für den Hafen zu gewinnen. Der Baubeginn war 2008. Am Ende, wenn der neue Teil im Jahr 2013 in Betrieb geht, soll sich die Containerkapazität des Hafens verdreifacht haben. Noch ist aber alles im Bau und kann von Satelliten wie zum Beispiel Landsat 5 gut dokumentiert werden. Mit Hilfe von Saugbaggern wird Sand vom Meeresboden genommen und anschließend in großen Spülfeldern aufgespült, bis die vorgesehene Höhe erreicht wird. Zum Schluss wird das neugewonnene Land mit rund 20 000 Steinen gepflastert, damit das Meer es nicht schnell wieder fortspült. Der neue Containerterminal soll bis zu 4 Millionen Container umschlagen können, wobei Rotterdam zur Auflage gemacht hat, dass mindestens 45 % davon per Binnenschiff und 35 % über die Straße transportiert werden sollen.

Maasvlakte 2, wie es sich am 16. Juli 2006, also noch vor Baubeginn, präsentierte. Image USGS.

Knapp ein Jahr nach Baubeginn sind die ersten Vorspülungen schon gut erkennbar. Dies Bild wurde am 1. Juli 2009 aufgenommen. Image: USGS.

 Am 4. Juli 2010 konnte man schon die Konturen des neuen Landes recht gut erkennen. Image: USGS.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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