Kooperation – Das Leben ist kein Ponyhof #13

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Bleiben wir noch ein wenig bei den Muränen. Den meisten Menschen sind diese schlangenähnlichen Fische ja mehr als suspekt. Sie stehen im Ruf, harmlose Taucher heimtückisch anzugreifen und die durch ihre Bisse verursachten Entzündungen sollen auch nur schlecht heilen.

Und es sieht ja auch bedrohlich aus, wenn sie tagsüber mit geöffnetem Maul anscheinend den Taucher bedrohen. Dabei atmen sie nur, das ist normalerweise keine Drohgebärde. Allerdings sollte man sich als Taucher dafür hüten, den Langmut des Tieres allzusehr herauszufordern.

Aber ich möchte hier weniger über die angebliche Gefährlichkeit der Muränen erzählen. Aber ich möchte eine Lanze für sie brechen. Denn allem Anschein nach sind sie nicht so dumm. Zumindest zeigen sie eine überaus faszinierende Verhaltensweise, die in der Tierwelt sonst überaus selten anzutreffen ist. Sie jagen kooperativ.

OK, das können viele Spezies. In Gruppen kooperativ Beute zu machen ist zwar effektiv, aber nicht so selten. Da fallen einem sicher spontan einige Spezies ein, die dazu in der Lage sind.

Aber mit Artgenossen jagen ist das eine. Viel seltener ist es, mit angehörigen anderer Spezies kooperativ auf die Jagd zu gehen. Dies ist in der Natur vergleichsweise selten und nur wenigen Arten vorbehalten. Unsere eigene zählt dazu. Dabei können die beteiligten ihre speziellen Fähigkeiten in die Verbindung einbringen. In diesem Fall sind die beteiligten Zackenbarsche und Muränen, beide gefürchtete Jäger im Riff. Zackenbarsche gehen tagsüber auf die Jagd, sie haben aber das Problem, dass sie ihre Beute nicht in die engen Spalten der Korallen verfolgen können. Die aalförmige Muräne hingegen jagt nachts und kann sich hervorragend durch enge Spalten schlängeln. Hingegen ist sie im offenen Wasser nicht schnell und flink genug für Verfolgungsjagden.

Auf irgendeine Weise ist es Zackenbarschen gelungen, Muränen zu einer kooperativen Jagd am Tage zu überreden. Der Vorteil liegt auf der Hand, für die Beutefische gibt es deutlich schlechtere Chancen. Verstecken sie sich vor dem Barsch, enden sie im Maul der Muräne. Und fliehen sie ins offene Wasser, holt sie der Barsch.

In dem Video ist das Verhalten des Zackenbarsches dokumentiert, angefangen von der Aufforderung zur gemeinsamen Jagd bis hin zur Durchführung der selben. Ich finde alleine schon die Kommunikation zwischen angehörigen verschiedener Spezies faszinierend genug.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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