Kollaps des Lavadoms am Soufrière Hills Vulkan, Montserrat

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Einer der aktiven Vulkane in der Karibik ist der Soufrière Hills Vulkan auf der Insel Montserrat. Die gegenwärtige aktive Phase dauert seit dem 18. Juli 1995 an. Sie begann mit phreatischen Eruptionen und Aschenregen, in deren Anschluss sich ein Lavadom bildete. Der Aschenregen und die durch Flankenabbrüche am Lavadom entstehenden pyroklastischen Ströme führten zu einer weitgehenden Evakuierung des südlichen Teils der Insel und zur Aufgabe der Inselhaupstadt Plymouth. Am 17. September 1996 wurde der Dom durch eine Explosion zerstört. Nachdem im Juni 1997 die pyroklastischen Ströme auch bisher nicht betroffene Regionen erreichten, verließ ein Großteil der Bevölkerung die Insel und fand Aufnahme entweder im britischen Mutterland oder auf den umliegenden Inseln. Diese erste Phase fand ihren Höhepunkt im Dezember 1997, danach beruhigte sich der Vulkan wieder, auch wenn es immer wieder zu leichten Ausbrüchen kam. Am 12. und 13. Juli 2003 erfolgte eine größere Eruption, in deren Folge eine 15 000 m hohe Aschensäule ausgestoßen wurde. Eine weitere starke Eruption erfolgte am 8. Januar 2007 und am 28. Juli 2008 erreichte wieder ein pyroklastischer Strom die bereits zerstörte alte Inselhauptstadt. Seit Dezember 2009 wurde wieder eine Zunahme der Aktivität rund um den Lavadom verzeichnet, und am 11. Februar kam es zu einem teilweisen Zusammenbruch des Lavadomes und im Anschluss daran zu einer Serie pyroklastischer Ströme, die bis zu 400 m auf die offene See reichten. Die Aschenwolke erreichte eine Höhe von 15 240 m. das Moderate Resolution Imaging Spectroradiometer (MODIS) an Bord des Satelliten Aqua machte die obige Aufnahme am 11. Februar 2010, also zu dem Zeitpunkt als der Zusammenbruch des Lavadomes erfolgte. Zu erkennen ist eine Aschenwolke, welche die Insel fast vollständig verdeckt. Gleichzeitig kann man zwei kleinere Plumes erkennen, die sich von der Insel jeweils in nördlicher bzw. In südlicher Richtung erstrecken. Der Schatten der großen Aschenwolke fällt dabei auf den nördlichen Plume.


(Image Credit: NASA Earth Observatory)

Lavadome bilden sich aus zäher, Lava, die besonders reich an Sliziumdioxid ist. Die Lava wird dabei aus dem Schlot gepresst und ist so zäh, dass sie nicht zu den Seiten abfließen kann, sondern sich als dünne Nadel über den Schlot erhebt. Daraus ergeben sich auch die Gefahren dieser Eruptionsform, denn wenn die Nadel instabil wird und zusammenbricht, können sich so genannte pyroklastische Ströme bilden, Mischungen aus heißen gasen und Lava, die mit mehreren 100 Kilometern pro Stunde den Vulkan herunter fließen und alles zerstören, was sich in ihrem Weg befindet.

Die Siliziumdioxid reiche Lava ist ein Zeichen für den subduktionsbezogenen Vulkanismus. Die Kleinen Antillen, zu denen auch Montserrat gehört, stellen einen vulkanischen Inselbogen dar, vergleichbar dem bekannten Feuerring um den pazifischen Ozean. Hier wird die Kruste des Atlantiks unter die karibische Platte subduziert. Die Aktivität des Soufrière Hills Vulkan ist also ebenso wie das verheerende Erdbeben vom 12. Januar auf Haiti ein Resultat des Zusammenstoßes der karibischen und der nord bzw. südamerikanischen mit der karibischen Platte.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

1 Kommentar

  1. “Nadeln”

    Die im Artikel beschriebenen “Nadeln” des Doms werden im englischen Sprachgebrauch “spikes” genannt. Diese Spitzen sind schon deutlich größer, als der Begriff Nadel vermuten lässt. Die Spikes schieben sich in kurzer Zeit aus dem Dom und werden hausgroß. Diese Gebilde sind natürlich besonders instabil und neigen zum kollabieren. Der Lavadome an sich ist normalerweise her Kuppelförmig, Daher der Name Dom, oder auch Staukuppe.

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