Keine unheimliche Begegnung – Der Devils Tower

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Wer die Interstate 90 durch Wyoming zwischen Sundance und Moorcroft entlangfährt, der kann ihn schon aus der Ferne über der Ebene stehen sehen; den 265 m hohen und 150 m durchmessenden Devils Tower. Bekannt geworden ist das Wahrzeichen durch den Film „unheimliche Begegnung der dritten Art“ von 1977 wo Außerirdische hier ihren Landeplatz suchten und Kontakt mit der Menschheit aufnahmen.

Hier lohnt sich ein kurzer Abstecher von der Interstate über den „Scenic Byway“ des Highway 14, um dem ersten National Monument der USA ( am 24. September 1906 durch Theodore Roosevelt) einen kurzen Besuch abzustatten.

Devils Tower
Der Devils Tower. Eigenes Foto.
Mythischer Ort

Der auffällige Berg ist vielen Völkern der umliegenden amerikanischen Ureinwohner heilig und es ranken sich viele Legenden um seine Entstehung. Die bekannteste handelt von sieben Mädchen, die von Bären überrascht wurden. Noch bevor sie zu ihrem Dorf zurück laufen konnten, wurden sie von den Bären eingeholt.

In ihrer Not erkletterten sie einen Felsen, aber der war zu niedrig. Als die Bären hinter herkamen, flehten die Mädchen den Felsen an, er möge Mitleid mit ihnen haben und sie beschützen. Da begann der Fels, in den Himmel zu wachsen, währen die Bären mit ihren Krallen tiefe Scharten in die Flanke des Felsens schlugen. Der Fels trug die Mädchen bis in den Himmel, wo sie heute immer noch als sieben Sterne (Plejaden) zu sehen sind.

Herkunft des Namens
Spearfish Formation
Rote Sedimente der Spearfish-Formation (Trias). darüber als dünneres grau-weißes Band die Gypsum-Springs Sedimente (mittlerer Jura). Eigenes Foto.

Aus dieser Geschichte resultiert der indianische Name Mateo Tepee (Bear Lodge) der Kiowa. Seinen heutigen Namen, Devils Tower, hat der Berg von Colonel Richard I. Dodge, der 1875 die Militäreskorte einer Expedition in das Gebiet geführt hat. Der Name soll eine elegante Bezeichnung einer indianischen Bezeichnung „Turm des bösen Gottes“ sein. Hierbei handelt es sich aber vermutlich um eine fehlerhafte fehlerhafte Übersetzung.

Geologischer Hintergrund

Der Devils Tower steht in einer Hochebene, die aus mesozoischen Sedimenten gebildet wird. An einem Parkplatz entlang des Highway 14 kann man nicht nur den Berg gut sehen. Direkt hinter dem Parkplatz befindet sich auch ein Aufschluss, der einen Einblick in die Geologie der Hochebene gibt.

Hier hat sich der Belle Fourche River tief in rote Sedimente eingeschnitten. Dies sind die triassischen Rotsedimente der Spearfish-Formation. Abgelagert wurden sie unter terrestrischen Bedingungen (was bei Rotsedimenten sehr häufig der Fall ist). Überlagert werden sie von weißlichen Sedimenten der Gypsum-Springs Formation und Sandsteinen der Sundance Formation aus dem Jura.

Der Devils Tower besteht selber aus Phonolith und ist deutlich jünger als die Sedimente, in die er einst eingedrungen ist. Sein Alter wird auf 50 Millionen Jahre datiert, damit ist er in das Eozän zu stellen. Während der laramischen Gebirgsbildung kam es zu einem alkalischen Vulkanismus im Bereich der Black Hills. Vermutlich dienten alte, reaktivierte Störungen als Aufstiegsbahnen für die Magmen.

Devils Tower schema
Modell des Devils Tower als vulkanischer Schlotpfropf. Er könnte aber ebenso gut ein ganzes Stockwerk tiefer als Lakkolith entstanden sein. Wikimedia, User Amphibol. mit freundlicher Genehmigung.
Das Gestein des Devils Tower, ebenso wie das der nicht weit entfernten Missouri Buttes, ist wesentlich widerstandsfähiger als die mesozoischen Sedimente drumherum. Dadurch konnten die vulkanischen Gesteine von der Erosion rasch frei präpariert werden. Auch heute geht die Erosion weiter, wie die Schuttfächer am Fuß des Berges verraten. Der Gipfel des Devils Tower ragt nicht nur 265 m über die umgebende Ebene, sondern auch 385 m über den Belle Fourche River.

Wenn man dem Berg näher kommt, fällt einem die charakteristische, streifenförmige Klüftung des Gesteins auf. Wenn man nicht von riesigen Bären ausgeht, die hier ihre Krallen gewetzt haben, wie kann die Form entstanden sein? Säulenförmige Absonderungen kann man bei Lava sehr häufig beobachten. Ich hatte sie auch schon aus den Lavakellern von Mendig vorgestellt. Geschmolzenes Gestein nimmt mehr Volumen ein als erkaltetes. Dies führt bei Magma, wenn es langsam erkaltet, zu enormen Spannungen. Die Schrumpfungsklüfte bilden dabei ein mehr oder weniger regelmäßiges, fünf- bis sechseckiges Muster (das man auch beim Trocknen von Lehm beobachten kann).

Vulkan oder nicht-Vulkan, das ist hier die Frage

Das Gestein des heutigen Devils Tower erkaltete unterhalb der Erdoberfläche. Ungeklärt dabei ist allerdings die Frage, ob der Devils Tower Teil eines aktiven Vulkans war, oder ob das Magma in der Erdkruste als Lakkolith stecken blieb, ohne die Oberfläche erreichen. Es fehlen zwar jegliche Spuren von effusivem Vulkanismus in der Umgebung, aber dies ist problemlos auch der tiefgreifenden Erosion in die Schuhe zu schieben, welche den Berg so fein für uns freipräpariert hat.

Die in der Nähe befindlichen Missouri Buttes stellen ebenfalls frei heraus erodierte magmatische Rümpfe dar.

Devils Tower 13072017
Der Devils Tower und die benachbarten Missouri Buttes. Eigenes Foto.

 

 

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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