Kalmarsund-Sandstein
BLOG: Mente et Malleo
Einer der auffälligen Sandsteine, die unsere Küsten bevölkern, ist der Kalmarsund-Sandstein. Die auffällige Streifung vom beige und dunkelbraunen Schichten lässt dieses attraktive Geschiebe regelrecht ins Auge springen, vor allem natürlich, wenn er wie in diesem Fall an einem Strand mit viel grauem Feuerstein liegt.
Natürlich ist er nicht an diesem Strand entstanden. Seinen Ursprung hat er, sein Name verrät es bereits, am Kalmarsund, der Meerenge zwischen dem schwedischen Festland und der Insel Öland, wo er in einem einige Kilometer breitem Streifen an der Küste ansteht. Hierher, an unsere Strände und in die Kiesgruben gelangte er während der Eiszeit. Geschiebe wie der Kalmarsund-Sandstein, deren Ursprungsgebiet eng umgrenzt ist, werden auch als Leitgeschiebe bezeichnet. Man kann sie unter anderem dazu verwenden, die Eisströme der eiszeitlichen Gletscher zu rekonstruieren. Dieses Exemplar lag am Strand von Ærø in der Marstal-Bucht, das Eis, das ihn hierher gebracht hat, muss also grob aus nordöstlicher Richtung gekommen sein.
Entstanden ist der Kalmarsund-Sandstein bereits im Ediacarium, einer Zeit vor rund 550 Millionen Jahren. Damals wurde in Sand in flachem Wasser eines Meeres abgelagert. Darauf deuten die gut gerundeten Quarzkörner hin, aus denen der Sandstein aufgebaut ist sowie die auftretende Schrägschichtung. Als Bindemittel zwischen den Körnern dient Hämatit, ebenfalls ein guter Hinweis auf die Entstehung in Flachwasserbereichen präkambrischer Meere.
Die Bänderung, die dieses Gestein so auffallend macht, hat nichts mit der sedimentären Schichtung zu tun, sondern ist unabhängig von dieser und schneidet die feine Schichtung oft. Die Bänderung wurde durch die Ausfällung von Limonit im Gestein erzeugt und kann manchmal auch in unterschiedlichen, sich überkreuzenden Richtungen verlaufen. In diesem Fall wird der Kalmarsund-Sandstein als Chiasma-Sandstein (griechisch für Kreuzung, nach dem griechischem Buchstaben Chi). Möglicherweise waren wechselnde Grundwasserstände die Ursache für die Bänderung.
Kalmarsund-Sandsteine sind nicht nur als Leitgeschiebe interessant. Sie sind zwar meist arm an Fossilien, können aber durchaus Spurenfossilien enthalten. Dem Kalmarsund-Sandstein sehr ähnlich und möglicherweise sogar identisch ist aber der Xenusion-Sandstein. Aus diesem Sandstein stammen auch die beiden einzigen (?) bisher bekannten Exemplare des Xenusion auerswaldae, eines frühkambrischen Lobopoden und des Wappentiers der Gesellschaft für Geschiebekunde.