Islands jüngster Vulkanausbruch auf der Reykjanes-Halbinsel (Satellitenbild) Geo-Foto

Spalteneruption auf der Reykjanes Halbinsel, Island, Kombination aus Echtfarben Satellitenbild und Infrarot. Die Lage der aktiven Schlote ist markiert, ebenso die Lage der Ortschaft Grindavik .NASA Earth Observatory image by Lauren Dauphin, using Landsat data from the U.S. Geological Survey

Die Serie von Vulkanausbrüchen auf der isländischen Halbinsel Reykjanes in der Nähe der Ortschaft Grindavík ist noch nicht beendet. Sie begann am 18. Dezember 2023 mit einer ersten Spalteneruption. In den folgenden Monaten ereignete sich fast jeden Monat eine neue Eruption, die nach einem heftigeren Beginn mit hohen Förderraten meist schnell wieder abflaute.

Auch die aktuelle Eruption, die Ende Mai begann, passt gut in dieses Muster. In den ersten Stunden nach Beginn der Eruption wurde mehr Lava gefördert als bei allen früheren Eruptionen der aktuellen Serie.

Der Ausbruch Ende Mai

Nach dem Ende der letzten Eruption im März war es längere Zeit ruhig, während sich im Untergrund eine neue Intrusion von rund 18 Millionen Kubikmetern Magma ansammelte. Dies ist die größte Menge an frischem Magma seit Beginn der Eruptionsserie.

Am 29. Mai 2024 um 12:46 Uhr Ortszeit kam es dann zu einer neuen Eruption. Zu Beginn wurden etwa 1500 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert, was die anfänglichen Raten der Märzeruption mit 1100 bis 1200 und der Februareruption mit „nur“ 600 Kubikmetern pro Sekunde deutlich übertraf.

Satellitenbild vom 2. Juni 2024

Spalteneruption auf der Reykjanes Halbinsel, Island, Kombination aus Echtfarben Satellitenbild und Infrarot. Die Lage der aktiven Schlote ist markiert, ebenso die Lage der Ortschaft Grindavik .NASA Earth Observatory image by Lauren Dauphin, using Landsat data from the U.S. Geological Survey
Spalteneruption auf der Reykjanes Halbinsel, Island, Kombination aus Echtfarben Satellitenbild und Infrarot. NASA Earth Observatory image by Lauren Dauphin, using Landsat data from the U.S. Geological Survey

Am 2. Juni konnte der Operational Land Imager des Satelliten Landsat 8 ein Bild der aktuellen Eruption aufnehmen. Das Bild wurde in natürlichen Farben aufgenommen und mit der Infrarotsignatur der heißen Lava kombiniert. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die Eruption im Vergleich zur Anfangsphase bereits deutlich verlangsamt.

Gut zu erkennen sind die aktiven Zentren mit der größten Hitze, die sich in der Nähe der Krater des Ausbruchs vom März dieses Jahres befinden. Die dunklen Bereiche im Bild stellen die Lavaströme der früheren Eruptionen dar.

Keine Gefahr für die Luftfahrt

Obwohl sich die aktiven Bereiche des Vulkans in der Nähe des Flughafens von Reykjavik befinden, war der Flugverkehr auch diesmal nicht betroffen. Basaltische Spalteneruptionen sind normalerweise auch in dieser Hinsicht relativ unauffällig, auch wenn man das von den isländischen Vulkanen vielleicht anders kennt. Meist wird nur sehr wenig Asche gefördert und sie verhalten sich kaum explosiv, es sei denn, sie treffen auf Grundwasser (oder Gletscher).

Eine andere Gefahr ist jedoch, besonders in dieser Zeit des langen Tageslichts, der sogenannte Vog, ein vulkanischer Smog.

Warum ausgerechnet hier?

Warum ist der Vulkan gerade hier so aktiv? Ganz grob gesagt liegt das daran, dass sich hier die Nahtstelle zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte befindet. Ein Teil des Mittelatlantischen Rückens, der sogenannte Reykjanes-Rücken, taucht hier auf. Da die Bewegungen der Platten jedoch recht komplex sind, ist die genaue Geologie der Plattengrenze hier alles andere als einfach. Auf der Reykjanes-Halbinsel befinden sich 6 langgestreckte vulkanische Zonen, die in der geologischen Vergangenheit vorwiegend gemeinsam aktiv waren. Das zeigt sich auch hier, wie Lars Fischer sehr anschaulich beschreibt.

Für die noch weitgehend evakuierte Stadt Grindavík bedeutet das jedenfalls nichts Gutes. Ich gehe inzwischen davon aus, dass die Stadt auf Dauer nicht mehr zu retten sein wird.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

1 Kommentar

  1. dass sich hier die Nahtstelle zwischen der Nordamerikanischen und der Eurasischen Platte befindet. Ein Teil des Mittelatlantischen Rückens, der sogenannte Reykjanes-Rücken, taucht hier auf. Da die Bewegungen der Platten jedoch recht komplex sind, ist die genaue Geologie der Plattengrenze hier alles andere als einfach.

    Da gibt es doch diese bekannte Fußgängerbrücke in Island, bei der man auf den nebenstehenden Informationstafeln lernen kann, dass man sich am Westrand der Brücke auf der Nordamerikanischen Kontinentalplatte und am Ostrand auf der Eurasischen Platte befindet. Dabei ist die Sache ganz und gar nicht so einfach.

    Shawn Willsey, der Geologe, von dem das Video stammt, hat übrigens eine Menge anderer Videos zu den jüngsten Eruptionen auf Island gemacht, siehe seine Kanalseite bei YT.

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