Ein Eis-Rätsel

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Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
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Passend zu den derzeitigen Temperaturen mal etwas aus der Rubrik “Rätsel, die aus der Kälte kommen”. Nach einer kalten und frostigen Nacht fand ich folgendes seltsames Phänomen in einem mit Wasser gefüllten Blumenuntersetzer vor meiner Haustür.

Eis-Stalagmit

Und noch einmal aus einer leicht anderen Perspektive:

Eis-Stalagmit

Gesetzt den Fall, dass sich hier keiner meiner Nachbarn irgendeinen seltsamen Scherz erlaubte (was ich eigentlich aus etlichen Gründen fast ausschließen möchte) und die Tatsache, dass am Abend vorher war das Wasser noch flüssig gewesen. Eiszapfen hätten, mangels irgendeiner Quelle, auch kaum von Oben herabstürzen können. Mein persönlicher Favorit bei den Erklärungsversuchen geht in die Richtung der Excentriques, wie  man sie bei Tropfsteinen beobachten kann. Einige schöne Exemplare dieser seltenen Tropfsteine habe ich hier gezeigt. 

 

Ich bin mal gespannt, welche Erklärungsversuche es noch gibt. Und ob noch andere ähnliche Phänomene aus Eis kennen.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

13 Kommentare

  1. Eis-Rätsel

    Wenn Du mal nach München kommst: Filigrane Stalagtiten > 30 cm Länge in einer Tiefgarage. Wachstum ca. 0,5 cm/a!

  2. Eiskanal

    Moin!

    Meine Deutung ist folgende: Bei sinkender Temperatur bildet sich eine Eishaut, das Wasser darunter ist aber noch flüssig. Bei fortschreitender Abkühlung dehnt sich das Wasser unter der Eishaut wieder aus (Anomalie des Wassers) und übt von unten her Druck auf das Eis an der Oberfläche aus. An einer Stelle kommt es zu einem Riß/Loch, aus dem etwas Wasser quillt – das von außen her natürlich sofort gefriert. Das aber wegen der Ausdehnung des Wassers unter dem Eis ständig Wasser nachdrückt, quillt ständig neues Wasser aus der Entlastungsöffnung. Es bildet sich ein hohler Kanal. Außen Eis, innen nachdrängendes Wasser, das nach dem Austreten an der Spitze sofort gefriert und den Kanal aus Eis verlängert.
    Das Wachstum zu einer solch imposanten Länge erfordert, daß die Abkühlung langsam genug verläuft. Geht es zu schnell, wird das Wasserreservoir zu Eis und der Vorgang stoppt.

    Ähnliche Bildungen aus Eis kenne ich von wassergesättigten Böden, die nachts von oben her gefrieren – also nur im Herbst oder Frühjahr zu beobachten. Auch dort bilden sich (massenhaft) senkrechte oder gekrümmte Eisnadeln, die vom Wasser im Boden, das nur nach oben austreten kann, gespeist werden. Die Eisnadeln, die ich beobachtet habe, waren aber selten mehr als 3 – 4 cm lang. Dein Exemplar hier, Gunnar, ist schon etwas Besonderes.

    Die schwarzen Raucher auf Ozeanböden wachsen nach den gleichen Prinzip. Außen Abkühlung bei gleichzeitiger Verfestigung des transportierten Mediums – natürlich nicht des Wassers, sondern der Mineralfracht. In allen Fällen: Kanalbildung, vom Temperaturgefälle gesteuert.

    Matthias

  3. @ Ute und Matthias

    ihr liegt mit euren Deutungen vermutlich richtig. So groß waren mir die Eisnaden aber auch noch nicht begegnet. Ich fand das ziemlich fasziniernd.

  4. Kenn ich!

    Das kenn ich aus meinem eigenen Garten, ich hab das Phänomen nun schon ein, zwei Mal beobachtet. Einmal lag es daran, dass ein dünner Grashalm genug Anhaftfläche geboten hat. Es erinnert mich übrigens an eine Suppenschüssel mit Löffel 🙂
    Grüße,
    Lea

  5. Eiszapfen

    Ich denke dass ein Eisstalaktit in die Schale gefallen ist (müssten Sie überprüfen, ob das möglich war) und als Kristallisationskeim in einer unterkühlten Flüssigkeit gewirkt hat.

  6. @ Robert

    Eiszapfen möchte ich eigentlich ausschließen. Es ist nichts im bereich darüber, wo er herkommen könnte. Nur freier Himmel. Am Haus befinden sich nirgends in der Nähe auch nur Spuren von Eiszapfen, noch liegen in der Umgebung Trümmer von Eiszapfen. Wenn es ein Eiszapfen gewesen sein sollte, dann müsste er vom Himmel gefallen sein.

  7. Eiskanal

    Im Spektrum war mal ein Artikel über das Phänomen. Wenn ich mich recht erinnere, hat Matthias Recht.

    Gruß, Kai

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