Großer Erdrutsch in Alaska
BLOG: Mente et Malleo
Am 16 Februar ereignete sich am Mt La Perouse in Alaska ein gewaltiger Erdrutsch. Mit geschätzten 68 Millionen Tonnen dürfte es sich um den größten aufgezeichneten Erdrutsch sein 2010 handeln. Damals war in der Bingham Mine eine Wand des Tagebaus zusammengebrochenen.
Soweit, so gut. Ist ja gewaltig viel Zeug den Berg herunter gekommen, aber es ist auch weit ab von irgendwo, so dass es für eine anständige Katastrophe nun wirklich nicht reichen dürfte.
Die Sache hat aber eine ganz interessante Facette. Denn obwohl das Ereignis ziemlich abgelegen stattfand und wohl kein menschliches Auge Zeuge war. Allerdings gab es dennoch Zeugen, wenn auch indirekt.
Der Seismologe Colin Stark vom Lamont-Doherty Erdobservatorium der Columbia Universität New York und sein Kollege und Goran Ekstrom waren quasi Ohrenzeuge, wenn natürlich auch nicht direkt. Sie verwendeten Daten des globalen seismischen Netzwerks. In diesem Netzwerk werden die Daten aus Erdbebenwarten zusammengetragen.
Allerdings verursachen nicht nur Erdbeben und die Bewegung tektonischer Platten seismische Wellen, sondern auch diverse andere Ereignisse wie aufsteigendes Magma in der Erdkruste, aber eben auch massenhafte Bewegungen von Eis oder Gestein, etwa bei großen Erdrutschen. Zum Glück unterscheiden sich die Wellen der unterschiedlichen Ereignisse. So weisen Erdrutsche beispielsweise mehr niederfrequente seismische Wellen als gewöhnliche Erdbeben erzeugen. Leider ist die Mehrzahl der seismischen Stationen empfänglicher für hochfrequente Wellen. Zum Glück aber das Global Centroid-Moment-Tensor (CMT) nicht, das sich daher zur Überwachung von Erdrutschen anbietet.
Und am 16. Februar hatte eben dieses Instrument im Gegensatz zu vielen anderen vom U.S. Geological Survey und Alaska Earthquake Information Center ein vielversprechendes Signal aufgefangen. Das legte den Verdacht nahe, dass hier ein größerer Erdrutsch aufgezeichnet worden war. Die Region des Ereignisses konnte schnell auf ein rund 25 Quadratkilometer großes Stück im Südosten Alaskas eingegrenzt werden.
Bereits am 22. Februar kam die Bestätigung, als der Hubschrauberpilot Drake Olsen die Region überflog. Am 23. Februar konnte der Operational Land Imager von Landsat 8 die obige Aufnahme machen. Man kann deutlich die enorme Ausdehnung des Erdrutsches erkennen, da sich die bräunlichen Erdrutschmassen gut vom hellen Schnee abheben. Allem Anschein nach war eine Wand des Berges kollabiert und zu Tal gegangen. Man kann recht gut erkennen, dass die Gesteinsmassen erst gegen die gegenüberliegende Feldwand geprallt sind, und dann leicht mäandrierend durch das Tal gelaufen sind, wobei sich Gesteinsschutt und Schneemassen immer mehr vermischten. Dave Petley vom Landslide Blog hat nicht nur ausführlich über die Methode und den Erdrutsch selber gebloggt, sondern auch einige der Aufnahmen von Drake Olsen auf seiner Seite, die eine bessere Sicht als die Satellitenbilder zeigen (auch auf Drake Olsens eigener Seite zu sehen).
Schöner Beitrag, anständige Bilder und jede Menge interessante Links.
Der Erdrutsch im Bingham-Tagebau war mir neu. Mit den Bildern auf Flickr kann man ja den halben Tag mit verbringen!
🙂
Matthias