Granitgrus, Verwitterung am Wegesrand – Im Aufschluss

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Im letzten Blogpost hatte ich ja über die Herkunft der rundlichen Findlinge geschrieben und was das tertiäre Klimaoptimum damit zu tun hat.
Der Findling oben am Bildstein stellt aber nicht den einzigen Hinweis auf diesen Teil der Klimageschichte am Schluchsee dar. Wenn man vom Unterkrummenhof in Richtung der Staumauer wandert, kann man zwischen dem Ein- und Auslassbauwerk und der Staumauer noch andere Spuren finden.

Die Geologie des Schluchsee, wird, soweit ich das sehen konnte, zu einem großen Teil durch Granitvorkommen bestimmt. Die jüngeren Schiefer des Bildsteins stellen also fast so etwas wie eine Besonderheit dar.
Bleiben wir bei den Graniten. In unserem gemäßigten Klima sind sie ziemlich haltbar. Die Verwitterung beißt da quasi sprichwörtlich „auf Granit“. Der Quarz wird kaum angegriffen, aber in langen Zeiträumen werden die Feldspäte angelöst. Der frei werdende Raum wird mit Neubildungen von Tonmineralen ersetzt (Man hört immer wieder, die Feldspäte würden in Tonminerale umgewandelt, aber das ist meiner Meinung nach Blödsinn. Feldspäte sind Gerüstsilikate, Tonminerale Schichtsilikate). Meist bilden sich Kaolinit und Illit, seltener auch Montmorillonite.

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Dieser Granit erlag dem Zahn der zeit. Granitgrus am Wegesrand oberhalb des Schluchsees. Eigenes Foto.

Diese Vorgänge führen zu einer Auflockerung des Mineralgefüges. Dies kann zumindest an der Oberfläche noch durch hohe Temperaturschwankungen unterstützt werden. Wenn der Gesteinszusammenhang im Granit erst zerstört ist, kann der so entstandene Grus sehr leicht abgetragen werden. In diesem Grus sind die Feldspäte sehr oft noch relativ frisch und gut erkennbar. Das ist auch hier am Ufer des Schluchsees der Fall. Man kann aber auch schon tonige Anteile erkennen. Vermutlich hat sich auch hier zumindest ein guter Teil der Verwitterungsgeschichte während des tertiären Klimaoptimums abgespielt.

In noch etwas zeigt uns dieser Aufschluss am Wegesrand gut. Da während der Verwitterung von Graniten Tonminerale entstehen, staut sich dort oft Wasser. Dies ist der Grund, dass sich über Graniten in Senken oft Moore bilden können. Dies war auch am Schluchsee der Fall. Das Hochmoor Feldmoos wurde aber nach dem Bau der Staumauer vom heutigen Schluchsee überflutet.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

2 Kommentare

  1. “Der frei werdende Raum wird mit Neubildungen von Tonmineralen ersetzt (Man hört immer wieder, die Feldspäte würden in Tonminerale umgewandelt, aber das ist meiner Meinung nach Blödsinn. Feldspäte sind Gerüstsilikate, Tonminerale Schichtsilikate). Meist bilden sich Kaolinit und Illit, seltener auch Montmorillonite.”

    Jetzt hört man dieses “Blödsinn” immer und immer wieder!

    Als ein Geologie Student habe ich eigentlich auch keine andere Idee, wohin die Feldspäte nach der Verwitterung gegangen sind, und woher die Tonmineralen gekommen sind.

    Können Sie so nett eine Aufklärung dafür geben, bitte?

  2. Das ist eigentlich ein ganz einfacher Vorgang. Die Feldspäte lösen sich auf, und die Tonminerale werden in dem frei werdenden Raum neu gebildet. Es ist also keine Umwandlung des einen Minerals in ein anderes, sondern eine Lösung und eine Mineralneubildung.

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