Geotop #2 – Basaltaufschluss an der Straße Hindelang – Oberjoch

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Wenn man in Oberjoch oder der Region um Hindelang Urlaub macht, erscheint einem zwar die Topografie recht spannend, aber die Geologie von Kalkgesteinen dominiert. Immerhin befinden wir uns hier auch am nördlichen Rand der nördlichen Kalkalpen.

Nicht dass etwa Kalkstein nicht spannend sei, immerhin ist Calcit ja auch nicht umsonst das Mineral des Jahres 2021.

Doch das ändert nichts daran, dass man hier allenthalben auf Kalkstein trifft. So ist es zumindest der Eindruck.

An der Jochstraße

Doch wenn man die Jochstraße von Bad Oberdorf in Richtung Oberjoch hinaufsteigt (eigentlich nicht wirklich empfehlenswert, da hier der Hauptverkehr fährt. Besser ist für Fußgänger und Radfahrer die alte Salzstraße), sollte man besonders im Bereich der untersten Spitzkehre die Augen offen halten.

Wenn man aufmerksam ist, wird man oberhalb des Wildbachs i n einer rund 5 m hohen Böschung ein graugrünliches, meist rundliches Gestein finden, das sich optisch von den sonstigen Kalken abhebt. Ein guter Marker für den Ort ist ein kleines Marterl, welches direkt vor dem besten Aufschluss steht.

Das rundliche Gestein ist ein Basalt, die auffällige rundliche Form, entfernt an Kissen erinnernd, wird auch Kissenlava oder im Englischen als Pillow-Basalt oder Kissenlava bezeichnet. Eine typische Form für Lava, die unter Wasser ausgeflossen ist.

Basaltaufschluß an der Jochstraße / Allgäu
Gut durch das Marterl gekennzeichnet kann man an der untersten Kurve der Jochstraße die Kissenlaven gut finden. Eigenes Foto.

Kissenlava

Die schlagartige Abkühlung der heißen Lava erzeugt eine Glashaut, die als zähe, plastische Haut die nachfolgende Lava umschließt und so eine kissenartige Form von 20 cm bis 1 m Durchmesser erzeugt. Im Inneren des Kissens kann die Lava erheblich langsamer abkühlen und so mikrokristalline Massen bilden, die Kristallgrößen nehmen daher vom Inneren zum Rand hin ab. Die Druckentlastung der Lava beim Ausfließen kann zu einer Entgasung der Schmelze führen, daher finden sich häufig Gasblasen parallel zur Oberfläche der einzelnen Kissen, sehr häufig an der ursprünglichen Oberseite. Wenn der nachfolgende Zustrom frischer Lava nicht nachlässt, reißt die Glashaut auf und es bildet sich ein weiteres Kissen.

Gewöhnlich sind Kissenlaven basaltischer Natur, und das ist auch hier der Fall, zumindest Basalt im weitesten Sinne. In diesem Fall hat eine niedriggradige Metamorphose das Gestein in etwas umgewandelt, dass man im Deutschen gerne als Diabas bezeichnet hat. Ein Gesteinsbegriff, der nicht ganz unproblematisch ist, da er nicht überall immer dasselbe bezeichnet.

Auffällig sind relativ viele Einschlüsse aus Kalkgestein, teilweise auch mit (mehr oder minder leicht) gefritteten Fossilen. Diese sogenannten Xenolithe wurden beim Aufstieg des Magmas aus dem umgebenden Gestein mitgerissen.

Gebildet haben sich die Kissenlaven vermutlich im mittleren Jura, als von den heute hier so dominant anwesenden Alpen noch nichts zu sehen war.

Rezente Bildung von Pillow-Basalt oder Kissenlava auf Hawaii. So in etwa könnte die Entstehung unserer Lava Kissen hier auch ausgesehen haben.

Die Arosa Zone

Die hier anstehenden Kissenlaven gehören zur sogenannten Arosa Zone, die möglicherweise eine Sutur zwischen dem Penninikum und dem Ostalpin darstellt. Sie ist eine Melange aus mesozoischen Sedimenten, ozeanischen Basalten und kristallinen Gesteinen und kreidezeitlichen Flyschen.
In der Oberkreide wurden die Gesteine der Arosa Zone auf die vorgelagerten Gesteine der rhenodanubischen Flyschzone überschoben.
Im Allgäu erreicht die Arosa Zone nur eine Breite von maximal 200 m Breite, ihre Gesteine sind hier selten aufgeschlossen.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

1 Kommentar

  1. Toll , wenn man sich in Geologie auskennt. Da wird die Landschaft lebendig. Ich kenne noch die Verbindung von Unterjoch nach Oberjoch , als es noch keine Straße gab.
    Ein Ausflug dorthin lohnt sich !

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