Feilenanbruch

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Nein, ein Feilenanbruch ist keine anerkannte Berufskrankheit von Feinmechanikern, sondern eine Erosionsform, die man meist in bergigen Landschaften mit viel Lockersedimenten finden kann.
Wenn man durch bergige Landschaften wandert, kann man oft ältere oder auch jüngere Spuren der Erosion treffen. Eine davon ist unter dem etwas sperrigen Begriff „Feilenanbruch“ bekannt.

Man kann sie häufig an Fließgewässern in Lockersedimenten beobachten, bei denen sich das Wasser tief in das Sediment eingräbt. Die Seitenränder verlieren mit zunehmender Tiefe ihre Standfestigkeit und brechen nach. Dabei entstehen charakteristische, Anbrüche mit fast dreiecksförmigen Flächen, die, so eine mögliche Erklärung des Namens, an eine dreikantige Feile erinnern. Besonders in Lockersedimenten können diese Erosionsformen auch durch Hochwasserereignisse hervorgerufen werden.

Oberjoch
Ein Feilenanbruch unterhalb des Kühgrundkopf, von Oberjoch aus gesehen. Eigenes Foto, CC-Lizenz.

Ein sehr schönes Beispiel für einen Feilenanbruch findet sich am Hang der Iseler – Kühgrundwand oberhalb des Bergdorfes Oberjoch. Vom Dorf aus fällt die Narbe in der Landschaft schnell auf. Hier, unterhalb des Berges wurden während der letzten Eiszeit große Mengen von Gletscherschutt abgelagert. In dieses Moränenmaterial hat sich der Kaltenbrunnerbach hineingeschnitten und die Gletschersedimente sind nachgebrochen. Dies kann durchaus auch in größeren Ereignissen passiert sein. Im Jahr zum Beispiel 1990 sind rund 7 000 m³ Sediment in eine Wildbach-Talsperre unten an der Straße abgerutscht. Und auch heute ist der Feilenanbruch immer noch aktiv, man kann das Nachbrechen der Flanken an den umgestürzten Bäumen gut erkennen.

Kaltenbrunnerbach
Der Feilenanbruch. Eigenes Foto, CC-Lizenz.
Kaltenbrunnerbach
Feilenanbruch, von oben. Eigenes Foto, CC-Lizenz.
Kaltenbrunnerbach
Und aufwärts. Eigenes Foto, CC-Lizenz.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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