Erdrutsch nach Gletscherrückzug

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Gletscher sind eine ziemlich dynamische Erscheinung. Auch wenn das Eis uns Menschen so unbeweglich wie der Fels erscheint, so bewegt es sich auf lange Sicht gesehen mehr wie ein Fluss. Und wenn er sich, wie die meisten Gletscher zur Zeit, auf dem Rückzug befindet, Kann auch noch anderes in Bewegung geraten. Das kann man sehr gut auf diesem Zeitraffervideo des Fox Gletschers auf Neuseeland sehen.

Der Fox Gletscher auf Neuseelands Südinsel ist einer vergleichsweise gut zugänglicher Gletscher, was sich in den Besucherzahlen (Wikipedia nennt rund 1000 pro Jahr) niederschlägt. Wie gesagt, ein einzelner Besuch dürfte viel zu kurz sein, um die Dynamik des Eises oder den Rückgang des Gletschers insgesamt zu beobachten. Aber über die Jahre wird es ziemlich deutlich, wie sich das Eis zurückzieht, wenn die Gletscherzunge schneller zerfällt und schmilzt, als im Nährgebiet nachgeliefert werden kann.

Fox Glacier descend into a rainforest
Der Fox-Gletscher, Neuseeland, im September 2007, zur Zeit seiner letzten Maximalausdehnung. Foto Ville Miettinen from Helsinki, Finland (Fox Glacier) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)], via Wikimedia Commons
E48544 - Below Fox Glacier, February 2013
Der Fox Gletscher von einem etwas näheren Standpunkt im Februar 2013. Der Rückzug der Gletscherzunge ist gut erkennbarFoto Matthias Basler (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons
Allerdings bestehen die Wände des Tales, welches den heutigen Gletscher umgibt, aus alten Gletscherablagerungen. Dieses Moränenmaterial oder auch Till ist, besonders wenn  es wassergesättigt ist, nicht gerade übermäßig stabil. Wenn das Eis den Hangfuß nicht mehr stabilisiert, wird der Hang entsprechend in Bewegung geraten, bis sich eine stabile Hangneigung eingestellt hat. Auch diese Bewegung ist, solange sie nicht in katastrophalen Hangrutschen passiert, meist langsam und für den unbeteiligten menschlichen Beobachter schlecht festzustellen, Erst Aufnahmen über einen längeren Zeitraum oder gar Zeitrafferaufnahmen offenbaren die Bewegung.

 

Man kann auf dem Video sehr schön erkennen, wie der Hang in Bewegung gerät, als sich die Gletscherzunge unter ihm zurückzieht. Und wie der Hang nach sich einiger Zeit wieder stabilisiert. Die Zone der stärksten Hangrutschung bewegt sich also parallel zur Gletscherzunge Talaufwärts

 

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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