Jahrestag des Tohoku-Erdbebens, Atomkraft und Claudia Roth

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

heute jährt sich das verheerende Tohoku-Erdbeben in Japan zum 2. mal. Am 11. März 2011 um 14:46 lokaler Zeit hatte ein Erdbeben der Magnitude 9 die Ostküste Japans erschüttert. Der davon ausgelöste Tsunami war nicht nur sehr hoch, lokal bis über 20 Meter, er ließ den betroffenen Menschen auch keine Vorwarnzeit. Als Folge verloren rund 16 000 Menschen ihr Leben. Große Flutschutzwerke wirkten gegen die anrollenden Wellen wie Spielzeuge (in meinem Beitrag zum Tohoku-Beben hatte ich etliche Videos eingestellt, welche das Ausmaß des Tsunamis gut zeigen). Die Tsunamis hatten auch noch eine weitere Folge. Aufgrund konstruktiver Schwächen verursachten sie eine Havarie an mehreren Reaktorblöcken des Fukushima-Atomkraftwerks, die das schwere Erdbeben selber relativ unbeschadet überstanden hatten. Die Maßnahmen wie beispielsweise Evakuierungen rund um die betroffenen Reaktoren haben sicher die Lage für die betroffene Bevölkerung noch zusätzlich verschlimmert und die Rettungs- und Hilfsmaßnahmen für die vom Tsunami und Erdbeben betroffenen gebiete erschwert.

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Screenshot der Facebookmeldung. Selten eine so verfälschende Darstellung gelesen. Chapeau, Frau Roth!

was mich aber schon damals schwer verstört hat, war die Wahrnehmung der Katastrophe hier in Deutschland. Schon sehr bald war weder vom Erdbeben, immerhin das viertstärkste Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen, und der verheerende Tsunami gegenüber der Havarie der Reaktoren in den Hintergrund getreten. Man vergaß die Naturkatastrophe schlicht und sprach vielfach nur von der Reaktorkatastrophe. In den Köpfen vieler Menschen hierzulande schein sich der Gedanke zu verdichten, der Reaktor hätte bei seiner Havarie die vielen Menschen in den Tod gerissen. Diese Art der Amnesie hat allem Anschein auch einige unserer Politiker befallen. Ein herausragendes Beispiel dafür stellt Claudia Roth dar, die auf Facebook das Gedenken an das Erdbeben folgendermaßen in Worte fasste:

Heute vor zwei Jahren ereignete sich die verheerende Atom-Katastrophe von Fukushima, die nach Tschernobyl ein weiteres Mal eine ganze Region und mit ihr die ganze Welt in den atomaren Abgrund blicken ließ. Insgesamt starben bei der Katastrophe in Japan 16.000 Menschen, mehr als 2.700 gelten immer noch als vermisst. Hunderttausende Menschen leben heute fernab ihrer verstrahlten Heimat. Unsere Gedanken sind heute bei den Opfern und ihren Familien. Die Katastrophe von Fukushima hat uns einmal mehr gezeigt, wie unkontrollierbar und tödlich die Hochrisikotechnologie Atom ist. Wir müssen deshalb alles daran setzen, den Atomausstieg in Deutschland, aber auch in Europa und weltweit so schnell wie möglich umzusetzen und die Energiewende voranzubringen, anstatt sie wie Schwarz-Gelb immer wieder zu hintertreiben. Fukushima mahnt.

Bemerkenswerter Weise werden hier weder das Erdbeben, noch der daraus resultierende Tsunami auch nur mit einem einzigen Hinweis erwähnt. Stattdessen klingt es wirklich so, als hätten die havarierenden Reaktoren 15.880 Menschenleben gefordert. Ich frage mich bei derartigen Aussagen immer, ob hier nicht die Ideologie den Leuten Scheuklappen verpasst. Frei nach dem Motto “ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt“. So etwas von führenden Politikern finde ich, schlicht gesagt, reichlich peinlich und dem Gedenken an die Opfer der Naturkatastrophe extrem abträglich. Denn sie werden hier reichlich dreist für ideologische Grabenkämpfe missbraucht.

Tagesschaumeldung zum Gedenken des Tohoku-Bebens. via Frischer Wind

Diese reichlich schräge Sichtweise ist aber nicht nur bei Politikern zu finden. Auch bei Journalisten mit einem eigentlich seriösen Ruf. Wie zum Beispiel der Tagesschau. Auch wenn hier Erdbeben und Tsunami und das Gedenken daran durchaus erwähnt werden, scheint die Wortwahl aber durchaus nahezu legen, dass es die von der Naturkatastrophe ausgelöste Havarie der Reaktoren war, welche die Todesopfer forderte. So etwas finde ich schlicht schockierend! Und unnötig. Die Ereignisse haben ja zumindest hierzulande zu einem Umdenken geführt und uns die prinzipielle Verwundbarkeit von Atomkraftwerken vor Augen geführt. Dazu müssen wir aber die Ereignisse auch nicht hochstilisieren. Wir können sie doch so annehmen, wie sie sich abgespielt haben. Denn soweit ich weiß, hat die Havarie der Atomanlagen zwar zu weiträumigen Evakuierungen geführt, mit allen daraus resultierenden Problemen für die Betroffenen, die ich wirklich nicht klein reden will. Aber mir ist auch nicht bekannt, dass es hier durch bist dato Todesopfer gegeben hat. Die 15.880 bis zum 23. Januar diesen Jahres gezählten Todesopfer gehen alle auf das Konto des schweren Erdbebens und des davon ausgelösten Tsunamis.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

34 Kommentare

  1. reichlich peinlich oder demagogisch

    Wer dem politischen Zweck die Wahrheit opfert betreibt Demagogie.
    Aber Demagogie war schon immer die wirksamste Waffe von Politikern.

  2. Was ist falsch?

    Ich gebe den Vorwurf “ich mache mir die Welt, wie sie mir gefällt” direkt an die Kritiker des Facebook-Postings zurück. Was ist denn falsch, an dem was Frau Roth da schreibt? Bitte mal einen konkreten Satz oder Satzteil nennen. Wenn frau das mal Satz für Satz liest, fragt frau sich doch, warum die Aufregung über ihren Kommentar? Hat sie irgendwas falsches geschrieben? Sie unterscheidet doch explizit zwischen “Atom-Katastrophe von Fukushima im ersten Satz und – Signalwort “insgesamt” – der allgemeinen “Katastrophe in Japan” im zweiten Satz. Was soll diese Skandalisierung auf Bild-Zeitungsniveau ohne irgendwelche harten Belege, dass die Kritisierte sich tatsächlich nicht an Erdbeben und Tsunami erinnern kann? Hat mal jemand bei ihr nachgefragt? Oder mehr als N=1 Statements von ihr dazu ausgewertet? Oder geht es hier nur um ein gut ins eigene Weltbild passende Politiker-sind-alle-doof-Bashing, mit dem man billig Zustimmung ernten kann? Diese Shitstormisierung grenzt wirklich an Verblödung. Ich würde auch gerne mal Belege dafür sehen, dass sonst irgendjemand Relevantes die Atomkatastrophe für die direkte Ursache der 16000 Toten halten würde. Das ist mir bislang noch nicht begegnet. Und noch ein Tipp: Die Roth-Kritiker sollten außerdem aufpassen, dass sie nun nicht von Pro-Kernenergie-Lobbygruppen instrumentalisiert werden.

  3. @Henning Krause

    Sorry, aber jetzt muss ich mich wundern. Sie wollen wirklich behaupten, sie lesen in den Sätzen von Frau Roth (eigentlich “Team Roth”) etwas anderes als alle anderen Menschen, die der deutschen Sprache einigermaßen mächtig sind? Frau Roth schreibt im ersten Satz von der “Atom-Katastrophe” und im zweiten von insgesamt 16.000 Todesopfern der Katastrophe. Also bitte, da ist nirgendwo von einem Tsunami die Rede. Auch der zweite Teil ist ja eine Falschdarstellung: Die hunderttausend Menschen, die nun fernab der Heimat leben, leben nicht fernab einer “verstrahlten Heimat”, denn die hunderttausenden Menschen sind ja diejenigen, die wegen des Tsunamis ihre Heimat verloren haben. Die Situation in Fukushima ist eine andere, siehe zum Beispiel: “Die freigesetzte Radioaktivität werde nicht zu zusätzlichen Fehlgeburten oder Fehlbildungen in der japanischen Bevölkerung führen. Das Ergebnis lege außerdem nahe, dass es zu keiner messbaren Zunahme von Erkrankungen in Folge der Strahlung komme, schreiben die Autoren.” (aus: http://www.spektrum.de/…n-fukushimas-aus/1186076 )
    Es handelt sich bei dem Text von Frau Roth entweder um die Propaganda einer Machtpolitikerin auf Kosten von Opfern einer Naturkatastrophe oder sie ist tatsächlich ideologisch so verbohrt, dass sie ernsthaft glaubt, was sie schreibt. Ich finde beides sehr beängstigend. Vor solchen Ideologen habe ich mehr Angst, als vor Atomkraftwerken.

  4. @ Hening

    “Was ist denn falsch, an dem was Frau Roth da schreibt? Bitte mal einen konkreten Satz oder Satzteil nennen.” Wo soll ich Anfangen? Damit, dass weder Erdbeben noch Tsunami explizit erwähnt wurden? Das Wort “Insgesamt” ist hier wohl etwas dünn, um ein Beben und einen Tsunami dieser Stärke zu beschreiben. Und das Verhältnis der Todesopfer, das nach wie vor bei = (Reaktorunfall) zu 15880 (Erdbeben und Tsunami) steht. Wir haben hier also ein ziemlich krasses Missverhältnis.

    V” dass die Kritisierte sich tatsächlich nicht an Erdbeben und Tsunami erinnern kann?”

    Ich weiss nicht, ob sie sich nicht erinnert oder erinnern kann. Sie erwähnt es jedenfalls nicht weiter, es fällt quasi unter den Tisch. Dabei wäre das wirklich nicht weiter schwer gewesen, oder? Man kann das wirklich ohne Probleme nennen. Es passiert dann nichts schlimmes. Tohoku-Beben. Tsunami. Kein problem. Sie aber tut es nicht. Das fällt auf. Und sowas ärgert mich eben. meine Meinung.

    Hat mal jemand bei ihr nachgefragt? Oder mehr als N=1 Statements von ihr dazu ausgewertet? Nein, das habe ich nicht. und auch nicht vor. Mir geht es alleine um diesen Facebookpost. Ich halte ihn für nicht zufällig.

    Die Roth-Kritiker sollten außerdem aufpassen, dass sie nun nicht von Pro-Kernenergie-Lobbygruppen instrumentalisiert werden.

    Whow, jetzt bin ich aber tief beeindruckt. Was an meinem Blogpost ist denn von der Pro-Kernenergie-Lobby? Nein, ich lasse mich nicht instrumentalisieren. Aber ich habe eine Meinung, auch zu Kernenergie. Diese Meinung mag vielen nicht passen, sie mag auch falsch sein. Ich werde sie aber dennoch vertreten. Mir geht es aber weniger um Politiker-Bashing (OK, ein bisschen doch) oder um Argumente üpro Kernkraft. Mir geht es nur darum, die Tatsache nicht zu vergessen, dass hier ein extrem starkes Erdbeben und ein sehr starker von diesem Erdbeben ausgelöster Tsunami sehr viele Menschen getötet hat. Und dabei eine Havarie in einem Kernkraftwerk auslöste, die sicher die Rettungs- und Bergungsarbeiten behinderte, die sicher zusätzliche gefahren mit sich brachte, und die auch die Verwundbarkeit von Reaktoren sehr plakativ deutlich machte. Aber dennoch im vergleich zum sie auslösenden Geschehen…

  5. @Stefan

    Ihre Darstellung ist so nicht richtig.

    Es gibt Huntertausende, die aufgrund der Erbebenfolgen bzw. des Tsunamis ihre Heimat verlassen mussten / verloren haben. Es gibt aber auch mehr als Huntertausend Menschen, die aufgrund des Atomunfalls evakuiert wurden (werden mussten). [Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) (Hrsg.), 2013: Fukushima Daiichi 11. März 2011 – Unfallablauf, radiologische Folgen. 2. Auflage März 2013]

    Ferner schrieben Sie: “Die freigesetzte Radioaktivität werde nicht zu zusätzlichen Fehlgeburten oder Fehlbildungen in der japanischen Bevölkerung führen. Das Ergebnis lege außerdem nahe, dass es zu keiner messbaren Zunahme von Erkrankungen in Folge der Strahlung komme, schreiben die Autoren.” (aus: http://www.spektrum.de/…n-fukushimas-aus/1186076 )”.
    Das ist zwar richtig. Allerdings ist laut WHO in den am stärksten betroffenen Gebieten Japans mit einem erhöhten Krebsrisiko infolge der Strahlung zu rechnen. Besonders auf Seiten der Kraftwerksmitarbeiter, Helfer, spät Evakuierten. Für alle anderen besteht nach WHO kein erhöhtes Risiko. [World Health Organization (WHO) (Hrsg.), 2013: Health risk assessment from the nuclear accident after the 2011 Great East Japan earthquake and tsunami, based on a preliminary dose estimation. ISBN: 9789241505130]

    Dass es wahrscheinlich “zu keiner messbaren Zunahme von Erkrankungen in Folge der Strahlung” kommen wird, ist ein statistisches Problem bzw. ein Methodisches. Ich finde hier wird das relativ deutlich: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/2028321/
    Das bedeutet jedoch nicht, dass es zukünftig zwangsläufig keine Zunahme an Erkrankungen gebe. Sich also alleine auf diesen Parameter zu verlassen, erscheint mir einseitig gedacht.

  6. Absichtsvoller Satzbau

    Exakt so habe ich es auch empfunden. Ich habe heute dreimal die Tagesschau gesehen. Die erste mal um 8:00 Uhr und mir sind schon da schier die Augen übergegangen über die Argumentationskette: Tsunami löst Super-GAU aus, 16.000 Menschen kommen dabei ums Leben. Kristallklar die Folgerung: Die sind Opfer des Super-GAU. Ich war so geplättet, dass ich mir die Nachrichten um 9:00 Uhr nochmal angesehen habe und siehe da: Auch hier wurde der Tsunami zwar beiläufig als Ereignis mit beträchtlichem Sachschaden geschildert und 90 Prozent der Zeit für den Beitrag bekam Fukushima, aber immerhin lief die verschrobene argumentative Zielführung nicht so dreist wie in der Stunde davor. Ich war schon drauf und dran, zu glauben, dass man hier doch wohl unbeabsichtigt einen Fehler um Satzbau begangen hat und das nun jetzt, eine Stunde später, zumindest ansatzweise wieder korrigiert.

    Heute Abend aber sehe ich um 20:00 Uhr zum dritten Mal an diesem Tag die Tagesschau, und wieder ist es nahezu das gleiche Bild wie früh um acht. Beiläufig ein wenig Tsunami-Geplätscher, dann der Super-GAU und daher tausende von Opfern.

    Das ist kein Versehen. Das ist Absicht.

  7. @Wissenschaft und Schreie

    “Dass es wahrscheinlich “zu keiner messbaren Zunahme von Erkrankungen in Folge der Strahlung” kommen wird, ist ein statistisches Problem bzw. ein Methodisches. [..]
    Das bedeutet jedoch nicht, dass es zukünftig zwangsläufig keine Zunahme an Erkrankungen gebe.”

    Doch, genau das bedeutet das. Keine messbare Zunahme bedeutet zwangsläufig keine messbare Zunahme. Was denn sonst? Und das ist kein methodisches Problem, sondern schlicht der Tatsache zu verdanken, dass die aufgenommene Dosis der Bevölkerung glücklicherweise recht gering geblieben ist.

  8. Empörungsreflexe

    Ich fasse zusammen: In einem Text von Claudia Roth, der nicht von Claudia Roth ist, wird etwas nicht erwähnt, was jeder weiß.

    Merkt Ihr selbst, nech?

  9. @ Henning

    Es wird nicht erwähnt. Das ist auffällig. Manchmal sagt man eben auch etwas durch Auslassungen. Manchmal sogar sehr viel, wie in diesem Fall.

  10. @Henning

    Jetzt aber bitte nicht selbst gleich ins Rumpelstilzchen-Verhaltensmuster abgleiten! Natürlich impliziert die Aussage, wie sie dasteht, dass die 16K Opfer direkte Folge der Reaktorkatastrophe waren. Wüssten wir es nicht besser, wäre das schlicht das, was der Textschnipsel sagt. Frau Roths Äußerung ist wahrscheinlich nur Ausdruck der Verschiebung des Fokus, die wir damals erlebt haben: In den Nachrichten kamen ständig nur noch die Bilder von den kaputten Reaktorgebäuden, die direkten Tsunamischäden haben praktisch nicht mehr interessiert.

    Ich fand die Geschichte sehr amüsant, aber man sollte die Kirche auch im Dorf lassen. Kann schon sein, dass Frau Roth hier Tatsachen verdrehen wollte, aber das halte ich für übertrieben. Das Ganze war ganz klar ein Versehen, bzw der verdrehten Wahrnehmung geschuldet.

  11. @Henning Krause

    Durch das Nichterwähnen wird ein völlig anderer Zusammenhang konstruiert – und man darf in diesem Fall Absicht vermuten. Ja, das ist empörend.

  12. @ martin

    Und genau darum geht es mir. Ich will zumindest versuchen, die Wahrnehmung wieder ein klein wenig geradezurücken. Das hat mich damals schon ständig geärgert, und das ärgert mich heute immer noch. Diese Fixierung auf der Havarie und das vernachlässigen der Katastrophe. Und ja, wir mögen es vielleicht alle wissen. Aber ich würde nicht darauf wetten, dass wir hier wirklich in der Mehrheit sind. Ich will nicht spekulieren, aus welchen Gründen das gemacht wurde. Aber da es sich vermutlich um ein halbwegs professionelles Team (verglichen mit diesem Blogger hier) handelt, irritiert mich ein derartiger Fauxpas doch ziemlich. Darum dieser Post. Als Mahnung, “Hallo, habt ihr da nicht irgendwo ein Ereignis vergessen?” das mag man mir vorwerfen, aber ich konnte nicht anders. Ich muss an das Erdbeben und den Tsunami erinnern. Abgesehen davon sollten auch Politiker nicht ohne Widerspruch alles sagen können, oder? Ganz klein wenig Kritik ab und an tut ganz gut.

  13. @Joachim

    “Keine messbare Zunahme bedeutet zwangsläufig keine messbare Zunahme.”

    Nur weil statistisch vielleicht kein Mehr an Erkrankungen sichtbar ist, heißt dies nicht, dass es keine vermehrten Erkrankungen gebe. Wenn z.B. in einem Gebiet ein natürlich hohes Risiko besteht, fallen wenige weitere Fälle statistisch gar nicht auf (vgl. Anna Friedl, Strahlenbiologin am Klinikum der Universität München und Mitglied der Strahlenschutzkommission: “Gegenüber diesem hohen, normalen, spontanen Risiko noch ein paar zusätzliche Fälle, die durch eine zusätzliche Strahlung dazu kommen, das kann man überhaupt nicht statistisch herausfiltern.”, http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/2028321/) (vgl. Deutschlandfunk: “[…] die 20.000 Einwohner zählende Kleinstadt Namie und das 6000-Einwohner-Dorf Iitate. In diesen Orten trifft es vor allem die Kinder, die während des Fall-outs jünger als ein Jahr waren, in dieser Gruppe wiederum vor allem die Mädchen. In Iitate zum Beispiel, rechnet die WHO vor, könnte sich das Schilddrüsenkrebsrisiko von etwa 0,8 Prozent auf 1,2 Prozent erhöhen. Doch was heißt das bei einem Dorf? Angesichts dieser kleinen Gruppe droht ihr Schicksal in der Statistik unterzugehen.” ,http://www.dradio.de/dlf/sendungen/wib/2028321/).

    “Und das ist kein methodisches Problem, sondern schlicht der Tatsache zu verdanken, dass die aufgenommene Dosis der Bevölkerung glücklicherweise recht gering geblieben ist.”

    Die Dosen war/sind tatsächlich relativ gering. Jedoch gibt es keine komplett unschädlichen Dosen (http://uwa.physik.uni-oldenburg.de/52520.html , http://www.analytik.ethz.ch/…nterlagen/P35-2.pdf , http://www.online.uni-marburg.de/…2/docs/waa.pdf).

  14. @Wissenschaft und Schreie

    Ach wissen Sie, das ist mir alles sehr sehr bekannt, ich blogge darüber schon eine Weile. Sie mögen es bedauern, dass die gesundheitlichen Risiken relativ gering sind und deshalb statistisch nicht erfassbar. Mich erleichtert das eher.

  15. ich glaube, da geht es eher um Schlampigkeit als um Verzerrung der Wirklichkeit. Schließlich haben wir hier eine Ursachenkette von mehr als drei Schritten. Das überfordert viele einfach.

    Ursache – Wirkung – indirekte Folge, das schafft man (ein Journalist oder Politiker) noch in einem Zweisatz-Beitrag. “Heute hat ein Erdbeben Japan erschüttert. Es löste einen Tsunami aus, der 16000 Menschen tötete.” Das war dann aber auch das Limit.

    Hier haben wir vordergründig:
    “Heute hat ein Erdbeben Japan erschüttert. Es löste einen Tsunami aus, der 16000 Menschen tötete. Außerdem beschädigte er ein wie war nochmal der Satzanfang?”

    Genauer natürlich:
    “In Japan stehen Atomkraftwerke direkt und mit minimalem Schutz vor Tsunamis an der Küste, die für den mittleren Westen der USA konzipiert wurden. Das Erdbeben, das gestern Japan erschütterte, hat einen so starken Tsunami ausgelöst, dass ein solches Atomkraftwerk stark beschädigt wurde. Da auch der Betreiber massiv geschlampt und gelogen hat, und die Aufsichtsbehörden ihn munter haben gewähren lassen, sind die Schäden so gravierend, dass ein GAU eingetreten ist, dessen direkte und indirekte Folgen wir in zehn Jahren noch nicht voll überblicken werden können.”

    Da spannt doch jeder durchschnittliche TV-Zuschauer ab, und bei Twitter bekommt man das auch nicht unter…..
    Wenn man also die Atomkraftnutzung (zu Recht! Die Betreiber werden IMMER schlampern) beenden will, dann kann man gar nicht anders, als den mentalen Kurzschluss zu nutzen. Hektik und Dummheit, nicht Böswilligkeit. Wer’s ausführlich und korrekt formuliert, den ignoriert nämlich die Presse.

  16. Demagogie

    Das was da Frau Roth und ihr Team fabrizieren, ist ohne Zweifel Demagogie, weil bewusste Wortwahl und Satzstellung. Das gleiche ist auch zu beobachten auf anderen „Kampfgebieten“ dieser Partei und ihrer Vorhut-Organisationen: http://www.novo-argumente.com/…n/artikel/0001283
    Also Glückwunsch Herr Ries für ihren Mut, dass auch mal in einem politisch neutralen Blog zu äußern. Bei einer solchen bewussten Verstellung der Tatsachen muss alle Zurückhaltung aufgegeben werden.

  17. Das hat Methode …

    Bereits am Tag 10 nach der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe, als man gerade begonnen hatte, tausende Leichen aus dem Schutt ihrer vom Tsunami überrollten Häuser zu bergen, bemängelte ich, dass Erdbeben- und Tsunamikatastrophe weitgehend aus dem deutschen Blickfeld verschwunden waren und man sich stattdessen (in zunehmend hysterischer Weise) allein auf die nukleare Havarie fokussierte.

    Die Einlassung von Frau Roth ist in der Tat die unverfrorenste Zuspitzung dieser Denke, die mir bis jetzt untergekommen ist. Allerdings frage ich mich da wirklich schon, ob das noch Absicht sein kann. Vielleicht weiß sie es ja wirklich nicht besser. das würde mich ja nun nicht wirklich wundern.

  18. @Joachim

    Nein, da haben Sie mich missverstanden. “Sie mögen es bedauern, dass die gesundheitlichen Risiken relativ gering sind und deshalb statistisch nicht erfassbar.” Es ist doch gut, dass es so ist. Das Erdbeben und der Tsunami haben den Japanern schon mehr als genug zugesetzt. Das bedauere ich.
    Gut, dann sind wir uns ja einig.

  19. @Heinrich

    Sie schreiben:

    Das Erdbeben, das gestern Japan erschütterte, hat einen so starken Tsunami ausgelöst, dass ein solches Atomkraftwerk stark beschädigt wurde

    War das so? Woher haben Sie diese Information? Selbst die von der Betreiberfirma unabhängige Untersuchung des japanischen Parlaments, die sehr kritisch mit dem Verhalten der Betreiberforma umgeht, kommt keineswegs zu dem Schluss, dass der Tsunami das Kernkraftwerk stark beschädigt habe.

    Da wäre ich mal an Ihrer Quelle interessiert.

  20. sehen Sie, selbst DIESE Langversion war zu kurz: der starke Schaden kam ja nicht direkt durch den Tsunami zustande, sondern dadurch, dass der Betreiber Mist gebaut hatte und dadurch der sonst eher kleine Schaden katastrophale Folgen hatte.

    Und was das japanische Parlament angeht – denen glaube ich kein Wort. Einmal, weil sie alle seit Jahrzehnten voll hinter TEPCO standen, zweitens weil sonst ein kaum beschädigtes Atomkraftwerk in drei Blöcken ohne besondere Ursache BUMMS! gemacht hat. Wenn man den Verantwortlichen und Mitverantwortlichen also glaubt, muss man alle AKWs der Welt SOFORT abbauen – ganz weg, zack zack, weil sie ohne Ursache zum GAU kommen können.

  21. @Michael Khan

    Vieleicht liegt dies “dass Erdbeben- und Tsunamikatastrophe weitgehend aus dem deutschen Blickfeld verschwunden waren” an Folgendem:

    “In Deutschland besteht keine Gefahr derartiger Erdbeben und von Tsunamis. Daher ist die Kernkraft, der Punkt, der für die Menschen hierzulande am interessantesten ist. Wie klein oder groß hierbei die potenzielle Gefahr aufgrund eines möglichen GAUs inkl. Folgen ist, sei mal dahingestellt.” (Zitat ich, https://www.facebook.com/groups/243895958968354/permalink/562463220444958/?comment_id=562670533757560&offset=0&total_comments=11).

    Nicht falsch verstehen, damit möchte ich Frau Roth keineswegs verteitigen oder dergleichen. Meine zitierte Vermutung bezieht sich lediglich auf eingangs erwähntes Zitat.

  22. @Wissenschaft und Schreie

    “Gut, dann sind wir uns ja einig.”
    Dann ist ja gut. Es ist wirklich traurig, dass viele Menschen so begierig sind, die gesundheitlichen Schäden möglichst hochzurechnen. Das produziert nämlich zusätzliche Angst und blockiert eine sachliche Diskussion darüber, wie groß die Sperrzone eigentlich sein muss und welche Vorsichtsmaßnahmen für die Bevölkerung vor Ort sinnvoll sind.

    Ich bin ja auch kein Fan von Atomkraft und dass es diesen Super-GAU gegeben hat ist schlimm genug. Das brauchen wir nicht ein zweites Mal. Aber für diese Botschaft ist es völlig unnötig, die gesundheitlichen Schäden möglichst groß zu rechnen. Sie sind glücklicherweise unmessbar klein.

  23. @Heinrich

    Bevor man ganz umfasende Schkussfolgerungen zieht, sollte man sich vielleicht erst einmal informieren. Zuerste einmal über die Bedeutung des Begriffs GAU, den Sie nun schon mehrfach falsch verwendet haben. Nachulesen unter anderem hier.

    Wenn Sie meinen, den Darlegungen zum Unfallhergang im Ablschlussbericht der Untersuchungskommission des japanischen Parlaments widersprechen zu mönnen (den Bericht werden Sie ja hoffentlich aufmerksam gelesen haben, bevor Sie ihn rundheraus verwerfen), würde mich schon interesseieren, welchen Punkten des dort dargestellten Unglückshergangs Sie widersprechen und auf welche Quellen Sie sich beziehen.

  24. Fukushima und Instrumentalisierung

    Es ist sicherlich ehrenwert, wie z.B. Michael Khan versucht, die rationale Betrachtungsweise der Geschehnisse zu stärken durch eine genaue Quellenstudie und durch Detailkenntnisse. Aber hat das jemals in der Berichterstattung deutscher Medien und in den politischen Diskussionen eine Rolle gespielt ? Nein, denn es ist ungeeignet mit der eigenen politischen Agenda die Deutungshoheit zu erlangen.
    Ich zitiere mal, weil es den Kern trifft:
    „Das eiskalte Instrumentalisieren der Todesopfer
    Die Havarie der Meiler in Fukushima löste eine Umweltkatastrophe aus und soll hier nicht klein geredet werden. Nur ein eiskaltes, politisches Instrumentalisieren von 19.000 Todesopfern einer Naturkatastrophe und eines nuklearen Unfalls muss als das gegeißelt werden, was es ist, nämlich furchtbare menschenverachtende Politik.“
    Quelle: http://www.wiwo.de/…e-seite-all/7912884-all.html

  25. @torben hoffmeister

    Das eiskalte Instrumentalisieren, unter dem Deckmantel der Betroffenheit über das Schicksal der Opfer der Katastrophe, ist in der Tat kennzeichnend für die Art, wie dieser Unfall zynisch vor den Karren einer politischen Agenda gespannt wurde.

    Man konnte schon den Eindruck gewinnen, dass es vielen militanten Kernenergiegegnern lieber gewesen wäre, diese Havarie wäre noch viel schlimmer ausgefallen. Theorien über ausgefallene Horrorszenarien gab es ja im März 2011 zuhauf, und eigentlich nie von Leuten, die wussten, wovon sie reden. Bemerkenswert war die in ihrem Zynismus kaum noch zu überbietende Forderung des obskuren Scheinexperten Sebastian Pflugbeil, die Bemühungen zur Eindämmung der Havarie aufzugeben. Der Herr sah wohl seine Hoffnung auf eine richtige “Erste-Sahne-Katastrophe” enttäuscht. Tja, aber niemand hat auf ihn gehört – warum sollte man auch.

    Bemerkenswert ist auch jetzt, wie leichtfertig man jederzeit damit ist, jeglichen nonchalanten Umgang mit der Wahrheit zu übersehen und kleinzureden, solange er nur von Leuten begangen wird, die der eigenen Seite des politschen Spektrums zuzuordnen sind. Das kann man auch wieder bei einzelnen Kommentaren in diesem Thread “bewundern”.

    Dabei gibt es an der Fukushima-Havarie so viel, worüber man wirklich in Rage geraten könnte. Das war eine Katastrophe mit Ansage. Eine, die durch im Vergleich zu den Konsequenzen des Unfalls vernachlässigbare Investitionen im Vorfeld hätte abgewendet werden können, wobei die erforderlichen baulichen Maßnahmen bereits Jahre vor der Katastrophe namentlich benannt und sogar angeordnet wurden – die Anordnung wurde dann aber von der Betreiberfirma ignoriert.

    Wer noch nicht einmal weiß, was “GAU” bedeutet und sich auch sonst nicht für die Fakten interessiert, weil er schon meint, genug zu wissen, wird das nicht einordnen können und muss weiterhin der uninformierten Mediendarstellung einer hochgefährlichen, kaum zu beherrschenden Technik Glauben schenken.

  26. @Joachim

    “Es ist wirklich traurig, dass viele Menschen so begierig sind, die gesundheitlichen Schäden möglichst hochzurechnen.”
    Ja, das ist es, wobei ich mir nicht sicher bin, ob jene Menschen das tatsächlich absichtlich machen, oder es einfach nicht besser/genauer wissen. Vermutlich kommt beides vor.

    “Das produziert nämlich zusätzliche Angst und blockiert eine sachliche Diskussion darüber, wie groß die Sperrzone eigentlich sein muss und welche Vorsichtsmaßnahmen für die Bevölkerung vor Ort sinnvoll sind.”
    Exakt!

    ” […] dass es diesen Super-GAU gegeben hat ist schlimm genug. Das brauchen wir nicht ein zweites Mal.”
    Richtig, Sie sagen es.

  27. @Joachim

    “Es ist wirklich traurig, dass viele Menschen so begierig sind, die gesundheitlichen Schäden möglichst hochzurechnen.”
    Ja, das ist es, wobei ich mir nicht sicher bin, ob jene Menschen das tatsächlich absichtlich machen, oder es einfach nicht besser/genauer wissen. Vermutlich kommt beides vor.

    “Das produziert nämlich zusätzliche Angst und blockiert eine sachliche Diskussion darüber, wie groß die Sperrzone eigentlich sein muss und welche Vorsichtsmaßnahmen für die Bevölkerung vor Ort sinnvoll sind.”
    Exakt!

    ” […] dass es diesen Super-GAU gegeben hat ist schlimm genug. Das brauchen wir nicht ein zweites Mal.”
    Richtig, Sie sagen es.

  28. Das TMhoku-Erdbeben 2011

    wurde aber schon kurz nach dem Stattfinden d-sprachig weitgehend so kommuniziert, als ob ganz primär eine Nuklearkatastrophe mit vielen Opfern zu beklagen sei.

    Aus dem Gedächtnis: Irgendwo im Web gibt’s auch Umfragen, die geprüft haben, ob die ökologistische Kampagne gewirkt hat. Ja, sie hat gewirkt.

    MFG
    Dr. W (der allgemein die Infantilisierung der Gesellschaften beklagt, wobei das Web kaum Abhilfe zu schaffen scheint, weil sozusagen mehrschichtig konsumiert wird)

  29. Verdrehte Tatsachen

    Es würde mich nicht wundern, wenn wir demnächst irgendwo zu lesen bekommen, dass der Reaktorunfall den Tsunami ausgelöst hat.

  30. Pingback:[BLOCKED BY STBV] Heute vor 50 Jahren: Das vergessene Kraftwerksunglück › Go for Launch › SciLogs - Wissenschaftsblogs

  31. Guten Abend Herr und Frau

    Es wäre unfair von mir, nicht derjenige, der mich gemacht loben
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    um ein Leben zu retten droht zu Beginn habe ich nicht glaube, man
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    Banken oder Sie besser haben ein Projekt und brauchen Finanzierung,
    schlechte Kredit-oder brauchen Geld, um Rechnungen zu bezahlen,
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    Verleihen von Geld zögern Sie nicht, ihn zu kontaktieren, wird er glücklich sein
    Große, um Ihnen Verbinden Sie mich bitte und senden Sie Ihre
    gelten für Ihr Darlehen in 48 Stunden plus.Voici seine E-Mail:

    duvalles.phillips@outlook.com

    Danke für endgültig verabschiedet die Botschaft an den Bedürftigen zu helfen

    Viel Erfolg!

  32. Ich weiß, dass es Spam ist, aber die schlichte sprachliche Poesie hat mich derart berührt, dass ich dieses Zeugnis zeitgenössischer Lyrik nur ungern der Öffentlichkeit vorenthalte.

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