Ein Schlammvulkan taucht auf (und bald wieder ab)

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Am 26. November berichteten heimkehrende pakistanische Fischer etwas Seltsames. Eine kleine neue Insel sei aufgetaucht. Diese neue Insel ist ein kleiner Schlammvulkan, und er war auch noch sichtbar, als der Earth-Observing-1 Satellit am 11. Januar 2011 die obere Aufnahme machte. In der Aufnahme unten, vom 11. Februar 2010, fehlt die kleine Schlammvulkan-Insel noch. Es besteht aber wohl kein Grund, die Seekarten umzuschreiben, denn die kleinen Inseln, welche die Schlammvulkane aufbauen, haben keine lange Lebensdauer. Schlammvulkan-Inseln sind an der pakistanischen Küste bereits mehrfach aufgetaucht, und sie sind alle meist rasch wieder in der arabischen See verschwunden. Der unverfestigte Schlamm, der sie aufbaut, wird schnell von den Meeresströmungen und Wellen wieder abgetragen. Und wenn man sich die Sedimentfahne anschaut, welche die kleine Insel auf dem Bild vom 11. Januar ziert, so ist anzunehmen, dass auch sie schon sehr bald wieder unter den Meeresspiegel tauchen wird.

mit Schlammvulkan

Ein kleiner Schlammvulkan erhebt sich über die Wellen der arabischen See vor der Küste Pakistans. Die Aufnahme wurde am 11. Januar 2011 gemacht. Man beachte die Sedimentfahne, die sich von der kleinen Insel in die See erstreckt. Hier arbeitet die Erosion bereits am Untergang der Insel. Credit NASA

arabisches Meer vorher

Bei einem vorherigen Überflug der Stelle durch den Satelliten am 11. Februar 2010 fehlte die kleine Schlammvulkaninsel noch. Credit: NASA

Schlammvulkane sind in Pakistan ein vergleichsweise häufiges Phänomen. Sie hängen mit der Plattentektonik zusammen. Die arabische Platte, also der Teil der Erdkruste, auf welchem die arabische Halbinsel und die arabische See liegen, wird unter die eurasische Platte geschoben. Das Ganze passiert mit einer Geschwindigkeit von rund 4 Zentimetern pro Jahr. Das klingt nicht viel, aber über geologische Zeiträume ist das durchaus beachtlich. Dabei wird ein Teil von den mächtigen Sedimenten, welche sich auf der arabischen Platte abgelagert haben, abgehobelt und an die eurasische Platte angefügt. Diese Sedimente bilden die Küstenebene Pakistans, die Makran Küste Belutschistans, welche sich auch ein Stück weit in das Meer erstreckt. Aus diesen abgehobelten Sedimenten stammt das Material der Schlammvulkane.

Der Rest der arabischen Platte taucht, wenn er unter die eurasische gerät, ab und wird dabei unter enormem Druck aufgeheizt. Schließlich schmilzt das Gestein auf und steigt als Magma wieder auf. Es gelangt allerdings nicht ganz an die Oberfläche, sondern bleibt in der Erdkruste als Intrusion stecken, wo es seine Wärme an die Umgebung abgibt. Dadurch wird Grundwasser aufgeheizt und, zusammen mit vulkanischen Gasen, in eine aggressive und heiße Lösung verwandelt, die selbst Gestein aufzulösen vermag. Dieses gelöste Gestein wird von den Gasen durch Spalten an die Oberfläche gedrückt, wo es als heißer Schlamm in einem Schlammvulkan austritt. Die Schlammvulkane Pakistans sind also ein Ausdruck derselben Kräfte, welche auch für die vielen Erdbeben der Region Pakistan und Iran verantwortlich sind. So wie das jüngste 7,2 M Beben im Südwesten von Pakistan am 18. Januar 2011.

Die Schlammvulkane Pakistans sind gewöhnlich klein, kaum größer als 1 bis 2 Meter. Es gibt aber auch sehr große Schlammvulkane, wie der Chandragup Komplex, dessen größter Schlammvulkan stolze 100 m hoch ist.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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