Die kambrischen Alaunschiefer Skandinaviens und ihre Trilobitenfauna

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Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
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die kambrischen Alaunschiefer Skandinaviens enthalten kalkige Konkretionen, welche uns auch aus dem nordischen Geschiebe als Stinkkalke bekannt eins. Dieses bemerkenswerte Gestein gehört zu den wenigen, die man quasi mit der Nase bestimmen kann. Wenn man sie mit dem Hammer anschlägt, riechen sie “wie Tankstelle ganz unten”.

Nun sind diese Gesteine natürlich nicht (nur) wegen ihres Geruchs so beliebt. Sie enthalten sehr oft bemerkenswert gut erhaltene Trilobitenreste. Dieses zusammen mit ihrer leichten Erkennbarkeit macht sie zu einem beliebten Sammlergestein und es hat den Stinkkalken in diesem Jahr den Titel “Sedimentgeschiebe des Jahres 2015” eingebracht.

Während des Kambriums lag Baltica, mit dem heutigen Skandinavien im Bereich des Äquators. Den Sandsteinablagerungen des Unterkambiums folgten im mittleren Kambrium zunehmend schlammige Sedimente, während der Sauerstoffgehalt des Ablagerungsraumes sank. Die Trilobitenfauna wurde dabei geringer, bis zuletzt Hauptsächlich an der unteren Grenze des Oberkambriums Agnostiden (Agnostus pisiformis)  dominierten, diese aber meist in sehr großer Individuenzahl.

Erst mit dem folgenden Furongium beherrschten Oleniden die Trilobitenfauna. Diese Trilobiten waren an die dysoxischen Bedingungen gut angepasst.

Die exzellenten Erhaltungsbedingungen ebenso wie die oft in geringer Arten- aber großer Individuenzahl auftretenden Trilobiten machen das Beobachten der verschiedenen Entwicklungsstadien eines Trilobiten von der Larve hin zum adulten Tier möglich. Eine Gelegenheit, die sich dem Paläontologen nicht sehr häufig bietet. Außerdem lassen sich auch evolutionäre Veränderungen und die Entwicklung der verschiedenen Trilobitenarten gut erforschen. Im Rahmen der London Lecture hält hier Prof. Euan Clarkson von der Universität Edinburgh einen interessanten Vortrag über die skandinavischen Alaunschiefer und ihre Trilobitenfauna.

 

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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