Der Wallende Born in Wallenborn

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Der Wallende Born oder auch Brubbel ist eine eisen- und schwefelhaltige Kohlensäurequelle mit einem Eruptionszyklus von rund 35 Minuten. Ruhephasen wechseln sich mit heftigen Eruptionen ab. Derartige Quellen werden auch als intermittierende Quellen bezeichnet.

Brubbel
Der Brubbel (fast) auf dem Höhepunkt eines Ausbruchs. Eigenes Foto.
ein Kaltwassergeysir

Das Thema Kaltwassergeysire hatte ich ja schon bei dem Geysir von Andernach angeschnitten. Und genauso wie dort ist auch bei dem Brubbel in Wallenborn  Kohlendioxid die treibende Kraft, die das Wasser aus der Erde heraus drückt. Das Ganze funktioniert grob gesagt so ähnlich wie die Sektdusche. Der Wallende Born ist aber um eine ganze Nummer kleiner als der in Geysir Andernach. Die Wassersäule schafft hier nur rund 2 bis 4 Meter. Dafür braucht der Wallende Born aber keine technische Kontrolle, er hält seinen Eruptionszyklus von von rund 35 Minuten (von Eruptionsbeginn zu Eruptionsbeginn) von alleine ein.

intermittierende Quelle

Dennoch ist er nicht ganz natürlichen Ursprungs. Zwar ist er als intermittierende Quelle (Mofette) schon seit Jahrhunderten in Wallenborn bezeugt, aber seine jetzige Ausbruchsform und die Sprunghöhe erreicht er nur durch menschliche Nachhilfe. Im Jahre 1933 wurde hier gebohrt, um die Kohlensäure der Mofette wirtschaftlich zu nutzen. Als man eine Tiefe von rund 38 m erreichte, warf die Mofette Wasser, Kohlendioxid und Bohrschlamm in einem plötzlichen Ausbruch aus. Die Mofette wurde auf 30 m mit einem Filterrohr versehen und dann weitgehend sich selber überlassen. Das Rohr ragte aus dem umgebenden Tümpel, das daraus entweichende Gas konnte Vögel, die darauf landeten, töten.

Brubbel
Die Fassung der Quelle von 1983. Das Geländer ist vermutlich 2001 hinzugekommen, es fehlte 1996 noch. Der Brubbel ist hier gerade im Ruhezustand zwischen den Ausbrüchen. Nur die unten links aufsteigenden Luftblasen zeugen vom Antrieb der intermittierenden Quelle. Eigenes Foto.

 

1975 wurde die Quelle dann gefasst und mit einer Kiesschüttung versehen, durch die das Gas und das Wasser austreten konnten. Die ständigen Unterspülungen machten aber schon 1983 eine Reparatur notwendig, in deren Rahmen die Quelle mit Basaltsäulen eingefasst wurde. In dieser Form hatte ich sie auch bei meinem ersten Besuch 1996 noch gesehen. Zu diesem Zeitpunkt war die Mofette auch noch nicht springend, sondern ähnelte mehr einem überkochenden Milchtopf als einem Geysir.

Die zunehmende Unterspülung machte aber 2001 eine umfassende Sanierung notwendig. Die Quelle wurde neu verrohrt und gefasst. Seither kann sie unter guten Bedingungen eine Sprunghöhe von bis zu 4 Metern erreichen und stellt damit ein sehr schönes Beispiel eines Kaltwassergeysirs dar.

Der Mechanismus

Der dem Brubbel oder Wallenden Born zugrunde liegende Mechanismus ist der selbe, der auch den sehr viel größeren Andernacher Geysir antreibt (ich glaube, ich hatte so etwas schon erwähnt). Kohlendioxid ist im Wasser löslich. Je kälter das Wasser und je höher der Druck, desto löslicher ist das Gas im Wasser. Im Fall des Brubbels sammelt sich das gasgesättigte Wasser vermutlich unterhalb einer undurchlässigen Schicht.

In dem wassergefüllten Brunnen kann sich das Kohlendioxid anreichern. Der Druck der Wassersäule und die Wassertemperatur von nur 9°C sorgen für eine gute Löslichkeit. Bis zu dem Zeitpunkt, wo das Wasser kein Kohlendioxid mehr aufnehmen kann. Alles weiter zuströmende Gas als steigt als Gasblasen im Wasser auf. Dadurch kommt das Wasser im Brunnen in Bewegung und „brubbelt“ auf. Dies sorgte für den populären Namen der Quelle.

Brubbel
Der Brubbel während eines Ausbruchs. Der Höhepunkt ist bereits vorbei, das Wasser wird aber immer noch deutlich brubbelnd aus dem Quelltopf gedrückt und überflutet die nähere Umgebung. Eigenes Foto.

Da der Druck in der Wassersäule nach Oben abnimmt, dehnen sich die Gasbläschen bei ihrem Aufstieg weiter aus. Die wieder lässt der Druck in der Wassersäule weiter absinken. Außerdem sorgt die Druckabnahme dafür, dass auch bereits gelöstes Kohlendioxid ausperlt. Die aufsteigenden und sich ausdehnenden Gasblasen vereinigen sich und verdrängen das Wasser, wodurch schließlich der Wasserspiegel im Brunnen ansteigt und als Gas-Wasser-Gemisch in einer gut 4 m hohen Fontäne aus dem Brunnentopf herausspringt.
Schließlich nimmt der Druck des aufsteigenden Gases ab und es reicht nicht mehr für eine Fontäne. Es wirkt aber immer noch, als wenn das kalte Brunnenwasser kochen würde. Erst wenn das überschüssige Kohlendioxid aus dem Wasser entwichen ist, beruhigt sich die Quelle wieder und zieht sich in den Brunnentopf zurück.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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