Der Vulkan von Sandebeck – Deutschlands nördlichster Vulkan – Geotop #4

Jedes Jahr am 3. Sonntag im September wird der Tag des Geotops begangen. Der „Tag des Geotops“ geht zurück auf eine Initiative der Akademie für Geowissenschaften und Geotechnologien e.V., ehemals Akademie der Geowissenschaften zu Hannover. Ähnlich wie beim Tag des offenen Denkmals sollen geologische Sachverhalte und die Bedeutung der Geotope und des Geotopschutzes der interessierten Bevölkerung nähergebracht werden. Auch ohne selber an einem Geotop stehen zu können, da an demselben Tag auch die Aktion Ruden gegen Krebs stattfindet, möchte ich hier doch passend ein etwas vernachlässigtes Geotop vorstellen.

In meinem Beitrag über den Hohen Hagen hatte ich ihn ja bereits erwähnt, den (vermutlich) nördlichsten Vulkan Deutschlands. Dieser befindet sich auf dem Gebiet des Dorfes Sandebeck, das zur Stadt Steinheim gehört.

Sandebeker Vulkan
Fast der einzige Hinweis. Direkt hinter dem Schild geht es steil bergab in den alten Steinbruch. Eigenes Foto.

Vulkan-Embryo

Wenn man es ganz genau nimmt, ist der Sandebecker Vulkan kein richtiger Vulkan. Zumindest war er es nicht zu dem Zeitpunkt, als er entstand und wenn man unter einem Vulkan einen feuerspeienden Berg versteht. Denn das Magma hat die Erdoberfläche wohl nie erreicht, es ist in der Erdkruste als Gang stecken geblieben. Dieser Gang ist nur rund 10 m breit und besteht zumeist aus einem grau weißem basaltischem Gestein, das mit Leucitkristallen durchsetzt ist.

Das genaue Alter des Vulkans ist nicht bekannt. Er ist aber während des Miozäns vor 14 bis 7 Mio. Jahren entstanden. Damit ist er vermutlich in einem ähnlichen Zeitraum entstanden wie die anderen Vulkane des Vulkangebiets in Nordhessen und Südniedersachsen.

Kontinentale Brüche

Auch für diesen Vulkan dürfte die Bildung des Leinetalgrabens als Ursache herangezogen werden. Oder besser gesagt, der Bruchzone, zu der dieser Leinetalgraben gehört, ebenso wie der Oberrheingraben, die sogenannte Mittelmeer-Mjösen-Zone. Diese kontinentale Bruchzone erstreckt sich vom Mittelmeer über die Hessische Senke bis hin nach Südnorwegen. Kontinentale Bruchzonen sind auch immer von Vulkanismus begleitet. Aktuell kann man dies am Afrikanischen Grabenbruch gut erkennen, aber auch bei alten Gräben wie eben hier finden sich immer begleitende alte Vulkane. Oder eben Vulkan-Embryos.

Begehrter Rohstoff

Basaltische Gesteine sind Aufgrund ihrer Härte und Beständigkeit ein begehrter Rohstoff. Das war auch zum Beginn der Industrialisierung so. Als in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Ausbau der Infrastruktur immer wichtiger wurde, suchte man gezielter nach diesen Vorkommen. So wurde auch dieser Basalt um 1834 entdeckt und von der königlich-preußischen Regierung erschlossen. Der Basalt diente zum Bau von Straßen. Dazu wurde das Material mit Fuhrwerken über die damals noch unbefestigten und steilen Wege über das Eggegebirge nach Paderborn geschafft. Da der Transport aber zu kostspielig war, wurde der Abbau bald wieder eingestellt.

Noch einmal im 1900 wurde der Abbau aufgenommen, wieder wurden die Straßen der Umgebung mit dem Gestein befestigt. Da das Vorkommen aber relativ klein ist und der Abbau mit zunehmender Tiefe immer schwieriger wurde, stellte man ihn schon 10 Jahre später wieder ein.

Sandebeker Vulkan
Der Weg in den ehemaligen Steinbruch. Hier ist kein Durchkommen möglich. Eigenes Foto

Naturdenkmal

Seit dieser Zeit liegt der kleine Vulkan ein wenig im Dornröschenschlaf. Na ja, nicht ganz. 1974 wurde der Basaltbruch als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Nach Untersuchungen des geologischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen erstreckt sich der Basaltgang auf einer Länge von 300 m mit einer Breite von rund 10 Metern. Im alten Steinbruch sind davon eine rund 8 m hohe Steilwand aus dem Kontakt mit dem Nebengestein, der sich über einem rund 4 m hohen Sockel aus einem Lehm-Sand Gemisch erheben soll. Was immer das sein soll.

Hier ist nämlich ein klein wenig das Problem. In meinen Augen sollte ein derartiges Geotop auch ein klein wenig gepflegt werden. Das ist hier aber allem Anschein nach nicht der Fall. Schon der Eingang zum alten Bruch ist schwer zu finden. Wer diesen kleinen Vulkan besuchen will, der findet den Eingang vom Steinbruch direkt bei dem Sendemast. Oberhalb des Bruches steht eine Hinweistafel. Hier wären sicher ein paar Hinweise oder Wegweiser in die Richtung ebenfalls nicht ganz verkehrt, sodass auch Leute ohne genaue Ortskenntnis hier schneller hinfinden. Ich musste außerdem feststellen, dass die bei Google hinterlegten Koordinaten nicht ganz korrekt sind.

Sandebeker Vulkan
Kaum zu finden. Der Eingang in den ehemaligen Steinbruch befindet sich direkt hinter dem Funkmast. Wenn es weiß, ist es eigentlich kaum zu verpassen. Die Koordinaten bei Google lagen aber ziemlich falsch. Eigenes Foto.

Aber es ist ja nicht nur das Finden. Denn leider gibt es hier absolut nichts zu sehen. Der Weg in den Steinbruch ist, zumindest bei meinem Besuch war er es, nahezu unpassierbar, sofern man nicht über Kettensäge oder ähnliches verfügt. Ob es wirklich dem Naturschutz so sehr widersprechen würde, ein Geotop zumindest so weit freizuhalten, dass man die Besonderheit des Ortes auch mit eigenen Augen sehen kann? Ich denke, es würde eventuell das Verständnis über das System Erde fördern. Schade, aber vielleicht kann man hier ja noch mal nacharbeiten?

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

8 Kommentare

    • N51° 48.932′ E8° 59.082′
      Der Weg zum Magmaaustritt/Steinbruch beginnt, wie im Artikel beschrieben, am Funkmast.

  1. Im August stand ich auch vor dem zugewachsenen Weg. Ist extrem schade, dass das Geotop nicht zugänglich ist.

    • Andreas Beermann schreibt:
      Ist extrem schade, dass das Geotop nicht zugänglich ist.

      Frei nach Schiller:
      Dem Manne kann geholfen werden. (Die Räuber)
      Drei Worte nenn ich euch, . . . (Worte des Glaubens)

      Mente et machete.

      Vorausgesetzt, es ist kein Naturschutzgebiet!

  2. @Andreas Beermann
    Mir liegen zwei Karten vor. Auf der open street map stimmen die Koordinaten mit Ihren überein, bei der DGK5 ist etwa 50m südöstlich ein N.D. Basaltbruch eingezeichnet.

  3. Wie ist in diesem Zusammenhang der Bramscher Pluton einzuordnen mitsamt der Schwarzkreide aus Vehrte?

    Bramsche: 52° 24′ 17″ N, 7° 59′ 13″ E
    Vehrte: 52° 20′ 57,12″ N, 8° 09′ 43,52″ E

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