Der Geysir und der Müll

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
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Dass Menschen furchtbar gerne absonderliche Dinge in Wasser werfen, ist sicher bekannt. Oft genug ist es ein Ärgernis und Umweltverschmutzung, und manchmal kann man damit sogar Geysire zerstören, wie ich an den Beispielen Morning Glory und Minute Geyser zeigte. Ein anderes sehr anschauliches Beispiel lieferte jetzt die Ear Spring im Yellowstone Nationalpark.

Ear Spring
Ear Spring Mai 2017. Eigenes Foto
Ein Geysir erwacht

Die Ear Spring, also die Ohren Quelle ist eigentlich ein Geysir, der allerdings nur äußerst selten ausbricht. In den letzten 60 Jahren tat er das nur ganze 4 mal, zuletzt im Jahr 2004. Jetzt brach er am 15. September 2018 mit großer Wucht aus und schleuderte heißes Wasser bis in 9 m Höhe.

Es scheint ein besonders aktives Jahr im Yellowstone Nationalpark zu sein, denn auch der Steamboat Geyser, einer der größten Geysire der Welt, ist nach längerer Pause in diesem Jahr schon mehrmals ausgebrochen. Außerdem zeigen die heißen Quellen in der Umgebung der Ear Spring erhöhte Aktivitäten. Der Boden hebt und senkt sich alle 10 Minuten um gut 15 Zentimeter.

Müllschleuder

Der Drang, irgendwelche Gegenstände in die heißen Quellen zu werfen, hat sich auch bei dem Ausbruch der Ear Spring wieder deutlich gezeigt. Nach dem Ausbruch fanden Mitarbeiter des Nationalparks in seiner Umgebung etliche Gegenstände, die Menschen im Laufe der Zeit in die Quelle warfen. Darunter waren etliche Münzen, ein Strohhalm, Plastikgegenstände, Glasscherben, Getränkedosen und sogar ein Schnuller, der vermutlich aus den 1930´er Jahren stammt sowie einen Betonbrocken. Einige der eindeutig historischen Gegenstände könnten Einzug in die Sammlung des Parks finden.

Eine Bitte

Jeder dieser Gegenstände kann einen Geysir oder eine heiße Quelle verändern, schlimmsten Falls zerstören. Das hydraulische System ist gegenüber jeder Veränderung enorm empfindlich. Reinigungsarbeiten sind meist nur schwer möglich und bedeuten selber jedes Mal einen großen Eingriff und Gefahr für die Quelle. Der Minute Geyser ist ein mahnendes Beispiel, und ob Morning Glory in all seiner Pracht überlebt, ist ungewiss.

Anständige Menschen werfen also nichts in Quellen, schon gar nicht in die heißen Quellen des Yellowstone Nationalparks. Allen anderen ist es im Übrigens streng verboten. So steht der Wunsch der Parkleitung, dass bei dem nächsten Ausbruch des Geyirs nichts als natürliches Gestein gefördert wird.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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