Das Leben ist kein Ponyhof 17 – geleimt!

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Gerade unter den kleineren Lebewesen befinden sich ja so manche, die scheinbar aus einem schlechten Horrorfilm entsprungen zu sein scheinen. Denn gerade wer sich nicht durch körperliche Kraft, Größe und Schnelligkeit auszeichnet, benötigt anscheinend ein ganzes Arsenal an seltsamen Taktiken und tödlichen Waffen. Was soll man auch machen, wenn die Beute immer einen Tick schneller ist, als man selbst? Man sorgt dafür, dass sie langsamer wird. Genau das ist der Trick, den die Stummelfüßer anwenden.

Stummelfüßer sind sehr merkwürdige Kreaturen. Sie passen irgendwie nicht so recht in diese Welt, die nächsten Verwandten sind die äußerst zähen Bärtierchen (die extreme Hitze und Kälte vertragen und sogar einen ungeschützten Ausflug in den Weltraum überstehen können).

Stummelfüßer in der Region Bay of Plenty im Norden der neuseeländischen Nordinsel
Stummelfüßer in der Region Bay of Plenty im Norden der neuseeländischen Nordinsel. „Onycophora“ Foto:Bruno Vellutini from São Paulo/São Sebastião, Brasil (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Onycophora.jpg), „Onycophora“, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/legalcode über Wikimedia Commons.

Prinzipiell sehen Stummelfüßer aus wie Würmer auf Stummelbeinen. Manche Arten werden bis zu 20 cm lang. Ihre Haut unterscheidet besitzt kein festes Exoskelett. Stattdessen wird ihre Außenform wie bei einem wassergefüllter Ballon durch den Innendruck der Körperflüssigkeit bewirkt.

Sie sind räuberische Wesen, die sich hauptsächlich von allerlei kleinen Gliederfüßern wie Asseln, Termiten und Grillen ernähren. Und hier kommt das Problem. All diese Tiere sind deutlich flinker als der Stummelfüßer, so dass er ohne Hilfe wohl kaum an eine schmackhafte Mahlzeit käme. Doch er hat einen fiesen Trick auf Lager. Über die Mundpapillen wird aus Schleimdrüsen ein zäher, klebriger Schleim abgesondert, der an der Luft schnell erhärtet und die Beute bewegungsunfähig macht. Die Haut der Stummelfüßer selber ist wasserabweisend, so dass sie nicht durch ihren eigenen Schleim gefährdet sind. Jetzt brauche sie sich nur noch der unbeweglich gemachten beute nähern und sie mit einer Speichelinjektion zu töten und vorzuverdauen.

Die fossile Verwandtschaft der Stummelfüßer ist nicht ganz unumstritten. Sie sehen zwar den Lobopoden aus dem Erdaltertum sehr ähnlich, diese lebten aber im Meer. Zu den Lobopoden gehören unter anderem Wesen wie Hallucigenia und dem Xenusion. Wenn tatsächlich eine Verwandtschaft zu diesen sehr alten Tieren bestehen sollte, bestünde eine Ahnenreihe bis in die Morgendämmerung des Kambriums.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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