Das ITVA Altlastensymposium 2014 in Fulda #2

BLOG: Mente et Malleo

Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Vom 19. bis 21. März 2014 fand in Fulda das Altlastensymposium des ITVA statt. Über den ersten Teil hatte ich ja bereits gebloggt. Und auch der zweite Teil soll hier nicht untergehen.

 

Der ITVA will sich, wie so viele Gesellschaften, auch um den Nachwuchs kümmern. Dazu wurde ein Preis ausgeschrieben, der in drei (OK eigentlich mehr in 2) Kategorien vergeben wird. (Diplom sollte ja eine aussterbende Spezies sein): Einmal in der Kategorie Bachelor / Masterarbeiten und einmal in der Kategorie Dissertationen. Der Preis ist jeweils mit 1000 € dotiert und bietet daneben sicher auch eine sehr gute Gelegenheit, die eigene Arbeit einem größeren Fachpublikum vorzustellen und die entsprechenden Kontakte zu knüpfen. Es lohnt sich also, den eigenen Hut in den Ring zu werfen, wenn die Arbeit praxisgerechte und innovative Ansätze aus dem Gebiet Altlastenmanagement, Flächenrecycling, Grundwasser- und Bodenschutz beinhaltet.

ITVA Altlastensymposium 2014 Fulda
Christin Merczynski auf dem Altlastensymposium 2014 in Fulda, Preisträgerin des ITVA Preises in der Kategorie Bachelor/Masterarbeit. Eigenes Foto

 

Der ITVA Preis in der Kategorie Bachelor/Masterarbeit ging dieses Jahr an Christin Merczynski, die sich mit dem Problem beschäftigt hat, wie man chlorierte Kohlenwasserstoffe wieder aus dem Boden entfernt. Oder in diesem Fall, wie man den anaeroben Abbau von eben diesen Schadstoffen im Grundwasser bewertet. Gut, man könnte ja ganz simpel vorgehen, und schlicht die kleinen Bakkis stimulieren (wie das gehen kann, darüber hatte uns ja Maike Brecht schon erzählt) und nach einiger Zeit nachschauen, um wieviel sich die Schadstoffmenge im Grundwasser verringert hat.

Da gibt es leider ein kleines Problem. Nämlich selbst wenn unsere kleinen Helfer da unter fleißig vor sich hin metabolisieren, kann im ungünstigsten Fall die Menge des Schadstoffes sogar zunehmen. Wenn nämlich aus dem Schadstoffreservoir mehr in die Kontrollbrunnen nachgeliefert wird, als die verdrücken können. Abnehmen würde der Gehalt also erst dann, wenn auch das Reservoir erschöpft ist. Und das kann lange dauern. Und manchmal möchte man ja schon vorher wissen, ob das warten überhaupt einen Zweck hat und ob Stimulationsmaßnahmen gefruchtet haben.

Ein guter Ansatz ist die für die Menge der für die Dehalogenierung zuständigen Bakterien festzustellen. Was so simpel klingt, ist es meist nicht. Schließlich kann man Bakterien nicht so einfach wie rosa Elefanten per Strichliste erfassen. Frau Merczynski hat hier den Ansatz verfolgt, die Verteilung der für die Dehalogenierung nötigen funktionellen Gene von Dehalococcoides ssp entlang einer Kontaminationsfahne zu untersuchen und so die Menge der Bakterien zu quantifizieren.

ITVA Altlastensymposium 2014 Fulda
David Brian Kaiser, Preisträger des ITVAA-Preises 2014 in der Kategorie Dissertation. Eigenes Foto.

 

Der Preis der Kategorie Dissertationen ging an David Brian Kaiser. In seiner Arbeit setzte er sich mit einem nicht ganz trivialen Problem auseinander. Wie soll man das Risiko von Schadstoffen im Boden bewerten?. Normalerweise geht man hier von der Resorptionsverfügbarkeit aus. Damit ist der Teil des betreffenden Schadstoffes gemeint, welcher von der Festphase in die Lösung übergegangen ist, denn nur dieser Teil stünde beispielsweise für die Aufnahme durch den Menschen (zum Beispiel über die Haut, Mund oder Atemwege) auch zur Verfügung. Die Resorptionsverfügbarkeit ist damit zwar ein Indikator für die Bioverfügbarkeit, also die für die Wirkung auf einen Organismus verantwortlichen Schadstoffanteile, des entsprechenden Schadstoffes, aber eben damit nicht identisch. Gefährdungsabschätzungen, die Aufgrund von Gesamtgehalten basieren das Tatsächliche Risiko von Bodenkontaminationen meist überschätzt wird.

ITVA Altlastensymposium 2014 Fulda
Auch von meiner Seite einen herzlichen Glückwunsch an die Preisträger. Eigenes Foto.

 

Wenn man so durch die Lande fährt, fällt einem ein drängendes Problem sofort ins Auge. Das heißt, normalerweise fällt es nicht auf, obwohl es allgegenwärtig und damit für jeden sichtbar ist. Der Flächenverbrauch. Mit dem Wort „Flächenverbrauch” wird die Neuinanspruchnahme von Flächen für Siedlung und Verkehr bezeichnet. Und die von diesen menschlichen Aktivitäten „verbrauchte“ Fläche wächst pro Jahr (im Zeitraum 2009-2012) um 74 ha pro pro Tag. Auf 4 Jahre bezogen wäre das eine Fläche so groß wie Berlin und Stuttgart zusammen. Bei begrenztem Raum kann das so natürlich nicht weitergehen. Daher hat die Bundesregierung bereits 2002 als Zielvorgabe angegeben, diesen Verbrauch auf 30 ha pro Tag zu reduzieren. Davon sind wir aber immer noch ziemlich weit entfernt. Daher war das Thema der Podiumsdiskussion „wird jetzt gehandelt“ durchaus doppeldeutig. Denn auf der einen Seite besteht sicher Handlungsbedarf. Muss beispielsweise jeder Ort immer neue ehemals landwirtschaftliche Flächen zu Gewerbegebieten erklären und versiegeln? Man hat sich dazu ein tolles Verfahren ausgedacht. Den Flächenzertifikatshandel. Grob gesagt werden dabei den Kommunen Flächenausweisungsrechte zugeteilt. Diese können sie nutzen, um im Außenbereich neue Flächen baurechtlich auszuweisen. Dabei muss der Umfang der neu ausgewiesenen Flächen dem Umfang der Flächenausweisungsrechte entsprechen, oder man muss gegebenenfalls weitere rechte von anderen Kommunen hinzukaufen, die ihre Rechte nicht vollständig verbracht haben. Wer Innenbereichflächen neu entwickeln kann, der ist dann in der glücklichen Lage, diese ohne die Flächennutzungsrechte zu nutzen und kann mit den rechten auf den Markt gehen. Irgendwie kommen mir die Kohlendioxid-Immisionsrechte in den Sinn, aber eine Vergleichbarkeit wurde auf der Diskussion vehement bestritten.

Die Flächennutzungsrechte würden dann schrittweise verringert, bis sie ab 2020 bei eben jenen 30 ha pro Tag liegen (Interessanterweise wird im Tagungsband im Abstract die Angaben 30 ha / Tag und 30 ha / Jahr ziemlich munter durcheinandergewirbelt. Letzterer Wert erscheint mir dann aber doch zu traumhaft niedrig). Das Ganze soll, wie es sich gehört, natürlich mit einem Planspiel und kommunalen Fallstudien begleitet werden. Ich hege immer den Verdacht, dass in den Studien und Modellen von einer idealen Welt ausgegangen wird, in der alle beteiligten rationale Entscheidungen treffen. Und das damit am Ende eben alles gut wird. In der realen Welt aber werden Entscheidungen meist weniger rational und sehr oft aus dem hohlen Bauch heraus getroffen. Und dann kauft ein Verein wie Bayern München eben Lewandowski.

ITVA Altlastensymposium 2014 Fulda
Klaus Blomquist om Geologiebüro Altenbockum & Partner. Eigenes Foto.

 

Klaus Blomquist vom Geologiebüro Altenbockum & Partner in Aachen brachte ein altes Problem von uns Laborratten auf den Tisch. In der Umweltanalytik wird der Qualitätsstandard mit Ringversuchen überprüft. Damit wird sichergestellt, dass die Labore auch repräsentative und möglichst genaue Analysen abliefern. Aber auch auf der anderen Seite, auf der des Probennehmers, können entscheidende Fehler gemacht werden. Dafür gibt es die Vorgaben nach LAGA PN 98 bzw. später die DIN EN ISO 19698. Dass die sicher manchmal etwas schwer in der Praxis umzusetzen sind, ist allerdings gut möglich. Vor allem, wenn findige Leute in ihren Bodenmieten belastetes Material unter weniger belastetem verbergen, kann es zu einer Falschdeklaration kommen. Auf der anreden Seite können derartige Hot Spots von belastetem Material natürlich auch weniger belastetes Material kontaminieren. Und damit die Entsorgungskosten nach Oben treiben. Dagegen sollen zum Beispiel Schürfschlitze helfen die rasterförmig über das Haufwerk verteilt sein sollten. Und bei deren Beprobung man die eigene Sicherheit nie vergessen sollte. Man kann auch Probenstecher oder Bohrstöcke benutzen, wenn das Material das zulässt. Oder das Haufwerk gleich ganz mit Großgeräten öffnen lassen. Im Einzelfall mag das durchaus problematisch sein, aber wozu hat man eigentlich den Kopf?

Die einzelnen Proben sollen dann, je nach Größe des zu beprobenden Volumen, entweder als Einzelproben, als Mischproben (jeweils aus 4 Einzelproben zusammengemischt) oder Sammelproben (jeweils 3 Mischproben) vereint und homogenisiert werden. Es zeigt sich, das auf der einen Seite die Anforderungen an die Qualifikation des Probennehmers steigen, während auf der anderen die Anerkennung ( und damit die Vergütung) immer noch deutlich hinterherhinkt. Eine vernünftige und repräsentative Probennahme ist eben nicht zum Selbstkostenpreis zu bekommen.

ITVA Altlastensymposium 2014 Fulda
Ute Dogerloh von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung. Eigenes Foto.

 

Das die Probennahme nicht so trivial ist, wie vielleicht so mancher Zeitgenosse meinen mag, machte auch Ute Dogerloh von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung deutlich. So können sich manche Probleme gar gänzlich von selber lösen. Vor allem, wenn es um organische Inhaltsstoffe beispielsweise in Grundwasserproben geht. Beiträge zur mikrobiologischen Sanierung hatten wir auf dem Symposium ja ebenfalls gehört. Und die kleinen Bakkis hören ja nicht einfach mit ihrer Arbeit auf, nur weil es sich auf einmal um eine Probe handelt. Um also Kontaminationen und später Fortschritte in der Sanierung mit Hilfe von Proben zu belegen, müssen die Abbauvorgänge in der Probe unterbrochen werden. Die Proben müssen entsprechend stabilisiert werden, wenn die Ergebnisse im Labor wenigstens irgendeinen Bezug zu den tatsächlichen Verhältnissen vor Ort (DIN EN ISO 5667-3). Die Vorgänge werden durch kleine Temperaturerhöhungen noch beschleunigt, daher ist es immer gut, die Proben tagsüber offen im Auto zu lagern. Umgekehrt sorgt eine entsprechende Kühlung für eine Verlangsamung des Abbaus, daher sollten die Proben rasch entsprechend auf 2 – 6 °C gekühlt werden. Allerdings hat sich dieses Vorgehen als nicht immer ausreichend erwiesen. Leider gibt es wohl keine allgemeingültige Stabilisierung für alle Proben und Schadstoffe. Vielmehr muss die Methode auf die zu untersuchenden Schadstoffe angepasst werden. LCKW, Naphthalin und BTEX können zum Beispiel angesäuert werden. Dabei können stark carbonat und sulfathaltige Proben ausgasen, was durchaus leichtflüchtige Komponenten mitreißen kann.

Um Grundwasserschäden kümmert sich auch Carsten Horeis, von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Dabei stellen Diffusionsprozesse für den Stofftransport eine sehr wichtige Rolle und damit auch für die Sanierbarkeit von Grundwasserschäden. Dabei spielt der immobile Porenraum auch eine wichtige Rolle als Speicher für Schadstoffe.

ITVA Altlastensymposium 2014 Fulda
Birgitt Schmitt-Biegel von der HIM GmbH berichtete über die Sanierung einer bewohnten Altlast. Eigenes Foto.

 

Spannend waren auch die Berichte über Bodensanierungen in bewohnten Siedlungen. Birgitt Schmitt-Biegel von der HIM GmbH stellte das Beispiel Lampertheim-Neuschloß vor.

Ich stelle mir das immer wie einen schlimmen Alptraum vor. Da hat man sich jahrelang lang gemacht, um sich ein kleines Häuschen mit anzuschaffen, und dann hat verliert man quasi den Boden unter den Füßen. Das Haus steht auf einer Altlast. Was also tun? Verkaufen scheidet ja meistens aus, wer würde das noch kaufen? So in etwa ging es den Leuten in der besagten Siedlung.

Denn das Siedlungsgebiet war von 1827 bis 1927 das Gelände der chemischen Fabrik Neuschloß , in der Soda, Schwefelsäure und Superphosphatdünger produziert wurde. Dabei gelangten auch einige unschöne Dinge in den Boden wie Bleiweiß und Arsen. Ab Mitte der 1950´er Jahren wurde dann eine Siedlung mit mehr als 125 bebauten Grundstücken. Bei Voruntersuchungen zur Errichtung eines Kindergartens und eines Abenteuerspielplatzes gegen Ende der 1980´er Jahre platzte dann die Bombe. Die Böden waren teilweise hochgradig mit Schwermetallen und polychlorierten Dibenzodioxinen und -furanen (PCDD/PCDF) belastet, und zwar so, dass jegliche Nutzung als Nutzgarten untersagt werden musste. Ab 2003 erfolgte dann die Sanierung, wobei die Anwohner vor einigen Problemen standen. Um vor Staubentwicklung einigermaßen geschützt zu sein, wurden die Häuser mit Folien eingehüllt (das muss besonders im Sommer recht angenehm gewesen sein) und die Zugänglichkeit der Wohnungen wurde über bewegliche Brücken sichergestellt (manche dieser Brücken wurden, wenn ich das richtig verfolgt habe, sogar extra jedesmal für das Betreten und Verlassen aufgebaut). Das konnte naturgemäß nur gelingen, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen. Die betroffenen Bürger wurden frühzeitig mit einbezogen, ansonsten hätte das wohl auch kaum so funktionieren können.

 

Die Sanierung von Boden erfolgt immer dann, wenn das Kind schon im Brunnen liegt. Aber man kann ja ach vorbeugen. Welche Anforderungen vorsorgender Bodenschutz hat, stellte Jörg Martin vom Hessischen Ministerium für Umwelt. Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz vor. Denn Boden ist weit mehr als der Dreck unter unseren Füßen. Boden lässt sich nicht vermehren und erneuert sich nur sehr langsam. Dabei ist er durchaus wichtig, er bildet die Lebensgrundlage für Pflanzen und Tiere und letztlich auch für uns Menschen. Er speichert Wasser, adsorbiert und puffert Schadstoffe und ist nicht zuletzt einer der größten natürlichen Kohlenstoffspeicher.

Neben der Belastung durch Schadstoffe bedroht ihn zunehmend auch Erosion, also die Abtragung durch Wind und Wasser. Verstärkt wird diese meist durch wenig bodenschonende landwirtschaftliche Techniken, aber zunehmend auch durch falsche Planung und Bauausführung. Da wäre einmal die Verdichtung durch Befahren mit zu schwerem Gerät oder bei zu hoher Bodenfeuchte. Verdichteter Boden verliert einige seiner wichtigsten Eigenschaften wie die Speicherung von Wasser.

Dabei ist Boden nicht immer überall gleich. Seine Eigenschaften variieren bereits kleinräumig und schon in wenigen Metern Entfernung kann der sich der Boden deutlich unterscheiden. Dies kann man sich durchaus zu Nutze machen. Wenn zum Beispiel Flächenverbrauch durch Bauten oder Erschließungsstraßen stattfinden muss, kann schon eine geringe Verlegung der versiegelten Flächen auf qualitativ minderwertige Bodenbereiche helfen, hochwertigen Boden zu schützen. Dazu muss allerdings der Boden in seiner kleinräumigen Verteilung auch erfasst werden. Hier können oft die entsprechenden Landesämter aushelfen. Hessen zum Beispiel stellt eine bodenfunktionale Gesamtbewertung für fast alle landwirtschaftlichen Flächen in Hessen zur Verfügung.

Übrigens stellt auch das Bundes Bodenschutzgesetz fest, dass (§ 4 Abs1 BbodSchG):

 

Jeder, der auf den Boden einwirkt, hat sich so zu verhalten, dass schädliche Bodenveränderungen nicht hervorgerufen werden.

 

Um Bodenschäden auf Baustellen wirksam zu minimieren oder ganz zu verhindern, ist eine bodenkundliche Baubegleitung sicher nicht falsch. So etwas ist in der Schweiz bereits Standard und in Deutschland bislang freiwillig. Ulrike Meyer von Umweltkonzept Dr. Meyer, Berlin, legte uns dar, wie sich Bodenschäden auf Baustellen vermindern lassen und was ein guter bodenkundlicher Fachplaner wissen muss. Denn Bodenschäden sind meist nicht nur irreversibel und stellen somit eine deutliche Beeinträchtigung für eine folgende Nutzung dar, sie können auch, beispielsweise auf landwirtschaftlich genutzten Flächen, Regressforderungen nach sich ziehen.

Notwendig sind dabei neben guten bodenkundlichen Kenntnissen auch Wissen über Bautechnik und Bauabläufe neben gutem Durchsetzungsvermögen.

Welche gefahren drohen dem Boden bei Baumaßnahmen eigentlich? Da wäre einmal die Verdichtung durch Befahrung mit schweren Baumaschinen, der Verlust organischer Substanz, Gefügeschäden und die Vermischung unterschiedlicher Horizonte. Vernässung stellt ebenso ein Problem dar wie die Vermischung mit Schadstoffen und technogenen Substraten.

Selbst wenn man, um alles richtig zu machen, den Oberboden abträgt und in Mieten aufhaldet, kann man viel zerstören. Dabei sollten Ober- und Unterboden getrennt werden und die Haufwerke zu hoch (Oberboden max. 1,5, Unterboden max. 2.5 m) werden. Staunässe ist dringend zu vermeiden, weil der Boden sonst leicht schimmelt und damit für eine Rekultivierung unbrauchbar wird. Wenn der Boden länger als 2 Monate gelagert werden soll, empfiehlt sich außerdem eine Begrünung der Miete.

 

Kai Seidler von BP Europe und Astrid Jaschke von der IUS Weibl & Ness GmbHbrachte uns ein sehr schönes Beispiel für das im ersten Teil angeführte Spannungsfeld zwischen Fächenrecycling und Umweltschutz. Hier ging es um ein bis 1956 genutztes und bis 1978 als Tanklager dienendes ehemaliges Raffinieriegelände, das einer erneuten Nutzung unterzogen werden soll. Nebenbei sollten dabei auch eine Rehe von durchaus bedrohlichen Altlasten beseitigt werden. Nach dem Rückbau der Gebäude fiel das Gelände brach und es bildete sich eine natürliche Sukzessionsfläche mit einem Mosaik von niedrigwüchsiger Pioniervegetation bis baumreichem Gehölzbestand. Unter anderem findet man eine für die Region bedeutende Population der geschützten Zauneidechse. Zudem bestand durch die Nutzungsaufgabe auch kein Bestandsschutz zur weiteren gewerblichen Nutzung. Die sich daraus ergebenden Probleme und Änderungen im Verfahrensablauf und die notwendigen naturschutzrechlichen Bestandsaufnahmen verzögerten die Bauplanung um rund 3 Jahre.

ITVA Altlastensymposium 2014 Fulda
Anton Areby von bci Betriebs AG. Eigenes Foto.

 

Als letztes erlaubten uns Anton Areby von bci Betriebs AG und Wolfgang Koche von der HIM GmbH noch einen kurzen Blick über die Grenze in die Schweiz. Während hier in Deutschland bei alten Mülldeponien meist mit großem Aufwand eine Abdeckung installiert wird und eventuelle Grundwasserkontaminationen dauerhaft überwacht werden müssen ( als Hamburger erinnert man sich noch dunkel an den heute als „Energieberg“ betitelten Müllberg Georgswerder“), hat man in der Schweiz regelrecht Nägel mit Köpfen gemacht. Das vorgestellte Beispiel ist eine ehemalige Sondermülldeponie nahe dem jurassischen Dorf Bonfol. Damals, in den 1960´er und 1970´er Jahren war es der Stand der Technik, Sondermüll in ehemaligen Tongruben abzulagern. Allerdings war der Ton in der Grube so gut abgedichtet, dass die Deponie mit Regenwasser volllief, so dass bereits zwischen 1986 und 1995 ein Drainagesystem, eine Kläranlage und eine Tonabdeckung eingerichtet werden mussten. Obwohl keine akute Gefahr von der 180 Meter langen, 120 Meter breiten und durchschnittlich 5 m tiefen Deponie ausging, entschlossen sich der Kanton Jura und Vertreter der Basler Chemischen Industrie eine Sanierung der Deponie. Ab April 2010 konnten die ersten Abfälle ausgehoben werden. Dazu wurde eigens eine geschlossene Aushubhalle errichtet. Die Halle überdeckt die halbe Deponie, in ihr herrscht leichter Unterdruck und dort findet der Aushub mittels ferngesteuerter Greifer statt. Die Abfälle werden dort auch geschreddert und mittels eines Loren-Transportsystems in eine Vorbereitungshalle überführt, wo sie in eigens entwickelte Transportcontainer verpackt werden. Es gab auch größere Pannen, so zum Beispiel eine Explosion am 07. Juli 2010, bei der ein Baggerführer leicht verletzt wurde. Seither darf kein Mensch mehr während des Aushubs und schredderns innerhalb der Halle sein.

Da die Halle nur rund 60% des Deponiekörpers abdeckt, muss sie nach Abschluss der ersten Sanierungsetappe verschoben werden. Dies konnte im September 2013 erfolgen.

Die ITVA hat auch eine eigene Seite zum Altlastensymposium, auf der man die Vorträge als Downloads findet. Eine, wie ich finde, sehr lobenswerte Sache. Denn das Interesse am Thema Altlasten und deren Sanierung dürfte sicher weit über den Kreis der Teilnehmer am Symposium hinausgehen.

Weitere von meinen Bilder der Vortragenden finden sich auf flickr, allerdings ohne nähere erklärende Unterschrift.

Mir hat die Sache in Fulda sehr viel Spaß gemacht, und ich habe viel neues gelernt.
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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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