Böschungsbrüche an einer rumänischen Autobahn

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Autobahnen ( und andere menschliche Infrastruktur)  schneiden sich gerne durch die örtliche Topographie. Das liegt unter anderem daran, dass unsere Fahrzeuge meist nur eine begrenzte Steigung in vernünftiger Weise schaffen, und man gleichzeitig den Fahrweg begrenzt halten möchte. Diese Einschnitte müssen abgeflacht werden, damit die entstandenen Hänge auch standsicher bleiben. Es wird geböscht, und  zwar mit einem Böschungswinkel, der von verschiedenen Faktoren abhängen kann. Ist die Böschung nicht standsicher, kann es zu einem Böschungsbruch kommen, wie man ihn manchmal an (meist neugebauten) Böschungen entlang von Autobahnen und dergleichen beobachten kann.

Einen bemerkenswerten Böschungsbruch kann man derzeit in Rumänien finden. Dort, an der Autobahn A 1, in der Nähe der Ortschaft Aciliu, wurde eine neue Böschung errichtet. Die Autobahn wurde, wenn ich das richtig verstanden habe, erst zwischen 2011 und 2014 eröffnet. Hier schneidet sie direkt durch den Hügel Bucium, um als Viadukt weitergeführt zu werden. Die Böschungen am Hügel waren so instabil, dass die Autobahn zeitweise von September 2015 bis Oktober 2016 wegen der Gefahr von Böschungsbrüchen gesperrt werden musste. Das erste Video vom September 2015 zeigt die Situation, nachdem die Böschung im Nordteil  teilweise wieder hergestellt wurde. Gut zu erkennen sind die Bermen, welche die Standsicherheit der Böschung verbessern sollen.

Im zweiten Video vom 26. Februar 2017 kann man die Böschung gut erkennen. Sie scheint in einem sehr flachen Böschungswinkel zu verlaufen. Und trotzdem sind viele Anzeichen eines beginnenden Böschungsbruches zu erkennen ( die Ganze Entwicklung zeigen Videos vom Juli 2016 und Dezember 2016).  Besonders im Vergleich zu der Situation im Dezember ist die Bewegung bemerkenswert. Die Böschungsbrüche scheinen sich innerhalb von 2 bis 3 Monaten ereignet zu haben. Vermutlich ist die Bewegung noch nicht zu Ende.

Ohne die Situation, den Böschungswinkel und das vorhandene Material genauer zu kennen, lässt sich das weitere Verhalten oder auch der Auslöser dieser Böschungsbrüche nicht präzise vorhersagen. Aufgrund der Jahreszeit könnten sicher starke Regenfälle eine Rolle  gespielt haben. Interessant ist auch, dass man keine Anzeichen dafür erkennen kann, dass dieser Böschungsbruch direkt an einer Autobahn allem Anschein nach nicht überwacht wird.

 

via Landslide Blog

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

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