Bergbaufolgelandschaften – Halden im Ruhrgebiet

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Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
Mente et Malleo

Bergbau, auch wenn er unter Tage stattfindet, stellt immer auch einen enormen Eingriff in die Umwelt dar. Nicht nur dass in den meisten Fällen das Grundwasser abgepumpt werden muss, damit die Gruben nicht geflutet werden. Auch das viele Material muss ja irgendwo hin. All das, was man zwar aus der Erde holt, aber eigentlich garnicht will. Das so genannte taube Gestein, der Abraum. Schließlich müssen enorme mengen an Nebengestein bewegt werden, um an die Kohle oder das Erz zu gelangen. Und diese Massen müssen dann irgendwo hin. Im Fall des Kohlebergbau stieg der Anteil des Tauben Gesteins mit der Mechanisierung und der Verlagerung in immer größere Tiefen sogar noch an.

 

Tetraeder Bottrop
Der Tetraeder auf der Halde an der Beckstraße. Eigenes Foto, CC-Lizenz

Meist wird der Abraum dann auf Halden geschüttet, die mit der Zeit wachsen. Bei Erzbergwerken können die Halden sehr oft zu starken Umweltproblemen führen, weil durch die Verwitterung dann Stoffe freigesetzt werden. Zum Glück ist diese Problematik im Kohlebergbau überschaubar. Dafür finden sich im Ruhrgebiet heute nicht nur viele alte Zechen als Denkmäler des Kohlebergbaus, sondern auch viele alte Halden, die als weithin sichtbare Landmarken wirken. Der Mensch verändert die Landschaft hier sehr nachhaltig, und die Halden dürften das am deutlichsten sichtbare Anzeichen hierfür sein.
Was aber macht man mit den Halden, wenn die Zeit des Bergbaus zu Ende geht? Man versucht sie, als Lebensraum zurückzuerobern. Immerhin stellen diese Erhebungen ja sehr schöne Aussichtsmöglichkeiten dar. So ähnlich haben vermutlich auch die Verantwortlichen im Falle der Halde an der Beckstraße in Bottrop gedacht. Die rund 90 m hohe Halde der Zeche Prosper-Haniel stellt eine wichtige Landmarke dar und ist durch ein dichtes Wegenetz erschlossen. Wer es eilig zum Gipfel hat, kann eine direkte Treppe mit 387 Stufen nehmen. Gekrönt wird die Halde von einem großen stählernen Tetraeder.

Kokerei Prosper
Gasfackel der Kokerei Prosper, vom Tetraeder aus gesehen. Eigenes Foto, CC-Lizenz

Im Rahmen der IBA Emscher Park wurde vom Architekten Wolfgang Christ eine rund 210 Tonnen schwere Stahlkonstruktion entworfen, die als Haldenereignis Emscherblick am 3 Oktober 1995 eröffnet wurde. In diesem Tetraeder sind 3 Aussichtsplattformen eingehängt. Die erste in 18 m Höhe, die zweite, über eine als Seilbrücke gebaute Treppe erreichbar in 32 Metern Höhe. Diese Plattformen sind aus Lichtgittern und bieten einen fast ungehinderten Blick nach unten. Nichts für Leute (wie mich )mit Höhenangst. Die dritte Plattform in 38 Metern Höhe hat zwar einen geschlossenen Boden, aber sie ist leicht geneigt. Durchaus eine Herausforderung. Die Plattformen hängen an Seilen, und können unter den Bewegungen der Besucher ebenso wie unter dem Wind ziemlich schwanken. Sie bieten aber auch einen hervorragenden Überblick über die alte Industrielandschaft des Ruhrgebiets. Man kann viele der alten Industrieanlagen, Halden und ehemaligen Zechen sehen, mit denen das Ruhrgebiet durchsetzt ist, und die vielfach heute einer neuen Nutzung zugeführt wurden. Die jeweilig sichtbaren Marken werden auf Panoramatafel erläutert. Auf jeden Fall hat eine enorme Aussicht.

Das Ruhrgebiet atmet Bergbaugeschichte an jeder Ecke und ist immer eine Reise wert.

Blick vom Tetraeder in Bottrop
Blick vom Tetraeder auf benachbarte Halden. Eigenes Foto, CC-Lizenz
Alpincenter Bottrop
Alpincenter Bottrop, vom Tetraeder aus. Eigenes Foto, CC-Lizenz
Gasometer Oberhausen
Das Gasometer in Oberhausen, vom Tetraeder aus gesehen. Eigenes Foto, CC-Lizenz

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

3 Kommentare

  1. Darf ich auf die Gestaltung der Halde Hoheward in Herten und Recklinghausen hinweisen? Neben einem rein künstlerischen, ästhetischen und touristischen Aspekt sind hier noch Wissenschaft und Bildung verwirklicht. Die astronomische Gestaltung ist durchaus einen Blick wert.

    • Die Halde Hoheward kann man vom Tetraeder aus gut sehen, ich schätze, das geht andersum genauso. Das wäre auf jeden Fall nochmal ein Ziel in der Ecke, denke ich. Danke für den Hinweis.

  2. Pingback:Verpackungsglas › Mente et Malleo › SciLogs - Wissenschaftsblogs

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