Bayan Obo

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Mit Verstand und Hammer die Erde erkunden
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Das Thema der Seltenen Erden hatte ich hier im Blog ja schon ein paar Mal behandelt (hier und hier). Zur Zeit, auch wenn Mountain Pass wieder produziert, kommt der Löwenanteil der Seltenen Erden, die unsere moderne Technologie so dringend benötigt, aus China. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) stammte rund die Hälfte der globalen Förderung in 2010 aus der Mine Bayan Obo, einer Mine, die sich nur wenige Kilometer von der Millionenstadt Baotou in der Region Innere Mongolei befindet. Hier lagern in proterozoischen Gesteinen bis zu 35 Mio. t an Seltenen Erden. Gefördert wurden davon im Jahr 2012 gerade mal 130 000 Tonnen.

Bayan Obo

Die Mine Bayan Obo aus der Satellitenperspektive, wie sie das ASTER des Satelliten Tera am 30. Juni 2006 sah. NASA Earth Observatory images by Jesse Allen and Robert Simmon, using data from the NASA/GSFC/METI/ERSDAC/JAROS, and U.S./Japan ASTER Science Team.

Einer der Gründe, warum China bis auf jüngst wieder eröffnete Ausnahmen quasi ein Monopol auf Cer, Lanthan und Co hat, sind die Umweltprobleme, welche der Abbau so mit sich bringt. Aus diesen Gründen (die Umweltauflagen waren nach einem Unfall verschärft worden) wurde auch die amerikanische Mine Mountain Pass einst geschlossen und erst die Einsicht, dass man sich von anderen Mächten in Sachen High Tech Rohstoffe abhängig gemacht hat, führte zu ihrer Wiedereröffnung.

Denn beim Bergbau auf Seltene Erden fallen sehr große Mengen an Rückständen an, die irgendwo deponiert werden müssen. Der chinesischen Gesellschaft für seltene Erden zufolge fallen bei Tonne produzierter Seltener Erden rund 9,600 bis 12,000 Kubikmeter Abgas an, das neben Stäuben auch Flusssäure, Schwefelsäure und Schwefeldioxid enthält. Zusätzlich zu den rund 75 Kubikmetern säurehaltigem Abwasser und einer Tonne radioaktiven Abfällen. Denn die Haupterzminerale der Seltenen Erden, Bastnäsit und Monazit, enthalten nicht nur die gewünschten Elemente, sondern fast immer auch größere Gehalte an Thorium und Uran. Und damit, so dachte man lange Zeit, sollen doch bitte andere Leute ihre Umwelt belasten, damit wir dann mit Hilfe eben dieser Seltenen Erden “saubere” Energie erzeugen können.

In der obigen Aufnahme von Bayan Obo, die am 30. Juni 2006 vom Advanced Spaceborne Thermal Emission and Reflection Radiometer (ASTER) des Terra Satelliten gemacht wurde, sind sich neben zwei großen Tagebauen auch ausgedehnte Absetzteiche und Halden zu erkennen, in denen sich diese unerwünschten Stoffe befinden. In dieser Falschfarbenaufnahme zeigt sich Vegetation rötlich, Gras hellbraun während nacktes Felsgestein sich schwärzlich und Wasser grün zeigt. Man kann sich ohne viel Fantasie vorstellen, was diese ausgedehnten Halden für die umliegende Natur bedeuten können. Ich persönlich kenne die chinesischen Umweltgesetze nicht, aber alles was man bisher aus dieser Richtung aus dem Reich der Mitte hören durfte, war alles andere als überzeugend.

Es ist durchaus möglich, dass es den Umliegenden Menschen ebenso ergeht, wie den Menschen in Bukit Merah, Malaysia, denen vor 20 Jahren eine Raffinerie für Seltene Erden die Böden und das Wasser kontaminierte. Die Folgen waren eine deutlich erhöhte Krebsrate in der betroffenen Region und bis heute dauernde Aufräumarbeiten.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen

4 Kommentare

  1. Zitierfähige Referenzen

    Vielen Dank für Ihren Artikel, der wirklich hochinteressant ist. Dennoch eine Frage: Sie verweisen bei den Zahlen (Abgas, radioaktive Abfälle…) auf die “chinesischen Gesellschaft für seltene Erden” hin. Haben Sie hier vielleicht einen zitierfähigen Link? Gibt es diese Information eventuell online?

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