• Von Gunnar Ries
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2024 – Das Jahr des Hitzerekords

Irgendwie hat man es schon geahnt. Das Jahr 2024 wird ein Jahr für die Geschichtsbücher, zumindest was unser Klima betrifft. Denn das vergangene Jahr war das mit Abstand wärmste auf unserem Planeten seit Menschengedenken.
Nach Angaben der NASA lag die globale Durchschnittstemperatur gut 1,28 °C über dem Mittelwert der Jahre 1951 bis 1980 und übertraf damit den bisherigen Rekord aus dem Jahr 2023. Im Vergleich zur Durchschnittstemperatur der Jahre 1850 bis 1900 lagen die Durchschnittstemperaturen sogar um 1,47 °C höher. Das ist gefährlich nahe an den 1,5 °C, die wir im Vergleich zum vorindustriellen Klima möglichst nicht überschreiten sollten – 2024 lag bereits gut ein halbes Jahr über dieser Marke!

Beispiellose Temperaturrekorde

Ich hatte es schon gesagt, es war absehbar. Seit Juni 2023 gab es in jedem Monat Rekordtemperaturen. Das ist eine beispiellose Hitzewelle.

Eigentlich wollten wir nach dem Pariser Klimaabkommen die 1,5°C-Marke zumindest langfristig nicht überschreiten. Mit dem diesjährigen Rekord dürften wir ihr zumindest gefährlich nahe gekommen sein. Nur zur Einordnung: Vor etwa drei Millionen Jahren, im Pliozän, war die Durchschnittstemperatur auf der Erde etwa drei Grad Celsius höher als heute. Gleichzeitig war der Meeresspiegel deutlich höher. Übertragen auf die heutige Welt würde das zum Verlust vieler Küstengebiete führen, also der Gebiete, in denen heute die meisten Menschen leben. Und davon haben wir, zumindest temperaturmäßig, in knapp 150 Jahren schon die Hälfte erreicht. Das finde ich schon erschreckend.

Abweichungen der globalen Temperatur vom Mittelwert des Zeitraumes 1951 - 1980.
Karte der globalen Tempoeratur-Anomalien für 2024. Gezeigt werden hier weniger die absoluten Temperaturen, sondern die Abweichungen gegenüber der Referenzperiode 1951 bis 1980.

Viele Faktoren spielen zusammen

Und wir kennen die Ursache. Unsere Emissionen von Kohlendioxid, Methan und anderen sogenannten Treibhausgasen. Und allen Appellen zum Trotz sind die Kohlendioxid-Emissionen in den Jahren 2022 und 2023 wieder auf Rekordniveau gestiegen. Inzwischen haben wir den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre auf 420 ppm getrieben. Der vorindustrielle Wert lag bei 278 ppm. Das ist wahrlich kein Grund, stolz zu sein.

Der deutliche Temperaturanstieg wurde durch einen starken El Niño noch verstärkt. Der aktuelle El Niño-Zyklus begann bereits im September 2023. Aber auch nach einer Abschwächung im Jahr 2024 setzten sich die Temperaturrekorde fort. Möglicherweise spielen auch andere Faktoren eine Rolle, wie der Ausbruch des Vulkans Hunga-Tonga Hunga Ha’apai oder die Abnahme der Luftverschmutzung durch Aerosole [1] [2].

Der Ausstieg der USA aus dem Klimaabkommen, wie er von Trump gerade betrieben wird, dürfte uns vermutlich noch sehr teuer zu stehen kommen.

Die Temperaturanomalien der einzelnen Jahre bezogen auf das Referenzjahr 1880. Der Trend ist eindeutig und verheißt nichts Gutes für unsere Zukunft. Das Jahr 2024 war vielleicht das heißeste seit Menschengedenken, aber vermutlich wird es den Menschen der Zukunft als kühl erscheinen

References

  • [1] Yuan, T.; Song, H.; Wood, R.; Oreopoulos, L.; Platnick, S.; Wang, C.; Yu, H.; Meyer, K. and Wilcox, E. (2023). Observational evidence of strong forcing from aerosol effect on low cloud coverage, Science Advances 9 : eadh7716.
  • [2] Schoeberl, M. R.; Wang, Y.; Ueyama, R.; Dessler, A.; Taha, G. and Yu, W. (2023). The Estimated Climate Impact of the Hunga Tonga-Hunga Ha’apai Eruption Plume, Geophysical Research Letters 50 : e2023GL104634.

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Gunnar Ries studierte in Hamburg Mineralogie und promovierte dort am Geologisch-Paläontologischen Institut und Museum über das Verwitterungsverhalten ostafrikanischer Karbonatite. Er arbeitet bei der CRB Analyse Service GmbH in Hardegsen. Hier geäußerte Meinungen sind meine eigenen