Zur psychischen Gesundheit der Jugend – ein Kommentar

Die Bundesschülerkonferenz und das Institut der Deutschen Wirtschaft schlagen Alarm. Über individuelle und strukturelle Lösungen.

Am 30. Oktober veröffentlichte das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) einen Bericht über die ökonomische Bedeutung der psychischen Gesundheit von Schülerinnen und Schülern. Natürlich sollte man sich in erster Linie wegen des Leidens und der Lebensqualität mit dem mentalen Wohlsein beschäftigen. Aber für manche Entscheidungsträger ist das Argument durchschlaggebend, damit auch der Wirtschaft etwas Gutes zu tun.

Laut dem IW entsteht der deutschen Volkswirtschaft wegen psychischer Störungen jährlich ein Schaden von fast 150 Milliarden Euro. Auf diese Problematik würden rund zwei Drittel der Erwerbsminderungsrenten bei den Unter-30-Jährigen zurückgehen.

Ich erklärte schon vor vielen Jahren, dass solche Kostenrechnungen mit Vorsicht zu genießen sind. Die so hohen wie runden Milliardenbeträge machen sich natürlich gut in den Medien und politischen Diskussionen. Aber es sind abstrakte Größen.

Zum Teil werden sie auf dem Gesundheitsmarkt sogar zu einem Nullsummenspiel, weil viele Akteure mit Krankheit Geld verdienen und in diesem Sinne volkswirtschaftlichen Wert erzeugen. Und auch das Risiko der Stigmatisierung sollte man nicht unterschätzen, wenn man beispielsweise Depressive als Milliardenposten darstellt.

Dass die Krankheitslasten – sowohl für eher psychische als auch eher körperliche Probleme – steigen, obwohl wir immer mehr Geld ins Gesundheitssystem und die Gesundheitsforschung pumpen, sollte uns aber aufhorchen lassen. Und die Probleme der jungen Menschen sind ein Spiegel der Erwachsenenwelt.

Umgekehrt wird auch ein Schuh daraus: Weil (ohne passende Migration) immer weniger Menschen auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind aber immer mehr Bürger Behandlung und Pflege brauchen, werden die Probleme in Zukunft noch größer werden. Allein das kann einen schon deprimieren.

Individualisierung

Insofern ist es zu begrüßen, wenn sich auch das IW des Themas psychische Gesundheit annimmt. Doch leider wiederholt das Institut den häufigen Fehler, es primär als medizinisches und individuelles Problem zu sehen. So lautet dann die Empfehlung: “Um die psychische Gesundheit von Schülerinnen und Schülern in Deutschland nachhaltig zu verbessern, sollte die medizinische Versorgung und Unterstützung der Kinder und Jugendlichen verbessert werden.” Außerdem sollten alle Beteiligten noch mehr für psychische Problematik sensibilisiert werden.

Viele haben immer noch nicht verstanden, was durch Industrialisierung, das Leben in großen Ballungsräumen und andere Aspekte des sogenannten technologischen Fortschritts mit der Medizin geschah: Seit dem 19. Jahrhundert wurden zunehmend menschliche und gesellschaftliche Probleme ihren Bereich verschoben. So entstand überhaupt erst die Psychiatrie als Fachdisziplin innerhalb der Medizin, im 20. Jahrhundert auch die klinische Psychologie.

Auch die WHO versteht ihr Aufgabengebiet Gesundheit seit ihrer Gründung so offiziell wie breit als: Zustand des vollständigen körperlichen, seelischen und sogar sozialen(!) Wohlergehens. Dann sind die Aufgabengebiete für Ärztinnen und Ärzte natürlich endlos.

Doch die Tatsache, dass trotz immer mehr Behandlern und Behandlungen, trotz immer mehr Therapie und Medikamentenverschreibungen die Anzahl der Krankheitstage und Erwerbsminderungsrenten wegen psychischer Probleme steigt, zeigt die Beschränkungen des medizinische Modells in diesem Bereich. Volkswirtschaftlich reiche Länder wie Deutschland, die Schweiz oder die Niederlande haben heute schon die weltweit höchsten Pro-Kopf-Raten von Psychotherapeuten und Psychiatern.

Trotzdem werden in solchen Diskussionen unermüdlich immer mehr Behandler gefordert. Wie viel mehr sollen es denn noch sein? Anno 2023 meinte die scheidende Familienministerin, die psychische Gesundheit der Jüngeren mit mehr “Mental Health Coaches” in Schulen zu verbessern. Die dafür bereitgestellten 10 Millionen Euro sind natürlich ein Klacks im Vergleich zu dem angeblichen Milliardenschaden. Aber auch Coaches werden die Probleme nicht lösen.

Fehler im System

Natürlich gibt es medizinische Erkrankungen, die – zum Beispiel wegen Schmerzen, Einschränkungen im Alltag oder biochemischer Störungen – mit starkem psychischem Leiden einhergehen können. Diese sollte man nach Möglichkeit primär medizinisch behandeln, und zwar an der Wurzel des Übels. Einen verfaulenden Zahn würde man auf Dauer auch nicht nur symptomatisch mit gutem Zureden und Schmerzmitteln behandeln, sondern reparieren oder ziehen.

Man darf nicht vergessen: Trotz all dem neurobiologischen und genetischen Geforsche der letzten 225(!) Jahre, können die biologischen Psychiater auch heute keine einzige der Hunderten klassifizierten psychischen Störungen mit einem Gehirn-, Gen- oder Bluttest diagnostizieren. Ihre mit unzähligen Forschungsmilliarden belohnten Versprechen haben sie nicht einmal ansatzweise erfüllt. Dass ihr Paradigma trotzdem die Forschung und Ausbildung dominiert, hat ideologische Gründe, die ich in meinem neuen Buch Perspektiven aus der Depressions-Epidemie näher erkläre.

Leider ist das nicht nur eine wissenschaftliche Debatte. Die ewig ergebnislose Suche nach den vermuteten “neuronalen Mechanismen” psychischer Störungen steht der Umsetzung und Verbesserung der Hilfe im Weg: Wenn man wartet, bis psychische Probleme behandlungsbedürftig werden, sichert das zwar die Jobs der Behandler. Mit gesellschaftlichen Maßnahmen und individueller Präventionsarbeit könnte man das Gros der Störungen aber verhindern oder zumindest abmildern.

Zum Beispiel sind die größten Risikofaktoren für die immer häufiger diagnostizierten depressiven Störungen schwere Lebensereignisse: Traumata, Verluste, Krisen. Dazu kommt der Stress durch Überforderung, Vereinsamung und das Wegfallen sozialer Strukturen, die einen stützen könnten.

Wir leben zwar in einem Sozialstaat. Die überbordende Bürokratisierung dürfte aber gerade diejenigen, die Hilfe am nötigsten haben, als Kampf der Verwaltung gegen Bürgerinnen und Bürger erfahren. Wenn die Entscheidung über den Wohnzuschlag oder die Übernahme einer Behandlung lange dauert und nicht nachvollziehbar ist, erzeugt das Not. Dabei betonen sogar führende Politiker die Notwendigkeit des Bürokratieabbaus und der Vereinfachung der Systeme – und halten diesen Zustand trotzdem seit Jahrzehnten instand.

Unsichtbares

Im Bereich der psychischen Störungen ist das Problem besonders groß, weil “die Psyche” nicht direkt sichtbar ist. Das ist gerade das (zum Scheitern verurteilte) Versprechen der biologischen Psychiatrie und Neuropsychologie: das Seelenleben sichtbar zu machen und zu objektivieren. Im Ergebnis herrscht dann aber Seelenleere in der Seelenlehre, den etablierten Psy-Disziplinen.

Die so ausgebildeten Fachleute zucken mit den Schultern und diagnostizieren allenfalls sogenannte somatoforme oder Konversionsstörungen, wenn Menschen unverstandene körperliche Beschwerden haben und von Facharzt zu Facharzt geschickt wurden. In der “harten”, sich gerne naturwissenschaftlich und objektiv gebenden Medizin sind die Patienten nicht mehr willkommen, wenn alle Laboruntersuchungen und Scans erst einmal abgerechnet sind. Die Honorare einer radiologischen Praxis in Höhe von durchschnittlich 3,5 Millionen Euro pro Jahr müssen ja irgendwoher kommen.

Mit weniger Wohlwollen wirft man den Hilfesuchenden Simulantentum vor. Das war vor 100 Jahren nicht anders, wenn im Ergebnis auch viel preiswerter.

Wir Menschen heute sind von uns selbst, Leib und Seele entfremdet. Wie sich dauerhafte Spannung, Stress oder Angst körperlich äußern können – zum Beispiel in Herzklopfen, Taubheitsgefühlen, Schwindel, Schwitzen, Schlaflosigkeit, Zittern, Magen- oder anderen Schmerzen und Durchfall –, bringt einem keiner bei. Und der Hinweis, dass solche Erscheinungen psychische Ursachen haben können, erzeugt schnell Abwehr. Denn die Betroffenen haben verinnerlicht, dass Psychisches im Gesundheitssystem als weniger real gilt.

Unverstanden

Tipps wie: “Entspann dich doch mal”, “Mach doch mal Urlaub”, “Nimm’s dir nicht so zu Herzen” oder gar “Stell dich nicht so an” von Bekannten oder Vorgesetzten dürften den Leidensdruck eher vergrößern. Im Ergebnis erhalten Frauen etwa zweieinhalbmal so oft Diagnosen einer Depression oder Angststörung als Männer. Letztere, die insgesamt seltener Hilfe suchen, bekommen dafür zwei- bis dreimal so oft eine Substanzkonsumstörung attestiert. Probleme mit Drogen zu betäuben, geht meist nicht lange gut.

Damit sind die häufigsten psychologisch-psychiatrischen Störungsbilder fast schon abgedeckt. Sehr im Kommen sind zurzeit die Aufmerksamkeitsstörungen – die sich diagnostisch aber stark mit depressiven, Angst- und Substanzkonsumstörungen überschneiden. Ein Schelm, wer denkt, dass ADHS jetzt als weniger stigmatisierende Variante zur Depression fungiert. Über Burnout – mit dem Aufkommen der Industrialisierung sprach man noch von “Neurasthenie“, Nervenschwäche – haben wir ja lange genug geredet. Wer nicht privat versichert ist und auch kein Jahr auf die Diagnose warten will, legt dafür schon einmal 500 Euro auf den Tisch. Bei den Therapeuten klingeln die Kassen.

Bildzitat nach Originalvorlage: Bei einer auf ADHS-Diagnosen spezialisierten Praxis in einer deutschen Großstadt kann man ein vorbereitendes Gespräch für rund 143 Euro reservieren. Bis zur gewünschten Diagnose wird man tiefer in die Tasche greifen müssen. Da ist die Erwartungshalten der Kunden, das gewünschte Resultat zu erhalten, natürlich hoch. Aber dafür winken “rechtliche und finanzielle Vorteile”.

Jenseits der bekannten Raster bleibt ohne Befund aber mit den genannten körperlichen Problemen vielleicht die mysteriöse somatoforme Störung. Laut Epidemiologen trifft sie jährlich immerhin fünf Prozent der Bevölkerung. Die im Volks- aber auch manchem Arztmund eher abwertende Bezeichnung “Hypochondrie” war nicht immer negativ besetzt. Ein Blick auf die wortwörtliche Bedeutung entschlüsselt das: altgriechisch hypo = unter und khondros = Knorpel. Mit Letzterem ist der Brustkorb gemeint.

Das heißt, Hypochondrie war nicht unbedingt ein eingebildetes Kranksein. Sie konnte auch wahrgenommenes Unwohlsein unter den Rippen bedeuten: Und dort finden sich mit Herz, Lungen, Leber, Milz, Nieren, Bauchspeicheldrüse und Magen nicht ganz unwichtige Organe. Über das vegetative Nervensystem – kurz gesagt: Vagusnerv, Parasympathikus und Sympathikus – nimmt es an unserer lebenden Intelligenz (im Wortsinn von “Erkennen, Verstehen”) teil. Das heißt, die Organe bekommen mit, ob es uns gut geht oder wir gestresst sind.

Umdeutung

Doch Stress wird selten beseitigt, sondern meist umgedeutet und gemanagt. Mit Ideen wie: “Wie du Stress als deinen Freund siehst”, haben Gesundheitspsychologen viel Geld verdient. Die “Mental Health Coaches” wurden schon erwähnt. Und auch Yoga, Achtsamkeit oder Meditation werden langfristig nichts lösen, wenn sie immer nur kurzfristig die Schäden durch den Alltag reparieren. Allen Ansätzen ist gemein, dass sie die Umgebung als konstant – man könnte auch sagen: alternativlos – und das Individuum als formbar ansehen.

Was daraus folgt, können wir anhand eines anderen Gesundheitsbeispiels verdeutlichen, der Ernährung: Auch hier werden wir permanent mit Botschaften bombardiert, unser Verhalten zu optimieren. Wir sollen möglichst ausgewogen, abwechslungsreich, frisch und vollkorn essen.

In der Reklame und den Supermarktregalen werden uns aber permanent Produkte schmackhaft gemacht, die das Gegenteil davon sind: Mit viel Fett, Zucker, Salz, Aromen und anderen Geschmacksverstärkern lassen sich zwar günstig Massenwaren herstellen. Doch echte Lebensmittel, die diesen Namen verdienen, muss man aufwendig suchen – und auch wissen, wie man sie schmackhaft zubereitet.

Obendrein kann man nicht mal mehr Zeitschriften oder Batterien kaufen, ohne dass beim erforderlichen Abrechnen fett- und zuckerreiche Produkte wie Schokoriegel oder Energydrinks präsentiert werden. Sie sind so schnell bezahlt wie verzehrt und aktivieren garantiert das Belohnungssystem im Gehirn. Jedenfalls für ein paar Sekunden.

Das heißt, die Botschaften an das Individuum, sich möglichst gesund zu verhalten, kollidieren permanent mit den Angeboten unserer Lebenswelt. Dieser andauernde Spagat muss die Menschen stressen.

Doch als richtig gestresste Konsumenten füttern wir die kapitalistische Maschine noch besser: dann verdienen auch die Coaches und Yogalehrer an uns. Werden wir krank, die Ärzte und Therapeuten. Die krankmachenden Umstände gelten als normal. Der Einzelne, der darauf normal reagiert, nämlich mit Krankheit, gilt als das Problem. Hier setzen so gut wie alle therapeutischen Verdienmodelle an – nicht an der Lebenswelt, wo die Probleme entstehen.

Stress und keine Lösung

Ach ja: Und bitte trennen Sie Ihren Müll, damit Ihnen weiter einfach zu standardisierende, komfortabel verpackte Produkte verkauft werden können. Denken Sie nicht an Weichmacher oder Mikroplastik. Vergessen Sie aber nicht ihre 10.000 Schritte am Tag, bitte mindestens drei bis fünf Stunden Bewegung pro Woche. Alkohol und Tabak sind Gift – verwenden Sie diese bloß nicht zur Stresskompensation. Letzterer bringt Sie nicht nur als Passivrauch ins Grab, sondern sogar als Tertiärrauch aus Textilien. Stresst Sie das alles? Aber gut schlafen müssen Sie schon!

Auch die psychiatrische Forschung bestreitet heute nicht mehr, dass die Störungsbilder “stressreaktiv” sind. Es wird zwar immer noch von individuell unterschiedlichen Veranlagungen für die psychischen Störungen ausgegangen, was nicht ganz falsch ist, doch auch nicht ganz richtig. Doch dass viel Stress schlecht für die Psyche sein kann, wird jetzt allgemein anerkannt. Dennoch wird als Lösung nicht die Beseitigung von Stress in der Umgebung angeboten, sondern die Erhöhung von Resilienz im Individuum.

Deutsche Bücher als Trendbarometer: Man sieht, wie die Diskussion um Neurasthenie im späten 19. Jahrhundert aufkam. In bürgerlichen Kreisen galt eine gewisse Sensibilität damals durchaus als schick. Doch mit dem Ende der Weimarer Republik und der erneuten Militarisierung wurden die “Nervenschwachen” zunehmend stigmatisiert. Stress wurde dann nach dem Zweiten Weltkrieg zum Thema, sehr viel stärker gegen Ende der 1990er. Burnout kam um die Jahrtausendwende als Thema auf, Resilienz etwas später. Der psychischen Gesundheit der Masse hat all das Gerede bisher nicht geholfen. Datenquelle: Google Ngram

Historisch nachvollziehbar stützt sich seit dem 19. Jahrhundert die Psychiatrie und etwas später auch die klinische Psychologie mit dem Gen- und Gehirndenken auf diesen Individualismus. Gleichzeitig versprachen sie damit das Sichtbarmachen der unsichtbaren Seele. Zugegeben, es gab und gibt immer wieder auch einmal soziale Ansätze. Doch in der Forschung und der Darstellung der Probleme führen sie eher ein Schattendasein.

Zurück zur Jugend

Wie wir sahen, ist dieser Status quo für eine ganze Reihe einflussreicher Marktteilnehmer äußerst lukrativ. In diesen Markt wachsen die jungen Menschen hinein, ohne dass sie davon profitieren könnten oder eine Alternative angeboten bekämen.

Dazu kommen zahlreiche Probleme, die ihnen die Erwachsenen, die sie in Zukunft versorgen sollen, überlassen: Denken wir an Staatsschulden, klimaschädliche Gase in der Luft und Stickstoff in den Böden, steigende Temperaturen und Meeresspiegel, Müll in den Meeren, zerbröckelnde Infrastruktur, zunehmende Kosten im Zusammenhang mit den wachsenden Unterschieden zwischen Wohlhabenden und Ärmeren, die Destabilisierung demokratischer Rechtsstaaten und kriegerische Konflikte.

Die Antwort der zuständigen Fachleute lautet im Wesentlichen: Achtet mehr auf eure psychische Gesundheit und tut mehr für die Resilienz! Ersteres, auch bekannt als “mental health awareness”, dürfte die Probleme eher vergrößern. Die Symptome der Hunderten Störungsbilder sind nämlich oft so vage formuliert und überschneiden sich mit der Normalität, dass man sich leicht darin wiedererkennt. Das kennt jeder, der ein Diagnosehandbuch aufschlägt und darin liest. Ehe man sich versieht, hat man sich schon selbst diagnostiziert.

Die ZEIT hatte gerade am 25. Oktober einen längeren Artikel darüber, dass das unablässige Reden über psychische Probleme diese gerade noch verstärken kann. Und die Zunahme an Menschen mit leichten Problemen, die jetzt alle Psychotherapie wollen, macht die Versorgung für die Härtefälle gerade schwerer. Dabei haben diese die Hilfe am nötigsten.

Das Vermitteln von Resilienz wird die Probleme vielleicht etwas verzögern, aber nicht lösen – weil es nichts an den Ursachen ändert.

Therapie

Natürlich kann man individuell etwas bewirken. Gerade bei Ängsten gibt es wirksame Verfahren der Verhaltenstherapie, die oft auf eine Konfrontation und dann Überwindung der Angst hinauslaufen. Wer unter negativen Gedankenmustern leidet, kann diese ebenso wie wiederkehrende Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen in einer Gesprächstherapie bearbeiten.

Für den Umgang mit schmerzhaften Erinnerungen gibt es spezialisierte Verfahren. Und zur Unterstützung können insbesondere bei schweren Störungen Psychopharmaka sinnvoll sein. In Perspektiven aus der Depressions-Epidemie gehe ich ausführlicher auf die Möglichkeiten ein.

Aber auch die Therapeutinnen und Therapeuten haben nicht nur hehre Ziele. Zugegeben, der Weg zur Approbation ist hart. Und dann hat man noch lange keinen Kassensitz, um die Masse der gesetzlich Versicherten abrechnen zu können.

Durch den inoffiziellen Handel mit den Lizenzen lassen sich Psychotherapeuten, die schon jahrzehntelang ihre Leistungen gut abrechnen konnten, heute den Übergang in die Rente vergolden: Dass man in Großstädten sechsstellige Beträge für die Übernahme einer Praxis verlangt, gilt inzwischen als normal. Offiziell zahlt man das für die Praxiseinrichtung. Aber wie teuer kann die bei Psychotherapeuten schon sein?

Hat man es geschafft – und sich für Ausbildung und Praxis wahrscheinlich verschuldet –, dann hat man im Prinzip eine Lizenz zum Gelddrucken. Wer es gut anstellt, kommt mit 25 Klienten pro Woche auf ein sechsstelliges Einkommen. Mit Gruppentherapie und Privatpatienten kann man mehr verdienen. Das müssen Normalbürger mit im Median 45.000 Euro brutto pro Jahr erst einmal schaffen.

Also gilt auch hier, dass strukturelle Faktoren das Angebot bestimmen, wenn man sich individuell auf die Suche macht. Willkommen auf dem kapitalistischen Gesundheitsmarkt. Und viel Glück beim Finden eines Behandlungsplatzes, wo dann die therapeutische Beziehung auch noch passt!

Strukturelle Lösungen

Ein Hoffnungsschimmer für die Jugend ist allerdings eine Initiative, mit der die Bundesschülerkonferenz jetzt selbst aufwartet. Mit ihrer Kampagne “Uns geht’s gut?” hat sie einen Zehn-Punkte-Plan für eine bessere Zukunft aufgestellt.

Anders als die gut bezahlten Fachleute haben die Schülerinnen und Schüler immerhin ein Bewusstsein für strukturelle Lösungen: mehr Personal für Sozialarbeit, bessere Schulstrukturen, Fortbildungen für das Personal, Gesundheitsförderung durch zum Beispiel mehr Angebote für Bewegung und gesunde Ernährung, Schutz vor Mobbing und Diskriminierung, Verbesserung der Schulbauten sowie zielgerichtete Hilfe für benachteiligte Gruppen.

Unterstützen wir sie dabei!

Mehr zur Depressions-Epidemie

Erfahren Sie mehr über die Depressions-Epidemie im neuen Buch von Stephan Schleim: Was sind Depressionen überhaupt? Wie werden sie diagnostiziert? Wie veränderte sich das Störungsbild im Laufe der Zeit? Warum wird es in den letzten Jahrzehnten so viel häufiger diagnostiziert und haben sich die Medikamentenverschreibungen verfielfacht? Das Buch kombiniert 27 alte und neue Perspektiven aus Psychologie, Neurowissenschaft und Soziologie mit viel Orientierungswissen zum Verstehen, Vorbeugen und Heilen. Das eBook gibt es für nur 9,99 Euro bei Amazon, Apple Books und Google Play Books.


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19 Kommentare

  1. … eine gelungene Formulierung: die “Seelenleere in der Seelenlehre“. 🙂

    Bei viel Zustimmung zu Ihrer Analyse führt leider kein Weg daran vorbei, dass sich jede und jeder Einzelne in der Gesellschaft zurechtfinden muss – so, wie sie aktuell ist. Dass z.B. Eltern ihre Kinder dabei unterstützen, ändert wenig daran.

    Damit das mehr Einzelnen gelingt, ist vermutlich eine stärkere Gewichtung oder Förderung von Bildung und Ausbildung hilfreich.

  2. @Andresen: Eltern

    Ja – und Eltern hat auch nicht jeder… oder die sind selbst gestresst und kriegen ihr Leben nur mit Mühe und Not auf die Reihe, belasten einen schlimmstenfalls oder misshandeln einen sogar.

    Früher war auch nicht alles perfekt. Aber die vielen Angebote und Lebenswege, die wir heute haben, die haben auch ihren Preis. Nicht jeder kann mit dieser Vielfalt gut umgehen. Und die Probleme mit den Institutionen und der Infrastruktur gehen auch an die Basis.

  3. Wo soll man anfangen ?
    Beim Kinderkanal. Dort werden Monster gezeigt, die selbst
    Erwachsene beeindrucken. Was sie einer Kinderseele antun kann nur vermutet werden.
    Damit sind wir auch schon bei einem unkontrollierbarem Bereich , die Gewaltvideos.
    Dann sind wir bei der Werbung, der wir nicht entrinnen können. Nicht an den Bushaltestellen, nicht am Fußballplatz, nicht während einer Abendsendung.

    Und die Werbung ist so eindringlich blöde, dass man sich fragt warum Abartigkeit nicht unter Strafe gestellt wird.

    Das reicht schon mal für den Anfang.

  4. Zitat: „Man darf nicht vergessen: Trotz all dem neurobiologischen und genetischen Geforsche der letzten 225(!) Jahre, können die biologischen Psychiater auch heute keine einzige der Hunderten klassifizierten psychischen Störungen mit einem Gehirn-, Gen- oder Bluttest diagnostizieren.“

    Das ist nicht verwunderlich. Es dürfte sich, metaphorisch formuliert, hauptsächlich wie ein „Softwarefehler“ in der Informatik verhalten. Es wäre sinnlos, z.B. nach einen defekten Transistor oder einen anderen defekten Bauteil zu suchen.

    Am ehesten ist die alt bekannte Behandlungsstrategie, wobei in bestimmten kleinen Bereichen (im Gehirn) die Signalverzweigungen mit andockenden Medikamenten blockiert werden, ein erfolgreicher Erklärungsversuch.

    Ich habe mit einen „Phillip“ über das Thema diskutiert. Der hat sich gewundert, warum Neuronen an bestimmten Stellen scheinbar sinnlos feuern.

    Für mich sind nach bestimmten Mustern (Frequenzen) schwingende Transistoren „Oszillatoren“ und die bestimmen, z.B. im Radio/TV, welcher Sender gehört werden soll. Meiner Meinung nach verstärken bzw. erzeugen sie im Gehirn bestimmte „Gedankengänge“.

    Einerseits bestimmt ihre örtliche Lage im Netz welche Bereiche besonders hervorgehoben werden sollen, andererseits bestimmt auch das gelernte die Details der neuronalen Struktur.

    Die Signalkaskaden werden nicht nur vom Input über Sensoren einfach durch das System verschoben, sondern bevorzugt an den „Osszillatorstellen“ zusätzlich „angeschoben“ durchs Netz befördert. Das erzeugt „Schwerpunkte des Denkens“. Diese Bereiche können sich „positiv oder negativ“ entwickeln.

    Es hängt auch vom behandelnden Psychologen ab, ob er negative Entwicklungen „abfangen“ kann, womöglich den Patienten „umdreht“ und z.B. zu einem kreativen Künstler macht. Derartiges konnte ich in meiner Jugend an einem Klassenkollegen kurze Zeit beobachten. Seine Familie ist übersiedelt, ich kann nicht sagen was aus ihm geworden ist, aber die „Wandlung“ war irgendwie faszinierend….

    Man braucht sich nur vorzustellen, dass die Information abhängigen Signale ohne die zusätzlichen, allenfalls „mehrstufigen Oszillatorsignale“ sozusagen im Gehirn „versickern“ würden, oder nur einen einfachen Output erzeugen. Diese Oszillatoren bewirken stärkere Aktivitäten, so etwas wie „Schwerpunkte“ des Denkens. Positive oder Negative oder „umgedrehte“ Gedankengänge.

    Genetische Muster, die an „determinierten“ Stellen diese „Oszillatorneuronen“ generieren, wären extremst komplex, so wie auch das Netz extremst komplex ist. Sie können daher nicht systematisch lokalisiert werden. Pharmakologen ist es nur gelungen, relativ grobe Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen und Andockstellen von Medikamenten zu ermitteln.

    Die reale Existenz der von „Phillip“ gefundenen Neuronen würde auf recht banale Art erklären, wie es zu den „Schwerpunkten“ des gesunden und kranken Denkens kommt.

  5. @Elektroniker: Moleküle

    … mit andockenden Medikamenten blockiert werden …

    Das wurde jahrzehntelang erzählt, ja; sogar von Leuten, die es längst besser wussten.

    Zufällig habe ich heute einen neuen Artikel von Kenneth S. Kendler gelesen, Psychiatrieprofessor in Virginia und einer der führenden Forscher unserer Zeit zur Genetik in der Psychiatrie. Er bezeichnet tatsächlich selbst den Glauben an die Gehirnmetaphern in seinem Fach als “Verschwörung“. Die war gut für die Karriere, für die Fördermittel von der Pharmaindustrie (was sich beides bedingt) – und den Patienten und Kollegen konnte man damit auch imponieren.

    Bei mir konnten Sie schon vor rund 15 Jahren lesen, dass das größtenteils Schmu ist, z.B. hier im Blog oder in meinem Buch Die Neurogesellschaft.

  6. Antipsychotika beruhen lt. KI hauptsächlich auf die Blockade des D2 Rezeptors….

    Mir ist, allerdings vor vielen Jahren, ein „friedlich vor sich hinlächelnder“, an Schizophrenie behandelter Jugendlicher aufgefallen.

  7. Ziehen Sie’s durch. Wenn die Ärzte und Psychiater hier alle Probleme lösen sollen, dann sollen sie auch alle Pathologien des Systems auch als Pathologien diagnostizieren und ins Krankheitsbild aufnehmen.

    Was man als Erstes akzeptieren muss – wir sind als Individuen recht sozial, doch systemische Psychopathen. Europa ist eine Piratenhalbinsel, unsere Nationen sind Raubtiere, unsere Geschichte die einer Räuberbande: Wir haben die Welt geplündert, uns in zwei Weltkriegen um die Beute geprügelt, bis die Amis und Sowjets Frieden schufen, dann haben wir alles versoffen, verzockt und verhurt, jetzt ist die Beute alle, der Rum alle, also pöbeln und grölen wir uns in Rage. Doch wenn die Fäuste fliegen, werden dann doch die Kinder vorgeschoben.

    Die Kinder sollen schuften, die Kinder in Kriegen sterben, damit die Alten nichts ändern müssen. Sie sind eine Minderheit, und in der Demokratie bedeutet das, sie sind irgendwas zwischen Sklaven und Schlachtvieh.

    Andererseits handelt es sich um einen relativen Verfall – dank unserer Maschinensklaven sind wir immer noch schweinereich, wir prügeln uns immer noch vor allem aus Langeweile, um Beute und Ego, nicht, weil die Not so schlimm wäre. Wir haben Extrem-Feudalismus – zehn Fürsten kämpfen um die Almosen eines Bauern, Bauer will keiner sein, denn die Bauern müssen wetteifern, möglichst nix zu fressen und viel zu produzieren, wer nicht kann, wird geschlachtet und an die anderen Bauern verfüttert. Deswegen sind nur die Schwächsten Bauern und leisten nicht viel, deswegen entwickelt der Wettkampf der zehn Fürsten immer brutalere Formen der Schnorrerei – Betrug durch Börsen, Wegelagerei mit Vetos, aggressive Bettelei durch Nationalismus, Krieg, um zu rauben und die Konkurrenz zu vernichten.

    Und das macht die Kids zu Fürsten und Sklaven zugleich: Einerseits werden sie dazu erzogen, die erfolgreichsten Schnorrer, Räuber und Bettler zu sein, die sie nur sein können, nichts zu geben, alles zu verlangen, um in der Gesellschaft aufzusteigen. Andererseits ticken ihre liebenden Eltern genauso und sind in der Überzahl, also wird aller Druck auf sie abgeladen. Die Kids werden dazu erzogen, sich selbst zu zerfetzen.

    Wundert es Sie da, dass sie es auch tatsächlich tun?

    Ein Sozialstaat für die Starken, blanker Sozialdarwinismus für die Schwachen – was rauskommt, sehen Sie in China, ein nackter Bruce Lee, der über unzählige Leichen an seine Grenzen gehen musste, denn nur so ein Individuum ist stark genug, die Lasten des politischen und wirtschaftlichen Versagens seiner lächerlichen, bronzezeitlichen Parodie eines Staates zu tragen. In Europa ist der Evolutionsdruck deutlich höher als in China. Wir haben keinen Bruce Lee aus Stahl. Wir haben Cyborgs mit echtem Stahl: Homer Simpson mit einem Revolver. Den Druck hier konnte noch nie ein Mensch ertragen, deswegen wird er entlastet, auf reine CPU-Funktionen reduziert, Europa entwickelt Maschinen und Kollektive, also immer besser organisierte Gemeinschaften und Staaten. So gesehen, sind wir die Opfer unseres Wohlstandes: Wir müssen keinen Stahl mehr schmieden, schwaches Fleisch reicht. Nur hat sich die Geografie nicht geändert, und sie entscheidet immer noch, wo auf der Welt wie hart der Hammer zuschlägt.

    Ein Feudalsystem ist durch seinen ausufernden Hofstaat gekennzeichnet, dessen Sinn und Zweck es ist, einen Haufen Lakaien in Lohn und Brot zu bringen. Während es noch sehr schön ist, wenn der Chef sich eine Sekretärin einstellt, wird’s ein wenig eng, wenn es fünfzig Sekretärinnen sind, von denen jede eine Sekretärin hat, die einen Lakaien hat, der einen Lakaien und zwei Sekretärinnen hat, von denen einer Sekretär ist, aber einen Rock trägt, um sich einen Job in diesem sexistisch geprägten Gleichnis zu erschleichen.

    Das heißt, es nützt nicht viel, noch mehr Beamte in ein System zu packen, in dem der Job eines Beamten überwiegend darin besteht, der Welt so viel Arbeit zu machen, dass man noch fünf andere Beamte einstellen müsste, um sie zu bewältigen, wenn sie denn allein damit beschäftigt wären, doch hauptberuflich muss ja jeder fünf Beamten Arbeit beschaffen, also braucht es eher fünfzig.

    Stress – ist per se weder gut noch schlecht, sondern ein Mittel. Wer seinen Gaul peitscht, statt ihn zu füttern, kriegt kein Rennpferd, sondern einen Eimer Leim. Wenn ein Gaul viel frisst, muss er auch viel pflügen, sonst bekommt man Fett statt Muskeln: Die anatomische Variante von Feudalismus, ein System, das zu schwer ist, sein eigenes Gewicht zu schleppen. Noch irrer wird’s in dem System, in dem wir leben – eines, das Ihnen Stress macht, damit Sie Gas geben und Stress, damit Sie auf die Bremse treten, das verlangt, dass Sie sich im Leerlauf verschleißen und möglichst wenig von der Stelle bewegen.

    Nehmen wir die Migrationsdebatte: Wann immer irgendein Drecksack eine Frau belästigt, ruft die eine Hälfte „Heilhitler!“, die andere „Pssst!“, dann geben sie sich gegenseitig die Schuld und holen sich vorm Spiegel einen runter darauf, wie toll sie sich selber finden. Konkrete Maßnahmen, dem Problem zu begegnen, werden nicht getroffen, es darf genauso eskalieren, wie der Frust – bis das Pendel ins Gegenteil schwingt, zur massiven Überreaktion. Debatten um die Gesundheit der Jugend laufen ja genauso, oder? Aber egal, welches Thema gerade anfällt – der Frust staut sich an, der Motor überhitzt und verschleißt, der Mensch brennt aus oder explodiert.

    Erst mal – runter vom hohen Ross. Verstehen, dass es eben nicht reicht, von Angesicht zu Angesicht nett zu sein. Dass ein Haufen netter Menschen, die nur ihre Brötchen verdienen wollen, als Kollektiv eine Heuschreckenplage sind, die umso verheerender wirkt, je netter und hilfsbereiter man untereinander ist. Dass es das System und seine Spielregeln sind, die entscheiden, wie sich unser Verhalten darin auswirkt. Geistige Gesundheit ist heute genauso eine Krankheit wie psychische Probleme, denn sie erhält das System, das alle krank macht, und die Krankheit ist der Schlüssel zur Lösung, denn der Wahnsinn wird uns brechen – und damit entweder töten, oder einen Neuanfang ermöglichen.

  8. @ Stephan Schleim 02.11.2025, 17:16 Uhr

    Es geht mir weniger um Wirkungen von psychoaktiven Substanzen. Sondern darum, dass es zumindest so scheint, als würde das dynamische Geschehen in „kleinen im Gehirn verteilten Bereichen“ relativ großen Einfluss auf das jeweilige Verhalten nehmen. Völlig anders als bei Computern. Da entstehen (bei 1 Prozessor Systemen) die Fehler normalerweise immer im gleichen Prozessor.

    Es verhält sich eher ähnlich wie in der alten Gatterelektronik. Da tritt der Fehler irgendwo auf irgendeiner Platine auf, dort wo die fehlerhafte Verknüpfung liegt.

    Meine Vermutung von den „Wirkungen der Oszillatoren“ als Ursache für „Schwerpunkte des Denkens“, drängt sich Neurologen nicht gerade auf. Man könnte mich deswegen auch für „verrückt halten“ und es würde mich natürlich nicht wundern…..

    So bin ich auf die Idee mit den kleinen und recht selektiven „Andockbereichen“ gekommen, die zumindest früher, das Mainstreamdenken der Neurologen bestimmt haben…..

    In der Elektronik weiß der Schaltungsdesigner recht gut, was die Elektronik gerade „so macht“ wenn bestimmte Bereiche aktiv sind.

    Angeblich gibt es Familien, da treten beide Phänomene (Positive oder Negative „Schwerpunkte“) genetisch bedingt, gehäuft auf?

    Ich habe damit versucht, auf Ihre Frage zum „genetischen Geforsche der letzten 225(!) Jahre“, einzugehen, anzudeuten warum es kaum plausible Antworten gibt.

  9. @Paul: Wesen des Menschen, Menschenwesen

    … wir sind als Individuen recht sozial, doch systemische Psychopathen …

    Ich weiß nicht: Unter dem Deckmantel der Anonymität blüht das Denunziantentum. Dann ist das Individuum wirklich für sich.

    Ohne Regeln, die eine gewisse Fairness durchsetzen, man könnte auch sagen: ohne Rechtsstaat, gilt eben schlicht das Recht des Stärkeren. Das hatten wir oft genug in der Geschichte.

    P.S. Ich habe ihren wieder sehr langen Kommentar wieder nur überfliegen können – aber Begrifflichkeiten wie “Drecksau” will ich hier im Blog lieber nicht lesen.

  10. @Elektroniker: Der Mensch ist nun einmal keine Maschine. Und auch wenn man weiß, dass z.B. LSD an bestimmten Serotoninrezeptoren andockt, kann niemand die erlebte Erfahrung vorhersagen – weder zwischen, noch innerhalb ein und desselben Individuums. Das ist doch erstaunlich. Anders gesagt: selbes Molekül, andere Wirkung.

    Während einen funktionierenden Computer gerade auszeichnet, dass der Algorithmus bei derselben Eingabe dieselbe Ausgabe liefert.

  11. Wenn man mit dem Kopf in der Nähe des WLAN-Routers schläft oder viele lange Gespräche per Handy führt, hat das meiner Meinung nach langfristig negative Auswirkungen auf das Nervensystem – vor allem eine: eine sinkende Resilienz des Gehirns und damit auch der Psyche. Das führt statistisch gesehen zu einer höheren Anfälligkeit für psychische Erkrankungen.

    Wer diesen behaupteten Effekt nicht glaubt, kann einfach mal im Bekanntenkreis nachfragen, wenn von gesundheitlichen Problemen die Rede ist: „Wo steht dein WLAN-Router? Wo steht dein DECT-Telefon?“ – und dann versuchen, eine Korrelation zu erkennen.

    Oder alternativ: einfach mal ein paar Nächte lang einen WLAN-Router oder das DECT Telefon neben das Bett stellen und jeden Morgen zwei Dinge tun:
    a) ein Selfie machen,
    b) eine kurze Notiz zum persönlichen Befinden schreiben.
    Und dann wieder versuchen, zu korrelieren. Glaubt mir: Leider, leider wird das eine böse, böse Überraschung ergeben.

  12. @ Stephan Schleim 02.11.2025, 18:51 Uhr

    Zitat: „Und auch wenn man weiß, dass z.B. LSD an bestimmten Serotoninrezeptoren andockt, kann niemand die erlebte Erfahrung vorhersagen – weder zwischen, noch innerhalb ein und desselben Individuums. Das ist doch erstaunlich. Anders gesagt: selbes Molekül, andere Wirkung.“

    Bei LSD scheinen sich „Empfindungsphänomene“ besonders vielfältig auszuwirken.

    Zitat: „Während einen funktionierenden Computer gerade auszeichnet, dass der Algorithmus bei derselben Eingabe dieselbe Ausgabe liefert.“

    Genau die möglichst absolute Reproduzierbarkeit wir in der Technik angestrebt. Kein Nutzer würde es sich gefallen lassen, kämen jedes mal, oder auch nur gelegentlich, abweichende Ergebnisse heraus.

    Es gibt bekanntlich den „Witz“ dass 3 Verwaltungsjuristen, zu 4 unterschiedlichen Rechtsmeinungen kommen können.

    Der Grund ist einerseits das Konzept der statistischen Musterverarbeitung, Muster sind oft nur ungefähr gleich. Andererseits das Konzept der, ich nenne es „qualifizierten“ und nicht „strengen Logik“.

    Unter diesem Problem „leidet“ auch die KI und sie halluziniert gelegentlich…..

  13. Lothar B.
    “Wo steht dein WLAN-Router? Wo steht dein DECT-Telefon?”
    Du sprichst das Thema Elektrosmog an. Nicht ohne Grund darf unter Hochspannungsleitungen kein Haus stehen.

    Wie ich es löse: Mein Router befindet sich im Keller, ich im Erdgeschoß.
    Mein Telefon befindet sich in der einen Ecke des Zimmers, ich sitze in der anderen Ecke.
    Das Smartphon trag ich meistens nicht mit mir herum, wenn jemand etwas will , wird er schon noch mal anrufen über das Festnetz.

    William
    “gesellschaftliche Veränderung” die wird so weit gehen, dass eine Wirbelsäulenverkrümmung zum Ohr hin nicht mehr ausgeschlossen werden kann.
    Auf jeden Fall beobachte ich die Sucht immer und überall erreichbar sein zu müssen.

  14. It’s concerning to hear about the mental health challenges facing young people. Finding solutions, both individually and structurally, is crucial. Speaking of finding solutions, I wonder which Hogwarts house offers the best support system. Maybe I should take a test web to see where I’d fit in!

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