“Wir haben zwei Volksdrogen. Ich brauche keine Dritte.”

Ein drogenpolitischer Einwurf zu Stellungnahmen aus der Bundespressekonferenz

Gestern stellte Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts, auf der Bundespressekonferenz den Lagebericht Drogenkriminalität vor. Gleich eingangs sagte er: “Rauschgiftkriminalität ist weiterhin ein Problem in unserer Gesellschaft.” Die erfassten Delikte seien im Jahr 2019 zum neunten Mal in Folge angestiegen; Verfügbarkeit und Nachfrage von Rauschgift seien unverändert hoch.

In der Diskussion zeigte er sich jedoch offen für den Gedanken der weiteren Entkriminalisierung von Cannabis, der vor den Amphetaminen in Deutschland am häufigsten verwendeten illegalen Substanz. Als Positivbeispiel wurde der liberale Umgang mit dem Mittel in Portugal genannt. Münch kann sich vorstellen, dass der Besitz zukünftig als Ordnungswidrigkeit und nicht mehr als Straftat gilt. Das sei jedoch Entscheidung des Gesetzgebers. Ohnehin würden heute bereits viele Verfahren wegen Besitzes von Cannabis von der Justiz eingestellt.

Noch auf der früheren Bundespressekonferenz vom 1. Juli erläuterte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig (CSU) allerdings vehement, sie brauche neben den beiden Volksdrogen Alkohol und Tabak keine Dritte. Auf Nachfragen des Journalisten Tilo Jung zum Vergleich der Gefährlichkeit von Alkohol und Cannabis reagierte sie sichtlich genervt: “Nur weil Alkohol gefährlich ist, unbestritten, ist Cannabis kein Brokkoli.”

In der gestrigen Pressekonferenz, in der sie neben dem BKA-Chef saß, zeigte sie sich dann aber doch aufgeschlossener für das portugiesische Modell. Im Juli hatte sie immerhin eingeräumt, dass die Ungleichbehandlung alkoholisierter und bekiffter Autofahrer ein rechtsstaatliches Problem sei. Inzwischen deuten mehr Zeichen auf eine Entkriminalisierung – jedenfalls von Cannabis. Steht in Deutschland ein großer drogenpolitischer Liberalisierungsschritt bevor?

Historischer Rückblick

Ich möchte an dieser Stelle noch einmal daran erinnern, dass das Verbot von Substanzen als Drogen beziehungsweise Betäubungsmitteln oder Rauschgift keinesfalls selbstverständlich ist. Unser Umgang mit den Mitteln ist stark in Traditionen, Vorurteilen und Pragmatik verwurzelt. Beispielsweise wurde das heute dämonisierte Kokain Ende des 19. Jahrhunderts noch als medizinischer Durchbruch gefeiert, war es doch das erste bekannte lokale Anästhetikum, das vor allem gefürchteten Augenoperationen einen Großteil ihres Schreckens nahm.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden dann – angetrieben durch die Vereinigten Staaten mit ihrem Puritanismus und dem “War on Drugs” der Republikaner – über mehrere völkerrechtliche Verträge immer mehr Substanzen verboten. Noch im 19. Jahrhundert waren Kolonialmächte wie Großbritannien oder Frankreich die größten Drogendealer gewesen und hatten sogar Krieg gegen Länder geführt, die wie China die Einfuhr von Rauschgift verboten. Als die USA später Drogen kriminalisierten, richteten sich die Gesetze zudem gegen unerwünschte Arbeitsmigranten oder pazifistische Hippies (Mit Drogenpolitik wird Sozial- und Migrationspolitik gemacht).

Im liberalen Rechtsstaat ist alles erlaubt, was nicht verboten ist; und Verbote bedürfen einer guten Begründung. Der heute verbreitete Ansatz geht davon aus, den Bürger vor sich selbst schützen zu müssen. So formuliert es dann auch BKA-Präsident Münch als Kernthema: “Wie erreichen wir unser Ziel, die Gesundheit in der Bevölkerung möglichst gut zu schützen?” Und: “Mit welchen Maßnahmen erreiche ich die beste Wirkung?” Gesetze müssen zudem verhältnismäßig sein, sonst sind sie verfassungswidrig. Und Verhältnismäßigkeit bedeutet, dass der Staat das mildeste wirksame Mittel wählt. Verbot und Strafe sind aber seine schärfsten Schwerter.

Ein rationalerer Ansatz

Wissenschaftler um den britischen Pharmakologieprofessor David Nutt kritisieren die vorherrschende Drogenpolitik seit vielen Jahren als irrational und widersprüchlich. In der angesehenen medizinischen Fachzeitschrift The Lancet und später mit der Initiative DrugScience verglichen sie die Gefährlichkeit der Substanzen und kamen zum Ergebnis, dass vor allem Heroin, Crack-Kokain und Methamphetamin (“Crystal Meth”) den Konsumenten schaden. Aufgrund der starken Verbreitung und der Einbeziehung des Schadens für Andere steht auf Platz eins aber: unsere Volksdroge Alkohol.

Rangliste nach Gefährlichkeit der Substanzen laut DrugScience. Für den Schaden für Andere ist auch die Verbreitung des Mittels maßgeblich. Quelle: DrugScience, CC BY-SA 4.0

Daher ist der Gedanke nicht abwegig, entweder ein Verbot von Alkohol und Tabak zu fordern, was wohl utopisch ist und angesichts früherer Erfahrungen absurd wäre, oder sich für die Freigabe anderer Mittel einzusetzen. Zu Letzterem äußerte sich der BKA-Präsident Münch (für Cannabis) aber auch kritisch, da dann wahrscheinlich mehr Menschen die Substanz verwenden würden. Was aber, wenn die Berechnung von DrugScience stimmt und das Mittel nicht einmal ein Drittel so schädlich ist wie Alkohol?

Psychologische Sichtweise

Was hier fehlt, ist eine psychologische Sichtweise. Menschen verwenden nämlich bestimmte Substanzen, um damit ihre Bedürfnisse zu befriedigen (Die Droge als Instrument). In der bürgerlichen Gesellschaft ist toleriert oder sogar gewünscht, dass Menschen sich aus verschiedensten Gründen Aufputsch-, Beruhigungs-, Schlaf- oder Schmerzmittel verschreiben lassen. Dabei steht auch das für die heute so populär gewordene Störung ADHS verschriebene Amphetamin auf der Gefährlichkeitsliste links von unter anderem Cannabis, Ecstasy, LSD oder halluzinogenen Pilzen.

Professor Nutt machte sich übrigens mit seiner 2008 im Journal of Psychopharmacology veröffentlichten Berechnung, dass der Reitsport mehr gefährliche Nebenwirkungen hat als der Konsum der Partydroge Ecstasy, einflussreiche Feinde. Kurz darauf musste er seinen Vorsitz eines wichtigen Drogenberatungsgremiums der britischen Regierung räumen. Mit den reitenden Fürstinnen und Fürsten legt man sich dort besser nicht an.

Warum sollte es aber legal sein, wenn sich Menschen die genannten Mittel vom Hausarzt oder Psychiater besorgen, dann sogar auf Kosten der Krankenversicherung, jedoch eine Straftat, wenn sie es auf eigene Faust und eigene Kosten tun? Dabei muss natürlich klar sein, dass die Substanzen keine Bonbons sind – oder um im Bild der Drogenbeauftragten zu bleiben: kein Brokkoli. Das lässt sich aber auch über Aufklärungs- und Präventionsarbeit kommunizieren. Man erinnere sich noch einmal daran: Das Verhältnismäßigkeitsprinzip erfordert das schwächste wirksame Mittel!

Das gilt umso mehr, wenn die auch vom Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestags zitierte Studie von Ari Rosmarin und Niamh Eastwood zu den Folgen der Entkriminalisierung von Drogen stimmt. Diese kam nämlich zum Ergebnis, hier zitiert nach Wikipedia:

“dass die Verfolgung einer strikten Drogenpolitik wenig bis keinen Einfluss auf das Konsumverhalten hat.” Vielmehr “wiesen einige der Länder mit den strengsten gesetzlichen Regelungen einige der höchsten Prävalenzraten im Hinblick auf den Drogenkonsum auf, während Länder, die eine Liberalisierungspolitik verfolgen, einige der niedrigsten Prävalenzraten aufwiesen.”

Rosmarin & Eastwood, 2016

Dazu passt, dass auch in Deutschland das Bundesland mit der strengsten Drogenpolitik die meisten Drogentoten hat: Bayern (Warum repressive Drogenpolitik nicht funktioniert). Was war noch einmal das Kernthema des BKA-Präsidenten? “Wie erreichen wir unser Ziel, die Gesundheit in der Bevölkerung möglichst gut zu schützen?” Und: “Mit welchen Maßnahmen erreiche ich die beste Wirkung?”

Demnach müssten sich eigentlich Holger Münch und seine BKA-Beamten an vorderster Front für eine Entkriminalisierung einsetzen. Stattdessen könnten sie einmal Supermärkte nach stark verarbeiteten Lebensmitteln absuchen, die fast nur aus Fett, Salz, Zucker, Geschmacksverstärkern, Farb- und Aromastoffen bestehen, und diese konfiszieren. Aber die Lebensmittellobby und die schlappe Politik verhindern ja schon seit Jahren, dass Verbraucher auf einen Blick, beispielsweise mit einer wissenschaftlich fundierten Nährwertampel auf der Verpackung, das süße Gift im Regal erkennen können. Oder wie war das noch mit der Gesundheit in der Bevölkerung?

Kollateralschäden

Dabei sollte man auch die Kollateralschäden der heutigen Verbotspolitik bedenken: Menschen konsumieren bestimmte Substanzen, schlicht weil sie das Bedürfnis danach haben. Können sie das nicht befriedigen, suchen sie sich andere Substanzen, Mittel und Wege. Ob die gesünder sind, steht auf einem anderen Blatt.

Mit Sicherheit wissen wir aber, dass die heutigen Vertriebswege aufgrund des Verbots der Substanzen zusätzliche Gesundheitsrisiken und Kosten mit sich bringen: In illegalen Drogenlaboren gibt es keine Qualitätskontrollen und der Stoff wird zur Gewinnmaximierung gerne mit anderen Mitteln gestreckt. Das landet alles in den Körpern der Konsumenten. Aufgrund der Kriminalisierung und Stigmatisierung trauen sich Konsumenten mitunter nicht, im Ernstfall Hilfsdienste einzuschalten. Deshalb sterben Jahr für Jahr nachweislich Menschen.

Zudem ist der Verkauf für die organisierte Kriminalität ein lukratives Geschäft und entgehen dem Staat so Steuereinnahmen, wahrscheinlich in Milliardenhöhe. Wie viele Schulen könnte man damit beispielsweise sanieren oder für die digitale Gegenwart ausrüsten? Nicht zuletzt sind die Kosten für die Strafverfolgung zu nennen, die Kosten für Gefängnisaufenthalte und schließlich die sozialen Folgekosten für diejenigen, die so kriminalisiert werden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass es sich bei der Drogenkriminalität laut dem BKA-Präsidenten um “Kontrollkriminalität” handelt. Das heißt, die allermeisten Delikte werden nur aufgrund polizeilicher Ermittlungsarbeit erfasst, nicht weil Bürgerinnen und Bürger sie anzeigen. Demnach ist der Substanzkonsum aber auch in aller Regel Privatsache und stören sich andere daran nicht oder kaum. Oder mit anderen Worten: Würde die Polizei nicht suchen, gäbe es einen Großteil der Drogenkriminalität schlicht nicht.

Wie man es auch dreht und wendet: Cannabis ist kein Brokkoli, ja; es ist aber auch kein Teufelszeug. Und nach wissenschaftlichen Studien gelten ähnliche Erwägungen für eine ganze Reihe von Substanzen. Ein liberalerer Umgang scheint demnach nicht nur mehr im Einklang mit rechtsstaatlichen Prinzipien zu sein, sondern auch unterm Strich zu weniger negativen Folgen zu führen. Die in Polizei und Justiz frei werdenden Ressourcen könnten dann auch zur Verfolgung echter Kriminalität eingesetzt werden.

Hinweis: Der Autor konsumiert keine verbotenen Substanzen. Dieser Beitrag erscheint auch auf Telepolis – Magazin für Netzkultur. Titelgrafik: lechenie-narkomanii auf Pixabay.

Avatar-Foto

Die Diskussionen hier sind frei und werden grundsätzlich nicht moderiert. Gehen Sie respektvoll miteinander um, orientieren Sie sich am Thema der Blogbeiträge und vermeiden Sie Wiederholungen oder Monologe. Bei Zuwiderhandlung können Kommentare gekürzt, gelöscht und/oder die Diskussion gesperrt werden. Nähere Details finden Sie in "Über das Blog". Stephan Schleim ist studierter Philosoph und promovierter Kognitionswissenschaftler. Seit 2009 ist er an der Universität Groningen in den Niederlanden tätig, zurzeit als Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie.

67 Kommentare

  1. Drogenkonsum wird von allen entwickelten Ländern als Problem angesehen. Das gilt auch für legale Drogen wie Nikotin oder Alkohol. Deutschland, Europa und die USA bekämpfen den Tabak-/Nikotinkonsum unter anderem mit abschreckenderer Bildern auf Zigarettenpackungen und mit einem weitgehenden Rauchverbot in öffentlichen Räumen sowie bei der Arbeit. Für Alkohol gibt es Promillegrenzen beispielsweise im Verkehr und es gibt Altersgrenzen.
    Wenn man Cannabis legalisiert, müsste der Staat meiner Meinung nach genau gleich vorgehen wie bei Nikotin und Alkohol. Das heisst auch bei Cannabis müssten Gesundheitskampagnen aufgezogen werden wie das für Tabak und Alkohol schon geschehen ist.

  2. Der Genuss von Alkohol am Steuer ist gefährlich und wird mit Führerscheinentzug geahndet. Die Abschreckung funktioniert.

    Der Genuss von Drogen am Steuer ist noch gefährlicher und muss dehalb noch schärfer kontrolliert werden.
    Ein Elektroniksensor im Auto, der die Atemluft kontrolliert, könnte ein wirksames Mittel sein.

    Ob man jetzt dass als Ordnungswidrigkeit oder als Straftat ansieht, das sollte die Polizei entscheiden. Die müssen sich mit den Fällen herumschlagen.

  3. @Kulturvorschriften und Paternalismus

    Ich finde auch, dass Drogengebrauch durchaus Privatsache ist. Die negativen Folgen der Illegalität sind wesentlicher als die damit erzielte Einschränkung des Konsums. Mehr Aufklärung könnte deutlich wirkungsvoller sein. Insofern sind die Drogenverbote grundsätzlich tendenziell unverhältnismäßig und damit Verfassungswidrig.

    In Drogenverboten zeigt sich ein manchmal religiös anmutender Paternalismus, wenn Menschen sich ohne Leistung zu geringen Kosten chemisches Vergnügen bereiten wollen. Dies wird dann auch grundsätzlich zur Unkultur erklärt. Wer hat denn eigentlich das Mandat dafür?

    Die Leistungsgesellschaft einfach mittels Drogengebrauchs auszuhebeln und sich einfach zuzudröhnen anstatt sich anzustrengen und sich positive Gefühle durch beruflichen Erfolg zu verschaffen, das wird hier mit aller Staatsgewalt den Menschen schwer gemacht. Diejenigen, die von den Drogen trotz Illegalität nicht lassen können, werden dann z.B. bei Heroin vorhersehbar zu Tode gebracht. Dagegen könnten wohl ziemlich wenige erfolgreich von den Verboten vom Drogenkonsum abgehalten werden können.

    Eine Reduzierung der Verbote auf die wirklich sehr gesundheitsschädlichen Drogenmischengen könnte dazu führen, dass überwiegend weniger schädliche Substanzen konsumiert würden, wenn diese dann legal, kontrolliert und bezahlbar wären. Sauberes Cannabis mit mäßigem THC-Gehalt würde sicherlich dazu gehören.

    Man denke auch an die 100.000 Todesopfer, die die Prohibition in den USA durch Methanolgehalte in den Schwarzmarktgetränken zu verantworten hatte.

    Und die Förderung des organisierten Verbrechens hat wohl auch Langzeitfolgen, die zur Zeit noch gar nicht wirklich klar sind. Eine Tendenz zu oligarchischen Elementen kann auch Demokratiegefährdend werden. Nicht nur wenn Präsidenten erschossen werden.

  4. @Holzherr: Drogen & Politik

    Also ich sehe das weniger optimistisch. In meiner Jugend stand an jeder Ecke ein Zigarettenautomat und auch Alkohol konnten wir oft als Minderjährige kaufen.

    Die Warnhinweise, die Sie ansprechen, sind doch eher Symbolpolitik. Und vor allem kosten sie (fast) nichts.

    Wenn man das mit dem Gesundheitsschutz ernst nähme, dann würde man

    1) Werbung und Rabatt-Aktionen für Alkohol und Tabakprodukte verbieten; dann könnte immer noch jeder Bürger die Produkte frei kaufen, nur würde er nicht mehr mit allen möglichen Psycho-Tricks manipuliert; und

    2) den Menschen in der Breite ermöglichen, wirklich gesunde Produkte im Supermarkt zu kaufen.

    P.S. Und Alkohol und Zigaretten im Wartebereich an der Kasse, wo man, erstens, vorbei kommen muss und, zweitens, warten muss, das ist wirklich perfide!

  5. @lion: Da spricht der Fachmann

    Das kann man gar nicht alles über einen Kamm scheren. In den 1950ern/1960ern waren zum Beispiel Stimulanzien wie Amphetamin bei Fernfahrern beliebt, die damit im Zeit- und Konkurrenzdruck Schlafmangel und Müdigkeit bekämpft haben.

    Ob man jetzt dass als Ordnungswidrigkeit oder als Straftat ansieht, das sollte die Polizei entscheiden.

    Das entscheidet eben nicht die Polizei, sondern der Gesetzgeber, sprich: unsere Repräsentanten in den Parlamenten.

    Da spricht wahrlich der Fachmann.

  6. @Jeckenburger: Analyse

    Ja – ich denke auch, dass das mit dem Gesundheitsschutz ein Vorwand ist. In Wirklichkeit werden hier wohl die Machtinteressen der Hardliner im Innenministerium geschützt, die im Wahlkampf mit Sicherheitsversprechen Stimmen fangen, nachdem sie mit ihrer Politik die Welt erst ein Stück unsicherer gemacht haben.

  7. Volksdroge Nr.1 ist immer noch Religion.
    Den meisten Menschen wurde als Kind das Hirn mit Religion zugekleistert. Ohne religiöse Verblödung wäre Beschneidung, aus nicht medizinischen Gründen, nicht straffrei gestellt worden.

  8. @Stephan Schleim: ich habe das völlig anders erlebt als sie: ja, Rauchen und Trinken war in meiner Kindheit verbreitet, in meiner Jugend schon weniger und als Erwachsener erlebte ich, wie man plötzlich in Restaurants nicht mehr rauchen durfte. Ich muss sagen, dass ist schon recht radikal, denn durch das Rauchverbot in Restaurants wurde das Leben der Raucher massiv erschwert.
    Wenn sie schreiben (Zitat):

    Wenn man das mit dem Gesundheitsschutz ernst nähme, dann würde man

    1) Werbung und Rabatt-Aktionen für Alkohol und Tabakprodukte verbieten; …

    2) den Menschen in der Breite ermöglichen, wirklich gesunde Produkte im Supermarkt zu kaufen.

    dann ist doch das Verblüffende an diesen Vorschlägen, dass sie in der Öffentlichkeit bereits diskutiert werden.
    Und meine Erfahrung ist: was heute als notwendig für die Gesundheit diskutiert wird, das wird irgendwann durchgesetzt – selbst wenn es mit Verboten und Geboten einhergeht. Warum das? Antwort: Weil Gesundheit und ein langes Leben in unserer Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert haben.

  9. @Holzherr: Gesundheitskultur

    Nun ja – es wird den Individuen eingebläut, sich möglichst gesund zu verhalten. Aber Sie haben Recht in dem Punkt, dass man im öffentlichen Raum die Schäden für die Nichtraucher beschränkt: Die Freiheit des Einzelnen endet an der Freiheit des Anderen.

    Aber sehen wir es doch einmal realistisch: Trotz dieser angeblichen Gesundheitskultur, trotz aller Fitness-Clubs und so weiter… Es geht den Leuten doch immer schlechter. Denken Sie an die zunehmenden chronischen Erkrankungen; und alle sind so gestresst, Burn-Out und so weiter. Das sage ich nicht nur so, sondern auch den Zahlen nach werden die Deutschen immer kränker – und für andere Länder gilt das wohl auch:

    Die Deutschen sind kränker denn je (2018)

    Der Wirtschaft muss es gut gehen. Dem wird alles untergeordnet. Da sind die Corona-Maßnahmen erstmals eine Ausnahme. Fragt sich, wie lange noch. Und dass man sich trotz aller Bemühungen längst in einer Rezession befindet, hätte man ohnehin nicht mehr lange abstreiten können.

  10. @Stephan Schleim (Zitat: „Es geht den Leuten doch immer schlechter“).
    Nun, das gilt sicher nicht für alle Altersgruppen. Senioren sind heute im Allgemeinen fitter als früher. Im Zusammenhang mit einer Berliner Studie liest man etwa:

    Wer heute 75 Jahre alt ist, ist nach der Berliner Altersstudie II (BASE-II) erheblich fitter als die Altersgenossen vor 20 Jahren. Das beweisen nicht nur Rockbands wie die Rolling Stones, die mit über 70 Jahren noch ganze Fußballstadien rocken, das beweisen auch die im Durchschnitt der Bevölkerung insgesamt fitteren und gesünderen, ja jünger wirkenden Senioren

    Übrigens: in den Zeiten in denen in Europa die ersten Alters- und Hinterbliebenen -Versicherungen eingeführt wurden, meist mit einem Pensionsalter von 65 Jahren, war die Lebenserwartung gerade etwa 67 Jahre, heute sind es um die 80 Jahre herum und lange nicht alle 75-Jährigen (also beispielsweise der 1944 geborene Gerhard Schröder) sind heute Zittergreise – jedenfalls viel weniger als noch vor 20 oder 40 Jahren.
    Wenn sich heute viele im Arbeitsleben als krank empfinden, dann ist es irgendwie seltsam, dass diese Personen als Pensionäre plötzlich so gesund sind!

  11. @Holzherr: Krankenstand

    Der Anstieg der Krankmeldungen bezog sich natürlich auf die erwerbstätige Bevölkerung.

    Ob diejenigen, die heute schon in den 20ern oder 30ern ihren ersten Burn-Out haben, auch noch so fitte 70er sein werden, zumal sie mit ziemlicher Sicherheit nicht schon mit 65 in Rente werden gehen dürfen, bleibt abzuwarten.

    Aber wir entfernen uns hier nun sehr weit vom Thema.

  12. Stephan Schleim,
    die Polizei sollte bei geplanten Gesetzen mitentscheiden dürfen, so war das gemeint. Wenn nur am Grünen Tisch entschieden wird, dann wird zu wenig darüber nachgedacht, ob die Justiz in der Lage ist, ein Verbot auch konsequent zu verfolgen.

    Der Grundsatz, “Was nicht verboten ist, ist erlaubt”, der vergisst die vielen nützlichen gesellschaftlichen Tabus. Die sind es, die aus einem Volk ein Kulturvolk machen, nicht die Gesetze.
    In der Tat sollte man einen Unterschied machen, ob ein deutscher Jugendlicher einen Joint raucht, oder ob das ein Immigrantenkind macht, das es nicht anders kennt. Deswegen bin ich auch gegen eine generelle Kriminalisierung beim Gebrauch von Cannabis.

  13. @lion: Ein Strafrecht für alle

    Diese Diskussion gab es ja z.B. schon im Zusammenhang mit den sogenannten Ehrenmorden: Für alle Menschen in Deutschland gilt ein Strafrecht. Individuelle Faktoren können vom Gericht natürlich mitgewogen werden.

    Beschäftigen Sie sich doch vielleicht einmal mit der eigenen Drogenkultur: Auch in Deutschland wachsen halluzinogene Pilze; und hatten die alten Griechen nicht auch schon Hanfpflanzen?

  14. @Martin Holzherr

    Die Rolling Stones oder Gerhard Schröder als Beispiel für gesunde Alte heranzuziehen halte ich nicht für zielführend, weil diese Herren sicher eine exzellente gesundheitliche Betreuung genießen. Im Gegensatz dazu geht es vielen Leuten, besonders Geringverdienern etc., in der Tat deutlich schlechter, was sich auch in einer bis zu zehn Jahre verminderten Lebenserwartung zeigt.

    Stephan Schleim schrieb: „Wenn man das mit dem Gesundheitsschutz ernst nähme, dann würde man (…) den Menschen in der Breite ermöglichen, wirklich gesunde Produkte im Supermarkt zu kaufen.“ Das sehe ich genauso. Jeder Hundebesitzer kann für sein Tier gesunde und ausgewogene Nahrung im Handel bekommen. Wir Menschen müssen uns aber damit abfinden, dass so gut wie alle Fertigprodukte zu viel Salz, Zucker und Fett enthalten. Das ist besonders für Berufstätige ein Problem, die ja nicht immer die Zeit haben selbst zu kochen. Zudem wird es immer schwieriger überhaupt noch naturbelassene Lebensmittel zu finden, die keine Zusatzstoffe enthalten oder mit irgendwas „aufgepeppt“ wurden.

    Ein anderes Problem sind die sich ständig ändernden Ernährungsempfehlungen. Während beispielweise Fett vor Jahren noch als Wurzel allen Übels galt, wird dies nun von der DGE negiert. Zitat: „Die Ratschläge, so wenig Fett wie möglich zu sich zu nehmen und cholesterinarme Lebensmittel zu wählen, wurde hingegen aus den zehn Empfehlungen gestrichen. Damit gab die DGE Kritikern Recht, wonach zu sich genommenes Cholesterin nur eine unwesentliche Wirkung auf den Cholesterinspiegel im Körper habe und auch Fett wegen der gesunden, ungesättigten Fettsäuren für den Körper wichtig sei.“
    Quelle: https://www.geo.de/wissen/gesundheit/17166-rtkl-gesunde-ernaehrung-experten-streichen-alte-ernaehrungsempfehlungen

  15. @Mona:

    Jeder Hundebesitzer kann für sein Tier gesunde und ausgewogene Nahrung im Handel bekommen. Wir Menschen müssen uns aber damit abfinden, dass so gut wie alle Fertigprodukte zu viel Salz, Zucker und Fett enthalten.

    Ihre Aussage zeigt ja gerade, dass es bereits ein Problembewusstsein gibt und dass es ein Ideal der ausgeglichenen Ernährung gibt.
    Zudem gibt es bereits Produkte, die sich als gesund anpreisen und die nicht zu viel Salz oder zu viel Zucker oder zu viel Fett enthalten.

    Das Problem der falschen oder richtigen Ernährung ist aber auch ein Problem der richtigen Information. Wie sie richtig schreiben wurde Fett früher verteufelt – und jetzt ist es wohl irgendetwas anderes das für alle Ernährungsübel verantwortlich sein soll.
    Und dann gibt es noch all den Diätunsinn: low Carb, low Fat, high Protein, vegan, etc, etc.
    Dabei weiss man eigentlich schon lange dass ausgewogene Ernährung das Beste ist und dass zu viel Essen der häufigste und grösste Fehler ist. Nicht was man isst ist entscheidend, sondern wie viel man isst.

    Der Trend geht aber eindeutig Richtung mehr Gesundheitsbewusstsein. Ihr Kommentar ist gerade ein guter Beleg für das. Früher oder später wird das auch umgesetzt.

  16. @Mona (Zitat):

    Im Gegensatz dazu geht es vielen Leuten, besonders Geringverdienern etc., in der Tat deutlich schlechter, was sich auch in einer bis zu zehn Jahre verminderten Lebenserwartung zeigt.

    Nein, heutigen deutschen Geringverdienern geht es nicht schlechter als vor 20 Jahren. Und an der Ernährung liegt es sicher nicht wenn es heute jemand schlechter geht als vor 20 Jahren.
    In den USA gibt es aber das Phänomen, dass in bestimmten Gegenden, vor allen in ehemaligen Industrievierteln nun sehr viele Geringverdiener Suizid begehen oder drogensüchtig werden. Es betrifft übrigens vorwiegend Weisse und die Lebenserwartung der Betreffenden sinkt tatsächlich. Die beiden Wirtschaftsnobelpreisträger Angus Deaton und Anne Case haben darüber folgendes Buch geschrieben: (2020). Deaths of Despair and the Future of Capitalism.

  17. Stephan Schleim,
    Beim Rauchen hat das ja geklappt, bei den alkoholischen Getränken gibt es mittlerweile viele “alkoholfreie”, die auch noch schmecken. Bei den Tabletten wird es schon schwieriger, weil da eine einflussreiche Lobby dahintersteht.
    Im Grunde braucht es gar keine zusätzlichen Drogen, die stärkste Droge ist ein klarer Kopf.

  18. Holzherren-Logik:

    Man sucht sich ein paar gesunde ältere Menschen: Ergo, Menschen sind heute gesund im Alter.

    Man sucht sich ein paar gesunde Produkte im Supermarkt: Ergo, gesunde Ernährung ist verfügbar.

    Mir geht es nicht um die Ausnahmen, sondern die breite Masse. Die wirklich gesunden Produkte im Supermarkt muss man mit der Lupe suchen. Und versuche, das transparenter zu gestalten, werden seit Jahrzehnten von Lobbyisten und Politikern blockiert. Lesen Sie doch ein paar Verbraucherschutzmagazine, um sich zu informieren.

  19. @lion in oil 10.09. 09:07

    „Der Grundsatz, “Was nicht verboten ist, ist erlaubt”, der vergisst die vielen nützlichen gesellschaftlichen Tabus. Die sind es, die aus einem Volk ein Kulturvolk machen, nicht die Gesetze.“

    Genau das ist auch ein Argument, erstmal auf Aufklärung zu setzen, und mit Verboten sparsam umzugehen. Wenn der Staat alles gleich mit Gewalt durchsetzen will, nutzt sich das am Ende sogar ab, in dem er anerkennende Wertschätzung dabei verliert. Die Maskenpflicht bei den derzeitigen geringen Todesraten von um die 5 am Tag in ganz Deutschland sind ein gutes Beispiel für überflüssige Staatsgewalt. Gerade hier kommt es auf die freiwillige Mitwirkung an. Wenn die Masken zu wenig gewaschen werden, und die Leute auch die Lust verlieren sich die Hände zu waschen, oder sich welche mit Symptomen nicht testen lassen, dann kann das auch daran liegen, dass die Leute einfach die Lust verloren haben.

    Wenn ich draußen, bei Sonnenschein, an der Straßenbahnhaltestelle die Maske aufsetzten muss, obwohl der Abstand zum nächsten Wartenden über 10 Meter beträgt, dann legt sich bei mir ein Schalter um. Als wenn ich zu ethischem Handeln nicht fähig wäre.

  20. @Stephan Schleim Schleimlogik
    Nicht Anekdoten, sondern Statistiken sagen, dass wichtige Bevölkerungsgruppen in Europa heute gesunder sind als vor 20 oder 40 Jahren. Nicht nur die Senioren sind heute gesünder, es gibt auch weniger schwere Alkoholschäden und ungesunde Lebensweisen sind entweder zurückgegangen oder es gibt ein stärkeres Bewusstsein für ungesundes Verhalten und den Wunsch es besser zu machen.

    Jetzt aber zur Quintessenz von all dem was sie hier im Blog immer wieder schreiben: Sie sehen überall Verschlechterung, mehr Stress, mehr Profitdenken von Seiten der Wirtschaft, mehr Ausbeutung. Sie sind quasi die Sybille Berg von scilogs.de, also die Person, der es in ihren Stories nie genug dreckig zu und her gehen kann und die am Schluss immer noch eine Miesheit oben drauf packt.

    Nun meine Sicht: Es gibt tatsächlich negative Entwicklungen, diese sind aber lange nicht alle einfach dem Kapitalismus und unserem Wirtschaftssystem zu verdanken – obwohl sie damit zusammenhängen. Eine solche negative Entwicklung ist beispielsweise, dass heute viele nur noch nach Erfolg und nach Vorteilen für sich selbst suchen. Die Leichtigkeit des Seins geht verloren. Nicht die Wirtschaft ist kapitalistischer geworden, sondern viele Privatpersonen sind egoistischer geworden und schauen nur noch auf ihren eigenen Vorteil.
    In meinen Augen gibt es heute weniger Lebenskunst und auch weniger Humor und Wohlwollen.

    Fazit: Anstatt die perfekte Work-/Life-Balance zu suchen, sollten wir das gute Leben suchen – und finden.

  21. @Stephan Schleim (Zitat):

    Mir geht es nicht um die Ausnahmen, sondern die breite Masse. Die wirklich gesunden Produkte im Supermarkt muss man mit der Lupe suchen.

    Sie liegen nur schon darum falsch, weil sie die Lösung im Supermarkt suchen: Der Supermarkt und seine dargebotene Auswahl sollen es richten. Dabei hat es in einem heutigen Supermarkt unendlich viel mehr Dinge als im Dorfladen den ich als Kind kennen gelernt habe. Im Supermarkt finden sie auch sehr viele gesunde Lebensmittel und eine reiche Auswahl.
    Sie verlangen nun quasi, dass der Supermarkt verhindert, dass man ungesunde Produkte kaufen kann.
    Das ist für mich ein Widerspruch zu ihrer Haltung gegenüber Drogen, denn da wollen sie ja mehr Freiheit.
    Die gesellschaftliche Tendenz geht aber tatsächlich in Richtung Paternalismus sowohl was die Ernährung als auch was den Drogenkonsum angeht. Paternalismus heisst in der modernen Form nudging, stupsen also. Die Leute sollen in die richtige Richtung gestupst werden.

  22. Die Lebensmittelampel ist ein Versuch, den (gesunden/problematischen) Nährstoffgehalt Von Lebensmitteln zu kennzeichnen.
    In der Wikipedia liest man dazu am Beispiel eines Ampelsystems, dass gesunde Lebensmittel mit grün, ungesunde mit rot kennzeichnet:

    Mediziner des Massachusetts General Hospital markierten die Speisen in der dortigen Cafeteria entsprechend der Gesundheit mit rot, gelb und grün. Ein halbes Jahr später zeigte sich, dass die Kunden deutlich öfter mit „grün“ markierte Speisen wählten und diese Gewohnheit weiterhin anhalte.

  23. Holzherr: Fakten

    Dass immer mehr Menschen psychische Störungen diagnostiziert bekommen, dass es immer mehr chronisch Kranke gibt, dass auch der Krankenstand unter den Arbeitnehmern und die Frühberentungen steigen (sofern Gesetzesanpassungen die Hürden hierfür nicht höher hängen), sind Fakten, an denen Sie nicht vorbeikommen.

    Studieren Sie Ihre Statistiken besser; oder lesen Sie die Richtigen.

  24. @Martin Holzherr

    Zur “Schleimlogik”:
    Ich finde es nicht richtig Herrn Schleim so abzukanzeln, bloß weil er sich für Menschen einsetzt, die sich selbst nicht so gut artikulieren können. Es leben halt nicht alle auf der Sonnenseite des Lebens und es eine Schande, dass viele Arme auf die Zuwendungen der Tafeln angewiesen sind, wo es abgelaufene Lebensmittel gibt, die die Supermärkte nicht mehr verkaufen können und deshalb spenden. Außerdem sollte man sich auch mal überlegen, wieso es in einem so reichen Land wie Deutschland so viele Obdachlose und Wohnungslose gibt. Mich wundert es deshalb nicht, wenn manchen Leuten die „Leichtigkeit des Seins“ verloren geht.
    https://www.malteser.de/aware/hilfreich/obdachlose-in-deutschland-ursachen-und-auswege.html

  25. Alle Argumente, die auf Statistiken beruhen, um Kausalitäten für zukünftiges Verhalten zu “beweisen”, sind Quatsch. Aber “rückwärtsgewandte” Statistiken können helfen, abzuschätzen, was ist und was zu erwarten ist. Untersuchen Sie doch mal jeden einzelnen, der heute Drogen konsumiert. Dann werden Sie das ganze Spektrum undisziplinierter, lebensuntüchtiger Menschen, die für jedes und alles immer Alibis zur Hand haben, kennenlernen. Im Übermaß. Und ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, diese Art von Dasein durch Legalisierung auszuweiten. Schauen Sie mal genau hin. Bei jedem einzelnen. Dann vegeht Ihnen die Fürsprache nach Legalisierung.

  26. @Mona:

    Außerdem sollte man sich auch mal überlegen, wieso es in einem so reichen Land wie Deutschland so viele Obdachlose und Wohnungslose gibt.

    Ja, und darauf gibt es keine einfache Antwort. Noch deutlich mehr Obdachlose gibt es in Kalifornien, wo etwa die städtischen Strassen und Plätze von San Franzisko voll sind von Obdachlosen.
    Hintergrund sind meistens gebrochene Existenzen, Verschuldung, Scheidung und so weiter. Auch psychisch Kranke hat es viele darunter, psychisch Kranke, die ein Leben auf der Strasse einem Leben im Heim vorziehen. Und nicht nur die Obdachlose leiden darunter, sondern auch beispielsweise Besitzer von kleinen Geschäften (in San Franzisko etwa) vor deren Geschäften die Obdachlosen herumliegen.
    Eine Lösung wäre es, diesen Obdachlosen gewisse Zonen zu überlassen in denen sie auch gratis wohnen könnten. Dort könnte man ihnen auch psychologische Hilfe geben.
    Es ist aber ein Irrtum zu glauben, einfach mit Sozialwohnungen könne man das Problem lösen, denn Obdachlosigkeit ist nicht in erster Linie ein wirtschaftliches Problem, es liegt also nicht in erster Linie am fehlenden Geld.

  27. Sehr richtig Mona,
    Wenn Menschen durch das soziale Netz hindurchfallen können, dann stimmt etwas nicht mit unserer Sozialpolitik.

    Manernort,
    beim Umgang mit “Drogenopfern” sollte man keine Schuldzuweisungen machen. Die geplante Legalisierung dient nicht dazu, noch mehr Drogenopfer zu bekommen, sondern die betroffenen Menschen aus dem Teufelskreis von Verbot, Kriminalisierung und sozialem Abstieg entgegenzukommen. Kein Mensch ist freiwillig lebensuntüchtig.
    Ob eine Legalisierung einen positiven Effekt haben wird, kann man nicht eindeutig beantworten.

  28. @Martin Holzherr

    „Hintergrund sind meistens gebrochene Existenzen, Verschuldung, Scheidung und so weiter.“

    Wie dem auch sei, niemand wird wohl freiwillig obdachlos werden wollen. Viele, die beispielsweise die Tafeln aufsuchen oder sich keine Wohnung mehr leisten können sind Rentner. Diese bekommen in Deutschland eine um über 50% geringere Rente als in Österreich. Zitat aus dem Nachrichtenmagazin Focus: „ Ein Blick auf die Durchschnittsrente in Österreich ist für viele Deutsche ein Ärgernis. Bei den Nachbarn erreicht die Durchschnittsrente für Angestellte und Arbeiter 1247 Euro brutto – plus einem 13. und 14. Monatsgehalt. Umgerechnet sind das 1455 Euro monatlich.
    In Deutschland erhält ein Durchschnittsrentner nach der Statistik der Deutschen Rentenversicherung rund 942 Euro im Monat. Nach den Abzügen für die Kranken- und Pflegeversicherung werden ihm davon 857 Euro im Monat ausgezahlt. In Österreich bleiben von der Rente nach diesen Abzügen 1380 Euro übrig. Individuelle Steuersätze bleiben bei dieser Betrachtung außen vor.
    Österreichische Rentner erhalten also 54 Prozent mehr Geld als Rentner in Deutschland.“

    Und jetzt rechnen Sie mal nach, wie weit Sie mit 857 Euro im Monat kommen könnten!

  29. Erst im 20. Jahrhundert wurden viele Drogen verboten. Grund: Die Gesundheitsgefährdung durch Drogen wurde immer sichtbarer und das wurde auch öffentlich diskutiert und zum Thema von Zeitungsartikeln. Schon der Opiumkrieg im 19. Jahrhundert, über den ja in den europäischen Zeitungen viel geschrieben wurde, machte vielen die verheerenden Wirkungen von Drogen bewusst und als dann bestimmte Drogen auch in Europa und den USA immer häufiger konsumiert wurden, tauchte bald einmal die Angst vor einer Gefährdung der öffentlichen Gesundheit auf und das führte letztlich zur Prohibition.

    Bis heute hat sich daran nicht viel geändert. Zwar haben einige Staaten Drogen inzwischen dekriminalisiert oder sogar legalisiert, aber immer unter dem Vorbehalt, dass der Drogenkonsum nicht gefährliche, die Volksgesundheit gefährdende Ausmasse annehme.
    Es sind praktisch nur die Libertarier, welchen das egal ist und die für Freiheit um jeden Preis auf möglichst vielen Gebieten (auch bei Drogen) plädieren.
    Die Haupttendenz in der westlichen Gesellschaft aber ist eine völlig andere: Man will möglichst viele Freiheiten erlauben, aber nur wenn sich diese Freiheiten insgesamt positiv auswirken. Unangepasstes Verhalten, zu dem eben auch übermässiger Alkoholkonsum und Ähnliches gehören kann, sollen sozial geächtet werden um so zu einer besseren Gesellschaft zu kommen.

    Persönliche Einschätzung der Drogenzukunft in der westlichen Welt: Es gibt eine Tendenz zur Dekriminalisierung und Legalisierung von Drogen, aber keine vorbehaltlose Akzeptanz des Drogenkonsums. Vielmehr wird wohl in Zukunft das Instrument der sozialen Ächtung von Fehlverhalten noch häufiger eingesetzt. Und das sowohl beim Essverhalten als auch beim Drogenkonsum. Dazu kommt noch eine Art von „Social Engineering“, von Nudging, mit dem unerwünschtes Verhalten reduziert und erwünschtes bestärkt wird.
    Hinter diesem Vorgehen steckt so etwas wie ein unausgesprochener Gesellschaftsvertrag, den sich die westlichen Länder gegeben haben.

  30. @Mona:

    Viele, die beispielsweise die Tafeln aufsuchen oder sich keine Wohnung mehr leisten können sind Rentner. Diese bekommen in Deutschland eine um über 50% geringere Rente als in Österreich.

    Kann sein. Für mich aber bedeutet das, dass es selbst in einem reichen Land wie Deutschland auch im Jahre 2020 immer noch vor allem um mehr Wohlstand, um mehr Geld für alle geht. Das erstaunt mich schon ein bisschen: dass es immer nur um das Gleiche geht, um Mehr nämlich.
    Ganz konkret was die Renten betrifft: es gibt ja immer mehr Rentner und relativ dazu immer weniger Arbeitende. Rentner werden es in Zukunft also schwerer als heute haben. Auch österreichische Rentner.

    Fazit: Männer und Frauen denken immer nur ans Eine, ans Geld nämlich.

  31. @Marnernort: umgekehrt wird ein Schuh draus

    Es ist doch so, dass die meisten Menschen aufgrund schlimmer Erfahrungen und/oder sozialer Ausgrenzung in die (legale/illegale) Drogensucht abgleiten. Mit Ihrem Denken grenzen sie diese noch einmal aus. Glückwunsch!

    Bedenken Sie: Niemand kommt als “Junkie” auf die Welt und eine bewusste Entscheidung ist es auch nicht.

    P.S. Mir wurde, als ich wahrscheinlich nicht älter als 15 war, einmal Kokain angeboten. Weil ein älterer Freund dabei war und “nein” sagte, sagte ich auch “nein”. Ansonsten hätte ich es vielleicht ausprobiert, wer weiß. Ich hatte wenig Zuverlässiges darüber gehört. Dann hätte mein Leben auch ganz anders verlaufen können. Es war Glück.

  32. @Holzherr: Chancengleichheit

    Ich kann Ihre Gedanken nicht nachvollziehen. Sie nennen auch keine Quellen für Ihre “Statistiken”.

    Mir geht es hier nicht um mehr Geld, ansonsten würde ich wohl nicht seit rund 13 Jahren ehrenamtlich bloggen. Mir geht es aber vielleicht um etwas mehr Chancengleichheit. Da machen Leuten mit Ihrer Denke aber immer wieder einen Strich durch die Rechnung.

  33. Zitat Aus diesem Beitrag von Stephan Schleim:

    Was aber, wenn die Berechnung von DrugScience stimmt und das Mittel [Cannabis] nicht einmal ein Drittel so schädlich ist wie Alkohol?

    Das ist eine Einzelaussage zu Cannabis, die zudem 2 völlig verschiedene Drogen auf fragwürdige Art und Weise vergleicht.
    Eine viel bessere Informationsquelle zu Gesundheitsfragen ist dagegen das National Institutes of Health, denn seine Reports sind immer ein medizinischer Konsensus, der die Meinung der Mehrheit der US-Mediziner abbildet. Ich empfehle hier den Marijuana Research Report der NIH.

  34. @Stephan Schleim (Zitat):

    Mir geht es hier nicht um mehr Geld, ansonsten würde ich wohl nicht seit rund 13 Jahren ehrenamtlich bloggen. Mir geht es aber vielleicht um etwas mehr Chancengleichheit.

    Das muss ein Missverständnis sein. Wenn ich zum Kommentar von Mona schrieb, dass es immer um mehr Geld geht, meinte ich damit, dass scheinbar viele Deutsche zuwenig Geld zur Verfügung haben (Mona schrieb über Rentner) und dass es einem vorkommt, alle Probleme Deutschlands wären gelöst, wenn alle mehr Geld zur Verfügung hätten. Tatsächlich dreht sich heute Politik oft ums liebe Geld und wer es bekommen soll. Bei armen Ländern würde ich diesen Fokus aufs Einkommen gut verstehen, weniger aber bei reichen Ländern, denn es bedeutet doch, dass wir jetzt und in Zukunft aufs Materielle fixiert sind und bleiben und dass die Wirtschaft auf ewig zum Wachstum verdammt ist.
    Es ging also mehr um eine philosophisch/weltanschauliche Frage.

  35. Hallo zusammen!
    Bin hierher gekommen über telepolis, wo der Artikel auch veröffentlicht wurde (mit einem Disclaimer).
    Zuerst freue ich mich sehr über die Sachlichkeit der Diskussion hier, die den Austausch gegensätzlicher Standpunkte / Argumente zu ermöglichen scheint.
    Zweitens die wunderbare Wortschöpfung “Rauschgift” aus den frühen Siebzigern.
    Drittens: Rauschgiftkonsum oft auch in Verbindung mit Alkoholkonsum, was ja was anderes ist…, ist imho eine Selbstmedikamention.
    Viertens: Wahrscheinlich hat keiner der Drogengegner hier jemals einen Trip eingeworfen (o ä.), und weiß also gar nicht, wovon er (sie es) spricht.
    [5. – 9. “…”]
    #10: der komische und vor allem völlig unnötige Disclaimer unter diesem Artikel “Der Autor konsumiert keine verbotenen Substanzen” zeigt eine Abstandnahme von der Klientel.

  36. @Stephan Schleim (Zitat):

    Ich kann Ihre Gedanken nicht nachvollziehen. Sie nennen auch keine Quellen für Ihre “Statistiken”.

    Ich sprach ja davon, dass Senioren heute gesünder sind als vor 20 oder 40 Jahren. Dazu und zum Leben von Senioren gibt es umfangreiche Statistiken. Eine Einstiegsseite dazu ist hier

  37. @Barun: Disclaimer

    …komische und vor allem völlig unnötige Disclaimer unter diesem Artikel “Der Autor konsumiert keine verbotenen Substanzen” zeigt eine Abstandnahme von der Klientel.

    Ob zum Beispiel jemand einen Artikel über die Zukunftsaussichten von Volkswagen schreibt, der selbst a) nennenswerte Anteile besitzt oder b) saftige Beraterhonorare von dem Autokonzern erhält, interessiert Sie wahrscheinlich auch nicht.

    Na dann Prost!

  38. @Holzherr: Worüber reden wir?!

    Ich habe auf Inkonsistenzen beim “Schutz der Gesundheit” hingewiesen. Sie dürfen aber Ihre Meinung zur Gesundheit von Rentnerinnen und Rentnern gerne behalten.

  39. @Marnernord 10.09. 17:03

    „Untersuchen Sie doch mal jeden einzelnen, der heute Drogen konsumiert. Dann werden Sie das ganze Spektrum undisziplinierter, lebensuntüchtiger Menschen, die für jedes und alles immer Alibis zur Hand haben, kennenlernen. Im Übermaß. Und ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre, diese Art von Dasein durch Legalisierung auszuweiten.“

    Dann scheint es Ihnen ja auch ganz gut zu passen, das diese minderwertigen Menschen durch verunreinigte Drogen krank werden, und durch schwierige Dosierungen und den daraus folgenden Todesfällen auch möglichst schnell von der Bildfläche verschwinden. Und zumindest einen möglichst großen Teil ihrer verbliebenen recht kurzen Lebenspanne wegen Beschaffungskriminalität im Knast verbringen.

    Ich wohne in einem sozialen Brennpunkt, und mag die Beschaffungskriminalität umso weniger, weil ich denke das sie sogar im Wesentlichen vermeidbar wäre. Aber sowieso wäre ich eher für Fairness, und für Lösungen für saubere und bezahlbare Drogen bzw. Ersatzdrogen. Mag sein, dass viele Süchtige tatsächlich für den Arbeitsmarkt unbrauchbar sind. Einen Grund, die Menschen deswegen zu zerstören, den sehe ich nicht.

    Was die Gefahr der Zunahme von Süchtigen durch zu lockere Regulierungen angeht, da kann ich mir Lösungen vorstellen. Man sollte erst harte Drogen legal beziehen dürfen, wenn man mindestens 3 Monate Sucht nachweisen kann. Dann bräuchte man für diese ersten 3 Monate dann doch einen Illegalen Zugang, die Schwelle zum Konsum wäre also nicht viel niedriger als jetzt. Und gleichzeitig wären bis zu 90% des Umsatzes mit den Illegalen Drogen bei den Dealern weg, es dürfte deswegen sehr viel schwieriger werden, einen aktiven Dealer zu finden.

  40. Die Opioidkrise in den USA zeigt in meinen Augen, dass das Drogenproblem in einer modernen Gesellschaft nicht einfach mit einer Dekriminalisierung und Legalisierung gelöst werden kann, denn die Opioidsucht in den USA war und ist ein Indikator für ein tieferes Problem, das von Angus Deaton und Anne Case in ihrem Buch Deaths of Despair and the Future of Capitalism. als Ausdruck einer existenziellen Krise ganzer Bevölkerungskreise interpretiert wurde.
    Der moderne westliche Staat ist aber in gewissen Sinne ein mitfühlender Staat. Er will mithelfen, die Probleme der Bürger zu lösen und ihr Leben zu verbessern und nicht einfach die Bürger ruhig stellen.

    Ein Staat, der aber Drogensucht akzeptiert und die Süchtigen mittels Drogenabgabe nur noch ruhigstellen will, der hat damit diese Menschen bis zu einem gewissen Grade aufgegeben. Anstatt die Ursachen der Sucht zu bekämpfen, bekämpft ein permissiver, laisser-faire Staat, der seine Süchtigen mit Opium versorgt (Karl Marx: die Religion ist Opium für das Volk), nur noch die mit der Drogensucht verbundene Kriminalität, nicht aber die tieferen Ursachen.

    Fazit: Wie die Opioid-Krise in den USA zeigt, kann die Ursache für Drogenkonsum ein tieferes gesellschaftliches Problem sein. Legalisierung bewusstseinsbetäubender Drogen und der quasi von der Gesellschaft verabreichte „Goldene Schuss“ bedeutet in einem solchen Fall, die Menschen aufzugeben anstatt ihnen zu helfen.

  41. @Jeckenburger: Sozialarbeit

    Ich denke, man bräuchte nur einen Teil dessen, was heute an Mitteln in Polizei und Justiz investiert werden muss, um das Verbot aufrechtzuerhalten, in die Sozialarbeit zu investieren, um die schlimmsten Verläufe zu verhindern.

    Für die meisten Menschen ist Drogenkonsum doch Flucht aus einem Alltag, den sie nicht mehr bewältigen können. Weil man durch Drogenkonsum seine Probleme nicht löst, droht ein Teufelskreis bzw. eine Abwärtsspirale, sobald man süchtig wird.

    Davon abgesehen dürfte es viele Konsumenten geben, für die Drogenkonsum nicht mehr als eine nette Abwechslung ist. Und in der Forschung sieht man auch, dass das für viele nur eine Phase in einem bestimmten Alter ist und wieder von selbst vorbeigeht.

  42. Martin Holzherr,
    Zustimmung. Wir nennen uns Sozialstaat. Verlassen uns dabei auf Gesetzgebung und einen großen Sozialhaushalt. Der soll ja mittlerweile den größten Anteil im Staatshaushalt einnehmen.
    Gleichzeitig huldigen wir dem freien Welthandel, huldigen der freien Entfaltung der Persönlichkeit jedes Einzelnen.
    So funktioniert das auf Dauer nicht.
    Wir brauchen ein Umdenken auf der moralischen Ebene.
    Gewinnmaximierung ist out. Ressourcenverbrauch muss reduziert werden, das Wachstums muss gebremst werden. Hat sich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, dass jedes auto , das wir mehr verkaufen auf der anderen Seite ein Auto , dass im Ausland weniger verkauft wird, verursacht.
    Und , warum werden soviele Parkhäuser gebaut, man könnte stattdessen auch Wohnungen für Niedrigverdienende bauen.
    Und last not least, warum wir immer noch Kirchenbashing betrieben.
    Die Institution, die sich um die Armen kümmert, die wird in unserem Lande ganz einfach mißachtet.

  43. @Holzherr: tieferes gesellschaftliches Problem

    Wenigstens sind wir uns in diesem Punkt einmal einig, dass sich hinter Drogenkonsum oft gesellschaftliche Probleme verbergen…

    …wenn Sie aber gegen eine Entkriminalisierung sind, die die gesellschaftlichen Probleme aus meiner Sicht jedensfalls nicht unnötig verschärfen würde, dann wäre es aber schön, wenn Sie auch einen Problemlösungsvorschlag machen. Sonst ist am Ende doch nichts gewonnen außer ein paar warmen Worten.

  44. @lion: Sozialstaat

    Dieses Argument mit dem Sozialhaushalt…

    Man sollte mal überprüfen, wie viel davon die Gehälter der Angestellten und Beamten des Staats ausmacht und wie viel in sinnlosen Maßnahmen verbrannt wird.

    Dass die heutigen Maßnahmen das Armutsproblem nicht lösen, wissen wir ja schon. Der Soziologe Stefan Selke hat in seiner angewandten Forschung auch nachgewiesen, dass verbreitete Hilfsmaßnahmen das Armutsproblem verstetigen, anstatt es zu lösen. Freunde hat er sich damit auf der institutionellen Ebene keine gemacht.

  45. Stephan Schleim
    …staatliche Hilfsmaßnahmen….
    Der Staat muss tätig werden, wenn der Einzelne sich nicht mehr helfen kann. Z.B. bei den Pflegeheimen, wenn die Pflegeperson keine Angehörigen mehr hat.
    Ist eine Familie vorhanden, dann sollten die Familienangehörigen herangezogen werden. Und damit sind wir beim Kern des Problems, die Familie. Die Aufgabe eines Staates ist es, neben dem territorialen Schutz und der Aufrechterhaltung der Ordnung, die Familie zu fördern, im eigenen Interesse.
    Die Entwicklung geht gerade in die falsche Richtung. Beim Scheidungsrecht z.B. wird die Frau gezwungen nach zwei Jahren eine eigene Beschäftigung aufzunehmen. Wie soll sie da Kinder gebären ? Idealziel: Frauen sollen bis zum 40 Lebensjahr nicht gezwungen werden zu arbeiten, sondern es soll ein Anreiz geschaffen werden zu heiraten und Kinder zu bekommen. Dabei übernimmt der Staat die Finanzierung. Z.B. ab dem 3. Kind eine lebenslange Rente. Das klingt nach Vergangenheit , aber in dieser Beziehung haben die Altvorderen weiter gedacht (mit anderer Absicht).

  46. @Martin Holzherr 11.09. 05:13

    „Legalisierung bewusstseinsbetäubender Drogen und der quasi von der Gesellschaft verabreichte „Goldene Schuss“ bedeutet in einem solchen Fall, die Menschen aufzugeben anstatt ihnen zu helfen.“

    Also die Konsumenten von harten Drogen haben sich längst selber aufgegeben, und waren in der Regel schon bei Aufnahme des Konsums psychisch am Ende. Durch die Sucht chronifiziert und verselbständigt sich das Problem dann ziemlich schnell. Im Fall von harten Drogen sorgen saubere und bezahlbare Drogen bzw. Ersatzdrogen ja öfter sogar dafür, dass die Betroffenen wieder arbeiten gehen können.

    Es gibt auch durchaus Fälle, in denen die Betroffenen einen guten Job hatten, und sehr gut verdient haben und dennoch aus persönlichen Gründen mit harten Drogen angefangen haben. Das kann lange gut gehen, wenn genug Geld da ist. Erst wenn der Nachschub mal abreißt, weil der Dealer nicht liefern kann, wird ein richtiges Problem daraus: Die Entzugserscheinungen machen dann sofort arbeitsunfähig. Erst wenn das öfter passiert und der gute Job dann weg ist, kommt der soziale Abstieg unaufhaltsam in Gang.

    Cannabis ist jetzt was ganz anderes als harten Drogen wie Heroin. Cannabis ist erstmal sehr kostengünstig, wenig gesundheitsschädlich und die Konsumenten können weiter arbeiten. Hier ist höchstens die Arbeitsleistung etwas reduziert, insbesondere die Lernleistung. Vor allem der Konsum bei Jugendlichen kann der Karriere von daher sehr schaden. Aber damit können die Betroffenen doch meistens gut leben, man muss ja nicht unbedingt studieren, und kann auch mit wenig Qualifikation glücklich werden.

    „…denn die Opioidsucht in den USA war und ist ein Indikator für ein tieferes Problem, das von Angus Deaton und Anne Case in ihrem Buch Deaths of Despair and the Future of Capitalism. als Ausdruck einer existenziellen Krise ganzer Bevölkerungskreise interpretiert wurde.“

    Ich frag mich hier, welche tieferen Probleme denn hier konkret vorliegen. Sinnfindung, mangelnde Religiosität? Oder wirtschaftlicher Natur, also Leistungsdruck, Entfremdung, Auflösung der Familien und Freundeskreise durch ständige berufsbedingte Umzüge etwa. Tatsächliche oder drohende Arbeitslosigkeit und Armut, klar ist das insbesondere bei dem nichtexistierendem Sozialsystem in den USA ein Faktor.

    Als Entschärfung kann ich mir hier etwas wie ein Bedingungsloses Grundeinkommen vorstellen, darauf folgend auch mal Alternativen zur Erwerbsarbeit, mehr Bildung nicht nur für den Beruf sondern auch für das Leben, und auch die Förderung von hinreichend Nachwuchs ohne Doppelbelastung. Mehr in diese Richtung, und weniger überflüssiger Konsum, weniger Exportüberschuss speziell in Deutschland und im Effekt dann endlich weniger Druck am Arbeitsplatz.

    Das fördert dann gleich noch den Klimaschutz mit. So wie auch Corona die Nebenwirkung hat, dass die Treibhausgasemmissionen zumindest vorübergehend weniger werden, und der Himmel blauer wird, weil die Flieger fehlen.

  47. @Tobias Jeckenburger (Zitat):

    Ich frag mich hier, welche tieferen Probleme denn hier konkret vorliegen. Sinnfindung, mangelnde Religiosität?

    Es gibt einige Bücher über die Menschen im Rust-Belt der USA und was der Niedergang der Industrie und der Verlust der Industriearbeit bewirkt hat. Es ist vor allem der Bedeutungsverlust, der ihnen zu schaffen macht. Die Industriearbeit war oft recht gut bezahlt und die Arbeiter waren stolz auf ihre Arbeit. Nach dem Niedergang und dem Outsourcing der Industrie wurden diese Arbeiter zu Underdogs, die allenfalls noch bei McDonalds Arbeit fanden und ihr soziales Prestige sank.
    Ein bekanntes Buch dazu, das eben verfilmt wurde ist Hillibilly Elegy
    Hier ein Abschnitt daraus:

    Früher konnten die ‚Hillbillys‘, die weißen Fabrikarbeiter, darauf hoffen, zu Wohlstand zu schuften. Doch spätestens gegen Ende des 20sten Jahrhunderts zog der Niedergang der alten Industrien ihre Familien in eine Abwärtsspirale, in der sie bis heute stecken.“

    – aus Hillbilly Elegy: A Memoir of a Family and Culture in Crisis von J. D. Vance

  48. @Martin Holzherr 11.09. 14:41

    „Die Industriearbeit war oft recht gut bezahlt und die Arbeiter waren stolz auf ihre Arbeit. Nach dem Niedergang und dem Outsourcing der Industrie wurden diese Arbeiter zu Underdogs, die allenfalls noch bei McDonalds Arbeit fanden und ihr soziales Prestige sank.“

    In der Tat sind das existenzielle Probleme. Das Prestige in der Eigenwahrnehmung ist wohl auch ganz unten, wenn sich die Industriearbeiter zuvor von Leistungsschwachen Mitbürgern entsprechend distanziert hatten. Und an dem fehlenden Sozialsystem in den USA auch in guten Zeiten durchaus mitgewirkt haben.

    Eine wirkliche Lösung dieses Problems ist in den USA nicht in Sicht, die Betroffenen werden wohl damit alt werden müssen. Bei uns in Deutschland gibt es immerhin Sozialleistungen, und damit wenigstens Möglichkeiten, sich umzuorientieren und sich auf Basis von gelegentlichem Zuverdienst und Sparsamkeit dann doch noch ein ganz gutes Leben gönnen zu können.

  49. @ Stephan Schleim
    09.09.2020, 18:03 Uhr

    @Holzherr: Drogen & Politik

    Wenn man das mit dem Gesundheitsschutz ernst nähme, dann würde man…

    … Tabakpflanzen mit weniger Gifte züchten und dafür sorgen, das die Düngemittel für solche Konsum-Pflanzen keine radioaktiven Elemente enhalten.

    Nur Bilder auf Verpackungen und keine Werbung ist … Heuchellei, wenn man es doch besser weiß.

    Aber die Idee dabei ist eine andere und im Sinne ihres Postscripts:

    Die Versuchung wird dazu genutzt, das man Menschen dazu bringt, sich in Gefahren zu bringen und damit also die Schwächen der Menschen dazu benutzt, um sie letztlich umzubringen.

    Seitdem wir keine Mitmenschen mehr töten dürfen, brechen sich die Mordgelüste in anderen Bahnen ihren Weg.

    Der ganze Starkult, den es im Westen, dieser fantastischsten und besten Zivilisation, die es je auf der Erde gab, ist da ein unauffälliger Hinweis auf die unbewussten Mechnanismen in Gesellschaften, für die Zuneigung und Veherhung (und blinde Liebe) als das höchste Gut erkannt wird, weil es eben auch die subtilsten Mechanismen in uns auslösst, die wir nicht beherrschen können.

    Und der Zusammenhang zur Versuchung zur Selbstschädigung ist, das man als Mensch natürlich tendenziel nur mehr “unbeliebt” sein kann, und daher unbewusst einen Selbsthass entwickelt, der vom Menschen kognitiv kaum kompensierbar ist. Folge ist, das man sich selbst schädigt und etwa raucht, oder Drogen nimmt (das auch noch aus unsicheren Quellen). Oder auch zu anderen gefährlichen Lebensweisen tendiert.

    Und das kennen wir doch auch aus einer andern Betrachtungsperspektive?

    Wer ist denn besonders gefährdet im Beruf und in der Freizeit und sonst so häufiger zu Schaden zu kommen, zu verunfallen, oder auch die Statistiuk mit der Lebenserwartung?

    Genau, der Mann, der durchschnittlich 8 Jahre kürzer lebt, und auch sonst in den Statistiken zu den Gefährdungen aller Art am häufigsten vorkommt.

    Ich wurde einmal als Lehrling recht harsch abgestraft (mit Verachtung und Herrabwürdigung) weil ich einen ganzen Tag am Arbeitsort (alleine) nichts tat, weil meine Aufgabe war, das ich auf eine Leiter steige und ein Schild anbringe.
    Aber die Leiter (3 Meter) war so wacklig und instabil im Stand, das ich da nicht raufgehen und darauf arbeiten wollte.

    Heute weiß ich, das ich einer dieser “unbeliebten” Männer bin. Oder jedenfalls jederzeit ohne große Warnungen in jede Gefahr geschickt werden würde, das ich irgendwann mein Leben so beschränkte, das ich nicht mehr Gesellschaftsfähig war, sodass ich aus der Gesellschaft rausfiel. Eine Lösung des Problems war das natürlich auch nicht. Und mir geht es heute natürlich nicht besser und meine Aussichten scheinen auch nicht gut.

    Das ist keine Angst-Störung, wie man mir dann irgendwann suggerierte und diagnostizierte (wobei es nicht blieb), sondern eine folgerichtige Entscheidung aus den Erfahrungen im Leben, die sich als fulminante Konditionierung manifestierte.

    Ich habe zwischendurch sogar meine Höhenangst überwunden, um einen Job als Monteur für Funk-Anlagen zu arbeiten. Schwere Zeit war das. Und die Arbeit war so stressig, nicht, weil ich arbeiten musste, sondern weil ich jeden Tag aufs Neue meine Höhenangst überwinden und das den ganzen Tag lang durchstehen musste. Regelmäßig 30 bis 50 Meter über soliden Boden – was noch halbwegs hadhabbar war, aber manchmal auch höher, was für mich extremer Stress war.

    Angenommen, das war keine Absicht, mich in Gefahr zu bringen, die ich nicht bestehen konnte. Dennn wer wollte denn schon solche subtile Absichten haben oder unterstellen wollen, wo die Welt doch sooo gut und gerecht ist?

    Oder angenommen, das war Absicht und leider bin ich nicht verunfallt? Aber ich war eben auch nicht produktiv genug. Denn den Job hatte ich nicht lange. Und das ich ihn ünberhaupt hatte, war eher ein Wunder, als irgendwie schlüssig.

    Warum ich ihn annahm? Weil er lukrativ schien und man soll ja nichts vorschnell und ohne Probieren ablehnen. Ausserdem sind die Sicherheitsmaßnahmen, wenn man sie auch souverän beherrscht, eigendlich Idiotensicher.

    Anyway, …

    Man kennt doch die Späße in der Kindheit und Jugend, wo Arschlöcher ander Leute auffordern, etwas zu tun, das gefärhlich ist oder das irgendwie anstößig oder belästigend ist. Ich meine nicht die klassischen Mutproben, sondern ich meine diese richtigen Niedertrachten, die manche aus reiner Freude am Schaden anderer machen oder dazu auffordern.

    Freuds (oder war das Jung?) suizidaler Trieb ist tatsächlich existent. Er äußert sich heute nur anders, als es das früher so üblich war. Er ist weder aus der Welt, weil wir so “kognitiv” und aufgeklärt sind, noch ist er durch Kultivierung wegkonditioniert worden. und … was der wichtigste Teil dieser Aussage ist… er wird eben gerne als taktische Maßnahme verwendet. Im Regal neben der Kasse, in Lebenslagen, in denen Menschen nicht souverän und unabhängig entscheiden können (das gefährliche Jobangebot), in anderen Varianten, die auch strukturell angelegt sein können (etwa im Falle der illegalisierten Drogen, die aus unsicheren Produktionsverhältnissen kommen und dagegen absolut nichts getan wird und der Umstand der Illegalisierung weiterhin als die beste Lösung aufrecht erhalten wird).

  50. Man könnte auch wie Holzherr (frei nach der speziellen Bonbon-Werbung) der Meinung sein, das, wenn sie zu stark sind, du zu schwach wärst.

    Oder auch in seinen Worten:
    Das die Neigung dazu, zu leicht auf medikamentöse Abhilfe zu setzen, wenn man eben mal eine psychische Belastung verspührt, dazu führt, das man im Leben eben verweichlicht und keine Entwicklung macht, die irgendwie “positiv” gedeutet wird.

    Naja, also, das ging mir die Tage durch den kopf und ich denke, das es da wohl ein Missverständnis mit dem Ideal gibt, das … wie immer… nur wenige wirklich erreichen, aber in aller Munde sei und immerzu an jeden angelegt wird, dem man zuweilen ansieht, das es nichts werden kann.

    Die Anforderung, das alle dem ideal entdsprechen müssen, zeugt von dieser Ignoranz gegenüber, das Ideale eh unerreichbar sind und die Vertreter dieser Ideale meist ein reines Zufallprodukt sind.

    Und meist auch psychische Probleme haben.

    Wie war das noch mit einem der deutschen Lieblings-Dichter? Dieser Typ, der dann den Rest seines Lebens in einem Turm verbrachte?

    Oder der Hammerphilosoph, der mit Sicherheit einen ordentlichen Knall hatte. Der sich nur nicht so deutlich zeigte, wie es das bei anderen tut. Oder über den heute niemand mehr redet, weil Nietzsche ja so herrausragend war.

    Oder der Königsberger Superweise, ein wahrscheinlich durchschnittlich begabter, der aus Gründen (Neurose) zum intellektuellen Überflieger wurde, aber die Welt nicht gesehen hat. Woher er seine Weißheiten haben soll, ist eigendlich fraglich. Ja, aus Büchern und so.

    Neurotiker, Psychotiker und Schizophrene sind in der Liste der großen Köpfe und Stars überrepräsentiert.

    Was für Vorbilder … für Ideale sind das eigendlich? Menschlich gesehen?

    Verehrung kommt wahrscheinlich nicht nur dadurch zustande, weil sie tatsächlich was geleistet haben, sondern auch, weil ein unterschweliges Schuldbewusstsein in Kulturen schlummert, das nur niemand beim Wort nennt.

    “Entwicklung” kann man auch als unmögliches Unterfangen und als große Falle deuten.
    Vor allem, wenn man durch undurchsichtige Strukturen eben mit Giften aller Art manipuliert wird, bis einem der Kopf dröhnt und das Hirn schmilzt und aus dem Arsch läuft. Was zynisch gesehen ein gutes Zeichen ist, weil der Kopfschmerz dann irgendwann aufhört.

    Die Frage ist, ob, wenn jemand aufgibt, man ihn dann zwingt, weiter zu machen?
    Oder ist die Frage, das man das nicht zulassen darf, weil es unerwünschte Rückwirkungen auf die Gesellschaft hat, wenn einer derart desintegriert ist und aufgibt?

    Aber wie gesagt: Mit genügend Metall im Hirn kann auch niemand mehr aufhören.

    Naja jedenfalls redet man wegen dieser Szenerie sowieso gegen Knallköpfe an. Kein Wunder, wenn sie Knallköpfe verehren, was soll auch dabei rauskommen?

    Was mit Integration eigendlich gemeint ist, ist Assimilierung. Und die geht nur übers Gehirn und über Manipulationen, die keinem Recht und Gesetz entsprechen.

    Gesundheitspolitik ordnet sich Ordnungs- und Wirtschaftspolitik willenlos unter. Wenn man so will, muß Gesundheit also bezahlt sein, bevor es die gibt. Wie ungünstig ist es da, das die Wirtschaft gerade dabei ist, ganze Staaten zu kaufen und in Zwangsjacken zu stecken.
    Vielleicht ist das auch ein Grund, wieso die Menschen nicht mehr wissen, wofür sie arbeiten? Weil sie in den vorgeblich reichsten Ländern der Welt selbst weder etwas besitzen, noch eine Aussicht auf Besitz haben, der des Besitzes würdig und hilfreich wäre, um dazu auch hinreichend motiviert zu sein.

    Es liegt vielleicht auch einfach nur an dieser einen, verlorenen Generation?

  51. @Tobias Jeckenburger, Stephan Schleim:
    Ich bin nicht gegen Dekriminalisierung oder Legalisierung von Drogen. Vielmehr bin ich für weniger Drogenkonsum sowohl was legale auch heute noch illegale Drogen betrifft. Auch beim Lebensstil und der Ernährung bin ich für einen gesunderen Lebensstil als auch eine gesündere Ernährung. Meine Behauptung ist: Weder regelmässiger Alkohol-, Nikotin- noch regelmässiger Cannabiskonsum wirkt sich positiv auf das eigene Leben und das Leben anderer aus. Die stärkeren Drogen erwähne ich gar nicht, weil kaum ein Konsument damit kontrolliert umgehen kann.

    Übrigens machen auch Stephan Schleim in seinem Beitrag als auch Tobias Jeckenburger in seinen Kommentaren darauf aufmerksam, dass Liberalisierung/Dekriminalisierung von Drogen nicht unbedingt bedeuten muss, dass der Konsum zunehmen muss. Und dennoch zitiert Stephan Schleim in seinem Beitrag eine Studie, einen Vergleich, der Cannabis eine dreimal kleinere Gefährlichkeit attestiert als Alkohol. Das bedeutet doch, dass er bei einer Legalisierung dennoch eine Zunahme des Cannabiskonsums erwartet aber eventuell auf Kosten des Alkoholkonsums was dann in der Bilanz positiv wäre.
    Dagegen möchte ich folgendes einwenden
    1) Liberalisierung/Dekriminalisierung beispielsweise von Cannabis sollte von Gesundheitskampagnen begleitet sein, die auf die Gefahren des Cannabiskonsums aufmerksam machen – genau wie das bei Nikotin und Alkohol geschieht
    2) Cannabiskonsumenten sind häufig auch Alkoholkonsumenten und Raucher und der National Health Institute Report Marijuana DrugFacts über Marihuana, berichtet darüber, dass Marihuanakonsumenten, die auch übermässig Alkohol trinken oft besonders schwer alkoholsüchtig werden
    3) Regelmässig Cannabis Konsumierende beurteilen ihren Konsum selber mehrheitlich negativ. Im NIH – Report liest man dazu:

    Im Vergleich zu denjenigen, die kein Marihuana konsumieren, berichten diejenigen, die häufig große Mengen konsumieren, über Folgendes:

    -geringere Lebenszufriedenheit
    -schlechtere psychische Gesundheit
    -schlechtere körperliche Gesundheit
    -mehr Beziehungsprobleme
    Die Menschen berichten auch über weniger akademischen und beruflichen Erfolg. Beispielsweise wird der Marihuanakonsum mit einer höheren Wahrscheinlichkeit des Schulabbruchs in Verbindung gebracht.18 Er wird auch mit mehr Fehlzeiten am Arbeitsplatz, Unfällen und Verletzungen in Verbindung gebracht.

    Fazit: ein gesundetes und erfüllteres Leben wird möglich, wenn weniger Tabak, Alkohol und Cannabis konsumiert wird.

  52. @Sonstwas: Es ist halt die Frage, ob man mit den Anderen ins Gespräch kommen will – oder auch nicht.

    P.S. Warum ist “Populismus” überhaupt ein Schimpfwort?

  53. @Holzherr: Logik

    …einen Vergleich, der Cannabis eine dreimal kleinere Gefährlichkeit attestiert als Alkohol. Das bedeutet doch, dass [Stephan Schleim] bei einer Legalisierung dennoch eine Zunahme des Cannabiskonsums erwartet…

    Ich kann Ihrem Gedankengang beim besten Willen nicht folgen.

    Es würde aber helfen, wenn Sie sich ausführlicher mit den Gründen auseinandersetzen, aus denen Menschen Substanzen konsumieren, ob die nun verboten sind oder nicht.

  54. @Stephan Schleim:

    Es würde aber helfen, wenn Sie sich ausführlicher mit den Gründen auseinandersetzen, aus denen Menschen Substanzen konsumieren, ob die nun verboten sind oder nicht.

    Es gibt viele Gründe und es wurde schon vor mehr als 2000 Jahren beispielsweise über den Alkoholkonsum geschrieben und bereits die alten Griechen hatten Verhaltensregeln was den Alkoholkonsum anging. Kinder waren vom Trinkgelage ausgeschlossen. Hier nun ein Zitat von Platon:

    Die Trinkgelage, bei denen ein gelegentlicher Rausch nicht ausgeschlossen sein soll, sind als pädagogische Übungen zu organisieren, welche den Trinkenden zur Ertragung von Lust und Genuß geschickt machen, ihn lehren sollen, in der Befriedigung seiner Begierden Herr seiner selbst zu bleiben.

    Bereits die alten Griechen erkannten also, dass Alkohol in Massen zu geniessen sei. Von Verbieten sprachen sie nicht.
    Tabak kannten die alten Griechen noch nicht, auch Cannabis nicht. Es gibt scheinbar eine Tendenz, dass immer mehr Drogen alltäglich werden, eine Tendenz, dass das Drogen-Füllhorn immer bunter und voller wird.

    Nebenbemerkung: Viele Probleme von heute beschrieben schon die ersten Schreiber und man kann noch heute daraus lernen.

  55. @ Stephan Schleim
    13.09.2020, 21:13 Uhr

    P.S. Warum ist “Populismus” überhaupt ein Schimpfwort?

    -> Das ist er ja auch nur taktisch. Und wird ja auch unter den Volksparteien ordentlich praktiziert, wo er dann kein Solcher sei.

    Ins Gespräch kommen? Um jeden Preis?

    Also um den Preis der vollkommenen Banalisierung der ganzen wesendlichen Inhalte?

  56. @ Martin Holzherr
    14.09.2020, 19:32 Uhr

    Zitat:
    Tabak kannten die alten Griechen noch nicht, auch Cannabis nicht. Es gibt scheinbar eine Tendenz, dass immer mehr Drogen alltäglich werden, eine Tendenz, dass das Drogen-Füllhorn immer bunter und voller wird.

    -> Tja, ich mutmaße mal, das diese moderne Verbotspolitik dafür ein Hauptverantwortlicher sei:
    Niemand macht Erfahrungen, die geteilt werden können… niemand derer, die die Gesellschaft prägen und anführen.
    Das Verbot ist autoritär und absolut und ohne überhaupt eine Erklärung.
    Das Drogen pauschalisiert als “gefährlich” bezeichnet werden, ist kein Argument.
    Autos und Atombomben sind auch gefährlich. Trotzdem sind sie in der Welt.
    Und manchmal sind die Dinge vor allem deswegen so präsent in der welt, gerade weil sie verboten sind. Aber nicht Teil der Kultur sind, sodass eine echte Umgangs-Kultur daraus hervorgehen kann.

    Ausserdem sind sie (solche Verbote) Teil der Spaltung und Selektierung auf gesellschaftlicher, sozialer und politischer Ebene. Dabei müssen sie wegkommen von den ganzen Details und Individualitäten und ganz grob davon ausgehen, das solche, die Drogen nehmen, irgendwann aus der Gesellschaft zwangsweise ausscheiden/ausgetsoßen werden, weil sie ja eben nicht integriert sind (und Drogenfrei zum Sklaven der Verhältnisse werden – wo doch jeder lieber Sklave seiner (sehn)Süchte wäre, anstatt selbiger für andere Interessen und Vorteil). Erzwungene “Gemeinschaften” sind eben kein Ersatz für echte Gemeinschaft und Kooperation.

    Aber sie werden das wohl wieder nicht verstehen wollen.

    Die andere Probematik ist, was man mit China im 19. Jahrhundert machte: Das Land für den Opium-Handel zu öffnen, woran es dann zerbrochen ist.

    Genau das geschieht gerade im Westen. Und nicht nur oder womöglich (aus rache) aus China, sondern das ist eine ziemlich immer wiederkehrende Tendenz, das der Westen selbst ihre eigenen “Konkurenten”
    kaputt machen will, damit sie eben kein potenter Feind mehr sind.

    Die ganze Christliche Hauptstrategie gründet darauf: den Empfang des heiligen Geistes… Assimilierung, Erleuchtung, Anbetungszwang … usw…. Unterdrückung überall. Und das hat eben nie aufgehört… auch nicht in der vorgeblich “freiesten Welt” die es je gab. Die Strategien sind nur subtiler und listiger geworden.

    Säkularismus?

    Ist die bessere Glaubenspolitik, als das religiöse Dogma. Denn nur, wenn der Mensch keinen “Gegenwind” oder keinem Gebot gegenübersteht, wird er automatisch zum besten “Gläubigen”…(falls sie alle auch hinreichend assimiliert wurden…also Leib Christie und so…Metallenhancemend..usw.).

    Denn die extrinsische Autorität stört die Wirkung Gottes ungemein, weshalb dieser Westen demonstrativ so bestrebt ist, seine Feinde ebenso demonsrtativ in den scheinbaren autoritören Regimen zu deuten, weil sie versuchen, Gottes Wirkung mit extrinsischer Gewalt zu unterdrücken.

    Es gibt da eine Theorie:
    Wenn die ganze Welt so frei ist, wie sie Freiheit meinen, dann geht daraus das absolute Chaos hervor und die Zivilisation bricht zusammen… oder gar die Menschheit als solche.

    Als Folge dieser Entwicklungen wird man dann, wenn die “Freiheit” überall gewonnen hat, erst recht die autoritärste Herrschaft etablieren müssen. Oder weil die Freihait dazu da ist, wollen das viele, und wie es seit dem Zusammenbruch der Sovjetunion der Fall war….der Westen beginnt, sich selbst auszubeuten, und die autoritären Verhältnisse eben auf andere Weise genauso wirksam in die “Freiheit” einsickern.

    Es gibt da auch diesen “Oppositions-Affekt” im Menschen. Was aber, wenn der ideologische Feind weg ist? Der Oppositions-Affekt wird nie verschwinden. Also wird es die Selbstzerfleischung geben. die man nur mit Autorität und Gewalt (Unfreiheit) verhindern kann.

  57. Ich bin übrigens am Zweifeln, ob die ganzen Berichte, das nach Entkrimminalisierung von Cannabis kein Anstieg des Konsums folgen würde.

    Wenn das der Fall ist, dann liegt das an einer weiteren Begebenheit.

    Etwa an “BT-Cannabis” das überall verkauft wird.
    Taktische Kriegsführung.
    Was würde denn ein Nervengift bewirken?

    Es wirde bewirken, das man keinen schönen und wohltuhenden Rausch mehr haben kann, weil die Nervengifte das Gehirn umformen.

    Verringerung von Konsum? Ziel ereicht:
    Durch Legalisierungen wird das Problem subtil so gelösst, weil man die Konsumenten mit Nervengiften vergiftet.

    Da die Rechtslage in der Sache nicht eindeutig ist, nicht hinreichend (vor allem in der Entkrimminalisierung), wird, falls man das sogar nachweisen könnte, daraus keine rechtlichen Folgen hervorgehen.

    Und wer kennt schon das “Original-Genom” der natürlichen Cannabis-Pflanze.
    Und wer würde schon Gene erkennen, die man mit Genmanipulation in Pflanzen einbrachte, deren Auswirkungen auch nicht bekannt sind?

    Mögliche giftige Substanzen, die durch solche genetischen Manipulationen in der Pflanze entstehen könnten, sind ebenso wenig bekannt, sodass solche Strategien kaum auffliegen würden.

    Symptomatiken sind dann einfach irgendeine Folge von irgendwas…mutmaßlich sogar vom Drogenkonsum, weil man sich ja eh keine hinreichenden Gedankenüber ein eventuel auftretenes Problem macht.

    Und danach sieht es ja nicht aus, weil wenn der Konsum sogar sinkt, dann sei ja alles in Ordnung….

  58. @ Stephan Schleim
    13.09.2020, 21:13 Uhr

    @Sonstwas: Es ist halt die Frage, ob man mit den Anderen ins Gespräch kommen will – oder auch nicht.

    -> Übersetzt heisst das dann wohl, das ihre Aufforderung, das in der Kürze die Würze läge, eigendlich bedeutet, ich soll doch endlich mal die Fresse halten?

    Oder meinen sie, ich wollte nicht ins Gespräch kommen? Indem ich “zu viel” schreibe?

    Ist doch absurd.

  59. @Sonstwas: Work-Life-Balance

    Ich sitze schon viel zu viel am Computer. Mit diesen Blogs verdiene ich in aller Regel auch kein Geld. Es ist ein reines Hobby.

    Ihre Interpretation (“Fresse halten”) finde ich sehr merkwürdig.

    Ich habe Ihnen empfohlen, sich kürzer zu fassen, wenn Sie mit mir ins Gespräch kommen wollen. Ansonsten scheinen auf Ihre Kommentare auch keine anderen Nutzer geantwortet zu haben. Es liegt an Ihnen, was Sie mit meiner Empfehlung machen – und ob sie zum Beispiel weiterhin den Beleidigten spielen wollen.

  60. @ Stephan Schleim
    27.09.2020, 12:08 Uhr

    -> Hm, ja, … Hobby.
    Wissen wir.
    Aber das bewahrt sie doch kaum davor, ihren Idealismus in Sachen Wissenschaft und Erkenntnis auf den schönen Aspelt des Sein zu reduzieren. Lange Texte mögen unästhetisch sein.. weil man gerade keine Zeit hat, sich auf sie einzulassen oder weil darin Szenen beschrieben sind, die unangenehm sind.

    Aber seit wann ist “Wissenschaft” auch im Hobby genau das?

    Wenn sie meinen, sie müssten sich und alle Kommentatoren auf ein infantiles Niveau reduzieren (“Schlagzeilen-Kommunikation” – am besten in großen roten Lettern), damit für alle was dabei ist… und alle auch ihren “safe-Space” bewahren können, dann ist man doch auf einem Wissenschaftsportal eh falsch, oder?

    Aber die “unbezahltheit” wird als Ausrede genommen, ernste Themen und Sachverhalte nicht zu behandeln.

    Etwa so habe ich es möglicherweise früher auch getan. In den meisten Situationen, in denen Menschen mit involviert waren, hat man mir das nicht durchehen lassen.

    Natürlich habe ich mich wohl auf meiner damaligen Weise darüber beschwehrt.
    Genutzt hat es aber wenig.

    Oder wollen sie auch die “Psychohygiene” als Rechtfertigung anführen?
    Auch dann hätte ich für meine eigene Ignoranz und meinen eigenen geistigen Flegmatismus früher nicht kritisiert und abgeurteilt werden dürfen.

    Ist doch die Psychohygiene genau das, was psychische Geundheit ausmacht, oder? Jedenfalls relativ zum Subjekt und seiner Konstitution.

    Haben sie sich inzwischen mit dem Metallproblem vertraut gemacht?

    Ist eben auch interessant, wie Menschen über eine lange Zeit Ausreden verwenden, die eigendlich nur temporär Gültigkeit besitzen dürften (“Ich sitze schon viel zu viel am Computer”… da kann man sich nicht mit allem scheinbar Nebensächlichen beschäftigen…und sowas).

    Warum auch andere nicht mit mir über meine Sache diskutieren wollen?
    Womöglich, weil sie genauso denken, wie beschrieben. Was? Unwägsamkeiten? Probleme? Komplikationen? Unangenehme tatsachen?
    “Wenn sie mich betreffen, dann will ich davon nichts hören…”
    Infantile Handhabung. Weil solches jemanden betrifft, wird es durch Ignoranz und umdeutung entdramatisiert. Und wenns andere betrifft, dann wird es als Unsinn oder Lüge oder als Output eines kranken Geistes abgestempelt.

    Was nicht sein darf, das nicht sein kann. Oder umgekehrt. Niemand will eingestehen, das menschliches Verhalten Menschen schadet – und das Menschen in der Regel auch davon profitieren.
    Ja, schon der gesamte christliche Kanon beruht auf die Opferung eines einzigen.
    In der Moderne hat das, auch angesichts der notwendigen Implikationen der Metalle im Gehirn, erheblich weitreichendere Folgen, als diese es früher hatten. Siehe die Kriege, die seit vielen Jahren im Nahen Osten und Nordafrika geführt werden.

    So geht der unschuldsbewusste Mensch mit seiner Ignoranz über Leichenberge. Und ignoriert es wegen der Psychohygiene konsequent. Was leicht fällt. Ich weiß das.

    Das war bestimmt wieder viiiieeeeel zu lang..oder?

  61. @Martin Holzherr

    Weder regelmässiger Alkohol-, Nikotin- noch regelmässiger Cannabiskonsum wirkt sich positiv auf das eigene Leben und das Leben anderer aus. Die stärkeren Drogen erwähne ich gar nicht, weil kaum ein Konsument damit kontrolliert umgehen kann.

    Auch Zauberpilze, LSD, Meskalin, MDMA oder Ketamin sind keine wirklich suchterzeugenden Substanzen, die Menschen in Prostitution oder Beschaffungskriminalität treiben würden. Es gibt keine wissenschaftliche Grundlage dafür, LSD als “harte Droge” zu bezeichnen, auch wenn es jahrzehntelang als Feindbild im Krieg gegen Drogen fungierte.

    Genau wie Alkohol und Tabak haben auch andere Drogen nichts im Supermarkt verloren. Es braucht ein staatliches Abgabesystem, das vor allem eine Mengenbegrenzung und ein Werbeverbot vorsieht und auffällige Konsumenten zu Therapien zwingt. Im Moment kriegt man im Internet so ziemlich alles ohne Probleme, vor allem in Facebookgruppen von Jugendlichen. Eine kluge Regulierung, auch von Kokain und Heroin, kann die Verfügbarkeit von Drogen tatsächlich einschränken. Die Prohibition ist nicht alternativlos und auch nicht der beste (geschweige denn humanste) Weg mit Drogenkonsum und -missbrauch umzugehen. Nur weil Drogenkonsum nicht bestraft wird, muss das nicht zur gesellschaftlichen Norm werden, wie das bei Alkohol oder Koffein leider der Fall ist.

  62. @Trolliver North (Zitat):

    Eine kluge Regulierung, auch von Kokain und Heroin, kann die Verfügbarkeit von Drogen tatsächlich einschränken. Die Prohibition ist nicht alternativlos und auch nicht der beste (geschweige denn humanste) Weg mit Drogenkonsum und -missbrauch umzugehen. Nur weil Drogenkonsum nicht bestraft wird, muss das nicht zur gesellschaftlichen Norm werden, wie das bei Alkohol oder Koffein leider der Fall ist.

    Zustimmung und in Übereinstimmung mit dem, was ich in eigenen Kommentaren weiter oben schrieb (Zitat): Ich bin nicht gegen Dekriminalisierung oder Legalisierung von Drogen. Vielmehr bin ich für weniger Drogenkonsum sowohl was legale auch heute noch illegale Drogen betrifft.
    Übrigens hat der Alkoholkonsum und Tabakkonsum in Europa über die letzten 50 Jahre deutlich abgenommen und das teilweise über gesellschaftliche Ächtung, teilweise über ein grösseres Gesundheitsbewusstsein. Sollten neue Drogen legalisiert/entkriminalisiert werden müssten sie meiner Meinung nach ähnlich behandelt werden wie Alkohol und Tabak: Konsum erlaubt, aber nur in Massen oder besser gar nicht. Doch die Wahl bliebe frei.

  63. My name is Jose Pamer. Here is a brief story on how Rick Simpson cannabis oil cured my multiple sclerosis. I’m 68 years old, diagnosed with multiple sclerosis in March 2020, and lost all hope until a friend introduced me to cannabis oil treatments I never believed in. But I had to try and a few months after I was completely cured and this cannabis oil cured my multiple sclerosis, Rick Simpson helped me with this cannabis oil. You can get in touch with him at Ricksimpsonmedicaloil@outlook.com

    Best Wishes,
    Jose Pamer

  64. Guten Tag Herr Schleim,

    leider hab ich diesen Blog-Beitrag Monate zu spät entdeckt – die Debatten-Karawane ist natürlich schon weiter gezogen.
    Ich möchte ihnen trotzdem herzlich für die kompakte Zusammenfassung der Thematik danken, der ich völlig zustimme, und die sich gut dafür eignet, jemandem, der sich (noch) nicht ausführlicher damit befassen will, einen ersten Überblick zu verschaffen.

    Mein persönlicher Blickwinkel auf das Thema ‘Drogen’ ist insofern wohl untypisch, weil ich mich zwar schon seit über 30 Jahren intellektuell mit Fragen der Bewusstseinsveränderung – auch und speziell durch psychoaktive Substanzen – beschäftige, aber erst vor rund zehn Jahren, schon in reifem Alter, in die ‘Praxis’ eingestiegen bin. Ja, ich bekenne mich ‘Online’ und im näheren, dafür geeigneten Bekanntenkreis ganz offen zu meinem Konsum ‘verbotender Substanzen’ und trete auch aktiv für eine veränderte Drogenpolitik, mehr aber noch für einen veränderten privaten Blickwinkel auf das Thema ein. Das tue ich, obwohl ich ansonsten eine solides, viele Steuern zahlendes, ‘wertvolles’ Mitglied unserer Gesellschaft mit einem guten Beruf und einem soliden Sozialleben bin, und keinem der Klischees entspreche, die auch hier in der Debatte – mal wieder – von einzelnen Diskutanten ärgerlicherweise in den Fokus gestellt werden.

    Eine der grossen, selten angesprochenen Wahrheiten der Drogen-Thematik ist es ja, dass die öffentliche Wahrnehmung nahezu ausschliesslich von den ‘Unfällen’ dabei dominiert wird, während man wenig bis nichts von der grossen Zahl der Drogenkonsumenten hört, die – so wie ich – ihren Umgang damit ganz problemlos in ihr Berufs- und Sozialleben integriert haben. Noch seltener setzt jemand, der nicht sowieso enthusiastischer Psychonaut, sondern einfach ein offener, neugieriger, aber eben auch seriöser und kritischer Betrachter ist, die Brille auf, Drogen-Erfahrungen auch mal von ihren positiven Seiten darzustellen. Das ganze breite Feld von Entspannung, Gemeinschaft, Empathie, Natur- und Kulturerleben, über Selbsterfahrung bis hin zu Spiritualität bleibt hier in den Medien (und in der Politik natürlich sowieso), immer schamhaft bis kalkuliert unerwähnt. Ja, seit einigen Jahren sickert auch langsam mal wieder der therapeutische Blickwinkel durch – aber verglichen mit der Notwendigkeit und Brisanz diesen speziellen Teilaspekts (Depression als Volkskrankheit, Unwirksamkeit und massive Nebenwirkungen der von der Pharma-Industire produzierten Medikamente etc.) sind das nach wie vor nur Spurenelemente, die dann auch noch massiv von den ‘ewig gestrigen’, ideologisch oder finanziell interessegeleiteten Kräften aus Politik und Wirtschaft (und nicht zuletzt der abhängigen Forschung selbst) eher blockiert, als gefördert werden.
    Natürlich reden wir in Bezug auf die positiven Aspekte des Drogenkonsums primär über die klassischen Psychedelika (LSD, Psilocybin, DMT) und noch ein paar ‘angrenzende’ Substanzen wie MDMA und 2C-B, die schon seit Jahrzehnten auch im therapeutischen Untergrund ihr Anwendung finden. Auch dort haben sich die Medien bekanntermassen nur auf die Skandale und Fehlleistungen bzw. auf Kriminalisierungen gestürzt (Samuel Widmer, Friederike Meckel-Fischer etc.) ohne dass sich irgendjemand der ‘Damen und Herren’ von Film, Funk, TV & Online je mal öffentlichkeitswirksam die ‘andere Seite’ angeschaut hätte. Aber das ist nochmal ein ganz anderes leidiges Thema.
    Der Kernpunkt ist aber letztlich, dass die mangelnde DIFFERENZIERUNG, bzw. das permanente über-einen-Kamm-scheren von allem, was der Gesetzgeber in seiner (Un-) ‘Weisheit’ als ‘Droge’ brandmarkt und verbietet, in vielen Köpfen eine Meinungsänderung gar nicht zulässt. Würde man in einer deutschen Fußgängerzone 100 Menschen befragen, dann könnten wahrscheinlich 97 davon nicht zwischen Heroin und LSD unterscheiden, was die Schädlichkeit und die Suchtgefahr angeht. Und man würde aus den meisten Mündern heute noch dieselben falschen Hysterie-‘Anekdoten’ zu hören bekommen, wie vor 40 Jahren. Wie soll in diesem Klima eine politische Meinungs- und Willensbildung stattfinden, die dann in einer Gesetzesänderung münden kann? Natürlich haben die USA diesen ganzen Mist mit ihrem ‘war on drugs’ und noch weiter zurück liegenden, vom Puritanismus und wirtschaftlichen Interessen getriebenen Maßnahmen massgeblich in die Welt gebracht. Aber man muss leider zugeben, dass sie in der Gegenwart auch bewusster, aktiver und erfolgreicher darin sind, ihn zu überwinden, wie die fortschreitende Legalisierung von Cannabis und Zauberpilzen, und die bevorstehende Wiederzulassung von MDMA als Therapeutikum klar zeigt. Da wird Deutschland noch lange brauchen, bis es dann auch diesem ‘Vorbild’ ähnlich folgen wird, wie damals, als es um die Einführung der Verbote ging …

    Ja, inzwischen kann man an vielen Stellen im Internet über das Thema Drogen in Foren und Blogs wie diesem offen diskutieren. Aber es ist erschreckend – oder einfach traurig – was sich hier nach wie vor an Klischeevorstellungen bzw. schlichter Unkenntnis der Fakten so tummelt, und wieviele Kommentatoren sich nicht entblöden, ihr offensichtliches Informationsdefizit (von Erfahrungsdefizit gar nicht zu reden) plakativst und in vollstem Selbstbewusstsein zur Schau zu tragen. Was nützt es mir, dass ich allein in den letzten 8 Jahren fast 50 Fachbücher über das Thema gelesen habe, wenn Leute, die nicht mal EIN Buch mit der Kohlenzange anfassen würden, hier auf gleichem Niveau ihre Meinung absondern wollen und können? Nichts.

    Deshalb lautet mein persönliches Fazit: ich werde es nicht mehr erleben, dass sich hier auf breiter Front eine Änderung im Denken und Handeln durchsetzt, und ich sehe auch nicht ein, meine altersbedingt schwindenden Kräfte noch im Kampf für eine Legalisierung aufzureiben (nicht zuletzt, weil ich den ‘Nr.1’ Kandidaten dafür, Cannabis, für deutlich problematischer, als die Psychedelika halte, ganz entsprechend ihrer Einstufung in der ‘Nutt-Skala’ …). Was ich stattdessen tue ist, mir den Zugang zu den wertvollsten Substanzen zu sichern, und unter Wahrung der notwendigsten Sicherheitsmassnahmen, zu denen uns unser ‘weiser’ Staat in diesen Zeiten schändlicherweise zwingt, andere Interessierte aufzuklären, und in die Lage zu versetzen, sich ebenfalls eigenverantwortlich ‘einzudecken’. Mit dem Prinzip: ‘spread the word an the method – not the substance’ kommt man da schon sehr weit.

    Noch eine persönliche Bemerkung … Ihre Entscheidung, zwar für das Thema einzutreten, selbst aber keinen Konsum zu betreiben, muss man natürlich respektieren. Es wäre jedoch aus meiner Sicht wichtig gleichzeitig zu betonen, dass dies (so hoffe ich …) ALLEIN der Tatsache der Illegalität geschuldet ist! Ich sage ganz klar, dass ich einen intelligenten, weltoffenen oder gar an höheren Fragen interessierten Menschen nicht wirklich ernst nehmen kann, der ohne wirklich begründete Indikation (z.B. psychopathologische Vorbelastung) darauf verzichtet, hier wenigstens singuläre eigene Erfahrungen zu machen, und die betreffenden Substanzen als wertvoll(st)es Werkzeug der menschlichen Erkenntnis wenigstens in Erwägung zu ziehen.

    M. Steiner

Schreibe einen Kommentar