Warum man Burn-out nicht als Modeerscheinung abtun sollte

Kritik an einer Aufklärungsinitiative der Daimler und Benz Stiftung

“Dieser Zug ist verspätet wegen eines Unfalls mit Personenschaden.” Für Bahnreisende gehört diese Mitteilung leider zum Alltag. Hinter der sauberen Formulierung verbirgt sich meistens ein Schienensuizid: Ein Mensch hielt sein Leben für sinnlos, für gescheitert, es geht nie wieder bergauf, ruiniert und dazu kommen vielleicht noch erdrückende Schuldgefühle.

Wahrscheinlich war dieser Mensch ein Mann, denn Männer bringen sich in Deutschland rund dreimal so häufig selbst um. Dafür wählen sie in der Regel harte, man möchte fast sagen “männliche” Methoden: sich erschießen, sofern eine Waffe verfügbar ist, sich erhängen, von der Brücke oder dem Hochhaus stürzen – oder eben vor einen Zug.

Es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen den Methoden und der Suizidrate. Frauen versuchen nämlich öfter als Männer, ihr leben zu beenden. Sie wählen dafür aber eher “unmännliche” Methoden wie eine Überdosis Tabletten oder das Aufschneiden der Pulsschlagadern. Die Wahrscheinlichkeit, diese Versuche zu überleben, ist viel höher.

Mehr Bewusstsein für psychische Störungen

Seit vielen Jahren nun gab es immer wieder Initiativen dafür, Bewusstsein für psychische Störungen zu erzeugen: Es trifft mehr, als man denkt. Und Hilfe ist möglich. Bisweilen wurden Prominente dafür eingespannt, das “Stigma” solcher Probleme abzubauen. Oder sie waren schlicht selbst betroffen und ihr Zustand ließ sich nicht mehr länger vor der Öffentlichkeit verbergen.

Die Medienberichterstattung ist aber nicht immer geglückt. Bisweilen ist sie gar ein Griff ins Klo und scheint sie humanitäre Errungenschaften der Zivilgesellschaft ungeschehen machen zu wollen. Ein Beispiel hierfür ist der Artikel “Die Krankheitskranken” von Jan Schweizer, immerhin Redakteur im Ressort Wissen der ZEIT. Darin erfahren wir gleich am Anfang: “Hypochonder belasten unser Gesundheitssystem.”

In diffamierender wie stigmatisierender Weise geht es dann weiter: “Gesund, aber sorgenvoll zum Arzt zu gehen grassiert wie ein Virus.” Da ist dem ZEIT-Redakteur wohl entgangen, dass psychisches Wohlbefinden laut der berühmten WHO-Definition von Gesundheit in den Bereich der Medizin gehört. Das ist ja auch erst seit 1946 beschlossene Sache.

Angstmacher in den Medien

Dabei ist diese Kritik von Seiten der Medien überhaupt nicht ehrlich. Immerhin verunsichern sie ihr Publikum permanent mit Gesundheitsmeldungen: Schon kleinste Mengen Alkohol seien gefährlich; zu wenig Sport ungesund, zu viel aber auch; bitte sitzen Sie nicht länger als 30 Minuten am Stück, denn das könnte ihr Leben verkürzen.

Dass es in vielen solcher Fälle um kleine statistische Risiken geht, die im Einzelfall wenig aussagen, wird der Öffentlichkeit dabei nur selten vermittelt. Vielleicht haben es die Journalisten auch selbst nicht verstanden. Hauptsache Hypochonder-Bashing. Dabei gibt es Bevölkerungsgruppen, die zu selten oder zu spät zum Arzt gehen, schlicht weil sie Krankheitssymptome nicht ernst nehmen. Und die sterben dann früher.

Nun hat die Daimler und Benz Stiftung einige Seiten der Januarausgabe von Gehirn&Geist gekauft, einer Zeitschrift für Psychologie und Hirnforschung. In vier Artikeln geht es um die “Seele im Netz: Die psychologischen Folgen der Digitalisierung”, wobei nur einer der vier von einem Psychiater/Psychotherapeuten geschrieben wurde.

Den Auftakt der Aufklärungsinitiative bildete der Artikel “Der Tanz ums Ich macht nicht glücklich” von Jens Bergmann. Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur von “Brand eins” und veröffentlichte 2015 auch das thematisch verwandte Buch: “Der Tanz ums Ich: Risiken und Nebenwirkungen der Psychologie.” Bergmann vergleicht darin die historische Neurasthenie (Nervenschwäche; nervliche Erschöpfung) mit dem heutigen Burn-out-Syndrom.

Scharlatane auf dem Psycho-Markt

An seiner Kritik ist sicher berechtigt, dass sich auch auf dem Markt der psychischen Gesundheit – wie auf jedem Markt – einige Scharlatane herumtreiben, die mit unseriösen Versprechen auf Rattenfang gehen und damit Geld verdienen. Er schüttet aber das Kind mit dem Bade aus, wo er Burn-out schlicht als Modeerscheinungen abtut, und erweist vielen Patientinnen und Patienten einen Bärendienst. Dabei stimmt Vieles seiner Beschreibung nur halb oder ist sogar völlig falsch.

Eine beliebte Strategie solcher Artikel besteht darin, irgendein altes Zitat herzunehmen, in dem sich jemand über steigende Belastungen oder Beschleunigung in der Welt beschwert. Bergmann fand hier die an sich interessante Beschreibung Wilhelm Erbs, ein ehemaliger Direktor der Uniklinik Heidelberg:

Alles geht in Hast und Aufregung vor sich… Das Leben in den großen Städten ist immer raffinierter und unruhiger geworden. Die Ansprüche an die Leistungsfähigkeit des Einzelnen im Kampf ums Dasein sind erheblich gestiegen und nur mit Aufbietung aller seiner geistigen Kräfte kann er sie befriedigen. (Wilhelm Erb, 1893)

Ich habe auch irgendwo noch einen Aufsatz Hermann Hesses herumliegen, in dem der Schriftsteller über die Geschwindigkeit des Bahnfahrens klagt. Das wirkt aus heutiger Zeit vielleicht ulkig. Aber was sollen solche Zitate beweisen? Dass heutige Klagen nicht ernstzunehmen sind, weil Menschen immer schon klagten? Dann ist die Aussage Erbs aber eher ungeschickt, denn zu seiner Zeit war die zweite industrielle Revolution in vollem Gange.

Beschleunigung der Beschleunigung

Dabei ist es doch nicht nur so, dass die Beschleunigung wegen der Anpassung des Menschen an erst Maschinen- und heute Computerprozesse ein charakteristisches Merkmal der letzten 200 bis 250 Jahre der Menschheitsgeschichte ist. Vielmehr scheint die Beschleunigung selbst – heute getragen durch Digitalisierung und Globalisierung – zuzunehmen.

Wenn man diesen kurzen Zeitabschnitt mit den Jahrtausenden vergleicht, die uns biologisch für das Leben als Jäger und Sammler optimiert haben, dann ist es erst einmal eine plausible Hypothese, dass die Beschleunigung körperlich und psychisch etwas mit uns macht. Tatsächlich klagen immer mehr Menschen über Stress (Deutsche wollen weniger Stress – doch wie?) und wächst auch der Krankenstand der Berufstätigen immer weiter, was wiederum mit Stress in Zusammenhang gebracht wird (Die Deutschen sind kränker denn je).

Nun sind Jens Bergmann Psychologen ein Dorn im Auge, denn diese “erfinden” gerne mal Krankheiten, um sich anschließend daran zu bereichern. Voraussetzung dafür sei: “…[W]ährend auf körperliche Leiden meist bestimmte objektive festzustellende Indizien hinweisen…, ist dies bei psychischen Leiden nicht der Fall. Bislang sind alle Versuche gescheitert, eindeutige biologische Ursachen für sie zu finden…”

Zur Biologie psychischer Störungen

Nun stimmte ich der Schlussfolgerung mit Blick auf die biologischen Ursachen bekanntermaßen zu (Was heißt es, dass psychische Störungen Gehirnstörungen sind?). Bergmann sitzt hier aber dem Irrtum auf, nur was biologisch sei, sei objektiv messbar oder irgendwie real. Darin äußern sich gleich mehrere Denkfehler:

Erstens sind auch die Diagnosen somatischer Erkrankungen von Normen abhängig, eben dem, was Fachleute als Krankheit kategorisieren. “Krankheit” ist schlicht keine rein natürliche Kategorie. Zweitens können auch Fachleute biologische Befunde unterschiedlich interpretieren, etwa beim Begutachten von Röntgenbildern.

Drittens können Symptome psychischer Störungen durchaus “objektiv” – lieber sage ich: intersubjektiv – festgestellt werden, man denke an Schlafstörungen, Gewichtsverlust oder motorische Trägheit, um einmal drei der neun Kriterien einer Depressiven Störung zu nennen. Im diffuseren Bereich wie Suizidgedanken oder schweren Schuldgefühlen wird es zwar schwieriger, dennoch gibt es hier zuverlässige Messverfahren.

Beispiel Neurasthenie (Nervenschwäche)

Als Kronzeuge für Bergmanns Angriff auf die Psychologie – “Psychologische Zivilisationskritik war und ist eine Erfolgsgeschichte, die zahlreiche Modeleiden hervorbringt.” – tritt nun die Neurasthenie auf: “Erfunden hat diese Krankheit der New Yorker Neurologe George Miller Beard. Er macht aus ihr die erste Modekrankheit, einen globalen Psycho-Hit.” Verzeihung, es war also noch nicht einmal ein Psychologe, sondern ein Neurologe? Auch sein Beispiel aus neuerer Zeit hinkt auf dieselbe Weise: Der Vater der Achtsamkeitsbewegung Jon Kabat-Zinn ist Medizinprofessor.

Aber bleiben wir beim Beispiel Neurasthenie, das historisch durchaus lehrreich ist. Bergmann wundert sich nun darüber, dass die Diagnose, die von den USA aus auch in Europa populär wurde, zur Zeit des Ersten Weltkriegs wieder verschwand, ähnlich wie übrigens die Hysterie der Psychoanalytiker.

Zunächst einmal stimmt das so gar nicht: Sie lebte und lebt nämlich seit den 1920er Jahren in vielen anderen Teilen der Welt weiter, etwa in China, Indien und Japan. In China wurde sie 1985 ganz offiziell als “shenjing shuairuo” – was so viel heißt wie Nervenschwäche – in die erste Fassung des Chinesischen Klassifikationssystems psychischer Störungen aufgenommen. Auch im amerikanischen DSM-IV-TR wurde Neurasthenie noch 2000 in den Bereich der kulturgebundenen Syndrome verschoben.

Zivil- und Kriegsgesellschaft

Davon abgesehen überrascht es auch nicht, dass Menschen in Kriegszeiten eher ans pure Überleben als ans psychische Wohlbefinden denken. Danach richtet sich auch die medizinische Versorgung aus. Das sehen wir auch heute wieder in kriegsgeplagten Ländern wie Afghanistan, wo es so gut wie keine psychologische Versorgung gibt und die Menschen irgendwie selbst mit ihren Traumata zurechtkommen müssen. Dass es ohne Psychologen und Psychiater weniger solcher Diagnosen gibt, ist schlicht logisch.

Übrigens haben sich Psychologen in den Weltkriegen eher auf die Einstufung und Erhaltung der “Wehrfähigkeit” von Rekruten und Soldaten konzentriert und Psychiater eher traumatisierte “Kriegszitterer” mit Elektroschocks, also psychiatrischer Folter, wieder an die Front geschockt, als sich mit den Problemen der kaum noch bestehenden bürgerlichen Gesellschaft zu beschäftigen. Es mutet reichlich zynisch an, daraus ein Argument gegen die Belastungserscheinungen in der Zivilgesellschaft zu stricken.

Beispiel Burn-out

Bergmann kommt schließlich von der Neurasthenie zum Burn-out: “Heute gilt das Syndrom als die Managerkrankheit – und wie früher die Neurasthenie als Plage der modernen Arbeitswelt. Die Parallelen sind frappierend: Beides sind Leiden gehobener Schichten mit einem gewissen Exklusivitätsanspruch.”

Der Journalist verweist hier zwar korrekt auf die Arbeiten des klinischen Psychologen Herbert J. Freudenberger, der übrigens als jüdisches Kind in die USA floh, nachdem Nazis Mitglieder seiner Familie misshandelt hatten. Bergmann verpasst hier aber die eigentliche Pointe, für die man den historischen Kontext verstehen muss:

Freudenberger veröffentlichte 1974 die bis heute vielfach zitierte, meines Wissens erste psychologische Arbeit zum Thema Burn-out. Warum tat er das? Er hatte jahrelang wie viele andere Freiwillige in Kliniken zur Behandlung von Armen und Drogenabhängigen gearbeitet, dem sogenannten Free Clinic Movement. Dessen Patienten waren so stigmatisiert und gesellschaftlich ausgegrenzt, dass sie in herkömmlichen medizinisch-psychologischen Institutionen wenig Hilfe bekamen oder sie sich schlicht nicht leisten konnten.

Zu viel Arbeit? Das kann auf die Dauer in einen langanhaltenden Erschöpfungszustand führen. Foto: lukasbieri, Pixabay License

Nun arbeiteten viele dieser Freiwilligen unter schweren Bedingungen oft bis zur Erschöpfung, um etwas für diese Mitmenschen zu bedeuten, für die sie die einzige beziehungsweise letzte Hilfe waren. Da überrascht es wohl kaum, dass so viele der Helferinnen und Helfer in einen Erschöpfungszustand kamen, dass man dem Problem schließlich einen Namen gab: eben Burn-out.

Es mag ja so sein, wie Bergmann kritisiert, dass nun gewiefte Geschäftsleute wie der emeritierte Psychologieprofessor Matthias Burisch, der eine Privatklinik zur Behandlung von Burn-out unterhalten soll, oder der bereits erwähnte Jon Kabat-Zinn auf diesen Zug aufspringen. Aber das Entscheidende ist doch, dass dadurch die Probleme der Menschen, um die es geht, nicht weniger real werden.

Auf dem falschen Gleis

Dass der Journalist auf dem falschen Gleis ist, äußert sich vor allem in seiner Schlussfolgerung: “Mit Abstand betrachtet scheinen solche Modekrankheiten hauptsächlich aus viel Lärm um nichts zu bestehen, was besonders bei der Neurasthenie augenfällig wird: Was soll man von einer epidemisch auftretenden Krankheit halten, die sich einfach so in Luft auflöst?”

Wie ist jetzt bitteschön Personal aus den Heil- und Lehrberufen, in denen Burn-out traditionell am häufigsten auftritt, damit geholfen, seine Probleme als heiße Luft – “viel Lärm um nichts” – vom Tisch zu fegen? Dass so ausgerechnet diejenigen behandelt werden, die in großer Selbstaufopferung für Andere sorgen, halte ich schlicht für unmenschlich und empathielos.

Bergmanns Kardinalfehler besteht aber darin, dass er die Probleme der Menschen und die psychologischen Symptome, die damit einhergehen, nicht getrennt von den Bemühungen sehen kann, diese Probleme und Symptome in diagnostische Kategorien einzuordnen. Das Eine hat mit der psychologischen – oder man könnte auch sagen: phänomenalen – Lebenswelt der Menschen zu tun, das Andere mit der Abstraktion, die Fachleute und in ihrer Folge Medienleute daraus machen.

Jede Zeit hat ihre Sprache

Oder um es anders aufzuzäumen: Mein niederländisches Wörterbuch kennt zum Beispiel ein “KZ-Syndrom”, definiert als “körperliches und psychisches Leiden von Menschen, die (im Zweiten Weltkrieg) in einem (deutschen) Konzentrationslager saßen.” Die Kriegszitterer (auch: “Schüttelneurotiker” oder “Granatschock”, englisch “Shell shock”) auf Seiten der Soldaten wurden schon erwähnt. Im Zusammenhang mit den Kriegen der 1990er Jahre sprach man dann vom Golfkriegs- oder Balkan-Syndrom. Heute redet man allgemeiner von der Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Auch wenn sich die Art und Weise, wie wir über die Probleme der Menschen reden, im Laufe der Zeit ändert, sind diese Probleme darum doch nicht eingebildet. Auch die Verwendung und Funktion von Wörtern der Alltagssprache verändert sich im Laufe der Zeit. Daraus folgt aber nicht, dass die Dinge oder Vorgänge, auf die diese Wörter sich bezogen, Illusionen waren.

Bergmanns Kritik an so manchem Psycho-Guru, der, wie wir gesehen haben, nicht unbedingt “Psycho” ist, mag berechtigt sein. Aber überall, wo es ums Geld geht, gibt es leider auch Betrüger und Trittbrettfahrer. Darum aber die Psychologie als ganze diskreditieren zu wollen und die Probleme der Menschen als Hirngespinste abzutun, ist ein Bärendienst an den Betroffenen und schüttet das Kind mit dem Bade aus.

Psychologie und Individualisierung

Ein letztes Eigentor schießt der Journalist am Ende seiner Artikels, wo er noch die gesellschaftspolitische Dimension seiner Kritik anspricht:

Am problematischsten ist die mit dieser Art Zivilisationskritik verbundene Aufforderung zum Tanz um das Ich: Sowohl Probleme als auch Lösungen werden ausschließlich im Individuum gesucht. Wer unter einem Burnout leidet, bekommt eine Therapie, wer sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren kann, ein Achtsamkeitstraining. Dass sich auf diese Weise gesellschaftliche Probleme lösen lassen, muss bezweifelt werden. (Jens Bergmann, 2019)

Diese Schlussfolgerung hat zwar einen wahren Kern und auch ich verwies immer und immer wieder auf die Gefahr, über psychiatrische bzw. psychologische Diagnosen gesellschaftliche Probleme im Individuum zu verorten (Wenn Psychologie politisch wird: Milliarden zur Erforschung des Gehirns). Nun sind aber gerade die Stress-Störungen wie Burn-out oder PTSB eine Ausnahme, da man die Ursache hier ja tatsächlich in der Umwelt der Betroffenen verortet.

Dass die häufig durch die Unternehmen angebotenen Kurse dann doch wieder aufs Individuum zielen, also auf den einzelnen Arbeitnehmer, steht auf einem anderen Blatt. Kaum geholfen dürfte den Betroffenen aber damit sein, dass man ihnen weismachen will, ihre Probleme seien bloß eingebildet, von Psychologen erfundene “Zivilisationskritik”.

Giftiges Männlichkeitsideal

Zwischen den Zeilen des Artikels von Jens Bergmann oder auch des eingangs erwähnten Artikels über Hypochondrie von Jan Schweizer äußert sich für mich aber auch ein giftiges Männlichkeitsideal, das sich so ausdrücken lässt: “Jammere nicht!” Da psychisches Leiden weniger greifbar ist und gerade viele Männer nicht lernen, über ihre Gefühle oder psychischen Probleme zu reden – weil sie beim ersten Versuch gleich ausgelacht oder auf andere Weise nicht ernst genommen werden –, muss es sich nach dieser Logik bei Belastungserscheinungen um Einbildungen handeln.

Eine andere Formulierung ist das berühmte Zitat: “Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.” Ursprünglich stammt es aus Friedrich Nietzsches “Götterdämmerung”, also von dem Philosophen, der mit 55. Jahren – wahrscheinlich an den Spätfolgen der Syphilis – erbost im Irrenhaus starb. Auch die Hitlerjugend bediente sich in ihren Zentren dieses Spruchs.

Wenn wir das nächste Mal wieder wegen eines “Unfalls mit Personenschaden” auf einen Zug warten, also sich wahrscheinlich ein Mann in Verzweiflung das Leben genommen hat, dann denken wir vielleicht daran: Das es oft besser ist, über Gefühle oder psychische Probleme zu reden, als dies alles schlicht als “Psycho-Geschwafel” zu diffamieren.

Zum Weiterlesen empfehle ich auch meinen Fachartikel: Subjective Experience, Heterophenomenology, or Neuroimaging? A Perspective on the Meaning and Application of Mental Disorder Terms, in Particular Major Depressive Disorder, erschienen in frontiers in Psychology, 2018.

Hinweis: Dieser Beitrag erscheint parallel auf Telepolis – Magazin für Netzkultur.

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122 Kommentare

  1. @Gesellschaftliche Dimension

    Ich finde bei diesem Thema den Blick auf die gesellschaftliche Dimension des Problems sehr wichtig. Wenn jemand wegen zu viel Arbeitsbelastung psychisch krank wird, ist die erste Maßnahme, die Arbeitsbelastung zu reduzieren. Statt Rezept mit Medikamenten ist es hier sinnvoller, dem Patienten erst mal maximal 35 oder 25 oder 15 Wochenstunden Arbeit zu verordnen, je nach dem wie gravierend das Problem schon geworden ist. Es war doch vor kurzem eine „halbe“ Krankschreibung im Gespräch. Ist das jetzt Gesetz geworden?

    Wenn das Problem früh genug erkannt wird, kann man eine ernste depressive Erkrankungen so wahrscheinlich sogar von vorn herein vermeiden. Soweit ich das beurteilen kann, gilt das auch für Psychosen.

    Natürlich gibt es oft auch privaten Stress zusätzlich zu der beruflichen Situation. Hier beratend einzuwirken, und etwa in einer Verhaltenstherapie Wege zu finden, dass da Stress abgebaut wird, macht sicherlich auch Sinn. Es kommt nicht darauf an, wo Stress abgebaut wird, die Summe an Stress ist das Problem. Wenn der private Stress nicht reduziert werden kann, muss man eben den beruflichen Stress reduzieren. Wenn jemand noch neben der Arbeit seine Mutter pflegen muss, muss der dann eben weniger Wochenstunden machen, um nicht selber krank zu werden.

    Manche Menschen wollen alles immer perfekt machen, und setzten sich selber unnötig unter Druck, aber auch das lässt sich entschärfen, indem man einfach das Pensum reduziert. Ein tiefgreifende Therapie des Perfekt-machen-wollens kann hier schwierig werden.

    Überhaupt frage ich mich, wieso so viel gearbeitet wird. Der Lebensstandard hat ein Niveau erreicht, das schon lange nicht mehr so viel Sinn macht. Aber das muss jeder selber wissen. Akkord ist Mord hieß es früher einmal. Wenn man nicht nach Zeit, sondern nach Stückzahlen bezahlt wird, muss man auch gucken, sich nicht selber auszubeuten.

    Die Berufswahl ist in diesem Zusammenhang auch ein wichtiges Thema. Ich kenne viele Menschen, die einen Beruf gewählt haben, in dem sie nicht glücklich werden können. Wenn man erst mal psychisch krank ist, reicht die Belastbarkeit dann meistens nicht mehr, eine Umschulung erfolgreich abzuschließen und im neuen Beruf wieder Fuß zu fassen.

    Hier von vorn herein zu gucken, dass junge Menschen den für sie richtigen Beruf wählen, kann auch viel Leid verhindern. Verschiedene Praktika schon in der Schulzeit können sehr wertvoll sein.

    Es geht hier nicht nur um krank oder nicht krank. Lebensqualität, Lebensfreude und im Leben eine gewisse Erfüllung zu finden sind wesentlich.

  2. @Jeckenburger: Arbeit & Stress

    Danke für die ausführliche Ergänzung mit ihren praktischen Ratschlägen.

    Überhaupt frage ich mich, wieso so viel gearbeitet wird. Der Lebensstandard hat ein Niveau erreicht, das schon lange nicht mehr so viel Sinn macht. Aber das muss jeder selber wissen. Akkord ist Mord hieß es früher einmal. Wenn man nicht nach Zeit, sondern nach Stückzahlen bezahlt wird, muss man auch gucken, sich nicht selber auszubeuten.

    Die Antwort hierauf ist vieldimensional:

    Für viele Menschen ist Teilzeit schlicht keine Option, anders als es Ihre Stellungnahme vielleicht suggeriert. Manche Menschen können doch trotz einer Vollzeitstelle nicht einmal das Existenzminimum sichern und müssen mit staatlichen Hilfen “aufstocken”. Der Staat hat diese Armuts-, statt Arbeitspolitik doch seit den frühen 2000ern selbst vorangetrieben.

    Steigende Miet-, Energie-, Nahrungsmittelpreise, sprich steigende Lebenserhaltungskosten bringen immer mehr Menschen an ihre Belastungsgrenze. Dabei sind diese Preissteigerungen von globalen Prozessen (etwa Immobilienspekulationen) abhängig, die ein Einzelner oft gar nicht mehr überblicken, geschweige denn beeinflussen kann.

    Bei eher jüngeren Menschen kommt wahrscheinlich dazu, dass es dort immer weniger feste Verträge gibt. Damit hört auch der Bedarf, sich immer wieder zu bewerben und also immer weiter für einen qualifizierten Lebenslauf zu sorgen, nie auf. Ich selbst bekam erst mit 35 Jahren den ersten festen Vertrag meines Lebens – und da ging es mir im Vergleich zu vielen Kolleginnen und Kollegen auch noch sehr gut!

    Jetzt, wo ich in dieser Lage bin, könnte ich meine Arbeitszeit auf 80% reduzieren, ohne viel an meinem Lebensstandard ändern zu müssen. Ich habe beim Wohnungskauf aber auch den Ratschlag meines Maklers ignoriert, eine wesentlich höhere Hypothek aufzunehmen (sprich: eine teurere Wohnung zu kaufen). 60% wären ohne gravierende Einschnitte wohl auch noch möglich. Falls mir irgendwann ein Vorgesetzter zu sehr “ans Bein pinkelt”, dann werde ich das auch sofort machen. Das setzt aber auch voraus, dass man keine entsprechenden Verpflichtungen hat.

    Womit wir dann zum vierten Punkt kämen: Manche Leute haben in der Vergangenheit schlicht Entscheidungen getroffen, die ein hohes Maß an weiterer Arbeit erfordern (teures Auto, teure Wohnung, Kinder). Mitunter ist das aber eher ein psychologisch erlebter als wirklicher Zwang, damit für die Betroffenen aber nicht minder real.

    Und daran auch gekoppelt bestimmte gesellschaftliche Erwartungen: In bestimmten Funktionen wird auch ein bestimmter Lebensstil erwartet, der wiederum seinen Preis hat. Die entsprechenden Urlaube und Statussymbole sind dann ein Muss. Und dafür muss man eben wieder arbeiten. Es ist eine Tretmühle.

    Die Freundin einer Bekannten “musste” vor einiger Zeit umziehen, weil sie es nicht aushalten konnte, das kleinste Haus der ganzen Straße zu haben. Tja…

    In unserer Gesellschaft ist Arbeit ein Fetisch. Wer das anders sieht, wird schnell als Schmarotzer oder Asozialer ausgegrenzt. Dabei machte Bertrand Russell schon vor langer Zeit darauf aufmerksam, dass die Überzeugung, Arbeit sei etwas Tugendhaftes, viel Leid erzeugt.

    Das waren doch schon einmal fünf Gründe dafür, warum Menschen so viel arbeiten.

  3. Nur hierzu kurz :

    Wenn man diesen kurzen Zeitabschnitt mit den Jahrtausenden vergleicht, die uns biologisch für das Leben als Jäger und Sammler optimiert haben, dann ist es erst einmal eine plausible Hypothese, dass die Beschleunigung körperlich und psychisch etwas mit uns macht. [Artikeltext, Dr. Stephan Schleim]

    Die zivilisatorische Revolution, nicht nur die industrielle, sondern bspw. auch die politische, wie sie seit vielleicht dreihundert Jahren anliegt, überfordert das Individuum zweifellos, Beispiele könnten en masse genannt werden.

    Allerdings, allerdings, war auch der Mensch bereits stark gefordert (und “gestresst”) als es (nur anscheinend) noch vglw. ruhig zuging, denn der seinerzeit oft täglich anfallende Kampf um das eigene Überleben wie den um die nahestehende Familie hat ebenfalls “gestresst” und überfordert.
    Seinerzeit gab es ebenfalls ‘Beschleunigung”, noch und nöcher sozusagen, mein lieber Scholli, mein lieber Herr Gesangsverein!

    So dass die aktuell dankenswerterweise gegebenen zivilisatorischen Bedingungen auch als Entschleunigung (unser Jürgen vom Scheidt beansprucht hier Urheberschaft, Dr. W gewährt ihm diese) verstanden werden kann bis muss.


    Anders formuliert :
    Es gab immer ‘Beschleunigung’ und die ‘Entschleunigung’ ist eine neue Maßgabe.
    Sicherlich ist das hier gemeinte Erkenntnissubjekt in der aktuellen aggressiven Umgebung vor allem geistig “beschleunigt” und körperlich “entschleunigt”, wobei abär auch hier ein wenig vermischt werden darf.

    Die Zeiten ändern sich, aber nicht so ganz.
    “Burn-Out” hat es immer gegeben, Dr. Webbaer definiert dieses Modewort, nicht nur spaßeshalber, einmal so, das “Burn-Out” vorliegt, wenn das Individuum ernsthafte Probleme hat sich in seiner Umgebung zurechtzufinden, überfordert ist oder sich zumindest so fühlt, und erst einmal verschnauft, Atem sucht, um dann zeitversetzt wieder sozusagen das alte zu sein.
    Oder auch nicht, sollte dieser “Burn-Out” langwieriger Art sein, abär auch so etwas gab es stets in der Menschheitsgeschichte, so eine Art endgültigen “Burn-Out”.

    Heutzutage wird nur mehr über derartige Überforderung geredet, mehr müsste nicht los sein. – Früher war man dann oft nur müde, überreichte geistig sozusagen den Stab (vorzeitig) an die Nachfolger.

    MFG + schönes Wochenende,
    Dr. Webbaer

  4. @Webbär: Menschheitsgeschichte

    Kampfeshandlungen, Hungersnöte usw. hat es sicher immer in der Menschheitsgeschichte gegeben – aber sie waren auch von äußeren Faktoren abhängig. Zudem gab es gesellschaftliche Deutungsmuster (etwa: die Götter wollen es so, wir müssen sie wieder positiv stimmen).

    Ich kann spontan nicht nachvollziehen, wie das mit dem heutigen Dauerstress vergleichbar sein soll. Überhaupt hat das Wort “Stress” erst im 20. Jahrhundert seinen Siegeszug angetreten.

    Aber danke auch für Ihre bärige Definition von Burn-out.

  5. Dieser Blog macht auf mich den Eindruck des ADHS auf stumpf- wie blödsinniger Schuld- und Sündenbocksuche, denn es läuft hier immer nur auf biologisch und/oder nicht biologisch hinaus, wo doch die Probleme unseres “Zusammenlebens” offensichtlich wettbewerbsbedingte Ursachen in “Wer soll das bezahlen?” und “Arbeit macht frei” haben.

    Keine Angst, wenn sich die Kommunikation / der KOMMUNIKATIONSMÜLL nicht drastisch in Richtung wirklich-wahrhaftiger Vernunftbegabung dreht, dann kommt von mir hier nichts weiter dazu. 😎

  6. Das Individuum befand sich, wie Dr. Webbaer findet, gerade auch in voraufklärerischer Zeit in einem stetigen Kampf, derdort bereits rein physisch, das Ableben meinend, zur Austragung kam.

    Heutzutage ist mit diesem “Stress” mehr die geistige Befindlichkeit Einzelner gemeint, die allerdings idR nicht zum Ableben führt, sondern zu allgemein ausgetragenem Geschwätz.
    Dr. W bittet die Deutlichkeit dieser Aussprache schlicht anzunehmen.

    Das Leben des hier gemeinten Individuums war lange Zeit, se-ehr lange Zeit besonderer Herausforderung gestellt, das Überleben meinend, das direkte, dies ist leicht ‘mit dem heutigen Dauerstress vergleichbar’.
    Nur die Konsequenzen sind dankenswerterweise anders, heutzutage.

    Sog. ‘Burn-Out’ bleibt zu definieren, haben Sie, werter Herr Dr. Stephan Schleim, vielleicht gerade eine Definition zur Hand?
    Dr. W dann auch zutraulicher werdend.

    MFG
    Wb

  7. @Webbaer: vor der Aufklärung

    Im Mittelalter hatten aber doch viele Menschen, mal salopp gesagt, Christentum-OS installiert und bekamen wöchentlich gepredigt, dass das Diesseits ein Jammertal sei und im Jenseits das Paradies auf sie warte. Vielleicht reichte das schon als Prävention gegen Burn-out.

    Und wie das war, als man noch kein elektrisches Licht hatte, das können wir uns doch gar nicht vorstellen. Allein schon deshalb, weil die Leute im Dunkeln dann zur ruhe kommen mussten und früh schlafen gingen, kann man das doch gar nicht mehr mit der heutigen Zeit vergleichen.

    Chronischer schlafmangel dürfte mit Sicherheit zu den Risikofaktoren von Burn-out und anderen psychischen wie körperlichen Beschwerden zählen.

    P.S. Ich habe ja schon im Artikel auf Freudenbergers klassische Arbeit verwiesen. Eine bessere Definition für Burn-out als das, was Expertinnen und Experten heute als Konsens verwenden, habe ich nicht anzubieten.

  8. @hto: nicht/biologisch

    Das ist doch diesmal nur ein Nebenschauplatz.

    Und ich werde spätestens dann mit dem Thema aufhören, wenn die Psychiatrie sich ein neues Forschungsparadigma angeeignet hat.

  9. Überhaupt hat das Wort “Stress” erst im 20. Jahrhundert seinen Siegeszug angetreten. [unser Dr. Stephan Schleim]

    Ganz genau, Begriffsgeschichte ist zu folgen, genau deshalb hat Dr. W, neue Abstraktionsebenen aufmachend folgend die doppelten Anführungszeichen bemüht, Metaphorik andeutend, oder einfachen Anführungszeichen das Zitat meinend. [1]

    Dr. W hantiert insofern wie beschrieben mit einfachen und doppelten Anführungszeichen.

    MFG
    Wb

    [1]
    Hoffentlich ist dies nun mit den doppelten und einfachen Anführungszeichen nunmehr also hier geklärt.

  10. Unsereins hat halt besser zu sein als andere,

    Es gab da in Ihrer letzten Nachricht gewisse Probleme i.p. Klein- und Großschreibung.
    Bekanntermaßen meint das Genus in der deutschen Sprache auch nicht den Sexus.
    Irgendwie erklärten Sie zudem sich an der alten deutschen Rechtschreibung festzuhalten, sich derart festhalten zu wollen.

    Tsk, tsk…

    MFG
    Dr. Webbaer (der sich derart webverweisend ausklinkt, einstweilen)

  11. Vielen Dank, Stephan, für deinen mal wieder hervorragenden Text.

    Wie du überzeugend dargelegt hast, verschlechtert sich die psychische Gesundheit der Menschen in Deutschland. Und selbst Leute, die schreiben, dass man sich früher einfach nur mehr zusammengerissen hat oder, wie bei dem von dir angemahnten Autor erwähnt, dass es heutzutage mehr Hypochonder gibt, erkennen ja irgendwo an, dass sich irgendwas im Gegensatz zur Vergangenheit verändert hat. Die Veränderung im Individuum zu verorten (der Zusammenreißer) oder in der Diagnostik finde ich auch nicht besonders überzeugend.

    Nun schreibst du ja desöfteren darüber, dass du die Verotung des Problems eher in der gesellschaftlichen Entwicklung siehst, wo ich zustimmen würde. Ganz konkret hast du zuletzt den zunehmenden Stress erwähnt, wo ich dir auch zustimme. Aber was denkst du persönlich über zwischenmenschliche Beziehungen? Denn hier sehe ich ein viel größeres Problem. Eltern wundern sich irgendwann, dass sie vor lauter Arbeit, die Kindheit ihrer Kinder verpasst haben. Menschen kurz vor dem Tod beklagen häufig, dass sie lieber mehr Zeit mit irgendwelchen nahestehenden Menschen verbracht hätten. Leute, die mit irgendwas überfordert sind, also zu viel Stress erleben, haben ja häufig niemanden, mit dem sie die Last teilen können, oder bei dem sie einen Rückzugsort finden.

    Hier hat sich ja in den letzten Jahren sehr viel geändert. Beziehungen halten nicht mehr so lange. Deutschlandweite Jobsuche zerreißt die Familien (und klar kann sich die Oma nicht um das Baby mitkümmern, wenn sie 500km weit weg wohnt). Und Familienpolitik in Deutschland müsste man eigentlich Anti-Familienpolitik nennen, da es nur noch um Kita- oder Kindergartenplätze bzw. Ganztagsschulen geht, also darum, wie die Kinder möglichst wenig Zeit in der Familie verbringen müssen.

    Vermutlich bin ich da sehr konservativ aufgestellt, und du machst mir eher einen gegenteiligen Eindruck. Aber ich denke, wenn die Gesellschaft bzgl. Zwischenmenschlichkeit und insbesondere Familie mal wieder zu einem gesunden Maß zurückfindet, ist den Menschen sehr geholfen. Mich würde deine Meinung dazu sehr interessieren (vielleicht hast du auch schon mal was dzu geschrieben und ich habe es verpasst?).

  12. @Webbaer: Rechtschreibfehler

    Wissen Sie, die Groß- und Kleinschreibung habe ich im Deutschen nie wirklich verstanden; damit hatt ich schon in der Grundschule Probleme. Dass ich an alten Regeln festhalten würde, ist mir aber nicht bewusst. Meines Wissens sind diese Regeln, gleich ob alt oder neu, auch nicht 100% logisch und ändern sie sich im Laufe der Zeit.

    Ich fand jetzt zwei Wörter, die ich groß hätte schreiben müssen. Ist das wirklich eine Meldung wert?

    Oder wie kürzlich im Telepolis-Forum: Titel: “Enttäuschender Text von Stephan Schleim.” Was war passiert? Ich hatte mir erlaubt, eine Frage zu stellen.

    In diesem Sinne, hoffentlich mehr Bewusstsein für relevante Dinge.

  13. @foobar: Arbeit, Leben und das Andere

    Die Frage hat so viele Facetten…

    Ich hatte mal eine Studentin in einem ausgelesenen Master-Kurs, in dem die Studierenden immer sehr unter Leistungsdruck standen, was auch das Klima des ganzen Kurses beeinflusste, spätestens bei der Benotung. Diese Studentin saß in einer Diskussion über Leistungsdruck mit verschränkten Armen in der Runde und meinte: Ich lass mich hier doch nicht so hetzen. Wenn die Wissenschaft das von einem erwartet, dann mache ich eben etwas Anderes. Die hat mich damals sehr beeindruckt. Sie hatte dann aber auch nicht die beste Note im Kurs. Dafür hatte sie meinen Respekt.

    Früher habe ich mich so mit der Arbeit bzw. der Wissenschaft identifiziert, dass ich mich gar nicht ohne sie sehen konnte. Aus heutiger Sicht erscheint mir das so bizarr und das habe ich noch nie vorher jemandem erzählt oder irgendwo geschrieben – aber ich hatte sogar meine Lebensversicherung eine Zeit lang auf die Deutsche Forschungsgemeinschaft laufen.

    Dieser Idealismus ist dann aber nach und nach an der Realität gescheitert. Nicht ganz, wie Sie hoffentlich hier in den Blogs hin und wieder sehen. Oder sagen wir, dass er in andere Bahnen gelenkt wurde. Ein Augenöffner war mir auch die Indifferenz der älteren Kollegen, die auf ihren tollen Stellen saßen und unberüht dabei zuschauten, wie wir uns im Hamsterrad abhetzten. Aber irgendwo war das auch psycho-logisch: Denn wenn wir (Jüngeren) es nicht getan hätten, dann hätten sie es wohl auch tun müssen.

    Heute mache ich meine Arbeit immer noch mit Leidenschaft, wie meine Studierenden hoffentlich bezeugen, aber sie ist nicht mehr mein Leben. Wie ich hier schon schrieb, ich könnte relativ problemlos auf 80% oder 60% reduzieren und wenn es dann immer noch zu bunt ist auch etwas Anderes machen. Aber zurzeit steht das noch nicht an.

    Mir sind in jüngerer Zeit Leute begegnet, die haben sich ein Wohnmobil gekauft und haben damit eine Zeit lang in Portugal gelebt (es waren frühe 30er). Oder eine Familie mit Kind (10 J.), die nach einer schweren Erkrankung der Mutter hier alles verkauft hat und jetzt so viel wie möglich in Indien lebt. Überhaupt zieht es einige in meinem Umfeld in das Land, das ausgerechnet so von Armut und Umweltverschmutzung geprägt ist…

    Es wird sich zeigen müssen, wie die Leute zurückkehren und was sie dann machen. Manche hangeln sich so von Jahresvisum zu Jahresvisum. Andere machen sich vielleicht Selbstständig und geben Yogastunden und organisieren Reisen… und verdienen damit eine Zeit lang Geld – aber ob das immer so gut gehen wird?

    Vielleicht kommen Klöster irgendwann wieder in Mode?

    Noch vor der Globalisierung nannten die Inder uns “verrückte Affen”, weil wir so viel arbeiteten. Jetzt ist es ihnen an den Kragen gegangen: Man sieht dort so viele Menschen, die sechs bis sieben Tage pro Woche arbeiten, nie Urlaub machen…

    Woher unsere (westeuropäische) Identifikation mit der Arbeit kommt, das bedarf einer eigenen Analyse. Ich denke, dass es auch etwas damit zu tun hat, dass wir uns irgendwie selbst nicht akzeptieren können, dass wir glauben, diese Bestätigung von außen zu brauchen. Zum Leben. Um glücklich zu sein.

    Wenn man nicht erbt oder sich irgendwie selbst ein Vermögen erarbeitet oder es gewinnt oder stiehlt, dann kann man allenfalls seine Ansprüche herunterschrauben; und das befreit sicher, siehe etwa die “Tiny House”-Bewegung. Man denke auch an Nietzsche: “Je mehr man besitzt, desto mehr wird man besessen.”

    Eine große Rolle spielt sicher die Sozialisation, die unser Denken prägt. An der Stelle können wir anfangen. Dazu kommen aber freilich gesellschaftliche Rahmenbedingungen.

    Ich weiß nicht, ob ich hier einen roten Faden spinnen konnte… Vielleicht dient es aber so zur Anregung. Eine Lese-Anregung ist dann vielleicht noch:


    Der Preis fürs “perfekte Leben”: Warum sich Frauen und Männer kaputt arbeiten

  14. @Schleim

    “Woher unsere …”

    Von “unserem” / von krankem “Massenbewusstsein”, von der Unwahrheit der “gesellschaftlichen Rahmenbedingungen” in “Individualbewusstsein” zu Bewusstseinsbetäubung, vom Kreislauf in Wettbewerb und imperialistischen Faschismus, von Dummheit in so gebildeter Suppenkaspermentalität.

    “Wenn man nicht …”

    Man kann sich einer weiteren (zynischen) Illusion von Aussteigen / Befreiung nur hingeben, wenn man dazu die Mittel hat, und bezeugt so eine besondere Form der faulen Kompromissbereitschaft zur üblichen Kapitulation vor dem System!

    “Eine große Rolle …”

    Eine Sozialisation in Vernunft zu Steuern zahlen, zu “Sozial”-Abgaben, zu manipulativ-schwankende “Werte”, zu kaufen und verkaufen, die dann zu “bedingungslosem Grundeinkommen” und “sozial”-globaler Marktwirtschaft / Kapitalismus-Light mutiert???

    “Ich weiß nicht …”

    Aber ich: Ein “Faden” für die westliche Welt beginnt mit der konsequent-kompromisslosen Korrektur unserer Philosophie der jüdisch-christlichen Schriften, dann wird er automatisch “rot” und wirklich-wahrhaftig befriedend / zu geistig-heilendem Selbst- und Massenbewusstsein.

  15. Also, ich klage ja seit Ewigkeiten wegen neuronalen Veränderungen (die mir zwangsweise auferlegt wurden).

    Seit dem diese Veränderungen immer weiter fortschreiten, bemerke ich, wie ich in alltäglichen und auch in besonderen Aufgaben und Handlungen immer langsamer werde. Ich brauche immer mehr Zeit, um die arbeiten zu machen.

    Was immer es also bedeutet, dieses “Burn-out”, es ist vielleicht, wie es mir geschieht: Mir läuft mein Hirn aus dem Arsch. Irgendeine transparente Flüssigkeit läuft mir aus dem Anus. Und da dieser Enddarm mit dem Hirn über das Neuroalrohr und die Wirbelsäule verbunden ist, macht es Sinn, es “Ausbrennen” zu nennen. Im Gehirn verbrutzeln Nervenzellen – mutmaßlich.

    Schlußfolgerung?

    Weniger Nervenzellen der Funktionshardware, desto schneller die Überforderung durch die alltägliche “Geschwindigkeit” der Abläufe innerhalb der Gesellschaften.

    Die These funktioniert auch umgekehrt:
    Je mehr neue Vernetzungen entstehen, desto inkompatibler die Zusammenarbeit. Weil (wie womöglich auch bei mir), diese neuen Vernetzungen die alten, in der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen “gewachsenen” Vernetzungen viel besser aufeinander abgestimmt sind und das Gehirn (und das Bewusstsein) besser damit umgehen kann.

    Dann aber wäre es kein “Burn-Out”, sondern ein “Burn-In”.

    Da aber neben der affektiven Reaktionsleistung eine Veschlechterung der Sinnesorgane (Augen, Ohren und Haut) auftritt, ist es vermutlich doch eher ein Burn-Out, als das Entstehen neuer Verbindungen.

    Wieviel weiß man darüber, ob der viel besagte Burnout auch mit der Verschlechterung der Sehfähigkeit einhergeht? Oder des Geschmacksinns? Oder des Geruchsinns? Oder eben auch mit Ausfluß aus dem Anus?

    Die Verschlechterungen und der Ausfluß können auch späte Folgen des sogenannten “Erschöpfungs-Syndroms” sein, das dann irgendwann im Burnout (physisches Ausbrennen im Gehirn mit folgendem Ausfluß aus dem Anus) mündet (nicht immer, aber mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit, falls keine Veränderung im Leben erwirkt wird).

    Warum die Wissenschaft das nicht bespricht, ist mir unklar. Wo es doch mutmaßlich wesendlicher Bestandteil der Problematik ist.

    Sehr interessant und Sinnreich ist die Erwähnung der damaligen Symptomatiken, die durch die sich damals schon deutlich verändernden “Geschwindigkeiten” durch die Industrialisierung ergeben hat. Beschleunigung durch immer schnellere Wiederkehr der selben Handgriffe am Fließband etwa. Was nicht nur an Industrrialisierung liegt, sondern auch auf die damit verbundene “Spezialisierung”.

    Zeitwahrnehmung ist ja auch eine konditionierte Eigenschaft. Und zudem auch davon abhängig, wie die ganze Gesellschaft ihr Leben verbringt (und darin die gewohnte Geschwindigkeit der Ereignisabläufe).

    Heute haben wir ja auch eine Beschleunigung durch viel schnellere Informationsübertragungsmöglichkeiten.
    Das überträgt sich auch auf die gesamte Bevölkerung und ihr Leben und “Erleben”.

    Ausserdem veränderte sich der Sinn der Arbeit, wenn man nicht für sich arbeitet, im Sinne, dass man in kleinen Sozialstrukturen und womöglich noch für sich selbst und seiner Familie arbeitet (Bäuerliche Strukturen etwa).

    Die “Lohnarbeit” ist die Entgrenzung vom Sinn der Arbeit. Ab dann tat man für seinen lohn zu arbeiten. Nicht mehr für das Überleben durch Saat und Ernte oder andere Handwerke.
    In diesem Sinne ist nicht die Industrialisierung das Problem, sondern das extremere Arbeitsteilungsprinzip, das durch die Industrialisierung erst möglich wurde. Nur, wer Geld für Maschinen hatte, konnte mehr produzieren, aber auch nur, wenn er Menschen dazu findet, für sie zu arbeiten, anstatt für seine eigene Ernte.

    Wenn also dieses “Erschöpfungs-Syndrom” auftritt, dann hat das auch mit der Sinnfrage zu tun, die ja ansonsten dazu motivieren würde, positiv über die Arbeit zu denken und den Stress dabei auszuhalten.

    Ganz absurd wird es in der digitalen Sphäre, wo man das Produkt nicht mehr anfassen kann. In solchen Arbeitsumgebungen muß man mehr über Sinn und Erfüllung und Freude reden, anstatt die schwere Arbeit wegen des Produkts, das man später auf der Strasse oder in den Wohnungen der Menschen sehen kann, zu machen. Eine Facebook-Seite ist zwar ein “Produkt”, aber die alte “gefühlige “Angelegenheit des “Anfassbaren” fällt eben weg. Der Mehrwert solcher “Produkte” ist virtueller Art, immateriel und also irgendwie imaginär, wenn man nicht weiß, was man alles mit den Daten machen kann (ausser Menschen virtuel zueinander zu bringen).

    Nebenher:
    Wenn ich weiß, was die Menschen bewegt, dann habe ich damit ein mächtiges Werkzeug in der Hand, wenn ich Menschen zusammenbringen kann, die sich sonst nie wirklich begegnen würden (und womöglich nie zudsammenpassen würden). Dann kann man auf großer Ebene angewandt erheblichen Stunk und Fuore anrichten, der ohne diese Möglichkeiten gar nicht entstehen würde.

  16. “Giftiges Männlichkeitsideal”

    Laut einer aktuellen Studie haben Deutsche Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern die geringste Lebenserwartung. “Verglichen mit allen 22 westeuropäischen Nationen bilden die Deutschen bei der Lebenserwartung der Männer sogar das Schlusslicht. Bei den Frauen schneiden nur Großbritannien und Dänemark mit 82,7 Jahren schlechter ab. Und über beide Geschlechter betrachtet, liegt Deutschland ebenfalls auf dem letzten Platz.”
    Quelle: https://www.tagesspiegel.de/politik/europaweiter-vergleich-warum-haben-deutsche-so-eine-geringe-lebenserwartung/23665136.html?fbclid=IwAR1-ny2OFB43MJQVn-NMrVsVF-hB_U60531HfJlW0p0MRWZDeWdQrP05Sgk

  17. @Mona: Lebenserwartung

    Danke: Ich hätte nicht gedacht, dass deutsche Männer im Schnitt vier Jahre früher sterben als Schweizer; bei den Frauen sind es immerhin noch drei Jahre. Und zwischen Frauen und Männern klafft in Deutschland eine Lücke von fünf Jahren Lebenszeit!

    Der noch viel krassere Unterschied von satten elf Jahren zwischen Männern und Frauen in Osteuropa ist aber wirklich schockierend. Die Männer sterben da im Schnitt wohl gleich beim erreichen des Rentenalters.

    Darf ich bei dieser Gelegenheit an meinen Artikel Für einen “Equal Age Day” erinnern?

    Sofern sich die Männer aber nicht um ihre eigene emannzipation kümmern und stattdessen lieber auf dem Sofa Fußball gucken oder Steaks auf dem Grill braten, wird sich daran kaum etwas ändern.

    P.S. Auf den Seiten mancher großer Zeitungen reicht ein bloßer Hinweis auf solche Zahlen übrigens schon, damit die Redaktion einen löscht.

  18. Ach Herr Schleim, das mit dem giftigen Männlichkeitsideal ist hoffentlich nur eine versteckte Ironie, die ich nicht finde…ansonsten ist wohl gerade eine aufrichtige Leserin verloren gegangen -.-

  19. @Jade: Dass Männlichkeitsbilder für Männer in dem Sinne giftig sind, dass sie sie eher in den Selbstmord treiben, ins Gefängnis, in die Alkohol- und Drogensucht, in Risiko und Gewalt, schließlich ins Grab, wie die Zahlen Monas gerade auch wieder sehr eindringlich gezeigt haben (elf Jahre früher in Osteuropa!), lässt sich doch nur schwer leugnen.

    Idealerweise würden Sie auch äußern, worin ihr Unbehagen besteht.

  20. Ach Schleim, “Nebenschauplatz”: Immer nur die Finger in den populistischen Wunden und der (bio-)logischen Symptomatik einen weiteren SchwachPunkt hinzufügen, das ist doch auch krank – “Forschungsparadigma”: Warten auf den medialen burn out, denn das Dogma will es so!?

  21. Das Dogma vom Schulkind bis zum “Verantwortungsträger” und Experten / Fachidioten: Bewusstseinsbetäubung

  22. Als wenn wir nicht grössere / ursächlichere Probleme haben als den Psychologen zu helfen die ausgebrannten Wasserträger und in wachsender Zahl schon Schulkinder zurück ins System der Bewusstseinsbetäubung zu bringen – Greta Thunberg hat in ihrer kindlichen Ohnmacht schon ganz recht, und hoffentlich wird sie nicht in den Wahn geraten, den “tauben, stummen und blinden” Wohlstands- und Gewohnheitsmenschen mit ihrem Frühableben ein Zeichen zu setzen, denn das wird so sicher nur eine weitere Welle des Kommunikationsmülls hervorbringen!?

  23. hto
    Ihre grundsätzliche Systemkritik ist berechtigt und auch richtig. Nur, wir befinden uns im internationalen Wettbewerb und da gilt die Regel : Friss Vogel oder stirb !
    Also kommen Sie mal mit praktischen Vorschlägen rüber, wie die Lebenssituation der Bundesbürger verbessert werden kann.

  24. Bundesbürger bote19: Wer “Friss Vogel oder stirb!” akzeptiert, der braucht auch nur “Kopf zu und durch”!?

  25. hto
    o.k. Sie wollen die Welt verbessern. Das will ich auch. Und das geht nur, wie es die Bibel aufzeigt, indem jeder ein wenig von sich abgibt, oder indem jeder dem anderen hilft.
    Mit dem Burnout hat ja Herr Schleim auf die Wirtschaft gezielt, Arbeit als Ursache für Burnout.
    Jetzt nochmal , konkret, wie wollen Sie den Streß am Arbeitplatz verringern. Konkret, bitte , kein Appell an die Vernunft !

  26. @Jade

    Die geringste Lebenserwartung haben russische Männer und man sollte in diesem Zusammenhang nicht unerwähnt lassen, das in der russischen Föderation eine ganze Reihe von schweren Berufen für Frauen tabu sind, um ihre Fortpflanzungsfähigkeit zu schützen. Insofern dürfte es einleuchtend sein, dass Schwerstarbeit und ungesunde Lebensverhältnisse nicht unbedingt lebensverlängernd sind.
    https://mdz-moskau.eu/lebenserwartung-in-russland-sehr-unterschiedlich-fuer-frauen-und-maenner/

  27. Ok, Bundesbürger bote19, der Stress am Arbeitsplatz verringert sich, bzw. wird geradezu absurd, wenn Arbeit grundsätzlich von und für die globale Gemeinschaft organisiert wird, also fast unendlich ohne den derzeitigen Irrsinn des Unternehmertums teilbar ist, davon brauchen wir einzig Kommunikation, bis wir …

  28. hto
    die internationale Arbeitsteilung macht den Einzelnen auswechselbar. Das ist richtig und beraubt der Arbeit die innewohnende Bestätigung für den Menschen.
    Wenn wir also zum Kleinbauerntum zurückkehren, dann bekommt jeder soviel Stress wie er sich selber auferlegt.
    Wie aber wie sieht es mit den Millionen Proletariern aus, die keinen eigenen Bauernhof besitzen, die nur ihre Arbeitskraft bzw. ihr Fachwissen besitzen. Sollen die jetzt einen Kleinbetrieb oder Einmannbetrieb aufmachen, damit sie nicht von Kapitalisten abhängig werden ?
    Vielleicht geht die wirtschaftliche Entwicklung einmal wieder zu diesem Stadium zurück, wenn der letzte Monopolist Konkurs gegangen ist ?
    Bis dahin können wir nicht warten. Wir brauchen eine Alternative, hier und jetzt.

  29. hto
    die internationale Arbeitsteilung macht den Einzelnen auswechselbar. Das ist richtig und beraubt der Arbeit die innewohnende Bestätigung für den Menschen.
    Wenn wir also zum Kleinbauerntum zurückkehren, dann bekommt jeder soviel Stress wie er sich selber auferlegt.
    Wie aber wie sieht es mit den Millionen Proletariern aus, die keinen eigenen Bauernhof besitzen, die nur ihre Arbeitskraft bzw. ihr Fachwissen besitzen. Sollen die jetzt einen Kleinbetrieb oder Einmannbetrieb aufmachen, damit sie nicht von Kapitalisten abhängig werden ?
    Vielleicht geht die wirtschaftliche Entwicklung einmal wieder zu diesem Stadium zurück, wenn der letzte Monopolist Konkurs gegangen ist ?
    Bis dahin können wir nicht warten. Wir brauchen eine Alternative, hier und jetzt.

  30. @Armutspolitik

    Letztlich ist Harz4 wesentlich für den modernen Stress verantwortlich. Wer mal arbeitslos war, und vom behördlichen Gängelungsdruck der ARGE auf die Palme gebracht wurde, tut alles um seinen Job zu behalten. Da ist richtig kaputt arbeiten oft die letzte Option, dann eben richtig krank zu werden und auf die Erwerbsunfähigkeitsrente zu hoffen. Nur ist man dann leider auch krank. Eine vernünftige Krankheit gibt es nicht, wurde mal eine sehr alte Frau zitiert.

    Wenn man da mal wieder vernünftige Verhältnisse einführen würde, wären wir in einer anderen Welt. Jetzt haben wir den Niedriglohnsektor nun mal, von dem nicht nur gering Qualifizierte betroffen sind, sondern auch Berufsanfänger, und in Zukunft wird auch so manche Qualifizierung durch Industrie 4.0 wegfallen. Also brauchen wir überhaupt keinen Extradruck vom Arbeitsamt mehr, der Druck im Kessel reicht.

    Arbeitslosenhilfe und Aufstocken sollte so zuverlässig und unbürokratisch sein wie Steuern zahlen. Jeder soll frei entscheiden, wie viel, was und wo er arbeiten will. Wem die Grundsicherung reicht, warum auch immer, der sollte neben seiner Armut wenigstens seine Ruhe haben sollen. Mehr Zuschüsse für Kinder von gering verdienenden Eltern und weniger Steuern für mittel Verdienende sind angesagt.

    Arbeitnehmer zahlen die höchsten Steuern und Abgaben, die Zinssteuern sind schon niedriger, und Unternehmen verlagern ihre Gewinne ins Ausland und zahlen darauf oft gar keine Steuern in dem Land, wo sie produzieren. Die Bürgerversicherung wäre auch wichtig, um hier Abgabengerechigkeit herzustellen.

    Würde man hier so die Verhältnisse ändern, hätten die meisten Menschen es selbst in der Hand, ihre Balance zwischen Belastbarkeit und Wohlstandsanspruch zu finden. Wer auf dem Arbeitsmarkt richtig gut nachgefragt wird, oder anderweitig zu Geld gekommen ist, der kann das heute schon, und selber bestimmen wie viel er arbeitet. Auch verursacht übermäßiger Wohlstand Umweltschäden, da könnte so manch einer mal drüber nachdenken.

    Ein Zuviel an Arbeit in Deutschland führt hier zu Stress und woanders wie in Griechenland und Afrika zu Arbeitslosigkeit und Armut. Hier Stress, da Not, und überall fast steuerfreier Profit. Die Erpressung der Nationalstaaten durch die Investoren wird zementiert durch den Einkauf von Politikern, die nach ihrer politischen Karriere in der Wirtschaft Managerposten bekommen und damit noch zig mal mehr verdienen als in ihrer Zeit in der Politik. Das ist eben der „Freiheitliche Wettbewerb“ den hto gerne erwähnt: wer kann, bedient sich ohne Rücksicht auf Verluste, und der Rest kann verrecken.

    Der Stress in früheren Jahrhunderten war wohl sicherlich gravierender als heute. Körperliche Erschöpfung führt wohl eher zu körperlichen Schäden, mit der Konsequenz, dass man froh sein konnte, wenigstens 40 Jahre alt zu werden. Das lag aber nicht nur an fehlender Technik, die Ausbeutung durch die Feudalherren war wohl noch gravierender als die Ausbeutung heute.

    Wir haben ja zwischenzeitlich einiges an Fortschritt im Kampf gegen Ausbeutung erreicht. Seit die Systemkonkurrenz mit dem Kommunismus weggefallen ist, gehts aber wieder rückwärts. Es würde Zeit, dass es wieder vorwärts geht. Aber andere Rückfälle wie der Aufstieg von Populisten weisen in eine andere Richtung. Da ist vielleicht eher Fürchterliches zu erwarten. Die Konsequenzen des Datenklaus sind noch nicht absehbar.

  31. @Jeckenburger

    Wenn die Herrschenden / Profitler des “freiheitlichen” Wettbewerbs / der “sozialen” Marktwirtschaft eine Grundsicherung ohne Druck einführen würden, hätten sie sich nicht einen ergebenen Fan-Club geschaffen, sondern Konkurrenz mit wachsendem Selbst- und MassenBewusstsein, also …!?

  32. hto
    der Mensch beutet den Menschen aus. Das war schon früher so, nur heute hat es System.
    Und solange die Differenz zwischen den Armen und den Reichen nicht zu groß wird, funktioniert unser Staat so. Die wirtschaftliche Abhängigkeit ist noch eine größerer Ordnungsfaktor als die Gesetzgebung.
    Wenn du deine Vorstellung vom “Selbstversorger” verwirklichen willst, dann ist auf der Welt nicht genug Platz. Deswegen ist eine Vorstellung eine Idealvorstellung, die nicht zu verwirklichen ist.

  33. @Tobias Jeckenburger

    “Letztlich ist Harz4 wesentlich für den modernen Stress verantwortlich.”

    Harz 4 macht sicherlich den davon betroffenen Menschen Stress, aber Stress ist auch wesentlich typisch für Führungsstellen. Die bekommen dafür zwar auch einen Haufen Geld, Stress bleibt es trotzdem.

  34. @Führungskräfte

    Paul Stefan: „Harz 4 macht sicherlich den davon betroffenen Menschen Stress, aber Stress ist auch wesentlich typisch für Führungsstellen. Die bekommen dafür zwar auch einen Haufen Geld, Stress bleibt es trotzdem.“

    Ja den Stress haben die Führungskräfte, aber eher doch selbstgewählter Stress. Mit so viel Geld kann man dann auch jeder Zeit aussteigen, und muss nicht warten, bis man krank davon wird, dass man seine Erwerbsunfähigkeitsrente einreichen kann. Die Führungskräfte können jederzeit was anderes, ruhigeres und schöneres machen, und sind sich dabei höchstens selbst im Weg.

    Ich vermute auch mal, das unter den Führungskräften ein Leistungswahnsinn dahinter steckt, dass sie es bis nach oben geschafft haben. Dass sich in den Führungsetagen wirkliche Leistungsfanatiker sammeln, und dort versuchen ihre Art, Arbeit zu verstehen, auch allen anderen aufzuzwingen, und ihren „Freiheitlichen Wettbewerb“ sozusagen als Lebenssport hier installiert haben.

    Der so verursachte Stress breitet sich überall aus, seit die Systemkonkurrenz mit dem Ende des Kommunismus weggefallen ist, gibt es anscheinend keine Hemmungen mehr. Die Menschen wollen soviel Leistung meistens nicht, und das Wohlstandsergebnis oberhalb des unteren Durchschnitts macht meiner Meinung auch keinen Sinn.

  35. Bei all der angeführten Kritik würde ich auch mal fragen, ob die Menschen nicht selbst schuld sind an ihren Problemen ? Der Deutsche ist, so wie ich das aus meiner LebensErfahrung einschätzen kann, ein notorischer Meckerer, der sich aber dann letztlich doch immer wieder den Normen der Gesellschaft unterordnet. Einen Drang zur gewaltsamen Veränderung seiner Lebensverhältnisse- so wie es andere Länder mit ihren Gelbwesten vorleben – wird er nie entwickeln, da er Angst vor den Verlust seines kleinen erarbeiteteten “Wohlstandes” hat. Man wird also die Autorität des Staates mit seinen Machtstrukturen immer unterwürfig und zähneknirschend tolerieren und gesellschaftliche Veränderungen nie selbst praktisch einfordern. Sogesehen kann der Staat bzw. die Wirtschaft die Daumenschrauben immer weiter anziehen, da im Prinzip außer “meckern” dem braven Deutschen nichts weiter einfällt. Eine Veränderungsbewegung, so wie im Herbst 1989 in der DDR, kann von diesem Deutschen Gemüt also nicht ausgehen.Lieber ordnet man sich in jeder Beziehung den Autoritäten unter und leidet lieber an diesem Stress bzw. an den Werten die man Leben muss, weil sie die “Norm” sind. Leider hinterfragt kaum jemand die NORMEN der Gesellschaft…

  36. @Golzower: Deutsche und Proteste

    Hmm, ob man das so pauschal sagen kann?

    Man denke etwa an die Proteste der 1960er und den anschließenden “Marsch durch die Institutionen” einiger.

    Oder an die Friedensbewegung oder die Anti-AKW-Bewegung. Oder denken wir an die Montagsdemos gegen die Sozialkürzungen, die allerdings eher folgenlos geblieben sind.

    In Frankreich ist das sicher noch einmal eine andere Kategorie. Wenn ich das aber mit den Niederlanden vergleiche, wo ich schon so vielen Leuten begegnet bin, die noch nicht einmal für irgend etwas in ihrem Leben demonstriert haben?!

  37. @Schleim mit den vielen Facetten

    Vielen Dank für deine ausführliche Antwort.

    Reduzierung der Arbeitszeit ist ja leider nicht immer möglich oder nur mit hohen Risiken verbunden . Genauso ein kompletter Ausstieg – wobei ich nicht finde, dass man gleich um die halbe Welt reisen sollte (siehe meinen Hinweis oben auf Verlust des Familienumfelds). Klöster scheinen in Ost- oder Südeuropa wieder ein wenig im Kommen zu sein, aber das ist keine selbstgewählte Lebensentscheidung sondern eine Berufung durch ein höheres Wesen 😉

    Worauf ich aber mehr hinaus wollte, ist auch in dieser Studie erkennbar: Vaillant’s main conclusion is that “warmth of relationships throughout life has the greatest positive impact on ‘life satisfaction'”.

    Wenn man also etwas mehr wertschätzt, was man so schon an tiefen Bezeihungen zu anderen Menschen hat, und das ist meistens die Familie, oder wenn man etwas mehr gewillt ist, in eine Partnerschaft zu investieren und auch größere Hindernisse bereit ist zu überwinden ohne gleich die Partnerschaft zu opfern und auf eine bessere Gelegenheit zu hoffen, ist das eine große Hilfe.
    Denn wir Menschen sind nie autark und unabhängig. Wir sind immer irgendwie von anderen abhängig. Also sollten wir besonderen Wert darauf legen, von wem wir abhängig sein wollen. Damit halte ich auch Versuche, bestimmte Dinge im Leben unbedingt alleine erreichen zu wollen, wie es mir zum Beispiel mit Yoga immer den Anschein hat, für zu überambitioniert.

  38. Ich denke, der heutige Alltagsstress hat etwas mit dem Paradoxon zu tun, dass wir zwar einerseits in einer Überflussgesellschaft leben, aber für die Mehrheit ist es kaum mehr als ein harter Überlebenskampf, wo es nur darum geht es irgendwie zu überstehen. Es ist also ein völlig freudloses Leben, wo es sich alles nur darum dreht allem und jedem irgendwie gerecht zu werden und wo es keinen Platz mehr gibt für eigene Ansprüche und Wünsche. Es führt also unweigerlich in eine Krankheit; So ein Leben funktioniert nämlich nur, wenn man dabei viel verdrängt, was aber wiederum schon an sich krankhaft ist, weil es zumindest eine Form von Persönlichkeitsspaltung ist und ein Nähboden für etliche psychische Leiden.

    Die Erkenntnisse über die Psychoanalyse sind meiner Meinung nach eine sehr wichtige Errungenschaft im Sinne der Aufklärung und werden vielleicht auch deshalb immer wieder gern in Frage gestellt. Eine reflektierte und selbstbewusste Bürgerschaft verträgt sich nun mal nicht mit mittelalterlicher Feudalherrschaft und auch nicht ihren marktkonformen neoliberalen Schwestern, allein schon weil sich daraus grundsätzliche Systemfragen über Sinn und Unsinn ergeben würden und darüber wem eigentlich die Welt gehört und wer darüber bestimmt wer wo leben darf und wer nicht.

    In der westlichen Welt hat es aber auch Tradition Risiken und Probleme auszublenden, die bestimmte Techniken, die massive Veränderungen in der Gesesellschaft und Umwelt nach sich ziehen. Die Idee sich die Natur untertann zu machen ist nämlich völlig aberwitzig und grössenwahnsinnig und in heutiger Zeit ja sogar brandgefährlich. Die Natur lebt ja schliesslich in jedem von uns und sie bestimmt auch darüber wie wir uns hierher entwickelt haben und wie wir uns entwickeln werden. Wir können also nichts gegen die Natur erreichen, weil wir am Ende nur gegen uns selbst kämpfen und wohin das führt, sieht man in der rasant fortschreitenden Umweltzerstörung.

    Die ausgebrannte Seele vieler Menschen ist somit wie ein Spiegelbild der ausgebrannten Erde, die überall dort zurück bleibt, wo der Mensch war.

  39. @ foobar407
    3. Februar 2019 @ 21:24
    Zitat:
    Worauf ich aber mehr hinaus wollte, ist auch in dieser Studie erkennbar: Vaillant’s main conclusion is that

    “warmth of relationships throughout life has the greatest positive impact on ‘life satisfaction’”.

    -> Dazu verweise ich auf das hier:

    Zitat:
    bote19
    3. Februar 2019 @ 09:10

    hto
    der Mensch beutet den Menschen aus. Das war schon früher so, nur heute hat es System.

    -> Das ist das Eine.
    Ein Weiteres wäre, dass Menschen heute fundamental intollerant und vollkommen kompromissunwillig (aka fähig?) sind.

    Und das liegt daran, das genau diese Beziehungen heute von den höheren Ebenen der Gesellschaftstrukturen vor allem in den unteren Schichten niemals anerkannt und akzeptiert werden und daraufhin strukturel oder aktiv gegen diese Beziehungen aggiert wird. Spaltung ist heute primäres Herrschaftswerkzeug.

    Die familieninterne Harmonie und Beziehungsinnigkeit muß man sich auserdem leisten können, sonst ist immer irgendwer unzufrieden. Meist ist es Frau und Kind, die den Vater am meisten dafür verantwortlich machen, das andere Menschen, die sie aus ihrer Perspektive sehen, Maledivenurlaub machen, erfolgreiche Unternehmen erfolgreich führen oder einen Pool im Keller haben und sie nicht.

    Wenn man so will, ist der wirtschaftliche Erfolg der westlichen Hemisphäre auf die Nörgellei der Frau “geschuldet”, die nimmersatt immer alles haben will. Und so ist das Spesenkonto des Single-Mannes noch immer das größte Budget, was er einzuplanen hat, um das “beste Weibchen” zu bekommen. Oder überhaupt an irgendeines, welches sich dazu eignet. Denn was übrig bleibt, tut es in der Regel leider nicht.

    Der Beweis für diese These könnte in der Reformation gesehen werden, wenn man wüsste, was sie für die Populationen bedeutete (neben der ganzen Ideologie). Oder im Tschernobyl-Fallout oder in der Kontamination, die der Tunguska-Vorfall erzeugt hat.

    Meint: Wenn man Frauen zu Göttern macht, braucht man sich nicht wundern, wenn sie ihre potentiellen Ehemänner verschmäht, weil es irgendwo anders (und im angewandten Starkult überall gut sichtbar) einen besseren gibt.

    Die Flüchtlingsbewegungen, die sich alle 20 Jahre etwa auf neue Rekorde steigern, sind genau solcher falschen Freiheit und Illoyalität geschuldet, die durch die Hetze gegen den Mann ebenso in aneinandergereihten Gaußkurven regelmäßig jede Generation wiederholt. Siehe Asylstatistik, die eine ähnlich signifikante Steigerung in den beginnenden Neunzigern verzeichnet.

    Keine Ahnung, was zielgesetzt ist. Das Resultat ist jedenfalls, dass in jeder Generation faktisch ein wesendlicher Teil der heranwachsenden Männer (und Frauen auch) auf mehreren Ebenen aus der Gesellschaft ausgeschlossen/ausgestoßen wird.
    Und dieser Prozess erzeugt dann diese Phasenweise Flüchtlingsbewegungen in die scheiternde/zersetzte Population hinein.

    Wer im Zusammenhang mit diesen Aussagen und den Flüchtlingsereignissen von Austausch der Bevölkerung spricht, hat nicht ganz unrecht.

    Und ein Schelm, wer glaubt, hier könne es sich um eine politische Strategie handeln, die einer gut durchdachten Planung folgt. Wenn es auch nur ein Notfallplan sei, weil diese Gesellschaften eben noch nicht, oder so strukturiert, eh nie stabil sind, wie sie es in Gesellschaften mit traditionellem Patriarchat sind.

    Die westlichen Gesellschaften sind nämlich allesamt faktisch selbst Fluchtgesellschaften (USA als flüchtende Europäer-Gesellschaft), oder Gesellschaften, die eh zusammengewürfelt und dann in die “Unabhängigkeit” verlassen wurden (Kollonialzeiten).

    Und angesichts der USA kann nun niemand erklären, es sei die erfolgreichste Gesellschaft, weil sie auf das, was sie uns seit merheren Hundert Jahren weißmachen will, nämlich Freiheit und Gleichheit, also irgendwie alle guten Ideale, die man uns zur Verlockung vorhält.
    Niemand hat je gezählt, wieviele Menschen in die USA auswanderten und wieviele davon überlebten und eine Familie über Generationen gründeten und erhielten.
    Die USA war ein Sammelbecken von unzählbaren Menschen, die uns heute weißmachen will, ihr Erfolg beruhe auf dieser verlockenden, fundamentalen Freiheitsideale und produziere dafür auch keine Opfer, weil eben alles ideal abläuft und die Verhältnisse für alle das Beste bereithielt.

    Der Erfolg Nordamerikas (und darin nicht nur stellveretend, sondern eigentlich nur die USA)und mit ihr der gesamte Westen ist ausschliesslich nur darauf zurück zu führen, das neben der “alten Welt” eben immer diese verlockende Alternative bestand und diese verlockende Alternative (USA) immer genau mit dieser Verlockung in die Welt hinein töhnte, alles sei dort besser. Also alles nur Marketing, anstatt Wahrheit. Denn niemand wird nur deswegen glücklich, reich und alt, nur weil er diesem Versprechen/dieser Verlockung folgt. Das “hier kann man alles werden” (etwa Millionär) ist keine Lüge, aber es verschweigt, dass es nicht jeder kann. Warum ob der Fokussierung der USA auf das Wirtschaftliche das gesamte amerikanische Volk, das nicht Millionär wurde, nicht schon längst Revolution machte, ist unklar. Wahrscheinlich liegt es daran, das ein enttäuschter, demoralisierter, gebrochener, gescheiterter, hoffnungsloser Mensch eben auch keine Revolution mehr macht, sondern in der Resignation sein Leben fristet und dafür auch noch von der Gesellschaft ausgestoßen wird. Etwa weil solche dann dem Drogenrausch zugetan sind.
    Und womöglich 10, 20 Jahre früher stirbt – wo wir wieder bei der Frage sind, um welchen Preis hier das platteste Ideal der Freiheit und der scheinbaren Souveränität aufrecht erhalten werden darf, welches sich so gar nicht mit der Wirklichkeit deckt, dass man dem ganzen Konstrukt dann auch recht geben müsste.

    Freiheit heisst hier auch unausgesprochen, aber ausdrücklich: Bindungslosigkeit, Beziehungslosigkeit, Verantwortungslosigkeit. Umfassende Freiheit eben. Dann ist natürlich auch Arbeit die einzige Würde, die es zu haben gilt. Denn dann dient man ja der “Gesellschaft”, wie es immer suggeriert wird. Ist nützlich. Ist dann wer. Nämlich Strassenfeger, Gartenlandschaftpfleger, Pizzabote, Callcenter-Servicepersonal, …

    Arbeit als Würde auszurufen, ist in diesem Sinne Hetze gegen solche, die sie nicht haben (warum auch immer). Und zwar sehr subtile. Weil erst von der Gesellschaft abgespalten/ausgestoßen, damit unter Druck gesetzt und dann auch noch durch die Hintertür als unwürdiges Mitglied der Gesellschaft erklärt.
    Und alles nur, weil es erhabene Eliten so wollen. Sie betreiben die Spaltungder Gesellschaft und Entwurzellung des Einzelnen vollkommen bewusst bis in die Familien hinein nach Plan. In diesem Sinne ist jedes Freiheitsversprechen der Dolchstoß für diese angesprochenen Familienbeziehungen. Man braucht sich ja nicht mehr mit der familiären Enge (wie es meist so heisst) auseinander zu setzen und miteinander auskommen.

  40. @Frau Schmidt: Sinnlosigkeit

    Da ist ‘was dran. Viele Menschen zehrt es aus, ein ihrer Erfahrung nach sinnloses Leben zu leben.

    Aber bei den Menschen in den Pflege- und Lehrberufen, wo Burn-out am häufigsten auftritt, spielt tatsächliche Überarbeitung durch Kompensation der Mängelwirtschaft meinem Eindruck nach tatsächlich auch eine Rolle.

    P.S. Sinn wurde ja dank der “Professionalisierung” aus Medizin und Psychologie weitestgehend verbannt. Das rächt sich jetzt. Daher laufen so viele Leute heute lieber zum Buddhisten oder Yoga-Guru.

  41. @Memo: Wenn Sie sich mal kurz fassen könnten, dann könnte man vielleicht einmal wieder den Versuch wagen, einen Ihrer Kommentare zu lesen. Schauen Sie sich doch einmal die Länge der anderen Kommentare hier an.

    Sie können natürlich auch Ihren eigenen Blog starten und dort so lange Artikel schreiben, wie Sie wollen…

  42. @foobar407 + Frau Schmidt

    An Wärme mangelt es, das sehe ich auch so. Ein Miteinander in ausgehöhlten reinen Geschäftsbeziehungen, wo es nur um den finanziellen Ertrag geht, ist wenig wert. Der allseitige tendenzielle Betrug an Lieferanten, Mitarbeitern und Kunden hinterlässt auch entsprechende Emotionen der Leere, im Endergebnis.

    Die Überflussgesellschaft verwaltet den Überfluss bei den einen, bei den andere fehlt es dann. Die potentiellen Überflusskrisen der deregulierten Wirtschaft sind lebensgefährlich, bei uns noch nicht so, der fleißige und fügsame deutsche Arbeitnehmer macht uns noch zum Exportweltmeister, wenigstens. Aber in dem System leben auch wir gefährlich, wenn die meisten von uns dann doch nicht mehr gebraucht werden.

    Sich gegenseitig unterstützen und füreinander da sein gehört zu einem erfüllten Seelenleben dazu. Die meisten Menschen kommen nicht damit zurecht, sich nur gegenseitig abzuziehen und in sozialer Kälte einen Profit zu machen, der als sinnloser Konsum am Ende noch die Umwelt zerstört.

    Aussteigen und sich mit Natur und Menschen beschäftigen ist eine Option, vor allem, wenn man gelernt hat, selbständig zu denken und zu arbeiten. Den verlorenen Geist im Leben kann man suchen, und wiederfinden. Wenn die alten Mythen versagen, sind neue Mythen gefragt, die zu den Kenntnissen der Wissenschaft passen, und die geistigen Dimensionen doch einschließen.

    Ausgebrannte Seelen in ausgebrannter Erde sind keine gute Option, wir müssen uns mal effektiv wehren, glaube ich.

  43. Schleim: “Man denke an die Proteste der 1960er …”

    Das System hat sie aufgrund fauler / bewusstseinsschwacher Kompromissbereitschaft ASSIMILIERT und in die Institutionen zur gleichen Verkommenheit integriert – so sind auch alle Revolutionen nur Reformationen des imperialistischen Faschismus.

    So ist es derzeit auch kein Wunder, dass die Kommunisten / Sozialisten nur Zeitgenossen der kreislaufenden Unwahrheit / Dummheit sind und sie sich nicht einmal mehr trauen das Wort Verstaatlichung in den Mund zu nehmen, es könnten ihnen ja Wählerstimmen eines absolut verachtenswerten Parlamentssystems verloren gehen.

    Die Masse die ihren Protest auf leicht kontrollierbaren Plattformen demonstriert und dabei stumpf- wie blödsinnige Forderungen in Kompromissbereitschaft zu den “Treuhändern” des Systems formuliert, ist sehr leicht korrumpierbar und hat schon am Anfang ihrer “Bewegung” verloren.

  44. @Jeckenburger: Psyche & Ökonomie

    Die Exportweltmeisterschaft ging aber auch schnell wieder vorbei… und jetzt gerade warnt der Finanzminister vor dem wirtschaftlichen Abschwung.

    Mein Vorschlag wäre, sich Schritt für Schritt von der Wirtschaft unabhängig zu machen. In zwischenmenschlichen Beziehungen zum Beispiel ist grenzenloses Wachstum möglich. Dann noch etwas Nahrung, ein Dach über dem Kopf… und ich unterrichte dann etwas Philosophie… oder Yoga.

    Für den theoretisch-betriebswirtschaftlichen Rahmen, siehe: David C. Korten (2015). Change the Story, Change the Future: A Living Economy for a Living Earth. Berrett-Koehler Publishers.

    Ausgebrannte Seelen in ausgebrannter Erde sind keine gute Option, wir müssen uns mal effektiv wehren, glaube ich.

    Woran denken Sie?

  45. Hey Schleim(er)!

    Sie sind nur neidisch, weil meine Kommentare mehr Substanz enthalten, als ihre Beiträge, die seit Ewigkeiten, ausser ein paar aktualisierte Zahlen, nichts Neues erklären.

    Ist Demokratie nur provozieren und dann in der Reaktion darauf auf das Antidemokratische warten?
    Oder konkreter: Ist Demokratisierung Neurodegenerieren?
    Antworten sie begründet.

    @ Jeckenberger:

    Woran denken sie?
    Erstmal Venezuela überfallen?
    Denn die imperialistische Menschenseele braucht erfolge in seiner unendlichen Kränkung und Unerlössbarkeit.

    Was, wenn ihre Aussagen zu Handlungen Anderer werden?

    Siehe hier:
    https://www.youtube.com/watch?v=wIxQF0-6oPs&t=631s

    Kleiner Vortrag über Marketing und persönliche Daten.
    Kann einer jemanden zum Kauf von Produkten bringen, die er sonst nie gekauft hätte, wieso sollte das nicht auch mit Gewaltakten funktionieren?

    Schon der Webbaer riet mir einst, ich solle doch nach Syrien zum IS gehen.

  46. @Memo: “Schleim(er)”

    Wenn es Ihnen so “ernst” mit der Diskussion ist, dann brauche ich Ihre Äußerungen ja auch nicht zu lesen.

    Aber wenn Sie die Diskussionsregeln hier weiter so missachten, dann fliegen Sie raus.

  47. @Jeckenberger/Memo: Ich habe Ihnen schon einmal nahegelegt, an einem anderen Ort mit der Diskussion weiterzumachen.

    Jedenfalls verstehe ich nicht, was Venezuala, Syrien und der “Islamische Staat” mit meinem Blogartikel zu tun hat. (Nein, bitte sehen Sie das nicht als Aufforderung an, es mir irgendwie zu erklären.)

  48. @ Schleim:

    Haben sie auch versucht, die Konklusio im letzten Absatz zu finden? Das mache ich manchmal, wenn der Text sich zäh und irgendwie … anfühlt. tldr und so.

    Das Problem bei meinen Kommentaren wird sein, das diese Schlußsätze bei mir nicht diese Funktion haben, etwas unterm Strich zu schliessen. Mein Schlußsatz ist irgendwo innerhalb des Textes.

    Vielleicht nervt sie diese unkonventionelle Art?

  49. @Jeckenburger

    Aussteigen und sich mit Natur und Menschen beschäftigen ist eine Option, vor allem, wenn man gelernt hat, selbständig zu denken und zu arbeiten.

    Das dürfte aber nur für wenige Menschen in Frage kommen und auch für die dürfte es erheblichen Verzicht und immense Einschränkungen bedeuten. Es gibt ja einige Dokumentationen von Leuten, die irgendwo in Alaska in der Wildnis leben. Klar sind manche Aspekte davon dann sehr attraktiv, aber häufig sind die Leute auch einsam.

    Weiterhin kann das auch nicht Ziel sein, dass Deutschland irgendwann nur noch von Einsiedlern im Wald bewohnt ist 😉

  50. @foobar407: Umdenken

    Ich denke nicht, dass es ums Einsiedlerleben geht, so wie in “Walden” oder “Into the Wild”. Da steht ja auch: …mit den Menschen!

    Fakt ist doch, dass uns permanent angelernt wird, wir bräuchten ganz dringend irgendwelche Dinge, die es vor fünf, zehn, zwanzig, fünfzig… Jahren nicht einmal gab und auch heute in vielen Teilen der Welt nicht. Wenn wir aber nicht genug Dinge haben, dann macht uns das Unglücklich, fühlen wir uns als Versager. Um die Dinge zu bekommen, müssen wir bzw. die meisten von uns aber arbeiten und dann steckt man in der Tretmühle, die meistens auch Stress bedeutet.

    Ich erinnere mich noch an die Zeit, in der ich mich mit östlicher Kampfkunst beschäftigte. Da las ich, dass ein Shaolinmönch zwei Dinge besaß, nämlich seine Kutte und eine Reisschale. Vielleicht noch eine Lampe.

    Zwischen diesen extremen wird es doch noch andere Zwischenstationen geben, die der psychischen Gesundheit zuträglich sind.

  51. Eine andere Formulierung ist das berühmte Zitat: “Was mich nicht umbringt, macht mich stärker.” Ursprünglich stammt es aus Friedrich Nietzsches “Götterdämmerung”, also von dem Philosophen, der mit 55. Jahren – wahrscheinlich an den Spätfolgen der Syphilis – erbost im Irrenhaus starb.

    Es mag ja vieles an Nietzsche zu kritisieren geben. Aber dass ein Philosoph später aufgrund einer Erkrankung auch psychische Probleme hatte, ist doch – ebenso wie die Verwendung des Begriffs “Irrenhaus” – keine gute Grundlage, um ihn zu diskreditieren, oder? Besonders nicht als Abschluss eines (ausgesprochen guten) Textes der von der Notwendigkeit handelt, psychische Leiden ernst zu nehmen. (Der Kalenderspruch ist natürlich trotzdem Bullshit.)

  52. Schleim: “Mein Vorschlag wäre …”

    Hast Du wirklich noch nicht erkannt wie die Wirtschaft / der Wettbewerb bis in die tiefsten Tiefen zwischenmenschlicher Beziehungen spaltend wirkt und SYSTEMRATIONALE Neurosen wie Psychosen gestaltet, glaubst Du tatsächlich die Masse der Wohlstands- und Gewohnheitsmenschen könnte sich malsoeben von Miete und Konsumautismus unabhängig machen, da treibt wohl der Neoliberalismus seltsame Blüten von “Flexibilität” und Ich-AG durchs Wolkenkuckucksheim???

  53. @Shaolin-Schleim

    Hatte denn der Shaolinmönch ein erfülltes Leben?

    Ich habe ja auch gerade erst letztens mit Freunden Überlegungen angestellt, ob man nicht lieber irgendwo in Kanada eine halb-autarke Siedlung aufbauen sollte, wo sich jeder ein bischen mit dem einbringt, was er gerne macht, und natürlich auch nur in dem Maße, wie eben stressfrei bleiben kann – und sorry, die Stelle mit der philosophischen Lebensberatung ist leider schon vergeben 🙂 . Aber ich denke doch, dass es irgendwie möglich sein muss, an Ort und Stelle etwas zu bewegen. Wir Menschen können doch unsere Gesellschaft mitprägen, warum soll es dann immer die Flucht (Wildnis, Indien, etc.) als Ausweg sein? Mal davon abgesehen, dass man ja dann wieder seine Familie zurücklässt, und wenn man dann noch um die halbe Welt fliegt, sieht man sich ja noch nicht mal mehr zu Feier- oder Geburtstagen.

  54. @Janina: Nietzsche

    Ich wollte Nietzsche nicht wegen seiner Erkrankung diskreditieren.

    Ich meinte das eher als ein Beispiel für ein giftiges Männlichkeitsideal, denn die Syphilus hat er sich wahrscheinlich als junger Mann beim “Vergnügen” mit Prostituierten zugezogen. Das war damals normales Männerverhalten.

    Und zu seiner Zeit hieß das tatsächlich noch “Irrenhaus”.

  55. @hto: aussteigen

    Sie hören sich manchmal, nein häufig wie eine kaputte Schallplatte an, die immer wieder zum selben Punkt springt.

    Ich hatte hier an Foobar doch schon einige Beispiele für Aussteiger genannt.

    Es ist so einfach oder so kompliziert, wie wir uns das denken.

    In diesem Kontext und insbesondere für Männer lohnt sich vielleicht noch ein Blick auf die MGTOW.

  56. @foobar: aussteigen/einsteigen

    Hatte denn der Shaolinmönch ein erfülltes Leben?

    Das müssen Sie ihn fragen… Ich vermute, dass er sich darüber nicht den Kopf zerbrochen hat.

    Wieso eigentlich Kanada? Geht doch nach Südostasien.

    …und sorry, die Stelle mit der philosophischen Lebensberatung ist leider schon vergeben.

    Hmm. Vielleicht Yoga? Bloggen? Müll sortieren? …?

    Aber ich denke doch, dass es irgendwie möglich sein muss, an Ort und Stelle etwas zu bewegen. Wir Menschen können doch unsere Gesellschaft mitprägen…

    Ja, sicher, und wir tun es auch permanent.

    Die Rollenbilder, die wir permanent sehen und spielen, halten die Gesellschaft so in Stand, wie sie ist. Aber manchmal spielen wir eben auch andere Rollen.

  57. @Schleim

    Niemand kann AUSSTEIGEN, das ist eine Illusion, eine mit mehr oder weniger Bewusstseinsbetäubung – es bleibt dabei nur die Frage wie bewusst, bzw. wie zynisch-gleichgültig oder abgestumpft dies geschieht!!!

    Mensch bedeutet immer alle – geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein, nicht egoisierendes “Individualbewusstsein”!!!

  58. Gebildete Suppenkaspermentalitäter sind die Garanten dieser konfus-priviligierten Welt- und “Werteordnung”!?

  59. @Schleim + Jeckenburger
    Es ist nicht nur die Sinnlosigkeit, sondern auch das Gefühl der fehlenden Anerkennung für das, was man leistet. Ich vergleiche das gern mit einem Pokerspiel, bei dem die wenigen Gewinner von Anfang an feststehen und die darüber bestimmen nach welchen Regeln gespielt wird. Das eigene Können und auch das Verständnis der Regeln ist dabei völlig zweitrangig, denn es ist wie eine Lotterie, bei der man nur äusserst selten einen Gewinn ziehen, aber mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit mit einer Pleite davon kommen kann. Die ungleiche Verteilung des Bodens, der Güter und Produktionsmittel sorgt nämlich dafür, dass die lohnabhängig arbeitende Mehrheit kaum in der Lage ist selbst ihre existenziellen Bedürfnisse zu befriedigen und gleichzeitig dazu gezwungen wird ihre Lebenszeit und all ihre Kraft dafür einzusetzen, um überhaupt mal existieren zu können.

    Die gesellschaftlichen Probleme also, die wir beklagen, sind also nur die Symptome einer tiefen Spaltung zwischen den Besitzenden und Besitzlosen. Die Besitzlosen leiden darunter, dass ihre Lebensräume und Lebensgrundlagen mutwillig zerstört werden für Profite anderer. Das macht ihr Leben immer schwieriger und gefährlicher – und auch kürzer; Allein in der Hansestadt Hamburg leben die Männer im ärmsten Viertel gerade mal 70 Jahre, im reichsten dafür 82.

    Denen gegenüber stehen nämlich nach wie vor die Besitzenden, die dermassen berauscht und besessen von der eigenen Macht sind, dass sie die Konsequenzen ihrer Tätigkeiten auf dieser Welt gekonnt ausblenden. Das sind Menschen, denen es näher liegt sich eine Retortenstadt auf dem roten Planeten zu bauen, als sich um die alltäglichen Probleme auf unserem blauen Planeten zu kümmern. Das macht man ja in den Kreisen ja sowieso, indem man private Stiftungen unterhält und sich bei Charity-Galas auf dem roten Teppich im Blitzlichtgewitter zeigt – wenn überhaupt.

    Die eigene Überforderung fängt also schon damit an, wenn man dieses unfaire Pokerspiel durchschaut hat und den Wunsch entwickelt hat sich an diesem Spiel nicht beteiligen zu müssen. Alles hängt ja schliesslich irgendwie miteinander zusammen und man kommt da auch nicht so ohne Weiteres heraus. Der Weg in die Natur ist deshalb tatsächlich der einzige gangbare Weg, den einem aber immer offen steht, wenn man die Natur versteht – also sich selbst und die eigene Ur-Veranlagung, die in unseren animalischen Instinkten steckt.

    Wir Menschen können jedenfalls immer erfinden, was wir wollen, die Natur mit all ihren physikalischen Gesetzen hat aber uns ‘erfunden’ und somit gibt es immer irgendwie einen Masterplan, der uns einen Hinweis darüber geben könnte wie es weiter gehen kann. Es ist zwar daher schade, dass die moderne Menschheit sich nicht mal darauf einigen kann, dass es wichtig ist den natürlichen Masterplan zu befolgen und sofort aufhören muss den Planeten in eine giftige Müllkippe zu verwendeln. Wenn man sich aber dies vergegenwärtigt, dann ändert sich schon viel, allein schon, weil man dadurch viel bewusster lebt

  60. @Schmidt: Masterplan, Mensch und Natur

    Ja, gut beschrieben – auch wenn natürlich das, was beschrieben wird, nicht so gut ist.

    Ich vergleiche die Gesellschaft übrigens lieber mit einem Monopoly-Spiel, bei dem die besten Straßen schon vor Beginn des Spiels vergeben sind. Man kann vielleicht auch noch irgendwas gewinnen, bei entsprechender Anstrengung und/oder etwas Glück, aber die Mühen sind doch ungleich größer als bei denjenigen, die zum Beispiel schlicht reich erben.

    Aber dass zum Beispiel das deutsche Bildungssystem sozial ungerecht ist und die Spaltung zwischen Besitzenden und Besitzlosen vertieft, das wissen wir doch seit Jahrzehnten. Die Berichte werden alljährlich in den Medien behandelt, beinahe “gefeiert”. In jüngerer Zeit wurden ungewünschte Textpassagen von der Regierung übrigens schon ‘mal “korrigiert”.

    Hat sich daran etwas geändert? Etwa in der Zeit, als die ehemalige Arbeiterpartei “Aufstieg durch Bildung”, kurz SPD, zusammen mit den Grünen an der Macht war?

    Nein.

    Die Mehrheit der Menschen fand und findet sich schlicht mit dem Status quo ab. Das ist eben viel einfacher. Und in dem eingangs erwähnten Monopoly-Spiel fallen bisher für die Mehrheit doch noch genügend Krümel für ein erträgliches Leben ab. Und für den Rest gibt es eben den Psycho-Markt mit seinen Diagnosen – in diesem Sinne stimme ich Herrn Bergmann sogar zu. Ich sage nur nicht, dass darum die Probleme der Menschen eingebildet sind.

    Ich glaube an die selbstkorrigierenden Kräfte der Menschheit und auch der Natur. Aber manchmal geht es erst einmal ganz schön schief, bevor es wieder zu einer Korrektur kommt.

    Dass wir formal in einer Demokratie leben, faktisch aber in einer Gesellschaft leben, in der in aller Regel Politik gegen die Interessen der Mehrheit gemacht wird, das liegt doch auf der Hand; dass Schulden großer Institutionen der Gemeinschaft aufgebürdet werden, erbeutete Gewinne aber in einige wenige private Taschen gestopft werden, das sahen und sehen wir doch in aller Öffentlichkeit.

    Nun ja. Die nächste Rezession zeichnet sich ja schon wieder ab. Es wird sich zeigen, wie wir Menschen damit umgehen.

    P.S. Mit Ihren Gedanken zum Masterplan könnte Sie das hier erwähnte Buch von David C. Korten, immerhin ehemaliger Harvard-Ökonom, der heute für eine andere Form des Wirtschaftens kämpft, interessieren.

  61. Wenn wir den imperialistischen Faschismus und seine Symptomatik beenden würden, gäbe es kein Vererben, diese Art der Gerechtigkeit wurde wohl auch dazu führen, dass Mensch den Anreiz für egoistisches Raffen verliert!?

  62. St. Schleim: Zu Scharlatane…
    Ich möchte hier eine Gesellschaftskritik anbringen. In diesem Land kann jeder psychisch Kranke andere psychisch Kranke mit staatlicher Lizens behandeln. Wie das geht ? Leute, die glauben ein göttliches Sendebewusstsein zu haben
    ( Wahnsinnige , Paranoide, Selbstdarsteller etc. ) lassen sich ganz offiziell als Heiler, Schamanen, Seher, Geistheiler, Kartenleger etc. nieder .Der Staat verzichtet hier auf jedwede Kontrolle und garantiert diesen MöchtegernPsychologen Narrenfreiheit in der Ausübung ihrer obskuren HeilMethoden. Wenn ein Burn out Geschädigter in die Fänge dieser Psychomafia gerät, kann man sich ausrechnen, was dabei herauskommt. In diesen Fällen ist meiner Ansicht nach nicht der Mensch krank, sondern dieses System, was einerseits bei der Ausbildung von Psychologen sehr hohe Wertmaßstäbe anlegt, andererseits aber solchen Glücksrittern die wahrscheinlich nur schnell Geld
    verdienen wollen, jede Freiheit der Massenverarschung überlässt. Gemäß Angebot und Nachfrage hat sich hier ein Geschäftsmodell entwickelt, was nur einen Sinn hat, den psychisch Geschädigten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Solange der Staat über seine Finanzämter an diesem Modell mitverdient, wird er wahrscheinlich auch nichts dagegen unternehmen…(Kapitalismus pur)

  63. Gesellschaft = Monopoly-Spiel: “Man kann vielleicht auch irgendwas noch gewinnen” – Preisausschreiben als Belohnung für die Kapitulation vor dem System

    “Eine der schauerlichsten Folgen der Arbeitslosigkeit ist wohl die, dass Arbeit als Gnade vergeben wird. Es ist wie im Kriege: Wer die Butter hat wird frech.” (Kurt Tucholsky)

    Doch viel schauerlicher empfinde ich, weil sie auch die Ursache allen imperialistisch-faschistischen Übels ist, die allzu leichtfertige Kapitulation vor dem zeitgeistlich-reformistischen System in gleichermaßen Bewusstseinsbetäubung, was alles zu Kommunikationsmüll macht.

  64. @Golzower: schwarzweiß

    So schwarzweiß ist die Welt nicht, das ist mir zu einfach. Und hier im Text – sowie in einem Folgetext in der Serie der Daimler und Benz Stiftung – wurden ja gerade etablierte Psychologie- und Medizinprofessoren für ihre zweifelhaften Geschäftspraktiken kritisiert.

    Umgekehrt sind auch nicht alle aus der “alternativen Szene” Scharlatane. Vielleicht können Sie sich das schwer vorstellen aber ich bin schon Menschen begegnet, die hatten schlicht ein großes Bedürfnis, einmal in den Arm genommen zu werden. Dieses ungestillte Verlangen kann sich sogar in somatischen Problemen (sprich: körperlichen Krankheiten) äußern.

    Beim Hausarzt oder der universitär ausgebildeten Psychotherapeutin gibt es keine Berührungen; das ist verpönt, gilt als unprofessionell.

    Warum sollte also jemand mit diesem (menschlichen) Bedürfnis nicht zu einem Coach o.ä. gehen dürfen?

    Ob die Krankenkassen dann für so etwas bezahlen sollten, steht auf einem anderen Blatt. In vielen Fällen tun sie es schlicht, weil damit größere Kosten verhindert werden. Alternative Behandlungsweisen sind also unter Umständen sogar ökonomisch sinnvoll. Und die Patienten, für die das System immerhin gedacht ist, sind damit auch oft zufrieden. Sonst würden sie da ja nicht hingehen.

  65. Ja du hast recht Golzower, dass ist der Zynismus den besonders der Neoliberalismus mit seinen Ich-AG’s, bzw. der lächerlichen Gründermentalität für’s insolvente Unternehmertum wie der gute Sandmann unter das Volk streut. Jede mikrokosmologische Illusion ist denen dafür willkommen, passt hervorragend zur systemrational-konfusionierten “Gemeinschaft”.

  66. Herr Schleim: Schwarz Weiss Scharlatane
    Der Mensch beurteilt von seinen eigenen Erfahrungen her. In dieser Szene werden zum Teil Menschen(Typen) auf die Menschheit losgelassen, die keinerlei Qualifikationen besitzen. Mit dem Beitz eines Gewerbescheins dürfen sie unbegrenzt an der Psyche anderer Menschen herumexperimentieren wie andere in Versuchslaboren an Mäusen. Juristisch gesehen haben sie keine Nachteile zu befürchten, da man solche “Kunstfehler” im psychischen Bereich so gut wie nicht nachweisen kann. Der Gesetzgeber(Staat) hat ihnen also beinahe Narrenfreiheit gegeben. Im Internet lassen sich viele Berichte über solche “Heiler” nachlesen. Siehe Heilpraktiker ,die Menschen mit ernsthaften Erkrankungen nach ihrer HausmannsArt behandelt haben, was das ganze noch verschlimmerte. Ich denke, dass ist nur die Spitze des Eisberges . Im Prinzip kann sich jeder-ich auch- als Heiler betätigen und sein Nichtwissen in Geld umsetzen und Menschen nach seinen zum Teil irrigen Vorstellungen behandeln bzw. misshandeln. Wenn “Menschen in die Arme genommen werden wollen” wie sie schreiben, so ist das für mich ein innerer Schrei nach Liebe und Geborgenheit. Qualitäten, die diese kalte Gesellschaft den Menschen nicht bieten kann, da jeder nur an sich denkt. Das Schizophrene für mich ist, dass man für diese Streicheleinheiten wieder viel Geld bezahlen muss. Der WERT Mensch wird eben nur über seinen Geldwert bestimmt.

  67. @Golzower: Beschützerstaat

    In der Gesellschaft herrscht erst einmal Vertragsfreiheit. Das heißt, dass (erwachsene) Menschen untereinander Verträge schließen können – einschließlich eines Behandlungsvertrags –, sofern darin nicht gegen Gesetze verstoßen wird. Sie fordern jetzt, dass das für (Teile der?) Alternativmedizin nicht mehr gilt. Das heißt, (erwachsene) Menschen sollen Ihrer Meinung nach in der Entscheidung eingeschränkt werden, bei wem sie Hilfe suchen. Das hört sich für mich sehr nach einem “Beschützerstaat” an.

    Ich denke, dass auch Sie einräumen müssten, dass Menschen, die z.B. zum Heilpraktiker gehen, nicht reihenweise tot umfallen. Und nein, ich glaube nicht an die magische Wirkung von Homöopathie, jedoch an die Wirkung des Placebo-Effekts.

    Die Frage nach den finanziellen Interessen schließlich betrifft mit Sicherheit nicht nur die “alternative” Szene, sondern auch die Schulmedizin. Was denken Sie, wie viele Menschen Tag für Tag unnötige diagnostische Verfahren über sich ergehen lassen müssen, schlicht weil sich die abrechnen lassen, also den Gewinn der Ärzte erhöhen bzw. Kliniken seit einigen Jahren “gewinnorientiert” wirtschaften müssen? Allein schon der Vergleich zwischen den Niederlanden, wo ich nun schon rund acht Jahre lebe, und Deutschland hat mir die Augen geöffnet.

    Und ja, Sie haben ja Recht, dass Geld vieles korrumpiert. Wenn nun aber jemand ein Bedürfnis hat und dieses nicht auf andere Weise erfüllen kann als gegen Geld, ist das dann nicht in manchen Situationen besser als nichts? Wir hatten hier das Beispiel einer Umarmung. Ich muss jetzt aber auch an behinderte Menschen denken, denen man Jahrzehnte lang das Recht auf Sexualität abgesprochen hat. War das menschlich? Jetzt gibt es vereinzelt Sexualbegleiter für diese Gruppe und das bedeutet, dem Vernehmen nach, einigen dieser behinderten Menschen sehr viel. Dieser zärtliche Kontakt ist vielleicht nicht “echt” in Ihrem Sinne – aber mir scheint, dass er Leiden lindert.

    Ich denke, dass die Diskussion etwas vom Thema abschweift, möchte aber auf diesen Schlagabtausch mit dem ehemaligen Ko-Blogger Anatol Stefanowitsch hinweisen, in dem es um Schul- vs. Alternativmedizin ging:

    Schleim: Autoritäre Wissenschaft und das Recht auf Placebo-Medizin

    Stefanowitsch: Der aufgeklärte Patient und das Recht auf wissenschaftliche Medizin

    Schleim: Ein Plädoyer für Pluralismus in der Medizin

  68. @effektiv wehren

    Ich hatte vorgestern 13:40 geschrieben: „Ausgebrannte Seelen in ausgebrannter Erde sind keine gute Option, wir müssen uns mal effektiv wehren, glaube ich.“

    Das war erst mal nur die Idee, sich zu wehren. Überhaupt erst mal zu gucken, was da so alles möglich ist, und wann das Sinn macht, mal damit anzufangen. Es sind ja gerade Schülerdemonstrationen gewesen für hinreichende Maßnahmen gegen die Erderwärmung, zum Thema ausgebrannte Erde zumindest.

    Revolution anzetteln:
    Das bräuchte erst mal den Zusammenbruch des Kapitalismus. Vielleicht kommt der sowieso, das könnte unvermeidlich sein. Aber Lust habe ich dazu nicht. Ich bin kein Freund von Gewalt und Elend. Ob die dann mögliche Revolution nicht zur Lösung, sondern nur zu neuen Herren und neuer Korruption bei gleichzeitiger Misswirtschaft führt, ist schwer absehbar. Die Drohung der Revolution hat aber historisch gesehen immer wieder vieles Gute bewirkt.

    Wählen gehen:
    Was als erstes anstünde in Deutschland, dass wäre eine Reform von Harz4. Also Arbeitslosenhilfe und Aufstocken ohne Schikane, Arbeitszwang und Sanktionen. Wer Ehrenamtlich oder auf Zuverdienst gut beschäftigt ist, sollte in Ruhe gelassen werden. Erstmal sollten die Arbeitslosen gefördert werden, die ohne Job nicht klarkommen, und hier die Arbeitsangebote konzentriert werden. Also gucken was Linke oder Grüne hier vorhaben, und entsprechend wählen gehen. An dieser Stelle angefangen würde sich eine Entspannung auf dem ganzen Arbeitsmarkt ausbreiten. Das würde mittelfristig dem Ausbrennen der Seelen entgegenwirken.

    Demonstrationen und Parteiarbeit machen:
    Da kenne ich mich nicht gut mit aus.

    Maßnahmen im eigenen Leben ergreifen:
    Wer gut verdient, kann einfach aussteigen, wenn er genug gespart hat. Und sich vom Geld abwenden und sich Natur und Menschen zuwenden. Wer was drauf hat, ist auch wichtiger, und kann Forschung in die richtige Richtung betreiben. In der Soziologie, Psychologie und Medizin sich in Richtung Mensch und Natur orientieren, ist ja nicht selbstverständlich. Profit mit Medikamenten machen und die Menschen einfach hängen lassen muss ja nicht sein. Wer keine Möglichkeiten findet, beruflich was Vernünftiges zu machen, kann sich auch kaputt schreiben lassen, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet und dann auf eigene Rechnung gute Sachen machen. Sofern man das kann. Dann abhängen und fast nichts machen will ich niemand empfehlen, da sehe ich tagtäglich in der Psychoszene vor Ort, dass das nicht glücklich macht.

    Das Problem überhaupt erkennen:
    Weniger Konsum ist ein wichtiges Element gegen ausgebrannte Menschen und gegen ausgebrannte Erde. Dass die Mehrheit der Menschen das erkennt, ist die Voraussetzung für alle anderen Maßnahmen. Also Werbung dafür machen, bei jeder Gelegenheit.

    Haben wir eine Chance auf Erfolg in den nächsten 30 Jahren?
    Geistige Unterstützung für gute Aktionen aller Art seitens der geistigen Wirklichkeit ist wahrscheinlich. Religiöse Weltuntergangskonzepte sind recht ungünstig dagegen. Die Erde verrecken lassen und in den Himmel umziehen ist keine gute Einstellung. Das der Erde die Kraft ausgeht, und wir auch schwach davon werden, ist nicht zu erwarten. Im Gegenteil, je dringender das wird, desto mehr Unterstützung ist zu erwarten. Inspiration, Kreativität und Mut hat geistige Anteile. Da steckt noch Energie und Potential drin. Gute Aktionen haben den Rückenwind aus dem ganzen geistigen Kosmos, würde ich mal vermuten, egal was man im Einzelnen glaubt. Also haben wir eine Chance.

  69. @ Tobias Jeckenburger
    6. Februar 2019 @ 12:34

    -> Also aus ihrer naiven (oder hinterlistigen) Ethik-Esotherik geht weiter nichts hervor.

    Vor allem nicht, das die jüngsten “kinderdemos” gegen Klimaerwärmung irgendwas gebracht haben.
    Das sollen sie im Sinne der Eliten auch nicht. Sie sollen nur die Gesellschaft spalten und die amtierende Generation verschleissen, damit sie ihren Einfluß verliert, sodass alles wie bisher weitergehen kann.

    Diesen Kampf fechten sie in jeder Generation aus. Weil in jeder Generation ein neuer Dämon herranwächst, der die etablierte Autorität fundamental in Frage stellt.

    Wenn sie so wollen, töten sie ihre eigenen Kinder (die eigene Nachfolge-Generation), nur damit sie ihre eigene Existenz weiterhin als dominierend aufrecht erhalten können.

    Und ihre Verweigerung (wie jene aller anderen), sich mit dieser Frage zu befassen, zeigt mir nur auf, das auf metapsychischer Ebene bei solchen Verweigerern der Anerkennung über die eigenen Leichen im Keller Instinkte wirksam sind, die man ansonsten immer verachtet.

    Ja, man kann auch passiv und scheinbar “unschuldig” an Verbrechen mitwirken.

    Denn die moderne Thgeorie von Schuld geht ja so, dass man eine aktive Tat gegen geltendes Recht verbrochen haben muß. Aber solche Verbrechen sind eben doch wieder nur eine Spitze des besagten Eisbergs. Daraufhin Prozesse und Urteile aufgrund Gewaltverbrechen nur Schauprozesse, die ganz Orwellsch eine falsche Realitätswahrenehmung in jedem Menschen etablieren.

    Aus ihren Erklärungen oben folgt erwartungsgemäß nichts. Der Beweis dafür liegt darin, dass alle Problemfragen, die heute auf der Tagesordnung simmuliert behandelt werden, immerschon Problem gewesen sind. Und die moderne Nudging-Politik nur Pflaster verteilt und Ruhigstelungspolitik betreibt – was man aber auch gut und gerne (passend) Betäubungspolitik nennen kann.

    Bestes Beispiel sind die Grünen, die in den 70´gern sich formiert haben, in den 80´gern parlamentarisch wurden und zwar in Sachen Umweltschutz eine Tendenz erwirkt haben, aber was an dem damals schon bestehender Vision auf sozialer Ebene bestanden hat, ist bis heute nur in Sachen Gleichstellungspolitik für Frauen erfüllt worden.

    Und nun erklären sie konkret, was “Schülerdemonstrationen” bisher für Erfolge erzielt haben? (Ausser einer massenmedialer Reichweite, die jedem Kind zuteil wird, wenn es nur richtig in Szene gesetzt wird.)

  70. @Schleim: Rollen und Institutionen

    Die Rollenbilder, die wir permanent sehen und spielen, halten die Gesellschaft so in Stand, wie sie ist. Aber manchmal spielen wir eben auch andere Rollen.

    Genau. Rollen werden immer nur durch andere Rollen ersetzt. Mein Punkt ist, dass neue Rollen nicht immer besser sind als alte Rollen, und dass man durchaus auch zu alten Rollen zurückfinden darf.

    ich bin schon Menschen begegnet, die hatten schlicht ein großes Bedürfnis, einmal in den Arm genommen zu werden. […] Warum sollte also jemand mit diesem (menschlichen) Bedürfnis nicht zu einem Coach o.ä. gehen dürfen?

    Nicht dass ich hier gegen Alternativmedizin sprechen möchte, aber das Beispiel finde ich bezeichnend für den Umgang heutzutage mit Problemen. Dass dieser Mensch ein Bedürfnis nach menschlichem Kontakt hat, hat doch eine Ursache. Die Lösung ihn zu einem Alternativmediziner gehen zu lassen behandelt aber nur das Symptom. Dass dieses Bedürfnis nämlich entstanden ist, weil es zu wenig Umarmungscoaches gibt, wird ja vermutlich niemand behaupten, und dass es dagegen entstanden sein könnte, weil dieser Mensch keine funktionierende Familie hat, finde ich überaus plausibel.

    Generell sehe ich an vielen Stellen diese Tendenz, dass durch neue Rollenmodelle einiges an dem verloren geht, was für den Menschen wichtig ist, und dass man aber immer nur damit darauf reagiert irgendeine Form von künstlichem Ersatz zu schaffen. In der Politik dann gerne auch institutionalisiert: Wie oft wurde mir schon gesagt, ich müsse meine Kinder in den Kindergarten bringen, damit sie mit anderen Kindern spielen können. Sind wir wirklich schon so weit, dass sich denn kein Mensch mehr vorstellen kann, dass das Spielen mit anderen Kindern auch außerhalb von staatlichen Institutionen stattfinden kann? Oder warum wird diskutiert, ob man armen Rentnern nicht noch eine Beschäftigung gibt, indem sie sich an Ganztagsschulen oder ähnlichem um fremde Kinder kümmern? Was ist denn damit, dass sich diese Leute um ihre Enkel kümmern? Ach ja, die leben ja >500km entfernt.

    PS:

    Vielleicht Yoga? Bloggen? Müll sortieren? …?

    Für MGTOW ist es bei mir nicht getan und auch zu spät, wie du vielleicht herauslesen kannst, Südostasien ist auch nicht ganz mein Ding, aber falls du doch nach Kanada mitmöchtest, wir suchen noch jemanden, der sich um den Grill kümmert und Fußballspiele kommentiert. 😉

  71. @Jeckenburger Wählen gehen:

    Also gucken was Linke oder Grüne hier vorhaben.

    Mit den Grünen wird es bestimmt nicht besser. Die haben Hartz4 doch erst eingeführt.

    Und bei den Linken kann man sich das zwar schon vorstellen, dass es in dieser Hinsicht sozialer wird (wobei man auch nach den ganzen Privatisierungen in Berlin da ganz skeptisch sein kann), die bringen aber auch noch einen ganzen Schwung anderer Themen kollektivistischer Art mit, die bei weiten Teilen der Partei Vorrang über die sozialen und wirtschaftlichen Fragen haben (siehe die Kritik von Wagenknecht und “Aufstehen”).

    Tja, und dann bleibt da so gut wie nichts mehr übrig, was man durch Wählen verbessern könnte.

  72. @Jeckenburger: Revolution & so

    Danke für diese hervorragende Übersicht, die man beinahe schon als Bedienungsanleitung lesen kann.

    Ich stimmte Ihnen zu, dass eine Revolution nicht wünschenswert ist. Selbst wenn man gute Ziele hätte, geht es meistens doch so, dass im Laufe der Revolution radikalere Kräfte an die Macht kommen und sich alles dann in eine andere Richtung entwickelt. Ist das nicht sogar eine Redewendung, dass die Revolution ihre Eltern frisst? Oder waren es die Kinder?

    Gesellschaftlich aktiv sein und nicht nur wählen gehen (dabei dann die Opposition, denn dass die heutigen bzw. ehemaligen Regierungsparteien es nicht schaffen, wissen wir ja schon) ist für mich das Mittel der Wahl. Dafür braucht man auch nicht warten, dass “der Kapitalismus” zusammenbricht – um dann durch was ersetzt zu werden?

    Meinen kurzfristigen Beitrag sehe ich vor allem darin, Menschen bestimmte Vorgänge bewusst zu machen. Dann kann man z.B. verstehen, dass man ganz viele Dinge, von denen einem die Gesellschaft weismacht, dass man sie bräuchte, für ein sinnvolles Leben gar nicht nötig sind und dem meistens sogar im Wege stehen. Man gewinnt also auch mehr Zeit zur Selbstreflexion.

    Letztlich geht es um Selbsterkenntnis: Wer bin ich überhaupt und was will ich in diesem Leben und wie kann ich das erreichen? Alles Fragen, über die sich Autor Jens Bergmann in seinen Büchern über die Ich-Kultur lustig macht also. Das scheint mir ein Mann zu sein, der sich selbst nie wirklich kennengelernt hat. Aber was nicht ist, das kann ja irgendwann noch einmal werden.

    Und ich bin auch nicht pessimistisch: An Beispielen wie der ehemaligen Autostadt Detroit, die heute in weiten Teilen zerfallen ist, sieht man ja, dass Menschen wieder zusammenrücken und einander helfen, wenn die Umstände widriger werden. (Z.B. gemeinsam regeln, dass die Kinder in die Schule kommen oder es Krankentransporte gibt.)

    Es werden sicher wieder Krisen kommen und ob unser “System”, sprich unser (jedenfalls auf dem Papier) demokratischer und sozialer Rechtsstaat diese übersteht, wird entscheidend vom Verhalten von Menschen abhängen. Nichts ist in Stein gemeißelt.

  73. @foobar: neue/alte Rollen

    Du darfst auch gerne ausformulieren, welche neuen (alten) Rollen das sein sollen?!

    Und natürlich ist es immer besser, die Ursachen zu behandeln, als nur Symptome zu beheben – aber wenn z.B. jemand nicht in einer liebevollen, sondern sogar einer misshandelnden Familie aufgewachsen ist, dann kann man diesem Menschen nicht einfach eine neue Vergangenheit geben; und ob sich die Familie “reparieren” lässt, ist auch nicht trivial, denn das bedingt Offenheit und Bereitschaft für schmerzhafte Einsichten von vielen Seiten.

    Das mit Kanada wird leider nichts… Ich bin weder Mann fürs Grillen, noch für Fußball. Hättest du dir das als Leser meines Blogs nicht denken können? 😉

    Also dann doch mal Südostasien für mich…

  74. Golzower: “… die keinerlei Qualifikationen besitzen.”

    Das ist das Problem der Überproduktion von systemrationalem KOMMUNIKATIONSMÜLL – So haben wir die Symptomatik von Quantität und Qualität, wobei die Quantität über alle Weltmeere geschippert wird und mit allen sonstigen …losigkeiten auch unserer Umwelt den Burnout beschert.

    Nur ein radikaler Schnitt mit dem imperialistischen Faschismus, hin zu einer globalen Gesellschaft in UNKORRUMPIERBAREM Gemeinschaftseigentum / Verantwortungsbewusstsein befriedet Mensch und Umwelt – Zusammenleben OHNE …, wo wenn nicht bei uns, sollte das nachahmenswerte Vorbild für diesen notwendigen Wandel beginnen!?

  75. Die lobbyistischen Politiker / expertisen Fachidioten dieses Systems, sind logischerweise ganz und garnicht qualifiziert, denn die sind sicher die letzten, die sich kommunikativ auf diesen Wandel einstimmen.

  76. Schleim: “… Offenheit und Bereitschaft für schmerzhafte Einsichten von vielen Seiten.”

    Das ist sehr viel weniger schmerzhaft und einfacher (als Du Dir vorstellen kannst?), wenn unsere Welt wesentlicher / menschenwürdiger umgestaltet funktionieren darf! 😎

  77. @Schleim Familie

    Du darfst auch gerne ausformulieren, welche neuen (alten) Rollen das sein sollen?!

    Ich wollte mich kurz halten, aber du hast es so gewollt. Ganz allgemein Sprach ich ja schon von der Förderung der Familie. Das umfasst für mich abgestuft:

    1. Die Ehe als lebenslange Partnerschaft. Es kostet natürlich einiges Überwindung sich jemandem lebenslang zu versprechen aber das bekommt man ja in gleichem Maße wieder zurück. Es kann ein ungeheures Gefühl der Sicherheit geben, jemanden bei sich zu wissen auch wenn alles sonst den Bach runter geht. Partnerschaften werden heutzutage aber eher als etwas vorübergehendes gesehen und heiraten tun manche auch nur, weil sie wissen, dass sie sich wieder scheiden lassen können, wenn ein besserer Partner vor der Tür steht.

    2. Kleinfamilie bzw. Kinder bekommen. Kinder sind für Eltern häufig der Sinn ihres Lebens und wer kann in der modernen Welt schon davon sprechen, einen Sinn im Leben gefunden zu haben. Zugegeben ist Kindererziehung anstrengend aber das ist vorübergehend und lohnt sich am Ende. Hier muss aus meiner Sicht der Staat gegensteuern, damit die Eltern wieder mehr Zeit für ihre Kinder haben.

    3. Großfamilie: Ein so enges soziales Netz zu haben, dass man auch aufgefangen wird, falls einem viel Unglück widerfährt, ist wichtig. Und falls ich mal arbeits- und/oder obdachlos bin, würde ich viel lieber Hilfe in meiner Familie suchen anstatt von unserem Staat (Nicht, dass ich den Sozialstaat abschaffen will, aber man muss sich die vielen Sozialfälle ja nicht selbst böswillig schaffen). Man muss das ganze natürlich auch nicht nur als Notfallabsicherung betrachten, so eine Großfamilie mit ihren ständigen sozialen Kontakten bringt auch einfach so viel Freude ins Leben. Wie ich oben schon schrieb werden aber durch die Forderung nach hoher Flexibilität und ggf. Reisebereitschaft die Familien zerrissen, wenn sie hunderte oder tausende von Kilometern voneinander entfernt leben.

    So viel zu meinen Rollenvorbildern.

    aber wenn z.B. jemand nicht in einer liebevollen, sondern sogar einer misshandelnden Familie aufgewachsen ist, dann kann man diesem Menschen nicht einfach eine neue Vergangenheit geben;

    Richtig. Und man kann ruhig diesen Menschen mit allem helfen, was uns zur Verfügung steht: mit Sozialarbeitern, mit Alternativmedizinern, mit Religionen, mit MGTOW und unter Umständen sogar mit Pillen.

    Aber warum war die Familie keine liebevolle oder sogar eine misshandelnde Familie? Ist es nicht häufig so, dass der Misshandelnde in der Familie selber misshandelt wurde oder ganz allgemein in der Kindheit keine funktionierende Familie hatte? Ich habe sogar mal gehört, dass es besser für die Entwicklung von Kindern sein, wenn sie misshandelnde Eltern hätten, als wenn sie gar keine Eltern bzw. feste Bindungspersonen htten. Das stimmt evtl. auch nur bis zu einem gewissen Maße und für den Betroffenen bleibt vielleicht wirklich nur der Ausstieg, ich weiß es nicht, aber der Kampf gegen dysfunktionale Familien kann doch nicht deren Umdeutung in Zweckgemeinschaften sein oder gar deren allgemeine Abschaffung bedeuten. Da würde man ja das Kinde mit Bade ausschütten, wie du es oben in anderem Zusammenhang so schön formulierst. Wir sollten doch besser Umstände schaffen, in denen sich Familien gesund entfalten können.

    Genauso sehe ich auch MGTOW. Für den einzelnen mag das ja in seiner jeweiligen Situation eine Lösung sein, aber als gesellschaftliche Bewegung gleicht mir das einer Kapitulation. Ich weiß auch nicht, wie das bei dir persönlich ist, aber ich stelle mir vor, dass viele dieser Leute sehr einsam sind am Ende ihres Lebens.

  78. Großfamilie – foobar407, stell Dir mal vor Du könntest telepathisch auf das Gefühlsleben aller auf diesem Planeten zugreifen, leider musst Du Dir jetzt auch noch einen ganz anderen / befriedeten Zustand aller vorstellen, denn das was man jetzt empfangen würde ist sicher schwer bis nicht …!?

  79. @hto: Müssen Sie hier auf jeden Kommentar reagieren, manchmal sogar mit zwei oder drei Reaktionen? Das nervt schon ein wenig. Orientieren Sie sich bitte auch einmal daran, wer mit Ihnen das Gespräch aufnimmt und wer nicht.

  80. @foobar: Großfamilie

    Danke, dass Sie das hier so ausführlich aufgeschrieben haben.

    Es stimmt schon, dass viele, die andere misshandeln, selbst einmal misshandelt wurden. Das ist aber kaum ein Trost für die Opfer.

    Die Hoffnung aus der Psychologie und Pädagogik war ja – ich weiß nicht, ob Sie vielleicht die Bücher Alice Millers gelesen haben –, dass wir durch Abschaffung der “schwarzen Pädagogik” (kurz gesagt: Prügelstrafe als Erziehungsmittel der Wahl) die alten Traumata nach und nach hinter uns lassen.

    Meines Wissens ist es nun aber nicht so, dass die Nachfrage nach psychologischen Dienstleistungen sinken würde, auch nicht im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie. Und auch in meiner Generation sowie unter jüngeren Menschen sind mir schon so viele begegnet, die in der Familie Schlimmes mitgemacht haben. Vielleicht liegt das aber auch vor allem an zunehmender Bewusstheit und wäre dies dann ein gutes Zeichen.

    Ich glaube aber nicht, dass sich das Problem von selbst löst und Familien sind nach meiner Erfahrung, in der Form, wie wir sie haben, auch nicht gerade Insitutionen, die nach außen hin oder für große Veränderungen offen wären, sondern im Gegenteil.

    Mal ein konkretes Beispiel, über das man noch lachen kann: Eine Freundin von mir ist Künstlerin und ihr Geburtstag läuft Jahr für Jahr so ab, dass sie sich bis zur Erschöpfung abarbeitet, um es allen in ihrer Familie mit dem Essen, Torte, Drumherum recht zu machen. Als Konsequenz ist sie dann am Ende des Tages völlig ermüdet und kriegt erst mal Migräne, von der sie sich ein paar Tage lang erholen muss. Und es ist ihr Geburtstag!

    Jetzt kann man sich natürlich fragen, warum tut die Frau sich das an? Sie ist älter als ich – aber scheinbar irgendwie immer noch das kleine Mädchen, das es allen recht machen muss, um akzeptiert zu werden. Die interessantere Frage ist aber auch, warum in ihrer Familie niemand sieht, was sie sich Jahr für Jahr antut, wo ein Außenstehender, wie ich, das in fünf bis zehn Minuten kapiert (und sie dann auch darauf anspricht)?

    Das ist jetzt ein einfaches, vielleicht sogar triviales Beispiel, nach meiner Erfahrung aber typisch für Prozesse, die sich in einer Familie abspielen. Das ist vielleicht so, wie wenn man (ohne Spiegel) einen Fleck im eigenen Gesicht nicht sieht, nur dass das eigene Gesicht das Gesicht der ganzen Familie ist und den Fleck dort niemand sieht (oder sehen will), der Teil der der Familie ist.

    Die MGTOW sind wohl größtenteils Menschen, die verstanden haben, dass sie von der Gesellschaft nicht viel zu erwarten haben; viele sind auch desillusioniert, nachdem sie als Väter nach einer Trennung das Sorgerecht für ihre Kinder verloren haben. Mich überrascht allerdings, dass diese Männer dort endlich einmal anfangen, über sich, die Gesellschaft und ihre Rolle darin nachzudenken. Weil sie einen Kampf für sinnlos halten, ziehen sie sich aber zurück, ja. Ich kann es ihnen nicht verdenken.

    Meine Skepsis über Familien ist wohl deutlich. Ich würde noch einen Schritt weiter zurück denken und käme dann auf die Clans, die wohl die ursprüngliche Form waren, in der wir Menschen zusammengelebt haben, an Stelle der Eine-Frau-ein-Mann-Verbindung. Das heißt, mehrere Erwachsene leben zusammen und teilen sich die Arbeit, sowohl auf der ökonomischen als auch auf der erzieherischen Seite. Vielleicht entsprechen die Kibuze am ehesten dieser Form des Zusammenlebens, doch damit kann man in einer Diskussion in Deutschland wohl kaum punkten.

    Vielleicht ein andermal mehr hierüber.

  81. @Schleim

    Ich glaube aber nicht, dass sich das Problem von selbst löst und Familien sind nach meiner Erfahrung, in der Form, wie wir sie haben, auch nicht gerade Insitutionen, die nach außen hin oder für große Veränderungen offen wären, sondern im Gegenteil.

    Meiner Beobachtung nach haben sich Familien aber verändert. Und zwar zum schlechten. Sie sind geographisch zerissen. Sie finden nur noch am Wochenende und im Urlaub statt (falls überhaupt). Familien mit Alleinverdiener kann man sich kaum noch leisten. Ehen (falls sie überhaupt noch geschlossen werden) halten immer weniger ein Leben lang …

    Und noch was: Wenn wir wirklich den Individualismus fördern wollen, ist die Erziehung eines Kindes in der Familie ja wohl viel individualistischer als in staatlichen Institutionen.

    Eine Freundin von mir ist Künstlerin und ihr Geburtstag läuft Jahr für Jahr so ab, dass sie sich bis zur Erschöpfung abarbeitet, um es allen in ihrer Familie mit dem Essen, Torte, Drumherum recht zu machen. Als Konsequenz ist sie dann am Ende des Tages völlig ermüdet und kriegt erst mal Migräne, von der sie sich ein paar Tage lang erholen muss. Und es ist ihr Geburtstag!

    Und warum hilft ihr der Ehemann nicht? Oder die Kinder? Oder die Geschwister? Oder die Eltern?

    Und weiter: Was würde ihrer Freundin jetzt helfen? Sich von Ihrer Familie abzuwenden oder vielleicht um Hilfe zu bitten? Das Beispiel unterstützt mich doch sogar, oder nicht? Mein Punkt ist doch gerade, dass der Mensch nicht immer alles alleine schaffen kann. Wir sind abhängig von anderen und dann doch aber bitte von Leuten, die wir lieben und die uns lieben. Vielleicht erträgt ihre Freundin ja auch den ganzen Stress samt Migräne weil sie ihre Familie liebt?

  82. Also ehrlich Schleim 😏, ich reagiere ganz bestimmt nicht auf jeden Kommentar.
    Orientieren … – Es ist Dir offenbar aufgefallen, dass ich nicht zum Labern poste!?

  83. Schleim: “Jetzt kann man sich natürlich fragen, …?”

    Wahrscheinlich war die Zuwendung in Kindheit und Jugend nicht so wie sie / wie Mensch es bräuchte – ich kann davon auch ein leider sehr spät bewusst gewordenes Lied singen.
    Auch ohne Gewalt, die Rollenverteilungen spielen dabei immernoch eine allzu leichtfertig hingenommene Entwicklungs… – Mensch geht meist den Weg des geringsten Widerstandes, soll systemrational ja auch so funktionieren, da kann es dann zu sehr merkwürdigen Gewohnheiten / Störungen kommen.

  84. PS: Hier gibt es auch gerade eine Diskussion über MGTOW (ich mische auch mit). Der Artikel dazu ist auch interessant.

  85. @foobar: blinde Flecken & Liebe

    Und warum hilft ihr der Ehemann nicht?

    Ha, der Ehemann ist inzwischen Ex-Ehemann! Und wenn ich das richtig verstehe, dann war das vor allem ihr wichtig.

    Und sie sagt jetzt: Endlich kann ich leben als die Frau, die ich sein will (meine Ergänzung: nur nicht an den Geburtstagen, har har). Es ist beeindruckend, wie sich das auch in ihrer Kunst ausdrückt, sowohl in den Farben als auch den Formen.

    Oder die Kinder? Oder die Geschwister? Oder die Eltern?

    Ja, weil die einen blinden Fleck haben und nicht sehen, wass die Geburtstage mit ihrer Mutter/Tochter/Schwester machen, dafür schrieb ich doch gerade das Beispiel.

    Wir sind abhängig von anderen und dann doch aber bitte von Leuten, die wir lieben und die uns lieben. Vielleicht erträgt ihre Freundin ja auch den ganzen Stress samt Migräne weil sie ihre Familie liebt?

    Ihr Optimismus ist mir ja sympathisch…

    …aber wenn wir jetzt auf die Liebe kommen, da begeben wir uns auf ein weites Feld.

    Erstens bin ich der festen Überzeugung, dass die schöne Geburtstage feiern könnten, die für niemanden eine schwere Migräne nach sich zieht, wenn sie alle etwas bewusster miteinander umgingen. Darauf sind Familien aber nicht ausgelegt; im Gegenteil: Es werden vor allem bestehende Denk- und Verhaltensmuster aufrechterhalten. Das ist “bequemer” für alle.

    Hatten Sie in meinem vorherigen Artikel vielleicht das Beispiel von dem Mann gelesen, der ins Gefängnis musste, weil seine Eltern und zehn Geschwister permanent Geld von ihm wollten? Alles aus Liebe, würden Sie jetzt wahrscheinlich wieder sagen. Aber man kann es auch Ausbeutung nennen: Er war halt der Idiot, der für die anderen das Geld herangeschafft hat, selbst illegal, weil er sich in seinem Wesen von den Familienmitgliedern abhängig fühlte. Die Quittung bekam er dafür von der Justiz. Man kann aber fast dankbar sein, dass nicht erst noch Schlimmeres passieren musste als etwas Betrug und Drogenhandel.

    Zweitens wissen die Meisten doch gar nicht, was Liebe ist. Hier empfehle ich dringend Erich Fromms “The Art of Loving” – gibt es sicher auch in deutscher Übersetzung. Seit gestern lese ich gerade bell hooks “all about love”, die das Thema in dieser Richtung und nun aus Perspektive einer afro-amerikanischen Frau weiterdenkt.

    The truth is, far too many people in our culture do not know what love is. And this not knowing feels like a terrible secret, a lack that we have to cover up. (bell hooks, all about love, p. 11)

    Bis auf Weiteres halte ich an der Arbeitshypothese fest, dass die Familie vor allem eine Institution zur Ausbeutung von Menschen ist. Doch prima: Die bereitet die Menschen hervorragend auf die ökonomische Ausbeutung vor, von der uns hto hier ununterbrochen in den Ohren liegt.

  86. “Doch prima: …” – Häh? 😌

    Wach auf Schleim, den unkorrumpierbaren Bürger eines wettbewerbsbedingten Systems wird es nicht geben, egal wieviel Bildung, da steckt einfach zuviel Unwahrheit drin!

  87. @Schleim

    Ha, der Ehemann ist inzwischen Ex-Ehemann! Und wenn ich das richtig verstehe, dann war das vor allem ihr wichtig.

    Ja, siehst du. Das widerspricht doch schon meinem Punkt 1 in der Rollenbeschreibung. Das Beispiel gibt mir doch damit Recht, dass ohne die Ehe vieles schwieriger wird.

    Erstens bin ich der festen Überzeugung, dass die schöne Geburtstage feiern könnten, die für niemanden eine schwere Migräne nach sich zieht, wenn sie alle etwas bewusster miteinander umgingen. Darauf sind Familien aber nicht ausgelegt; im Gegenteil: Es werden vor allem bestehende Denk- und Verhaltensmuster aufrechterhalten. Das ist “bequemer” für alle.

    Warum soll das typisch für eine Familie sein? Denk- und Verhaltensmuster zu durchbrechen ist eine allgemeine Herausforderung für jeden Menschen. Positiv würde ich es als “Offenheit ist eine Tugend” formulieren.

    Der typische Prozess der Emanzipation in einer Familie nennt sich übrigens Pupertät. Da kommt also jeder Mensch mal durch und reflektiert seine Familiengepflogenheiten. 🙂 Erst durch Ablehnung, dann durch Selbstfindung/-orientierung und dann kann er doch durchaus zum Schluss kommen, dass es ihm trotz des großen Abwaschs nach den Geburtstagen in der Familie ziemlich gut geht. Oder er ändert halt was, aber dafür muss man sich nicht von seiner Familie abwenden.

    Und dass der Weg von einer rein staatlichen Erziehung der Kinder durch Krippe, Kindergarten, Schule und ggf. Uni zurück zu einer Erziehung durch die Familie dem Individualismus viel mehr nützt und der Ausbeutung in der Gesellschaft viel mehr entgegensteht als der aktuelle Kollektivismus, musst du doch auch sehen. Und wie soll denn die Erziehung von Kindern in MGTOW-Gesellschaften aussehen? Kinder brauchen feste Bindungspersonen. Oder glaubst du, dass die Kinder in Kibbuzen eher befähigt sind, Denk- und Verhaltensmuster zu durchbrechen? Warum das?

    Hatten Sie in meinem vorherigen Artikel vielleicht das Beispiel von dem Mann gelesen, der ins Gefängnis musste, weil seine Eltern und zehn Geschwister permanent Geld von ihm wollten?

    Ja, das war für mich ein gutes Beispiel, wie relativ das Gefühl der Freiheit sein kann. Ich sehe es aber nicht als typisches Familien-Beispiel an, wenn jemand meint, er müsse alleine 10 Geschwister ernähren. Da war das Beispiel mit dem Familien-Geburtstag schon besser gewählt.

  88. @Schleim

    Immer wieder, wenn ich Deine Texte lese, denke ich: Ja, das ist sehr sozialistisch-visionär formuliert. Aber eben nur formuliert, denn mehr kommt da nicht in diese Richtung. Vielmehr scheint es das Du darüber nicht einmal konsequent nachdenkst, sondern einfach nur als “gottverdammte” Inspiration für die Instanz Deiner / der herkömmlich-gewohnten “Verantwortungsträger” verstehst!?

    Vernunftbegabung – Das System hat schon vieles assimiliert, aber eben nur um es systemrational zu konfusionieren!!!

  89. @foobar: Gefährliche Ehen

    Na na, also damit das jetzt ein Beispiel (der Geburtstag) in deinem Sinne wäre, müsstest du aber erst einmal wissen, ob die Künstlerin, als sie noch verheiratet war, weniger Migräne nach ihren Geburtstagen hatte. Ich vermute mal, dass das Gegenteil der Fall war; ich frage das gleich mal.

    Kinder brauchen feste Bindungspersonen.

    Wozu?

    Oder glaubst du, dass die Kinder in Kibbuzen eher befähigt sind, Denk- und Verhaltensmuster zu durchbrechen? Warum das?

    Da haben sie halt verschiedene erwachsene Bezugspersonen – und wird, meiner Vermutung nach, auch offener über Konflikte kommuniziert, schlicht weil sie mehr erwachsene Menschen betreffen.

    Die Menschheit scheint damit jedenfalls über Jahrtausende gut gefahren zu sein – und zwar in einer Zeit, als sie noch nicht über die heutige Technologie verfügte. Sonst gäbe es uns heute gar nicht.

  90. @foobar: Fakten-Check

    Also die Antwort ist, dass der Exmann durch Geburtstage sowieso missmutig (niederl. “chagrijnig”) geworden sei und sie damals also noch stressiger gewesen seien. Tja, da weiß man, wofür man heiratet…

    Wir sehen Ihre Neigung, mit Blick auf die Familie alles durch die rosarote Brille zu sehen. Da haben Sie sich aber leider zu früh gefreut.

  91. @Schleim

    Na na, also damit das jetzt ein Beispiel (der Geburtstag) in deinem Sinne wäre, müsstest du aber erst einmal wissen, ob die Künstlerin, als sie noch verheiratet war, weniger Migräne nach ihren Geburtstagen hatte. Ich vermute mal, dass das Gegenteil der Fall war; ich frage das gleich mal.

    Klar hatte sie mehr Migräne, sie musste ja für eine Person mehr kochen und einen Teller mehr abwaschen. 🙂

    Spaß beiseite, aber dass sie sich scheiden ließ, spricht ja nicht gerade für eine gesunde Beziehung, und dann ist mir natürlich klar, dass sie während der Partnerschaftszeit nicht unbedingt gücklicher war. Aber vielleicht ja doch mal am Anfang ihrer Beziehung? Aber was weiß ich jetzt schon über ihre Freundin. Mich hat es nur gewundert, dass sie als Gegenbeispiel gegen die Familie ausgerechnet eine geschiedene Frau mit Migräne bringen.

    Kinder brauchen feste Bindungspersonen.

    Wozu?

    Um entsprechend der Bindungstheorie psychische Gesundheit im späteren Leben zu gewährleisten. Aus einem sicheren Hafen heraus kann das Kind die Welt besser entdecken. Das ist mit Krippe und Kindergarten vor dem ersten Lebensjahr in Deutschland nicht gewährleistet, aber für viele Mütter finanziell notwendig. In der DDR hat man es ja besonders mit Heimen für Säuglinge übertrieben, da wäre also Warnung angesagt.

    Da haben sie halt verschiedene erwachsene Bezugspersonen – und wird, meiner Vermutung nach, auch offener über Konflikte kommuniziert, schlicht weil sie mehr erwachsene Menschen betreffen.

    Ich finde, da nehmen sich Kibbuz und Großfamilie nicht viel. Ich weiß jetzt aber auch nicht unbedingt viel über Kibbuze. Warum spielte denn die Rolle der Familie im Laufe der Entwicklung dann eine immer größere Rolle in den Kibbuzen, wenn es schlecht für die Kinder sein soll? (Wenn wir zu Off-Topic werden können wir das Thema auch gerne verschieben)

  92. @Schleim noch ein wenig mehr Rosarotes

    Also die Antwort ist, dass der Exmann durch Geburtstage sowieso missmutig (niederl. “chagrijnig”) geworden sei und sie damals also noch stressiger gewesen seien. Tja, da weiß man, wofür man heiratet…

    Klingt jetzt auch nicht unbedingt so, dass der Exmann ein Familienfreund war. Ich sehe jetzt auch immer noch nicht, wie ihr ausgewähltes Beispiel irgendwie inhärent Familienkritik darlegt.

    Und ich bewege mich jetzt zwar auf den wahren Schotten zu, aber mein Punkt war doch genau, dass es eine gesellschaftliche Tendenz gibt, Ehen eben nicht mehr als lebenslange Partnerschaften anzugehen. Ihre Freundin wird die Scheidung eventuell nie bereuen, aber wer weiß, was gewesen wäre, wenn beide etwas mehr in die lebenslange Beständigkeit ihrer Beziehung investiert hätten, wenn sie vielleicht diese Kriese überwunden hätten und dann vielleicht irgendwann zurückblicken und sehen, dass es sich gelohnt hat. Vielleicht.

    Wir sehen Ihre Neigung, mit Blick auf die Familie alles durch die rosarote Brille zu sehen.

    Ja, die Brille habe ich vielleicht. Aber nur aus Angst vorm Scheitern keine lebenslange Beziehung eingehen zu wollen, finde ich auch nicht richtig.

    Da haben Sie sich aber leider zu früh gefreut.

    Ist doch schön, wenn man sich freut. Und ich kenne auch viele, die haben sich ein Leben lang übereinander gefreut.

  93. “Warum spielte denn die Rolle der Familie im Laufe der Entwicklung dann eine immer größere Rolle in den Kibuzzen, …”

    Das möchte ich abschließend mit einem kurzen Gleichnis zum Nachdenken beantworten 😏:

    Konnte die DDR denn eine gesunde Gemeinschaft sein, in der bestimmenden Realität des “freiheitlichen” Wettbewerbs? 😎

  94. @foobar: noch einmal Familie

    Mich hat es nur gewundert, dass sie als Gegenbeispiel gegen die Familie ausgerechnet eine geschiedene Frau mit Migräne bringen.

    Es war halt ein Beispiel dafür, dass es ungesunde Beziehungen innerhalb von Familien gibt und viele Leute diesen Zustand jahrelang ertragen, anstatt etwas daran zu verbessern.

    Um entsprechend der Bindungstheorie psychische Gesundheit im späteren Leben zu gewährleisten.

    Ja – es ist das Bild einer Theorie, jedoch nicht die Realität. Kennen Sie den Spruch, die Landkarte ist nicht das Land? Hmm, funktioniert nicht so gut auf deutsch: The map is not the territory.

    Aus einem sicheren Hafen heraus kann das Kind die Welt besser entdecken.

    Meiner Erfahrung nach bleiben die Menschen viel lieber in diesem sicheren Hafen, anstatt viel zu entdecken. Langweilig.

    Sergio Bambaren hat das sehr schön in der Geschichte vom träumenden Delphin aufgezeigt, dass man auf der Suche nach dem eigenen Glück gerade die Familie hinter sich lassen muss, weil die Leute in der eigenen Familie einen in der starren Rolle halten wollen, die sie kennen.

    Seien wir doch mal ehrlich: Wie oft sagen Eltern, sie wollten doch nur, dass die Kinder glücklich werden. Das geht so lange gut, bis die Kinder eigene Ideen davon haben, was sie glücklich macht, die sich nicht mit den Ideen der Eltern decken. Lebe dein eigenes Leben! Finde die perfekte Welle!

    Alles verändert sich eben. Menschen auch. Sich dem zu widersetzen, verursacht unnötiges Leiden.

    …Ehen eben nicht mehr als lebenslange Partnerschaften anzugehen. Ihre Freundin wird die Scheidung eventuell nie bereuen…

    Aber das hatten wir doch schon lange genug, dass man sich nicht scheiden lassen durfte, und in vielen Ländern ist das auch heute noch so bzw. schwierig, oft wegen religiöser Erwägungen.

    In diesem konkreten Fall ließ der Mann schlicht keinen Platz dafür, dass die Frau der Mensch werden konnte, der sie werden wollte, ja werden musste. Wie gesagt, das sieht man sogar in ihrer Kunst, in den Farben, in den Formen! Basta.

    Wenn wir zu Off-Topic werden können wir das Thema auch gerne verschieben.

    Also bisher hat sich hier noch keine beschwert und im Zweifelsfalle entscheide ich das. 😉

  95. Foobar: “In der DDR hat man es ja auch mit Heimen für Säuglinge übertrieben…”
    Wahrscheinlich verwechseln sie hier einiges. Heime für Säuglinge, wenn ich sie recht verstehe, waren in der DDR Kinderkrippen. Mütter konnten ihre Kinder theoretisch schon nach acht Wochen nach der Geburt zu einem Tagesspreis von vielleicht einer Mark in die Krippe geben, wenn sie wieder ihrer Arbeit nachgehen wollten. Letzteres war eine freie Entscheidung. Da in der DDR Arbeitskräftemangel herrschte, war der Staat also an eine schnelle Rückkehr der Mütter an ihren Arbeitsplätzen interessiert. In diesem Zusammenhang wundere ich mich immer über einen gewissen nörgelnden Herrn aus Hannover, der dieses kollektive Töpfchen sitzen der Babys in den Krippen der DDR kritisierte und damit dieses System diffamieren wollte. In der DDR herrschte eine Erziehung zum Kollektivismus, was ein individuelles Pullern der Babys nicht einplante. Religionen erziehen Menschen übrigens auch zu einem Kollektivismus.
    Eine Bindungstheorie konnte hier meines Erachtens nicht gestört werden, da der Aufenthalt in einer solchen Krippe sich zwischen vier oder acht Stunden bewegte.
    Ein Kind, was in einer sicheren Bindung stand, konnte hier sogar seinen Spieltrieb bzw. seine Weltentdeckung weiter vorantreiben als ein in der Familie eingesperrtes Einzelkind…

  96. @Schleim dann weiter

    Es war halt ein Beispiel dafür, dass es ungesunde Beziehungen innerhalb von Familien gibt

    Davon brauchst du mich nicht überzeugen. Das war ja sogar meine Anfangsprämisse, dass es der Familie heutztage nicht mehr so gut geht, da sie durch neuere Rollenbilder ersetzt wird. Meine These in diesem Zusammenhang war aber, dass die Verschlechterung der Familienzustände eine Instabilität des sozialen Umfelds eines Menschen darstellt, die zu größeren psychischen Belastungen führt.

    Ja – es ist das Bild einer Theorie, jedoch nicht die Realität. Kennen Sie den Spruch, die Landkarte ist nicht das Land? Hmm, funktioniert nicht so gut auf deutsch: The map is not the territory.

    Ich verstehe die Kritik nicht. Die verschiedenen Bindungstypen und ihre Auswirkungen auf die spätere geistige Gesundheit sind doch empirisch erforscht und Kinder mit sicheren Bindungen “zeigen weniger depressive Symptome” und sind “offener und aufgeschlossener für neue Sozialkontakte []… als vermeidende und/oder ambivalent gebundene Kinder”

    Ist das jetzt irgendwo widerlegt? Kennst du da jetzt bessere Theorien?

    Meiner Erfahrung nach bleiben die Menschen viel lieber in diesem sicheren Hafen, anstatt viel zu entdecken. Langweilig.

    Und zu welchem Bindungstyp gehören diese Kinder vermutlich? Außerdem ist ein wenig langweilig zu sein doch wohl besser als Burn-Out zu haben, oder?

    Sergio Bambaren hat das sehr schön in der Geschichte vom träumenden Delphin aufgezeigt

    Weißt du, was mir mal jemand gesagt hat: The map is not the territory.
    Du kannst doch nicht die von mir angebrachte wissenschaftliche Theorie pauschal als nicht real ablehnen und mir dann aber eine Geschichte über Träume als Alternative anbieten. Und der Autor bezeichnet sich auf seiner Website selbst übrigens als “Father of a wonderful boy”.

    Seien wir doch mal ehrlich: Wie oft sagen Eltern, sie wollten doch nur, dass die Kinder glücklich werden. Das geht so lange gut, bis die Kinder eigene Ideen davon haben, was sie glücklich macht, die sich nicht mit den Ideen der Eltern decken.

    Wie kommst du immer darauf, dass das innerhalb einer Familie nicht möglich ist? Wenn ich eine rosarote Brille aufhabe, dann hast du aber eine tiefschwarze diesbezüglich auf. Ich kenne Familien, da können sich die Kinder ganz frei entfalten, und sie werden von ihren Eltern beraten wenn sie es wollen, aber auf jeden Fall auch unterstützt, wenn irgendetwas den Eltern eigentlich nicht in den Kram passt.

    Ich finde es doch beachtenswert, dass Familien auch die größten internen Konflikte überstehen können. Auf jeden Fall besser als zwanglose Freundschaften. Eine Familie kann trotz Reibereien und Unstimmigkeiten harmonisch sein und Konflikte haben Menschen immer wenn sie aufeinandertreffen. Dass Potential so einen Konflikt innerhalb einer gesunden Familie zu lösen, sehe ich jedenfalls viel höher als außerhalb.

    Alles verändert sich eben. Menschen auch. Sich dem zu widersetzen, verursacht unnötiges Leiden.

    Das klingt ein wenig wie “neu ist immer besser als alt” oder “wenn du nicht mit uns marschierst, lassen wir dich zurück”. Erstens kann man sich auch in einer Familie entfalten und verändern und zweitens ist etwas Gutes bewahren zu wollen nichts Schlechtes.

    Aber das hatten wir doch schon lange genug, dass man sich nicht scheiden lassen durfte, und in vielen Ländern ist das auch heute noch so bzw. schwierig, oft wegen religiöser Erwägungen.

    Man muss ja nicht gleich von einem Extrem ins andere verfallen. Und im Christentum ist die Scheidung schon lange vorgesehen.

    In diesem konkreten Fall ließ der Mann schlicht keinen Platz dafür, dass die Frau der Mensch werden konnte, der sie werden wollte, ja werden musste. Wie gesagt, das sieht man sogar in ihrer Kunst, in den Farben, in den Formen! Basta.

    Das möchte ich gar nicht abstreiten. Aber da du damit ausgerechnet den Teil der Familienzusammenstellung kritisierst, bei dem deine Freundin ja frei war, nämlich die Partnerwahl, sehe ich immer noch nicht, wie das Beispiel eher dir als mir entgegenkommen soll. Oder wurde sie zwangsverheiratet?

  97. @Golzower Bindungstheorie in der DDR

    Hier kann man anderes lesen und ich kenne persönlich auch Fälle, bei dem der Säugling direkt nach der Geburt in ein Heim gesteckt wurde. Es gab eben auch Wochenkrippen und auch Heime, in denen Säuglinge aufgenommen wurden.

    Über die Folgen kann man auf beiden Seiten etwas lesen, oder auch hier.

    Ein Kind, was in einer sicheren Bindung stand, konnte hier sogar seinen Spieltrieb bzw. seine Weltentdeckung weiter vorantreiben als ein in der Familie eingesperrtes Einzelkind…

    Der Punkt ist ja, dass so eine sichere Bindung dann einfach nicht entsteht. Der Betreuungsschlüssel auch ganz aktuell in deutschen Kindergärten reicht nicht für eine sichere Bindung zu den Erziehern aus (und ist ja auch gar nicht das Ziel) und die Dauer der Abwesenheit der Eltern hingegen ist viel zu lang und findet viel zu früh statt für eine sichere Bindung.

    Damit den Kindern im Durchschnitt der Kindergarten wirklich entwicklungsfördernd hilft, muss die Familie andererseits schon ziemlich kaputt sein. Also so was, wie alleinerziehende Mutter mit 3 Jobs – ja dann ist Kindergarten wahrscheinlich besser als zu Hause.

    Und bei Gesprächen mit Pflegeeltern habe ich gehört, dass die Fälle, in denen das Kind in der Familie irgendwie misshandelt wurde, aber trotzdem eine Bindung zu seiner Mutter entwickelte, nicht so schlimm sind, wie die Fälle, wo das Kind gar keine Bindung entwickelt hat.

  98. Telepolis ist wirklich mal wieder toll 🙂

    Psychische Erkrankungen nehmen den Studienergebnissen zufolge ebenso zu wie sogenannt “unspezifische” Allergien – beides Probleme, die offenbar mit vermehrtem Stress zu tun haben. Viele Kinder und Jugendliche erleben Schule als Belastung, Mädchen mehr als Jungen.

    Ich würde ja die Legalisierung von Home Schooling als eine Maßnahme vorschlagen. Aber ich habe so dass Gefühl, dass das hier nicht allen passen würde.?

  99. @foobar: Theorie und Mensch

    Natürlich ist die Bindungstheorie eine gut bestätigte psychologisch-pädagogische Theorie – aber in den Human-/Sozialwissenschaften gibt es eben keine Naturgesetze, so wie wir das in der Physik kennen. Das heißt, wir haben es mit Verallgemeinerungen zu tun, die bestimmte Muster aufgreifen, die im Einzelfall eine Rolle spielen können, doch nicht müssen. (Schön, dass wir so doch noch an die wissenschaftstheoretischen Aspekte von MENSCHEN-BILDER anknüpfen können.)

    Eine meiner Exfreundinnen ist Familienrichterin (wäre das nicht ‘was für dich? har har), inzwischen sogar am Berufungsgericht. Die kam auch ständig mit der Bindungstheorie. Damit werden dann Entscheidungen der Form begründet, welcher Elternteil das Kind wie oft sehen darf; oder auch nicht. Alles im Interesse des “Kindeswohls”. Dabei gehen die Richter i.d.R. nie in die Familie, lesen vor allem am Schreibtisch die Dossiers und sehen das Kind/die Kinder vielleicht ein, zwei Mal.

    Wichtig ist jetzt die Frage, die du auch aufwirfst: Was wäre denn besser? “Ein bewussteres Miteinander, in der wir das Familiengericht gar nicht brauchen.”, könnte ich jetzt sagen. Das ist aber nicht die Welt, in der wir leben.

    Insofern: Ja, die Theorie ist vielleicht die Beste, die wir haben; und das Familiengericht ist vielleicht das Beste, was wir haben. Die müssen eben Entscheidungen treffen, heute und nicht erst in zehn Jahren. Als Autor und Philosoph habe ich da aber ganz andere Freiheitsgrade und in diesem Raum bewege ich mich: Ich trete hier ja als Autor und Philosoph auf, nicht als pädagogischer Psychologe oder Familienrichter.

    Du kannst doch nicht (1) die von mir angebrachte wissenschaftliche Theorie pauschal als nicht real ablehnen und (2) mir dann aber eine Geschichte über Träume als Alternative anbieten.

    (1) habe ich nicht getan und (2) habe ich getan, kann ich also durchaus.

    Und der Autor bezeichnet sich auf seiner Website selbst übrigens als “Father of a wonderful boy”.

    Das ist aber erst die Fortsetzung. Voraussetzung dafür war, dass der Delphin sich erst einmal aus seiner Umgebung befreit hat, gegen die Widerstände, die es da gab.

    Les doch einfach mal die beiden Büchlein. Das ist die Mühe sicher wert.

    Das klingt ein wenig wie “neu ist immer besser als alt” oder “wenn du nicht mit uns marschierst, lassen wir dich zurück”. Erstens kann man sich auch in einer Familie entfalten und verändern und zweitens ist etwas Gutes bewahren zu wollen nichts Schlechtes.

    Möglicherweise…

    …wenn ich mir aber so die Menschen anschaue, die lange Zeit in festen Beziehungen leben, dann scheinen die mir nicht gerade die besten Beispiele für menschliche Entwicklung zu sein. Die haben oft noch nicht einmal aufregenden Sex. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

    Die Menschen nach deinem Idealtypus machen es sich nach meinem Eindruck eben in dem “sicheren Hafen”, von dem du sprachst, gemütlich: Und täglich grüßt das Murmeltier. Manche wollen so leben, dann mach es eben, na klar. Es ist ja nicht verboten. Für mich wäre das nur ein halbes Leben.

    …bei dem deine Freundin ja frei war, nämlich die Partnerwahl…

    Da machst du es dir zu einfach, finde ich. Diese Frau war, im übrigen genau so wie meine Mutter, bei der Hochzeit viel zu jung.

    Zu erwarten, dass so eine “freie” Entscheidung dann fürs Leben bindend ist, finde ich fast schon… pervers.

  100. Kopf zu und durch

    Da wir im wettbewerbsbedingten Kreislauf des imperialistischen Faschismus offensichtlich wieder auf das Pullern im Gleichschritt zusteuern, brauchen die Anhänger des Spiessgesellentums der “Evolution” von Familie und Kinderkriegen nicht fürchten, dass sich der von Schleim erträumte völlig losgelöste / absolut bewusstseinsbetäubte Vagabund des bindungs- und kinderlosen Konsum- und Profitautisten weiter Bahn bricht – burn out wieder vermehrt zu Kriegszitterer, hinterher wussten wir dann wieder nicht wie es so weit kommen konnte!?

  101. Theorie und Mensch – In der Praxis sieht die Theorie so aus, dass sie sich immer an die Praxis anpasst, was ja auch immer die gelernte Kapitulation vor dem System ist – “Als Autor und Philosoph habe ich da ganz andere Freiheitsgrade und …”

    “Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.” Marie von Ebner-Eschenbach

  102. @Schleim halbes Leben

    Was wäre denn besser? “Ein bewussteres Miteinander, in der wir das Familiengericht gar nicht brauchen.”, könnte ich jetzt sagen. Das ist aber nicht die Welt, in der wir leben.

    Ja, das ist schade.

    Les doch einfach mal die beiden Büchlein. Das ist die Mühe sicher wert.

    Jetzt habe ich 1 x Fromm, 2 x Bambaren und 1 x Cassie Jaye auf der Liste. Irgendwas vergessen? Da bin ich aber ne Weile mit beschäftigt, bin nämlich ein Langsam-Leser und ein Langsam-Filmegucker. 🙂

    …wenn ich mir aber so die Menschen anschaue, die lange Zeit in festen Beziehungen leben, dann scheinen die mir nicht gerade die besten Beispiele für menschliche Entwicklung zu sein. Die haben oft noch nicht einmal aufregenden Sex. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

    Da haben wir einfach ganz entgegengesetzte Erfahrungen.

    Die Menschen nach deinem Idealtypus machen es sich nach meinem Eindruck eben in dem “sicheren Hafen”, von dem du sprachst, gemütlich: Und täglich grüßt das Murmeltier. Manche wollen so leben, dann mach es eben, na klar. Es ist ja nicht verboten. Für mich wäre das nur ein halbes Leben.

    Hmm. Also jemand, der versucht in seiner Familie sich frei zu entfalten, dabei eine Partnerschaft eingeht und Kinder zeugt und erzieht, hat nur ein halbes Leben, aber jemand der bewusst feste Partnerschaften und Kinder ausschließt (entsprechen MGTOW) hat ein ganzes Leben? Im ersten Fall kann der Mensch doch potentiell alles haben, im zweiten hat er Teile der Lebensoptionen im voraus schon fest ausgeschlossen.

    Da machst du es dir zu einfach, finde ich. Diese Frau war, im übrigen genau so wie meine Mutter, bei der Hochzeit viel zu jung.

    Ja, der Zeitpunkt kann da vielleicht eine Rolle spielen. Er ist ja in verschiedenen Kulturen auch ganz unterschiedlich angelegt. In Deutschland scheint er sich tendenziell immer mehr nach hinten zu verschieben.

    Zu erwarten, dass so eine “freie” Entscheidung dann fürs Leben bindend ist, finde ich fast schon… pervers.

    Und wie findest du es, Optionen im Leben im voraus auszuschließen, nur weil sie mal schiefgehen können?

    PS: Ich hatte noch eine Antwort an Glozower geschrieben, da waren ein paar Links drin, deswegen ist er vermutlich im Spam gelandet?

  103. @Beziehungsqualitäten

    Tja, mit Familie habe ich auch schon nicht so gute Erfahrungen gemacht. Die natürliche Beziehungsform würde ich eher in steinzeitlichen Stammesgesellschaften suchen.

    Die moderne Kleinfamilie ist meiner Ansicht einfach viel zu klein und ist damit überfordert, den Kindern wie den Eltern gerecht zu werden. Da sind einfach so wenige Personen beteiligt, dass das schnell zu Vernachlässigung wie gleichzeitig zum Überbehüten kommt.

    Auch die Großfamilie des Mittelalters hat ihre Schwierigkeiten. Man muss mit jedem Onkel irgendwie klar kommen, was oft nicht möglich ist, weil viele Menschen einfach nicht zusammen können. Die unvermeidlichen Streitigkeiten können nur aufgelöst werden, wenn das Patriarchat Gesetz ist, und die Männer dem Alter nach die absolute Macht haben. Nur so können die unlösbaren Konflikte mit gewaltsamen Lösungen praktikabel gemacht werden. Ohne die gerichtsfeste Festlegung durch den Vater, wen die Frauen heiraten müssen und den Pflichten der Ehefrauen, die dazu gehören, fliegen die meisten Großfamilien zwangsläufig auseinander. Sobald das Patriarchat nicht mehr Gesetz ist, und der Staat soziale Aufgaben übernimmt, ist ganz schnell Schluss mit Großfamilie. Freiwillig geht so was einfach nicht.

    Höchstens bei kleinen Großfamilien mit wenigen Kindern, kann die Chemie mal zufällig stimmen und zu einem qualitativ hochwertigem Miteinander führen. Und da ist der Effekt schon wieder da, dass hier zu wenige Personen beteiligt sind, dass man zu wenig Austausch und zu wenig Diversität der Charaktere hat.

    In den steinzeitlichen Stammesgesellschaften werden die Kinder von der ganzen Sippe gemeinsam erzogen, und man bleibt ein Leben lang in der Gemeinschaft, die immer zusammen bleibt und oft auch an einem Ort lebt. Jeder hat seine Freunde, und wer sich nicht mag, wendet sich einfach anderen Personen zu. Die Kinder lernen von klein auf alle Charaktere kennen, und finden Wege mit den unterschiedlichen Lebensgenossen klar zu kommen. Wenn ein Angehöriger stirbt, sind noch 20 andere übrig, mit denen man genauso gut kann. Vernachlässigung ist selten, wenn die Mutter keine rechte Lust hat, sind genug andere da, die sich mit den kleinen Kindern gerne beschäftigen. Überbehüten gibt es auch kaum, weil keine Mutter mangels eigener Beziehungen gegenüber Erwachsenen ihre Kinder als Ersatz missbraucht.

    Was also heute tun? Irgendwie etwas Ersatz-Stammesgesellschaftliches bauen. Also Kinderkrippen, WGs, wo Kinder zusammen mit alten Leuten wohnen, gemeinsame Stadtgärten betreiben. Schulen, wo mehr Miteinander mit Schülern verschiedenes Alters praktiziert wird, oder auch, dass Schüler regelmäßig Praktika oder Ferienjobs bei Erwachsenen auf der Arbeit machen können. Und alle nicht so viel arbeiten, und sich mehr miteinander beschäftigen.

    Wenn es dann eher nicht so gut war: Die Kindheit ist zwar nicht mehr rückgängig zu machen, aber im Erwachsenenalter kann man vieles nachholen, vor allem, wenn man sich Mühe gibt dabei und die Zeit dazu hat. Bei uns in der Psychoszene kann man das machen, es gibt viele Leidensgenossen, die Zeit und Lust haben, sich miteinander zu beschäftigen und sich gegenseitig zu unterstützen. Und da sich die meiste Verwandtschaft sowieso nicht mehr blicken lässt, ist man die auch los.

  104. @Jeckenburger Gesellschaftliche Tendenzen und etwas Pragmatismus

    Tja, mit Familie habe ich auch schon nicht so gute Erfahrungen gemacht.

    Ja, durch die linke Antifamilienpolitik und den wirtschaftlichem Druck geht es auch der Familie in den letzten Jahrzehnten immer schlechter.

    Man muss mit jedem Onkel irgendwie klar kommen,

    Nur in einem gewissen Maße, was ja dann auch kein Problem sein dürfte, wenn alle Menschen “bewusster” miteinander umgehen, wie es Stephan Schleim fordert.

    Höchstens bei kleinen Großfamilien mit wenigen Kindern, kann die Chemie mal zufällig stimmen und zu einem qualitativ hochwertigem Miteinander führen. Und da ist der Effekt schon wieder da, dass hier zu wenige Personen beteiligt sind, dass man zu wenig Austausch und zu wenig Diversität der Charaktere hat.

    Häh? Bei einer Großfamilie ist doch der Kontakt zu Menschen außerhalb doch nicht verboten?

    wenn die Mutter keine rechte Lust hat, sind genug andere da, die sich mit den kleinen Kindern gerne beschäftigen.

    Der Verlust von Bindungspersonen kann schwere psychische Folgen für ein Kind haben. Ich habe in der Antwort an Golzower einige Wiki-Artikel verlinkt.

    Was also heute tun? Irgendwie etwas Ersatz-Stammesgesellschaftliches bauen

    Ich habe dargelegt, wie stabile Familienstrukturen zu einer erhöhten psychischen Stabilität führen können. Maßnahmen dafür decken sich teilweise auch mit deinen oder Stephans Forderungen an zwischenmenschliche Beziehungen allgemein. Politisch könnte man zur Förderung dieser stabilen Strukturen da auch ganz konkret sofort etwas tun. Damit wäre mMn vielen Menschen in diesem Leben noch geholfen. Aber wie wahrscheinlich ist die Einrichtung einer Stammesgesellschaft?

    Oder um mich mal an einer kleinen Analogie zu probieren:
    Ich habe seit einer Weile eine Wanduhr mit Zeigern, die aber auch eine Funkuhr ist. Seit kurzem kommt es immer wieder mal vor, dass sie irgendwie kurzeitig vorgeht, bis sie wieder ihren Funkkontakt herstellen kann. Um sich zu korrigieren fängt die Uhr an. sich solange weitervorzustellen bis die Uhrzeit wieder stimmt. Das heißt der Stundenzeiger dreht sich ein mal komplett, der Minutenzeiger 24 mal und der Sekundenzeiger ungefähr 1400 mal am Stück. Wieso kann sich die Uhr nicht einfach ein paar Sekunden zurückstellen?

  105. @foobar: Beweisziel

    Worüber diskutieren wir hier eigentlich? Du beharrst darauf, dass menschliche Entwicklung in Familien möglich ist. Das habe ich nie bestritten.

    Mein Standpunkt ist schlicht, dass Familienstrukturen dieser Entwicklung nicht förderlich sind.

    Die Strukturen dienen der Erhaltung des Status quo, darum ja das Beispiel mit dem Geburtstag. Und warum machen die Menschen das so? Weil sie es schon immer so gemacht haben. Und weil sie nicht offen miteinander umgehen können, obwohl oder vielleicht sogar gerade weil sie in einer Familie sind und daher Verhaltens- und Denkmuster so eingeschliffen sind, dass es niemandem mehr auffällt und der, dem es vielleicht doch auffällt, sich nicht traut, darüber zu sprechen, weil das sofort Abwehr der Anderen hervorruft.

    Wir sehen das beim Staat auch, das ist auch eine Institution zur Erhaltung des Status quo. Beim Staat gibt es dafür aber gute Gründe: Ohne das Gewaltmonopol, ohne Gewaltenteilung usw. hätten wir wieder den Kampf aller gegen alle und das Recht des Stärkeren, bei dem die meisten Menschen schlicht unterdrückt, wenn nicht gar abgemetzelt würden. Wie dieses Aufrechterhalten des Status quo auch dort schief gehen kann, sieht man aber etwa bei der Finanzkrise, die nun für einige Jahre mit billigem Geld zugedeckt wurde – und wir werden wahrscheinlich noch miterleben, wie wir die Zeche für die Party zahlen müssen. Auch das hat mit einer mangelhaften Bewusstheit und Offenheit der Institution Staat zu tun.

    Ein anderes Beispiel neben dem Geburtstag erzählte mir die hier schon einmal erwähnte Familienrichterin: Ein Bekannter kocht für seine Freundin jedes Jahr zum Jahrestag ihrer Beziehung Spargel, weil sie bei ihrer ersten Begegnung Spargel gegessen hatten. Dumm nur: Die Freundin mag überhaupt keinen Spargel. Zur Aufrechterhaltung der Illusion nimmt sie also in Kauf, dass sie jedes Jahr, auch noch ausgerechnet zum Jahrestag der Beziehung, mit etwas gefüttert wird, was sie gar nicht will, schlicht um den Status quo aufrechtzuerhalten. Und sie muss auch noch so tun, als schmecke ihr das! Ja, wie verrückt ist das denn?!

    Aber so ist der Mensch: Und täglich grüßt das Murmeltier, bis eines Tages Gevatter Tod an der Türe anklopft. Dann ist es aber ein bisschen zu spät, um alles noch einmal anders zu machen.

    Dann doch lieber mit Hermann Hesse:


    Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    In andre, neue Bindungen zu geben.
    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
    Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
    An keinem wie an einer Heimat hängen,
    Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    Er will uns Stuf’ um Stufe heben, weiten.
    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
    Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen;
    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
    Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

  106. Zu: Bindungstheorie und Burn out….
    Wenn ich die Bindungstheorie richtig verstehe, führt eine gestörte Bindung zu einer Aktivierung des Panik-und Angstsystems im Menschen wie beim Tier (Siehe Hans Morschitzki/Linz)
    Grund: Dem Wesen fehlt die Geborgenheit und Sicherheit -also die Geborgenheits -und Sicherheitsgefühle. Dadurch befindet sich der Körper in einer permanenten Stresssituation, was wiederum Auswirkungen hat auf die Sensibilität bzw. Belastbarkeit des Organismus. Menschen, die so ” vorgeschädigt ” sind-, können meiner Ansicht nach schneller ein Burn-out entwickeln, da sie gegenüber StressReizen nicht die nötige Resilenz entwickeln konnten, da dieses Paniksystem dauerhaft aktiviert ist…In dem Sinne könnte ein Burn-out auch eine indirekte Folgeerscheinung eines gestörten Bindungsverhältnisses sein….

  107. Nach dem ich diesen … über Familie, Staat und Status quo gelesen habe: 😏

    “Nicht Mangel an Geist, sondern ein Geist*, der sich ununterbrochen selbst** gegenwärtig ist, eine Ausgeglichenheit***, gegen die nichts und niemand ankommt. Die Menschen reden, die Karawane zieht vorüber: Die Dummheit erkennt man an jenem ruhigen Fortschreiten eines Wesens, dass Worte von aussen weder ablenken noch berühren können. Sie ist nicht das Gegenteil der Intelligenz, sondern jene Form der Intellektualität, die alles auf ihr eigenes Maß zurechtstutzt und jeden Anfang in einem vertrauten Vorgang auflöst. Der Dummheit ist nichts menschliches jemals fremd; die macht – über die Lächerlichkeit hinaus – ihre unerschütterliche Kraft und ihre mögliche Grausamkeit aus.” (Alain Finkielkraut) meine Änderungen: *Bewusstsein/Zeitgeist, **”individualbewusst”, ***Konfusioniertheit

    “Es war seit jeher den Epigonen vorbehalten, befruchtende Hypothesen des Meisters in starres Dogma zu verwandeln und satte Beruhigung zu finden, wo ein bahnbrechender Geist schöpferische Zweifel empfand.” (Rosa Luxemburg) 😎

  108. @foobar

    Ich will hier keine neue steinzeitlichen Stammesgesellschaften einrichten. Aber die Beziehungsqualitäten, die diese Gesellschaften bieten können, finde ich interessant. Also viele verschiedene Menschen, mit denen Kinder wie Erwachsene ein Miteinander pflegen können. Dazu brauchen wir vor allem mehr Zeit für einander, und vielleicht weniger berufsbedingte Umzüge. Und mehr Räume der Begegnung. Gemeinsame Stadtgärten z.B. als Treffpunkte für ein tätiges Miteinander, mit mehr Natur und vielleicht sogar mit Haus- und Nutztieren. Für Kinder wie Erwachsene mit Beziehungsmangel eine hilfreiche Sache.

    Soweit ich weiß, ist die sichere Bindung zur Mutter vor allem eine Sache für die ersten 2 Lebensjahre, danach kann die bloße Zeit, die das Kind mit der Mutter verbringt auch gut auf ein paar Stunden täglich reduziert werden, wenn eine Vielzahl von Beziehungen mit anderen Kindern und Erwachsenen gegeben ist.

    Ich verstehe nicht ganz, was hier an Familienförderung fehlt. Die Gesetze des Patriachats, z.B. die Scharia, wieder einführen? Klar ist, das wir mehr Zeit generell für alle unsere Beziehungen brauchen, und dass Alleinerziehende oft mehr finanzielle Unterstützung gebrauchen können.

    Ich denke auch, dass die meisten Menschen heutzutage mit zu hohen Ansprüchen an ihre Mitmenschen hantieren. Das führt zu unnötigen Beziehungsabbrüchen aller Art, auch bei Paarbeziehungen. Sich hier mehr Mühe zu geben, und flexibler im Umgang zu sein, ist wichtig. So können sich vielfältige Beziehung bilden, und man lernt immer besser, sich auf andere einzustellen, was eben dann ein fruchtbares Miteinander macht. Das braucht eben auch genug Zeit, wer immer bis zur Erschöpfung arbeiten muss, hat dann auch weniger Beziehungsleben. Das gilt auch für Schulkinder. Hier ist was ganz dick im Argen.

    Nachholen kann man da aber meiner Erfahrung nach immer. Selbst im Rentenalter damit anzufangen, viele neue Beziehungen zu knüpfen, z.B. im Rahmen Ehrenamtlichen Engagements, habe ich schon beobachten können.

  109. Früher gab es weitaus schlimmere Beeinträchtigungen des Menschen als durch Burn- out.

    Ich vermute unter installiertem Christentum-OS verstehen Sie das Christentum „Operating System“. Diese Sichtweise begeistert mich, weil sich die Systeme über Jahrtausenden optimieren konnten und ihren Zweck, die Existenzfähigkeit von Menschengruppen (in weitaus schwierigeren Zeiten als heute) zu sichern, effizient nachgekommen sind. Es wurden zum Systemerhalt nur einige Pfaffen und etwas Organisation und Versammlungsräume benötigt.

    Die Ideologie des Kommunismus als „ideologisches Betriebssystem“ scheint vorerst in der Krise. Allerdings haben die hoch flexiblen, nach wie vor kommunistischen Chinesen die Chance, ihr System vernünftig zu „upgraden“ wenn sie den wirtschaftlichen Wohlstand ermöglichen und auf längere Zeit sichern können. Sie sind extrem „technokratisch“ und scheinen zwischen Planwirtschaft und kapitalistischen Methoden zu „switchen“, hätten vielleicht die Chance als eine Art Lokomotive sogar die westlichen Systeme die wegen der System bedingten Stagnation der („freien“) Wirtschaft in Gefahr kommen könnten, zu retten.

    Ihr psychisches Kontrollsystem ist die allgemeine (möglichst dezente) Überwachung und Steuerung der Bürger. (Sonderüberwachung für Kriminelle und psychisch schwer Auffällige scheint möglich).

    Die „religiösen Betriebssysteme“ haben sich vom Judentum über das Upgrade 2.0 zum Christentum und das Upgrade 3.0 zum Islam entwickelt.
    Die Psychiater/Psychologen mussten heutzutage weitgehend die Steuerungsfunktionen übernehmen die früher z.B. die Pfarrer übernommen haben. Allerdings scheinen die Behandlungsmethoden der Psychologen/Psychiater gelegentlich leicht chaotisch, nicht so hierarchisch organisiert wie ehemals bei den Pfaffen.

    Mir geht es aber hier hauptsächlich um die Frage an Herrn

    @ Schleim
    über die Frage der auch ökonomisch optimalen Methoden der Problembewältigung, Medikamente oder „Psychomethoden“.

    Diese Frage ist nicht neu und sie wurde vor über 50 Jahren in Psychologen-kreisen ungefähr mit nachstehendem Experiment behandelt.

    Ein Schizophreniekranker bekam die damals übliche Medikamente. Danach „lächelte“ er relativ zufrieden vor sich hin, war „unauffällig“ und begrenzt arbeitsfähig. Diese Behandlung war „billig“.
    Nebenwirkungen wurden hingenommen.

    Ein anderer Patient bekam eine „24 Stunden Psychotherapie“ von ca. 8 extra dazu abgestellten Therapeuten. Diese Therapie war durchaus erfolgreich, die Therapeuten gingen extrem auf den Patienten ein, allerdings musste gelegentlich ein Therapeut Kollegen vorzeitig um Ablöse vom Dienst bitten. Diese Therapie schien zweifellos besser, aber eben mit den vorgegebenen Mitteln nicht realisierbar.

    Anders wäre es vielleicht in der Zukunft und es wäre fast wieder der Kreis zur „Chinesischen Methode“ geschlossen. Dann, wenn man unermüdliche ewig geduldige „Psychoroboter mit KI Psychosoftware“ (ausgefeilter als die berühmte „Eliza“) einsetzt, um den Patienten zu dienen und die tiefes Verständnis für die Anliegen des Patienten „vorgeben“, bzw. die Patienten „bespaßen“.
    (Die Spielsüchtigen behandeln sich heutzutage selbst ungefähr nach dieser Methode.)

  110. @Schleim rosaroter Faden

    Worüber diskutieren wir hier eigentlich? Du beharrst darauf, dass menschliche Entwicklung in Familien möglich ist. Das habe ich nie bestritten.

    Mein Standpunkt ist schlicht, dass Familienstrukturen dieser Entwicklung nicht förderlich sind.

    Das Problem ist, womit wir vergleichen sollen. Mein Ausgangspunkt war der Vergleich mit dem aktuellen Stand der Gesellschaft. Wir wollen den Leuten mit Burn-Out ja jetzt helfen. Dann kamen noch andere Alternativen dazu wie MGTOW, Clans oder Kibbuze. Vielleicht sind mir diese anderen Optionen insgesamt zu diffus als dass ich das besonders gut einschätzen kann, aber ich sehe einfach nicht, wie die menschlichen Probleme, die du ansprichst in der Familie schlechter oder schwieriger lösbar sind als woanders.

    Stabile Familienstrukturen haben doch erst mal gar nichts mit starren Denkmustern zu tun, außer dass eben gewisse Rollen, die ich oben ja beschrieben habe, normativ gefördert werden. Diese Rollen zu durchbrechen führt doch aber auch nur dazu, das man sich eine andere Rolle sucht, die auch wieder normative Implikationen hat aka Denkmuster.

    Zweitens habe ich mehrere Punkte, wie in der Familie offenes, kritische Denken gefördert wird, schon aufgezählt und kann das gerne noch ergänzen:
    – In der Pupertät werden elterliche Vorbilder zunächst abgelehnt und können dadurch reflektiert werden
    – Bei der freien Partnerwahl trifft man auf jemanden von außerhalb der Familie, mit dem man sich auseinandersetzen muss, und häufig auch noch mit dessen Familienanhang. Dadurch dass diese Partnerschaft als eine lebenslange angestrebt wird, bedarf es einer viel gründlicheren Auseinandersetzug und sogar einer Auseinandersetzung mit sich selbst, in wie weit man dem Gegenüber ein lebenslanger Partner sein kann
    – Durch das Erziehen von Kindern bekommt man die Möglichkeit seine eigene Erziehung noch mal zu reflektieren mit dem Anspruch die Dinge besser zu machen. Es richtet den Blick auch noch mal darauf, was man seinen Kindern für eine Welt hinterlassen möchte
    – Die höheren sozialen Verpflichtungen gegenüber den Mitgliedern einer Großfamilie erhöhen auch den Druck, Konflikte mit diesen Mitgliedern positiv zu lösen

    Die Strukturen dienen der Erhaltung des Status quo

    Nicht “die” Strukturen, alle Strukturen! Der Mensch ist ein normatives Wesen und egal, welche Norm er pflegt, sei es Familie, Kibbuz, MGTOW, Feminismus, Individualismus, Kollektivismus, es ist ja seine Norm, weil er glaubt dass es gut ist. Und wenn es gut ist, dann soll es bitte auch gut bleiben. Ist ja klar.

    Aber so ist der Mensch: Und täglich grüßt das Murmeltier, bis eines Tages Gevatter Tod an der Türe anklopft. Dann ist es aber ein bisschen zu spät, um alles noch einmal anders zu machen.

    Das Argument kann ich doch beliebig hin- und herdrehen: Am Ende des Lebens wird es auch schwer, Kinder zu bekommen.

    An keinem wie an einer Heimat hängen,

    Und der Rast- und Ruhelose ist dann weniger für Burn-Out anfällig?

    Die Offenheit, die Hesse hier anpricht, ist eine Herausforderung, die gleich groß ist für alle Menschen. Diese Offenheit wird aber an einem Gegenüber gemessen und dieses Gegenüber muss aber auch erst mal da sein. Eine Familie bietet viele stabile Gegenübers, an denen man seine Offenheit prüfen und trainieren kann. Oder anders gesagt: Grillen und Fußball schauen kann ich als Familienvater wie auch als MGTOW gleichermaßen, als MGTOW habe ich aber niemanden, der den Fernseher mal ausschaltet und den Salat auf den Tisch stellt.

  111. @Jeckenburger Familienpolitisches Off-Topic

    Soweit ich weiß, ist die sichere Bindung zur Mutter vor allem eine Sache für die ersten 2 Lebensjahre, danach kann die bloße Zeit, die das Kind mit der Mutter verbringt auch gut auf ein paar Stunden täglich reduziert werden, wenn eine Vielzahl von Beziehungen mit anderen Kindern und Erwachsenen gegeben ist.

    Soweit ich das weiß, wird die Bindung in den ersten drei Lebensjahren hergestellt. Wird in dieser Zeit keine sichere Bindung hergestellt, ist der Drops mehr oder weniger bis ans Lebensende gelutscht.
    Findet anschließend eine dauerhafte Trennung von der Bindungsperson statt, wird das Kind natürlich auch traumatisiert.
    Ansonsten ja, können später auch andere Bezugspersonen die Betreuuung des Kindes zeitweise übernehmen, wobei ich nicht genau weiß, was bei diesem “zeitweise” wissenschaftlicher Richtwert ist. Das wird vermutlich auch stark von Kind zu Kind schwanken und dann noch mal abhängig davon sein, wie gut die Bindung zur weiteren Bezugsperson ist. Aber eine Bindung zur Bezugsperson muss schon aufgebaut werden, beliebig darf das nicht sein, und eine “Vielzahl” muss das auch nicht sein (das wäre dann vermutlich auch tendentiell schlecht für die Vertrauensentwicklung zu den Bezugspersonen, da ja dann Zeit pro Person auf jeden Fall weniger wird). Andere Kinder sind dann auch nicht “so” wichtig.
    Man hat aber wohl auch festgestellt, dass Kinder im Kindergarten Schwierigkeiten haben, Stress abzubauen. Aber dazu weiß vielleicht jemand anderes mehr.

    Ich verstehe nicht ganz, was hier an Familienförderung fehlt.

    Na das fängt mit dem finanziellen Zwang an, sein Kind teilweise schon vor dem ersten Lebensjahr abzugeben. Das geht weiter damit, dass die paar Stunden täglich mit dem Kind auch reduziert werden durch lange Arbeitszeiten, samt Überstunden und langen Wegen zur Arbeit. Die Kinder sind teilweise 12h im Kindergarten. Rechne mal noch Schlafzeiten dazu und ggf. Anfahrtswege zum Kindergarten und schau mal, was übrig bleibt. Zumal die Zeit zusammen nach dem Kindergarten dann auch nicht unbedingt qualitativ hochwertig ist, wenn beide Elternteile von ihrer Arbeit total ausgelaugt sind oder vielleicht noch Arbeit mit nach Hause genommen haben. (Dann käme ja noch mal der Stresslevel beim Kind nach dem Kindergarten hinzu, siehe oben – allerdings diese Angaben ohne Gewähr). Der nächste Punkt betrifft dann die Qualität der Kindergärten: viel zu schlechte Betreuungsschlüssel (Faktor 2 schlechter als empfohlen ist schon fast die Regel), häufig wechselnde Erzieher und teilweise einfach schlecht gepflegte Unterbringungen.

    Alleine schon ein Betreuungsgeld von zum Beispiel 300€ im Monat für Kinder bis zum einschließlich dritten Lebensjahr, die nicht in den Kindergarten gehen, würde allen Beteiligten helfen:
    – Der Staat zahlt ca. 1000€ für einen Kindergartenplatz pro Monat, würde also 700€ sparen (die er ja dann immer noch dem Kindergarten zur Förderung geben könnte)
    – Die Leute, die ihr Kind trotzdem in den Kindergarten bringen, profitieren von besseren Betreuungsschlüsseln oder überhaupt erst mal kürzeren Wartelisten
    – Die Leute, die ihr Kind nicht in den Kindergarten bringen, haben 300€ mehr in der Tasche

    Die Gesetze des Patriachats, z.B. die Scharia, wieder einführen?

    Ich hoffe, ich habe nirgendwo diesen Eindruck erweckt.

  112. “Und täglich grüßt das Murmeltier”

    Und das Murmeltier heißt geistiger Stillstand in Bewusstseinsschwäche von Angst, Gewalt und “Individualbewusstsein” auf stets systemrationaler Sündenbocksuche, so geht das stumpf-, blöd-, wahn- und schwachsinnig durch die Jahrhunderte, seit der “Vertreibung aus dem Paradies” (erster und bisher einzige geistige Evolutionssprung).

  113. @Elektroniker: Steuerung

    In der Aufklärung hatten wir das Ideal, dass jeder sich selbst steuert; und der politische Liberarlismus geht davon aus, dass jeder für sich selbst am besten weiß, was gut für ihn ist.

    Jetzt sprechen Sie vom Islam als “Religion 3.0”. Das halte ich erst einmal für eine gewagte These, wenn man die Versionszahl als Indikator dafür versteht, welches System welchem überlegen ist.

    Aber fakt ist, dass sich mehr Menschen für solche “Steuerungssysteme” interessieren – die Einen eher für die Religion, die Anderen für den Nationalismus… Wir können uns hier noch so oft über Gläubige echauffieren aber das ändert nichts daran, dass diese Strömungen weltweit auf dem Vormarsch sind.

    Ich denke, dass es viele Menschen eben nicht mit Sinn erfüllt, politischen Liberalismus mit wirtschaftlichem Neoliberalismus zu verknüpfen und den Sinn des Lebens in Geldverdienen und Konsumieren zu sehen. Wir müssten es doch eigentlich seit der griechischen Antike besser wissen.

    Diese Sinnlücke schließt dann ein Nationalismus, der mit Feindbildern arbeitet wie dem der jüdischen oder jetzt eben auch islamischen Weltverschwörung.

    Wer mit solchen Steuerungssystemen nichts anfangen kann und mit den Widersprüchen in seinem Leben nicht leben kann, der bekommt dann vielleicht psychische Probleme und sucht Rat beim Psychiater, der einem dann womöglich erklärt, das sei alles eine Gehirnstörung, und einem Drogen verschreibt, mit denen man sich besser fühlt; oder man ist beim tiefenpsychologischen Psychotherapeuten und der geht mit einem in die Kindheit; oder man ist beim kognitiven Verhaltenstherapeuten und der bringt einem Psycho-Tricks bei, mit denen man die Symptome in den Griff kriegen kann.

    Tja – und China probiert jetzt einen neuen Weg, dem gegenüber Orwells “Big Brother” wie ein harmloses Brücherchen aussieht.

    Ich denke, dass es ein Fehler im System ist, Menschen keinen Raum für Sinnfindung zu lassen, für das Transzendente, das Sprituelle, um es einmal so zu sagen. Wofür leben wir denn? Die Zwänge, mit denen wir heute i.d.R. zu tun haben, sind von Menschen gemacht und könnten genauso gut wieder verändert werden. Sie entspringen einer Illusion, einem Missverständnis darüber, was wesentlich im Leben ist.

  114. @foobar: Familienleben

    Ich muss gestehen, dass mir so langsam die Puste ausgeht… Der nächste Blogbeitrag zeichnet sich aber auch schon wieder ab. (Womit ich nicht abstreiten will, dass mir die Diskussion gefallen hat, obwohl/gerade weil wir so unterschiedliche Meinungen haben.)

    Bezeichnend finde ich aber doch, dass das Erste, was Ihnen zum Zweck einer Familie einfällt, dieses Beispiel ist:

    …habe ich aber niemanden, der den Fernseher mal ausschaltet und den Salat auf den Tisch stellt.

    Also den Fernseher kann man bei mir erst gar nicht anschalten, denn den gibt es schlicht nicht. Den habe ich Anno 1997, als ich in meine erste eigene Wohnung auszog, schlicht zurückgelassen. Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

    Und das Essen stelle ich seit über 20 Jahren selbst auf den Tisch. Manchmal lade ich jemanden dazu ein, mitzuessen. Oft erweist sich dann aber, dass das Menschen sind, die nicht mit sich selbst zufrieden sind und einen anderen Menschen irgendwie “besitzen” wollen, um die Leere in sich selbst aufzufüllen.

    Dafür ist mir das Leben zu schade.

  115. @Elektroniker Schizophreniekranker

    Das ist hier etwas kurzfristig gerechnet. Die Medikamente gegen Psychosen müssen ganz schnell lebenslänglich eingenommen werden, wenn man erst mal damit angefangen hat. Die Kosten sind dann schon erheblich, zumal auch regelmäßige Besuche beim niedergelassenen Psychiater incl. Blutuntersuchungen dazu gehören. Eine gute Krisenbegleitung braucht auch nicht ein Team von 8 Therapeuten im Schichtdienst pro Patient. Die 8 Krisenbegleiter müssen keine ausgebildeten Psychologen sein und reichen für eine ganze Station mit mehr als 10 Patienten. Die Akutphase in Krisen dauert typischerweise 1 bis 4 Wochen, und dann ist wieder ein paar Jahre relative Ruhe meistens.

    Eine gute Krisenbegleitung ist also unterm Strich sogar kostensparend, vor allem wenn in manchen günstig verlaufenden Fällen auf Neuroleptika ganz verzichtet werden kann. Die Arbeitsfähigkeit kann dann viel eher erhalten bleiben, und nebenbei spart das auch noch eine Menge Leid ein.

    Die Kranken einfach zuballern und links liegen lassen, das wird auf die Dauer teuer. Roboter werden nichts nützen, schätze ich. Da müssten die schon Bewusstsein und Einfühlungsvermögen haben, sonst wirken die nicht mehr als Fernseher.

    @foobar 300 € Betreuungsgeld im Monat

    Mit dieser Familienförderung bin ich einverstanden. Vor allem Geringverdiener und Alleinerziehende brauchen hier dringend Unterstützung. Und die Erziehungsleistung als Dienst an der Gesellschaft ist es wirklich wert. Dann geht es auch ohne Patriachat.

    Überhaupt vielerorts weniger Arbeiten, erscheint mir als eine der wichtigsten Aufgaben für unsere Zukunft. Nicht nur für die Kinder, auch dass wir nicht selber von der Arbeit krank werden, und dass wir mit übermäßigem unsinnigen Wohlstand den Planeten ruinieren, das führt alles in dieselbe Richtung. Im Golfkrieg gab es in den USA sogar die Meinung: wenn wir die Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie behalten wollen, dann müssen wir eben auch ab und zu mal Krieg führen.

  116. foobar407
    Ihre Einstellung ist erprobt und braucht keine Alternativen zu fürchten. Die Familie ist kein Baukasten, den man beliebig auf- und abbauen kann und wenn es nicht so klappt wie gewollt, in den Schrank stellen kann.
    Man muss Anreize schaffen, dass Frauen heiraten, Kinder bekommen und dass sie vom Staat finanziell dafür abgesichert werden.
    Und auf der Beschäftigungsseite muss man darauf achten, dass die Arbeitskraft nicht überfordert wird. Überhöhte Gewinne werden vom Staat abgeschöpft.
    Kranke werden wie Kranke behandelt, eine Zweiklassenmedizin wird in Stufen abgebaut.

  117. @Schleim Abschluss

    Ich muss gestehen, dass mir so langsam die Puste ausgeht…

    Ich wollte bei meinem vorherigen Beitrag am Ende, wo es ein bischen philosophisch wurde, eigentlich noch viel mehr über Traditionen und Autoritäten schreiben, aber dann ist es mir auch zu viel geworden. 🙂

    Bezeichnend finde ich aber doch, dass das Erste, was Ihnen zum Zweck einer Familie einfällt, dieses Beispiel ist:

    …habe ich aber niemanden, der den Fernseher mal ausschaltet und den Salat auf den Tisch stellt.

    Nein, nein. Grillen und Fußball kam von dir weiter oben, ich habe das nur noch mal aufgegriffen.

    Also den Fernseher kann man bei mir erst gar nicht anschalten, […]
    Und das Essen stelle ich seit über 20 Jahren selbst auf den Tisch. […]

    Dich persönlich wollte ich ja auch nicht verändern. Wir sind ja nicht verheiratet. 😉

    Dafür ist mir das Leben zu schade.

    Sag niemals nie.

    Vielen Dank für deinen regelmäßigen Fleiß in den Kommentaren. So eine lebendige Diskussion liegt mir viel mehr als nur einfache Artikel zu lesen.

  118. @Jeckenburger

    Mit dieser Familienförderung bin ich einverstanden.

    Super. Aber dran denken, dass die mit Linken und Grünen vermutlich nicht zu haben sein wird.

    Überhaupt vielerorts weniger Arbeiten, erscheint mir als eine der wichtigsten Aufgaben für unsere Zukunft.

    Volle Zustimmung.

  119. @foobar: Danke auch meinerseits. Es ist sowieso interessant, dass die Diskussion auf TP wie eine Flut losgeht – aber ebenso schnell wieder vorbei ist, während man hier im Blog Dinge auch mal ausdiskutieren kann.

    Viel Spaß mit dem Salat beim Fernsehen! :-p

  120. @Schleim; Steuerung

    Zitat: „In der Aufklärung hatten wir das Ideal, dass jeder sich selbst steuert; und der politische Liberarlismus geht davon aus, dass jeder für sich selbst am besten weiß, was gut für ihn ist.“

    Dies halte ich für eine (nützliche) Fiktion.

    Zitat: „Jetzt sprechen Sie vom Islam als “Religion 3.0”. Das halte ich erst einmal für eine gewagte These, wenn man die Versionszahl als Indikator dafür versteht, welches System welchem überlegen ist.“
    War mehr als Gag gedacht und stammt von einem mir bekannten Moslem der sich „Polygamie“ locker leisten wollte und auch leisten konnte. Abgesehen davon, hat er mit seiner Religion jedenfalls nicht „übertrieben“

    Zitat: „Aber fakt ist, dass sich mehr Menschen für solche “Steuerungssysteme” interessieren – die Einen eher für die Religion, die Anderen für den Nationalismus… Wir können uns hier noch so oft über Gläubige echauffieren aber das ändert nichts daran, dass diese Strömungen weltweit auf dem Vormarsch sind.“

    Das sehe ich wie Sie. Der Islam als auch die Nazis strebten mit sehr ähnlichen Methoden die Weltherrschaft an. Allerdings waren sich in derartigen Fällen stets die „Amis“ und „Russen“ trotz aller Gegensätze schnell einig und machten sowohl den Nazis als auch neuerdings den IS den Garaus. Vermutlich wird es so bleiben.

    Zitat:“ Wer mit solchen Steuerungssystemen nichts anfangen kann und mit den Widersprüchen in seinem Leben nicht leben kann, der bekommt dann vielleicht psychische Probleme und sucht Rat beim Psychiater, der einem dann womöglich erklärt, das sei alles eine Gehirnstörung, und einem Drogen verschreibt, mit denen man sich besser fühlt; oder man ist beim tiefenpsychologischen Psychotherapeuten und der geht mit einem in die Kindheit; oder man ist beim kognitiven Verhaltenstherapeuten und der bringt einem Psycho-Tricks bei, mit denen man die Symptome in den Griff kriegen kann.“

    Sie haben wohl eine differenziertere Sicht über „Gehirnstörungen“ als andere „rein materialistische Wissenschaftler“. Auch ich bin für eine Differenzierung, z.B. in Prozessor, Prozess und Information. Ich nehme an, der „Mainstream“ geht allerdings davon aus, dass nicht angepasstes Verhalten durch Einflussnahme auf das neuronale System hauptsächlich im Gehirn gesteuert werden kann und die Umwelt als „vorgegeben“ (praktisch kaum veränderbar) hingenommen wird. Versuche dies zu verändern dürfte zu Konflikten führen.

    Zitat: „Ich denke, dass es ein Fehler im System ist, Menschen keinen Raum für Sinnfindung zu lassen, für das Transzendente, das Sprituelle, um es einmal so zu sagen. Wofür leben wir denn? Die Zwänge, mit denen wir heute i.d.R. zu tun haben, sind von Menschen gemacht und könnten genauso gut wieder verändert werden. Sie entspringen einer Illusion, einem Missverständnis darüber, was wesentlich im Leben ist.“

    Zwänge, mit denen wir heute i.d.R. zu tun haben, sind wohl von Menschen als Reaktion auf die „Folgen von Experimenten“ „evolutionär“ entstanden und optimiert worden. Es fragt sich ob man aus diesen, oft „kriegerischen Experimenten“ lernen sollte, oder diese „kriegerischen Experimente“ (letztlich mit Kernwaffen) immer wieder durchführt. Es würde vermutlich unser Ende bedeuten…

  121. Also, Politik und Verwaltung und das Bildungsideal haben ein Interesse daran, die Familienbeziehungen/Bindungen effektiv zu lösen/zu zerstören, damit deren Arbeit und die Bildungsideale leichter und Problemloser verwirklicht werden können.

    Alle Interessen von Staat und Wirtschaft sprechen konsequent gegen ideale Familienbindungen. Schon das demokratische Model, wie es allgemein verstanden wird, widerstrebt einer Familienbindung, wie sie idealerweise existieren sollte. Denn das darin enthaltene Diktum der freien Meinungs- iund Charakterbildung steht diametral gegendas Bindungsideal innerhalb der Familiendynamik.

    “Vater Staat” ist angesichts solcher Szenerien keine banale Verhöhnung, sondern Wirklichkeit. (Abgesehen davon, dass der Anteil Frauen in Bildung und Verwaltung höher, als der von Männern sei – was die Abänderung in “Mutter Staat” nahelegen würde)

    Als Beweis wäre hier angeführt, dass man sich regelmäßig darüber beschwehrt, wie schwer es ist, an die Kinder von Migrantenfamilien wirksam heranzukommen, um den Kindern etwa eine Sprache beizubringen, wie es idealerweise erwünscht ist oder etwa auch diese traditionelle, patriarchale Weltsicht zum Wohle der demokratischen Idee aufzubrechen.

    In diesem Sinne sollte auch beachtet werden, dass der sogenannte “Fortschritt” unmittelbar davon abhängt, wie effektiv man Kinder von den älteren Generationen “trennen” kann, um diese eben für diese “Zukunft” im Sinne von unausgesprochene Zukunftsvisionen empfänglich zu machen und von der Notwendigkeit zu überzeugen.

    Weil der Fortschritt, Wachstum und Zukunft in der Rezeption subjektiv immer gleichbedeutend sind, sind die Implikationen aus dieser Szenerie gewaltig und im Umfang der Wirkungen aus dem Stand gar nicht so leicht ersichtlich.

    Zugleich widersprechen patriarchale Struktutren solchen staatlichen “Idealzielsetzungen” woraufhin vor allem der Vater seinen Einfluß auf seine Kinder /der gesamten Nachfolgegeneration verliert – konkret geschieht das vor allem in den unteren Gesellschaftsschichten, da dort die Rechtfertigung für Anerkennung der Elterngeneration aufgrund fehlener Erfolgsideale automatisch unterminiert wird.

    Beweis dafür:
    Scheidungs- und Sorgerechtsstatistiken.
    Einer der Gründe dafür: die allgemeinen Freiheitsideale, die dazu führen, dass der leibliche Vater leicht gegen “Vater Staat” ausgespeilt werden kann.
    “Erziehungsberechtigt” sein als alleinstehende Mutter führt vor allem in unteren Gesellschaftsschichten dazu, dass die Kinder den standart-Staatsleistungen ausgeliefert werden, weil die Mutter wegen Überforderung jeden Strohhalm
    nimmt und sich genau deswegen selbst von Bringeschuld freispricht, weil die Staatsleistungen ja scheinbar “erfüllend” sind (was nicht der Fall ist – vor allem bezüglich der persönlichen Bindungen…woraufhin eine Trennung vom Ehemann wegen Ablehnung einer mutmaßlich “patriarchalen” Haltung desselben dazu führt, dass innerhalb der Srukturen, die der Staat zur Verfügung stellt, erst recht patriarchale Gemeinschaftssrukturen in den Sammelbecken der Kitas, Schulen und Freizeiteinrichtungen auf das Kind einwirken, weil die Erzieher und Lehrer und Pädagogen kaum ein oder zwei führsorgliche Elternteile ersetzen kann und das Kind der sozialen Herarchie in der Gruppe ausgeliefert ist. Selbst eine verdoppelung der Erzieher und Lehrer würde das Problem der unkontrollierten sozialen Dynamik nicht lösen.

    In diesem Sinne versprechen Mütter den Kindern etwas, dass sie nachher nicht einlösen.
    Beweis dafür:

    Meine eigene Lebenssituation in Familie und Scheidungssituation, wo Eltern (un dvor allem meine Mutter) absolut keine eigenen Bildungsinhalte anboten…sondern sich vollkommen auf das Bildungssystem verliessen und mich diesem kritiklos auslieferten.

    In diesme Sinne sind die üblichen, im Westen hochgehaltenen Freiheitsideale indirekt Familien- und Demokratiefeindlich, weil letztlich niemand gezwungen ist, sich in Sozial- und Familienstrukturen kooperativ zu verhalten. Und Idealismus ist keine weit verbreitete Haltung, sodass man mit ehrenamtlichen Engagemang glücklich wird, wenn man von eben dieser Gesellschaft nicht das bekam, was man hätte gebraucht. Und angesichts der Verhältnisse sogar den Vorwurf machen könnte, das das eigene Glück in Sozial- / Familienbindungen durch eben die Verhältnisse der Ignoranz gegen Familienbindungen unmöglich gemacht wurde.

    Zum mutmaßlich chinesischen Model (aka. digitalem Punktesystem):

    Mit den modernen Technlogien und Algorythmen ist es heute schon effektiv möglich, digitale Identitäten zu erstellen und sie wirksam als Steuerungswerkzeug aller Arten anzuwenden.

    Auch, wenn ein User jeden Tag die Hardware und Software wechseln würde, könnte man den User anhand seiner Aktivitäten im Internet auf den Plattformen beinahe zu jeder zeit erfolgreich und zuverlässig identifizieren und somit zum Ziele einer kjosnequenten Steuerung manipulieren, ohne, dass uns das im Alltag sofort auffallen würde.

    Die Digitaltechnik ist vom Konzept her ja auf Identifizierung angewiesen.

    Und jedem, der meint, solche Bewertungssysteme gäbe es ja nur in China, sei das als Richtigstellung auf den Weg gegeben.

    In diesem Sinne empfehle ich, dass man zukünftig eine Art “SüV” (Software überwachungs Verein) einrichtet, der Software und Algorithmen auf unerwünschte und verbotene oder bedenkliche Software-funktionen überprüft und sie bewertet und als Rechtsmittel zur Verfügung stellt. Etwa so, wie es mit dem “TüV” der Fall ist. Software müsste sodann angemeldet und einer Prüfung standhalten, wenn sie wirksam auf Server oder PC laufen dürfen soll. Ausserdem darf kein Update nachgereicht werden, dass ebenso nicht geprüft wurde. Software bekäme also eine “Nummer”, die wie ein “Autokennzeichen” oder eine allgemeine oder spezielle Betriebserlaubnis fungiert und die “Betriebssicherheit” in allen Belangen garantiert. Das hiesse aber auch, das PC- und Serversysteme (alle computergesteuerten Systeme) eine “ABE” brauchen und nicht verändert werden dürfen.

    Ich sage das vor folgendem Hintergrund:
    Wenn ich auf meinem PC in Textverarbeitungsprogrammen Inhalte schreibe und dann auf Google oder anderen Plattformen themengleiche Angebote präsentiert bekomme, ist was mit den Berechtigungen faul. Denn es wurde irgendwie in meinen privatesten Aufzeichnungen geschnüffelt, die durch keinerlei systemrelevanten Routing-Erfordernissen oder irgendwelchen üblichen Werberelevanten Interessen gerechtfertigt sind. Möglicherweise hat irgendein Cookie (oder Trojaner) mit Datenverbindung zu Google, den direkten Zugriff auf die Tastatur ermöglicht, anstatt Informationen nur in Eingabemasken von Webpotalen zu verwerten.

    Das ist ein ganz konkreter Rechtsbruch oder relevanter Übergriff auf die Privatsphäre.

    Und den würde ich auch als absoluter Fürsprecher von “Sicherheit” irgendeiner Art nicht erlauben wollen dürfen.

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