Sci12: Sie wählten nur den Bundespräsidenten, wir den Blogger des Jahres

BLOG: MENSCHEN-BILDER

Mensch, Gesellschaft und Wissenschaft
MENSCHEN-BILDER

Deidesheim, im Mekka der SciLogs, begegneten sich am Wochenende wieder die Bloggerinnen und Blogger (und Hühner) zum alljährlichen Austausch. Ein Blick in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Wissenschaftsblogs.

Wie in an die Öffentlichkeit geleakten Geheimberichten angekündigt (Vorglühen für Deidesheim), erwartete die BloggerInnen am Samstag schönstes Frühlingswetter mit blühenden Mandelbäumen, blauem Himmel – und eisigem Winterwind. Das hinderte die gut 60 Menschen nicht daran, teilweise mehrstündige Reisewege, in Einzelfällen sogar aus dem österreichischen (Manuela Macedonia – NeuroKognition) oder niederländischen Ausland – bloß jemand aus Budapest (Sören Schewe – Vom Hai Gebissen) hat gefehlt –, für die Teilnahme in Kauf zu nehmen. Nach einem kurzen Begrüßungssnack unter blauem Himmel, bei dem Kandidaten für den Preis des Mr. SciLogs ihre neuesten Modekreationen zeigten, fing gleich das ernsthafte Programm an.

Das gute Wetter erlaubte den Willkommenssnack im Hof des Hofguts Ruppertsberg unter freiem Himmel.

Mit einem Impulsvortrag Open Science 2.0 – Chancen und Grenzen präsentierte der Bildungswissenschaftler Christian Spannagel seine Vorstellung einer neuen Wissenschaft. Natürlich ist Wissenschaft von der Idee her auf Offenheit, das Teilen des Wissens, gerichtet. Tatsächlich trägt sie jedoch viele Züge einer Esoterik im eigentlichen Wortsinne: Etwas, das absichtlich oder wahrscheinlich nur von einer kleinen Anzahl von Menschen mit bestimmten Kenntnissen oder Interessen verstanden wird. Nicht ohne Grund sprechen wir häufig von akademischen Elfenbeintürmen. Ein hervorragendes literarisches Beispiel hierfür hat Hermann Hesse in seinem Meisterwerk Das Glasperlenspiel geliefert. Der Esoterik widerspricht jedoch die Idee von Open Science, offener Wissenschaft im starken Sinn.


Favorit für die Wahl zum Mr. SciLogs: Helmut Wicht – Anatomisches Allerlei.

Spannagel unterschied drei Stufen von Open Science: Version 1,0, 1,5 und 2,0. Die erste kennzeichne dabei die Idee, dass wenige Wissen vermitteln und viele es empfangen. Beispiele hierfür seien populärwissenschaftliche Literatur, VHS-Kurse, Museen oder auch die vor einigen Jahren eingeführten Kinderuniversitäten. Bei Version 1,5 komme vermehrt das Internet ins Spiel: Daten, Publikationen und Materialien würden vermehrt ins Internet gestellt und damit prinzipiell einem größeren Kreis zur Verfügung gestellt. Die Praxis zeigt jedoch, dass viele wissenschaftliche Gemeinschaften dort noch nicht angekommen sind. Spannagel zufolge könnte dies daran liegen, dass man sich mit dieser Offenheit angreifbar macht: Schließlich könne ein anderer in den eigenen Daten Fehler finden. Auch viele Wissenschaftsverlage schließen jeden, der nicht teilweise horrende Abo- und Lizenzgebühren bezahlt, vom Zugriff auf Quellen aus.

Im Gegensatz dazu geht Open Science 2,0, an der sich Spannagel selbst intensiv beteiligt, einen radikalen Schritt weiter: Ideen werden offen im Netz publiziert, eine kollektive Reflexion mit anderen Internetnutzern wird angeregt, es wird öffentlich miteinander geschrieben. Zusätzlich wurden im Vortrag neue Unterrichtsmethoden wie der “umgedrehte Klassenraum” vorgestellt aber auch darauf hingewiesen, dass sich die Ideen womöglich nicht auf alle Disziplinen gleich gut übertragen lassen. Von diesen Gedanken will ich einige auch in meiner eigenen Forschung und Lehre anwenden.


Während des Vortrags dachten die meisten BloggerInnen natürlich schon an das, was danach folgen würde: Die Weinprobe mit fröhlichem Führer.

Natürlich ging es im Vortrag auch um die Integration neuer Medien, beispielsweise von Twitter. So hatten wir zeitweise auch die Twitterwall des SciLogs-Kanals (#scilogs12) sichtbar auf dem Projektionsschirm. Mich haben die eingeblendeten Kommentare jedoch eher abgeschreckt. Die Twitter-Diskussion hatte kaum mit dem Inhalt der Vorträge oder unserer Real-Life-Diskussion zu tun. Stattdessen: Katzenwitze, Blödeleien und sogar eine Diskussion über Zeichendarstellungen von Penissen(!). Informationsgehalt annähernd gleich null. Nee, danke, damit habt ihr mich nicht überzeugt.

Qualitätskriterien in der Wissenschaftskommunikation

Anschließend konnten die BloggerInnen an einem von vier verschiedenen Workshops teilnehmen. Ich entschied mich für den über Qualitätskriterien in der Wissenschaftskommunikation. Anders, als ich zunächst vermutete, ging es dabei jedoch gar nicht um einen Qualitätsmaßstab für unser Portal, eine Diskussion, die wir im vergangenen Jahr intern geführt haben. Stattdessen standen unter anderem die Fragen im Vordergrund, wie wir Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten uns in den Blogs am besten an die Öffentlichkeit wenden können; wie weit man bei der Vereinfachung wissenschaftlicher Erkenntnisse gehen darf; oder welche qualitativen Merkmale das Bloggen von anderen Medienformaten unterscheiden.

Begrüßenswert fand ich dabei insbesondere die konstruktive Sphäre der Diskussion. Niemandem ging es darum, anderen den Mund zu verbieten. Stattdessen wurden Vorschläge zur Verbesserung der Blogbeiträge diskutiert: So könnten wir beispielsweise im Gegensatz zu anderen populärwissenschaftlichen Publikationen von der Möglichkeit des Verlinkens und der Quellenangaben Gebrauch machen.


Hätten Sie’s gewusst? Die ältesten eingelagerten Flaschen stammen aus dem Jahr 1980. Dem Kellerschwamm war dies jedoch egal. Vor dem Konsum werden die Flaschen wahrscheinlich fachmännisch entschwammt.

Als eine besondere Stärke der Blogs wurde ihr persönlicher Aspekt genannt: Üblicherweise schreibt dort nur eine bestimmte Person oder einige wenige zusammen. Das biete bessere Möglichkeiten, um seine LeserInnen für das eigene Interessengebiet zu begeistern. Von einem bezahlten Journalisten würde man eine umfassendere Recherche und idealerweise auch die Darstellung verschiedener Meinung erwarten, während man dem Blogger eher die eigene Sicht auf die Dinge durchgehen lasse oder dies von ihm sogar erwarte.


Das Sci12-Logo vereint klassische mit modernen Elementen; und ganz modern: Sie können darauf sogar klicken!

In den meisten Blogs steht schließlich auch jedem die Möglichkeit zum Kommentieren offen. Auf diese Weise können Fehler oder einseitige Sichtweisen korrigiert beziehungsweise ergänzt werden – die nötige Offenheit dafür natürlich vorausgesetzt (Was bedeutet Zensur?). Aufgrund schlechter Erfahrungen mit Kommentatoren, die durch unsinnige oder übertrieben nervende Kommentare die freie Diskussion torpedieren, wurde jedoch auch auf die Möglichkeit des Moderierens, Aussortieren oder gar Löschens von Beiträgen als Qualitätskriterium verwiesen.

Wir wählen den SciLogger des Jahres

Nach altbewährter Manier ging es erst zur Weinprobe, diesmal mit einem geselligen fünfzehnminütigen Fußmarsch zum Weingut von Winning. Dort durften wir nicht nur an Weinfässern riechen, sondern wurden wir auch über den Schwammbewuchs von Kellern und Flaschen aufgeklärt. Anschließend ging es zurück am Tagungsort nach der Vorspeise um die Wahl des SciLogger des Jahres. Wie auch auf den vier Treffen zuvor hatte die Redaktion auch dieses Mal wieder drei externe ExpertInnen eingeladen, sich die SciLogs-Beiträge unter die Lupe zu nehmen und jeweils einen Kandidaten für den Preis zu nominieren. Diesmal waren das Sebastian Reuschs Enkapsis, Joachim Schulzens Quantenwelt und Martin Ballaschks Detritus. Da die drei Laudationes alle so überzeugend waren und die Blogs jeweils nicht aus meinem engeren Interessengebiet stammten, fand ich die Wahl diesmal besonders schwer.


Im Anschluss an die Wahl zum SciLogger 2012 gab es noch die Wahl zur besten Oberbekleidung 2012. Hier überreicht Joachim Schulz (grün für St. Patrick’s Day) dem Spektrum-Chefredakteur Carsten Könneker den ersten Preis, eine Kiste mit Hanteln (mit ausführlicher Bedienungsanleitung auf dem Karton). Nicht bestätigten Berichten zufolge konnte Herr Könneker mit seiner riskanten Entscheidung für das sportliche T-Shirt, das die männlichen Bizepse deutlich hervortreten lässt, vor allem bei den weiblichen Gästen punkten. Spektrum-Verlagsleiter Richard Zinken galt mit seinem blau-weiß-gepunkteten Hemd (Modell: “Mein Lieblingshemd!”) zunächst als Favorit des Tages, seine Entscheidung für die konservativere Variante in ausgewaschenem Cyanblau dürfte ihn jedoch einige Stimmen gekostet haben. Hier freut er sich immerhin noch über den zweiten Preis, einen Styling-Guide für Herren.

Mit deutlicher Stimmenmehrzahl gewann schließlich jedoch Joachim den diesjährigen Preis. Joachim war mir zuvor durch Teilnahme an Online-Diskussionen durch sein breites, interdisziplinäres Interesse aufgefallen. Tatsächlich hat er zuvor neben den obligatorischen Quanten auch schon über Schalttage, Konstruktivismus in der Wissenschaft und Gendertheorien gebloggt. Viel Spaß beim Lesen!

Der Regen kam am Sonntag, wir sind geblieben

Zwar verließ uns am Sonntag das gute Wetter, nicht aber die gute Laune. Nach dem Frühstück ging es gleich um 9 Uhr mit einem Vortrag der Sprach- und Kommunikationswissenschaftler Merja Mahrt und Cornelius Puschmann weiter. Sie stellten Ihre Untersuchungen der Nutzerforschung vor: Wer liest und kommentiert Wissenschaftsblogs? Auffällig fand ich dabei insbesondere den Vergleich der Blognutzung zwischen Detuschland, den USA, und Japan. Gemäß einer neueren Untersuchung verwenden nur 7% der deutschen Internetnutzer zumindest gelegentlich Blogs. In den USA seien dies 32%, in Japan sogar satte 80%. In der Diskussion wurde allerdings darauf verwiesen, dass viele Internetnutzer womöglich Blogs verwenden, ohne es zu wissen – schließlich ähnelten viele Beiträge anderen Medienformaten.


Für die Ewigkeit: Die Tischdekoration aus Plastik sah dem Essen zum Verwechseln ähnlich.

Mahrt und Puschmann haben ferner Anfang 2012 die Kommentare auf verschiedenen Blogportalen, in Deutschland und international, untersucht. Auffällig war dabei, dass das Sprachniveau der Kommentare weitgehend dem des Blogposts entspreche. Wer also selbst eher gehoben-fachwissenschaftlich schreibt, wird demzufolge eher gehobene, fachwissenschaftliche Beiträge erhalten. Ein einfacher Sprachstil spiegele sich hingegen auch in sprachlich einfacheren Kommentaren wider.

Alles in allem war auch das Jahrestreffen 2012 wieder ein voller Erfolg. Nachdem mir im letzten Jahr einige wenige neue Bloggerkollegen negativ aufgefallen waren, die das gesamte Portal nach ihren eigenen Wünschen umgestalten lassen wollten, war die Sphäre dieses Jahr freundschaftlich-konstruktiv, ganz wie auf den vorherigen Treffen beseelt vom Geist von Deidesheim (Warum bloggen wir eigentlich?).


Woher Bloggerinnen nehmen, wenn nicht stehlen? Bei der Abreise machte eine weibliche Kollegin den Vorschlag, bis auf Weiteres ein paar Hühner für die SciLogs zu rekrutieren. Der Vorschlag scheiterte jedoch am Widerspruch des Hahns (links oben).

Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass das Neustädter Geheimkomitee mit beinahe allen seinen Punkten gescheitert ist: Weder konnten der Weißweindiebstahl von Deidesheim aufgeklärt werden, noch wurde die lange ersehnte Frauenquote eingeführt. Lediglich die Forderung nach einem Sonntag ohne Kopfschmerzen ging dem eher mittelmäßigen Schnapps zum Trotz in Erfüllung (an dem sich übrigens Arvid Leyh vom braincast beteiligt hat, nachdem er sich vorher noch als Weinabstinenzler dargestellt hat). Kein Problem, nächstes Jahr gibt es womöglich die Chance zu einem neuen Versuch! Für die Organisation sowie die Zusammenarbeit sei hiermit allen vom Spektrum Verlag sowie den SciLogs herzlich gedankt.

P.S. Nebenbei mein Dank an die Nederlandse Spoorwegen, die das Uploaden dieses Beitrags durch das freie und kostenlose Wireless Netwerk in ihren Inter City-Zügen möglich gemacht haben.

P.P.S. Wer die Beschreibung der Bilder ernst nimmt, ist selber schuld; man darf sich seine eigenen Gedanken machen.

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Die Diskussionen hier sind frei und werden grundsätzlich nicht moderiert. Gehen Sie respektvoll miteinander um, orientieren Sie sich am Thema der Blogbeiträge und vermeiden Sie Wiederholungen oder Monologe. Bei Zuwiderhandlung können Kommentare gekürzt, gelöscht und/oder die Diskussion gesperrt werden. Nähere Details finden Sie in "Über das Blog". Stephan Schleim ist studierter Philosoph und promovierter Kognitionswissenschaftler. Seit 2009 ist er an der Universität Groningen in den Niederlanden tätig, zurzeit als Assoziierter Professor für Theorie und Geschichte der Psychologie.

25 Kommentare

  1. Sci12

    Schöner Beitrag 🙂 Danke übrigens nochmals für die Blümchen…

    Leider hat das Geheimkomitee offenbar nach der falschen Weinsorte gesucht, denn so weit ich mich erinnern kann wurden rote und nicht weiße Trauben gestohlen.

    Und die Twitter-Penisse sollten vielleicht eine Erhöhung der Frauenquote bewirken, also warten wir’s mal ab, was Lars jetzt so an Bewerbungen bekommt…

  2. Twitter

    Jaja, fauler Hai und so…

    Was Twitter angeht, hast Du in gewisser Weise recht. Die Produktivität hält sich in Grenzen. Wenn es aber drauf ankommt, kann Twitter durchaus effektiv sein und helfen, schnell Informationen zu bekommen und kompetente Fachleute ausfindig zu machen. Dass so eine Wall eher Spaßvögel anzieht (ich nehme mich da nicht aus), war eigentlich zu erwarten…

    Grüße nach Groningen!

  3. Versteh ich nicht:

    So könnten wir beispielsweise im Gegensatz zu anderen populärwissenschaftlichen Publikationen von der Möglichkeit des Verlinkens und der Quellenangaben Gebrauch machen.

    Warum können das andere nicht?

  4. @Trota

    Okay, wenn es Rotweintrauben waren, dann erklärt das schon einmal, dass wir gar keine Chance hatten, den Weißweindiebstahl aufzuklären; oder man könnte auch sagen: Aufgeklärt! Mission accomplished.

    Aber Moment mal – woher weißt du eigentlich so genau, dass es wirklich Rotweintrauben waren? Hast du überhaupt ein Alibi für die fraglichen Nächte? Wo warst du?!

    Ich hege allerdings so meine Zweifel, dass sich Damen von ASCII-Penissen anziehen lassen… Oder sollte ich es vielleicht auch einmal probieren? Nee, dann doch lieber Blümchen.

  5. @Joachim: Links

    In Zeitungen fehlt oft der Platz, in Büchern gilt es als unschön und im Radio/Fernsehen geht es auch nicht echt.

    Dass man zu einer Behauptung die passende Quelle auf Mausclick dazu erhält, das ist schon eine Besonderheit der Internetkommunikation und damit auch der Blogs gegenüber anderen Medien.

    Vielleicht war das im Kontext nicht so deutlich ausformuliert.

  6. Stimmung gut getroffen!

    Wobei mich auch Hüte und kreativ-ausdrucksstarke Kleidungen beeindruckt haben! Arvids “Viva la Evolucion”-Shirt hätten die orthodoxen Kommunisten aus Groningen zwar als Blasphemie verfolgt, aber mir hat’s gefallen. Und mit Deiner Klebeblume am Revers werde ich morgen in Jena Prüfungen abnehmen!

    Noch eine gute Nachricht: Laut Twitter bekommen wir @dunkelmunkel als neuen Scilogger! Hat ihm wohl bei uns gefallen! 🙂

  7. Träum ich?

    Kaum bin ich mal nicht dabei, werden gleich drei naturwissenschaftliche Blogs zur Wahl gestellt. Da wäre mir diesmal die Entscheidung auch schwer gefallen.

  8. @Michael Kahn

    Ja, das stimmt, das hat mich auch überrascht, zumal die Vorschlagenden meiner Erinnerung nach alle keine Naturwissenschaftler waren.

  9. @Stephan und Michael K.

    Ich denke, ich verrate nicht zu viel über die Geheimnisse des Blognominierungswesens, wenn ich sage, dass die Laudatores in spe ja nicht wissen, wen die anderen nominieren werden. Die Redaktion passt nur auf, dass nicht ein und derselbe Blog mehrmals nominiert wird.

  10. @Merja, Michael K.: Vorschläge

    Dass ich die Auswahl schwierig fand, war keine Kritik an den Vorschlagenden, sondern eher ein Lob für die vorgeschlagenen Blogger.

    Sofern die Vorschlagenden nicht immer nur Blogs aus Ihren eigenen Disziplinen nominieren – und das war hier gerade nicht der Fall –, habe ich auch kein Problem damit, wenn alle Vorschläge aus einer bestimmten Disziplin stammen.

    Ferner stimmt es aber meines Erachtens nicht, dass es sich um drei ausschließlich naturwissenschaftliche Blogs gehandelt hat: In der Quantenwelt ist – so schon im Beitrag erwähnt – eine Vielfalt an Themen bis hin zu Gender und Konstruktivismus vertreten; Enkapsis und Detritus haben beide einen medizinischen Schwerpunkt und beleuchten dies tatsächlich häufig aus der naturwissenschaftlichen Perspektive, die Medizin selbst ist aber keine Naturwissenschaft.

  11. Whut?

    In Holland gibt es kostenloses Internet in Zügen, dafür kostet es im sicher nicht völlig spottbilligen Deidesheimer Hotel 5 Euro für 30 Minuten. Es ist doch zum Verzweifeln in diesem Land… :'(

  12. @ Stephan: Alibi

    Okay, Enkapsis und Detritus sind jedenfalls beide Biologen und somit Naturwissenschaftler. Doch was ist dann – die reine ?! – Medizin Deiner Meinung nach am ehesten (wenn überhaupt ;-)) für eine Wissenschaft?

    Mein Alibi für die Zeit des Traubenraubs ist übrigens bombensicher, auch wenn ich im fraglichen Zeitraum sicher nicht getwittert habe. Und dass es eigentlich nur Rotweintrauben gewesen sein können, fand ich jedenfalls, hat man eindeutig bei der Weinprobe geschmeckt. Der Geruch hatte noch das volle Bouquet, während beim Geschmack dann quasi irgendwie die Substanz zu fehlen schien…

    Was die Blümchen betrifft, kann ich Dir übrigens nur zustimmen, zumal Du in Groningen ja bereits quasi mitten im Blumenparadies sitzt 🙂

  13. @pikarl: Nederlandse Spoorwegen

    Das Internet in vielen ICs ist nicht nur kostenlos, sondern auch anonym – ein Klick auf “Ich stimme den Bedingungen zu” und man ist drin. Völlig absurd allerdings: dieser Service wird ausgerechnet von tmobile angeboten und man erhält sogar eine deutsche IP. Kein Scherz!

    Was das Steigenberger in Deidesheim angeht, da habe ich allerdings eine andere Erfahrung gemacht: Ich habe dort zweimal 30 Minuten gratis bekommen und danach einen Fünf-Stunden-Pass (multiuse-fähig) für 9 Euro gekauft. Einfach an der Rezeption fragen.

  14. @Trota, Was ist Medizin?

    Eine bessere Antwort als die des Tübinger Medizintheoretikers Urban Wiesing kann ich dir darauf nicht geben, vgl. auch die heiße Debatte im letzten Jahr über alternative Medizin (Ein Plädoyer für Pluralismus in der Medizin; Autoritäre Wissenschaft und das Recht auf Placebo-Medizin).

    Zwölf Thesen zur Pragmatik und Pluralität in der Medizin

    1. Die Medizin konstituiert sich durch die Aufgabe, kranken Menschen zu helfen. Diese Aufgabe vereinigt die Medizin. Die Medizin kann die Aufgabe nicht durch Wissen, sondern durch effektives Handeln erfüllen. Sie ist eine praktische Wissenschaft. [meine Hervorhebung]

    2. Der Versuch der Medizin seit Mitte des 19. Jahrhunderts, eine Naturwissenschaft oder eine angewandte Natruwissenschaft zu werden, musste misslingen. Indem die Medizin naturwissenschaftliches Wissen und deren Methodik nutzt, wird sie nicht zur Naturwissenschaft oder zur angewandten Naturwissenschaft. Sie konnte jedoch ihre Wirksamkeit maßgeblich durch die Nutzung der Naturwissenschaften steigern. Dennoch haben naturwissenschaftliche Erkenntnisse und Methodik in der Medizin nur eine instrumentelle Funktion für die Erfüllung der Aufgabe, kranken Menschen zu helfen. Außerdem schöpft die Medizin ihr Wissen nicht nur aus den Naturwissenschaften, sondern ebenfalls aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. (S. 99)

    Quelle: Wiesing, U. (2004). Wer heilt, hat Recht? Über Pragmatik und Pluralität in der Medizin. Stuttgart: Schattauer.

  15. @ Stephan: Was ist Medizin?

    Danke für die Zitate und Quellen. Auch wenn mir das alles bekannt ist und es auch irgendwie zutrifft, macht es mich doch nicht so ganz glücklich. Denn wer Medizin wirklich gut betreiben will, braucht beides: Wissen und effektives Handeln und zwar nicht nur, um die Wirksamkeit der Medizin zu steigern, sondern auch um zu neuen wissenschaftlichen und praktischen Erkenntnissen zu gelangen.

    Beschränkt man Medizin so wie hier Urban Wiesing allerdings auf das Helfen kranker Menschen, dann passen die Thesen natürlich, vor allem auch vor dem Hintergrund wie Hochschulmedizin zurzeit allgemein betrieben wird.

    Allerdings sollte die Medizin unserer heutigen Zeit sich nicht mehr so gut wie ausschließlich auf die Behandlung von Krankheiten stürzen, aber das wäre jetzt ein anderes Thema. Schließlich ging es hier ursprünglich um die SciLogs-Preis-Kandidaten und die sind diesmal allesamt eindeutig Naturwissenschaftler… 😉

  16. @Trota: Missverständnis(se)

    Erstens ging es bei Michael Kahn um die Frage, ob es sich um naturwissenschaftliche Blogs, nicht um bloggende Naturwissenschaftler handelt. Aus den genannten Gründen habe ich das verneint (u.a. Medizin, Interdisziplinarität).

    Und was die Medizin betrifft, so verstehen wir beide Wiesing wohl unterschiedlich: Natürlich ist eine praktische Wissenschaft vom Wissen abhängig; natürlich ist dafür naturwissenschaftliches Wissen besonders wichtig; und weil es eben eine praktische Wissenschaft ist, reicht das Wissen im Elfenbeiturm nicht, es muss angewandt werden, nämlich um Krankheiten zu heilen. (Womit wir wieder bei “Open Science” wären.)

    Dadurch, dass sich die Medizin durch den Heilungsauftrag konstituiert, sie diese Aufgabe vereint, folgt übrigens nicht, dass diese Aufgabe die gesamte Medizin erschöpft. Du denkst wohl an Prävention.

    Wiesings Definition ist daher meines Erachtens nicht in dieser Weise beschränkend. Sie steht ja u.a. auch unter der Überschrift “Pluralität”.

    Wenn du magst, dann formuliere deine medizintheoretischen Ideen doch einmal in einem Blog. Sofern ich die Zeit dazu habe, will ich das dann gerne kommentieren; und mit etwas Glück könnten wir sogar Herrn Wiesing oder jemand anderen zu einem Gastbeitrag überreden.

  17. Klarstellung

    Um ein Missverständnis zu vermeiden: Ich wollte in meinem vorherigen Kommentar keineswegs zum Ausdruck bringen, dass ich naturwissenschaftliche Blogs per se höher einschätze als geisteswissenschaftliche.

    Ich habe mich einfach gewundert (und gefreut), dass diesmal wirklich einmal drei vorwiegend naturwissenschaftlich orientierte und fundierte Blogs nominiert worden sind. Die Wahl wäre mit diesmal wirklich nicht leicht gefallen. Das war die letzten zwei Male anders, da hielt ich jeweils die Blogs, die am Ende gewonnen haben, für würdige Kandidaten und war froh, dass die anderen vier nicht geschafft haben.

    Ferner bitte ich alle diejenigen, die dieses Hinweises bedürfen, darum, einfach (bis zum Beweis des Gegenteils) davon auszugehen, dass die Schreibweise meines Nachnamens wirklich so ist, wie ich sie eintrage und keiner korrektiven Umsortierung der Buchstaben bedarf.

  18. @Michael *Khan*

    “vorwiegend naturwissenschaftlich orientierte und fundierte Blogs” – das ist schön formuliert; und zumindest ich habe deine Bemerkung nicht als abwertend gegenüber thematisch anders orientierten Blogs verstanden.

    Entschuldige das Missverständnis mit den Buchstaben. Womöglich hatte ich da gerade meine Brille nicht auf. 😉

  19. @ Stephan: (Miss)verständnisse

    Nun ja, da hatten wir, glaube ich eher, so ziemlich die gleiche Idee… Dieses Thema ist unglaublich spannend und wichtig, aber ich weiß (noch) nicht, ob sich das so einfach in einem Blog-Beitrag abhandeln lässt. Herr Wiesing hat ja darüber immerhin schon einige mehr oder weniger dicke Bücher geschrieben. Aber auch der Gastbeitrag wäre eine super Idee. Kennst Du ihn eigentlich persönlich? Ich wäre ja zumindest geographisch im Moment fast schon an der Quelle…

    À propos Fragen: Was die Hennen auf dem Hofgut Ruppertsberg als potentielle Bloggerinnen angeht, hast Du vermutlich den falschen Hahn gefragt. Auf dem Foto ist eigentlich klar erkennbar, dass der dicke Hahn in der Mitte der Chef ist. Vermutlich hattest Du Deine Brille nicht auf oder sie war vom Regen beschlagen…;-)

  20. Dieses Thema ist unglaublich spannend und wichtig, aber ich weiß (noch) nicht, ob sich das so einfach in einem Blog-Beitrag abhandeln lässt.

    Falls Du genug Schreibematerial hast bietet sich eine Serie an. Ich finde Serien in Blogs prima. Wenn Du Dich dazu entschließen solltest, dann funk mich vorher bitte über E-mail an.

    dass der dicke Hahn in der Mitte der Chef ist

    Was heißt hier dick. Ich würde da von stattlich sprechen.

  21. @Trota: Serie und Hühner

    Vielleicht entspricht Martins Idee mit der Serie dem richtigen Format. Um den Gastbeitrag würde ich mich kümmern, wenn wir schon Inhalte haben; das darfst du aber natürlich auch.

    Du siehst ‘nen Hahn in der Mitte? Und ich dachte, der mit dem größten Kamm sei hier der Hahn. Oder überträgst du gerade eine Gendertheorie auf Hühner? Zur Not verweise ich auf den Disclaimer zu den Bildunterschriften im P.P.S.

  22. Serie & Geflügel

    Okay, das mit der Serie werde ich mir mal durch den Kopf gehen lassen. Dann werden wir weitersehen.

    Was das Ruppertsberger Geflügel betrifft, ist es doch eigentlich egal ob Henne oder Hahn, denn wenn das in der Mitte kein Hahn ist, ist es bestimmt die Chef-Henne. Und die hat vielleicht sogar noch mehr bezüglich der anderen Hennen zu sagen, nicht nur gendertheoretisch. 😉 Aber vielleicht mag sich ja noch ein fachkundiger Biologe dazu äußern…

  23. Schöne Deidesheimer Nachlese

    Es ist bekannt, dass das Leben in der österreichischen Provinz, fernab des kostenlosen Internetzugangs in Zügen, in seiner Idylle (Diesel1€429, Benzin 1€499) beschaulich und ruhig ist. Dass ich aber deinen schönen Beitrag über Deidesheim mit dem Höhepunkt “Wahl zur besten Oberbekleidung 2012” fast übersehen hätte, nein, das muss nicht sein!

    Ich fand Vorträge und Gespräche mit den BloggerInnen sehr anregend, dennoch diente die Zeit in Deidesheim nicht nur dazu, den intellektuellen Austausch zu pflegen und die Dringlichkeit eines Twitteraccounts zu erkennen, sondern auch neue Fashion Trends kennen zu lernen (Cyanblau), die ich der österreichischen Akademikerszene versuchen werde, überzeugend zu präsentieren (vor allem das Modell “sportliches Spektrum-T-Shirt” in black für under 42ies).

    Übrigens: Gegen das Verbot der Einführung einer Frauenquote sähe ich keine Hindernisse.

  24. @Manuela: Chauffeurservice und Mode

    Da ich mich seit einigen Jahren lieber von anderen fahren lasse beziehungsweise zum Fahrrad greife, weiß ich gar nicht, ob diese Benzinpreise jetzt hoch oder niedrig sind.

    Wie dem auch sei, meine Modeberatung hast du sicher nicht nötig und mit der blauen Bluse, die du am Sonntag mit der roten Jacke kombiniert hast, kamst du ja schon in die Nähe des Cyanblaus und hättest bei der Modeschau sicher die besten Chancen gehabt – zu schade, dass das die Herren allein untereinander ausgemacht haben.

    Dass du mich hier mit ineinandergeschachtelten Verneinungen (gegen… Verbot… keine…) in meinem eigenen Blog verwirren möchtest, das gibt mir dann aber doch zu denken. 🙂

    P.S. Zum Thema Sprache und Welt müssen wir die Diskussion das nächste Mal fortsetzen. “Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt” (Tractatus, 5.6) stehen meines Erachtens nämlich eher für den jungen als für den alten Wittgenstein.

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