Schlampen und die Psychologie des Miteinanders
BLOG: MENSCHEN-BILDER
Sogenannte Slutwalks finden zurzeit in vielen Metropolen der Welt statt, Schlampenspaziergänge. Was will die Bewegung zwischen Emanzipation, Opferschutz und Freizügigkeit eigentlich?
Schlampe – das hielt ich bisher für eine Beleidigung einer Frau, die so schlimm ist, dass ich sie noch nie zu jemandem gesagt habe. Tatsächlich kenne ich sie eher durch den negativen Gebrauch: „Ich will nicht, dass du denkst, ich sei eine Schlampe“, wenn sich beispielsweise eine Frau dafür entscheidet (entschuldigt?), mit sexuellem Kontakt lieber noch zu warten. Das heißt, „Schlampe“ war mir bisher nur in der Form bekannt, dass eine Frau dies gerade nicht sein wollte. Was ist anders, wenn nun Frauen und ein paar männliche Mitläufer weltweit auf die Straße gehen und dafür eintreten, Schlampen zu sein?
Ein Blick ins Wörterbuch hilft hier übrigens kaum weiter. Neben der Bedeutung „unordentliche Frau“ finden sich noch verweise auf eine, die ein „liederliches“ (Wahrig) oder „unmoralisches“ (Duden) Leben führt. Fürs englische “slut”, dessen sich die Bewegung ausdrücklich bedient, bekommt man noch „promisk“ (New Oxford American Dictionary) angeboten, also eine Frau mit vielen und häufig wechselnden Sexualpartnern. Ich denke, dass es in diesem Sinn auch umgangssprachlich am häufigsten gebraucht wird. Gemäß dem Deutschen Wörterbuch ist die Schlampe – abgesehen von breiigem Tierfutter – „eigentlich der schlotternde, unordentlich herabhängende weiberrock.“
Freiheit und Selbstbestimmung
Genug mit diesen Wortspielen. Auf Spiegel Online wurde heute ein Video des Schlampenspaziergangs in Berlin veröffentlicht, das an den Mix aus einer Demonstration und einer Schwulenparade erinnert. In Interviews oder auf Pappschildern fordern die TeilnehmerInnen ein „Recht auf Freizügigkeit“, sehen sie die Schlampe positiv „als freie Frau.“ Auf dem Schild der Slutwalk-Organisatorin steht “Can’t touch this” – Anfassen verboten. Um Selbstbestimmung geht es einer anderen Teilnehmerin:
Ich bin selbstbestimmt und ich bestimme, wann du mich anfasst. Kann ja sein, dass wir was machen aber das bestimme immer noch ich und du kannst mich nicht einfach anfassen und darum geht es. (Teilnehmerin des Berliner Schlampenspaziergangs auf Spiegel Online)
Freizügigkeit, Freiheit, Selbstbestimmung – gute Sachen eigentlich. Gleichzeitig stellen manche TeilnehmerInnen ihre nackten Körper zur Schau aber wollen nicht nur als Körper beschaut werden; sie nennen sich Schlampen, wollen aber kaum als solche behandelt werden, sondern mit Respekt. Dann ist da noch die Rede von „nein heißt nein“ und vom Schutz vor Vergewaltigungen. Das sollte man ernst nehmen. Eine feministisch forschende Bekannte erzählte mir einmal, nur die wenigsten Anzeigen von Vergewaltigungen führten zu einer Verurteilung. Meine Frage, wie viele echte Vergewaltigungen darunter seien und wie die Quote bei anderen Anzeigen sei, konnte sie mir jedoch nicht beantworten.
Anfassen erlaubt
Mir fällt es schwer, mir auf diese neue Bewegung einen Reim zu machen. In meinem eigenen Umfeld gehört das gegenseitige Anfassen zum normalen Umgang. Am Arbeitsplatz kommt das vielleicht seltener vor und dann auch nur als Schulterklopfen zum Trost, zur Bestätigung oder vielleicht eine Umarmung zum Geburtstag oder einem besonderen Erfolg. Im Freundeskreis sind hier (in den Niederlanden) links, rechts, links, drei Küsschen die Regel und oft wird das schon erwartet, wenn man mit jemandem nur ein nettes Gespräch hatte – für mich ganzschön gewöhnungsbedürftig. Allerdings gilt die Küsschenregel nicht für Männer untereinander, während ich das bei türkischen Männern schon manchmal gesehen habe.
Die (Paar-)Tanzszene ist ohne Anfassen nicht vorstellbar; man bekommt da aber auch beigebracht, welche Stellen in Ordnung sind: Arme und Schultern sind unproblematisch, Hüfte kann schon grenzwertig sein, auf keinen Fall auf Hintern, Brust oder in den Schritt fassen. Im Miteinander ist es üblich, sich Hände zu schütteln, „Hallo!“, oder am Arm, Ellenbogen oder leicht an der Seite anzufassen und das bedeutet dann so etwas wie „ich finde dich nett“, ebenso wenn man jemanden auf ein Getränk einlädt. Ich denke jetzt an die oben zitierte Verfechterin der Selbstbestimmung: „Ich bestimme selbst, wer mich anfasst.“ Okay, und wie machst du das? Muss ich jetzt jeden fragen: „Darf ich dich eben mal an der Seite anfassen, um zum Ausdruck zu bringen, dass ich die Unterhaltung mit dir genieße?“ Das ist dann eher das Ende als der Anfang eines Gesprächs.
„Nein heißt nein“ – das klingt in der Theorie so einfach wie deutlich, doch in der Praxis gibt es genügend „Nein, aber“. Nicht nur Liebesfilme und Ratgeber lehren uns, dass manche Menschen erobert werden wollen, eben um das Gefühl zu bekommen, attraktiv und etwas Besonderes zu sein. Ein „Nein“ ist schnell gesagt, um zu schauen, wie ernst es dem anderen ist. Fasst man jemanden nicht an, das kann schnell als Distanziertheit ausgelegt werden, dann gilt man als steif und prüde. Hört man auf das „Nein“, dann wird einem vielleicht vorgeworfen, man habe es ja sowieso nicht ernst gemeint. Ein Freund berichtete einmal von dem Vorwurf einer schönen Frau: „Sorry aber du bist mir nicht dominant genug.“ Im Übrigen klingt das Plädoyer für Selbstbestimmung von oben, „Mit wem ich Sex habe, das bestimme ich“, in meinen Ohren fast wie die Androhung einer Vergewaltigung. Ich würde sagen, zum Sex gehören zwei, die wollen.
Verwirrender Umgang
Im letzten halben Jahr ist es mir zweimal passiert, dass mich eine junge Frau, gerne unter Alkoholeinfluss, wieder und wieder angefasst hat. Normalerweise hätten sie merken müssen, dass ich nicht darauf eingehe, und es dann bleiben lassen. Sie machten aber tatsächlich mehr als eine Stunde lang damit weiter, wurden sogar zunehmend aufdringlich. Mir war das ziemlich peinlich. Hätte ich die ziemlich deutlich zurückweisen sollen und damit vielleicht als Langweiler gegolten? In dem einen Fall waren viele Freundinnen dabei und ich hätte mir gewünscht, dass eine von ihnen die junge Frau zurückpfeift, zumal sie lauthals von ihrem Freund im Ausland erzählte, aber sie haben eher darüber gelacht.
Anstatt eines weiteren Biers, wovon sie schon mehr als genug hatte, brachte ich ihr (und mir) ein Glas Wasser von der Bar mit und sie erzählte mir noch von ihren Bettgeschichten. Das war zumindest unterhaltsam. Am nächsten Tag habe ich dann auch darüber gelacht und dann war ihr das ziemlich peinlich. Hätte mich das wirklich gestört, dann hätte ich wohl mit strengem Blick in die Augen ein deutliches „Nein“ sagen müssen. Ich muss zugeben, dass ich mich von dieser Zuwendung aber doch auch etwas geschmeichelt fühlte, auch wenn ich wusste, dass es nicht ernsthaft war.
Mein Fazit ist, dass die Regeln des Miteinanders nicht immer deutlich sind. Oft macht es gerade das aber auch spannend – und suchen nicht viele von uns das Besondere, das Unklare, das Überraschende? Eine generelle Regel „Anfassen verboten“ scheint mir aber sozial unmöglich. Was passiert, wenn ich im schmalen Durchgang an der Supermarktkasse vorbei will und dabei zufällig gegen jemanden stoße? Oder auf der überfüllten Tanzfläche? Das kann an einem Abend schnell hundertmal passieren. Werde ich dann hundertmal der sexuellen Belästigung beschuldigt? Oder soll ich umgekehrt um Hilfe schreien? Was für ein Unsinn; und ich renne deshalb auch nicht halbnackt auf die Straße, um mich über die ungehobelten Frauen zu beklagen.
Den Teilnehmerinnen des Schlampenspaziergangs möchte ich zum Schluss noch einen persönlichen Rat geben: Ihr wollt mit Respekt behandelt werden? Nennt euch doch „Frauen“ oder gar „Damen.“
Foto: Slut Walk Chicago von graciehagen, veröffentlicht unter CC 2.0 Generic.
Ein bisschen Recherche…
…wäre vielleicht hilfreich gewesen. Es geht bei den “Slutwalks” um ein sehr spezifisches Problem. Nämlich um die recht verbreitete Argumentation, dass eine “schlampig” gekleidete Frau selbst Schuld ist, wenn sie vergewaltigt wird. Der konkrete Anlass war eine entsprechende Bemerkung eines Polizisten. Daher stammt auch der Name der Veranstaltung.
Insofern geht die Story mit der sozialen Grauzone am Thema vorbei. Oder wäre das in Ordnung gewesen, wenn die Dame im letzten Beispiel dich plötzlich brutal vergewaltigt hätte – weil du ein Bisschen mit ihr geflirtet hast?
Ob es eine so gute Idee war, dem Ganzen ausgerechnet den Titel “Slutwalk” zu geben, ist natürlich eine extrem berechtigte Frage, um es mal vorsichtig auszudrücken. Ich würde Dir da zustimmen, dass man das besser gelassen hätte.
Möglicherweise kann man da Parallelen zur Aneignung und Umdeutung des Begriffes “Nigger” durch Afroamerikaner ziehen, oder es ist der Versuch, etwasw ähnliches zu erreichen. Wäre sicher ein interessanter Untersuchungsgegenstand.
@Stephan: 2 Themen?
Ehrlich gesagt, finde ich die Motivation des slut walks einleuchtend und mir scheint, dein post enthält zwei ganz verschiedene Themen.
Gefordert wird vom slut walk unbeschränkte sexuelle Selbstbestimmung und zwar unter allen Umständen. Ich denke, das ist unmißverständlich jeder wird diese Forderung unterstützen.
Die Schwierigkeit, zu erkennen, wann ein soziale Kontakt sexuell wird – und das muß ja gar nicht körperlich sein – oder ob Frauen in dieser Frage konsequent sind oder auch Männern ein Recht auf sexuelle Selbstbestimmung zugestehen, ist doch aber ein ganz anderes Thema.
“Nicht nur Liebesfilme und Ratgeber lehren uns, dass manche Menschen erobert werden wollen, eben um das Gefühl zu bekommen, attraktiv und etwas Besonderes zu sein.”
Gehört zum 2. Thema: Klar, lehren sie uns das und Männer sollen auf dem schmalen Grad zwischen Verführung und Übergriffigkeit wandeln. Keine leichte Sache und Frauen würden das sicher genauso oft falsch machen, falls sie mal den aktiven Part übernehmen würden. Allerdings sehe ich den Zusammenhang mit dem slut walk nicht.
“Fasst man jemanden nicht an, das kann schnell als Distanziertheit ausgelegt werden, dann gilt man als steif und prüde. Hört man auf das „Nein“, dann wird einem vielleicht vorgeworfen, man habe es ja sowieso nicht ernst gemeint.”
Stimmt auch – aber es hat eben mit der sozialen Asymmetrie des mentalen Vokabulars unter den Geschlechtern zu tun. Darunter leiden nicht nur Männer, sondern auch Frauen: Sehr oft werden Frauen von anderen Frauen als Schlampen bezeichnet, wenn sie sich um Männer bemühen, die sie interessant finden – obwohl das die natürlichste Sache der Welt ist.
Trotzdem frage ich mich wieder, was das mit dem slut-walk zu tun hat.
“Ein Freund berichtete einmal von dem Vorwurf einer schönen Frau: „Sorry aber du bist mir nicht dominant genug.“ “
Natürlich fühlt man sich als Mann dann einfach verarscht – aber von der Frau und nicht von der slut-walk Bewegung. Ganz analog würde ich auch bei deinen anderen Punkten argumentieren, die ich aber dennoch wichtig finde.
“Im letzten halben Jahr ist es mir zweimal passiert, dass mich eine junge Frau, gerne unter Alkoholeinfluss, wieder und wieder angefasst hat.”
Ja, leider stelle ich das auch fest: Frauen respektieren nur selten die Grenzen eines Mannes – auch ohne Alkohol. Da stört es dann auch gar nicht, wenn mann das nicht erwidert oder einfach mal einen Schritt zurücktritt – mann bekommt gleich wieder Hände und Arme dahin, wo mann sie nicht haben will. Spricht man das Thema aber explizit an, wird mann verhöhnt oder ausgelacht. Nützen tut es auch nicht immer etwas.
Ich habe sogar mal per handy die Polizei gerufen, weil ich nicht mehr wußte, was ich machen soll. Dort hat man mich nur ausgelacht und mir erklärt, die Polizei könnte da nicht helfen und hätte außerdem Wichtigeres zu tun – nun ja.
“Normalerweise hätten sie merken müssen, dass ich nicht darauf eingehe, und es dann bleiben lassen. Sie machten aber tatsächlich mehr als eine Stunde lang damit weiter, wurden sogar zunehmend aufdringlich.”
Oh, das tut mir wirklich leid, daß dir das passiert ist. Ich versteh total, daß man erniedrigt fühlt. Aber im Grunde liegt das Problem bei der Frau. Vielleicht sind das ja die ersten Gehversuche der Frau, aktiv auf Männer zuzugehen und sie versteht es einfach noch nicht, einerseits charmant zu flirten und andererseits ausreichend zurückhaltend zu sein, um die unausgesprochene Grenzen des Mannes zu erkennen und zu respektieren. Ist ja auch nicht so leicht und will gelernt werden. Schade nur, daß mit Fehlern dann nicht offensiv umgegangen und sich entschuldigt wird, wie sich das gehört.
“Hätte ich die ziemlich deutlich zurückweisen sollen und damit vielleicht als Langweiler gegolten?”
Ja, ein schwieriges Problem. Würdest du sie öffentlich auf ihre Fehler hinweisen, könnte das für dich nach hinten losgehen. Eine Patentlösung kenne ich leider nicht. Allerdings habe ich auch schon gute Erfahrungen damit gemacht, einer Frau direkt in die Augen zu sehen, ihre Hände dazu zu legen, wohin sie gehören und direkt zu sagen: “Ich möchte das nicht.”.
Die Frau bist du dann aber wahrscheinlich für alle Ewigkeit los, das ist klar.
“In dem einen Fall waren viele Freundinnen dabei und ich hätte mir gewünscht, dass eine von ihnen die junge Frau zurückpfeift, zumal sie lauthals von ihrem Freund im Ausland erzählte, aber sie haben eher darüber gelacht.”
Ja, diese Beobachtung habe ich auch gemacht und ich kann mir das Verhalten von Frauen in Gruppen noch nicht erklären: Es scheint, als würde die Gruppe zu “strömende Sozialstandards” entwickeln, die dynamisch festlegen, was erlaubt, verpönt oder angesagt ist. Die weiblichen Gruppenmitlglieder scheinen sich dann auch völlig von allen sonstigen, individuellen z.B. moralischen Kontrollmarken zu lösen und eifern allein der Gruppenstimmung nach.
Bei Männern habe ich das noch nie gesehen – aber was heißt das schon? Mich würde interessieren, ob solche Phänomene schon gender-bereinigt untersucht wurden.
Wie gesagt: Interessante soziologische Beobachtungen, die aber das Anliegen des slut walks nicht unklar machen.
“Mein Fazit ist, dass die Regeln des Miteinanders nicht immer deutlich sind.”
Wie gesagt – stimmt. Aber das macht die Forderungen des slut walks nicht ungerecht.
Ich sehe im Grunde angesichts diese Konflikts nur eine Lösung: Mann kann eben mit einer Frau, die sich uneindeutig verhält nur noch distanzierten Kontakt pflegen. Vertrauter kann es nur noch dann werden, wenn die Frau das eindeutig sagt und nicht nur offenläßt, daß sie eine Annäherung nicht ablehnen würde. Es ist eben in der heutigen Zeit zu risikoreich für Männer, sich auf unbekanntes Terrain zu wagen und ich bin sicher, daß die Frauen, die mit dem slut walk sympathisieren, diese Konsequenz mittragen: Allein bleibt die Frau, die sich wie eine Frau benimmt.
“Oft macht es gerade das aber auch spannend – und suchen nicht viele von uns das Besondere, das Unklare, das Überraschende?”
Tja – das sind wohl die Verluste, das kann man leider nicht abwenden. Spannend ist es nicht mehr mit Frauen und prickeln tut es auch nicht mehr. Dafür respektieren wir nun einander und sind ängstlich darauf bedacht, nichts zu tun, was falsch ausgelegt werden könnte.
Das heißt – Frauen müssen das erst noch lernen.
“Werde ich dann hundertmal der sexuellen Belästigung beschuldigt?”
Kann passieren. Wenn mann sich schützen will, sollte mann immer Zeugen dabei haben, wenn man in Kontakt zu Frauen tritt.
“Was für ein Unsinn; und ich renne deshalb auch nicht halbnackt auf die Straße, um mich über die ungehobelten Frauen zu beklagen.”
Aber das wäre wahre Gleichstellung. 😉
@ Lars: Themenwirrwarr
Ich kann auch auf Wikipedia lesen und das Thema damit abhaken; eine Reise durch mehrere Blogs zu den deutschen Slutwalks sowie das Spiegel Online-Video machen aber deutlich, dass es damit eben nicht getan ist. Ich denke, dass das auch aus den Zitaten in meinem Beitrag hervorgeht.
@ Elmar: Zusammenhang
Danke erstmal für deine ausführliche Ergänzung, die einige sehr interessante Punkte enthält.
Du fragst mehrmals, was das nun mit dem Slutwalk zu tun hat. Zum einen wollte ich auf diese Widersprüchlichkeit hinweisen, die sich mir darstellt, wenn jemand sagt: Ich bestimme, wer mich anfasst und mit wem ich Sex habe. Natürlich sollte ich das auch bestimmen aber wie ich schon schrieb gehören dazu zwei. Vielleicht will der/die andere gar nicht. Hat er/sie dann kein Recht auf Selbstbestimmung, ob er/sie mich anfassen will oder nicht?
Zum anderen wollte ich zeigen, dass die meines Erachtens zweifellos von vielen Leuten auf den Slutwalks vertretene Haltung Anfassen verboten doch an der Psychologie des Miteinanders scheitern muss – jedenfalls meiner Erfahrung nach, wo bestimmtes Anfassen okay ist, manchmal sogar sozial erforderlich, anderes nicht.
@ Lars, Elmar
Außerdem: Die Frage ist doch legitim, wieso man sich für das Eintreten für diese Zwecke “Schlampe” nennt und halbnackt auf die Straße geht. Ich vermute, damit die Medien ihre Kamerateams schicken. Wenn die Kamerateams dann aber kommen und filmen, dann heißt es schnell, die wollen ja nur spannen, das heißt, uns auf unsere nackten Körper reduzieren.
Wenn das nicht Anlass genug ist, die Frage in einem Blog aufzuwerfen, worum es dabei überhaupt geht und ob das die geeigneten Mittel sind, was dann?
Slutwalk und Surrealismus
Die schräge Situation, die jene Slutwalks heraufbeschwören, hat Marcel Duchamp schon von zwei Menschenaltern mit diesem Objekt
http://tinyurl.com/3h4nkag
auf den Punkt gebracht. Es heisst: “Bitte berühren!” und hängt im Museum, wo man bekanntlich nichts anfassen darf, an der Wand. Oder liegt unter Panzerglas.
Eigentlich ist es doch ganz einfach. Früher hieß es, mein Bauch gehört mir und heute eben: meine Möse gehört mir. Eigentlich trivial. Doch auch wieder nicht. Ich sehe es als ein tierisches Erbe an, daß das Weibchen meist im Tierreich vergewaltigt oder genötigt wird. In der Regel läuft das Weibchen weg bis es irgendwann erschöpft einwilligt. Aktiv auf das Männchen zuzugehen ist dem Weibchen fremd. Ich habe mal gehört, daß das Männchen bei aktiven Weibchen sogar mit Impotenz reagiert. Der Wunsch vieler Männer nach aktiven Frauen und der Wunsch der Frauen nach Männern, die in den Frauen mehr sehen als nur das Lustobjekt, hat im Tierreich keine Vorlage. Es scheint mir Teil der Menschwerdung zu sein. Möglicherweise gibt es auch nur die Eine Richtige und den Einen Richtigen. Wenn dem so ist, so ist jede Annäherung falsch, egal wie Mann/Frau sich dabei den Kopf zerbrechen.
@Stephan: stärkere These
“Zum anderen wollte ich zeigen, dass die meines Erachtens zweifellos von vielen Leuten auf den Slutwalks vertretene Haltung Anfassen verboten doch an der Psychologie des Miteinanders scheitern muss”
Ach so, daß hatte ich gleich verstanden: Nicht unsympathische Idee! 🙂 Du willst also die viel stärkere These vertreten, daß die Striktheit des Anfassenverbotes eine Art Sabotage an derjenigen “Psychologie des Miteinanders” ausführt, die wir benutzen?
Ok, das ist eine interessante Idee, aber brauchen wir nicht die stärkere These, daß wir diese Psychologie, inklusive Anfassen benutzen MÜSSEN? Denn sonst könnte ich als Hobbytransenschlampe (was wißt ihr schon, was ich in meiner Freizeit mache) ja sagen, daß deine Kritik unberechtigt ist, weil man dasselbe auch auf einem anderen Weg erreichen kann.
Wie würdest du für diese stärkere These argumentieren?
@Stephan: gehört ins blog
All das im blog zu diskutieren, ist imho kein Problem.
“Außerdem: Die Frage ist doch legitim, wieso man sich für das Eintreten für diese Zwecke “Schlampe” nennt und halbnackt auf die Straße geht.”
Ich denke, daß geht auf den Anlaß für die slut walks, die Äußerung dieses kanadischen Polizisten zurück – obwohl der wohl nur helfen wollte. Aber die feministische Reaktion war natürlich hysterisch.
“Ich vermute, damit die Medien ihre Kamerateams schicken. Wenn die Kamerateams dann aber kommen und filmen, dann heißt es schnell, die wollen ja nur spannen, das heißt, uns auf unsere nackten Körper reduzieren.”
Wird wohl oft vorgekommen sein – ich für meinen Teil rede mit so unterbelichtetem Gesocks gar nicht mehr. Wenn sich rausstellt, daß die Eigenleistung nicht für ein vernünftiges Verhältnis zu Männern ausgereicht hat, lächle ich höchstens nur noch und suche mir interessantere Frauen: Ich diskutiere gar nicht mehr, sondern suche suche nur noch und sortiere aus.
Und wenn man das konsequent macht, dann bleiben tatsächlich auch Frauen in diesem Netz hängen.
Das mag dir als Mann eher ineffizient vorkommen, aber daß im Leben einer Frau mal ein Mann auftaucht und alles wird schön, ist eine fast überall in den Köpfen der Frauen so tief verwurzelte Idee, daß die Wirkung von männlichen Desinteresse auf ganze Gruppen von Frauen einfach nur erstaunlich ist.
Ohne Anfassen
Wenn ich mal anschaue, dass es bei vielen Spezies im Tierreich so eine angeboren verfestigte Gestik als Bestandteil von Paarungsritualen gibt, so scheint es doch nicht weit hergeholt, dergleichen beim Menschen auch zu vermuten. Wenn Tiere da z.B. in Gefangenschaft etwas falsch machen, funktioniert es nicht. Wenn Frauen, die sich als Schlampen verstehen, mit ihren attraktivsten Körperteilen hausieren gehen und gleichzeitig verlangen, daß man das nicht mißversteht, ist das für mich ein Stück Entfremdung vom artspezifischen Verhalten. Das ist freilich etwas steif ausgedrückt. Möglicherweise ist es bezüglich der Vergewaltigung als Delikt viel gefährliche für Frauen, wenn Männer dauernd mit solchen widersprüchlichen Signalen irritiert werden. Besonders wenn das von Jugend an geschieht.
@ Elmar: Kuschelkurse
Ich kann der These “Anfassen verboten” durchaus einen Sinn geben, wenn es eben um bestimmte Formen des Anfassens geht, die nicht in Ordnung sind. Es gibt aber auch andere, die sozial erforderlich sind und dafür fallen mir immer mehr Beispiele ein.
Man denke an eine Disko mit lauter Bumm-Bumm-Musik und Leute versperren einem den Weg (zum Ausgang, zur Toilette, zur Bar), stehen mit dem Rücken zu einem. Da kannst du so laut schreien, wie du willst, auch ein Tippen auf die Schulter schafft es dank Alkohol- und Drogenkonsum sowie feucht-fröhlicher Unterhaltung nicht über die Wahrnehmungsschwelle. Also muss man schon etwas deutlicher auf die Schulter klopfen und das ist ja noch höflich. Es gibt andere, die einen ganz einfach wegschieben.
Und dann gibt es noch einen Graubereich zwischen okay und nicht-okay. Sinnvoller als halbnackt mit Anfassen-verboten-Schildern durch die Straßen zu laufen, scheint mir doch, nachvollziehbar zu erklären, was okay ist und was nicht. Es gibt Leute, dafür kenne ich Beispiele im weiteren Bekanntenkreis, die diesen Unterschied mehr als ein Jahrzehnt in gesellschaftlichen Erziehungseinrichtungen zum Trotz einfach nicht kapieren. Es ist doch überall vom Autismus-Hype die Rede; da sollte einen das eigentlich nicht überraschen.
Mein Plädoyer: Mehr mit- als gegeneinander; und da finde ich Schlampenspaziergänge nicht hilfreich. Mich schreckt das jedenfalls ab.
@Stephan: Zustimmung
“scheint mir doch, nachvollziehbar zu erklären, was okay ist und was nicht.”
Auf jeden Fall, aber ich bin völlig sicher, daß die mit dieser Aufgabe total überfordert wären. Und abends in der Disse gehts dann doch los wie gewohnt: Der Mann muß machen und natürlich würde SIE es als entwürdigend empfinden IHM einen Heiratsantrag zu machen.
Gegen diese Doppelmoral kann man wenig machen – außer zurücklügen oder weggehen, um nicht verarscht zu werden.
“Mehr mit- als gegeneinander;”
Auf jeden Fall. 🙂
“und da finde ich Schlampenspaziergänge nicht hilfreich.”
Na ja – da sind natürlich auch viele Frauen, die sich einfach selbst feiern und beweihräuchern. Das ist normal und immerhin sorgen wie ja auch für die Medienaufmerksmakeit und sind auf diese Weise zu was gut.
“Mich schreckt das jedenfalls ab.”
Mich auch, aber soweit denken die natürlich nicht.
Aber das ist natürlich wieder ein anderes Problem.
Das trifft den Kern
“da sind natürlich auch viele Frauen, die sich einfach selbst feiern und beweihräuchern.” Ich denke, darum geht es hauptsächlich.
Bei Primaten geht es ja im allgemeinen zwischen den Geschlechtern recht ruppig zu. Wenn ich also diese animalische Konstitution des Mannes (“mit Mühe das “genetisch” vermeidend) im alltäglichen Verhalten sozusagen überbieten will mit zivilisatorischen Ansprüchen, was ja ok ist, dann muß ich mir einfache, logisch und einsichtig erscheinende Regeln ausdenken, die auch in einer spannungsgeladenen oder hochdynamischen Situation noch greifen. Das ist zivilisatorisch zweckmäßig. Das Gegenteil von slutwalk-celebration.
Ein neuer Anti-Feminismus
Es ist schon richtig, das strapazierte Wort vom Prozess zwischen den Ohren, der für Vergewaltigungen verantwortlich ist. Aber das betrifft in gleichem Maße den weiblichen Part. Die Frauen haben es in ein paar tausend Jahren Zivilisation gelernt, sich vergewaltigt zu empfinden, während die Männer gelernt haben, sich zugunsten zivilisatorischer Forderungen mental zu unterdrücken, was zweifellos die ethisch bedeutendere Leistung ist. Diese Entwicklung bleibt auch nicht stehen, wie man sehen konnte, haben die Frauen gerade gelernt, sich in der Ehe vergewaltigt zu fühlen.
Es gibt hier einen Kampf um die persönlichen Freiheiten als Ressource, der den alten Satz von der Freiheit der Männer und der Unfreiheit der Frauen bestätigt und verallgemeinert. Ich bin jedenfalls gespannt, was danach kommt. Ich tippe darauf, dass die Intersexualität einen großen Popularitätsschub erfährt und das klassisch Männliche ein Stück weit ins Lächerliche abrutscht. Und ich fände es gut, wenn mal in einer großen Frauenzeitschrift etwas stehen würde, das anzeigt, wie weit sich moderne Erkenntnisse inzwischen ausgebreitet haben.
Ist die Botschaft der Slutwalks wirklich so schwer zu begreifen? ES geht darum, dass sexuelle Übergriffe(und keine zufälligen Berührungen) stattfinden unabhängig davon wie das Opfer gekleidet ist. Das ist doch eine Scheinkausalität, den Reiz des Opfers als Ursache für die ungerechtfertigte Reaktion anzunehmen. Vergewaltiger haben eine Persönlichkeitsstörung, die als Ursache anzunehmen ist.
Man kann grundsätzlich verlangen, dass man auf die Straße geht und keine Gewalt erfährt – ob man nun grüne Haare hat oder ein tiefes Dekolleté trägt. Die Aufmachung als Schlampe ist doch nur gewollte Provokation, um Aufmerksamkeit zu erhaschen.
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(Danke, Blog-Repair-Man, das ging ja schneller als gedacht… ;-))
@SH: Ist die Botschaft der Slutwalks wirklich so schwer zu begreifen?
Ich denke, die meisten hier haben das begriffen. Mehr noch, bei den meisten dürften die Damen offene Türen einrennen.
Elmar Diederichs beispielsweise hat schon seit längerem erkannt, dass Frauen sich nicht für Männer schminken, sondern für andere Frauen. Ebenso dürfte es sich mit der Kleidung verhalten: Frauen präsentieren nicht Männern ihre prallen Brüste (quasi als Signal: schau her, ich kann dein Kind ernähren), sondern anderen Frauen. Warum sie das tun, ist eine andere Geschichte.
Aber es gibt sie noch, diese Männer (wie etwa diesen kanadischen Polizisten), die sich vom Erscheinungsbild der Frauen irgendwie angesprochen fühlen und darum auch glauben, die eigentliche Ursache sexueller Übergriffe läge bei denen, die das Ziel dieser Übergriffe sind.
Oder zumindest so, wie Stephan Schleim es mal in einem ganz anderen Zusammenhang formuliert hat: A und B sind kausal notwendig für C.
@ Londo: fühlen?
Was meinen Sie denn bitte mit “sich vergewaltigt fühlen”?
Wenn ich mal ins Gesetz schaue, dann ist eine Vergewaltigung die Nötigung mittels Gewalt, Drohung oder Ausnutzung (§ 177 [1] StGB) eines anderen zu sexuellen Handlungen, die mit dem Eindringen in den Körper verbunden ist ([2]).
Da geht es doch nicht ums Gefühl, sondern um eine Handlung.
@ SH
Natürlich ist eine bestimmte Kleidung keine Einladung zu einer Straftat und natürlich muss man auf die Straße gehen können, ohne Gewalt zu erfahren. Ich finde es sehr schlimm, wenn das nicht mehr möglich ist und gerade wegen dieser Freiheit gefällt mir Nordeuropa bisher am besten.
Ich hatte im Bekanntenkreis schon Menschen, die gerne mit anderen spielten, auch mit sexuellen Andeutungen, wahrscheinlich um Bestätigung zu finden (“Ich bin attraktiv”, “ich werde begehrt”). Wenn es also nicht nur um Kleidung geht, sondern um konkretes Verhalten, um in einem anderen das sexuelle Interesse zu wecken, sehen Sie das dann anders?
Zum Schluss interessiert mich hier bei den Brainlogs natürlich aus Prinzip, welche Persönlichkeitsstörungen VergewaltigerInnen Ihrer Meinung nach haben. Sind Sie dann auch der Meinung, dass Menschen, die einen anderen sexuell nötigen oder vergewaltigen, dafür nicht vor Gericht, sondern in psychiatrische Behandlung müssen?
@Stephan: nicht nur
“Sind Sie dann auch der Meinung, dass Menschen, die einen anderen sexuell nötigen oder vergewaltigen, dafür nicht vor Gericht, sondern in psychiatrische Behandlung müssen?”
Es gibt wohl ein ganzes Spektrum von Gründen und soviel ich weiß, gibt es Täter, die zwanghaft Frauen vergewaltigen, ohne das besonders toll zu finden.
Und vor Gericht muß jeder Fall erst einmal, um herauszufinden, wsa überhaupt vorgefallen ist und erst danach kann man überlegen, was die richtigen Konsequenzen sind.
@ Elmar
Ich dachte dabei eben an Hans Markowitsch, der darüber spekulierte, dass Psychiater einst die Richter ersetzen.
Nein, im Ernst, hätte ich korrekterweise “nicht ins Gefängnis, sondern in psychiatrische Behandlung” schreiben sollen.
Meine ursprüngliche Frage an SH, warum VergewaltigerInnen prinzipiell eine Persönlichkeitsstörung hätten, wird dadurch aber meines Erachtens nicht minder interessant.
@Stephan: Bayern
“Meine ursprüngliche Frage an SH, warum VergewaltigerInnen prinzipiell eine Persönlichkeitsstörung hätten, wird dadurch aber meines Erachtens nicht minder interessant.”
Klar, aber damit macht ihr ein ziemliches Fass auf: Ich erinnere mich an eine Entscheidung des Bayrischen Strafgerichtshofes, einen Täter nur wegen Nötigung zu verurteilen und nicht wegen Vergewaltigung (oder so), weil er nach Ansicht des Gerichts zu dämlich war, die Weigerung der Frau zu verstehen.
Jetzt wirds lustig …. 😉
@ Elmar: Sicher?
Bist du dir sicher, dass dir deine Erinnerung keinen Streicht spielt?
Zumindest dem Gesetze nach besteht laut § 177 (2) 1. StGB der Unterschied zwischen sexueller Nötigung und Vergewaltigung in der Verbindung mit dem Eindringen in den Körper und nicht mit der Fähigkeit, die Äußerung eines anderen besser oder schlechter zu verstehen – denn das ändert ja nichts daran, ob es zu penetrativem Sex gekommen ist.
Vielleicht fand das Gericht in Bayern, dass der dämliche Kerl keine Freiheitsstrafe von zwei Jahren verdient hätte (Mindeststrafe für Vergewaltigung); aber dann hätte das irgendwie anders konstruiert werden müssen; und dafür würde über § 21 – verminderte Schuldfähigkeit – doch ein etablierter, unstrittiger und einfacher Weg zur Verfügung stehen.
So oder so, ohne die Details und ohne rechtswissenschaftliche Ausbildung kann ich das ohnehin nicht weiter diskutieren.
Es ist exakt so wie ich es sage
@Stephan
Es geht um das Fühlen, weil das Emotionale immer primärer und ursprünglicher ist als das Logische, das ist ja auch in der Phylogenese des Gehirns so. Niemand fühlt sich vergewaltigt, weil es ein entsprechendes Gesetz dafür gibt. Doch die Straftat beginnt historisch eben damit, dass eine gesellschaftliche Toleranz für dieses Mißempfinden und Nichteinverständnis entsteht. Aber natürlich kann man jetzt an dieser Stelle die Frage aufwerfen, ob es nicht von Anfang an die Männer waren, die sich dieses Delikt – formal – mit Blick auf den Besitzanspruch gegenüber der oder den eigenen Frauen (und Töchtern) ausgedacht haben. Das Fühlen der Frauen wäre dann also ursprünglich manipuliert gewesen. Das würde natürlich fein in meine Argumentation passen. Da man das aber wohl kaum aus stichhaltigen Quellen beweisen kann, verzichte ich darauf, diese Variante in den Vordergrund zu stellen. Obwohl sie sehr einleuchtend erscheint.
Männer sind nicht schlecht, unbeherrscht und böse, verhaltensgestört oder gar triebgesteuert. Die Frauen haben sich ein Stück persönliche Freiheit herausgenommen, und der typische Vergewaltiger ist am zivilisierten Umgang damit eben faktisch gescheitert. Es ist eine Frage persönlichen Versagens, wie es Männern tausendfach passiert in einem Menschenleben. Nicht weniger aber auch nicht mehr.
@ Londo
Ich lasse das jetzt mal (sonst) unkommentiert stehen; das müssen Sie einmal mit einem Feministen/einer Feministin ausdiskutieren. 😉
@Stephan: hmmm
“Bist du dir sicher, dass dir deine Erinnerung keinen Streicht spielt?”
Nein, leider nicht. Ich meine, daß sie das damals nicht über §21 gedreht haben, sondern irgendwie über den Tatbestand. Die offzielle Begründung – daran erinnere ich mich genau – war: “wegen der Vierschrötigkeit des Angeklagten”. Ich fand das damals wie zweierlei Recht zu sprechen, darum ist mir der Kram in Erinnerung geblieben. Vielleicht war es auch nur Versuch?
Sorry, den Rest hab ich vergessen.
@Stephan: JURIS
Aber du kannst mal in der online-Datenbank JURIS suchen oder hier
http://www.hrr-strafrecht.de/hrr/
oder beim Verfassungsblog nachsehen, wenn du die Zeit hast.
@ SH
SH „Ist die Botschaft der Slutwalks wirklich so schwer zu begreifen? ES geht darum, dass sexuelle Übergriffe(und keine zufälligen Berührungen) stattfinden unabhängig davon wie das Opfer gekleidet ist. „
Nein, die Sache ist höchst einfach zu begreifen, aber auch, dass sie naiv und in der Sache so vollkommen sinnlos ist, dass am Schluss nur übrig bleibt, dass hier ein paar halbausgezogene Weiber eine kleine bekloppte Party feiern wollen.
Zunächst hat noch nie jemand behauptet, dass Vergewaltigungen weniger strafbar sind, wenn die Frau einen kurzen Rock anhat oder ein tiefes Dekolleté zur Schau trägt. Die Gesellschaft
Frage: An wen richtet sich die Aktion?
Auslöser der „Slut walks“ war, soweit ich erinnere, ein kanadischer Beamter, der Frauen den Rat gegeben hat, nicht zu provozierend in bestimmten Gegenden herumzuspazieren. Ein ganz pragmatischer Mensch also, genauso wie jemand, der sagt: Lass deine Brieftasche nicht auf dem Beifahrersitz im offenen Cabrio liegen. Und dies, obwohl wir wissen: Auch der Dieb dieser Brieftasche macht sich strafbar!
Theoretisch müsste sich die Aktion also an die Typen richten, die geneigt sind, aus geringstem Anlass gegen Gesetze zu verstoßen. Also zum Beispiel an gewisse Leute, die oft wenig Fremdsprachen beherrschen. Darum ist es verwunderlich, dass zum Beispiel die deutschen Schlampen ihre Körper auf Englisch beschriften. Das könnte einen ins Grübeln bringen, ob besonders in Deutschland gerade englischsprachige Kerle so vergewaltigungsgeneigt sind, dass man sie gleich in der Muttersprache ansprechen sollte. Aber nein, das ist sicherlich ein Holzweg, denn natürlich geht es um etwas anderes: Es geht bei den Schlampenmärschen um die Aufmerksamkeit der internationalen Medien.
Die deutschen Medien zeigen die Märsche in Chicago und die amerikanischen Medien zeigen die Märsche in Deutschland. Das Ganze ist also eine Party und ein Show.
Denn wer zum Teufel ist aufgerufen, irgendetwas zu tun?
SH „Das ist doch eine Scheinkausalität, den Reiz des Opfers als Ursache für die ungerechtfertigte Reaktion anzunehmen. Vergewaltiger haben eine Persönlichkeitsstörung, die als Ursache anzunehmen ist.“
Wenn das Ihre Diagnose ist: Sind dann die Slutwalks Demonstrationen, die gegen Persönlichkeitsstörungen gerichtet sind?
SH „Man kann grundsätzlich verlangen, dass man auf die Straße geht und keine Gewalt erfährt – ob man nun grüne Haare hat oder ein tiefes Dekolleté trägt.“
Ich glaube, dass es vollkommen überflüssig ist, dieses Anliegen noch einmal mit einer Demonstration zu unterstreichen. Darin ist sich nämlich die ganze Gesellschaft einig. Wir sind übrigens auch gegen Banküberfälle. Aber niemand glaubt ernsthaft, dass es weniger davon gibt, wenn man eine Demonstration dagegen veranstaltet.
Aber es gibt eben auch einen pragmatischen Aspekt: Die schlichte Tatsache, DASS Vergewaltigungen stattfinden, und dass es Faktoren gibt, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, Opfer einer solchen zu werden. Das sind Fakten. Wenn man gegen Fakten protestiert, dann ist das genauso albern, wie gegen das Wetter zu protestieren.
Übigens: Das ist genau der Grund, warum ich in der Stadt mein Fahrrad abschließe.