Neue Studie: Führt die bekannte Dating-App Tinder zum Beziehungserfolg?

Wissenschaftler untersuchten Persönlichkeitszüge der Nutzer und ob sie ein Jahr später in einer romantischen Beziehung waren

Die Rate der Singles und kinderlosen Menschen steigt bekanntlich seit Jahren in vielen westlichen aber auch asiatischen Ländern. Vor allem die dynamischen, globalisierten Großstädte sind oft auch Single-Hauptstädte. Das lässt, oberflächlich betrachtet, bereits am Erfolg des Online-Datings zweifeln. Denn das gibt es ja nun immerhin schon seit über 20 Jahren. Ist es also doch nicht so einfach, mit dem Klicken, Wischen und Chatten den Traumpartner oder die Traumpartnerin zu finden?

Zudem ist für die Unternehmen, die mit Online-Dating ihr Geld verdienen, die Partnersuche lukrativer als die Beziehungsfindung. Marktwirtschaftlich gesehen springt für die Plattformbetreiber am meisten dabei heraus, wenn sie ihre User langfristig binden können. Dafür muss natürlich der Erfolg zum Greifen nah sein, vor allem dann, wenn Userinnen und User für den Service bezahlen. Wenn also die Branche wächst, gleichzeitig aber auch die Rate der Singles, dann scheint das Bild vom Esel zutreffend, der ewig der Karotte am Stock hinterherläuft, ohne sie jemals zu kriegen.

Alternativ könnte es natürlich auch sein, dass viele Nutzer gar nicht nach festen Beziehungen aus sind, sondern eher nach flüchtigen Kontakten suchen, Stichwort “Casual Dating”. Warum sich auch langfristig binden, wenn ein paar Klicks weiter schon eine viel bessere Partnerin, ein viel besserer Partner warten könnte? Beziehungen, in denen beide Partner (wissentlich) weiter nach einem besseren Match suchen, passen natürlich in die Welt der Selbstoptimierer. Denn in dieser ist der Status quo ja nie gut genug (Der Preis fürs “perfekte Leben”).

Die psychologische Kraft des Traums vom perfekten Match sollte man nicht unterschätzen. An der Sozialgeschichte des Datens, das so erst um 1900 entstand und mit der Landflucht zu tun hatte, lässt sich übrigens ablesen, wie stark ökonomische Rahmenbedingungen unser soziales Netzwerk prägen. Hierzu schrieb die Harvard-Historikerin Moira Weigel in jüngerer Zeit ein interessantes Sachbuch (“Labor of Love: The Invention of Dating”, 2016), allerdings mit einem starken Schwerpunkt auf die USA.

Neue Studie aus Norwegen

Nun haben sich norwegische Forscherinnen und Forscher um Eilin Erevik von der Universität Bergen die Persönlichkeit und das Datingverhalten von über 5000 Personen genauer angeschaut (Tinder Use and Romantic Relationship Formations: A Large-Scale Longitudinal Study). Für ihre Studie, die am 14. August erschien, untersuchten sie unter anderem die als “Big Five” aus der Psychologie bekannten Persönlichkeitsmerkmale Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus. Ferner wurden Daten zur psychischen Gesundheit und dem Substanzkonsum erhoben.

Wie so oft in solchen Studien, wurden aus pragmatischen Gründen vor allem Studierende untersucht, weil man zu diesen eben am einfachsten Zugang hat. So schickten die norwegischen Wissenschaftler auch per E-Mail Einladungen an insgesamt 28.553 Studierende verschiedener Universitäten/Hochschulen in Bergen. Die Ergebnisse sind daher nicht für die Allgemeinbevölkerung repräsentativ. Seit Jahren kritisiert man zudem die Probandenauswahl von “WEIRD People”: Western, Educated, Industrialized, Rich und Democratic. Trotzdem wird in den Sozial-, aber auch den Lebenswissenschaften vor allem weiter an und mit Studierenden aus westlichen Ländern geforscht, weil das am einfachsten Daten liefert.

Von den knapp 30.000 angeschriebenen Personen beantworteten 5.253 am Anfang und dann ein Jahr später noch 2.404 verschiedene Fragen. (Viele waren nicht mehr erreichbar, weil sie das Studium abgeschlossen hatten oder aus anderen Gründen ihre Hochschul-E-Mail nicht mehr abriefen.) So wurden sie unter anderem zu ihrem Gebrauch sozialer Medien befragt, ob sie nämlich Seiten bzw. Apps von Facebook, Twitter, Instagram, Myspace, Tinder, Snapchat, Jodel, Kik und anderen verwendeten. So konnten die Forscher schließlich Tinder-User mit Nicht-Usern vergleichen.

Gruppenunterschiede

Dabei waren die Nutzer der Dating-App statistisch signifikant extraverter und verträglicher aber weniger offen für Erfahrungen. Die Unterschiede für die letzten beiden Persönlichkeitsfaktoren sind aber minimal. Ebenso war das Ergebnis für Ängstlichkeit bei den Nutzern etwas, doch statistisch signifikant, höher. Als religiös bezeichneten sich nur 28,2%, verglichen mit 36,7% bei den Nicht-Nutzern.

Deutlich waren die Unterschiede bei Alkohol und Drogen: Der als gefährlich oder abhängig angesehene Alkoholkonsum lag bei den Tinder-Nutzern bei 62,8% beziehungsweise 14,0% gegenüber 44,3% und 8,7% bei den Nicht-Nutzern. Schließlich hatten die User auch häufiger illegalen Substanzkonsum für die letzten sechs Monate berichtet (21,2% gegenüber 14,4%).

Eine Schwäche der Studie, die die Autoren leider nicht diskutieren, ist mit Blick hierauf das Geschlechtsverhältnis: Bei den Tinder-Nutzern war mit 43,4% der Männeranteil nämlich höher als bei den Nicht-Nutzern (38,1%). Männer – und vor allem junge Männer – konsumieren bekanntlich mehr Alkohol/Drogen. Daher dürfte zumindest ein Teil des Unterschieds zwischen den Gruppen schlicht hierauf zurückzuführen sein.

Es bleibt noch die wichtigste Frage: Hatten die Tinder-Nutzer zum zweiten Zeitpunkt mehr romantische Beziehungen? Tatsächlich waren die Chancen hierfür um 31% höher als bei den Nicht-Nutzern, was auch deutlich statistisch signifikant war. In näheren Analysen zeigen die Forscher allerdings, dass diese Unterschiede im Wesentlichen auf die Persönlichkeitsunterschiede und die Unterschiede beim Substanzkonsum zurückzuführen sind.

Altbewährte Mittel

Mit anderen Worten: Es scheint also weniger an der Dating-App selbst zu liegen, als an Extraversion und Alkohol- bzw. Drogenkonsum. Extrovertierte Menschen interagieren mehr mit ihrer sozialen Umwelt; ein alltäglicheres Wort hierfür wäre “Geselligkeit”. Und Alkohol sowie andere Substanzen sind bekannt dafür, Menschen die Anbahnung von Kontakten zu erleichtern (Die Droge als Instrument).

Die eingangs ausformulierten Gedanken legten bereits den Schluss nahe, dass Online-Dating kein Wundermittel ist. Dann gäbe es schlicht nicht immer mehr Singles. Die Schlussfolgerung der neuen Studie aus Norwegen scheint also eher low tech: Wer eine feste Beziehung will, sollte vor allem offen auf andere zugehen und könnte dabei von einer seit Jahrtausenden in unserem Kulturkreis verbreiteten “Technologie” Gebrauch machen. In diesem Sinne: Wollen wir ein Bier oder ein Glas Wein zusammen trinken?

Hinweis: Dieser Beitrag erscheint auch auf Telepolis – Magazin für Netzkultur. Titelgrafik: Tumisu auf Pixabay.

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19 Kommentare

  1. Zitat:

    In diesem Sinne: Wollen wir ein Bier oder ein Glas Wein zusammen trinken?

    Nun, ganz so einfach ist es nicht. Um jemanden zu einem Glas Wein einzuladen, müssen sie zuerst irgendwie Kontakt zu ihm aufnehmen. Einfach so ansprechen funktioniert in der Regel nicht. Das ist wohl der Grund dafür, dass soviel Beziehungen an der Arbeitsstelle beginnen. Wer zusammen arbeitet lernt sich kennen und erst nachdem dieses Kennenlernen passiert ist, besteht überhaupt eine reale Chance, dass der Andere auf eine solche Avance wie das gemeinsame Trinken überhaupt eingeht. Mit Tinder ersetzt man also den gemeinsamen Arbeitsplatz als Ort der Anbahnung.

  2. @Holzherr: Kennenlernen

    Es ist wohl so, dass die Chancen, eine Beziehung miteinander zu haben, höher sind, wenn man sich regelmäßig sieht, ja…

    …aber es gibt auch genügend Orte, jedenfalls unter Nicht-Corona-Umständen, an denen man anderen Leuten begegnet.

  3. Die Frage/das Problem scheint doch zu sein, warum gibt es so viele Singles. (Rund 41 % in Deutschland). Waren die Generationen davor zu anspruchslos, haben sich nur gepaart und nur aus Langeweile Kinder gezeugt und nicht verstanden was ein selbst bestimmtes Leben ist ? Und wie definiert man überhaupt “romantische Beziehung ” ? Wenn Wissenschaftler und diese selbsternannten Experten im TV sich mit dieser emotionaler menschlichen Grauzone befassen, bekomme ich eine Allergie da mir hier wahrscheinlich Eunuchen den Sex erklären wollen. Und was sollen das für Persönlichkeitszüge sein ? Die “Persönlichkeitszüge ” der Singles begegnen mir jeden Tag beim Radfahren, wenn Frauen mit zwei oder drei Hunden -aber ohne Mann- mich begegnen bzw. ihre freilaufenden Hunde mich jagen. MIt Kleinkindern wär das nicht passiert, denke ich immer danach über diese ,die da auf den Hund gekommen sind.

  4. @Querdenker: Singles vs. Heiraten

    Früher war, denke ich, Heiraten oft schlicht ökonomische Notwendigkeit. In diesem Sinne ist das Single-Leben auch ein Ausdruck gesellschaftlichen Wohlstands. Und die Familienplanung ist durch neue Verhütungsmittel vereinfacht worden.

    Das makroskopische Resultat kann man kritisieren… aber im Mikrokosmos entscheiden sich Menschen eben für das, was ihnen jetzt wichtiger ist. Es gibt ja nicht zuletzt aus Politik und den Medien den Aufruf, alles für das Wirtschaftswachstum zu geben.

  5. alle Möglichkeiten , die Menschen zusammenführen sind zu begrüßen.
    Und, Familienplanung als rationales Ergebnis ? Wo bleibt da die Liebe.?
    Herr Schleim, sie haben Recht bei der Einsicht, dass der Wohlstand bequem macht, man braucht keine Kinder mehr. Es gibt ja Versicherungen und die Altersrente.

  6. @Wied: Rente & Liebe

    Wirklich, glaubt noch jemand an die Rente? Die wird in Deutschland doch langsam aber sicher kaputt gemacht, damit man in ein paar Jahren die Privatisierung als “alternativlos” darstellen kann. (Gut für die Allianz, Blackrock & Co.)

    Sagen Sie’s mir, wo die Liebe bleibt! Oder ist das doch mehr Einbildung aus Hollywood?

  7. Stephan Schleim,
    Das Rentenkonzept ist richtig. Die arbeitende Bevölkerung bezahlt die Renten. So muss es sein, nicht kapitalbasiert. Die Altersrente wird schlechtgeredet von denen, die sich da einnisten wollen. Damit man von der Rente leben kann, also die Rentenhöhe ist gemeint, müssen die Arbeitslöhne stimmen. Das geht nur mit statlichem Eingriff, der Mindestlohn muss stimmen. Die sogenannten Ich-AGs, das war schon mal der Angriff auf auf das Sozialsystem. Nur niemand hat das mal ausgesprochen.
    Die Politiker, und das ist ja die Krux bei der Sache, die sind sozial abgesichert und die propagieren dann so etwas wie die Riester-Rente.
    Aus dieser Richtung kommt die Gefahr.

    Was hat das jetzt mit Liebe zu tun ? Sehr viel. Es bleibt den jungen Leuten kaum noch Zeit für Romantik . Den Ersatz finden sie bei Hollywood. Durch die Medien führen sie dann ein Leben aus 2. Hand.
    Dieser Realitätsverlust findet dann Ausgleich bei den Verschwörungstheorien, wo der versteckte Frust abgeladen wird.

  8. @Wied: Rentenschwund

    Man sieht, Sie sind so gut informiert wie der deutsche Durchschnittsbürger. Tatsächlich fällt… und fällt… und fällt… das Rentenniveau in Deutschland Jahr für Jahr und das liegt an politischen Reformen der letzten Jahrzehnte. Zum Vergleich: In Österreich bleibt es auf hohem Niveau! Informieren Sie sich: “Deutsche Krankheit” – Die Rentenschwindsucht

    Im Übrigen werden schon 2030 auf einen Rentner/pflegebedürftigen Menschen in Deutschland nur noch zwei Arbeitnehmer kommen. Wer soll denn das noch bezahlen? Die arbeitenden Leute werden zunehmend zwischen steigenden Lebenserhaltungskosten und größeren Sozialabgaben zedrückt werden. Ausnahmen: Verbeamtete Staatsdiener und Erben.

    Und ja: Das könnte dazu führen, dass wieder mehr Menschen zusammenziehen, schlicht weil sie sich alleine keine Wohnung mehr leisten können. Ist das jetzt besser? Oder schlechter? Ist das die echt Liebe?

  9. Stephan Schleim,
    Zustimmung was die konkreten Zahlen angeht. Das ist besorgniserregend vorallem mit dem Hintergrund der steigenden Mieten. Wenn ich richtig informiert bin, dann hat leben in Deutschland 40 % der Bevölkerung in Miete. Das ist europaweit spitze.

    Das spricht nicht gegen das Rentenkonzept. Das spricht für ein Versagen der Politik. Und wer hat Schuld. Der Wähler. Der wählt seit 70 Jahren die Schwarzen und merkt nicht, dass die korrumpiert sind.
    Die Deutschen hätten ihren König behalten sollen, so unpolitisch wie die sich verhalten. (überspitzte Kritik)

  10. @Wied: Politik

    Die Rentenreformen, auf die ich mich beziehe, hat aber wohl ausgerechnet die rot-gründe Bundesregierung von Schröder, Fischer & Co. durchgeführt. Und es waren, meiner Erinnerung nach, frühere Sozialpolitiker der CDU, die vor den Langzeitfolgen warnten.

    Aber allgemein kann man wohl sagen, dass die meisten Bürgerinnen und Bürger nicht verstehen, was da auf sie zukommt, ja. Die Grünen, die derzeit im Aufwind sind, werden’s auch nicht besser machen.

  11. Stephan Schleim,
    gute Analyse. Schröder war meines Erachtens kein Sozialdemokrat, das war ein Kapitalist reinsten Wassers.

    Ein Trost bleibt. Noch hält das Sozialsystem. Wem die Rente nicht reicht, der bekommt die Miete vom Sozialamt bezahlt.
    Nur wird der Betroffene dabei teilentmündigt. Er muss alle seine Einnahmequellen und Vermögensverhältnisse offenlegen.

    Einer unserer Nachbarn war betroffen. Der wurde arbeitsunfähigkeit durch eine Berufskrankheit. Dem steht Unfallrente zu. Denkste ! Es fand sich kein arzt, der die Berufskrankheit bestätigte. Schließlich kam er in ein Pflegeheim , Monatskosten 4000 €, bei einer Rente von 2000 €. Das ist die Realität.

  12. @ hwied 23.08.2020, 14:55 Uhr

    Zitat: „Schröder war meines Erachtens kein Sozialdemokrat, das war ein Kapitalist reinsten Wassers.“

    Weil es hier keiner tut, möchte ich Herrn Schröder verteidigen.

    Anders als andere Politiker der CDU oder auch SPD „frisst“ er nicht den „Ami Heuschrecken aus der Hand“, definitiv nicht.

    Er trägt dazu bei, dass wir günstig von den Russen Gas erwerben können, zumal Gas aus anderen Quellen wesentlich teurer kommen würde, wir aber bei „Nordstream“ auch nicht durch die hohen Transitgebühren (Ukraine, Polen…), zusätzlich „abgezockt“ werden.

    Er setzt sich für erfolgreiche Unternehmen, die die Devisen für unseren Wohlstand im Ausland erwirtschaften müssen (Autos, Maschinen, Chemie….) und auch für schwer arbeitenden Menschen (Bauarbeiter, Krankenschwestern …) ein, die die Gelder z.B. für H4 letztlich „erarbeiten“ müssen.

    Er will keinesfalls das absurd teure private „amerikanische Gesundheitssystem“, die Privatpensions- und Aktienabzocke (der „kleinen Leute“) oder die systematische Auslagerung der „Werkbänke“ wie in Amerika, ins Ausland fördern.

    Diese Systeme, aber auch den Wohnungssektor können praktisch genau so gut und kostengünstig verbeamtete „Billigmanager“ steuern, da brauchen wir keinen „Kapitalismus“ und auch keine „Ausbeutung“.

    Ich bin ausdrücklich nicht grundsätzlich gegen die „Amerikanische Lebensart“. Ich bewundere durchaus die Kreativität amerikanischer Unternehmer wie Microsoft, Intel, Google, Amazon ….
    Letztere versuchen den Kunden „von den Augen“, besser gesagt von ihrem Surfverhalten, ihre Konsumwünsche „abzulesen“ und sie tun alles um diese bestens für den Konsumenten zu erfüllen.

  13. @Martin Herrnholz:

    Keine Ahnung in welcher Situation, Sie sich befinden aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen doch sagen, das direkte Ansprechen bei Alltagssituationen in der Öffentlichkeit klappt am besten und die Chancen hierbei mit jemand ein Glas Bier oder Wein zu trinken sind am höchsten. Klar ist auch die Überwindung die Person anzusprechen ziemlich hoch doch nur für einen Selbst.

    @ALL:
    Zu dem Single Thema an sich, finde ich es schwer. Denke in der “heutigen” Zeit sind die individuellen Freiheiten größer und ggf. auch die Vorstellungen welche geprägt wurden andere. Ich bin selber in der Situation und erlebe das alles gerade am eigenen Leib.

    Welche Frage sich mit hierbei jedoch auf tut. Zum Einen gibt es noch sehr viele die den klassischen Weg gehen. Auf der anderen Seite stellt sich mir die Frage, was passiert mit den Singles im Alter… (Renten / Pflegebelastung). Denn wo keine Familie ist und wenn man selber auch nicht mehr auf dem körperlichen Höhepunkt im Leben steht, bei dem man tun und lassen kann was man möchte, ist man zwangsläufig auf dritte angewiesen. Ich finde da wirds dann spannend.

    Vielen wird sicherlich dann erst bewusst was man hat wenn man sein Ego auch etwas zurückschraubt und kompromisse eingeht… Und vielleicht wird dann der/die Eine oder Andere sich auch “schnell” wieder in eine ökonomische Beziehung stürzen 😉

    Denn eins ist sicher, wenn man “alleine” ist, ist man auch ein super Spielball für die Wirtschaft. Da Familie auch erdet und eine gewisse Schutzfunktion bietet.

    Ich finde es auch nicht OK, dies alles auf die Politik oder Wirtschaft zu schieben. Denn irgendjemand hat die Leute ja auch großgezogen und Werte vermittelt… Denke das ist komplexer doch wer von Früh an nur “Prinzen” und “Prinzessinen” erzieht bekommt was er wollte 😀

    Daher sollte sich mal jeder an der eigenen Nase packen und überlegen was man dazu selbst beiträgt, bevor man den Zeigefinger gegen andere richtet 😉

    In diesem Sinn, einen schönen Sonntag.

    PS: Mich würde mal interessieren ob der Autor / Redatiör oder Leute welche hier einen Kommentar verfasst haben das von außen nur betrachten und Urteilen oder selber schon mal die Erfahrung gemacht haben. Bevor man sich hier typisch Deutsch auf irgendwelche Statistiken und Zahlen stürzt und die für den Heiligen Gral hält 😀

  14. M.M.
    zu Singles im Alter,
    Die Singles blockieren den Wohnungsmarkt. Die Singles blockieren die Pflegeheime.
    Eine einfache Gegenmaßnahme wäre eine Änderung des Rentenrechtes. Wenn eine verwitwete Frau sich neu verheiratet, dann verliert sie die Rente ihres verstorbenen Ehemannes.
    Viele ältere Frauen würden sich neu verlieben und heiraten, wenn man ihnen ihre Witwenrente beließe.

  15. @MM: Singles, Familie und Älterwerden

    Sie sprechen da eine interessante, soziale Dimension an. In einigen Jahren werden in Deutschland auf jeden Rentner, jede Rentnerin und jeden pflegebedürftigen Menschen nur noch rund zwei arbeitende Menschen kommen. Der Personalmangel in der Pflege ist heute ja schon groß. Ich habe nicht den Eindruck, dass vielen die Folgen dieser Entwicklung bewusst sind. Eine Politik, die uns verspricht, uns würde es gut gehen, wenn es nur der Wirtschaft gut geht, wird dieses Problem wohl nicht lösen.

    Ich habe nicht nur in Büchern, sondern auch auf längeren Reisen z.B. in Indien erlebt, was Familie in solchen Ländern bedeutet. Das ist eine andere Welt! Ich hatte auch erst kürzlich einen indischen Studenten, der gleich am Anfang der Corona-Zeit zurück in seine Heimat geflogen ist, um sich um seine Eltern zu kümmern. Könnte (und wollte) man in Westeuropa zu so einem Weg zurückfinden?

    Sie wollen nicht, Probleme immer nur auf die Strukturen zu schieben. Aber ich komme auch nicht um den Gedanken herum, dass der in Deutschland erwirtschaftete Wohlstand eben auf solchen Faktoren beruhte: Dass immer mehr Menschen in die Städte gezogen sind und ziehen, weil sie dort bessere Karrierechancen haben, wenn nötig weit Weg von der Familie und der Heimat (schreibe ich aus dem niederländischen Amersfoort). Familien und feste Strukturen scheinen sich nicht so gut mit der vom Arbeitsmarkt heute geforderten Flexibilität einherzugehen. Ein extremes Beispiel ist das “social freezing” von Eizellen für die spätere Schwangerschaft, für die Zeit nach der Karriere.

    Seit bestehen der BRD war fast immer, mit Ausnahme eines kurzen rot-grünen Abenteuers, die CDU/CSU die führende Regierungspartei. In fast meinem gesamten Leben (ich bin 40) waren Kohl oder Merkel Kanzler. Die CDU/CSU sei eine Partei der Traditionen und Werte, das C stehe für “christlich”… aber das sogenannte konservative Lager predigt traditionelle Werte, macht dann aber doch lobby- und wirtschaftsfreundliche Politik, die vor allem den oberen 10% nutzt.

    Man kann scheinbar nicht alles haben: Eine der führenden Wirtschafts- und vor allem Exportnationen sein – und einen starken sozialen Zusammenhang haben. Die Stadtflucht und die Ost-West-Flucht haben in bestimmten Regionen abgehängte und desillusionierte Menschen hinterlassen, die sich immer mehr radikalisieren. Das hat gerade erst am letzten Wochenende in Berlin zu sehr unschönen Fotos geführt. Ich kann das Problem nicht hier in meinem Blog lösen; aber es wird auch sicher nicht von selbst verschwinden.

    Und beim Thema “Familie” kann ich aus persönlicher Sicht nicht gut mitreden. In meinem Leben waren das vor allem Menschen, die ihr eigenes Leben nicht im Griff hatten und einem mit ihren Problemen das Leben schwer machten.

  16. @MM: eigene Erfahrungen

    Sie meinen Erfahrungen auf Dating-Seiten?

    Man trifft manchmal interessante Menschen. Meine stabilste Verbindung ist eine Brieffreundin aus Berlin, die ich nun seit rund 20 Jahren kenne. 😉

  17. Warum wird eigentlich so viel über Tinder geschrieben? Mittlerweile wird so viel über normale Messenger gedatet. Außerdem gibt es genug Dating-Apps, die keinen ganz so schlechten Ruf haben. Ich habe eine Auswertung gelesen, nach der andere Dating-Apps in 2020 viel erfolgreicher sind. Und mal eine gute Nachricht für Made in Germany-Fans: vier der fünf größten Dating-Apps hierzulande kommen auch aus Deutschland. Für den Fall, dass mal wieder über US-Datenschutz geschimpft wird… (Quelle: https://www.online-durchstarter.de/2020/09/09/beliebteste-dating-apps-deutschlands-2020-das-sind-die-favoriten-fuer-digitales-flirten/)

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