Haben die Corona-Impfstoffe viel mehr Nebenwirkungen als gedacht?

BKK ProVita will nachgewiesen haben, dass es sehr viel mehr Impfnebenwirkungen gibt, als das Paul-Ehrlich-Institut offiziell erfasst. Ärzteverband wirft der Krankenkasse daraufhin “undifferenzierte Schwurbelei” vor. Was ist hier los?

Wenn die Betriebskrankenkasse ProVita Medienaufmerksamkeit erzeugen wollte, dann ist ihr das gelungen: Sie schickte dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI), das die Nebenwirkung der Corona-Impfstoffe offiziell erfasst, einen Brief. Und dann telefonierte der Vorstand der Krankenkasse, Andreas Schöfbeck, mit der Welt.

Die neuen Daten seien ein “Alarmsignal”, sagte er der Zeitung aus dem Axel Springer-Imperium. Denn die Auswertung der Krankenkasse komme auf viel höhere Zahlen als das PEI. “Die ermittelten Zahlen sind erheblich und müssen dringend plausibilisiert werden.”

Die Schlagzeilen der Zeitung sind deutlich: “Heftiges Warnsignal.” Und: “Mehr Impf-Nebenwirkungen als bisher bekannt.” Der Rest versteckt sich hinter einer Bezahlschranke. Gestern folgten viele weitere Medien. Es rauschte im Blätterwald.

Späte Klärung bei der BKK

Wer sich ein eigenes Bild von der Lage machen wollte, schaute erst einmal in die Röhre. Unter “Blog & Aktuelles” berichtet die Krankenkasse über das Gemüse des Monats (Spoiler: Lauch) oder veganen Lebkuchen-Tiramisu.

Auch die Presse-Seite verriet anfänglich nichts. Erst später am 24. Februar teilte man dort – interessanterweise als Reaktion auf den Welt-Artikel – immerhin den (zweiseitigen) Brief an das PEI mit der (einseitigen) Beilage über die (angeblichen) Nebenwirkungen. Da dürften die Telefone bei der BKK schon heißgeklingelt gewesen sein.

Der Brief an das PEI ist dort auf den 24. Februar datiert. Dann wäre er also erst abgeschickt worden, nachdem schon die Welt darüber berichtete. Aber offensichtlich handelt es sich bei der Datierung um einen Fehler, denn im Brief wird das Bundesinstitut zu einer Reaktion bis zum 22. Februar (genau: 18 Uhr) aufgefordert. Wahrscheinlich wurde am 24. schlicht das PDF erzeugt und eilig auf die Presse-Seite gestellt. Besser spät als nie.

Das ist hier natürlich nicht der wesentliche Punkt. Wohl aber bemerkenswert, wenn die Krankenkasse dem PEI unsaubere Arbeit vorwirft. Schauen wir nun auf die Details.

Auswertung der BKK

ProVita will aus dem Datenbestand der Betriebskrankenkassen, der fast 11 Millionen Versicherte umfasst, Informationen über Impfnebenwirkungen bezogen haben. Bisher würden dort die Daten vom 1. Januar 2021 bis “circa zur Hälfte für das dritte Quartal 2021” vorliegen, also vielleicht bis zum August.

Für diesen Zeitraum finde man 216.695 Fälle von Nebenwirkungen nach einer Corona-Impfung. Daraus zieht die Krankenkasse den Schluss: “Wenn diese Zahlen auf das Gesamtjahr und auf die Bevölkerung in Deutschland hochgerechnet werden, sind vermutlich 2,5-3 Millionen Menschen in Deutschland wegen Impfnebenwirkungen nach Corona Impfung in ärztlicher Behandlung gewesen.”

Das entspreche etwa vier bis fünf Prozent der Geimpften. Das PEI habe für das gesamte Kalenderjahr 2021 aber gerade einmal 244.576 Verdachtsfälle für Impfnebenwirkungen erfasst. Die Zahlen scheinen also eklatant auseinanderzugehen, wie die Grafik aus der BKK-Beilage verdeutlicht:

Laut BKK ProVita unterschätzen die Zahlen des Paul-Ehrlich-Instituts die Häufigkeit von Impfnebenwirkungen erheblich.

Der Brief der Krankenkasse endet mit dramatischen Worten: “Da Gefahr für das Leben von Menschen nicht ausgeschlossen werden kann, bitten wir Sie um eine Rückäußerung über die veranlassten Maßnahmen bis 22.2.2022 18:00 Uhr.”

Kritische Analyse

Innerhalb dieser Frist hat das PEI nicht auf den Brief der BKK reagiert. Aufgrund des Datierungsfehlers wissen wir aber auch nicht, wie viel Zeit dem Institut gegeben wurde. Dessen neuester Sicherheitsbericht über die Impfstoffe gegen COVID-19 ist vom 7. Februar.

Darin sind die – auch von der BKK angeführten – 244.576 Verdachtsfälle einer Nebenwirkung (bei rund 149 Millionen Impfungen) gemeldet. Im Ergebnis gebe es 1,64 Meldungen pro 1.000 Impfdosen, für schwerwiegende Reaktionen 0,2 Meldungen pro 1.000. Mit anderen Worten: Für jede fünftausendste Impfung verzeichnet das PEI eine schwerwiegende Nebenwirkung.

Nun soll man bekanntlich keine Äpfel mit Birnen vergleichen. Das scheint die Krankenkasse hier aber gemacht zu haben: Denn während das PEI nur Impfnebenwirkungen erfasst, die über normale Reaktionen des Immunsystems hinausgehen, zählt die BKK anhand der von ihr erfassten Behandlungscodes wirklich alles, wofür ein Geimpfter sich an seinen Arzt oder seine Ärztin gewandt hat.

Impfstoffe sollen ja gerade das Immunsystem aktivieren. Deshalb sind vorübergehende Schmerzen oder eine Schwellung an der Einstichstelle oder auch eine erhöhte Temperatur häufig zu erwarten. In den Arztpraxen werden dann allein schon aus Gründen der Abrechnung bestimmte ICD-Codes eingegeben (konkret, laut BKK: T88.0, T88.1, Y59.9 und U12.9), die die Krankenkasse jetzt alle undifferenziert über einen Kamm schert.

Medienreaktionen

Am gestrigen Nachmittag veröffentlichte die Mitteldeutsche Zeitung einen Online-Artikel über den Vorfall. Darin kommt Dirk Heinrich zu Wort, Vorsitzender des Virchowbundes, das ist der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Deutschlands.

Der Mediziner wirft der Krankenkasse vor, bei ihrer Berechnung völlig unterschiedliche Dinge zu vermischen. Er kritisiert auch die undifferenzierte Verwendung der ICD-Codes. Schließlich suggeriert er, die BKK ProVita könne ein problematisches Eigeninteresse an einer Impfkritik haben:

“Diese undifferenzierte Schwurbelei passt aber ganz offensichtlich in das Markenimage der Kasse, die mit Homöopathie und Osteopathie als Satzungsleistungen wirbt und sich selbst als ‘veggiefreundlichste Krankenkasse’ tituliert. Offenbar will man vor allem Werbung in der impfkritischen Klientel machen.”

Der Vorsitzende des Virchowbundes, Dirk Heinrich, in der Mitteldeutschen Zeitung

Aus Kreisen von Impfgegnern wird Heinrich aber Befangenheit vorgeworfen. Schließlich sei der Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde auch der medizinische Leiter des Hamburger Impfzentrums gewesen. Nach dieser Logik dürften sich wohl Ärztinnen und Ärzte, die ihre Patienten impfen, öffentlich gar nicht mehr über die Risiken von Impfungen äußern.

Auch das Ärzteblatt schaltete sich gestern in die Diskussion ein. Dort hat man zudem Kontakt mit dem PEI aufnehmen können. Demnach kann das Institut die Daten der BKK noch nicht beurteilen, da man keinen Zugang zu den Originaldaten oder der Auswertungsmethode habe.

Darin konkretisiert Dirk Heinrich, dass beispielsweise der von der Krankenkasse mitgezählte Code U12.9 für “nicht näher bezeichnete unerwünschte Nebenwirkungen bei der Anwendung von COVID-19-Impfstoffen” stehe. Im Zusammenhang damit von einer “Gefahr für das Leben von Menschen” zu sprechen, wie es die BKK in ihrem Brief tat, hält er für unangemessen.

Zweifel

Laut Berliner Zeitung wandte sich ProVita nicht nur an das PEI, sondern schickte den Brief auch gleich an den GKV-Spitzenverband, die Bundesärztekammer, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Ständige Impfkommission und den BKK Dachverband. Skurrilerweise zog Letzterer gestern aber auf dem offiziellen Twitterkanal die ganze Auswertung in Zweifel:

“Stellungnahme zur Veröffentlichung der @BKKProVita zu vermeintlichen #Impfreaktionen: Wir teilen mit, dass die Daten nicht wie gemeldet vom BKK Dachverband stammen. Inhaltlich nehmen wir dazu keine Stellung.”

BKK Dachverband e.V. @BKKDV (24.2.2022, 12:11 Uhr)

Die kleine Krankenkasse – mit nach eigenen Angaben nur 125.478 Mitgliedern – bekommt also sogar von ihrem eigenen Dachverband Gegenwind. Hatte sie überhaupt Zugriff auf die Daten, auf die sie sich in ihrem Brief an das PEI und zahlreiche andere Stellen beruft? Es wäre, wie wir gesehen haben, nicht der einzige Patzer.

Hat also Dirk Heinrich Recht, wenn er der BKK ProVita eine PR-Aktion unterstellt? In der Pressemitteilung des Virchowbunds findet der Vorsitzende jedenfalls scharfe Worte für das Vorgehen der Krankenkasse: Deren Schlussfolgerungen seien “kompletter Unfug” und basierten entweder auf “peinlichem Unwissen” oder auf “hinterlistiger Täuschungsabsicht”.

Aufmerksamkeit

Die kleine Krankenkasse hat jetzt auf jeden Fall sehr viel Aufmerksamkeit erhalten. Ob sich das für sie positiv oder negativ auswirkt, muss sich zeigen.

Klar ist, dass ihr Vorgehen Wasser auf die Mühlen der Impfgegner ist. Deren Befürchtungen, man täusche die Öffentlichkeit systematisch über die Häufigkeit von Impfnebenwirkungen, wurden nun bestätigt. Dabei liegen die unterschiedlichen Zahlen offensichtlich an unterschiedlichen Zählweisen – Äpfeln und Birnen eben. Übersteigt heimisches Obst die Logikfähigkeiten der Gemüsekrankenkasse?

Die zeitlich Dynamik lässt aber Fragen aufkommen: Dem PEI, einer bürokratischen Bundesbehörde, ließ man scheinbar kaum Zeit für eine Reaktion. Am Mittwoch, unmittelbar nach Verstreichen der Frist, kommt die Welt mit dramatischen Schlagzeilen. Am Donnerstag folgt dann ein erhebliches Medienecho, das viele Menschen verunsichern dürfte. (Und da war ja auch noch etwas mit Ukraine und Krieg.)

Ob ProVita wirklich von einer Lebensgefahr für Geimpfte ausging, ist Spekulation. Aber, wohlgemerkt, eine Spekulation nach allein in Deutschland rund 150 Millionen verabreichten Impfdosen. Wenn es einem um Aufklärung geht, nicht um Aufmerksamkeit, dann hätte doch ein sorgfältigeres Vorgehen nahegelegen.

Das PEI will sich nun immerhin die Daten der Krankenversicherungen näher ansehen, um das Risiko von Impfnebenwirkungen besser zu verstehen. Dann dürfte es auch noch von offizieller Seite eine Reaktion geben. Doch die kostet eben etwas Zeit. Nicht alle Fragen sind Reif für das Twitter-Zeitalter.

Impfungen

In der Zwischenzeit lohnt ein Blick auf die Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zum Zusammenhang zwischen Impfungen und COVID-Erkrankungen. Demnach (Stand 24. Februar) hatten beispielsweise in der Meldewoche 6 (also Anfang/Mitte Februar) von den Ungeimpften 18- bis 59-Jährigen rund 225 von 100.000 einen symptomatischen COVID-Verlauf. Bei den Geimpften waren es 191, bei denen mit Auffrischungsimpfung 118.

Gegen Krankenhausaufnahmen halfen die Impfstoffe noch viel deutlicher: So waren laut RKI unter den Menschen ab 60 Jahren bei den Ungeimpften rund 22 von 100.000 mit COVID im Krankenhaus. Bei den Geimpften waren es nur noch 5 und bei denen mit Auffrischungsimpfung nur noch 2 von 100.000.

Mit anderen Worten: Ohne die Impfungen war die Wahrscheinlichkeit für eine Krankenhausaufnahme rund zwölfmal so hoch! Nach wie vor scheint also dies der beste Schutz gegen schwere COVID-Verläufe zu sein: die Impfungen.

Hinweis: Dieser Beitrag erscheint auch auf Telepolis. Titelgrafik: Angelo Esslinger auf Pixabay.

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35 Kommentare

  1. Vielen Dank für Ihre sachliche Zusammenstellung. Wenn ich mir die von Ihnen genannten Zahlen anschaue, so bin ich doch etwas erschrocken über den geringen Effekt, den die Impfung liefert. Nach dem neuesten Sicherheitsbericht gibt es 0,2/1000 schwerwiegende Impfreaktionen – also 20 auf 100.000. 22 von 100.000 Ungeimpfte erkranken gegen 2/100.000 voll Geimpfte. D. h. 20 schwere Erkrankungen auf 100.000 werden verhindert, 20 schwere Nebenwirkungen werden aber auch ausgelöst. Mir ist klar, dass sich die Nebenwirkungen auf alle Impfungen beziehen, die Erkrankungen aber auf eine Woche. Andererseits ist es auch klar, dass es – vor allem bei den Nebenwirkungen – eine kräftige Dunkelziffer gibt. Das liegt natürlich auch an den “Schwurblern” die die Impfungen schlecht reden aber auch an denen die eigentlich die Impfungen verteidigen wollen, aber auf das gleiche Argumentationsmuster verfallen – Verabsolutieren, Diffamieren und Rosinenpicken. Dieses Thema ist doch viel zu wichtig, als dass man es auf diesem Niveau diskutieren dürfte.
    ——
    PS Auch ich bin nicht ganz frei von Befangenheit. Meine Frau bekam 2,5 Wochen nach der dritten Impfung eine heftige Blutdruckentgleisung, die schnell behandelt und gründlich untersucht wurde. Alle üblichen Verdächtigen (Blutkreislauf, Hormone, usw.) konnten als Ursache ausgeschlossen werden, die zeitliche Nähe zur Impfung war offensichtlich, man hatte aber den Eindruck, dass die Ärzte es vermieden haben, den Elefanten im Raum klar zu benennen. Für eine sachliche Diskussion ist angesichts der derzeit extremen politischen Polarisierung kaum noch Platz.

  2. Schade, dass die richtige und wichtige Analyse ob was dran ist an den Zahlen dich unnötige Emotionen und Beleidigungen “Übersteigt heimisches Obst die Logikfähigkeiten der Gemüsekrankenkasse?”und eine Menge!! das Niveau runterzieht.Tut doch nicht not (würde man in Hamburg sagen). Bitte, auch wenn es nicht mehr Trend ist, Nachricht und Kommentare trennen.
    Danke

  3. Herr Schleim hat es mal wieder durchschaut. Eine kleine Krankenkasse wollte einfach nur mal ein bischen Medienöffentlichkeit und “schwurbelt” deshalb irgendwelchen Quatsch zusammen.
    Außerdem wissen wir doch alle von Herrn Lauterbach, das die Impfung “nebenwirkungsfrei” ist. Und dieser bezieht sich ja nur auf “die Wissenschaft”, die schon sehr lange wusste, das es auch langfristig gar keine Nebenwirkungen geben kann.
    Da nicht sein kann, was nicht sein darf, kann es sich also nur um “Geschwurbel” handeln.

  4. In der Tat haben die Impfstoffe schlimme Nebenwirkungen. Die Corona-Beschränkungen (Lähmung der Wirtschaft, Impfungen) sind schädlicher als Corona.
    Die eigentlichen Probleme sind Alkohol, falsche Ernährung und Egoismus. Corona ist nur ein Folge-Problem. Bitte googeln: Manifest Natura Christiana

  5. @Siemroth: zeitliche Dimension

    Sie sagen es ja selbst: Bei den Nebenwirkungen haben wir die gesamte zeitliche Spanne im Auge, bei den COVID-Erkrankungen nur eine Woche. (Die Daten der anderen Wochen und anderen Altersgruppe sprechen ebenfalls für die Impfungen.)

    Man sollte hier noch bedenken, dass die Impfstoffe meines Wissens gegen den “Urtyp” des Virus entwickelt wurden, also noch nicht einmal gegen Alpha oder Delta, geschweige denn Omikron. Dass der Schutz im Ergebnis immer noch so stark ist, überrascht mich schon positiv.

    Aber man sollte auf jeden Fall auch kritisch sein: Die Ärzte haben im Zweifelsfall durchaus eine andere Meinung darüber, was eine “schwere Nebenwirkung” ist, als die Patienten. Das ist übrigens auch ein wissenschaftlicher Befund aus den Sozialwissenschaften, den ich bereits vor rund zehn Jahren in meiner Vorlesung erwähnte.

    Insgesamt hoffe ich aber, dass Sie und Ihre Frau wohlauf sind!

  6. @Peter: Obst

    Diesen Satz habe ich ganz am Ende noch eingefügt – und auch nur hier im Blog, nicht für Telepolis.

    Kann man so sehen – oder auch anders.

    Zu dem Zeitpunkt war mir klar geworden, dass die Sache von der BBK ProViva doch sehr nach einer Medienaktion aussieht. Dann halte ich so eine (zugegeben eher unsachliche) Bemerkung auch ‘mal für gerechtfertigt.

  7. @Müller: Ich würde es bevorzugen, wenn Sie hier sachlich diskutieren, nicht nur rein polemisch.

    Zudem wäre mir nicht bekannt, dass Herr Lauterbach die Möglichkeit von Nebenwirkungen abgestritten hätte; im Übrigen kann ich hier nicht für ihn sprechen, sondern nur für mich.

  8. @Stephan Schleim

    Wenn Sie an einer sachlichen Diskussion interessiert sind, sollten Sie vielleicht auch auf Kampfbegriffe wie “Schwurbelei” oder geistreiche Bemerkungen wie “Übersteigt heimisches Obst die Logikfähigkeiten der Gemüsekrankenkasse?” verzichten.
    Bezüglich Herrn Lauterbach kann ich Ihnen gern auf die Sprünge helfen:

    “Und zusätzlich geht es darum, weshalb eine Minderheit der Gesellschaft eine nebenwirkungsfreie Impfung nicht will, obwohl sie gratis ist und ihr Leben und das vieler anderer retten kann”

    https://twitter.com/karl_lauterbach/status/1426323236019650564

  9. @Müller: Kommunikation

    Das mit der “Schurbelei” ist nicht mein Begriff, sondern ein Zitat; die Quelle finden Sie im Text.

    Der Satz mit dem Obst ist ein einziger in einem Artikel mit über 10.000 Zeichen. Daneben finden Sie viele Nachweise und Sachargumente. Solche kann ich bei Ihnen aber nicht erkennen.

  10. @Schleim: Kommunikation

    Auch wenn der Begriff “Schwurbelei” nicht von Ihnen kommt, haben Sie ihn trotzdem verwendet. Vermutlich wohlwissend, dass er weder wissenschaftlich noch sachlich ist und als Ausrede dient, sich nicht mit dem Inhalt auseinandersetzen zu müssen. Bei mir und vielen anderen Lesern führt das dazu, dass man nach so einem Kampfbegriff aufhört einen Artikel zu lesen oder zumindest ernst zu nehmen.
    Wie Sie an den Kommentaren im Telepolis-Artikel sehen, geht es nicht nur mir so.

  11. @Müller: Für jemanden, der “aufhört, einen Artikel zu lesen”, diskutieren Sie hier aber erstaunlich lange und intensiv mit. Reden wir einfach weiter, wenn Sie endlich mit einem Sachargument kommen, ja?

  12. “Mit anderen Worten: Ohne die Impfungen war die Wahrscheinlichkeit für eine Krankenhausaufnahme rund zwölfmal so hoch! ”

    Sie sollten aber bedenken wer alles als Nichtgeimpft gezählt wird!

  13. Denn während das PEI nur Impfnebenwirkungen erfasst, die über normale Reaktionen des Immunsystems hinausgehen, zählt die BKK anhand der von ihr erfassten Behandlungscodes wirklich alles, wofür ein Geimpfter sich an seinen Arzt oder seine Ärztin gewandt hat.

    Mir fehlen die Worte, wenn das so war, ist das entweder grenzenlose Dummheit der Bericht-Verfasser oder vorsätzliche arglistige Täuschung und es bleibt die Frage, ob das Vorgehen insgesamt nicht juristische Konsequenzen haben sollte.

    Es ist vollkommen klar, dass wir genetisch gesehen Unikate sind, die aber trotz der Unterschiede in Gruppen klassifiziert werden können. Selbst bei Reaktionen “über das normale Maß hinaus” ( wenn man denn das “normale Maß” halbwegs einheitlich definieren könnte ) ist es bei manchen Reaktionen auch die Frage, ob sie mit der Impfung kausal oder korreliert verbunden sind. Angesichts der Bandbreite der Symptome einer Covid-19-Infektion von “nichts” bis “tot” lassen sich auch Immunreaktionen auf die Impfung in angemessener Bandbreite vermuten – und ich habe sogar erwartet, dass mein Immunsystem zumindest an der Einstichstelle etwas “Theater” macht, als Zeichen dafür, dass es die Gefahr erkannt hat, menschlich ausgedrückt, andernfalls wäre ich verunsichert. Dabei ist mir vollkommen klar, dass eine, zwei und auch drei Impfungen eine Infektion nicht verhindern können und trotz 3facher Impfung will ich auch nicht ausprobieren, wie “gut” die wirken …

  14. Kalter Kaffee, konnte man schon vor einem Monat in den Schwurblernews finden.
    “https://www.extremnews.com/berichte/gesundheit/1c27187e002b008”

  15. @Maier: Mir ist nicht ganz klar, ob Sie jetzt der BKK ProVita für ihre Fahrlässigkeit oder dem PEI, weil es nicht selbst die Krankenkassendaten ausgewertet hat, den Vorwurf machen.

  16. @Omnivor: Impfnebenwirkungen

    Guter Punkt. Dass es 2021 mehr Impfnebenwirkungen gab, liegt allein schon daran, dass in dem Jahr sehr viel mehr Menschen geimpft wurden als in den Vorjahren.

    Ich denke, jemand bei der BKK ProVita hat den PEI-Bericht vom 7. Februar gesehen und dann gedacht, schauen wir mal in unsere eigenen Daten.

  17. Mir ist aufgefallen, dass in meinem Bekanntenkreis fast jeder, der “geboostert” wurde an Corona erkrankte – von leicht bis schwer.
    Hier scheint der zeitliche Abstand von Boosterimpfung zur zweiten Impfung von weniger als 6 Monate eine Rolle zu spielen.

  18. Krankheitsverlauf

    P.S. Persönlich: Ich habe mir keine Auffrischungsimpfung geben lassen, weil a) mir im Januar, als die für meine Altersgruppe verfügbar wurden, nur unpassende Termine bzw. Orte angeboten wurden, b) ich viel Arbeitsstress hatte (auch wegen Ausfalls von Kollegen) und mir den halben Tag/Tag Impfnebenwirkungen nicht erlauben wollte und c) in dem Moment Omikron von fast allen verharmlost wurde.

    Ein paar Wochen später hatte ich dann eine COVID-Infektion. Es waren drei bis vier harte Tage, vor allem mit wahnsinnigen Halsschmerzen; in der Gesamtschau habe ich aber auch schon heftigere Grippen durchlebt. Ich konnte die ganze Woche durcharbeiten, wenn auch etwas eingeschränkt. Ein Kollege übrigens, der sehr ängstlich war und sich gleich alle Impfungen abholte, wurde kürzlich wesentlich schwerer getroffen. Der hat aber auch ein paar Risikofaktoren.

    Gerade weil die Einzelfälle sich so unterscheiden, sollte man sich an den statistischen Daten orientieren. Mit dem Wissen von heute hätte ich mich im Januar anders entschieden und mir den “Booster” geholt.

  19. Vielleicht mal bedenken, das Immunsystem muss nach der Impfung eine gewisse Reaktion zeigen damit die Abwehrkräfte aktiviert werden. Außerdem wird hier immer so getan, als ob durch das Virus keine Schädigungen auftreten können. Die mehr als 100.000 Toten in Deutschland scheinen also alle als Hypochonder vor dem Virus gestorben zu sein. Vielleicht mal die MitarbeiterInnen auf den Intensivstationen fragen, wie jämmerlich viele davon gestorben sind.

    Wenn schon Statistiken zur Wirkung der Impfung herangezogen werden, dann bitte auch die Alterszusammensetzung der Personen mit einbeziehen. Die puren Angaben je 100.000 Personen sind absolut irreführend. Werden die einzelnen Altersgruppen mit berücksichtigt ergibt sich ein anderes Bild. Die geimpften älteren Personen sind weit unterproportional ihrem eigentlichen Risiko von schweren Krankheitsverläufen betroffen. Also wenn schon hierüber diskutiert wird, dann auch alle relevanten Fakten in die Bewertung mit einfließen.

  20. @Jürgen: Ich verstehe Ihren Einwand nicht. Die Angaben pro 100.000 bezogen sich doch konkret auf eine Altersgruppe.

    Im Übrigen ist das Hauptthema des Artikels das Vorgehen der BKK ProVita und die Reaktion darauf in den Medien.

  21. Stephan Schleim
    26.02.2022, 08:47 Uhr

    Tut mir leid, da dachte ich, dass das, was ich dachte, mit meinen Worten klar wäre …

    Mein Zorn gilt der “Auswertung” der BKK ProVita, weil – wenn das mit den ICD-Codes so zutrifft – ein grobfahrlässiger bis vorsätzliche fehlerhafter Umgang bei einer Versuchsplanung, -durchführung und -auswertung ist. Es ist doch klar, dass ein Arzt sein Geld mit der Angabe eines/mehrerer ICD-Codes verdient, es ist auch klar, dass “Nebenwirkungen” in gewissem Ausmaß zu erwarten sind – und es ist auch klar, dass die Empfindungen über Ausmaß und Schwere einer Nebenwirkung durchaus subjektiv sein können. Vielleicht sind die Fachleute des PEI etwas zu konservativ ( “nun ham’se sich nich so” ), aber das, was die BKK ProVita da verzapft hat, ist technisch nicht entschuldbar.
    Ich kenne auch “begleitende Umweltanalysen”, mit denen dann im Zuge der “Veranstaltung” Maßnahmen durchgesetzt bzw andere verweigert wurden, unter Berufung auf die Ergebnisse der Untersuchung. Sicher, die Daten aus den Sensoren waren exakt ausgewertet und die Schlüsse daraus waren ja auch konsequent.
    Das Problem war die Platzierung der Sensoren selber, da, wo sie waren, konnten sie nur das aufnehmen, was hinterher als ( offensichtlich gewünschtes ) Ergebnis ermittelt wurde. Da fragt man sich doch, ob das nur Unvermögen oder schon Absicht war … aber alles war “amtlich beglaubigt”.

  22. @Maier: Gehen wir mal bis auf Weiteres davon aus, dass es sich hier um eine geplante Aktion von Impfgegnern handelt. Vielleicht folgt nächste Woche ein Update mit genaueren Angaben.

  23. “Gehen wir mal bis auf Weiteres davon aus, dass es sich hier um eine geplante Aktion von Impfgegnern handelt.”

    Sie hängen also Verschwörungsmythen an?

  24. Guten Tag!
    Eine Krankenkasse als “Gemüsekrankenkasse” zu diffamieren disqualifiziert Sie von einer seriösen Berichterstattung.

  25. @Müller: Wie oft muss ich Sie noch bitten, hier endlich einmal mit einem Sachargument zu kommen? Wenigstens eins!

    P.S. Und zu dem Vorwurf: In meinem Text finden sich genügend nachprüfbare Indizien. Wie Sie die werten, ist Ihre Sache.

  26. Peter Müller
    28.02.2022, 11:12 Uhr

    Ich erinnere mich an einen Witz, der etwa so war:
    Unter einem Bericht hatte der Vorgesetzte quer geschrieben: “Dieser Bericht ist unsinig und damit absolut wertlos, das einzige, was man sich davon merken muss, ist der Name des Verfassers!”

    So sehe ich das auch mit dem “Bericht” der BKK ProVita.

    Alle ICD-Codes zu allen Nebenwirkungen einer Impfung zusammenzufassen und daraus “Schlüsse” ableiten zu wollen ist ähnlich sinnvoll, wie alle angekreuzte Beanstandungen von sämtlichen HU-Untersuchungen unter dem Begriff “verkehrsunsicher” zu subsummieren ( diesen Vergleich habe ich irgendwo gelesen ).
    Ein solcher methodischer Schwachsinn sucht wirklich seinesgleichen, da fällt es schwer, die Contenance zu bewahren.

  27. Herrn Schöfbecks Argumentation geht dahin, aus der Verwendung der für die Abrechnung genutzten Diagnoseschlüssel zwingend das Vorhandensein eines meldepflichtigen Sachverhalts abzuleiten, woraus dann genau so zwingend zu schlußfolgern ist, dass eine nicht ganz geringe Anzahl der niedergelassenen Ärzte ihrer gesetzlichen Meldepflicht nach § 6 (1) Satz 1 Nr. 3 IfSG nicht nachkommen – sonst dürfte es die Diskrepanz zwischen den Zahlen des PEI und den Zahlen der Krankenkasse nicht geben.

    „Meldung nicht, nicht richtig, nicht vollständig, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht rechtzeitig“ abzugeben, ist gem. § 73 (1a) Nr. 2 IfSG eine mit einer Geldbuße bis zu 25.000 € bewehrte Ordnungswidrigkeit.

    Geht man mal davon aus, dass die Hochrechnung Schöfbecks Realität abbilden, würde sich hier, im Hinblick auf die Zahl der deutschen Hausarztpraxen (etwa 45.000), die vermutlich den größten Teil der Diagnosen gestellt haben – und ihrer Meldepflicht nicht nachgekommen sein sollen – bei Ausnutzung des gesetzlichen Rahmens eine mindestens zweistellige Milliardensumme an Ordnungsgeldern addieren, zumal man von systematischer Mißachtung gesetzlicher Bestimmungen auszugehen hätte, da – im Durchschnitt – jeder Hausarzt in rund 70 Fällen seiner Pflicht nicht nachgekommen wäre.

    Mir ist nicht ganz klar, ob der Herr Schöfbeck seinen „Brandbrief“ zwar aus ernsthafter Besorgnis heraus, aber ohne sich allzu viele Gedanken über die Folgen zu machen, verfasst hat – und damit nicht nur in Kauf genommen hat, so wichtige Maßnahmen wie die Impfprophylaxe zu beschädigen, sondern auch das Vertrauen in die Ärzteschaft – gerade bei diesem heiklen Bereich der Corona-Impfungen – zu untergraben.

    Sollte sich, womit zu rechnen ist, herausstellen, dass Schöfbecks Schreiben nichts anderes als billiger Alarmismus ist, wohlmöglich nur gedacht, eine entsprechende Klientel zu triggern, oder, noch bedenklicher, „peinliches Unwissen oder hinterlistige Täuschungsabsicht“ darstellt (wie der Virchowbund es formuliert), wird der Verwaltungsrat der BKK ProVita hoffentlich die nötigen personellen Konsequenzen ziehen.

  28. @Maas: Danke für die Ergänzung.

    Ich gehe bis auf Weiteres davon aus, dass es hier einen Unterschied zwischen Daten für die Abrechnung und meldepflichtige Impfnebenwirkungen geht. Vielleicht kommt dazu noch einmal ein Update, z.B. wenn das PEI offiziell antwortet.

  29. Frisch aus dem Ticker: Verwaltungsrat der BKK ProVita entlässt ihren Chef fristlos

  30. Krankenkasse trennt sich wegen Brief zu Impfnebenwirkungen von Vorstand

    Die Krankenkasse BKK Provita hat sich nach einer umstrittenen Analyse zu Impfnebenwirkungen von ihrem Vorstand getrennt. Auf seiner Sitzung habe der Verwaltungsrat beschlossen, “sich mit sofortiger Wirkung vom bisherigen Vorstand Andreas Schöfbeck zu trennen”, wie die Versicherung mit Hauptsitz in Bergkirchen nahe München mitteilte. Nachfolger wurde sein Stellvertreter Walter Redl.

  31. Zu Ihrem nicht mehr kommentierbaren Beitrag ” Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Corona-Impfungen und Sterblichkeit?” gibt es Neuigkeiten.
    Der dargestellte Denkfehler scheint nicht selten vorzukommen, oder?

    “Der wichtigste Irrtum der Autoren ist, dass sie den Unterschied zwischen den logischen Begriffen „es existiert“ und „für alle gilt“ offensichtlich nicht berücksichtigen, der für jedes wissenschaftliche Denken grundlegend ist: Aus der Tatsache, dass es bei nicht kausal verknüpften nicht-stationären Zeitreihen manchmal positive Korrelationen geben kann, folgt nicht, dass positiv korrelierte nicht-stationäre Zeitreihen generell keine Indizien für kausale Zusammenhänge sein können.

    Aus der Perspektive der Pharmakovigilanz ist die Beobachtung einer Korrelation zwischen der Verabreichung eines Medikaments und dem Auftreten einer Krankheit vielmehr als ein wichtiges Sicherheitssignal zu interpretieren, welches einen möglichen Hinweis auf eine bisher unbekannte Nebenwirkung darstellt”

    https://multipolar-magazin.de/artikel/unserioese-veroeffentlichung

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