Genderdysphorie: Psychische Störung oder nicht?

In diesem Beitrag will ich mich nicht daran versuchen, das gesamte Thema der Transsexualität zu beleuchten. Dafür ist es zu komplex. Es geht mir vielmehr um eine Einladung zum Nachdenken: Was ist eigentlich eine psychische Störung und was bedeutet das für die Menschen, die unter diesen Begriff fallen?

Die “Psychiatrie-Bibel”

Dabei beschäftige ich mich mit den Kriterien des 2013 erschienenen DSM-5. Das DSM ist das Diagnosehandbuch der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA; meint, wie so oft, vor allem die USA).

Es gilt zwar erst einmal nur dort, wird aber in manchen anderen Ländern ebenfalls angewendet und auch die internationale Klassifikation der Weltgesundheitsorganisation in Zukunft beeinflussen. Diese verwaltet das ICD, zurzeit in zehnter Auflage, das auch in Deutschland angewandt wird und zuletzt 1992 runderneuert wurde.

Am Konferenztisch entstanden

Nun muss man wissen, dass das DSM am Konferenztisch entsteht. Die Planung für die fünfte Auflage begann 2000. Dass von dem Vorhaben, die Definitionen psychischer Störungen auf eine neurobiologische Grundlage zu stellen, nichts aber auch wirklich gar nichts Anwendungsreife erreicht hat, ist ein Thema für einen eigenen Beitrag.

Jedenfalls haben sich diese namhaften Damen und (vor allem) Herren der nordamerikanischen Psychiatrie an besagtem Tisch darauf verständigt, die sogenannte Gender Identitiy Disorder (dt. Genderidentitätsstörung) durch den Begriff der Gender Dysphoria zu ersetzen. Das heißt erst einmal nur, dass jemand mit der ihm oder ihr zugewiesenen Geschlechtsrolle unzufrieden ist, eben dysphorisch.

Politische Korrektheit

Dabei sollte man sich auf den Begriff “Gender” im Übrigen nicht allzu viel einbilden. Dieser wird im Englischen heutzutage vor allem als politisch korrektere Alternative für “Sex” (dt. Geschlecht, nicht Geschlechtsverkehr) verwendet. Dementsprechend würden manche es schon für diskriminierend halten, von Transsexualität zu sprechen.

Diese Figürchen, die ich für meinen letzten freiwilligen Kurs über Gender Theory gemacht habe, nannte ich “heshes”.

Warum, das leuchtet mir nicht ein, denn wenn man als Philosoph die Bedeutung von “Gender” in der Forschungsliteratur (und dabei denke ich vor allem an die Medizin und Psychologie) nachschlägt, dann läuft es doch letztlich auf das alte Geschlecht heraus: Bitte kreuzen Sie an, ob sie männlich oder weiblich sind.

Wie dem auch sei, die im DSM-III von 1980 eingeführte Klassifikation (damals hatte man gerade nach langem Ringen Homosexualität aus dem Handbuch gestrichen) der Genderidentitätsstörung hat man 2013 also durch Genderdysphorie ersetzt. Das ICD-10 spricht nach wie vor von einer “Störung der Geschlechtsidentität des Kindesalters“.

Ein eigenes Hauptkapitel

Wenn man jetzt ins DSM-5 schaut, dann fällt erst einmal auf, dass von den zwanzig Hauptkapiteln der, je nach zählweise rund 150, 300 oder gar 600 Störungen, ein ganzes der Genderdysphorie gewidmet wurde. Allein das mag schon darauf hindeuten, dass sich die Expertinnen und Experten nicht ganz einig darüber waren, wo sie diese “Störung” verorten sollten. (Merke: Auch wenn man das Wort “Störung” aus dem Namen gestrichen hat, so ist der Eintrag als Teil des DSM natürlich weiter als psychische Störung zu verstehen. Ob das der Fall sein soll, darum geht es hier gerade in diesem Artikel.)

Und in diesem Hauptkapitel findet sich auch nur diese eine “Störung”, eben die Genderdysphorie. Diese wird noch einmal für Kinder und Jugendliche/junge Erwachsene unterschieden. Und es gibt dann noch eine “other specified” Variante, in der nicht alle Bedingungen der Hauptkategorie erfüllt sind, und der Kliniker oder die Klinikerin die Diagnose dennoch begründet. Schließlich gibt es noch die “unspecified” Variante, in der es keiner solchen Begründung bedarf. Ja, so geht es im DSM regelmäßig zu.

Kriterien der Genderdysphorie

Wie sieht nun die Genderdysphorie laut DSM-5 aus? Der Einfachheit halber beschränke ich mich hier auf die Variante für Kinder und auch dieser nur in Kurzzusammenfassung. Die gesamten Kriterien unterliegen dem Copyright der APA, die mit dem DSM Millionen an Lizenzgebühren verdient:

Diagnostische Kriterien für Genderdysphorie in Kindern (302.6, F64.2)

A. Eine ausgeprägte Inkongruenz zwischen der erlebten und zugewiesenen Geschlechtsidentität. Diese muss mindestens sechs Monate anhalten und mindestens sechs der folgenden acht Bedingungen erfüllen, darunter A1:

1. Ein starkes Bedürfnis, eine andere Geschlechtsidentität zu haben.

2. Bei Jungen: eine starke Vorliebe für weibliche Kleidung oder weibliches Auftreten; bei Mädchen: eine starke Vorliebe für ausschließlich typisch männliche Kleidung und eine starke Abneigung gegenüber typisch weiblicher Kleidung.

3. Eine starke Vorliebe für eine andere Geschlechtsidentität im Spiel.

7. Eine starke Abneigung gegenüber der eigenen sexuellen Anatomie.

8. Eine starke Vorliebe für die primären oder sekundären Geschlechtsmerkmale, die der erlebten Geschlechtsidentität entsprechen.

B. Der Zustand ist mit klinisch signifikantem Leiden oder Einschränkungen im Funktionieren in sozialen, schulischen oder anderen wichtigen Bereichen verbunden.

(Quelle: DSM-5. Übersetzt und gekürzt vom Autor.)

Nebenbei eine Aufgabe zum Nachrechnen für Freunde der Kombinatorik: Mit der Definition von A1 zuzüglich mindestens fünf der folgenden sieben Kriterien A2 bis A8 komme ich auf 21+7+1 = 29 mögliche Varianten. Bei manchen Störungen – etwa Major Depression – kommt man so auf hunderte. Wer sich über die Bemerkung oben wunderte, die Diagnosen seien nicht neurobiologisch fundiert, findet hierin schon einen Grund.

Was sind “typische” Geschlechtsrollen?

Kommen wir aber zurück zur Genderdysphorie: Natürlich wirft diese Definition die Frage auf, was denn nun “typisch” männliche oder weibliche Kleidung, “typisch” männliches oder weibliches Spielen und so weiter ist. Ich bezweifle, dass sich das in nicht-zirkulärer und nicht-tautologischer Weise definieren lässt, sondern allenfalls mithilfe von Beispielen, für die es wieder Gegenbeispiele geben dürfte. Wir befinden uns eben nicht in der Welt reiner Mathematik, sondern von klinischer Psychologie und Psychiatrie; also mitten im Leben.

Das ist alles geschenkt. Schauen wir uns erst einmal nur das notwendige Kriterium A1 an: “Ein starkes Bedürfnis, eine andere Geschlechtsidentität zu haben.” Man könnte sich wohl schwerlich eine Genderdysphorie (altmodisch: Genderidentitätsstörung) vorstellen, in der dieses Kriterium nicht erfüllt ist.

Außer vielleicht, man versteht die Bezeichnung rein wörtlich und denkt an Kriterium A7, die starke Ablehnung der eigenen sexuellen Anatomie, die ja in aller Regel dem zugewiesenen Geschlecht entsprechen dürfte. Dann käme man vielleicht auf eine Variante der “Störung”, in der jemand nicht lieber ein anderes Geschlecht hätte, sondern gar keines. Spekulationen hierüber seien Philosophinnen, Philosophen und dem Diskussionsforum überlassen.

Signifikantes Leiden

Mir geht es jetzt um das bisher vernachlässigte Kriterium B, das allem Anschein nach überhaupt nichts mit der Genderdysphorie zu tun hat. Wer im DSM nicht nur hastig die Kriterien nachschlägt, sondern auch den Grundlagenteil liest, der wird wissen, dass dies schlicht die zentrale notwendige Bedingung für psychische Störungen im allgemeinen ist, die hier redundant (aber wohl vorsichtshalber) wiederholt wird.

Und dies ist die Krux der ganzen Sache, ob es sich bei Genderdysphorie um eine Störung handelt oder nicht. Es ist nämlich ein hart erarbeiteter Konsens, dass man ohne “klinisch signifikantes Leiden” oder funktionelle Einschränkung nicht von einer psychischen Störung sprechen kann. Einmal platt formuliert: “Klinisch signifikant” ist ein Leiden genau dann, wenn ein Kliniker oder eine Klinikerin es dafür hält.

Vergleich mit Homosexualität

Jetzt muss man wissen, dass die Entscheidung im Jahr 1973, Homosexualität aus dem DSM zu entfernen, im Wesentlichen hiermit begründet wurde: Dass Homosexuelle nämlich nicht an sich leiden oder funktionell eingeschränkt sind, sondern nur aufgrund sozialer Ablehnung.

Und das ist auch bei der Genderdysphorie der springende Punkt: Leiden die “Betroffenen” klinisch signifikant oder sind sie funktionell eingeschränkt? Und wenn ja, sind sie dies aufgrund der “Bedingung” – ausgedrückt in den oben genannten Kriterien – oder aufgrund gesellschaftlicher Ablehnung?

Pro und kontra Störung

Wenn nur Letzteres der Fall ist, dann gehört die Genderdysphorie aus dem DSM gestrichen. So argumentieren einige Vertreterinnen und Vertreter aus der LGBTQ-Szene, die hier eine Analogie zum Umgang mit Homosexualität ziehen. “Aber!”, widersprechen andere, “wir brauchen die Diagnose doch für die Abrechnung von Gesundheitsleistungen.” Beratung, gegebenenfalls Psychotherapie, Hormone und in letzter Konsequenz eine geschlechtsangleichende Operation gibt es eben nicht umsonst.

Das Letztgenannte ist aber ein rein bürokratisches Argument: Genderdysphorie als Störung ist dann nämlich einzig und allein aus dem Grunde eine Voraussetzung, dass Krankenkassen und Medizinverbände es so vorschreiben. Wenn dem nicht so wäre, müsste man sich überlegen, ob man Geschlechtshormone oder so eine Operation allen anbieten soll, die es wollen – oder man dies wie die Schönheitschirurgie dem freien Markt überlassen bleibt.

Dabei sind natürlich Konstellationen besonders zu berücksichtigen, bei denen es um Minderjährige, aus anderen Gründen eingeschränkt einwilligungsfähige Personen und unumkehrbare Eingriffe geht, wie etwa die Entfernung der Hoden.

Aus welchen Gründen leiden die Menschen?

Alles steht und fällt also mit der Frage, aus welchen Gründen Menschen, denen eine Geschlechtsdysphorie diagnostiziert wird, leiden oder funktionell eingeschränkt sind.

Fortgeschrittene dürfen diese Überlegung an anderen Störungen nachvollziehen: Ich nenne hier nur einmal Aufmerksamkeitsstörungen oder das autistische Spektrum als Anregung.

Ein kurzer Nachtrag zu den “other specified” und “unspecified” Varianten: Erstere liegt vor, wenn nicht alle Kriterien erfüllt sind, der oder die Diagnostizierende aber der Meinung ist, dass es sich dennoch um Genderdysphorie handelt. Dann könnte er oder sie beispielsweise feststellen, dass es sich um so eine Störung handelt, die aber seit weniger als sechs Monaten vorliegt. Bei letzterer wird einfach nur noch behauptet, dass nicht alle Kriterien erfüllt sind, der oder die Behandelnde aber schlicht davon ausgeht, dass die Störung besteht.

Zum Thema “Inter- und Transsexualität” gab es hier 2009 schon einmal einen Gastbeitrag von Sarah Roth.

Hinweis: Dieser Beitrag erscheint parallel auf Telepolis – Magazin für Netzkultur.

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29 Kommentare

  1. Dass Homosexuelle nämlich nicht an sich leiden oder funktionell eingeschränkt sind, sondern nur aufgrund sozialer Ablehnung.

    Und das ist auch bei der Genderdysphorie der springende Punkt: Leiden die „Betroffenen“ klinisch signifikant oder sind sie funktionell eingeschränkt?

    Sie sind ganz schön böse (und hoch verständig, wie einige meinen), Herr Dr. Stephan Schleim.


    Das hier gemeinte Veranstaltungs-Feld meint die nicht reproduktive Sexualität.
    Dr. W würde hier nicht pathologisieren wollen.
    Sie ist idR (kosten)günstig verfügbar.

    (Moderation: Bitte verzichten Sie auf beleidigende Äußerungen wie “Transen”, “Bekloppte” oder “enteiert”. Bei Rückfragen bitte E-Mail an mich. St. Schleim)

    […] Dr. W wäre allerdings der letzte, der hier den ersten Stein werfen würde.
    Von Gesundheitskassen muss dieser Spaß nicht bezahlt werden.

    MFG
    Dr. Webbaer

  2. Gesunde Homosexuelle, gesunde Transgender und worüber sich (noch) niemand zu schreiben traut 200.000 bis 400.000 gesunde Pädophile. Mitten unter uns.

  3. Gender steht bei linksliberalen Städtern an der Spitze der aktuellen Prioritätenliste. Ein gebildeter linksliberaler Städter, der sich auf der Linie von Obamas/Hillarys Identitätspolitik befindet, und der Obamas Entscheid für die (bundes)staatliche Förderung und Durchsetzung von Transgendertoiletten als eine der klügsten und menschlichsten Entscheidungen der Obamaregierung hält, kann sich hundert Mal eher vorstellen als Transsexueller wiedergeboren zu werden als etwa als Einer aus dem “Basket of Deplorables”, also als abgehängter ehemaliger Industriearbeiter, dessen Söhne früh an Opioden sterben und der selbst jede Selbstachtung verloren hat. L’enfer, c’est l’autre. Nur ist der Andere, der für den Teufel steht und der Andere, der für den Bruder steht, für einen auf dem Land in einem der “fly over states” lebenden Fox-Medien Konsumierenden ein völlig anderer als für den linksliberalen, New York Times Leser. Für den abgehängten Provinzler ist der Trinkkumpan der Bruder und der Transsexuelle der Andere und im negativen Sinne Fremde, für den städtischen Liberalen dagegen ist der Transsexuelle der Bruder (wenn auch mehr im Geiste als physisch) und der Fox konsumierende Provinzler der Andere und im negativen Sinn Fremde.

  4. @A. Frank: Pädophilie?

    Was hat denn jetzt bitte Pädophilie mit dem Thema gleichgeschlechtliche Liebe oder Transgender zu tun?

    Pädophilie ist eine erotische Neigung zu Kindern (also Menschen vor dem Einsetzen der Pubertät).

    Viele sexuelle Übergriffe auf Kinder finden übrigens gar nicht durch Pädophile statt, sondern durch Erwachsene, die schlicht ihre Macht missbrauchen.

    Daher unterscheidet man von der Pädophilie auch die (ausnahmslos strafbare) Pädosexualität:

    Sexueller Missbrauch von Kindern (nach Gesetz Menschen, die jünger als 14 sind), wird mit Freiheitsstrafe zwischen sechs Monaten und zehn Jahren bestraft (§176 StGB), in schweren Fällen nicht unter einem Jahr.

    Bei Wiederholungstätern ist die Mindeststrafe ein Jahr, beim Geschlechtsverkehr (“Eindringen in den Körper”) zwei Jahre, ebenso wenn es dabei um Kinderpornographie geht, fünf Jahre bei körperlich schwerer Misshandlung (§176a StGB).

    Stirbt das Kind durch den sexuellen Missbrauch, ist die Strafe lebenslänglich (also die Höchststrafe) oder Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren (§176b StGB).

    Zu diesen Strafen kommt, dass verurteilte Pädosexuelle meines Wissens im Gefängnis als das Letzte behandelt werden.

    Hoffentlich verdeutlichen diese Gedanken, dass Pädophilie oder Pädosexualität rein gar nichts mit dem Thema hier zu tun haben und das Strafrecht Fälle von Pädosexualität ausnahmslos abdeckt.

  5. @Holzherr: Gendertoiletten

    Danke für diese Ergänzung. Ich hatte beim Schreiben überlegt, diesen aktuellen politischen Bezug herzustellen, es aber bei dem theoretischen Problem belassen.

    Wer so ein Gesetz für den größten Durchbruch in einer Legislaturperiode hält, der hat meiner Meinung nach das Augenmaß verloren. Es wurde nach dem Sieg Trumps ja geschrieben, dass man (und vor allem die “liberale Linke”) für den Schutz von Minderheiten das Leid der Massen aus dem Auge verloren hat.

    Ich persönlich halte das für ein reines Propagandamittel: Gendertoiletten kosten wenig und vor allem tasten sie nicht die bestehenden Herrschaftsverhältnisse an. Tatsächlich wird hier eine Minderheit für politischen Aktivismus missbraucht.

    Eigentlich hätte Obama (so wie jede gewählte, demokratische Regierung) sich doch für das bedingungslose Einhalten von Bürger- und Menschenrechten einsetzen müssen, für gleiche Chancen und Rechte für alle Bürgerinnen und Bürger in seinem Land. Das hätte aber tiefgreifendere Einschnitte in der Macht- und Sicherheitspolitik erfordert.

    Dann doch lieber etwas mehr Krankenversicherung und Gendertoiletten.

  6. »Psychische Störung oder nicht? «

    Danke für den anregenden Beitrag! Ich tendiere zu: Nein, keine psychische Störung.

    Zum einen ist unklar, ob es sich bei der Genderdysphorie (verstanden als das subjektive Leiden am Auseinanderklaffen von empfundenem und körperlichem Geschlecht) um ein „richtiges“ Empfinden im „falschen“ Körper, oder um ein „falsches“ Empfinden im „richtigen“ Körper handelt (oder weiß man inzwischen, wie herum es sich verhält, was die Priorität hat?).

    Es ist also offen, ob die „Störung“ bzw. die „Fehlentwicklung“ in der Psyche oder im Körper zu suchen ist.

    Zum anderen fällt es mir schwer, Leiden als eine „Störung“ zu betrachten, wenn das Leiden in der Sache begründet ist (d. h., nicht bloß auf Einbildung beruht, oder so). Sachlich begründet kann Leiden aus verschiedenen Gründen sein. Sei es, weil man sich selbst anders wünscht, als man tatsächlich ist (ohne offenkundigen sozialen Druck), oder sei es, weil man anders ist als vom sozialen Umfeld gefordert und man damit nicht klarkommt.

    Unterm Strich kann ich einerseits nachvollziehen, dass die Amis vom Begriff ‚Gender Identitiy Disorder‘ abgerückt sind. Andererseits ist auch so verkehrt nicht, wenn beim Vorliegen einer Diskrepanz zwischen dem empfundenen Geschlecht und der Ausprägung des Körpers von einer „Störung“ gesprochen wird (ohne „psychisch“). Denn normalerweise sollte es da keinen Widerspruch zwischen Körper und Geist geben (als „normal“ gilt, was am weitaus häufigsten vorkommt; Homosexualität beispielsweise kommt so häufig vor, dass es als normal gelten muss).

  7. Idendititätsstörungen gibt es, weil es auch Gendefekte gibt. Ein Mädchen mit drei X Chromossomen fühlt sich zu Transsexuellen hingezogen. Sie denkt, spricht wie ein Mädchen , kleidet sich wie ein Junge.
    Ist das jetzt krank ??
    Meiner Meinung nach sollte man sie wie gesunde behandeln.
    Wie steht es mit den Transsexuellen, die eine Geschlechtsumwandlung hinter sich haben. Ich denke, die haben unseren Respekt verdient. Solche Menschen sind vom Schicksal benachteiligt.

  8. @ Bote17 :

    Hier gilt es zwischen der Genetik, vgl. bspw. hiermit :
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Gonosom

    … diese kam im dankenswerterweise bereit gestellten WebLog-Artikel nicht vor und der womöglich vorliegenden ‘Störung’ zu unterscheiden.
    Im WebLog-Artikel geht es um die womöglich vorliegende ‘Störung’, hier wird gerne ein wenig verwischt.

    Sicherlich im “politisch Korrekten” ein “heißes Eisen”, dass die nicht reproduktive Sexualität eine ‘Störung’ sein könnte.

    MFG
    Dr. Webbaer (ein wenig “old school” und ohnehin mit der Tendenz sich hier ein wenig zu amüsieren; der sich noch erlaubt anzumerken, dass sozusagen im allerschlimmsten Fall auch das Päderastentum und die (wie oben beschriebene unproduktive) Pädophilie generell eine ‘Störung’ sein könnten)

  9. Denkanregung :

    Es hilft immer die Ableitung, insofern das hier erfasste (realiter vorhandene oder nicht vorhandene) Krankheits- oder Störungsbild zurückzuführen.

    Dies geschieht wie folgt :

    A) Die sog. Transsexualität ist genau auf diesen Satz aus dem Feminismus oder weitergehend aus dem Kulturmarxismus abzuleiten :

    Man wird nicht als Frau geboren, man wird es. [Simone de Beauvoir]

    B) Dieser Satz ist erkenntnistheoretisch korrekt, es benötigt einen sozialen Verbund, der der Sprache mächtig ist, um bspw. ‘Frau’ und ‘machen’ begrifflich zu kennen wie kommunizieren zu können.

    C) Es gibt die Naturwissenschaftlichkeit, in diesem Fall die Biologie, die klar sagt, dass von wenigen Ausnahmen, die Genetik ist hier gemeint, Neugeborene entweder Mann oder Weib sind und das Geschlecht beim hier gemeinten Primaten, im Gegensatz zu anderen, äh, Tieren, nicht gewechselt werden kann.

    D) Insofern könnte nun diese Sache als “gegessen” betrachtet werden, Mann kann nicht Weib werden, vice versa, es klappte dann in keinem Fall mit der sexuellen Reproduktion.

    E) Allerdings werden die erkenntnistheoretische Schicht (B) und die biologische Sicht (C) hier politisch und politischem Interesse folgend “wild” gemischt.
    Gänzlich fehlerhaft und i.p. sog. Gender kann sich hier, bei wissenschaftlichem Anspruch, nur Falsch- oder Pseudowissenschaft ergeben, ansonsten: Esoterik.

    F) Die Transsexualität ist insofern eine politische Ideologie und gemein schädlich.
    Unbegründet, “wild” und wohl auch böse, womöglich eine Art Entschuldigungstheorie für unzureichend fertile Gesellschaften.


    Davon abgesehen könnte es schon ein Krankheitsbild geben, eine Störung, die das eine oder andere Weib oder den einen oder anderen Mann beschreibt, der gegensätzlich sein will.
    Dies wäre dann pathologisch zu erkennen wie zu bearbeiten.

    Nicht OK ist es dieser sog. Transsexualität einen gesellschaftlichen Sinn zuzusprechen, ansonsten könnte “jeder kommen”.
    Der Kleinwüchsige könnte bspw. für sich beanspruchen großgewachsen zu sein, der Dünne dick (um dann in bestimmten Rechtsbezug bspw. einen größeren Sitzraum in öffentlichen wie auch privaten Verkehrsraum zu beanspruchen), et cetera, hier wäre dann, sofern gesellschaftlich implementiert, dem Wahnsinn Tür und Tor geöffnet.

    Aber genau darum scheint es zu gehen, politisch, in aufklärerischen Gesellschaftssystemen, in denen Gebildete anscheinend so erfolgreich irritiert werden können, anderswo natürlich nicht.

    HTH (“Hope to Help”)
    Dr. Webbaer

  10. Denkanregung :

    Es hilft immer die Ableitung, insofern das hier erfasste (realiter vorhandene oder nicht vorhandene) Krankheits- oder Störungsbild zurückzuführen.

    Dies geschieht wie folgt :

    A) Die sog. Transsexualität ist genau auf diesen Satz aus dem Feminismus oder weitergehend aus dem Kulturmarxismus abzuleiten :

    Man wird nicht als Frau geboren, man wird es. [Simone de Beauvoir]

    B) Dieser Satz ist erkenntnistheoretisch korrekt, es benötigt einen sozialen Verbund, der der Sprache mächtig ist, um bspw. ‘Frau’ und ‘machen’ begrifflich zu kennen wie kommunizieren zu können.

    C) Es gibt die Naturwissenschaftlichkeit, in diesem Fall die Biologie, die klar sagt, dass von wenigen Ausnahmen, die Genetik ist hier gemeint, Neugeborene entweder Mann oder Weib sind und das Geschlecht beim hier gemeinten Primaten, im Gegensatz zu anderen, äh, Tieren, nicht gewechselt werden kann.

    D) Insofern könnte nun diese Sache als “gegessen” betrachtet werden, Mann kann nicht Weib werden, vice versa, es klappte dann in keinem Fall mit der sexuellen Reproduktion.

    E) Allerdings werden die erkenntnistheoretische Schicht (B) und die biologische Sicht (C) hier politisch und politischem Interesse folgend “wild” gemischt.
    Gänzlich fehlerhaft und i.p. sog. Gender kann sich hier, bei wissenschaftlichem Anspruch, nur Falsch- oder Pseudowissenschaft ergeben, ansonsten: Esoterik.

    F) Die Transsexualität ist insofern eine politische Ideologie und gemein schädlich.
    Unbegründet, “wild” und wohl auch böse, womöglich eine Art Entschuldigungstheorie für unzureichend fertile Gesellschaften.


    Davon abgesehen könnte es schon ein Krankheitsbild geben, eine Störung, die das eine oder andere Weib oder den einen oder anderen Mann beschreibt, der gegensätzlich sein will.
    Dies wäre dann pathologisch zu erkennen wie zu bearbeiten.

    Nicht OK ist es dieser sog. Transsexualität einen gesellschaftlichen Sinn zuzusprechen, ansonsten könnte “jeder kommen”.
    Der Kleinwüchsige könnte bspw. für sich beanspruchen großgewachsen zu sein, der Dünne dick (um dann in bestimmten Rechtsbezug bspw. einen größeren Sitzraum in öffentlichen wie auch privaten Verkehrsraum zu beanspruchen), et cetera, hier wäre dann, sofern gesellschaftlich implementiert, dem Wahnsinn Tür und Tor geöffnet.

    Aber genau darum scheint es zu gehen, politisch, in aufklärerischen Gesellschaftssystemen, in denen Gebildete anscheinend so erfolgreich irritiert werden können, anderswo natürlich nicht.

    HTH (“Hope to Help”)
    Dr. Webbaer

    PS:
    So schaut’s hoffentlich besser aus, die V1 (“Version 1”) bitte gerne entfernen.

  11. PS und ein wichtiger Punkt noch :

    Natürlich wird so den Gestörten, den Patienten so keineswegs geholfen, wenn sie in ihrer Störung politisch bestätigt werden, es entsteht so zusätzliches, massives Leid; es gibt bereits Berichte von Kindern, die transsexuell “behandelt” werden.

    Und die politische Abnehmerschaft, die diese Störung als normal hinnehmen soll, akzeptieren soll, wird ebenfalls massiv geschädigt.

  12. Es ist sehr verwunderlich warum Transsexualitaet nicht als psychische Stoerung angesehen wird. Wie sonst kann ein Arzt das Entfernen von Koerperteilen eines ansonsten gesunden Menschen (Penis, Hoden), bzw. eine Identitaets-veraendernde Hormon-Behandlung rechtfertigen? Ein gesunder Mensch, der sich in seinem eigenen Koerper so unwohlt fuehlt, dass er nicht nur eine langwierige und schwierige medizinische Behandlung auf sich nimmt, sondern auch sein soziales Umfeld riskiert, kann nicht als psychisch gesund angesehen werden. Es gibt ja auch Krankheiten, wo der Patient fuehlt, sein Arm gehoere nicht zu ihm (https://en.wikipedia.org/wiki/Body_integrity_identity_disorder). Es zeigt sich, dass eine psychische Therapie nicht helfen kann und diese Menschen in der Tat gluecklicher sind, nachdem ihnen ein Arm amputiert wurde. Das scheint mir etwas ganz aehnliches zu sein.

    Mir ist auch voellig unklar was Transsexualitaet mit Homosexualitaet zu tun hat (obwohl sie oft in einem Atemzug genannt werden). Wie im Artikel erwaehnt entstehen die Probleme Homosexueller lediglich durch ihr Umfeld, was bei Transsexuellen nicht der Fall ist (zumindest nicht ausschliesslich)?!

  13. (…) was Transsexualitaet mit Homosexualitaet zu tun hat (…)

    Es ist schlicht so, dass “Transsexuelle” oft (regelmäßig?) homosexuell tätig sind bevor sie “transformiert” werden.
    Der Schreiber dieser Zeilen hat sich hier ein wenig und vor längerer Zeit in einigen für diesen Austausch geeigneten Foren auseinandergesetzt, war nicht immer beliebt, fürwahr!, hat abär dbzgl. herausgefunden und zudem festgestellt, dass sich Schwule und “transsexuelle” Männer nicht sonderlich grün sind (nicht dbzgl. “grün” sein müssen).
    Sich insofern “beheizen” und sich gegenseitig Vorhalte machen (können).

    Der generelle Bezugsrahmen ist die nicht-reproduktive Sexualität.

    MFG
    Dr. Webbaer

  14. @Schulze: Gute Fragen

    Danke für diese sinnvollen wie wichtigen Fragen.

    Wie sonst kann ein Arzt das Entfernen von Koerperteilen eines ansonsten gesunden Menschen (Penis, Hoden), bzw. eine Identitaets-veraendernde Hormon-Behandlung rechtfertigen?

    Es ist eine allgemeine Entwicklung in einigen “hochentwickelten” Gesellschaften, dass sich die Medizin von der Heilung zur Wunscherfüllung bewegt; man denke nur an die standardmäßig vergütete Kieferorthopädie (oft ohne medizinische Notwendigkeit).

    Gemacht wird es also sowieso. Man denke auch an die Schönheitschirurgie. Wären Sie prinzipiell gegen solche “wunscherfüllenden” und/oder rein ästhetischen Eingriffe? Oder geht es hier nur um die Frage der Vergütung?

    Kommen wir zurück zum Thema Transsexualität:

    Hier kann man wohl zwischen zwei Gruppen unterscheiden und es ist gut, dass Sie mir das in Erinnerung rufen:

    Gruppe 1 fühlt sich in ihrem Körper wohl, macht aber vielleicht die Erfahrung, dass (beispielsweise) lange Haare und Brüste in Kombination mit einem Penis gesellschaftlich nicht akzeptiert werden. Die in den Niederland berühmt gewordene Transfrau Valentijn de Hingh sagte in einer TV-Show, für die Operation, also die Entfernung des Penis, sei es entscheidend gewesen, dass sie am Strand komisch angeschaut worden sei, wegen des “Hügels” unterm Bikini.

    Gruppe 2 fühlt sich einfach schlecht, weil sie deutlich erlebt: Hilfe, ich bin im falschen Körper! So argumentierte auch die niederländische Transfrau Willemijn Ahlers, als sie bei uns eine Vorlesung mit dem Titel “Gefangen im falschen Körper” gab.

    Auf meine Frage, wie man denn einen falschen Körper haben könnte, meinte sie schlicht: Sie habe einfach gewusst, dass der Männerkörper für sie falsch war. (Interessanter Fall: Sie ist die erste niederländische transsexuelle Polizistin.) Das musste ich schlicht akzeptieren.

    Zurück zur Frage: Bei Gruppe 1 würde man, gemäß der hier im Text vorgestellten Logik, wohl eher von keiner Störung sprechen und dann auch von einer Operation absehen. Sie erweitern das auf die Frage der Hormonbehandlung. Hier wird es kompliziert, vor allem wegen der Frage, inwieweit das irreversibel ist.

    Sie stellen die Frage aber gewissermaßen auf den Kopf: Ich schaute von der Definition her, Sie von der Praxis des Behandelns.

    Bei Gruppe 2 wäre die Operation indiziert, wenn der Wunsch wirklich, so wie bei Ahlers, aus der starken Ablehnung des eigenen Körpers resultiert.

    Psychologisch könnte man weiterfragen, woher diese Ablehnung kommt und ob dies nicht doch letztlich auf dem gesellschaftlich immer noch fest verankerten binären Modell beruht, dass als also jenseits von Standardfrauen und -männern keine Alternative gibt – und Menschen, die davon abweichen, berechtigten Grund zur Angst vor Diskriminierung und Ablehnung haben.

  15. @Schleim
    “Gemacht wird es also sowieso. Man denke auch an die Schönheitschirurgie. Wären Sie prinzipiell gegen solche „wunscherfüllenden“ und/oder rein ästhetischen Eingriffe? Oder geht es hier nur um die Frage der Vergütung?”

    Nein, Verguetung spielt erstmal keine Rolle. Grundsaetzlich muessen die (auch ethischen) Risiken einer Veraenderung gegen das zu verhindernde Leid abgewogen werden. Ein Gebiss gerade zu biegen ist nicht dasselbe, wie eine Operation unter Vollnarkose, wo die Brueste aufgeschnitten werden und mit Silikon-Kissen befuellt werden. Letzteres ist meiner Ansicht nach akzeptal, wenn die Brueste nach einer Krebsdiagnose entfernt wurden, aber nicht, wenn man nur einem idealen Frauenbild naeher kommen will.

    “Psychologisch könnte man weiterfragen, woher diese Ablehnung kommt und ob dies nicht doch letztlich auf dem gesellschaftlich immer noch fest verankerten binären Modell beruht, dass als also jenseits von Standardfrauen und -männern keine Alternative gibt – und Menschen, die davon abweichen, berechtigten Grund zur Angst vor Diskriminierung und Ablehnung haben.”

    Das kann ich mir nur schwer vorstellen. Bei uns (Deutschland und Teilen Europas) sind die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau so aufgeweicht wie nie. Und trotzdem scheint es mehr Transsexuelle zu geben, als zuvor (das liegt sicher auch an den medizinischen Moeglichkeiten und der gesellschaftlichen Akzeptanz). Keine Frau wird heute schraeg angeschaut, weil sie Hosen traegt und in typischen Maennerberufen arbeitet.

    Ich glaube ihre beiden Gruppen sind ein und dasselbe. Die Frau, die sich den Penis entfernen laesst um im Bikini besser auszusehen, zieht den Bikini nicht an, weil er so bequem ist, sondern um eine weibliche Identitaet anzunehmen (was immer das ist).

  16. @Schulze: wunscherfüllende Medizin & Geschlechtsrollen

    Wenn ich Sie mit ihrem Punkt richtig verstehe, dass “Risiken einer Veraenderung gegen das zu verhindernde Leid abgewogen werden [müssen]”, dann sind Sie meiner Meinung nach prinzipiell gegen eine wunscherfüllende Medizin.

    Die Konsequenz wäre also: Keine Kiefer- oder Ohrenkorrektur ohne medizinische Notwendigkeit – oder würden Sie die Prävention von Hänseleien als “zu verhinderndes Leid” akzeptieren?

    Die Konsequenz wäre aber auch: keine Schönheitschirurgie – aber zum Beispiel auch keine Kosmetik, wenn Menschen schlicht nur schöner aussehen wollen.

    Dass es Ihnen nicht um Fragen der Vergütung geht, sondern um prinzipielle ethische Überlegungen, haben Sie ja gerade geschrieben.

    Bei uns (Deutschland und Teilen Europas) sind die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau so aufgeweicht wie nie.

    Ja – gleichzeitig herrscht aber auch sehr viel Verwirrung und Unzufriedenheit.

    Und trotzdem scheint es mehr Transsexuelle zu geben, als zuvor (das liegt sicher auch an den medizinischen Moeglichkeiten und der gesellschaftlichen Akzeptanz).

    Das Problem wurde in der Vergangenheit schlicht verschwiegen oder gleich mit dem Seziermesser korrigiert.

    In meiner Vorlesung über Gendertheorie habe ich da ein paar eindrucksvolle Quellen, die einen eigenen Beitrag verdienen.

    Keine Frau wird heute schraeg angeschaut, weil sie Hosen traegt und in typischen Maennerberufen arbeitet.

    Man muss mit “Keine-Aussagen” immer aufpassen… aber das nur nebenbei.

    Denken Sie das einmal anders herum, dass ein Mann Kleider trägt und in “typischen” Frauenberufen arbeitet.

    Na, fällt Ihnen etwas auf?

    P.S. Willkommen hier bei Menschen-Bilder und vielen Dank für Ihre Beiträge. Aus Gründen der Übersichtlichkeit möchte ich Sie aber bitten, auf die direkte “Antworten-Funktion” zu verzichten und die Antworten schlicht am Ende des Beitrags anzufügen. Bei lebhaften Diskussionen verliert man sonst schnell den Überblick. Vielen Dank.

  17. @Schleim

    “Denken Sie das einmal anders herum, dass ein Mann Kleider trägt und in „typischen“ Frauenberufen arbeitet.”

    Mir ging es hauptsaechlich um das Aufweichen von Rollenklischees. Ich wollte nicht sagen, dass es diese Klischees nicht mehr gibt. Aber auch auf der Maenner-Seite hat sich viel veraendert. Der Mann hilft im Haushalt mit, erzieht die Kinder und arbeitet auch in formals typischen Frauenberufen (Krankenpfleger, Frisoer). Und der Grund, warum Frauen eher Maenner-Kleidung anziehen, als umgekehrt, liegt auch darin, dass Frauen-Kleidung fuer Maenner unpraktisch sind, wobei Hosen z.B. fuer Frauen ebenso viel praktischer sind als Roecke. Ueberall wo das Funktionale der Kleidung im Vordergrund steht gibt es (von Unterwaesche abgesehen), unterscheiden sich Maenner und Frauen-Kleidung nur minimal.

  18. @Stephan

    »In meiner Vorlesung über Gendertheorie habe ich da ein paar eindrucksvolle Quellen, die einen eigenen Beitrag verdienen.«

    Der gesellschaftliche Druck, dass man entweder männlich oder weiblich zu sein hat, und nichts dazwischen, ist enorm. Das schafft ohne Frage viel Leid für die Betroffenen, und das sind zunächst weniger die Kinder, deren Geschlecht nicht eindeutig bestimmbar ist (im Sinne von: m/w), sondern vor allem die Eltern, die vor der Entscheidung stehen, ob sie lieber ein Mädchen oder einen Jungen großziehen wollen und ob sie dazu chirurgische Eingriffe erlauben sollen.

    Ich vermute mal (und hoffe), Deine Vorlesung über Gendertheorie wirbt implizit für mehr Akzeptanz für sexuelle Zwischenformen.

  19. Balanus,
    ein Phänomen ist hier vergessen worden. Transvestiten, die bei ihrem “Andersein” das Positive sehen und zur Schau stellen. Ich habe den Eindruck, die genießen ihre Situation. Auf jeden Fall tragen sie dazu bei, dass man Zweigeschlechtlichkeit wahrnimmt und akzeptiert. Diese Personen sind übrigens sehr geistreich und sympatisch.

  20. @Schulze: andere Welt

    Ich glaube nicht, dass wir hier weiterkommen. Sie sprechen aus ihrer Erfahrung und das dürfen Sie natürlich auch – aber Ihre Erfahrung hat nicht viel mit dem Eindruck zu tun, den ich aus meiner persönlichen Erfahrung und der Beschäftigung mit Gendertheorie gewonnen habe.

    Das, was Sie hier als neue Freiheit der Männer beschrieben (wie machen Sie das eigentlich selbst?), schilderte ein talentierter Autor vor einer Weile als Leben auf der Streckbank.

    Siehe dazu auch meine Replik: Der Preis fürs “perfekte Leben”

    P.S. Wieso sollen (kurze) Röcke denn unpraktisch sein? Haben Sie es schon einmal versucht? Oder denken Sie an den Schottenrock. Nein, Sie kennen sich meiner Meinung nach überhaupt nicht aus.

  21. @Balanus: Diversität

    Ich vermute mal (und hoffe), Deine Vorlesung über Gendertheorie wirbt implizit für mehr Akzeptanz für sexuelle Zwischenformen.

    Ich verstehe meine Vorlesung nicht als Wahlkampfveranstaltung…

    …aber tatsächlich verweise ich auf Forschung, die zeigt, dass das binäre Modell nicht vollständig ist und zitiere ich unter anderem Butler’s Aufruf zu mehr “Queerness”.

  22. @Schleim: Nur ganz kurz

    “… Ihre Erfahrung hat nicht viel mit dem Eindruck zu tun, den ich aus meiner persönlichen Erfahrung [….] gewonnen habe.”

    Ist ja auch gut so, sonst macht ein Erfahrungsaustausch wenig Sinn.

    “Das, was Sie hier als neue Freiheit der Männer beschrieben (wie machen Sie das eigentlich selbst?), schilderte ein talentierter Autor vor einer Weile als Leben auf der Streckbank.”

    Dann habe ich mich schlecht ausgedrueckt. Ich wollte nicht implizieren, dass eine Angleichung der Rollen von Mann und Frau auf mehr Freiheit fuer den Mann hinaus laeuft. Fuer den Mann ist wohl eher das Gegenteil der Fall.

    “Wieso sollen (kurze) Röcke denn unpraktisch sein?”

    Mir faellt kein praktischer Nutzen ein. Aber ich lasse mich gerne beleheren. Dann schon eher lange weite Kleider an warmen Tagen. Sowas hat sich ja auch bei Maennern in warmen Gegenden durchgesetzt.

    Aber damit will ich es jetzt auch belassen.

  23. Moment, Herr Dr. Stephan Schleim ist (u.a. auch) Gender-Ideologe?!
    Butler [1] Adept und so?


    Ansonsten, vgl. hiermit: ‘das binäre Modell [ist] nicht vollständig’, ist das biologische Modell vollständig, Besonderheiten beim Menschen mit abbildend.
    Vgl. :
    -> https://de.wikipedia.org/wiki/Gonosom


    Und natürlich ist zwischen der biologischen Sicht und der sozialen / politischen Sicht zu unterscheiden, möglichst streng; gelingt dies hier, auch dem geschätzten Herrn Dr. Stephan Schleim, nicht vollständig oder ist dies gar nicht seine Absicht?

    MFG
    Dr. Webbaer

    [1]
    Wer Judith Butler gelesen hat, hat Judith Butler gelesen; ihr Masche geht in etwa so: Schreibe viel Inkohärentes, das nicht verstanden werden kann, philosophisch, verschleiere dies und stelle gelegentlich auch vernünftige Aussagen bereit mit der Maßgabe gelegentlich in diesem partiell irrationalen Wust “knackige” Aussagen beizubringen, die dann in der Folge allgemein zitiert werden.
    Judith Butler ist schon talentiert, no problemo hier, sie betreibt aber Falschwissenschaft.

  24. @Schulze

    „Wieso sollen (kurze) Röcke denn unpraktisch sein?“

    Mir faellt kein praktischer Nutzen ein. Aber ich lasse mich gerne beleheren. Dann schon eher lange weite Kleider an warmen Tagen. Sowas hat sich ja auch bei Maennern in warmen Gegenden durchgesetzt.

    Sie können a) die Augen aufmachen und auf den Straßen sehen, wie populär kurze Röcke sind und b) es einmal selbst ausprobieren, um nicht nur aus dem Lehnstuhl über Erfahrungen zu philosophieren, sondern es am eigenen Leib zu spüren.

  25. ‘Unpraktisch’ ist an Röcken unter anderem, dass sie zwar den Wärmehaushalt des Körpers sicherzustellen in der Lage sind, die Schotten seien an dieser Stelle gegrüßt, dass sie aber “schlabbern”, beim Sitzen minder tauglich sind, zerfalten (der Duden kennt hier ‘zerknicken’) und dann den Zustand der Verwahrlosung andeuten.

    Ähnlich ist es auch mit langen Haaren, die die Sicht behindern, falls sie nicht gebunden sind, und ähnlich ist es auch damit sich das Gesicht anzumalen, die Kosmetik ist hier gemeint (Quelle nicht geprüft, vielleicht ist sie OK), wenn sie zerknickt.


    Ansonsten könnte klar sein, dies ist ja auch kein Geheimnis, dass das Weibsvolk zu bestimmten Kniffen greift, um besser auszusehen, als es aussieht.
    Es geht bei Röcken und so in der Regel um soziale Veranstaltung (die an dieser Stelle nicht näher beschrieben werden soll), die die unpraktische Pflege bedingt.

    MFG
    Dr. Webbaer (der sich Herrn Dr. Stephan Schleim spaßeshalber mal im Rock vorgestellt hat, ansonsten noch einen schönen Sonntag wünscht)

  26. Im Endeffekt ist der Name doch egal. Wie soll ein Wort – ein Name einer Krankheit- all die Gefühle ausdrücken? All die Lasten, Schmerzen und den langen Weg?

  27. wie sieht das eig mit der zwangstherapie aus die man als transidente person aufgezwungen wird ? ich selber sprech aus eigener erfahrung das diese “12 monate” laut standarts vom MDS extremst das leiden verschlimmern da die drigend benötigte behandlung unnötig duch das “du musts dich beweisen” verzögert wird ich war schon bei experten die nichts von meiner vergangenheit wissen wollten und schon garnichts von meinem psychosozialen lebenslauf ^^ ich war aber auch schon bie psychologen die meinten es gäbe sowas rein garnicht und es seihe nur ein sexueler fetisch wobei ich nichtmal im ansatz sexuel aktiv geschweige denn mich überhaupt erregt fühle aber nochmal zurück zu diesen 12 monaten zwangstherapie weil man ja sonst keine hormone bekommt sogar keine voruntersuchung auf intersexualität außerdem sind nicht eig einige tests für spätere behandlungen von nöten ? mein hausarzt hat diese verweigert wollte mir also keine leber und hormon werte testen .. das ganze geht jetz schon seit 3 intensiven jahren so und das ist schon versuch #2 😛 ich hab früher als kind probiert mit meiner therapeutin darüber zu reden aber da bin ich auf taube ohren gestoßen da sie nur zeugs wissen wollte wegen eltern und schule xD jetz bin ich 23 und kämpfe für mein leben und werde auf ungewisse zeit hingehalten bis ich gegengeshclechtliche behandlung bekomm wegen dem simplen grund das sonst die kasse nicht zahlt bin ich wehniger wert als geld ?

  28. Bei mir stellt sich als Familienbetroffene (eines meines Kindes ist Transgender) die Frage, wenn es sich um eine Dysphorie (Etwas das nicht “Normal” ist) handelt, warum wird das eigentliche “Problem” (Sich im eigenen Körper nicht wohl fühlen) unterstützt, anstatt es mit medizinischen Mittel zu “heilen”? Aus meiner Sicht, sollte das Problem (jemanden komme nicht zurecht mit seinem Körper) nicht banalisiert und unterstütz, sondern gelöst werden… Viele Jugendliche werden heute durch die sozialen Medien ohne fundierte Grundlagen ermutigt, den “Transgender Weg” zu bestreiten, und danach kommen die Psychologen, die anstatt die Ursachen diese Dysphorie zu erforschen und zu versuchen, dieses “Problem” zu lösen, sofort in der Weg der Transidentität das Kind / der Jungen unterstützen.
    Als banales Beispiel: wenn ich mit meiner Identität als Mann leide, erwarte von der Medizin, dass die Ursachen untersucht und nicht das mir sofort Hormonen beschreiben um nicht mehr als Mann zu gelten…
    Ich möchte dazu noch sagen, dass ich weder homophobe bin, noch ein Problem mit Transsexuelle oder Schwule habe, sondern das mir gewundert hat, wie schnell mein Kind Hormone und Unterstützung in der “Trans” Welt zu gehen erhalten hat, ohne die Ursachen zu erforschen. Bei der aktuellen Psychologie scheint “Mode” zu sein, auf solche Fälle sofort einzugehen, ohne eine fundierten Analyse davon gemacht zu haben.
    Wir reden hier von eine 17 jährige, die jetzt Schule und Ausbildungsmöglichkeiten, aufgrund der Diagnose und Therapien vermasselt hat und sich ihre Zukunft damit viel schwerer als sonst gemacht hat.
    Danke fürs mitlesen und würde mich über Kommentare freuen.

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