Das fünfte Welträtsel: Bewusstsein
Naturalismus, mentale Verursachung, Willensfreiheit. Ein inspirierender Gastbeitrag von Prof. Dr. Timm Grams.
Mein humanistisch gebildeter Freund neckt mich, indem er hin und wieder lateinische Brocken fallen lässt – da reicht meine Oberrealschulbildung nicht hin. Geist kontra Materie, ein alter philosophischer Streit schimmert da durch. Unterschiedliche Denkrahmen eröffnen unterschiedliche Sichtweisen. Dass unsere Ansichten dennoch verblüffend oft konvergieren, schafft eine gewisse Treffsicherheit im Urteil.
Ignorabimus?
Bei Gelegenheit höre oder lese ich von ihm das Zitat „Ignoramus et ignorabimus“. Ich schlage nach und erfahre, was das heißt: „Wir wissen es nicht und wir werden es niemals wissen.“ Dieser Ausspruch ist der Gipfelpunkt eines Vortrags eines gewissen Emil du Bois-Reymond von vor knapp eineinhalb Jahrhunderten. So erfahre ich von diesem großen Physiologen und Philosophen, der die elektrische Natur der Nervensignale aufdeckte und sie dadurch der Messung zugänglich machte.
Du Bois-Reymond formulierte damals, was er acht Jahre später in einer Reihe von sieben Welträtseln als das fünfte benannte: Das Entstehen der einfachen Sinnesempfindungen. Er schreibt (du Bois-Reymond, 1982, S. 35 ff.): „Ich fühle Schmerz, fühle Lust, schmecke Süßes, rieche Rosenduft, höre Orgelton, sehe Rot […] Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, dass es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff- Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden. Es ist in keiner Weise einzusehen, wie aus ihrem Zusammenwirken Bewusstsein entstehen könne.“
Du Bois-Reymond sieht hier Grenzen der Naturerkenntnis und er beschließt seinen Vortrag mit dem markanten „Ignorabimus!“
So unmittelbar und unverfälscht uns der rote Hut, das zustimmende Nicken, die Skyline von Frankfurt, die pochenden Töne der Fünften Sinfonie Beethovens erscheinen, für mich spitzt sich alles auf die Frage zu, ob mein Nachbar die Farbe Rot genauso empfindet wie ich, oder ob sich sein Erleben derselben Situation von dem meinen unterscheidet.
Weshalb man sich heute scheut, hinter du Bois-Reymonds Ignorabimus ein Ausrufezeichen zu setzen und ein Fragezeichen vorzieht, liegt auch daran, dass man immer besser erfasst, wie die Erregungsmuster im Gehirn mit den vorgefundenen Situationen zusammenhängen. Dieses wachsende Wissen scheint mir aber eher eine Seitwärtsbewegung zu sein. Es sagt uns nach wie vor nichts über das Wesen des Erlebens. Die geistigen Vorgänge sind aus ihren materiellen Bedingungen nicht zu begreifen. Das Bewusstsein bleibt rätselhaft.
Für du Bois-Reymond ist unserer Naturerkenntnis eine harte Schranke gesetzt. Das verdeutlicht er mit diesem Bild (1882, S, 38): Selbst auf der höchsten denkbaren Stufe unseres eigenen Naturerkennens gleichen unsere „Anstrengungen, über diese Schranke sich fortzuheben, einem nach dem Monde trachtenden Luftschiffer“.
Der Luftschiffer hat wenigstens den Mond vor Augen. Peter Bieri meint, dass wir nicht einmal den Sehnsuchtsort kennen (1992, S. 56): „Für das Rätsel des Bewusstseins gilt etwas, was für sonstige Rätsel nicht gilt: Wir haben keine Vorstellung davon, was als Lösung, als Verstehen zählen würde.“
Sackgassen
Jegliche Metaphysik sorgt für eine Einschränkung des Denkens. Wer seinen Denkrahmen mutwillig einengt, kommt der Lösung des Welträtsels nicht näher. Einen solchermaßen verfehlten Versuch zur Lösung des Welträtsels unternimmt der Naturalist. Er scheitert schon auf der Ebene der Logik; Erfahrungen und Fakten sind für den Nachweis seines Missgeschicks nicht vonnöten.
Der Naturalist baut sein Wissen auf die metaphysischen Annahmen, dass es nur eine Welt gebe, dass diese unerschaffen sei und von Gesetzmäßigkeiten regiert. Vor allem soll diese Welt – die Realität – „außerhalb unseres Denkens“ angesiedelt sein (Mahner, 2018, S. 46); sie ist folglich „in ihrer Existenz und ihren Eigenschaften unabhängig von unserem Bewusstsein“ (Vollmer, 2013, S. 22).
Mir widerstrebt zu erklären, dass das nicht zusammenpasst. Es ist zu offensichtlich. Wenn es nur eine Welt gibt, die es zu erkennen gilt, wo finden die Gedanken über diese Welt dann ihren Platz? In der Welt kann ihr Platz nicht sein, denn die Welt soll ja unabhängig vom Bewusstsein und den darin aufgehobenen Gedanken existieren. Irgendwo anders ist auch kein Platz, da es ja nur diese eine Welt gibt. Daraus folgt Gedankenlosigkeit. Der Begriff vom „Bewusstsein“ ist damit hinfällig. Ohne Gedanken aber gibt es keine Philosophie. Der Naturalismus löscht sich selbst aus. Komisch, dass es diese Naturalisten gibt: Philosophen ohne Philosophie.
Da ich schon einmal bei meiner Lieblingsbeschäftigung bin, beim Zerpflücken des Naturalismus, komme ich auf ein weiteres Welträtsel zu sprechen, dessen Existenz der Naturalist schichtweg abstreitet, anstatt es zu lösen.
Das siebente Welträtsel betrifft die Frage nach der Willensfreiheit (du Bois-Reymond, 1882, S. 84). Der Naturalist hat auch hier eine einfache Lösung: Es gibt sie gar nicht, diese Willensfreiheit. Schmidt-Salomon schreibt: Das Konzept der Willensfreiheit sei die „Unterstellung, dass eine Person sich unter exakt denselben Bedingungen anders hätte entscheiden können, als sie sich de facto entschieden hat“ (S. 102). Er meint, dass identische Ursachen notwendigerweise identische Folgen haben.
Das mag wohl sein. Jedoch lässt sich keine Versuchsanordnung denken, mit der die Entscheidung einer Person durch Herstellen identischen Bedingungen überprüft werden könnte. Es müsste schon dieselbe Person sein. Aber nach dem ersten Durchlauf ist deren mentale Ausstattung bereits verändert, so dass sie für den folgenden Prüflauf nicht infrage kommen kann. Das Popper-Kriterium ist unerbittlich: Die Aussage des Naturalisten ist metaphysisch, unwissenschaftlich, Glaubenssache.
Für beide Welträtsel läuft die Lösung des Naturalisten auf Leugnung hinaus: Bewusstsein gibt es nicht, genauso wenig die Willensfreiheit. Das verstößt so eklatant gegen den gesunden Menschenverstand, dass dieser dem Naturalisten nicht folgen mag. Dass sich die Naturalisten rettungslos verheddern, wenn es um das Geistige geht, war in diesem Weblogbuch schon mehrfach Thema, unter anderem im Artikel Der Spiegel der Natur.
Dazu passt eine grundsätzliche Überlegung des Peter Bieri. Von ihm ist dieses Trilemma:
- Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.
- Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam.
- Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.
Jede dieser Aussagen scheint für sich gesehen vernünftig zu sein. Pech ist nur, dass sie nicht allesamt gültig sein können: 1&2 schließt 3 aus; 1&3 schließt 2 aus und 2&3 schließt 1 aus.
Der Naturaliste lehnt 2 ab; also bleiben 1 und 3. Da er nur eine Welt anerkennt, gibt es keine nichtphysikalischen Phänomene. Folglich kann es keine mentalen Phänomene geben. Die Aussage 1 wird damit bedeutungsleer. Das zeigt erneut: Bewusstsein und Willensfreiheit gibt es für den Naturalisten nicht; es handelt sich bestenfalls um Illusionen, die der Körper für uns bereithält (Schmidt-Salomon, 2006, S. 12). Damit lockt uns der Naturalist in eine Denkschleife: Eine Illusion, die niemand wahrnimmt, ist keine. Wir fragen nach dem Adressaten der Illusion und landen wieder beim Anfang unserer Suche, bei der Frage nach dem Wesen des Bewusstseins. So werden wir Opfer einer Wortakrobatik ohne tieferen Sinn.
Seitwärtsbewegung
Unter den Fesseln der Metaphysik bekommen wir für die Welträtsel bestenfalls Scheinlösungen. Machen wir uns davon frei. Die Wissenschaft kennt solche Beschränkungen nicht. Einzig die Widerspruchsfreiheit und die Übereinstimmung mit den Fakten stecken den Denkrahmen ab. Es gibt, so scheint es mir, ziemlich viele Wissenschaftler, die sich mit dem Welträtsel abmühen. Ich will hier nur auf zwei von ihnen zu sprechen kommen: Wolf Singer und Roger Penrose.
Das Nachdenken des Menschen über sein Nachdenken hat so seine Schwierigkeiten. Um die Verwirrung in Grenzen zu halten, habe ich die wichtigsten Begriffe in einer Tabelle gruppiert. Die linke Spalte bringt die Grobeinteilung zwischen Außenwelt und Innenwelt: Von der ersteren haben wir nur die „Bilder im Kopf“, die Erscheinungen. Sie bilden die Innenwelt. (Florey, 1997; Grams, 2020, S. 248ff.)
Die rechte Spalte beinhaltet den Weltausschnitt, der für das Studium des Bewusstseins relevant ist. Auch hier betrifft der obere, dunkel hinterlegte Teil die nicht direkt erkennbare Außenwelt und der untere die Innenwelt.
(Ich rechtfertige meinen Sprachgebrauch, „Diesseits“ und „Jenseits“ betreffend, damit, dass es von der unfasslichen Realität zu Gott nur ein kleiner gedanklicher Schritt ist. Die Kluft zwischen Diesseits und Jenseits ist demgegenüber riesig.)
Lassen wir Immanuel Kant zu Wort kommen. Er schreibt in seinem Werk „Kritik der reinen Vernunft“ (2011, „Anhang. Von der Amphibolie der Reflexionsbegriffe“, S. 283):„Wenn wir aber auch von Dingen an sich selbst etwas durch den reinen Verstand synthetisch sagen könnten (welches gleichwohl unmöglich ist), so würde dieses doch gar nicht auf Erscheinungen, welche nicht Dinge an sich selbst vorstellen, gezogen werden können. Ich werde also in diesem letzteren Falle in der transscendentalen Überlegung meine Begriffe jederzeit nur unter den Bedingungen der Sinnlichkeit vergleichen müssen, und so werden Raum und Zeit nicht Bestimmungen der Dinge an sich, sondern der Erscheinungen sein: was die Dinge an sich sein mögen, weiß ich nicht und brauche es auch nicht zu wissen, weil mir doch niemals ein Ding anders als in der Erscheinung vorkommen kann.“
Der weiße Pfeil spielt auf diesen Gedanken Kants an: Da wir nur die Erscheinungen erfahren, und nicht „die Dinge an sich“, gruppieren wir die vermeintlichen Dinge der Außenwelt nach Maßgabe der Erscheinungen. Wir „denken“ also in Pfeilrichtung.
Die Ursache-Wirkungsrichtung ist aber genau entgegengesetzt. Die Wissenschaft hat bei der Aufklärung dieser Kausalbeziehungen seit Mitte des 19. Jahrhunderts große Fortschritte gemacht. Die elektrischen Nervenimpulse infolge eines Umweltreizes lassen sich messen. Die ursächliche Abhängigkeit der Nervenimpulse von den Umweltreizen ist heutzutage kein großes Geheimnis mehr. Der sensorischen Input sorgt für spezifische Aktivitätsmuster der Nerven. Das liefert die gehirninternen Repräsentationen des Inputs.
Objekte der Umwelt werden nun aber nicht unmittelbar in ihrer Ganzheit erfasst. Das Gehirn ist arbeitsteilig organisiert. Ein vorüberfahrendes Taxi erregt die Nervenzellen für die Erfassung von Farbe, von Kontur und von Orientierung und Bewegung usw. Das geschieht in getrennten Bereichen des Gehirns. Wie aus diesen Teilrepräsentationen die Repräsentation des Objekts wird, ist eines der großen Rätsel der Neurowissenschaften (Ramachandran, Blakeslee, 1998, S. 80).
Auch wenn dieses Rätsel dereinst zur Zufriedenheit aller gelöst sein wird, fehlt doch immer noch der entscheidende Schritt. Genaugenommen ist man dadurch dem Ziel nicht näher gekommen. Es läuft auf eine Seitwärtsbewegung hinaus, wie die des Luftschiffers, der dem Monde einfach nicht näher kommt.
Eine solche Seitwärtsbewegung liefern Andreas Engel, Peter König und Wolf Singer (1993). Sie schreiben: „Die richtige Zuordnung verlangt nach einem Mechanismus der in der Vielzahl aktivierter Zellen selektiv diejenigen kennzeichnet, die auf ein und dasselbe Objekt antworten.“
Als Bindemittel sehen sie das oszillatorische Feuern der Nervenzellen. Synchronisiertes Feuern hebt die Zusammengehörigen von den übrigen ab – so lautet die Hypothese. Die Teilrepräsentationen können sich so zu einem Gesamtbild fügen. Das aber hebt die Repräsentation nicht über die physikalische und physiologische Ebene hinaus. Das Geschehen bleibt im Jenseits verortet.
Neue Ideen gefragt
Seit der Zeit des du Bois-Reymond hat sich in der Wissenschaft viel getan. Meilensteine sind die Relativitätstheorie und die Quantenmechanik. Einem Verständnis des Bewusstseins sind wir Menschen dennoch nicht viel näher gekommen. Wir sind immer noch „Luftschiffer, die nach dem Monde trachten“.
Der Nobelpreisträger dieses Jahres, Roger Penrose, schreibt im Vorwort zu „The Emperor’s New Mind“, dass die heutige Physik dem Phänomen des Bewusstseins nicht gerecht wird (2016, S. xv): “The conscious aspects of our minds are not explicable in computational terms and moreover that conscious minds can find no home within our present day scientific world view.” Und weiter (S. 580): „One can argue that a universe governed by laws that do not allow consciousness is no universe at all. I would even say that all the mathematical descriptions of a universe that have been given so far must fail this criterion. It is only the phenomenon of consciousness that can conjure a putative ‘theoretical’ universe into actual existence.”
Solange die von uns erkannten Gesetzmäßigkeiten der Welt ein bewusstes Denken nicht zulassen, kann auch das Universum nicht gedacht werden. Es existiert demnach für uns nicht. Die heutige Wissenschaft ist offenbar nicht reichhaltig genug, um das Geistige zu verstehen.
Timm Grams studierte bis 1972 Elektrotechnik an der TH Darmstadt (Dipl. – Ing.) und promovierte 1975 an der Universität Ulm (Dr. rer. nat). Simulation, Zuverlässigkeitstechnik und Prozessdatenübertragung waren seine Arbeitsschwerpunkte in der Industrie. Seit 1983 ist er Professor an der Hochschule Fulda mit den Lehrgebieten Nachrichtentechnik, Programmkonstruktion, Simulation und Problemlösen. Denkfallen und Regeln zu deren Vermeidung sind seit vierzig Jahren seine Leidenschaft. Darüber schreibt er auch in seinem Blog Hoppla!, wo dieser Beitrag bereits vorher erschienen ist. Die Titelabbildung stammt von qimono auf Pixabay.
Quellen
- Bieri, Peter (1992): Was macht das Bewusstsein zu einem Rätsel? Spektrum der Wissenschaft 10/1992, 48-56.
- du Bois-Reymond, Emil (1882): Über die Grenzen der Naturerkenntnis. Die sieben Welträtsel. Zwei Vorträge von 1872 und 1880. Leipzig: VON VEIT & COMP.
- Engel, Andreas K.; König, Peter; Singer, Wolf (1993): Bildung repräsentationaler Zustände im Gehirn. Spektrum der Wissenschaft 9/1993, 42-47.
- Florey, Ernst (1997): Das fünfte Welträtsel – Ignorabimus. Festschrift zum 100. Todestag von Emil du Bois-Reymond. Berichte und Abhandlungen / Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. 4/1997, 161-174.
- Grams, Timm (2020): Klüger irren – Denkfallen vermeiden mit System. Heidelberg: Springer.
- Kant, Immanuel (2011): Kritik der reinen Vernunft. Köln: Anaconda. (Nach der zweiten Auflage von 1787.)
- Mahner, Martin (2018): Naturalismus. Aschaffenburg: Alibri.
- Penrose, Roger (2016): The Emperor’s New Mind. Oxford: University Press. (Zuerst erschienen 1989)
- Ramachandran, Vilayanur S., Blakeslee, Sandra (1998): Phantoms in the Brain. New York: HarperCollins
- Schmidt-Salomon, Michael (2006): Manifest des evolutionären Humanismus. Aschaffenburg: Alibri.
- Singer, Wolf (1997): Bewusstsein, etwas „Neues, bis dahin Unerhörtes“. Festschrift zum 100. Todestag von Emil du Bois-Reymond. Berichte und Abhandlungen / Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. 4/1997,175-190.
- Vollmer, Gerhard (2013): Gretchenfragen an den Naturalisten. Aschaffenburg: Alibri.
Schön, dass ich auf den Beitrag aufmerksam wurde, als ich meinen eigenen Studierenden wieder das “Bieri-Trilemma” erklärte und das berühmte Zitat Emil du Bois-Reymonds präsentierte.
Ulkig übrigens, dass du Bois-Reymond seinen zurückhaltenden Standpunkt als “männliche Entsagung” charakerisierte: Davon sollten sich die heutigen Angeber, Blender und Hochstapler in der Wissenschaft mal eine Scheibe abschneiden.
Das ist ein schöner Beitrag, schön gedacht und schön geschrieben, danke dafür!
Ich neige ja dazu – ich weiss, ich wiederhole mich ad nauseam – du Bois-Reymonds (Leib-Seele) Problem dadurch zu lösen, dass ich alles für beseelt halte, ja der “bewussten Seele” sogar das ontologische Primat über die Materie zuweisen würde, kurz, ich neige, eines überaus altmodischen monistischen Idealismus mich zu befleissigen — um’s auch grammatisch mal ganz altfränkisch und so sperrig wie Kant zu formulieren.
Helfen tut’s mir aber aucn nicht allzuviel, denn dann krieg’ ich das Problem halt “andersherum”, und muss mich fragen lassen, wie es sich wohl anfühle, ein Stein zu sein. Immerhin hat der Ansatz den Vorteil, dass ich – von der Fülle MEINES Bewusstseins ausgehend – mich dem des Steines annähern kann, indem ich Inhalte WEGnehme: ich muss also nichts qualitativ ganz neues hinzusetzen, es unterbleibt der “Sprung”. Und gefragt, wie es sich wohl anfühle, ein Stein zu sein, würde ich sagen: “Vor allem mal schwer und zweitens hart.”
Jaja, ich weiss, Spinoza, Schopenhauer, Panpsychismus. Reizvoll daran ist halt, dass nichts (auch kein “Ding an sich”) aussen vor bleibt.
Stephan Schleim
Zitat Wikipedia zum Bieri-Trilema:
1. Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.
2. Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam.
3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.
Was meinen Sie dazu, wenn man Punkt 1 des „Bieri-Trilemma“ (Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene), er enthält meiner Meinung nach ??? einen typischen Kategorienfehler, „Abbildungen“ kann man nicht mit dem „Abzubildenden“ gleichsetzen, z.B. wie folgt anders formuliert:
Mentale Phänomene können bei physikalischen Prozessen auftreten und wie auch andere mathematisch/informelle Abbildungen, z.B. in neuronalen Systemen verarbeitet werden.
Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist sind natürlich möglich….
Ohne Wortakrobatik kommen wir nicht aus. Wir denken in Worten (Begriffen).
Wir nehmen unsere Welt aber auch ohne Worte auf, durch Schweigen.
Die Welt muss nicht erst gedacht werden, damit sie existiert. Sie ist der Zuchtmeister, der uns beherrscht. Viele Wortakrobaten haben wohl noch keinen Hunger gehabt oder Angst.
Was schreibt da Kant ? „was die Dinge an sich sein mögen, weiß ich nicht und brauche es auch nicht zu wissen, weil mir doch niemals ein Ding anders als in der Erscheinung vorkommen kann.“
Doch das geht heutzutage und auch schon früher. Der geschulte Physiker begreift die Vorgänge mithilfe der Mathematik, die dann in Formeln gegleitet werden.
Die können sogar der Logik widersprechen.
Das zum Anfang. Der Zuchtmeister ruft, mein Magen knurrt.
@Elektroniker
Meiner Erfahrung nach ist es in der Regel nicht hilfreich, etwas Verständliches durch etwas Unverständliches zu ersetzen.
Für eine abschließende Beurteilung, ob nach der von ihnen vorgeschlagenen Ersetzung überhaupt das für das Trilemma Wesentliche noch gilt, dass 1,2 und 3 sich wechselseitig ausschließen, fehlt mir das intellektuelle Vermögen.
Wenn Sie mentale Phänomene einer anderen Kategorie zuordnen als physikalische, dann können sie 1) auch einfach als richtig annehmen. Stimmt dann 2) oder 3) ihrer Meinung nach nicht?
Womit ich Schwierigkeiten habe, ist die Widerspruchsfeiheit. Ist das Erkennen und Vorhandensein eines Paradoxons nicht die “Kehrseite der Logik” und somit Teil der Bewusstheit? Ohne Logik kein Paradoxon.
@Welträtsel Bewusstsein
„Dazu passt eine grundsätzliche Überlegung des Peter Bieri. Von ihm ist dieses Trilemma:
1. Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.
2. Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam.
3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.“
Für mich ist es recht einfach: Wir müssen 3. aufgeben.
In der Quantenphysik gibt es die Wellenfunktion, die regelmäßig zusammenbricht, und dann eingeschränkt zufällige Ergebnisse produziert. Nur deren Wahrscheinlichkeit ist festgelegt, die konkreten Fakten bleiben in gewissem Rahmen variabel. Genau hier müsste die Geisteswelt eingreifen können, indem auf die Zukunft hin gezielt die Fakten gestaltet werden können. So würde der Gang der Dinge in gewissem Umfang geistesgesteuert laufen können, ohne dass hier irgendein Naturgesetz dabei verletzt werden müsste.
Unser Bewusstsein selbst kann dann auch eine Synthese eines kosmischen Geistes mit unserem lokalen Gehirn sein, verknüpft durch diese Quantenzufälle, wenn sie gezielt sein können.
@hwied 15.01. 12:52
„Was schreibt da Kant ? „was die Dinge an sich sein mögen, weiß ich nicht und brauche es auch nicht zu wissen, weil mir doch niemals ein Ding anders als in der Erscheinung vorkommen kann.“
Wenn ich ein umfassendes Computermodell, z.B. von der Faltung eines Proteins haben kann, dann habe ich schon auch ein Ding an Sich im Computer.
Dieses Modellprinzip weitergedacht: wenn wir mal eine Komplettsimulation von einzelnen ganzen Zellen haben, dann haben wir hier was erfasst, dass ziemlich viel mit der Welt da draußen zu tun hat, ohne es selbst wahrnehmen zu müssen. Der Computer baut uns das einfach so zusammen, dass wir ein richtig gutes Bild davon bekommen.
Wenn man das mit dem ganzen Gehirn macht, und auch die ganzen Zufallsprozesse mit abbildet, und diese nicht mit Pseudozufallszahlen, sondern mit richtigen physikalischen Zufallszahlen betreibt, dann hätten wir nicht nur ein Modell, sondern künstliches Bewusstsein in wirklich menschlicher Form. Und damit eigentlich sogar künstliches Leben.
Und wenn wir die Prinzipien verstanden haben, die da ablaufen, dann können wir richtig loslegen, und künstliche „Seelen“ entwerfen und produzieren, und Sciencefiction, die man erstmal schreiben müsste, sogar in die Realität holen können. Jenseits der derzeitigen Seitwärtsbewegungen wäre nicht nur der Mond zu erreichen, sondern noch viel mehr, womöglich ein ganzer Kosmos zu erreichen. Als Perspektive für die nächsten Jahrtausende zumindest.
Wir müssen wirklich „nur“ „3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.“ aufgeben.
Mussi,
eine sehr tief gehende Einsicht. Das Paradoxon zeigt die Grenzen der Logik auf.
Das bedeutet, dass die Logik kein geschlossenes Denksystem ist und sich nicht aus sich selbst (durch sich selbst) erklären und beschreiben lässt.
Wenn man diesen Gedanken auf den Menschen anwendet, dann kann sich der Mensch nicht selbst aus sich selbst vollständig erklären. Wenn er das doch tut, dann kommt er zu dem Paradoxon “warum lebe ich, wenn ich doch sterben muss”.
Eine Sichtweise, mit der man aus der Hülle des Menschen gleiten kann, die nennt man Philosophie. Und wem das immer noch zu unbefriedigend ist, der greift zur Religion. Da wird gesagt, dass der Mensch teleologisch ist, also zielgerichtet. Dann erfährt man, dass der Mensch und das ganze Universum einen Ursprung hat, den die Bibel so formuliert: “Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort……”
Um das so formulieren zu können, dazu braucht man Bewußtsein, also das , was hier unser Thema ist.
Im Kino sehen wir bewegte Bilder – obwohl nur unbewegte Fotos gezeigt werden. D.h. die Wahrnehmung von Bewegung ist eine Illusion (die sich aus der Arbeitsweise des Gehirns ergibt).
Im obigen Blog-Beitrag wird die Idee – dass ´Bewusstsein´ nur eine Illusion sein könnte – ausgeschlossen.
Wenn aber eine mögliche Lösung von vorne herein ausgeschlossen ist – dann ist eine sinnvolle Lösung einer Fragestellung nicht möglich
@ Jeckenburger
Wenn man den Kollaps der Wellenfunktion, der einen Zustand festlegt, als Resultat der Messung ansieht (wie das die Kopenhagener Interpretation tat), dann ist man in der Tat nicht weit weg von Berkeley’s ur-idealistischem “esse est percipi” (“Sein heisst wahrgenommen werden”). Bloss daraus einen Freiheits- oder Willensakt (Zitat von oben: “indem auf die Zukunft hin gezielt die Fakten gestaltet werden können”) zu stricken, erscheint mir schwierig.
KRichard,
“die Wahrnehmung von Bewegung ist eine Illusion”.
Das wäre nur richtig, wenn man die Zeit anhalten könnte. Nur dann und nur dann erstarrt die Bewegung zu einem Standbild.
Die Zeit ist unerbittlich, die schreitet voran. Deshalb ist die Bewegung keine Illusion , die ist real und sie kann als Bewegungsenergie berechnet werden.
Und wenn dich mal deine Ex verfolgt, weil du deine Unterhaltszahlungen nicht geleistet hast, dann ist das auch keine Illusion.
@Helmut: Anatomie des Idealismus
Wie interessant: Ein monistischer Idealist wird Anatom… aber so, wie ich die Position verstehe (als echten Monismus), geht das weiter als dem Bewusstsein nur das “ontologische Primat” einzuräumen: Letztlich ist dann alles eins, nämlich Bewusstsein.
Ich muss mich da als Agnostiker nicht so festlegen und kann es mit Herbert Feigl (und vielleicht auch Immanuel Kant) halten: Was wir Körper und Geist nennen, das sind vielleicht nur unterschiedliche Zuschreibungen von einem Ding (an sich), das wir in letzter Konsequenz nicht erkennen können, weil wir es immer nur als Erscheinung, als Phänomen kennen.
(Schrieb ich, während das niederländische Kabinett Rutte-III zurücktrat.)
@Elektroniker: Leib-Seele-Problem
Es geht hier ja nun in erster Linie um Herrn Grams Sichtweise. Darf ich zu meinen Überlegungen an meinen Artikel Das kleine Einmaleins des Leib-Seele-Problems erinnern?
P.S. Und ich dachte, Sie freuen sich, dass hier einmal jemand aus Ihrem Fachgebiet schreibt.
@Joker: Bieri-Trilemma
Da würde ich dich ja gerne einmal in meine Vorlesung zum Leib-Seele-Problem einladen. Die nächste dazu steht aber wohl erst im Dezember wieder an.
Lass es mich mal so sagen: Ob die drei einander ausschließen, liegt natürlich auch daran, wie man sie genau versteht. Oftmals ist es eben eine Frage der Definition.
Darf ich auch dich noch einmal an Das kleine Einmaleins des Leib-Seele-Problems erinnern? Darin habe ich die Formulierung von Westphal aufgenommen, der es in vier Prämissen aufdröselt, um den logischen Widerspruch deutlicher zu machen.
@ Schleim
.. ja, ich denk’, so strikte monistisch meine ich das. Das, was ist, ist EINES, nämlich nur Erscheinung, nur Phänomen, “dahinter” ist kein unerkennbares Anderes, alles ist “Bewusstsein”. Das ist aber alles völlig unoriginell und nur Schopenhauer, der aber immerhin so klug war, für dies “eine”, das ist, nicht (nur) den Begriff “Bewusstsein” zu verwenden, sondern eben den der “Vorstellung” (um damit die Phänomene, die sich ihrer selbst nicht bewusst sind, mithin also das, was wir heut’, mit Freud, das “Unter-” oder “Unbewusste” nennen) mit hinein zu bekommen.
@hwied
Im Kino werden nachprüfbar nur Abfolgen von Einzelfotos gezeigt – das ist die Realität. Unsere Wahrnehmung von Bewegung ist daher eine Illusion – die nicht der Realität entspricht.
´Zeit´ hat keine Dauer – aus diesem Grund kann ´Bewusstsein´ auch keine Dauer haben.
D.h. wenn man verstehen will, was ´Bewusstsein´ ist bzw. wie ´Bewusstsein´ entsteht – muss man dazu auch eine Erklärung für das Wesen von Zeit liefern (= was vergeht, wenn Zeit vergeht) und diskutieren. Sonst kommt man zu keinem sinnvollen Ergebnis.
Wer sich nicht erklären kann wie Bewusstsein in diese Welt kommt muss doch auch Schwierigkeiten haben zu erklären wie Leben in eine unbelebte Welt kommt. Oder nicht?
Zitat: „Es ist eben durchaus und für immer unbegreiflich, dass es einer Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff- Stickstoff-, Sauerstoff- usw. Atomen nicht sollte gleichgültig sein, wie sie liegen und sich bewegen, wie sie lagen und sich bewegten, wie sie liegen und sich bewegen werden. Es ist in keiner Weise einzusehen, wie aus ihrem Zusammenwirken Bewusstsein entstehen könne.“
Es ist zwar nicht einzusehen, ist aber offensichtlich so, dass unter bestimmten Umständen (Druck, chem. Einfluss, ….) „Empfindungen“ (als Phänomen) entstehen. Offensichtlich scheint auch, dass dabei Ladungsträger, z.B. Elektronen, frei werden sollten, sonst könnten sie im neuronalen System nicht ausgewertet werden. Vermutlich spielt auch die Dynamik der Prozesse eine Rolle.
Einschränkungen des Denkens sind offensichtlich nicht zweckmäßig.
Z.B. scheint es so, dass Neuronen den UND Gatterschaltungen der Elektronik (Schaltalgebra) entsprechen und ähnlich wirken (frei nach W.McCulloch). Sie sind aber definitiv keine (strengen) UND Gatter. Damit wäre die Sache eigentlich „abgehakt“.
Es scheint aber so, dass ein Neuron dann triggert, wenn auf möglichst vielen Dendriten möglichst gleichzeitig, elektrische Ladungsträger eintreffen. Das entspräche am ehesten einem „qualifizierten UND Gatter“.
Zitat: „Wie aus diesen Teilrepräsentationen die Repräsentation des Objekts wird, ist eines der großen Rätsel der Neurowissenschaften“
Eigentlich nicht mehr.
Zitat: „Eine solche Seitwärtsbewegung liefern Andreas Engel, Peter König und Wolf Singer (1993). Sie schreiben: Die richtige Zuordnung verlangt nach einem Mechanismus der in der Vielzahl aktivierter Zellen selektiv diejenigen kennzeichnet, die auf ein und dasselbe Objekt antworten.“
Meiner Meinung nach ist es auch so. Die Neuronen (qualifizierte UND Gatter) „können in der Hauptsache“ nur derartige Synchronisationen verknüpfen, auswerten und sozusagen „Muster“ erkennen.
Es kommt jetzt noch darauf an, dass die Teilrepräsentationen korrekt zusammengeführt werden. So wie z.B. Bildpunkte auf der Netzhaut zu einem Bild emergieren. Die „Bildpunkte“ bekommen einen örtlichen und zeitlichen Zusammenhang.
Der „böse Wolf“ im Märchen hat genau gewusst, was er alles „simulieren“ muss, um vom Rotkäppchen für deren Oma gehalten zu werden.
In bestimmten Bereichen des Gehirns wird elektrisch und in „Neuronengattern aufbereitete“ Information, z.B. abstrakte örtliche Komponenten (Omas Hütte, …), bildhafte Komponenten (Omas Haube, …), verbale Komponenten (Omas Stimme) …. zusammengeführt und haben auf bestimmten flächigen Neuronenstrukturen im Gehirn des Rotkäppchen das Muster, oder Objekt „Oma“ (abstrakt, nicht optisch) „abgebildet“ (Neuronentriggerungen) und entsprechende Handlungen gesteuert.
Die flächigen Neuronenstrukturen (Zwischenschichten, Endschichten…) könnte man sich vorstellen wie eine Mattscheibe oder einen Bildschirm (oder die Augennetzhaut).
Bewusstsein ist, was auf den „internen Bildschirmen“ und an der „Empfindungssensorik“ abgebildet und allenfalls weiter verarbeitet werden kann.
KRichard,
dass wir Einzelbilder als “Film” wahrnehmen ist der Trägheit der Augen geschuldet. Ein Insekt mit Vielfachaugen, das sieht die einzelnen Bilder, weil sie jeweils einen anderen Bildwinkel haben.
Die Zeit ist gequantelt, weil die Materie gequantelt ist. Unser Bewusstsein ist auch gequantelt, ganz zwangsläufig, weil unsere Neuronen in der Anzahl begrenzt ist.
“Ich denke also bin Ich”, wer will hier päpstlicher sein als der Papst ?
@KRichard
Sie nehmen an, dass in meinem Blog-Beitrag die Idee, dass ´Bewusstsein´ nur eine Illusion sein könnte, ausgeschlossen wird.
Ich aber habe geschrieben: Eine Illusion, die niemand wahrnimmt, ist keine. Wir fragen nach dem Adressaten der Illusion und landen wieder beim Anfang unserer Suche, bei der Frage nach dem Wesen des Bewusstseins.
@Helmut Wicht 15.01. 15:02
„Wenn man den Kollaps der Wellenfunktion, der einen Zustand festlegt, als Resultat der Messung ansieht… „
So meine ich das nicht. Nicht der Physiker, der Messungen vornimmt, bestimmt die konkrete Ausgestaltung der teils zufälligen Prozesse. Der Physiker erzwingt mit der Messung nur den Zusammenbruch.
Ich kann wohl davon ausgehen, dass in der ganzen Natur überall die Wellenfunktionen sich nur teilweise in Superpositionen verknüpfen, und eben regelmäßig auch ohne bewusste Messungen zusammenbrechen müssen. Die konkrete Ausgestaltung der Zufallsprozesse wäre dann einer Art kosmischem Geist zuzuordnen, nicht dem bewusstem Menschen selbst, und schon gar nicht irgendwelchen Physikern, die Experimente machen.
Wenn ich eine Webcam betrachte, die mit viel zu wenig Licht hauptsächlich Pixelrauschen produziert, so würde ich genau diesen Datenstrom als Grundlage für echte Zufallszahlen verwenden, wenn ich z.B. bei der Produktion von Computerkunst Zufallszahlen einbinden will.
@KRichard 15.01 15:27
„D.h. wenn man verstehen will, was ´Bewusstsein´ ist bzw. wie ´Bewusstsein´ entsteht – muss man dazu auch eine Erklärung für das Wesen von Zeit liefern (= was vergeht, wenn Zeit vergeht) und diskutieren. Sonst kommt man zu keinem sinnvollen Ergebnis.“
Der Zeitrahmen unserer Existenz ist wohl der eines ewigen Reisenden durch unsere Zeit. So wie man in einem Auto sitzt, und über die Autobahn fährt, so zieht die Welt ruhig und gleichmäßig an uns vorüber. Das ist sozusagen die ureigene Zeitstruktur eines Bewusstseins.
Entsprechend genügen Aktualisierungen von über 36 Momentaufnahmen pro Sekunde, um diesen Zeitfluss übergangslos aufzunehmen. Als Menschenbewusstsein zumindest. Fliegen oder kleine Vögel haben da deutlich höhere Auflösungen. Aber Zeitreisende sind sie so wie wir.
@Elektroniker 15.01. 15:54
„Bewusstsein ist, was auf den „internen Bildschirmen“ und an der „Empfindungssensorik“ abgebildet und allenfalls weiter verarbeitet werden kann.“
Diese Abbildung kann doch auch in einen Geistesraum stattfinden, und muss nicht ausschließlich neuronal konstruiert werden. Einerseits kennen wir diese neuronalen Strukturen eben derzeit überhaupt gar nicht, und andererseits kommt uns unser Erleben des aktuellen Raums, in dem wir uns befinden, doch auch so sehr echt vor, dass man meine könnte, unsere Erlebniswelt hätte direkten Kontakt zur erlebten Außenwelt.
@ Joker 15.01.2021, 14:15 Uhr
Zitat: „1. Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.“
Diese Aussage scheint Grund für die Widersprüchlichkeit der Aussagen.
Mentale Phänomene sind sehr wohl die „Abbildung“ physikalischer Phänomene.
Es besteht offensichtlich (aber nur schwer beweisbar) ein Zusammenhang aber sicher keine Identität. Derartige Aussagen sind sozusagen nicht „erlaubt“, irgendwie vergleichbar damit, dass eine Zahl nicht durch 0 dividiert werden darf. (Sonst kommt man mit der Logik in Teufels Küche…)
So wie ein Foto die Abbildung eines Hauses sein kann, aber kein Haus ist. Der Zusammenhang ist aber korrekt.
Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist sind natürlich möglich….
Würde dies berücksichtigt, sollte das „Bieri-Trilemma“ aufgelöst werden können, alle 3 Aussagen scheinen gleichzeitig korrekt.
@Elektroniker // 15.01.2021, 17:00 Uhr
»Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist sind natürlich möglich….«
Um bei Ihrer Analogie zu bleiben: Wie wechselwirkt die Abbildung des Hauses mit dem abgebildeten Haus?
@KRichard 15.01. 15:27
„(= was vergeht, wenn Zeit vergeht).“
Generell kosmisch betrachtet, haben wir den Übergang von der Wellenfunktion zu ihrem Zusammenbruch, der die konkreten physikalischen Fakten erst festlegt. Vergangenheit sind die längst zusammengebrochenen Wellenfunktionen, Gegenwart gerade die Wellenfunktion in ihrem „Schwebezustand“, und die Zukunft der Bereich, der von den sich durch die Zeit ziehenden Wellenfunktionen noch gar nicht erreicht worden sind.
Bezüglich der Relativitätstheorie bedeutet dieses, dass das 4-Dimensionale „Blockuniversum“ nur für die Vergangenheit gültig ist. Und die Gegenwart bräuchte ein kosmisches Bezugssystem, wenn sie konsistent daran arbeiten will, wie alles Geschehen in diesem Kosmos sich per Zusammenbruch von Wellenfunktionen manifestieren will. Hier kann eigentlich nur das Bezugssystem herhalten, indem der Mikrowellenhintergrund des Universums isotrop ist.
Hier wäre dann der ganze Kosmos vom Urknall ausgehend gemeinsam dabei, sich durch Realisation des Zusammenbruchs der Wellenfunktionen in der Zeit vorwärts zu arbeiten. Wir als biologische Bewusstseinswesen wären also alle gemeinsam dabei und da mittendrin unterwegs.
@Martin Holzherr 15.01 15:45
„Wer sich nicht erklären kann wie Bewusstsein in diese Welt kommt muss doch auch Schwierigkeiten haben zu erklären wie Leben in eine unbelebte Welt kommt. Oder nicht?“
Oder andersrum: Wenn wir „3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.“ aufgeben, und die geistige Mitgestaltung von Zufallseffekten die Grundlage unseres Bewusstseins ist, dann kann ein kosmischer Geist auch in der Zellchemie mitspielen, die Evolution unterstützen und auch zur Entstehung des Lebens beigetragen haben.
@Balanus 15.01. 17:25
„Um bei Ihrer Analogie zu bleiben: Wie wechselwirkt die Abbildung des Hauses mit dem abgebildeten Haus?“
Naja, erstmal brauchen wir ein Haus, damit das Licht des Hauses eine Abbildung in der Optik der Kamera erzeugen kann. Und wenn wir kein Haus fotografieren, sondern ein Passbild machen wollen, dann gibt sich der abgebildete Mensch größte Mühe, einen guten Eindruck zu machen, ohne dabei bei den biometrischen Vorgaben durchzufallen.
Bewusstsein ist genau so ein verschwommener imaginärer Begriff wie Materie, Seele oder GEIST.( MATERIE ist ein grober Überbegriff für unzählige Elementarteilchen mit und ohne Masse, GEIST kann jeder für sich-je nach Bildungsstand interpretieren; SEELE ist immer gut wenn man sein Nichtwissen überspielen will ) Bewusstsein ist für mich zuerst ein mentaler Zustand der sich nach dem Grad der Wachheit richtet, also von Neurotransmittern gesteuert wird. Erst dann beginnen die Sinnesorgane zu arbeiten bzw. findet eine Bewertung der Außenwelt statt, was dann das Denken aktiviert. Und das, was wir DENKEN, wird von Gedanken bestimmt die wir konditioniert haben. Unser Bewusstsein ist also ein Spiegelbild unserer Konditionierungen durch Gesellschaft, Religionen, subjektiven Falschmustern etc….So gesehen bestimmt das SEIN das Bewusstsein bzw. das, was man umgangsprachlich dafür hält.(Man könnte auch Vokusssiertheit dafür sagen)
@Tobias Jeckenburger // 15.01.2021, 17:53 Uhr
» Naja, erstmal brauchen wir ein Haus, damit das Licht des Hauses eine Abbildung in der Optik der Kamera erzeugen kann. «
Schon klar, aber wie funktioniert es umgekehrt? („Wechselwirkung“).
@Elektroniker
Das Bieri-Trilemma lässt sich immer ganz leicht auflösen, einfach indem man eines der 3 Lemmata abstreitet, oder durch etwas anderes, nicht gleichwertiges ersetzt.
Dann folgt, mit Lemma 3 (der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen), erstens, was nebensächlich ist, dass sie von physikalischen Wechselwirkungen sprechen, und zweitens, was wichtig ist, denn da schlägt das Trilemma zu, dass mentale Phänomene physikalische Phänomene sind.
Dass sich auch physikalische Phänomene noch in Unterkategorien aufgliedern lassen (wie vielleicht in Bild und Abgebildetes, oder Großes und Kleines), sollte nicht ablenken.
Wenn sie beide Gedanken in sich hegen, sowohl ‘Physikalisches und Mentales gehören zu unterschiedlichen Kategorien’ als auch ‘Physikalisches und Mentales gehören zur gleichen Kategorie’, handelt es sich dabei um eine kognitive Dissonanz. Eine solche lässt sich durch Verwendung schwammiger Begriffe, verbunden mit Bedeutungswechseln leicht auflösen. Insofern haben wir doch einen Fall gefunden, wo Unverständliches sehr hilfreich werden kann.
Es geht nicht darum, das Trilemma zu beseitigen. Stecken sie da nicht zuviel Ehrgeiz rein. Bieri hat damit nur Klarheit geschaffen, wo eines der Probleme liegt, zu einer Lösung des Leib-Seele-Problems zu kommen. Diese muss eines der drei Lemmata verneinen, das ist logisch zwingend.
off topic @Grams
Ich schicke Ihnen morgen einen Brief, in dem beschrieben wird, wie das Gehirn einen einzelnen Reiz systematisch und strukturiert verarbeitet – nach Fulda an die Hochschule. Dass wir bewusst erleben können, wie das Gehirn einen einzelnen Reiz verarbeitet – ermöglicht es, seine Funktionsweise und wichtige Details (wie ´Bewusstsein´) besser zu verstehen.
Wenn Sie die Texte lesen, können Sie viel über die Arbeitsweise des Gehirns lernen.
@ Stephan Schleim 15.01.2021, 15:06 Uhr
Freue mich, Herrn Grams Sichtweise zu lesen. Er muss natürlich gemäß dem Stand der Wissenschaft vorsichtig argumentieren.
Er ist kein weitgehend anonymer Desperado wie ich. Beim Argumentieren falle ich fast schon aus dem Fenster. Bin sehr „brainstormig“ mit meinen „Denkmustern“ unterwegs, die ich ganz locker durch die „Luft wirbeln“ lasse.
Zu den folgenden vier Prämissen:
Zitat:
(1) Der Geist ist ein nichtphysikalisches Ding.
(2) Der Körper ist ein physikalisches Ding.
(3) Geist und Körper interagieren miteinander.
(4) Physikalische und nichtphysikalische Dinge können nicht miteinander interagieren.
Die vier Annahmen führen zu einem Widerspruch und können daher nicht gleichzeitig wahr sein.
Zu 1. Diese Aussage sollte „verboten“ sein, wie z.B. die Division durch 0, was dem Vernehmen nach die Mathematiker nur „zähneknirschend“ akzeptieren können. Geistiges kann, muss aber nicht, physikalisch „abgebildet“ werden.
Zu 4. Dürfte überholt sein. Interaktionen zwischen z.B. „geistiger“ Software und physikalischer Hardware sind heutzutage alltäglich.
Interpreter Mechanismen machen dies erklärbar.
@ Balanus 15.01.2021, 17:25 Uhr
Zitat: »Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist sind natürlich möglich….«
Um bei Ihrer Analogie zu bleiben: Wie wechselwirkt die Abbildung des Hauses mit dem abgebildeten Haus?“
Z.B. mittels Videoübertragung. Die Mechanismen in der Kamera „interpretieren“ die Bildpixel auf dem Bildsensor und wandeln sie in ein digitales Abbild der Realität um. Die Information wird von der alten physikalischen Realität auf eine andere physikalische Realität, z.B. einen Bildschirm übertragen.
Der Baupolier (oder irgendwann ein riesiger 3 d Drucker) überträgt umgekehrt die Abbildung auf dem Plan in die Realität, er baut das reale Haus.
Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist sind möglich, aber nicht zwingend.
ein etwas anderer Denkansatz
Ist der Kranke bei Bewusstsein ? Das fragt der Rettungssanitäter. Er meint damit, dass der Kranke lebt, aber vielleicht nicht ansprechbar ist.
Bewusstsein hat also auch mit Sprache zu tun. Auf Dänisch heißt bewußt „“klar over“
Es hat also auch mit Verständnis zu tun.
Hat ein Tier Bewusstsein ? Klar , hat das Tier Bewusstsein. Es ist ansprechbar und es weiß, dass es da ist. Sonst würde die Katze bei einem Hund nicht fauchen, bei einer Maus faucht die Katze nicht, sie fängt sie. Die Katze kann ihre Situation verstehen und handelt danach. Und die Katze hat bewusst gehandelt. Wenn sie nämlich satt ist, dann reagiert sie bei der Maus anders.
Wir hatten einmal einen Kater, der war sehr wasserscheu. Als es draußen stark regnete, da war er im Zwiespalt, ob er auf die Wiese laufen sollte, er musste nämlich pieseln. An seiner Körpersprache konnte man deutlich ablesen in welchem Zwiespalt er war. Das kann man bewusst nennen.
@hwied (Zitat): „ Klar , hat das Tier Bewusstsein. Es ist ansprechbar und es weiß, dass es da ist. ….Die Katze kann ihre Situation verstehen und handelt danach. „
Und zweites Zitat: „ Ist der Kranke bei Bewusstsein ? Das fragt der Rettungssanitäter.“
Absolut richtig. Humanmediziner unterscheiden unterschiedliche Bewusstseinstufen oder um eine entsprechende Website zu zitieren:
Die Art wie Mediziner den Bewusstseinszustand beurteilen ist meiner Ansicht nach ebenfalls relevant für eine philosophische Diskussion über dieses Thema. Da möchte ich hwied recht geben.
Nun zum bewussten Verhalten einer Katze. Es kann keinen Zweifel geben dass eine Katze sich bei einfachen Dingen wie der Futtersuche und dem Verhalten gegenüber Feinden und Freunden sich durchaus ähnlich verhält wie ein Mensch. Und es gibt keinen Grund anzunehmen eine Katze sei insoweit nur ein Automat, ein Mensch aber hochbewusst und reflektiert. Beides, das menschliche und tierische Verhalten ist in vielen Situationen ähnlich und ich behaupte auch mental läuft ähnliches ab. Beim Menschen kommen einfach noch höhere Bewusstseinsstufen/ zustände hinzu, er kann beispielsweise über sich selber nachdenken. Doch es gibt einen gemeinsamen Kern. Mit anderen Worten: es gibt einen Gradualismus. Es gibt Tiere mit komplexeren Bewusstseinsphänomenen und solche mit nur einfachen. Eine klare Grenze zwischen animalischem umd menschlichem Bewusstsein existiert aber nicht.
Was da hwied in seinem kurzen Kommentar geschrieben hat ist wirklich sehr gut.
@Stephan Schleim
Gerne. Du weißt, ich bin bekennender Determinist und mein Glauben lässt sich sicher einer Spielart des Naturalismus zuordnen. Damit lässt sich dialektisch vermutlich gut zusammenarbeiten.
An deinen Artikel kann ich mich erinnern, hatte ihn gelesen, konnte mich aber nicht aufraffen mitzudiskutieren. In solchen Diskussionen muss ich mich ja meistens mehr über andere ‘Naturalisten’ ärgern, die den gleichnamigen Ismus doch oft viel zu naiv vertreten, mehr zumindest als über ‘Idealisten’ wie Herrn Wicht – obwohl der auch hin und wieder lateinische Brocken fallen lässt, die ich nicht verstehe.
Die Aufteilung in die 4 Punkte, wie Westphal das macht, kann zum Verständnis hilfreich sein, auf jeden Fall, aber das Trilemma bringt es dann doch besser auf den Punkt, wie ich meine. Damit bietet sich uns ein einfaches Schema an, wie man Bereiche, in denen Lösungen gesucht werden, wie soll ich sagen – kategorisieren kann.
Da muss ich gleich noch ein Hühnchen mit dem Autor rupfen.
Eben habe ich einen fire-side chat mit Geoffrey Hinton auf you-tube geschaut. Geoffrey Hinton ist einer der fürhrenden Köpfe hinter Deep Learning und hat dafür den Turing-Preis erhalten (zusammen mit Joshua Bengio und Yann Le Cun).
In diesem Fire-Side Chat sagt er, so wie gewisse Leute noch über Bewusstsein gesprochen haben, so haben Leite früher über den élan vital, also über die magische Kraft, die Dinge mit Leben erfüllt, gesprochen. Und genau so wie heute niemand mehr über die „Lebenskraft“ spricht, so wird bald schon niemand mehr über die heutige philosophische Bedeutung von Bewusstsein sprechen.
@ Joker 15.01.2021, 18:07 Uhr
Das 1. Lemma ist definitiv unzulässig. Jedenfalls in der Informatik. Man kann nicht sinnvoll und allgemein gültig, Objekte unterschiedlicher Kategorien gleichsetzen.
Ich sehe es vom Standpunkt der Informatik. Würde ich als Programmierer ein Programm hinsichtlich der Kategorien derart fehlerhaft „deklarieren“, wie es im 1. der 3 Lemmata erfolgt, das Programm würde mir um die Ohren fliegen, bzw. der Compiler z.B. 1000 Seiten Fehlermeldungen ausdrucken, die mir dann der Gruppenleiter auf dem Schreibtisch knallt….
Die Philosophen können sich die Haare raufen, es hilft nichts.
Wechselwirkungen zwischen Objekten verschiedenen Kategorien z.B. Prozessor – Prozess – Information, sind unter Einhaltung bestimmter Regeln der Informatik realisierbar. Allerdings müssen links und rechts des „Gleichheitszeichen“ die verknüpften Objekte gleichen Kategorien angehören, sonst kann man sie nicht gleichsetzen.
Meiner Meinung nach könnten Sie vermutlich das „Blau einer Parkbank“ Pixelweise mittels Licht zur Netzhaut übertragen, dort die für blau zuständigen „Zapfen“ aktivieren und die Farbinformation, abgebildet als elektrische Signale, kann z.B. auf der „informellen Ebene“ letztlich physikalisch neuronal verarbeitet werden…., wie alle so ein langenden Informationen.
Damit wären mentale Phänomene im Bereich physikalischer Abbildung kausal wirksam, weil sie auf die „gleiche Abbildungsebene transformiert“ wurden.
Der Bereich physikalischer Phänomene wäre, auf der korrekten Betrachtungsebene, auch kausal geschlossen.
Physikalisches und Mentales müssen auf die gleiche „Kategorienebene transformiert“ werden z.B. die Abbildungsebene.
Ich wage es nicht auszuschließen, das „Fehlerhaftes mit Fehlerhaftem“ verknüpft „Richtiges“ ergibt.
Das Hardware Software, besser das Problem „Prozessor – Prozess – Information“, dürfte die Informatik jedenfalls gelöst haben.
Ich würde vermuten, dass man es beim Leib – Seele Problem als „Vorbild“ nutzen kann.
@Timm Grams
Ich fühle mich als Naturalist, lehne aber 1 ab. Was mache ich falsch?
Ein Naturalist ist doch nicht darauf festgelegt, die Existenz mentaler Phänomene schlechthin zu leugnen. Das macht doch nur ein eliminativer Materialist.
Jemand der 2 ablehnt wäre nach meinem Verständnis z.B. ein Epiphänomenalist.
Was mir bei dieser Gelegenheit auffällt, Philosophen, die entweder mentale oder physikalische Phänomene als nichtexistent betrachten (oder gleich beide Arten) umgehen das Trilemma tatsächlich.
Wenn der Naturalismus so einfach widerlegbar ist, dann frage ich mich, warum die Mehrzahl der Philosophen Naturalisten sind! Sind die alle so dumm?
Kein Naturalist behauptet, das Welträtsel Bewusstsein gelöst zu haben. Aber es gibt auch keinen Beweis, dass es unlösbar ist. Dagegen ist beweisbar, dass unser Wissen über diese Welt immer unvollständig bleiben wird (Gödel).
@Elektroniker
Es ist definitiv zulässig.
Es steht nur für eine andere Metaphysik als ihre.
Kaum.
Das reicht vielleicht für einen ersten Schritt auf einer kilometerlangen Strecke zur Lösung, aber wie jetzt die auf Hardware ablaufende Software Bewusstsein erzeugen soll, geschweige denn Selbstbewusstsein, dazu kann die Informatik doch noch gar nichts sagen. Ignoramus.
@Elektroniker // 15.01.2021, 18:38 Uhr
» Der Baupolier (oder irgendwann ein riesiger 3 d Drucker) überträgt umgekehrt die Abbildung auf dem Plan in die Realität, er baut das reale Haus. «
Ich wollte nicht wissen, was ein Polier oder 3-D-Drucker macht, sondern auf welche Weise, Ihrer Meinung nach, das Abbild selbst auf die Abbildungsvorlage einwirkt (von wegen der behaupteten Wechselwirkung zwischen realem Haus und Abbild des Hauses).
(Dass das Abbild selbst wiederum als Vorlage für ein Abbild dienen kann, steht nicht in Frage).
@hwied
Ihre ersten zwei Absätze gehe ich mit.
@Reutlinger
Gödels Unvollständigkeit könnte man als ‘Positivbeweis’ benennen, das Paradoxon als ‘Negativbeweis’.
Widerspruchsfreiheit dürfte nur ein Teil der Bewusstheit sein,des Seins als Voraussetzung des sein.
@Holzherr
Was schlägt er denn als Alternative vor?
Aber:wenn Naturalismus u.a. als Physikalismus interpretiert bzw. assoziiert wird,was ist dann die physikalische Entität, die diese Grundlage vereinen könnte?
Jegliche Metaphysik sorgt für eine Einschränkung des Denkens.
Da gab es doch schon mal Versuche, die Metaphysik aus dem Denken zu vertreiben. – Meines Wissens alle gescheitert.
Ich würde das eher so formulieren: Eines jeden Metaphysik gibt den Bereich vor, in dem er eine Lösung der Probleme sucht und in deren Rahmen er Erklärungen akzeptieren könnte, auch für das Leib-Seele-Problem.
Überzeugende Erklärungen bringen einen dazu, sich die zugehörige Metaphysik anzueignen. Fehlende Erklärungen lassen einen den Blick schweifen.
Er [der Naturalist] scheitert schon auf der Ebene der Logik
Das hört man oft.
Natürlich können es meine begrenzten Fähigkeiten sein, logisch zu denken, die mich im Eindruck verharren lassen, noch nicht gescheitert zu sein. Wo man bisher meinte, mir Selbstwidersprüchlichkeit nachweisen zu können, waren es jedoch eher Annahmen die zum Widerspruch führten, die ich gar nicht vertrete. Da waren dann nicht explizit genannte Voraussetzungen in Argumente eingebunden, die der Andere als gegeben betrachtet hat, die oft einfach aus seiner Metaphysik stammten, zumindest aber nicht aus meiner. In Ihrem Text sehe ich da (noch) keine Ausnahme.
Letztlich wurde also immer nur nachgewiesen, dass Unterschiede oder Widersprüche zwischen verschiedenen Glaubenssystemen bestehen. Dem wiederum würde ich vorbehaltlos zustimmen, auch ohne Beweis.
Das selbe nochmal, mit Zitatfunktion
Da gab es doch schon mal Versuche, die Metaphysik aus dem Denken zu vertreiben. – Meines Wissens alle gescheitert.
Ich würde das eher so formulieren: Eines jeden Metaphysik gibt den Bereich vor, in dem er eine Lösung der Probleme sucht und in deren Rahmen er Erklärungen akzeptieren könnte, auch für das Leib-Seele-Problem.
Überzeugende Erklärungen bringen einen dazu, sich die zugehörige Metaphysik anzueignen. Fehlende Erklärungen lassen einen den Blick schweifen.
Das hört man oft.
Natürlich können es meine begrenzten Fähigkeiten sein, logisch zu denken, die mich im Eindruck verharren lassen, noch nicht gescheitert zu sein. Wo man bisher meinte, mir Selbstwidersprüchlichkeit nachweisen zu können, waren es jedoch eher Annahmen die zum Widerspruch führten, die ich gar nicht vertrete. Da waren dann nicht explizit genannte Voraussetzungen in Argumente eingebunden, die der Andere als gegeben betrachtet hat, die oft einfach aus seiner Metaphysik stammten, zumindest aber nicht aus meiner. Letztlich wurde also immer nur nachgewiesen, dass Unterschiede oder Widersprüche zwischen verschiedenen Glaubenssystemen bestehen. Dem wiederum würde ich vorbehaltlos zustimmen, auch ohne Beweis.
@ Balanus 15.01.2021, 20:35 Uhr
Zitat: „… auf welche Weise, Ihrer Meinung nach, das Abbild selbst auf die Abbildungsvorlage einwirkt (von wegen der behaupteten Wechselwirkung zwischen realem Haus und Abbild des Hauses).“
Wechselwirkungen zwischen Körper und Geist sind möglich, aber nicht zwingend. (Steht am Ende meines Textes).
Das „Bild des Hauses“ (Photo) will eben nicht mit dem „Haus“ eine Wechselbeziehung aufnehmen.
Ein Roboter würde es vielleicht „wollen“.
Es ist wie beim Menschen. Wenn Sie z.B. visuelle, oder verbale Information (Geistiges) aufnehmen wollen, so machen Sie es eben. In Ihrem Gehirn entstehen dieses Wissen abbildende synaptische Verknüpfungen, also ein „Abbild“ im mathematischen Sinne. (E. Kandel).
Gemäß dem Konzept von W. McCulloch („Perzeptron“) können Sie (aus der „Abbildung des Geistigen“) einen Output, auch als Wechselbeziehung) generieren.
Den Satz Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene muss man hinterfragen.
Es gilt zu unterscheiden zwischen den Objekten, mit dem sich ein mentaler Prozess beschäftigt und dem mentalen Prozess selbst.
Beispiel: Ein Mathematiker, der sich beispielsweise mit Primzahlen beschäftigt, der beschäftigt sich mit etwas nicht physikalischem, denn Primzahlen sind keine physikalischen Objekte. Doch der mentale Prozess, der dabei abläuft, der setzt einen Körper und ein Hirn voraus und beides sind physikalische Objekte.
Das mentale Phänomen „Primzahl“ (woran gedacht wird) hat etwas nichtphysikalisches , etwas Fiktives als Objekt des Gedankens, aber der Gedanke selbst, der mentale Prozess selber läuft auf/in einem physikalischen Objekt (Körper+Hirn) und beinhaltet physikalische Prozesse.
@Joker
Für Naturalisten, die Vollmer oder Mahner folgen, gibt es nur eine Welt, nämlich die materielle. Sie werden den Satz “Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene” nicht nur ablehnen, was ja immer möglich ist, sondern sogar für sinnlos halten, weil es in ihrer einen Welt keine nichtphysikalischen Phänomene gibt.
Der von mir angesprochene Widerspruch bezieht sich nur auf diese Spielart des Naturalismus. Andere Spielarten mögen ungeschoren davonkommen.
@Reutlinger
“Die Mehrzahl der Philosophen [sind] Naturalisten.” Ohne statistische Belege werde ich das so nicht weitergeben. Wenn ich Kollegen frage, ob sie Naturalisten sind, höre ich meistens tatsächlich “ja”. Erzähle ich ihnen dann, was Vollmer und Mahner darunter verstehen, ist es mit der Zustimmung vorbei.
@ Joker 15.01.2021, 20:29 Uhr
Zitat: „Es ist definitiv zulässig.“
O.k. Aber dann kommen Sie eben auf Widersprüche.
Ich habe einmal gelernt, man müsse, z.B. in der Mathematik, solange „herum formulieren“ bis man auf Widersprüche stößt, die nicht aufzulösen sind.
Dann muss man eine These „beerdigen“.
Die „andere Metaphysik“ Ruhe in Frieden!
Im Vertrauen, ich würde mich freuen, könnte jemand meine „Empfindungs Thesen“ im Zusammenhang mit „Bewusstsein“ („Hirnkino“), wie oben angeführt, sachlich „zerlegen“. (So dass mir sozusagen vor Staunen das Gebiss aus dem Mund fällt….)
Sonst wäre die restliche Wegstrecke recht kurz geworden….
@Elektroniker // 15.01.2021, 21:48 Uhr
»Gemäß dem Konzept von W. McCulloch („Perzeptron“) können Sie (aus der „Abbildung des Geistigen“) einen Output, auch als Wechselbeziehung) generieren.«
Nach meinem Verständnis handelt es sich bei dieser „Abbildung“ um einen Sinneseindruck, also das Bild, das im Kopf „entsteht“, wenn wir etwas betrachten. Also das „Abbild“, das vor unserem „geistigen Auge“ (eine schöne Metapher, übrigens) erscheint oder aufscheint. Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine solche Erscheinung auf irgendetwas in der physikalischen Welt einwirken könnte.
Vielleicht haben Sie weiter oben mit „Abbildung“ ja etwas anderes gemeint, womöglich die neuronale Aktivität, die dem bewussten Erleben zugrunde liegt (nach naturalistischer Auffassung). Aber diese wäre ja Teil der physikalischen Welt und stellt somit kein philosophisches Problem dar.
@Elektroniker
1) führt nur dann zu Widersprüchen, wenn ich auch noch 2) und 3) gelten lasse.
Dann kann man aber nicht sagen, ob 1), 2) oder 3) Schuld daran haben, kein Lemma ist ausgezeichnet. Zusammen sind sie halt nicht widerspruchsfrei. Das steht ja eigentlich alles schon richtig beschrieben im Text.
Versuchen Sie doch mal einen Widerspruch aufzuzeigen, wenn nur 1) und 2) gilt, oder wenn nur 1) und 3) gilt.
Wie gesagt, ein Epiphänomenalist wird vielleicht die letzte Auswahl übernhemen wollen und 2) bestreiten. Auch wenn wir uns beide dieser Philosophie nicht anschließen wollen, logisch widersprüchlich ist sie nicht.
@anton reutlinger // 15.01.2021, 20:18 Uhr
»Wenn der Naturalismus so einfach widerlegbar ist, dann frage ich mich, warum die Mehrzahl der Philosophen Naturalisten sind! «
„We are all naturalists now!” hat Sellars 1922 proklamiert.
Leider (oder glücklicherweise) gibt es keine allgemeingültige Festlegung, was genau unter ‚Naturalismus‘ zu verstehen wäre.
Ich glaube, der von Sellars (oder z. B. John Dewey) gemeinte Naturalismus lässt sich nicht so leicht widerlegen.
Zitat:
Das kann man in der Tat nicht wissen. Noch weniger kann man wissen wie ein Tier, das die Farbe rot erkennen kann, dies erlebt.
Wir wissen aber auch nicht wie ein künstliches neuronales Netz, das gelernt hat, rote von blauen Bällen zu unterscheiden, diese Farben/Farbunterschiede intern repräsentiert. Unterschiedliche neuronale Netze können das unterschiedlich handhaben. Alles was wir zuerst einmal erfahren ist, ob sie die gestellte Aufgabe lösen können, ob sie also etwa die Frage beantworten können: „was für eine Farbe hat die Kugel ganz links im Bild“. Neuronale Netze sind nämlich weitgehend „Black Boxes“, so wie das Menschen auch sind.
Eines aber ist sicher: Wenn ein Mensch, ein Tier oder ein neuronales Netz eine rote Kugel erkennt, dann gibt es dafür ein transientes „neuronales Korrelat“, also eine Aktivierung von Neuronen/Zellen. Unsere Sinnesempfindungen haben also eine physikalische Grundlage, denn ein neuronales Korrelat ist etwas, was für kurze Zeit, nämlich für die Zeitdauer der Wahrnehmung, als physikalisches Objekt existiert.
@Balanus (Zitat):
Es hat keinen Sinn über etwas zu sprechen von dem jeder eine andere Vorstellung hat. Heute ist es naheliegend die Wikipedia als Referenz zu wählen, wobei dann noch die Frage bleibt ob es die deutsche oder englische Version sein soll. Im konkreten Fall, der Frage also was Naturalismus in der Philosophie bedeute bevorzuge ich die englische Version wo man gleich schon als ersten Satz folgendes liest (übersetzt aus dem Englischen)::
@Mussi (Zitat):
Antwort: Geoffrey Hinton schlägt als Alternative für den Bewusstseinsbegriff wie er in der Philosophie verwendet wird, vor, das Hirn als Denkorgan zu verstehen und es als Netz von neuronalen Netzen aufzufassen. Hinton glaubt, dass wir alles was im Hirn passiert und alle Phänomene inklusive Gefühle und Empfindungen nachbilden können, dass also künstliche neuronale Netze zu allem fähig sind, wozu auch wir fähig sind.
@Joker, Grams: Trilemma & Naturalismus
Ich würde das auch so sehen, dass Materialisten am ehesten Prämisse 1 ablehnen: Dann ist 2 kein Problem mehr, denn dann bleibt die Kausalität sozusagen dem Physikalischen vorbehalten und bleibt somit auch 3 gewahrt…
…dann hat man eben nur das Problem, zu erklären, wie genau aus Körperlichem Geistiges hervorgeht (und worauf sich unser psychologisches Vokabular bezieht).
Naturalismus ist für mich übrigens eine epistemische Position, sagt also etwas über die Aussagekraft der Naturwissenschaften aus, nicht so sehr darüber, “was die Welt im Innersten zusammenhält”, also der Form: Die Welt lässt sich vollständig naturwissenschaftlich erklären.
Dann wird auch sofort klar, dass es sich um einen philosophischen und keinen naturwissenschaftlichen Satz handelt. Er könnte wahr oder falsch sein; wahrscheinlich ist er falsch.
Kürzlich schrieb ich selbst, mir vorstellen zu können, dass Bewusstsein naturwissenschaftlich erklärt werden kann – es wird bloß eine andere Naturwissenschaft sein müssen.
@Timm Grams
Das gilt in gewisser Weise auch für mich (*), ohne dass ich da einem von beiden in allen Punkten folgen würde.
Das bezweifle ich. Auch wenn es keine nichtphysikalischen Phänomene gibt, kann es Unterklassen geben, die anders bezeichnet werden.
Ich selbst erkenne durchaus an, dass in der Welt verschiedenartige Phänomene auftreten, z.B. meteorologische, akustische, politische oder eben auch mentale. Die ersten lassen sich vermutlich recht leicht als eine Unterklasse physikalischer Phänomene beschreiben und verstehen, bei den letzten beiden ist das eben eher knifflig (politische Phänomene als physikalische zu verstehen, scheint mir davon übrigens die größere Herausforderung zu sein).
Vollmer vertritt, was das Mentale betrifft, eine Identitätstheorie. Er schreibt in dem auch von Ihnen angegebenen ‘Gretchenfragen an den Naturalisten’, S.59:
Ich vermute, es würde ihm nicht schwerfallen, statt von mentalen Vorgängen, an dieser Stelle auch einfach von mentalen Phänomenen zu sprechen, die durch neuronale Vorgänge erzeugt werden. Zwei Seiten weiter spricht er ja sogar ganz unbefangen über Qualia.
(*)
Gleichzeitig lasse ich auch Schopenhauer gelten, “bei gleicher Umgebung lebt doch jeder in einer anderen Welt.” Was sich ja hier scheinbar bestätigt. Also zugegeben, auch ich leide teils unter kognitiven Dissonanzen.
@Balanus 15.01. 17:53 / 18:03 / 22:39
„Um bei Ihrer Analogie zu bleiben: Wie wechselwirkt die Abbildung des Hauses mit dem abgebildeten Haus?“
„Schon klar, aber wie funktioniert es umgekehrt? („Wechselwirkung“).“
Um beim Passbild zu bleiben: das Motiv wird sich alle Mühe geben, auf dem Foto gut auszusehen. So wirkt der Mensch auf sein Abbild. Und wenn die Person sich das Bild ansieht, und für gut hält, wird er es demnächst als Passbild in seinen Ausweisen mit sich tragen, und gibt dem Foto damit Gelegenheit, auf alle Betrachter einzuwirken, z.B. auf die Zöllner, um diese nach Möglichkeit dazu motivieren, einen durchzuwinken. Wir haben also in diesem speziellen Fall eine wirkliche Wechselwirkung bezüglich Motiv und Foto.
Es kommt einfach auf das Foto an, ob es was bewegt, oder nicht. Hier sollen durch Fotos von Kriegsopfern schon Kriege beendet worden sein.
„Also das „Abbild“, das vor unserem „geistigen Auge“ (eine schöne Metapher, übrigens) erscheint oder aufscheint. Ich kann mir nicht vorstellen, wie eine solche Erscheinung auf irgendetwas in der physikalischen Welt einwirken könnte.“
Natürlich nicht direkt, sondern durch meine Handlungen, die ein internes Bild motivieren kann. Wenn die intern abgebildete schöne Frau in mein Beuteschema passt, werde ich vielleicht gucken, wie ich ihr näherkommen kann. Und dies mit allen Nebenbedingungen abgleichen, etwa ob dies überhaupt praktikabel ist. Wenn die schöne Frau im Zug gegenüber sitzt, der gerade in die andere Richtung weiterfährt, werde ich nichts weiter veranlassen. Sitzt sie aber im selben Abteil mir gegenüber, dann gibt es eventuell was zu unternehmen. Hier werden meine Hormone gleich eine ganze Kaskade von spezifisch männlichem Verhalten in Gang setzen. Dennoch ist das eigene Bewusstsein die entscheidende Schaltstelle auch für recht instinktives Verhalten.
Unsere innere Erlebniswelt ist eben nicht nur wie ein ablaufender Film, dass ist doch mindestens so interaktiv, wie ein Computerspiel. Die Idee, unser Bewusstsein wäre ein reines Epiphänomen, und hätte rein gar nichts mit unserer Handlungsebene zu tun, ist wohl ziemlich weltfremd. Und auch irgendwie ziemlich respektlos.
So oder so, was ich nicht brauche ist:
3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.
Dieses kann ich eigentlich problemlos aufgeben. Das erscheint mir doch am einfachsten zu sein, wenn ich mir mein Leben betrachte. So fügt sich einfach alles besser zusammen.
1. Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.
2. Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam.
Ist für mich in jedem Fall widerspruchsfrei und eben auch ausreichend.
Der Satz ´Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene´ ist eine unsinnige Behauptung/Aussage.
Denn mentale Phänomene können bei Menschen nur auftreten, wenn die drei Voraussetzungen für die Entstehung von Bewusstsein erfüllt sind:
a) ein Mensch muss lebendig sein
b) verschiedene Gehirnareale müssen vernetzt zusammenarbeiten
c) es muss eine bestimmte Aktivitätsschwelle überschritten werden (z.B. EEG Alpha-Wellen > 8 Hz)
Wenn diese drei Bedingungen nicht erfüllt sind, sind mentale Phänomene – also bewusste Wahrnehmung / ein Bewusstsein – nicht möglich. Jeder Neurologe kann mit Aktivitätsmessungen des Gehirns belegen, dass unser Gehirn auch in einem unbewussten Zustand aktiv ist.
Unsere Neuronen sind eindeutig materiell-physikalischer Natur. Deshalb kann es keine nichtphysikalischen Bewusstseinsphänomne geben.
Sondern nur eine Fehlinterpretation von Effekten – wie die Behauptung in dem obigen Satz.
Jeder zumindest Ausdauersportler macht Erfahrung mit Endorphinen bis hin zu SuchtErscheinungen und depressiven Zügen bei Entzug.
Epigenetische Erkenntnisse weisen auch eher darauf hin,dass Körper=Geist bzw. Geist=Körper wahrscheinlicher ist.
Psychische Phänomen wie Phantasie,Imagination,Glaube und Autosuggestion sind wo?
Mir fällt es schwer,sie außerhalb des Lebens zu finden.
Zitat: “ Für Naturalisten, die Vollmer oder Mahner folgen, gibt es nur eine Welt, nämlich die materielle.
Doch: Geoffrey Hinton ist ein Materialist, glaubt er doch das Hirn, die Hirnleistungen liessen sich nachbauen, wenn man nur die richtigen Legosteine zusammensetze, doch gleichzeitig basiert das Gebiet auf dem er arbeitet, die künstlichen neuronalen Netze nämlich, auf dem mathematischen Gebiet der Linearen Algebra und gehört damit nicht zur materiellen Welt.
Folgerung: Wer an die Naturwissenschaften glaubt und alles damit erklärt, also alles „materiell“ erklärt, verwendet fast immer Mathematik und damit geistige Gebilde, die selbst nicht materiell sind.
Was ist ‘materiell’? Nach Einsteins Äquivalenzprinzip und Higgs-Boston ist Materie Energie.
Folglich kann Geist Energie sein und somit physikalisch.
zwei Beispiele zu unserem Weltbild bzw unserer Wahrnehmung:
A) Wenn man eine Batterie in die Uhr einlegt oder ein Federwerk aufzieht, dann läuft die Uhr indem diese zugefügte potentielle Energie in kinetische Energie umgewandelt wird – wodurch ein Zählwerk angetrieben und als Sekundäreffekt eine Kalenderanzeige bewegt wird, wo wir dann Kalenderdaten ablesen die wir als ´Uhrzeit´ bezeichnen.
´Zeit´ vergeht indem wir einen einseitig gerichteten Fluss von Energie haben: kurz – das Wesen von Zeit ist Energie
Wir haben uns aber den Fehler angewöhnt unter ´Zeit´ die angezeigten Kalenderdaten (= Uhrzeit) zu betrachten. In anderen Worten: für unser Weltbild gehen wir von einer 100%ig falschen Annahme aus.
Das sind wir so gewohnt und deshalb stört sich auch niemand daran
Die Buddhisten (vor 2500 Jahren) und Bischof Augustinus (vor 1600 Jahren, in ´Bekenntnisse´) gehen davon aus, dass ´Zeit´ keine Dauer hat und legen Argumente für diese Behauptung vor. Auch diese Hinweise werden ignoriert.
B) Wir wissen genau, dass im Kinofilm nur unbewegte Fotos gezeigt werden. D.h. unsere Wahrnehmung von bewegten Bildern ist zu 100% falsch. Dass unsere Wahnehmung zu 100 % falsch ist (mehr all 100% Fehler geht nicht), stört uns nicht. Wir haben uns an diese Fehlleistung unseres Gehirns gewohnt.
Diese beiden Beispiele zeigen, dass hierbei unsere Wahrnehmung bzw. unser Weltbild zu 100 % auf Fehlannahmen beruht – ohne dass wir uns daran stören.
Diese Tatsachen sollte man auch in Überlegungen zum Thema ´Bewusstsein´ einbeziehen. Denn es könnte sein, dass die Idee vom ´Bewusstsein´ nur ein Ergebnis von Fehlannahmen ist.
Denken Sie daran wenn Sie die bewegten Bilder eines Kinofilms genießen.
Beim Thema ´Bewusstsein´ muss man sich auch mit dem Phänomen ´Zeit´ befassen – denn man muss z.B. klären, wie lange ein Gedanke überhaupt dauern kann.
@Mussi (Zitat): „ Nach Einsteins Äquivalenzprinzip und Higgs-Boston ist Materie Energie.“
Für unsere Betrachtungen ist Energie auch materiell, denn eigentlich geht es darum ob etwas physikalisch oder nicht physikalisch ist. Im englischen Sprachraum spricht man deshalb häufig vom Physikalist und ein ontologischer Materialist aus Wien ist in London ein Physikalist.
@Holzherr
Eben!
@KRichard (Zitat): “ Denn es könnte sein, dass die Idee vom ´Bewusstsein´ nur ein Ergebnis von Fehlannahmen ist.
Materialisten wie Geoffrey Hinton halten das, was die Philosophen unter dem Begriff „Bewusstsein“ diskutieren für eine Illusion. Die Illusion liegt für Materialisten vor allem darin, dass man dem Bewusstsein eine eigene „Welt“ zuschreibt so als würde man Autos eine eigene Welt zuschreiben. Dabei basiert sowohl die Welt des Bewusstseins als auch die Welt des Autos im Materiellen.
@Holzherr
Wir können es nicht ausschließen. Agnostizismus.Fertig.
Der ‘Rest ist Spielerei’.
Nach heutiger Kenntnis.
@Schleim
Kürzlich schrieb ich selbst, mir vorstellen zu können, dass Bewusstsein naturwissenschaftlich erklärt werden kann – es wird bloß eine andere Naturwissenschaft sein müssen.
Diese Aussage ist sicher nicht falsch – aber bringt sie uns weiter? Die Kugeltheorie der Erde ist eine andere Naturwissenschaft als die Scheibentheorie, die Relativitätstheorie ist eine andere Physik als die klassische.
Dass der Naturalismus noch keine Lösung hat für das Bewusstsein ist kein Argument gegen ihn. Was wären denn die Alternativen zum Naturalismus, wären sie besser, hätten sie eine Lösung? Man kann empirische Wissenschaften von nichtempirischen unterscheiden, aber auch das hilft uns nicht weiter.
Die allermeisten Argumente des Antinaturalismus oder Antimaterialismus sind nichts weiter als billige Wortspiele, die sich bei näherer Betrachtung in Aggregationen, in Synonymen und Homonymen verflüchtigen. Ein Auto ist ein Aggregat seiner Bauelemente, das andere Eigenschaften und Funktionen hat, als wenn man die Bauelemente nebeneinander legt.
Wir müssen uns nun mal damit abfinden, dass wir die Welt nicht vollständig erkennen und erklären können – ignorabimus. Eine weiße Figur vor einem weißen Hintergrund ist nicht erkennbar, es sei denn, man weiß vorab, dass es eine weiße Figur vor einem weißen Hintergrund ist. Uns fehlt das Vorwissen, um die Welt vollständig erkennen zu können, siehe die “reine Vernunft” bei Kant.
@Mussi (Zitat): „ Folglich kann Geist Energie sein und somit physikalisch.“
Ja. Wobei Philosophen die von Bewusstsein sprechen damit nicht einverstanden wären. Denn für sie ist Geist auch nicht physikalische Energie.
Zurück in die Vergangenheit: Früher erzählten Leute von Menschen, die sich nur von Licht ernährten und Licht galt als etwas nicht-materielles, als etwas Geistiges. Wer sich von Licht ernährte war nicht mehr von dieser Welt.
Zurück in der Jetzt-Zeit: Heute wissen wir, dass derjenige, welcher sich nur von Licht ernährt nicht verhungern muss, denn auch Photovoltaikanlagen „ernähren sich“ nur von Licht und das reicht für allerhand Kraftanstrengungen (ja auch E-Autos können Muscle-Cars sein).
@Joker
Für Gerhard Vollmer gehören zum Naturalismus sowohl der ontologische Naturalismus (Welt unabhängig vom Bewusstsein) als auch die monistisch-materialistische Identitätstheorie. Darin sehe ich einen Widerspruch.
@Holzherr
Ja,ist doch witzig!
Schön,dass wir das auch salutogenetisch sehen können und nicht pathogenetisch müssen!
@Martin Holzherr // 16.01.2021, 10:18 Uhr
»… geistige Gebilde…«
Was genau sind „geistige Gebilde“?
Für Naturalisten sind das doch nichts weiter als biophysikalische Gehirnzustände.
Für Naturalisten gibt es keinen Gedanken, keine Idee und keine Erklärung außerhalb (jenseits) materieller Entitäten. Oder, mit Blick auf Timm Grams Tabelle, keine Innenwelt („Diesseits“) ohne die Außenwelt („Jenseits“). Grams Innenwelt ist einfach nur Teil der „einen“ Welt des Naturalisten.
@Holzherr
Ernährung durch Licht:Vitamin D!
Am Anfang eines Montagebandes liegen die Bauelemente des Autos, am Ende steht das fertige Auto. Was geschieht dazwischen? Wird ihm Geist eingesprüht, damit das Auto Geräusche abgibt, damit sich die Räder drehen, dass es eigenwillig losfährt am Hang oder manchmal stehenbleibt? Die Antinaturalisten sollten Erklärungen haben.
Holzherr,
wir sind auf einer Ebene
Denkansatz 2, was ist Bewußtsein ?
Beobachten wir einmal Säuglinge. Die spucken den Brei aus, der ihnen nicht schmeckt.
Kleinkinder zeigen ganz deutlich, wenn ihnen etwas nicht passt, sie verziehen das Gesicht, spitzen den Mund und los geht das Geschrei. Und wenn sie erst einmal das Wort „Nein“ entdeckt haben, dann haben sie ihren Willen entdeckt.
Sie haben entdeckt, dass sie auch jemand sind, sie haben das Ich entdeckt. Und sie haben ihren Willen entdeckt. Und wehe der Mutter, die ständig nachgibt, die erzieht sich Tyrannen.
Die Kinder tun das ganz bewusst und sie erkennen ihre Stärke. Wollen wir hier das Wort Bewußtsein verwenden, noch nicht. Es geht um das Ich und es geht um den Willen.
Und wenn sie den Willen ganz bewusst durchsetzen, dann zeigen sie Bewusstsein, man kann es auch Selbstbewusstsein nennen. Und manche Kinder sind so findig, dass sie ihre Eltern manipulieren können.
Wir befinden uns gerade in der Entwicklungspsychologie, Da ist kein Platz für Spekulationen, ob das Bewusstsein eine Illusion ist. Wer so denkt, der hat noch nie mehrere Kleinkinder hüten müssen.
Verdict: Bewußtsein = Ich + Wille
@Balanus (Zitat):
Ein Mathematiker wäre wohl nicht einverstanden wenn man sein Lieblingsgebiet in der Mathematik als (Zitat) „ nichts weiter als biophysikalische Gehirnzustände“ bezeichnen würde (dafür würde er wohl nicht einmal einen Forschungskredit erhalten).
Ein Mathematiker kann aber trotzdem ein Materialist sein.
Solche Beiträge amüsieren mich. Ich stelle mir dann vor, ein Raumschiff mit Aliens, die uns mental und technisch haushoch überlegen sind, beobachten uns. Ich höre sie sagen, ‘was ist das für eine seltsame Spezies da unten. Sie schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein und machen ihren Planeten kaputt, glauben aber, sie seien die Krone der Schöpfung. Was für eine Schöpfung? Sie glauben, jemand hätte sie erschaffen und wenn sie tot sind, leben sie trotzdem weiter, weil ihr, wie sie es nennen, Bewusstsein oder Geist, nicht stirbt. Aber warum denken sie denn so etwas? Ihre Neuronen sind nur niederdimensional verknüpft, sie denken überwiegend assoziativ. Schade, dass so ein schöner Planet solche einfachen Bewohner hervorbringt.’
@hwied (Zitat 1): “Bewusstsein = Ich + Wille;“
Zitat 2: “ Sie haben entdeckt, dass sie auch jemand sind, sie haben das Ich entdeckt. Und sie haben ihren Willen entdeckt. “
Antwort: Bewusstsein ist keine Illusion, eine Illusion aber ist, Bewusstsein spiele sich auf einer ganz anderen Welt ab, es sei ausserhalb der materiellen Welt.
Wie gesagt, es gibt unterschiedliche Grade von Bewusstsein und gewisse höhere Bewusstseinszustände, in der man sich etwa seiner selbst bewusst wird, müssen nicht bei allen Lebewesen vorkommen. Doch es gibt keine starke Trennlinie zwischen dem Bewusstsein einer Katze und der eines Menschen. Das Bewusstsein ist von dieser Welt und wer mehr davon hat, besitzt bildlich gesprochen vielleicht über ein fortgeschritteneres Vehikel (einen luxury car?)
@hwied
Das Wort “Illusion” kann ganz unterschiedlich gedeutet werden: ein unerfüllbarer Wunsch, eine irreale Idee oder Vorstellung, eine Wahrnehmungstäuschung, und mehr. Das ist eben ein Problem im nichtempirischen oder abstrakten Bereich von Diskussionen. Was genau ist mit einem Begriff gemeint, besonders bei historisch, interkulturell oder fremdsprachlich entstandenen Begriffen? Wenn das nicht klar ist, dann entstehen Folgefehler und noch größere Missverständnisse bis zum Zusammenbruch eines Diskurses. Darin liegt die Begründung der Analytischen Philosophie.
Stegemann,
Menschen denken überwiegend assoziativ. Das ist richtig und so können sie das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden.
Die Naturwissenschaftler, die denken auch analytisch, manche Ehefrauen übrigens auch, wenn sie in der Hosentasche ihres Mannes einen Zettel mit einer Telefonnummer finden.
Die Aliens , die denken wie die Ameisen, ohne Humor, ohne Liebe, nur nützlich.
Die sollten wir nicht als Vergleich heranziehen.
Martin Holzherr,
Auf ihren Gedanken mit der Welt außerhalb, komme ich bei “Bewußtsein als Reflexion ” zu sprechen. Geduld.
Reutlinger,
Tatsächlich ist der Begriff Illusion mehrdeutig.
Und wir müssen prüfen, ob wir eine materialistische, naturwissenschaftliche Sichtweise anwenden, oder ob wir eine idealistische Sichtweise zugrunde legen.
Später, Hunger ist keine Illusion !
@hwied
Hunger ist doch ein gutes Beispiel,wie ein Energiedefizit die Handlung und Phantasie anregen kann. Auf was für Ideen man da kommen kann.
In welcher ‘Welt’ findet das statt?
@ hwied: ich sags ja 🙃🙃🙃🙃🙃🙃
@Stegemann
Ja,ist schon immer wieder erstaunlich,wie es bei der ‘Flucht aus der Realität’ einen durch die eigene Bedingheit ‘auf die Erde’ zurückwirft. 🙂
@ anton reutlinger 16.01.2021, 11:15 Uhr
Zitat: „Am Anfang eines Montagebandes liegen die Bauelemente des Autos, am Ende steht das fertige Auto. Was geschieht dazwischen? Wird ihm Geist eingesprüht, damit das Auto Geräusche abgibt, damit sich die Räder drehen, dass es eigenwillig losfährt am Hang oder manchmal stehenbleibt? Die Antinaturalisten sollten Erklärungen haben.“
Heutzutage ist es nicht mehr ganz so wie Sie vermuten.
Einem modernen Auto wird tatsächlich „Geist“ (neueste Software) eingespielt, z.B. auch noch beim 1. Service. Ein Auto muss schließlich „wissen“, wie es sich in jeder Situation zu „benehmen“ hat. Z.B. beim Bergabfahren spritzt es keinen Treibstoff ein und ist besonders umweltfreundlich, es passt sich total an die jeweiligen, sehr zahlreichen Bedingungen (Hitze, Kälte, Regen, Eis, Nacht, Tag, bergauf, bergab, schnell, langsam, … ) an. Natürlich auch auf dem Prüfstand, da muss zum Beispiel auch ausgeschlossen werden, dass das Auto von der Hebebühne herunterfällt, oder einen Techniker überfährt.
Kann mir nicht vorstellen, wie es sinnvoll sein soll, wenn die Grünen und die Juristen die Techniker dazu zwingen wollen, ausgerechnet am Prüfstand, wo das Auto kaum Treibstoff benötigt, besonders zu stinken …
@ anton reutlinger 16.01.2021, 11:15 Uhr
Übrigens: Fast geräuschlosen – E Autos wird tatsächlich Geist (Software) eingespielt um Geräusche zu machen, weil sich Fußgänger erschrecken könnten, wenn sich ein fast geräuschloses E – Auto von hinten „anschleicht“ ….
@Stephan Schleim 16.01. 00:43
„Kürzlich schrieb ich selbst, mir vorstellen zu können, dass Bewusstsein naturwissenschaftlich erklärt werden kann – es wird bloß eine andere Naturwissenschaft sein müssen.“
Meine Idee von den gezielten Zufällen beim Zusammenbruch der Wellenfunktionen wäre dann auch eine andere, bzw. eine nur ein wenig erweiterte Naturwissenschaft. Sollte dieses mal Experimentell bestätigt werden können, wären dann vielleicht auch die Naturalisten aller Art zufrieden?
Immerhin gehörte es dann zu den Konsequenzen, dass unsere innere Welt eine andere Prominenz bekommt. Ich denke, das die zukünftige Hirnforschung genau diese Bestätigung tatsächlich liefern kann. Derweil ist der Agnostizismus aber wohl die realistischste Haltung.
Mussi,
so langsam laufen Sie zur Höchstform auf.
Der Hunger erinnert uns daran, dass wir als Philosophen verhungern würden.
Und er erinnert uns daran, dass wir Gefangene des Fleisches sind. Große Geister in alterndem Fleisch. Der Rauswurf aus dem Paradies ist eine treffende Beschreibung unserer Situation. “Im Schweiße eures Angesichtes sollt ihr euer Brot verdienen” heißt es in der Bibel .
Das Ganze findet in unserer Welt statt, die aber nicht nur zeitlich-räumlich zu denken ist, sondern auch ideal-moralisch, also gedacht.
@ Wolfgang Stegemann 16.01.2021, 11:59 Uhr
Ich würde meinen, den „Aliens“ fällt bei den „Erdlingen“ auf, dass sie besonders in der Nacht, eifrig damit beschäftigt sind ihre “Software” (die Gene) mit besonderem Vergnügen „zu sichern“. So dass die „Software“ in einer „fast unendlichen Kette“ immer wieder neues Leben generiert, auch wenn das „alte Leben“ endet. Natürlich sichern sie sogar ihre „Meme“ einerseits durch „Überlieferung“ oder durch Medien (Bücher, …).
Die „Aliens“ würden sich wundern, dass viele „Erdlinge“ trotzdem nicht an die Existenz einer fast „unkaputtbaren Software“ glauben…
Sie würden sich auch wundern, dass einige „Erdlinge“ glauben, grundsätzlich ohne jeglichen „Schöpfungsprozess“, ohne jegliche „Naturgesetze“ angefangen haben zu existieren, obwohl sie doch selber den Begriff „Schöpfung“ ausdrücklich für den Prozess, dass etwas aus dem Nichts entsteht, „deklariert“ haben, z.B. auch bei der Geldschöpfung….
@Martin Holzherr // 16.01.2021, 10:18 Uhr
» Ein Mathematiker wäre wohl nicht einverstanden…«
Darauf kommt es nicht an. Sondern darauf, ob es Argumente gibt, die für eine nicht naturalistische Erklärung mathematischer Konstrukte sprechen. Gibt es welche?
@Reutlinger: Naturalismus und Unredlichkeit
Ob alles naturwissenschaftlich erklärt werden kann, wissen wir genau dann, wenn wir alles naturwissenschaftlich erklären können. Ich halte es schlicht für unredlich, den Naturalismus vorher schon als Wahrheit zu verkaufen, während er in Wirklichkeit spekulative Philosophie ist. Die Vermischung von Philosophie (oder Ideologie) und Naturerkenntnis ist brandgefährlich!
Ich bezog mich hier speziell aufs Bewusstsein. Der Naturalismus ist in seiner Allgemeinheit wahrscheinlich falsch, weil es in der Welt eben auch soziale und kulturelle Phänomene gibt, für die den Naturwissenschaften schlicht die analytischen Kategorien fehlen.
Warum müssen wir hier die banalsten Dinge immer wieder wiederholen? Mir wäre diese hirnlose Naturalismus-Diskussion mehr oder weniger egal, würden seine Vertreter nicht mit so einer peinlichen Arroganz auftreten.
@Mussi: Körperliches und Psychisches
Dass körperliche Vorgänge (seien es Rituale, Substanzkonsum oder Verletzungen) mit bestimmten psychischen Vorgängen einhergehen, wussten schon die Naturvölker lange vor der Moderne; gerade deshalb haben sie ja z.B. Rituale durchgeführt oder Substanzen konsumiert (und versucht, Verletzungen zu vermeiden oder sie ihren Gegnern beizubringen).
Warum muss man immer wieder so tun, als wäre das eine neue Erkenntnis, die wir der Hirnforschung zu verdanken hätten? (Übrigens war die Säfte-Lehre, die sogenannte Humoralpathologie, die Hippokrates [5.-4. Jh. v. Chr] und Galen [2. Jh. n. Chr.] entwickelten, wahrscheinlich aber bis ins Alte Ägypten zurückreicht, von ihren Annahmen her ähnlich der heutigen Biologischen Psychiatrie, die eben von anderen Körpersäften spricht, nämlich Neurotransmittern.)
Interessant ist aber doch, dass selbst heute ein Neurochirurg, der am offenen Gehirn elektrisch stimuliert, nicht genau vorhersagen kann, was die elektrische Stimulation bewirken wird. Erst hinterher, wenn man z.B. einen “Lachen-” oder “Weinen-Knopf” im Gehirn gefunden hat, gibt man damit an. Wer nicht weiß, wie solche Aufnahmen entstehen, der missversteht leicht die Aussage.
@Stegemann: Außerirdische
Was wäre denn Ihre Antwort?
Ich denke, aus philosophischer Sicht sollte man anerkennen, dass sich über manche Themen schlicht naturwissenschaftlich keine Aussagen treffen lassen. Und damit gut.
@Balanus: Von den Füßen auf den Kopf!
Mal wieder ein echter Balanus: Mit mathematischen Konstrukten werden eigentlich Naturvorgänge beschrieben; das nennt man dann zum Beispiel “Naturgesetz”.
Nun sollen – nach balanesischer Logik – mathematische Beschreibungen von Naturvorgängen herhalten, um mathematische Konstruke zu erklären? Ein Ding der Unmöglichkeit!
Man sollte so ehrlich sein, Mathematik, zumindest die reine Mathematik, als das anzuerkennen, was sie ist: nämlich Geisteswissenschaft, so wie die Logik und Philosophie auch.
@Balanus
Sowas vielleicht: Die mathematsche Konstruktion des Unendlichen kann nicht einer naturalistisch beschränkten Welt entstammen.
@Balanus (Zitat): “ Sondern darauf, ob es Argumente gibt, die für eine nicht naturalistische Erklärung mathematischer Konstrukte sprechen. Gibt es welche?“
Es gibt Mathematiker, die denken, mathematische Aussagen würden nicht erfunden, sondern entdeckt. Sie glauben also, mathematische Zusammenhänge könnten schon immer existiert haben und ein Mathematiker entdeckt sie nun wie ein Botaniker eine neue Pflanzenart entdeckt.
Hier muss man allerdings berücksichtigen, dass ein wichtiger Teil der Mathematik auch dazu in der Lage ist die Physik des Universums zu beschreiben. Daneben gibt es aber auch Mathematikgebiete, die wirklich frei erfunden erscheinen und wo es in der Natur kaum Anwendungen oder Entsprechungen gibt.
Hausaufgaben @alle Möchtegernnaturalisten
Satz S: Die Summe der Winkel von Dreiecken ist immer 180°.
Aufgabe: Rein(!) naturwissenschaftliche Erklärung von S.*
Preis: Eingang in die Annalen von MENSCHEN-BILDER.
* Also sich in der Erklärung bitte auf Elektronen, Protonen und Neutronen sowie Kernkräfte, Gravitation & Elektromagnetismus beschränken, wie es der Theoretische Physiker Sean Caroll erklärt.
P.S. Hausaufgabe für Fortgeschrittene
S’: S = wahr
Aufgabe: Rein(!) naturwissenschaftliche Erklärung von S’.
Aliens,
Es tut mir leid, dass ich Euch Humorlosigkeit unterstellt habe. Intelligenz bringt meistens auch Humor mit sich.
Der Herr Stegemann hat euch nur benützt um seine Bestürzung über die Dummheit seines eigenen Geschlechtes zum Ausdruck zu bringen.
Und er hat euch unterstellt, nicht an die Unsterblichkeit des Geistes zu glauben.
Dabei ist es doch sonnenklar, dass die „Naturgesetze“ schon vorhanden waren, bevor der große Big Bang eintrat
@Holzherr
Der goldene Schnitt ist so ein Phänomen.
@Schleim
bleiben Sie mal locker…
Es deutet vieles eher darauf hin,dass es ein ‘Zusammenspiel’ von ‘Geist und Materie’ gibt.
Woher,weshalb und warum?
Wissen wir nicht und vermutlich werden wir es nie erfahren…
Aber danach suchen ist ein gute Beschäftigung.
@Stephan Schleim 16.01. 14:40
„Nun sollen – nach balanesischer Logik – mathematische Beschreibungen von Naturvorgängen herhalten, um mathematische Konstrukte zu erklären? Ein Ding der Unmöglichkeit!“
Ich denke schon, dass die physikalischen Eigenschaften der Natur vieles in der Mathematik inspiriert haben.
Andererseits halte ich es für ein Wunder des Kosmos, das hier vieles so schön geordnet daher kommt, dass man es mit menschlich-mathematischen Werkzeugen beschreiben kann.
Diese so prominente Beschreibbarkeit ist für mich sogar ein weiterer Grund, der Wirklichkeit eine geistige Ordnung zuzugestehen. In diesem Sinne ist Mathematik als Geisteswissenschaft noch mal aufgewertet.
Kaum jemand wäre vor Newton auf die Idee gekommen, dass so vieles auf Erden so mathematisch ordentlich beschrieben werden kann. Die Welt sieht auf den ersten Blick so unordentlich aus, dass man da kaum eine so konsequente Ordnung erwartet. Der Sternenhimmel ist da anders: Die Planeten sind sich schön regelmäßig sich stets wiederholend gegenseitig am umkreisen, während die Sterne unbewegt als ewiger Hintergrund erscheinen, zumindest, wenn man kein Fernrohr benutzt.
@hwied (Zitat): “ Dabei ist es doch sonnenklar, dass die „Naturgesetze“ schon vorhanden waren, bevor der große Big Bang eintrat“
Nicht unbedingt, denn ein „vor dem Big Bang“ muss es gar nichts geben. Wenn alles beginnt mit dem Big Bang, dann beginnt mit dem Big Bang auch die Zeit und ein vorher gab es nicht.
Der Big Bang kann also eine echte Singularität sein. Eine Singularität ist etwas was es nur in der Mathematik nicht aber in der Physik geben kann, denn in der Physik gibt es keine Unendlichkeiten. Ein schwarzes Loch ist in der Beschreibung der allgemeinen Relativitätstheorie eine Singularität, denn im Zentrum des schwarzen Loches gibt es keine Raumzeit mehr. Wenn man mit der allgemeinen Relativitätstheorie rechnet. Die Physiker folgen daraus und aus der Tatsache, dass es schwarze Löcher gibt, dass die Allgemeine Relativitätstheorie noch nicht die letzte Lösung für die Beschreibung unserer Raumzeit ist, dass sie nur eine Annäherung an die Wahrheit sei.
Doch beim Big Bang wird es schwieriger. Denn welche Theorie soll vor dem Big Bang gelten, wenn es doch vor dem Big Bang gar keine Zeit gab.
Der Big Bang kann also eine echte Singularität sein, denn vor dem Big Bang gab es keine Physik und ohne Physik, rein in der Mathematik, kann es Singularitäten geben.
@Schleim
Wie steht es mit Ihrer eigenen Arroganz?
Satz S: Die Summe der Winkel von Dreiecken ist immer 180°.
Aufgabe: Rein(!) naturwissenschaftliche Erklärung von S.*
Legen Sie in Ihrem Garten ein geradliniges Dreieck aus und messen Sie die Winkel. Die Zahl 180 stammt von einem rein historischen Winkelmaß, eingeführt von griechischen Astronomen der Antike, naturwissenschaftlich ohne Bedeutung.
Martin Holzherr,
die Logik und die Gesetze der Mathematik brauchen keinen Big Bang um gültig zu sein. Sie sind gültig, weil sie logisch sind.
Der Big Bang war nur eine Materialisation um das Wesen des Geistes zu erklären.
Die Logik gehört einer anderen Kategorie an, als die Energie und die Materie.
Hier wird ja versucht, Bewusstsein naturwissenschaftlich zu erklären. Das funktioniert ja auch bei der Hirnforschung. Aber die Erklärung findet ihre Grenze , wenn es um Phantasie , schöpferische Phantasie geht, das was wir als geistig bezeichnen.
@Martin Holzherr // 16.01.2021, 14:49 Uhr
»Daneben gibt es aber auch Mathematikgebiete, die wirklich frei erfunden erscheinen und wo es in der Natur kaum Anwendungen oder Entsprechungen gibt. «
Ein Naturalist würde wohl nicht bestreiten wollen, dass der Mensch über die begreifbare Natur mit ihren Gesetzmäßigkeiten hinausdenken kann. So wie etwa beim Begriff des Unendlichen (@Joker). Er hat sich ja auch Gottheiten ausgedacht.
Ich schätze, das eben sind die sogenannten „geistigen Gebilde“, von denen Sie oben sprachen, Ergebnisse menschlicher Denkprozesse, für die wir keine außer- oder übernatürlichen Erklärungen bemühen müssen—oder auch die Annahme einer gesonderten Welt jenseits (oder diesseits?) der natürlichen.
Freier Wille bedeutet für mich, frei von allem, also losgelöst von allen Einflüssen. Was bedeuten würde, dass wir nicht existieren, da wir und jedes andere Lebewesen abhängig sind von Einflüssen jeglicher Art, wie Luft, Nährstoffe, klimatische Bedingungen und vieles mehr . Wie bitte soll da ein freier Wille existieren? Wo unser Wille von diesen Dingen abhängig ist. Wir entscheiden nach vorgegeben Mustern, was neurologisch gesehen kein Problem mehr darstellt. Sollten dennoch einmal zwei oder mehrere Möglichkeiten bestehen sich zu entscheiden, übernimmt ein Zufallsgenerator die Entscheidung. Wir entscheiden nach kausal determinierten Vorgängen im Gehirn.
@hwied
die Logik und die Gesetze der Mathematik brauchen keinen Big Bang um gültig zu sein. Sie sind gültig, weil sie logisch sind.
Nein, das stimmt so nicht. Die Mathematik hat ihre Begründungen in der Natur unseres Universums. Die Logik kann die Natur transzendieren, aber sie sollte ihr nicht widersprechen. Es wäre ein anderes Universum denkbar, in dem andere Naturgesetze und damit eine andere Mathematik gelten könnten.
Müssen sich auch die Götter an unsere Logik halten – oder ist sie schon von ihnen vorgegeben? Wenn Letzteres gelten würde, dann müssten die Menschen die Logik nicht mühsam erlernen!
@Balanus, hwied (Zitat): „ Aber die Erklärung [für das Bewusstsein] findet ihre Grenze , wenn es um Phantasie , schöpferische Phantasie geht, das was wir als geistig bezeichnen.“
und “ Ein Naturalist würde wohl nicht bestreiten wollen, dass der Mensch über die begreifbare Natur mit ihren Gesetzmäßigkeiten hinausdenken kann. So wie etwa beim Begriff des Unendlichen (@Joker). Er hat sich ja auch Gottheiten ausgedacht.“
Ich denke, wenn man das Unmögliche und Unendliche nicht denken kann, kann man überhaupt nicht oder nur sehr eingeschränkt denken.
Die Frage ist nun: 1) Kann erst der Mensch Fiktionen konstruieren und 2) Kann man innerhalb einer rein materiell/physikalisch basierten Welt keine Fiktionen konstruieren?
Mir scheint tatsächlich, dass die materielle Welt auch Fiktionen zulässt. Diese Fiktionen passieren in Informationen verarbeitenden Systemen fast zwingend und lassen sich kaum vermeiden. Auch Hunde leiden beispielsweise unter optischen Illusionen und haben wohl verrückte Träume von Dingen die es nicht gibt.
Höhere Tiere können ja Informationen verarbeiten und damit (oft unfreiwillig) Fiktionen erzeugen . Fiktionen kann man verschieden sehen. Die einen sehen darin Irrtümer („Er hat sich auch Gottheiten ausgedacht“), andere verdienen ihr Geld damit und wieder andere glauben gar, ohne Fiktionen, ohne Phantasie wäre alles nichts und Fiktionen/Phantasie könne es in einer rein materiell basierten Welt gar nicht geben.
Nun, vielleicht sind Fiktionen häufig Irrtümer. Und gewisse Menschen sind dann auf die Idee gekommen, diese Irrtümer seien überhaupt erst das, was das Leben lebenswert macht. Es gibt ja sogar Sprüche wie: Der Irrtum eines Genies kann der Grund für eine geniale Entdeckung sein. Vielleicht leben wir ja alle um uns zu irren.
@Jeckenburger: Ordnung & Chaos
Schöner Gedanke. Doch man muss aufpassen, hier keine Tautologie zu begehen:
Wir nehmen und behalten eben die mathematischen Verfahren, die uns ein bestimmtes Muster bestätigen. Dann wundern wir uns: “Oh, ein Muster! Die Welt ist erklärbar!” Die vielen anderen Vorgänge, die in kein von uns bekanntes Muster passen, blenden wir dann aus.
Mal ein anschauliches Beispiel: Ein Biologieprofessor, Molekularbiologe, mit dem ich vor vielen Jahren zusammenarbeitete, erzählte einmal: Da mache man vielleicht dreißig, vierzig Aufnahmen mit dem Mikroskop – und die beiden “Schönen” (d.h. die die Hypothese stützen) wählt man aus und publiziert man. Ich will hiermit keine unlauteren Methoden unterstellen; aber interessant ist doch, dass die 38 anderen Abbildungen ebenso die Natur wiedergeben, vom Menschen aber als “uninteressant” abgetan werden, weil sie nicht zur Methode/Erwartung passen.
Oder: In der bildgebenden Hirnforschung haben wir statistische Modelle zur Datenanalyse aufgestellt. Prinzipiell kann man wohl (annähernd) unendlich viele Modelle auf seine Daten loslassen. Die Teilmenge der Modelle mit “interessanten” Ergebnissen dürfte i.d.R. >1 sein. Wie wählt man dann aus? Und das, was nicht in (dieses) Modell passt, das landet im “Fehlerterm”. Auch hier ist es so: Den Teil der Naturvorgänge, der zu den Erwartungen des Menschen passt, wird hervorgehoben, und der Rest wird als uninteressant abgetan.
Zudem haben die Menschen schon vor der modernen Wissenschaft Regelmäßigkeiten wahrgenommen und beschrieben: Denken Sie an Tag und Nacht, die Jahreszeiten, die Bewegung der Sterne, der Zyklus allen Lebens und noch viel mehr. In der Wissenschaftsgeschichte haben manche Naturwissenschaftler – würde mich nicht wundern, wenn Newton oder Darwin dazu zählen – diese Ordnung gerade als Beweis für eine höhere Macht, einen Gott angesehen.
Martin Holzherr,
Zustimmung
Denkansatz 3
was ist Bewusstsein oder über das Denken nachdenken.
Die einfachste Methode zu denken ist die direkte Beobachtung. Man lässt sich vom Geschehen direkt inspirieren. Diese Form der Naturbeobachtung ist unentbehrlich aber sie hat ihre Grenzen.
Worauf soll man achten, Welche Zusammenhänge sind wichtig.
Unser Denkapparat hat da eine bewährte Methode, wir denken in Begriffen, d.h. Wir greifen auf schon Gedachtes zurück und müssen nicht immer wieder von vorn anfangen.
Wir kombinieren also Beobachtetes mit Begriffen, Materielles mit schon Gedachtem.
Schwierig wird es, wenn wir über Gedanken nachdenken, also reflektieren.
Das kann schnell in geistige Inzucht ausarten, wir drehen uns im Kreis. Wir denken das, was wir denken wollen oder sogar sollen.
Da ist es erfrischend, mal andere Gedanken zu lesen. Bücher sind der beste Freund des Menschen, so sagt es der Volksmund.
Jetzt kommt so ein Begriff wie Bewusstsein und wir sollen darüber nachdenken, was er bedeuten könnte, suchen sprachliche Parallelen, oder wir definieren einfach den Begriff nach unserem Willen.
Hier in diesem blog ist die Mehrheit der Meinung Bewusstsein ist naturwissenschaftlich erklärbar, oder es ist ein Scheinbegriff, dem keine Realität entspricht.
Meine Meinung ist, der naturwissenschaftliche Anteil an der Erklärung ist groß, es bleibt ein unerklärbarer Rest, der aber eine ganz neue Dimension erschließt, die Religion.
Reutlinger,
“Die Mathematik hat ihre Begründungen in der Natur unseres Universums”
Die Logik ist unabhängig vom Universum. Sie ist deshalb unabhängig, weil die Logik selbst eine Abstraktion ist, eine Schöpfung des Geistes.
Abstraktionen sind immer richtig, sonst sind sie keine Abstraktionen.
U = d mal Pi, das gilt immer, in jedem Universum, weil die Gravitation die Abstraktion nicht verbiegen kann. Geist ist stärker als jede Naturgewalt.
@Mussi, Reutlinger: Arroganz
Manche Menschen finden es schon Arrogant, wenn man es wagt, konsistent einen eigenen Standpunkt zu vertreten. Tja, da kann ich dann auch nichts machen. Und als Blogbetreiber und Hochschullehrer nehme ich mir manchmal heraus, offenkundigen Unsinn als solchen zu bezeichnen.
@Tobias Jeckenburger // 16.01.2021, 01:19 Uhr
» So wirkt der Mensch auf sein Abbild. Und wenn die Person sich das Bild ansieht, und für gut hält, wird er es demnächst als Passbild in seinen Ausweisen mit sich tragen, und gibt dem Foto damit Gelegenheit, auf alle Betrachter einzuwirken, z.B. auf die Zöllner, um diese nach Möglichkeit dazu motivieren, einen durchzuwinken. «
Ich hatte bereits zugestanden, dass ein materielles Abbild selbst wieder zur Vorlage für ein Abbild werden kann. Das hat aber nichts mit der behaupteten *Wechsel*wirkung zwischen Motiv und Bild (als Analogie zu Körper und bewusst erlebtes Abbild) zu tun. Das Bild wirkt nicht auf das Motiv zurück. Das Motiv bedingt die Abbildung, aber die Abbildung bedingt nichts an/bei dem Motiv.
» So oder so, was ich nicht brauche ist:
3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen. «
Na, dann ist ja besonders mutig, wenn Sie aufs Rad steigen oder mit dem Zug fahren. Zu den Unwägbarkeiten, die es selbstredend auch in einer kausal (ab)geschlossenen Welt gibt, kämen dann ja noch akausale Ereignisse hinzu, die schon aus rein prinzipiellen Gründen überhaupt nicht einkalkuliert werden könnten.
@Timm Grams
Da haben Sie meine Zustimmung. Nur sollten Sie zugestehen, dass die Aussage von wem auch immer, dass identische Ursachen nicht notwendigerweise identische Folgen haben, mithin es gäbe Willensfreiheit (*), ebenfalls metaphysisch, unwissenschaftlich und Glaubenssache ist.
Wenn Sie meinen, ‘es mag wohl so sein, dass identische Ursachen notwendigerweise identische Folgen haben’, dann müssten Sie für sich klären, warum das im Fall des menschlichen Willens, und vielleicht sogar nur speziell dort, nicht gültig sein soll. Im Denken des Naturalisten ist an dieser Stelle kein Bruch.
Wie @Helmut Wicht als Antwort auf @Tobias Jeckenburger korrekt angemerkt hat, ist es auch nicht hinreichend 3) abzulehnen und/oder Zufall in Form von Quantenfluktuationen zu berücksichtigen, um der Willensfreiheit auf die Sprünge zu helfen.
Streng genommen lässt sich überhaupt keine Versuchsanordnung denken, in der dasselbe unveränderte Objekt unter identischen Bedingungen überprüft werden kann. “Man kann nicht zweimal in den selben Fluss steigen”. Das liegt genauso am veränderten ‘man’, wie auch am veränderten ‘Fluss’. So ein Blitzdings, ein Neuralisator, bekannt aus Man in Black, wäre für Versuche mit Menschen sehr hilfreich.
(*)
Es gibt Unternehmen, den Begriff Willensfreiheit so auszulegen, dass man deren Existenz auch als Naturalist bejahen kann. Diese Auslegung verschleiert meiner Meinung nach aber nur das, was im Allgemeinen und Ursprünglichen mit der Behauptung von Willensfreiheit gemeint ist. So ist der Begriff hier also nicht gemeint.
@Schleim
Da kommen wir ja zum Kern: die eigene Position durchzubringen.
Ihre letzte Stellungnahme ist das schlechteste aller Argumente.
@Mussi: Sie verdrehen meine Worte. Mein Kommentar enthielt auch gar kein Argument, sondern eine Beobachtung und eine Stellungnahme. Aber lassen wir’s gut sein.
@Schleim
mir recht
Timm Grams schreibt:
Dieser Gedankengang ist mir zu hoch.
Wieso kann das Erkenntnisorgan, in dem die Denkprozesse ablaufen, nicht Teil der erkennbaren Welt sein? Welche Logik steckt dahinter?
Mir will auch nicht einleuchten, dass die (naturalistische) Annahme einer vom Denken unabhängigen Welt, oder besser: Umwelt, eine besondere metaphysische Annahme und somit eine „Einschränkung des Denkens“ wäre.
Bevor in der Menschheitsgeschichte das große Nachdenken begann, waren alle Individuen im Grunde Naturalisten, etwas anderes als die natürliche Umwelt gab es für sie nicht. Erst mit dem Erwachen des Bewusstseins begannen die metaphysischen Spekulationen, Regen und Dürre waren nun nicht mehr vom Denken unabhängige Naturphänomene, auf die man keinen Einfluss hatte, sondern man hoffte, sie durch allerlei Aktionen günstig beeinflussen zu können.
Kurzum, wenn einer metaphysisch auf Sparflamme kocht, dann ist es, so scheint mir, der Naturalist (auch wenn es *den* Naturalisten so nicht gibt).
Und bevor ich’s vergesse: Danke für den anregenden Beitrag, Herr Grams!
Ein interessanter Artikel(austausch), hier im Forum. Wenn ich nur die Bereitschaft oder die Kapazität aufbringen könnte!
Balanus,
Die Formulierung von Grams lässt sich leicht auflösen, wenn man die Subjekt-Objekt- Spaltung anwendet.
Alles was es zu sehen gibt, das ist das Objekt. Der , der das Objekt beobachtet , ist das Subjekt. Wichtig: Das Subjekt betrachtet das Objekt, nicht sich selbst, das ist die Vereinbarung.
Bei der Reflexion macht das Subjekt sich selbst zum Objekt.
Damit wird Geistiges zum Objekt. So begründet sich auch der Idealismus.
Das Gedachte ist damit als Objekt zugänglich.
@hwied
Abstraktionen sind immer richtig, sonst sind sie keine Abstraktionen.
Da lehnen Sie sich aber weit aus dem Fenster. Was genau verstehen Sie unter Abstraktionen? Wenn ich weit genug abstrahiere, bis die Abstraktion immer richtig ist, dann habe nicht mehr die Taube in der Hand, sondern den Spatz auf dem Dach.
Wenn ich von den spezifischen Eigenschaften von Autos abstrahiere und sage “Autos sind Blechkisten”, dann ist es eine Abstraktion, aber eine falsche, denn Autos sind auch aus Kunststoff. Abstrahiere ich weiter zu “Autos sind Kisten”, dann ist es immer richtig, aber sinnlos.
@hwied // 16.01.2021, 18:00 Uhr
» Das Gedachte ist damit als Objekt zugänglich. «
Und deshalb haben die Gedanken über die Welt keinen Platz in der (einen) Welt des Naturalisten, oder wie?
Nur ein paar einfache Fakten und Überlegungen zur Diskussion.
Der Kosmos existiert seit mehr als 13 Milliarden Jahren, das Sonnensystem seit etwa 4 ½ Milliarden Jahren, der Mensch als Homo Sapiens seit (großzügig) 100000 Jahren.
Damit ist doch klar, dass die Welt außerhalb unseres Denkens existiert und zwar schon die allermeiste Zeit. Ohne Menschen existiert auch alles außer uns weiter.
Das bedeutet jedoch nicht, dass die Denkprozesse nicht von unserer Welt sind.
Die Bausteine des Nervensystems, die Nervenzellen, sind bereits in ganz primitiven Lebewesen zu finden und da funktionieren sie so wie beim Menschen, und zwar durch chemische Prozesse.
Die Entwicklung des Nervensystems und des Gehirns ist recht gut bekannt, und es kommen keinerlei neue Mechanismen hinzu. Alle Prozesse im Gehirn sind also materiell bedingt. Die höheren geistigen Fähigkeiten des Menschen im Vergleich zu Quallen, Würmern etc. sind also nur durch den enormen Zuwachs an Neuronen und durch die Struktur, also die Kopplung der Neuronen im Gehirn zu erklären. Was also „geistig“ genannt wird, hat eine biochemische Grundlage. Unser Denken ist also gebunden an die Materie.
Bewusstsein im Sinne von dem Gefühl, dass man ein Individuum ist, muss nicht erlernt werden wie Sprache, Schreiben, Lesen und vieles andere. Es ist also ein Teil der grundlegenden Struktur unseres Gehirns und daher offenbar ein deutlicher evolutionärer Vorteil. Vermutlich haben sehr viele Tiere auch diese Art von Bewusstsein, besonders Säugetiere.
Wenn man dies alles betrachtet, erscheint die Vermutung sehr wahrscheinlich, dass die Trennung in unbeseelte Welt einerseits und beseelte und denkende Welt andererseits den gleichen Weg nehmen wird wie die Trennung in unbelebte und lebende Materie: es gibt keine Trennung.
@Balanus / 16.01.2021, 17:43 Uhr
»Dieser Gedankengang ist mir zu hoch.«
Eine als Gesamtheit aller Gegenstände möglichen Erfahrungswissens vorgestellte “Welt” ist selbst kein Gegenstand möglichen Erfahrungswissens. Der Begriff “Welt” bezeichnet nur eine Idee, eine gedankliche Vorstellung, aber ganz gewiss keinen vom Denken unabhängig bestehendes Ding oder Phänomen.
Und wenn ein Naturalist an diesem nur von ihm selbst gedanklich geschaffenen Ding namens “Welt” dann eine Eigenschaft wie “kausal geschlossen” erkennen will, dann möchte man ihn doch fragen, wie und woran woran er das eigentlich feststellen will. Mit naturwissenschaftl. Argumenten geht das jedenfalls nicht. Also was meinst Du, wie soll das gehen?
@Balanus
“Dieser Gedankengang ist mir zu hoch.” So kommentieren Sie meine Auffassung, dass die Gedanken über die Welt im Weltbild des Naturalisten keinen Platz finden. Etwas präziser bin ich in einer Antwort an Joker geworden: Ich sehe den Widerspruch darin, dass der Naturalist von der einen Welt spricht, die unabhängig vom Bewusstsein ist, und dass er andererseits auch die monistisch-materialistische Identitätstheorie befürwortet. Die Gedanken werden also zum Bestandteil der Welt, so dass diese nicht unabhängig von den Gedanken sein kann.
@Joker
“Nur sollten Sie zugestehen, dass die Aussage von wem auch immer, dass identische Ursachen nicht notwendigerweise identische Folgen haben, mithin es gäbe Willensfreiheit (*), ebenfalls metaphysisch, unwissenschaftlich und Glaubenssache ist.”
Warum sollte ich? Ich tretet hier als Skeptiker auf und das Erbauen kühner Gedankengebäude fällt nicht in seine Kompetenz. Ihm reicht es zu sagen, dass es keine wissenschaftlichen Gründe gibt, die Willensfreiheit zu negieren. Ein Plädoyer für die Willensfreiheit ist nicht beabsichtigt, weder wissenschaftlich noch metaphysisch. Als Skeptiker ziehe ich mich auf einen streng agnostischen Standpunkt zurück. (In einer anderen Rolle trete ich dann doch schon einmal leidenschaftlich für die Freiheit in den Ring.)
@Stephan Schleim
Sie schreiben:
Dieser Satz ist unsinnig – unter Oszillation versteht man ein Schwingen der Zellen in gleicher Phase. Jede Zelle hat eine Eigenschwingung, aber ab dem Moment, in dem Neurone sich darauf geeinigt haben, an der Repräsentation des selben Gegenstands beteiligt zu sein, zeigen sie dies an, indem sie gemeinsam schwingen, bzw. oszillieren. Das Feuern der Zellen hat damit nichts zu tun. Die Oszillation kann also kein Bindemittel sein, sie zeigt nur die vorübergehende Zusammengehörigkeit an.
Das “Bindemittel” – wenn man es denn so überhaupt nennen kann – ist eine Regel (ich habe es gestern in Ihrem vorherigen Beitrag erklärt, worin Sie mir nicht folgen wollten).
Also:
Letzteres ist richtig. Deshalb sind aber nicht nur Neurone in diese Vorgänge involviert, sondern auch Gliazellen. Eine Reihe von Wissenschaftlern, darunter Alfredo Pereira* von der Universidade do Minho, beschäftigt sich mit ihnen, um das Bewusstsein zu erklären ( er nannte meinen Vorschlag mit der Regel “a great idea” ;-), aber er ist ja auch Psychologe). Gliazellen sind Teil der tripatiten Synapsen, die sie quasi umschließen. Sie haben ihr eigenes Netzwerk auf Calcium-Basis.
Spannend finde ich dazu die Forschungen von Lissek et al**, die in Tierversuchen festgestellt haben, dass unter der Gabe von Anästhetika das Gehirn keineswegs weniger aktiv ist, sondern es auf der unteren Ebene (Wahrnehmung eines Objekts)sogar vermehrt zu Oszillationen kommt – die allerdings unsinnig sind – mit dem Ergebnis: der Patient verliert das Bewusstsein.
*Pereira, A. (2007) Astrocyte-Trapped Calcium ions: the Hypothesis of a Quantum-Like Conscious Protectorate . Quantum Biosystems 2 p.80-92
http://www.quantumbiosystems.org/admin/files/QBS2%2080-92.pdf
**Lissek, Thomas, Obenhaus Horst A., Ditzel, Dèsirèe A. W., Nagai, Takeharu, Miyawaki, Atsushi, Sprengel, Rolf, Masahir T. Hasan: General Anesthetic Conditions Induce Network Synchrony and Disrupt Sensory Processing in the Cortex. Front. Cell. Neurosci., 14 April 2016 | https://doi.org/10.3389/fncel.2016.00064 in:
https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fncel.2016.00064/full
@Physiker: Nervensysteme
Sie scheinen mir hier vorauszusetzen, was man erst zeigen müsste: dass sich Bewusstsein auf neuronale Vorgänge reduzieren lässt.
Hier scheinen Sie sich zu widersprechen: Denn erst schrieben Sie ja von der langen Zeit, in der es keine Menschen gab. Und davor eine Zeit, in der es gar keine Lebewesen gab; noch nicht einmal unser Sonnensystem. Oder sind Sie Panpsychist?
Das leuchtet mir auch nicht ein: Man unterscheidet doch sehr deutlich zwischen beispielsweise anorganischer und organischer Chemie. Oder einer lebenden und einer toten Zelle: In einer toten Zelle gibt es etwa weniger (insb. zielgerichtete) Bewegung.
Anton Reutlinger,
scharf erkannt, die x-te Abstraktion ist tatsächlich der Spatz auf dem Dach.
“Autos sind Blechkisten”, das ist keine Abstraktion, das ist eine Meinung.
Das Wesentliche des Auto ist nicht das Blech, sondern , wie der Name “Automobil” schon sagt, das man mobil wird = beweglich, und das noch ohne Pferd, weil sich das Auto, auto = selbst (griechisch) bewegt. Für Kinder ist das Wesentliche die 4 Räder. Vier Räder und ein Sitz, und fertig ist das Auto.
Slogan von 1926 : Ein bischen Blech , ein bischen Lack und fertig ist der Hanomag. Dabei war der Hanomag Kommisbrot aus Holz gebaut.
Aber um diese Spitzfindigkeiten geht es mir nicht.
Es geht darum, dass eine Abstraktion eines realen Gegenstandes kein Gegenstand mehr ist. Und diese Idee ist nirgends zu finden. Aber sie ist trotzdem vorhanden.
So eine Idee ist auch die Kugel, die gibt es nicht wirklich, die ist eine geometrische Idee (nach Plato), die man aber überall finden kann, bei den Atomen, bei den Planeten, selbst das Universum kann man sich als Kugel vorstellen.
Balanus,
Gedanken haben in der Welt keinen Platz. Was sich Herr Grams dabei gedacht hat, das weiß ich auch nicht. Aber da liegt er falsch, Zustimmung.
Physiker
” Unser Denken ist also gebunden an die Materie”, soweit es die Darstellung der Gedanken betrifft, aber nicht zwangsläufig ihr Inhalt.
Die Komposition einer Sonate , die ist von ihrer Wirkung her betrachtet nicht von dieser Welt. Ein Liebeslied, das Menschen zu Tränen rührt, dieses Lied ist kein Ergebnis der Evolution, dieses Lied ist eine Schöpfung. Und daher kommt der Ausspruch: Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde. Das heißt wir sind in der Tat den Göttern gleich, wir erschaffen etwas, was es vorher im ganzen Universum noch nicht gegeben hat. Das trifft übrigens auch auf andere Kunstgattungen zu.
@hwied
So etwas kommt heraus, wenn der Kontext weg ist: “Gedanken haben in der Welt keinen Platz. Was sich Herr Grams dabei gedacht hat,…” Es geht um die eine Welt des Naturalisten, die einmal unabhängig von den Gedanken sein und sie andererseits beherbergen soll.
@Stephan Schleim
Danke für den Kommentar. Das Einfachste zuerst.
Sie schreiben:
„Man unterscheidet doch sehr deutlich zwischen beispielsweise anorganischer und organischer Chemie. „
Die Benennung ist rein historisch und bezeichnet zur Zeit nur die Chemie der Kohlenstoffverbindung als organische Chemie und die Chemie der übrigen Elemente als anorganische Chemie. Dabei handelt die organische Chemie überwiegend von Substanzen, die NICHT in Organismen vorkommen, die also nicht „organisch“ sind. Die Trennung ist nur sinnvoll, weil Kohlenstoffatome sich sehr variabel zu komplexen Molekülen zusammensetzen lassen, eine Flexibilität, die den übrigen Elementen (auch übrigens Silizium) fehlt. So gehören Polymere zum Beispiel zur organischen Chemie, kommen aber in Organismen nicht vor (zumindest nicht die industriell in großem Maßstab hergestellten Polymere).
Nun zu den schwierigeren Themen.
„Sie scheinen mir hier vorauszusetzen, was man erst zeigen müsste: dass sich Bewusstsein auf neuronale Vorgänge reduzieren lässt.“
Ich denke, hier liegt die Beweislast nicht bei mir. Bisher sind ausschließlich neuronale Prozesse in Nervensystemen beobachtet worden, also Erregungszustände, die durch biochemische Prozesse hervorgerufen werden. Wie ich geschrieben habe, gilt das für die einfachsten Nervensysteme wie für die kompliziertesten: die Bauteile sind für alle Lebewesen mit Nervensystemen gleich. Da Bewusstsein, wie ich es beschrieben habe, sicher nicht auf Menschen beschränkt ist, wäre es eigenartig, wenn in den jeweiligen Nervensystemen etwas fundamental Anderes übersehen worden wäre. Also liegt die Beweislast bei denjenigen, die Mechanismen jenseits der bekannten neuronalen Prozesse postulieren. Penrose hat zum Beispiel dafür Vorschläge gemacht, die – soweit ich weiß – aber widerlegt worden sind. Solange es also keine (überprüfbaren) Vorschläge zu solchen Mechanismen gibt, ist es nicht sinnvoll sie in Betracht zu ziehen. Es sei denn, dass man aus anderen Überlegungen solche unbekannten Mechanismen als zwingend notwendig erachten müsste.
Den letzten Punkt ihrer Argumentation kann ich nicht nachvollziehen. Das einfachste Leben auf der Erde ist erst einige Zeit nach der Entstehung des Sonnensystems nachweisbar, und höhere Organismen sind erst seit ca. 600 Millionen Jahren vorhanden. Nervensysteme haben Lebewesen also vermutlich auch erst seit dieser Zeit. Viele andere Himmelskörper haben nie Leben gehabt und werden es auch nie haben: die Sonnen zum Beispiel. Dennoch basieren alle auf den gleichen atomaren Bausteinen wie wir, nur in anderen Aggregatzuständen und in anderen chemischen Formen. In planetaren Nebeln finden allerdings viele chemische Reaktionen statt, in denen die Bausteine von Organismen erzeugt werden, aber eben keine kompletten Organismen. Die Trennung in unbelebte Natur und belebte Natur ist daher meiner Meinung nach künstlich, der Übergang ist fließend.
@hwied:
Da die Wirkung einer Sonate, eines Gemäldes, eines Gedichtes sich im Gehirn entfaltet, ist die Wirkung sehr wohl an die Materie gebunden. Unser Hirn ist eben ein Teil des Körpers, und wenn wir bestimmte Erregungszustände im Gehirn haben, werden Hormone ausgeschüttet: Streßhormone, Glückshormone… Alles eben Materie, chemische Substanzen, die an anderen Stellen im Körper Reaktionen hervorrufen: schneller Herzschlag, Erröten, Schweißausbrüche…
Die Erzeugung von Kunstwerken ist auch nicht zwingend an Menschen gebunden, es gibt inzwischen eine Reihe von Kunstwerken, die von neuronalen Netzen produziert wurden. Diese sind auch durch Materie realisiert, in diesem Falle durch Schaltkreise in Computern.
Das Ergebnis einer solchen Schöpfung ist ebenfalls an Materie gebunden, entweder in Form von Luftschwingungen oder Licht verschiedener Wellenlängen.
Oder die Kunstwerke werden materiell fixiert, als Notenblätter, als CDs, … Die Möglichkeiten sind unendlich, aber immer durch Materie realisiert.
@Physiker: Beweislast
Nun ja, es gibt erstens sehr wenige gelungene Reduktionen in der Wissenschaftsgeschichte; und zweitens ist das, was man sieht, eine statistische Korrelation zwischen physiologischen und psychologischen Vorgängen.
Eine Aussage der Form “psychologische Prozesse sind nichts als physiologische Prozesse” halte ich schon aus den Gründen für sinnlos, da einerseits gar nicht klar ist, wie man psychologische Prozesse (begrifflich) am besten fassen soll, und andererseits auch nicht feststeht, was die grundlegende Ebene für die Reduktion sein soll.
Sie schrieben, A und B ließen sich nicht trennen. Darauf erwiderte ich, dass sie sich sehr wohl trennen lassen – und das die ganze Zeit gemacht wird. Wie nützlich diese Trennung ist, worauf Sie jetzt vielleicht abzielen, ist eine andere Frage. Lebende und tote Zellen lassen sich meines Wissens durchaus klar unterscheiden, auch wenn es ein paar Grenzfälle gibt (was ist z.B. mit Makroviren – leben die oder nicht?). Summa summarum ist auch dies eine Frage, die sich nicht und vielleicht auch nie auf grundlegende physikalische Vorgänge wird reduzieren lassen.
Vielleicht ist der Hinweis hilfreich, dass es in meiner Argumentation primär um die epistemische Ebene geht, das heißt, was können wir von der Welt wissen? Wie die Welt “wirklich” ist (ontologische Ebene), das können wir meiner Meinung nach nie wissen.
P.S. Darf ich zur Verdeutlichung meines Standpunkts auf Das kleine Einmaleins des Leib-Seele-Problems hinweisen?
@Timm Grams
Verstehe. Dafür hätte es allerdings doch schon gereicht, Michael Schmidt-Salomon vernünftig zu interpretieren. Er behauptet weder, es sei eine wissenschaftliche Aussage, dass identische Ursachen notwendigerweise identische Folgen haben, noch, dass Willensfreiheit wissenschaftlich widerlegt wurde. Er macht ja keine Experimente, sondern das, was Philosophen halt so machen, Begriffsklärung und Argumentieren. Eines seiner Argumente beinhaltet den Hinweis auf eine metaphysisch notwendige Annahme (die von Ihnen im Text zitiert wurde), der die Verfechter der Willensfreiheit verpflichtet sind.
Von daher berichten Sie hier nichts Neues, nichts Strittiges und führen erst recht keinen Widerspruch im Denken dieses Naturalisten vor.
Bleiben Sie skeptisch.
@Stephan Schleim
Danke, ich werde mir ihre Veröffentlichung sorgfältig durchlesen, aber nicht mehr heute Abend.
Nur ein paar Anmerkungen: das Problem Geist – Körper darf man nicht nur auf Menschen beziehen, sondern man muss Tiere ebenfalls mit betrachten. Die Struktur des Nervensystems ist ähnlich, die Bauteile identisch.
Wenn man eine Trennung einführt, muss das sinnvoll sein. Wenn es nicht nützlich ist, sollte man es bleiben lassen. Siehe Occams razor.
Ich habe vermutlich eine Abneigung gegen solche Zweiteilungen. In der Physik hat es sich als unsinnig erwiesen, die Trennung von Teilchen und Welle aufrechtzuerhalten. Im Mikrokosmos gibt es diese Trennung nicht.
Meiner Meinung nach ist auch die Trennung in Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft nicht immer sinnvoll. Ist Mathematik das eine oder das andere oder etwas von beidem? Da die Natur sich nur durch Mathematik beschreiben lässt, kann Mathematik ja nicht nur Geisteswissenschaft sein…
Der Unterschied zwischen belebter und unbelebter Materie besteht in den verschiedenen Arten von Selbstorganisation. Leben ist also sozusagen Selbstorganisation 2.0, wobei dort graduelle Unterschiede existieren. Einzeller organisieren sich anders, man könnte sagen proteinbildend, als Mehrzeller oder einfache Organismen und solche mit einem zentralen Nervensystem, die bioelektrisch arbeiten, also Selbstorganisation 2.1 bis 2.n.
Noch etwas: Ich kann den Satz nicht mehr hören, die Naturwissenschaft könne den Menschen nicht erklären. Das will sie auch gar nicht. Jeder Wissenschaftszweig betrachtet den Menschen aus einer anderen Perspektive. Natürlich gehört es nicht zur Aufgabe der Naturwissenschaft, kulturelle Aspekte des menschlichen Zusammenlebens zu erklären.
@Timm Grams // 16.01.2021, 18:56 Uhr
» Ich sehe den Widerspruch darin, dass der Naturalist von der einen Welt spricht, die unabhängig vom Bewusstsein ist, und dass er andererseits auch die monistisch-materialistische Identitätstheorie befürwortet. Die Gedanken werden also zum Bestandteil der Welt, so dass diese nicht unabhängig von den Gedanken sein kann. «
Ja, diese an @Joker gerichtete Erläuterung hatte ich gesehen. Das hat mir aber nicht weitergeholfen , weil ich bezweifle, dass Naturalisten generell der monistisch-materialistischen Identitätstheorie anhängen. Das ist das Eine.
Das Andere ist, dass nach meinem Verständnis Gedanken (bewusste Denkprozesse) selbstredend Bestandteil der einen Welt sind, und dass die Beschaffenheit der Welt oder die Eigenschaften der Dinge unabhängig von diesen Gedanken sind (von den Gedanken, wohlgemerkt, nicht von Handlungen). Und da Naturalisten gemeinhin vernünftige Menschen sind, werden sie das ganz ähnlich sehen wie ich.
Kurzum, ich versteh‘s leider immer noch nicht.
Passend dazu die Einlassung von
@Chrys // 16.01.2021, 18:45 Uhr
» Der Begriff “Welt” bezeichnet nur eine Idee, eine gedankliche Vorstellung, aber ganz gewiss keinen vom Denken unabhängig bestehendes Ding oder Phänomen. «
Dass die „Welt“ als Idee nicht unabhängig vom denkenden Subjekt ist, erscheint mir einleuchtend. Aber war von „Welt“ als Idee überhaupt die Rede?
Mein Eindruck war vielmehr, und ist es eigentlich noch, dass Grams die wirkliche, reale, physikalische Welt meint (Umwelt, Umgebung, Lebensraum, Natur, Erde, Kosmos, solche Dinge halt), kurz, die den Sinnen zugängliche und darum erforschbare „Welt“. Schließlich sind naturwissenschaftliche Befunde für die meisten Naturalisten von zentraler Bedeutung.
@Balanus
“Ich bezweifle, dass Naturalisten generell der monistisch-materialistischen Identitätstheorie anhängen”, schreiben Sie.
Manche, die sich für Naturalisten halten, werden nicht einmal wissen, was das ist. Ohne es immer wieder zu betonen, spreche ich von der in der Skeptikerbewegung wirksamen Philosophie (s. Quellenangaben).
@Joker
Wer sich auf die Wissenschaft beruft wie Michael Schmidt-Salomon, der muss sich nicht wundern, wenn auch seine Behauptungen an diesem Anspruch gemessen werden.
Stephan 16.01. 16:23
„Wir nehmen und behalten eben die mathematischen Verfahren, die uns ein bestimmtes Muster bestätigen. Dann wundern wir uns: “Oh, ein Muster! Die Welt ist erklärbar!” Die vielen anderen Vorgänge, die in kein von uns bekanntes Muster passen, blenden wir dann aus.“
In diesem Sinne sind doch die Mathematischen Verfahren auch durch die Welt inspiriert. Nebenbei sind Physikalische Formeln ähnlich schön wie die Welt selbst, finde ich.
Man muss hier gucken, mit welchem Fachgebiet wir es zu tun haben. Etwa in der Biochemie ist man glaube ich viel näher an der Wirklichkeit dran, weil eben das Biochemische gut zu der Reduktionistischen Strategie passt. In der Psychologie sieht das ganz anders aus. Die Medizin liegt so in der Mitte, hier gibt es die Harten Fakten, aber genauso die Persönlichkeit des Arztes, und die Qualität von Zuspruch, der ihm möglich ist. Man erkennt den Fehler im System vielleicht an dem fachspezifischem Kosmos, der all die Fragen umfasst, die noch nicht vernünftig erforscht sind.
„…diese Ordnung gerade als Beweis für eine höhere Macht, einen Gott angesehen.“
Ist nicht das einzige Argument, aber es ist Eins. Finde ich auch.
@Balanus 16.01. 16:44
„Zu den Unwägbarkeiten, die es selbstredend auch in einer kausal (ab)geschlossenen Welt gibt, kämen dann ja noch akausale Ereignisse hinzu, die schon aus rein prinzipiellen Gründen überhaupt nicht einkalkuliert werden könnten.“
Nun ja, wenn ich die Motive kosmischer Geister für positiv einschätze, dann hoffe ich eher gerade auf eine Unterstützung bezüglich meiner Sicherheit im Straßenverkehr.
@Physiker 16.01. 20:59
„Es sei denn, dass man aus anderen Überlegungen solche unbekannten Mechanismen als zwingend notwendig erachten müsste.“
Zum Beispiel spirituelle Erfahrungen aller Art?
@Timm Grams
Stimmt, wundern muss sich Schmidt-Salomon nicht.
Ihr Anspruch, den Naturalismus zu zerpflücken, ist Ihnen, wie in meinem letzten Kommentar geschildert, zumindest an dieser Stelle nicht gelungen, der steht nach wie vor in voller Blüte.
Es scheint mir auch nicht richtig zu sein, dass der Naturalist die Frage nach der Willensfreiheit nicht als interessantes Problem, bzw. Rätsel, ansieht, warum sollte er sich damit sonst so ausführlich beschäftigen? Lösen wird er es allerding nicht können, schon gar nicht mit wissenschaftlichen Methoden, das sollten auch Sie eigentlich wissen.
Wenn dem so wäre, hätten Sie sich widersprochen (vrgl. “anstatt es zu lösen”).
Die Antwort, die der Naturalist auf die Frage nach der Willensfreiheit gibt, fügt sich nur in eine kohärente, widerspruchsfreie Weltsicht ein, mit sparsamer Metaphysik. Sie gilt zunächst dort. Muss man nicht mögen.
@Joker
Der einführende Blog-Beitrag hat zwei konkrete suggestive Ziele, die auch benannt werden:
1) das Bewusstsein muss unerklärbar bleiben
2) das Zerpflücken des Naturalismus
Solch eine Vorgehensweise ist nichts anderes als Esoterik-/ Querdenker-Argumentation
Esoteriker/Querdenker lehnen sachliche/wissenschaftliche Argumentation grundsätzlich ab und bevorzugen Darstellung von Problemen als mystisch/unerklärbar.
Der Herr Prof. Grams hat diese Absicht offen kommuniziert
Timm Grams,
entweder oder…..sehr gut. Damit wird der Unterschied zwischen Geistigem und Materiellen verdeutlicht. Ich bin da ganz auf ihrer Seite. Den Materialisten muss man klar machen, dass es ohne Geist nicht geht.
Physiker,
Gefühle zu Erregungszuständen erklären, da machen Sie es sich aber sehr einfach. Dann ist das Lesen und Verstehen eines Physikbuches auch nur ein Erregungszustand ?
Und wie ist es , wenn Sie eine Grabinschrift in einer fremden Sprache zwar sehen können, aber Sie verstehen Sie nicht. ?
In der Mathematik unterscheidet man zwischen der Darstellung einer Zahl, und dem Wert einer Zahl.
Das erste ist materiell, das zweite ist immateriell.
Bei fremden Sprachen ist das genauso. Sie hören die Sprache, physisch, aber sie verstehen sie nicht , aphysisch, geistig.
Beim Bewusstsein haben wir es auch mit beiden Zuständen zu tun. Wir haben die physische Seite, die Gehirnwellen, und wir haben die geistige Seite, das Verstehen, die Einsicht. Die ist immateriell.
@hwied
Durch den gleichen Geist mit dem sie Erkenntnis erzielen durch Logik den Geist sowohl ein- als auch auszuschließen.
man o man
Mussi,
Sie treffen den Nagel auf den Kopf.
Beim Bewusstsein befinden wir uns genau auf der Grenze zwischen der realen physischen Welt und der transzendenten geistigen Welt.
Beispiel :
Heute Morgen war ich in der Kirche. Draußen liegt Schnee und in der Kirche , noch ganz leer, brennt das ewige Licht. Das ist die physische materielle Seite de Situation.
Im Augenblick des Betretens der Kirche ergreift mich ein Gefühl des Glückes und der Zufriedenheit. Ich kniee nieder, spreche mein Gebet. Dabei richte ich eine Frage an das Kreuz mit dem gekreuzigten Jesus: “Jesus, bist du der Sohn Gottes?”. In diesem Augenblick antwortet er :”Ja”. Nicht akustisch, sondern nur in meinem Denken.
@hwied
Ihre Seligkeit in aller Ehren!
@Physiker: Unterscheidungen & Sprache
Ich glaube, wir hätten da noch viel auszudiskutieren, wie mir scheint; jetzt auch Ihre Verwendung von Occam’s Razor.
Dieser Logik kann ich nicht folgen: Die (jedenfalls: reine) Mathematik handelt nicht von der Natur; bestimmte mathematische Abstraktionen lassen sich schlicht auf natürliche Sachverhalte anwenden. Ebenso werden naturwissenschaftliche Sachverhalte (wie wissenschaftliche überhaupt) in menschlicher Sprache ausgedrückt.
Es hilft, denke ich, wenn man die Natur, die man beschreiben will, also den Forschungsgegenstand, von den Instrumenten, womit man sie beschreiben will, unterscheidet: Letztere sind notwendigerweise menschengemacht und in diesem Sinne prinzipiell anders als Erstere. (Wieder eine Unterscheidung.)
@Stegemann: Hirnforschung und der Mensch
Nun ja, da äußern sich manche Naturwissenschaftler aber anders, wie ja nicht zuletzt in der Hirnforschung in den letzten 20-30 Jahren zu hören war (allerdings vor allem im Sinne von Versprechen). Das berühmte “Manifest” von 2004 ist Ihnen bekannt?
Oder schauen Sie sich Sean Carroll an, Theoretischer Physiker am MIT: Der will schlicht alles erklären, was es gibt. Aber ob das jetzt eher Naturwissenschaft oder (schlechte) Philosophie ist, das lasse ich einmal offen.
@Grams
Bieri konstruiert ‘vorsätzlich’ ein Paradoxon.
Das ist eben widerspruchsfrei nicht aufzulösen. Ist aber die Kehrseite der Logik und Erkenntnis im ‘selben’ Geist.
@hwied
Den Materialisten muss man klar machen, dass es ohne Geist nicht geht.
So geistlos sind die Materialisten nicht. Ich bin immer wieder erstaunt über die Naivität (und gelegentlich die Überheblichkeit) der Antinaturalisten. Sie werfen mit Wörtern um sich, ohne sich über deren Intension und Extension zu kümmern.
Extension und Intension (lateinisch extensio ‚Ausdehnung, Spannweite, Verbreitung‘ und lateinisch intensio ‚Mühe, Spannung, Anspannung‘) sind Begriffe aus der Semantik, mit denen verschiedene Dimensionen der Bedeutung sprachlicher Ausdrücke (Prädikate, Sätze) oder logischer Entitäten (Mengen, Begriffe, Propositionen) bestimmt werden. [..] In der Sprachphilosophie, den Sprachwissenschaften, der Logik und der Mathematik werden Extension und Intension oftmals unterschiedlich konzipiert. Für Prädikate und Begriffe sind die Ausdrücke Begriffsumfang und Begriffsinhalt unproblematische Übersetzungen.
aus Wiki.
Erzählen Sie uns etwas über den Geist, das nachweislich über die Hirnphysiologie hinaus ginge. Keiner der Antinaturalisten kennt das Gehirn vollständig. Aber sie behaupten penetrant und ohne Nachweise, dass der Geist hirnphysiologisch nicht zu erklären wäre.
Zum Naturalismus gibt es keine Alternative. Die Welt ist so wie sie ist, etwas anderes ist grundsätzlich nicht erkennbar. Der Antinaturalismus beruht auf selbstüberhöhenden Phantasiegebilden. Und selbst die Phantasie und die Vorstellungskraft richtet sich an unserer realen Welt aus. Sogar einen Gott stellen wir uns in Menschengestalt vor!
Ihre kirchlichen Gefühle beruhen auf Ihrer Erziehung, die sich in Ihrem Gedächtnis verfestigt hat. Wir alle haben Erinnerungen an schöne Erlebnisse, mit angenehmen Vorstellungen und Gefühlen, die wir gerne wiederholen würden. Daraus entstehen Wünsche, Absichten, Ziele, letztlich der Wille für das Verhalten. Und wir haben schlechte Erinnerungen, die wir als Wahrnehmungen und als Handlungen gerne vermeiden würden.
@ Krichard 17.01.2021, 05:03 Uhr
Zitat:
1) das Bewusstsein muss unerklärbar bleiben
2) das Zerpflücken des Naturalismus
Solch eine Vorgehensweise ist nichts anderes als Esoterik-/ Querdenker-Argumentation“
Das halte ich für eine Unterstellung.
Ich meine eher, dass Prof. Grams vermutet, dass Bewusstsein nicht vollständig erklärbar ist. Es könnte zwar herausgefunden werden, unter welchen Umständen z.B. Empfindungen (Qualia) auftreten, aber man kann sich nicht vorstellen warum aus irgendwelchen Prozessen Empfindungen entstehen?
Beschränkung auf den „Naturalismus“ bedeutet einfach, dass man freiwillig verzichtet immer mehr, möglichst (fast) alles, wissen zu wollen.
Könnte z.B. aus der unterbewussten Angst kommen, die Existenzfähigkeit zu verlieren wenn man die „wahren“ Zusammenhänge erkennt, oder irrtümlich falsche Zusammenhänge für „wahr“ hält.
Ich persönlich bin neugierig auf alle Denkmuster, manche interessieren mich, viele halte ich für originell kreativ, manche aus psychologischen Gründen für unzweckmäßig.
Aber ich versuche sozusagen, mein eigenes „Betriebssystem“ möglichst abzuschirmen, wie man es auch, ganz sachlich, in der Computertechnik macht.
Mein “Virenschutzprogramm” ist die Psychologie….
@Grams
Die Frage ist,welchen Schluss ich aus der Logik ziehe oder wo Erkenntnis stattfindet.
Mussi, wie mir scheint, sehen sie das Paradoxon als Kehrseite der Logik an.
Wenn man mit Logik die Alltagslogik meint, also einen Widerspruch im gesprochenen Satz oder auch geschrieben auf einem Blatt Papier., dann mag das stimmen.
In der Aussagenlogik ist das Paradoxon kein überraschender Widerspruch, es gehört zu den Zirkelschlüssen, die die Eingangsprämissen verneinen.
Das zu erkennen verlangt Intelligenz, die nur eine Teilmenge des Geistes ist. Paradoxi (stimmt das ?) kann man nicht auflösen, wenn doch, dann waren sie keine Paradoxone.
Die Auflösung geschieht auf einer höheren Ebene, in der das Paradoxon als solches erkannt wird.
Ein schönes Paradoxon ist die Aussage von Pinochio: „Meine Nase wächst gerade“.
Paradoxon – Wikipedia
„Im selben Geist,“ Sie meinem wohl im selben Sinn ?
@Elektroniker
Herr Prof Grams macht mit seiner Esoterik-/Querdenker-Zielsetzung nicht nur das wissenschaftliche Denken lächerlich. Man muss ihm zusätzlich auch noch kulturellen ´Rassismus´ vorwerfen (mir fällt kein besserer Begriff ein).
Die buddhistische Philosophie lehrt seit 2500 Jahren dass Zeit keine Dauer (nicht die Kürzeste) sondern nur Intensität hat. Weil es keine Zeit-DAUER gibt können auch Gedanken und unser Bewusstsein nicht von Dauer sein.
Die buddhistische Lehre geht deshalb davon aus, dass unser Bewusstsein daher nur eine Illusion/Täuschung ist, die sich aus der Arbeitsweise unseres Gehirns ergibt: durch eine rasche Abfolge von einzelnen Wahrnehmungen und reaktivierten Erinnerungen entsteht die Illusion(=Täuschung) von zusammenhängender Kontinuität.
(Das ist Vergleichbar mit dem Sehen eines Kinofilms – wo wir die Illusion von wahrgenommener Bewegung empfinden – obwohl nur unbewegte Fotos gezeigt werden.)
Weil Herr Prof. Grams mit keinem einzigen Wort auf diese gut bekannte Sichtweise des Buddhismus eingeht – wird das kulturelle Wissen der Buddhisten vorsätzlich ignoriert. Denn es sollte sich mittlerweile sogar bis Fulda herumgesprochen haben, dass es die buddhistische Philosophie gibt – und was da gelehrt wird.
@hwied
Ist doch mal eine schöne Aufgabe,einen Begriff und eine Definition dafür zu finden,wo Widerspruchsfreiheit scheitert.
Anton Reutlinger,
Man verzeihe mir meine Polemik gegen die Naturalisten. Sie hatte nicht Ziel , die Naturalisten als beschränkt hinzustellen, es geht um die Sache.
Was ist Bewusstsein.?
Und Bewusstsein hat eine transzendente Seite, die Sie ganz ausblenden wollen. Der Satz, „einen Gott stellen wir uns in Menschengestalt vor“ Er stimmt und er stimmt nicht.
Im Dekalog steht explizit „Du sollst dir kein Abbild machen von Gott“. Damit wäre alles gesagt.
Die Menschen machen aber dennoch ein Bild von Gott sie schaffen sich sogar ihren Gott (Dawkins)
„Zum Naturalismus gibt es keine Aternative“ Zustimmung. Zu Gott auch nicht.
@KRichard
Dass ich nicht den Esoterikern zuzurechnen bin, habe ich “offen kommuniziert”. Wenn die Message nicht ankommt, muss das nicht am Sender liegen.
Dafür, dass mir die Aussage “Das Bewusstsein muss unerklärbar bleiben” zugeschrieben wird, habe ich keine Erklärung und ich kann auch nicht finden, mich unklar ausgedrückt zu haben. Unter der Überschrift “Neue Ideen gefragt” steht das Gegenteil.
@Joker
Wortbedeutungen sind kontextabhängig. Der aufmerksame Leser sollte die richtige Auslegung finden. Dennoch: An einer Stelle hätte ich besser “Antwort” anstelle von “Lösung” geschrieben. Dann hätte es eine Gelegenheit für Missverständnisse weniger gegeben.
Zur Definition der Widerspruchsfreiheit.
In der Logik gilt eine Aussage als widerspruchsfrei, wenn sie keine falschen Schlüsse zulässt. (wikipdedia)
Man könnte auch das Wort „eindeutig“ verwenden.
Das ist eine vernünftige Forderung. Ist sie zu 100 % erfüllbar?
Nein.
Sogar in der Mathematik findet man einen Widerspruch, der sich nicht auflösen lässt, die Division durch 0.
Man sagt dann einfach, die Division durch 0 ist nicht definiert.
Widersprüche in der Aussagenlogik nennt man Paradoxon.
Bei der Implikation sind sogar 50 % der Aussagen sowohl falsch als auch richtig. Nämlich immer dann, wenn die Eingangsbehauptung falsch ist.
Kurt Gödel überträgt diese Einsicht auf die Sprache und sagt, jedes in sich geschlossene System ist offen und damit nicht widerspruchsfrei.
Und da unsere Sprache eine große Redundanz hat, kann man ableiten, dass Sprache grundsätzlich nicht widerspruchsfrei ist.
Nachtrag zur Widerspruchsfreiheit,
für Mussi
@hwied
Da hat der ‘heilige Geist’ heute morgen doch genützt.
🙂
@Balanus / 16.01.2021, 22:38 Uhr
Inwiefern könnte Deine »wirkliche, reale, physikalische Welt« denn etwas anderes meinen als das, was ich die Gesamtheit aller Gegenstände möglichen Erfahrungswissens ganannt hatte?
Und die Position des (metaphysischen) Naturalismus wäre dann doch die, dass alles, was nicht zu eben dieser Welt zählt, bestenfalls ignorabler Hokuspokus ist. Oder genauer, dass alles, was nicht in dieses Weltbild passt, als inexistent erklärt wird. Ein Beispiel hatten wir ja bei früherer Gelegenheit schon mal mit Daniel Dennett und “Quining Qualia”. Für Dennett sind begriffliche Probleme mit Qualia ja kein Anlass zur Reflexion seines vorgefassten Weltbildes. Dass dieses vielleicht defizitär sein könnte, wird von ihm nicht erwogen, allfällige Probleme “löst” er einfach eliminativ — was nicht zum Dogma passt, wird passend gemacht. Davon muss aber nicht jeder begeistert sein, denn so wahnsinnig überzeugend ist diese Vorgehensweise letztlich nicht.
Sind „Viele Welten“ mit dem Naturalismus vereinbar
Dualisten sehen zwei Welten am Werk, eine geistige und eine materielle. Der Philosoph Markus Gabriel sieht in seinem Neuen Realismus sogar unbegrenzt viele Welten gleichzeitig am Werk – jede dieser Welten in ihren eigenen Bezügen, ihren eigenen Zusammenhängen. Eine Welt, die das alles unter einen gemeinsamen Hut setzt, sieht Markus Gabriel nicht. Deshalb hat er einem seiner Bücher den Titel gegeben: „Warum es die Welt nicht gibt“. Denn für Gabriel gibt es viele gleichberechtigte Welten, aber keine Welt die über alle regiert. Damit lehnt Gabriel wohl auch den Naturalismus/ontologischen Materialismus ab. Denn für einen Physikalisten, einen ontologischen Materialisten ist alles was real ist Teil des physikalischen Universums. Die materielle, die physikalische Welt ist für einen Naturalisten die dominierende Welt.
In meinen Augen aber schliesst eine materialistische/naturalistische Position nicht aus, dass es „Viele Welten“ gibt. Es ist nur gerade der eliminative Materialismus der nichts anderes als die materielle Welt gelten lassen will. Der nicht eliminative Materialist aber denkt lediglich, dass alle Welten ihre Existenz letztlich der physischen Welt zu verdanken haben. Mit andern Worten Mathematik ist zwar ihre eigene Welt und lässt sich nicht auf Physik reduzieren, aber es gibt keine Mathematik ohne Mathematiker die sich die mathematischen Objekte ausgedacht haben. Es gibt in meiner Auffassung eine Art Nahrungskette, die im Falle der Mathematik so aussieht:
physisches Universum –> Mathematiker —> —&;gt mathematische Objekte
Im Kern:: Es gibt viele Welten, darunter beispielsweise die Welt der Mathematik und diese Welten lassen sich nicht auf die physische Welt reduzieren aber sie können nicht ohne diese physische Welt existieren.
Schlussfolgerung: Descartes Idee, weil er sich seinen Geist ohne Körper vorstellen könne, müsse es eine Entität Geist losgelöst vom Körper geben, ist falsch. Aber die mental/geistige Welt folgt trotzdem ihren eigenen Regeln. Mit dem Geist ist etwas neue in die Welt gekommen – und zwar in ähnlicher Weise wie ein Kind, das geboren wird, neu in diese Welt kommt.
@hwied
Ist Gott nicht selbst, bzw. der Glaube an ihn, eine Alternative zum Naturalismus?
Bewusstsein ist ein ständiger Vergleich zwischen Wahrnehmung und Erinnerung. Ich sehe ein Haus und weiß, dass es ein Haus ist, weil ich zuvor tausend Häuser gesehen habe. Die Wahrnehmung ist kein Einzelereignis, sondern ein dauerhafter Vorgang mit wechselnder Aufmerksamkeit und ständigen Vergleichen. Wahrnehmung und Erinnerung bilden einen ständigen Kreislauf der Signale. Die Wahrnehmung ist nicht ein einfaches Abbild der Außenwelt bzw. des eigenen Körpers, sondern eine Transformation oder Konstruktion in Vorstellung und in Sprache “ich sehe ein Haus”. Dass die Wahrnehmung mit der Realität korreliert, ist eine Folge der Evolution.
Solche Vergleiche mit Entscheidungen finden auf molekularer Ebene statt, zwischen Neurotransmitter und Rezeptor, zwischen Enzym und Substrat. Davon gibt es in jeder Sekunde zig millionen im Gehirn. Ebenso gibt es millionen Feedbacks unterschiedlichen Umfangs im Gehirn. Allein die Anzahl und die Komplexität der Vorgänge im Gehirn übersteigt unsere Vorstellungskraft.
Die ungelöste Frage ist, wie kommt man von den Vorgängen im Gehirn zu den Phänomenen, die wir selber als Bewusstsein deuten. Es ist eben die Gesamtheit oder die Integration der Vorgänge, die uns als Bewusstheit – von Gedanken, Wahrnehmungen, Erinnerungen – und Bewusstsein erscheint. Schon diese beiden Begriffe sollte man differenzieren. Darin liegt wohl die Quelle für die von Ihnen bezeichnete Transzendenz.
Eben beim Lesen/surfen im Internet stieß m.o.w. zufällig ich auf das:
Auf der anderen Seite des Mondes
gehen
in goldene Kleider gehüllt
deine wirklichen Tage.
Ist von Hilde Domin. Klickte dann Wikipedia. Ihr Grabspruch lautet:
Wir setzten den Fuß in die Luft / und sie trug.
Das kann man wohl als mentale Interpretation von naturalistischen Wahrnehmungen bezeichnen.
Musste dann (“irgendwie”) an den Blogpost hier und die Kommentare denken.
Anton Reutlinger,
Zur Eingangsprämisse. Jetzt mal philosophisch.
Gott ist nach dem AT weder eine Sache noch eine Person, er ist noch nicht einmal ein Objekt unserer Vorstellung. Er ist der Schöpfer des Universums, er ist der Ursprung des Geistes und der Sprache.
Wie kann man dann sprachlich Gott erfassen ? Man kann es nicht. Deshalb das Verbot im Dekalog: Du sollst dir kein Abbild von Gott machen.
Aber Gott hat sich geoffenbart, in seiner Schöpfung in jeder Sekunde, wo wir das Universum anschauen. Sogar der schwierige C.F. Gauss sagte einmal. “Zwei Dinge überraschen mich immer wieder, der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir ”
Naturalismus als Gegensatzpaar zu Gott zu sehen, das ist ausgeschlossen.
Bei allem anderen stimme ich zu.
Wie man unterschiedliche Sichtweisen zu Bewusstsein haben kann, daran arbeite ich gerade und will es auch formal logisch beweisen. Geduld.
@hwied / 17.01.2021, 12:38 Uhr
»Sogar der schwierige C.F. Gauss sagte einmal. “Zwei Dinge überraschen mich immer wieder, der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir ”«
Mon Dieu! Das ist nun aber garantiert nicht von Gauss.
An falschen Zitaten sind schon etliche vielversprechende Karrieren gescheitert, das sollten Sie gegebenenfalls bedenken.
@ hwied 17.01.2021, 08:15 Uhr
@ Physiker
Zitat: „Physiker, Gefühle zu Erregungszuständen erklären, da machen Sie es sich aber sehr einfach. Dann ist das Lesen und Verstehen eines Physikbuches auch nur ein Erregungszustand ?“
Die Behauptung von „Physiker“ kann praktisch nicht „falsch“ sein. Es geht um die verknüpften „Kombinationen“ von, bei Menschen extrem vielen „Erregungszuständen“, die nicht alle so etwas wie „starke Empfindungen“ hervorrufen.
Um Kombinationen von jeweiligen Schaltzuständen (0…1, die z.B. Erregungszustände entsprechen könnten) geht es den Informatikern. Sie haben ein abstraktes Konzept entwickelt, um in geeigneten technischen Maschinen gemäß einem Code, „abgebildete“ Information zu verarbeiten.
Letztlich wird Input in „Maschinen geeignete Form“ umgewandelt, verarbeitet, gespeichert und in geeigneten Output umgewandelt.
Beim Lesen und verstehen eines Physikbuches geht es, kurz gesagt darum, sequentiell über die „Buchstaben“ den Inhalt des Buches in die „baumartigen und vermaschten“ Strukturen des Gehirns „einzubringen“, wobei die vorhandenen „synaptischen Wissensstrukturen erweitert“ werden (E. Kandel).
Letztlich ist das neue Wissen mehr oder weniger exakt, im neuronalen System „gespeichert“. Die Erregungszustände „bilden“ das Wissen strukturiert ab, einerseits die Begriffsempfindungen z.B. für das Wort „Atom“, aber auch die Kombinationen der strukturell verknüpften Assoziationen.
Allerdings können keinesfalls alle jemals „gespeicherten“ Empfindungen bewirkende Erregungszustände gleichzeitig ins Bewusstsein gelangen. Die wirkliches „Bewusstsein“ ermöglichenden Strukturen dürften so etwas wie “Schnittstellen“, flächige Strukturen sein, über die die Ergebnisse von „Rechenoperationen“ geführt werden. Z.B. Netzhaut, oder andere Zwischenschichten. Genau dort, oder von dort aus, dürften besonders empfindungsfähige Strukturen angesteuert werden um die Empfindungen zu „realisieren“ (z.B. Zapfen, Stäbchen…).
Ich würde davon ausgehen, dass es in technischen Computersystemen zwar elektrische „Erregungen“ gibt, die aber keine größeren Empfindungen mit besonderen Auswirkungen haben dürften.
Selbst dann nicht, wenn das Bedienpersonal gelegentlich, wenn gehäuft bestimmte Fehlermeldungen am Kontrollbildschirm ausgegeben werden vermutet, dass ihre elektronischen „Lieblinge“ unter Depressionen leiden könnten ….
@Grams
Die buddhistische Philosophie hat schon vor 2500 Jahren erklärt, wie die Illusion eines Bewusstseins entsteht.
Für die seit damals beschriebene Arbeitsweise finden Sie heute in der Fachliteratur (Psychologie, Kognitionswissenschaft) die ´predictive coding theory´.
off topic:
Mein Brief sollte morgen oder übermorgen an Ihrer Hochschule ankommen.
@Reutlinger
Es gibt schon viele Experimente (fMRT. Elektroden im Gehirn) welche zeigen, dass bei der Verarbeitung von neuen Reizen (= Lernen) bestimmte Neuronen aktiv sind.
Und beim Wiedererinnern sind dann wieder die gleichen Neuronen aktiv.
D.h. der neuronale Zustand beim Lernen und beim Erinnern ist weitgehend gleich. Diese Tatsache ist eine wichtige Grundlage der Gedächtnisforschung auf neuronaler Ebene.
Dies bedeutet, dass wir kein extra Bewusstsein brauchen – weil es ausreicht, dass diese neuronalen Aktivitäten vorhanden sind.
Der Unterschied zwischen unbewusster und bewusster Wahrnehmung liegt einfach nur in der Intensität der neuronalen Aktivität. Wenn eine bestimmte Aktivitätsschwelle überschritten wird – bekommen wir eine bewusste Wahrnehmung. Ist die Intensität geringer, sprechen wir vom Unterbewusstsein.
@hwied
Das angebliche Zitat von Gauss stammt in Wirklichkeit von I.Kant.
Ein anderes ZItat von Kant ist für diese Diskussion von Bedeutung, als “Kopernikanische Wende” Kants bezeichnet:
unsere Vorstellung der Dinge, wie sie uns gegeben werden, richte sich nicht nach diesen als Dingen an sich selbst, sondern diese Gegenstände vielmehr als Erscheinungen richten sich nach unserer Vorstellungsart.
Das heißt eben, unsere Wahrnehmung der Welt ist nicht eine Abbildung derselben, sondern eine eigenständige Konstruktion des Gehirns, die selbstverständlich mit den Signalen der Sinnesorgane verknüpft ist. Diese Konstruktion ist nicht beliebig, sondern eine Folge von Phylogenese, Ontogenese, Ratiogenese zum Überleben in einer dynamisch veränderlichen Welt.
anton reutlinger 17.01. 11:43
„Die ungelöste Frage ist, wie kommt man von den Vorgängen im Gehirn zu den Phänomenen, die wir selber als Bewusstsein deuten. Es ist eben die Gesamtheit oder die Integration der Vorgänge, die uns als Bewusstheit – von Gedanken, Wahrnehmungen, Erinnerungen – und Bewusstsein erscheint. Schon diese beiden Begriffe sollte man differenzieren. Darin liegt wohl die Quelle für die von Ihnen bezeichnete Transzendenz.“
Solange die Erklärungslücke so riesig ist, ist jede Menge Platz für verschiedene Weltanschauungen. Der Naturalismus ist nicht nachgewiesen, und in der Praxis schon gar nicht alternativlos.
Was religiösere Ansichten betrifft, so gibt es zwischen denen nach wie vor erhebliche Unterschiede. Einen ganzen Kosmos von Konzepten kann hier der Religionswissenschaftler untersuchen.
Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man in vielleicht 50 Jahren sehr viel mehr zum Thema sagen kann, wenn eben diese Erklärungslücke entscheidend kleiner geworden ist. Bis dahin bleibt eigentlich nichts anderes Vernünftiges übrig, als hier die Vielfalt zu respektieren.
Wieso dass immer wieder schwer fällt, dass mag auch an der Wirklichkeit selbst liegen: Der Eine hat überhaupt keine persönlichen spirituellen Erfahrungen, und muss eine geistlose Welt vermuten, der andere hat diese oder jene spirituelle Erfahrung, und tendiert entsprechend auch noch zu verschiedenen religiösen Konzepten.
Sollten wir zukünftig das Zustandekommen der spirituellen Erfahrungen von der Ebene der Nervenzellen aus nachvollziehen können, werden wir wohl auch Andere mit anderen jeweiligen Erfahrungen entsprechend einschätzen können. Und ggf. eher respektieren können. Solange der Eine meint, dass der Andere in einer Welt lebt, die unmöglich ist, dann geht das mit dem Respekt jedenfalls schlecht.
Erfrischend, auch einige Wortmeldungen hier, danke, hierzu eine kleine Nachfrage :
Wie wird man denn ‘bekennender Determinist’?
Hierzu noch kurz :
Das Bewusstsein ist genau das, was begrifflich von erkennenden Subjekten konstruiert und so gemeint ist, dies als “Sehnsuchtsort”.
Wer will kann auch anmerken, dass der Mensch nicht die Welt direkt, sondern seine Vorstellung von der Welt bearbeitet, anders scheint es nicht zu gehen, und insofern nicht bspw. den Hund, sondern die Idee von einem Hund bearbeitet.
(Es sei denn der beißt gerade in die Waden und wird reflexhaft weggetreten, ganz ohne Ratio sozusagen.)
Und das letztliche Unwissen über die Welt und ihren Betrieb ergibt sich dadurch, dass das Erkenntnissubjekt Weltteilnehmer und nicht Weltbetreiber ist.
Interessant ist für mich die Frage, ob das Erkenntnissubjekt mit seinen Vorstellungen eine Welt bildet, die letztlich nicht unterscheidbar ist von der Naturwelt, außer dass sie se-ehr klein ist (aber nicht so klein sein muss, wenn an andere Erkenntnissubjekte gedacht wird, die allerdings zumindest zurzeit nicht vorliegen, also : gedankenexperimentell) und keinen Raum für besondere Entwicklung offen lässt, dortige selbstständige Erkenntnissubjekte meinend.
Die Theorie über Welten ist interessant, ist es möglich in einer Welt eine Welt zu bilden, die komplexer ist als die umgebende Welt (in unserem Fall die Naturwelt)?
(Antwort : Ja, das ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich.)
MFG
Dr. Webbaer
Du Bois-Reymond geht von seinem naturwissenschaftlichen Befund der Reizleitung im Nervensystem aus. Vermutlich sieht er mit den Methoden, die er zur Verfügung hat, keine empirische Perspektive, den Zusammenhang von neuronalem Geschehen und subjektivem Empfinden zu entdecken; m.E. kapituliert er deshalb als Naturwissenschaftler mit seinem “ignorabimus” vor der Philosophie.
Das „Rätsel“ des Bewusstseins stellte sich in voller Schärfe erst mit dem Aufkommen der Naturwissenschaften am Beginn der Neuzeit, als Descartes seine zwei kategorial getrennten Substanzen lehrte, res cogitans und res extensa. Und dieser Dualismus beeinflusst in irgendwelchen Formen noch heute das Denken, z.B. auch das von Bieri.
Ich weiß nicht, woher Grams seine Auffassung von Naturalismus bezogen hat. Ich finde es arrogant und ignorantisch, neben der Natur eine weitere Welt der mentalen Phänomene zu postulieren, eine geistige Welt, die kategorial von der Natur getrennt existieren soll, obwohl sie doch nur in dieser und mit ihr erfahrbar ist. Grams „Problem“ des Fremdpsychischen halte ich aus dem gleichen Grund für marginal, wenn nicht gar für ein Scheinproblem.
Wir haben doch heute, auch mit Relativitätstheorie und Quantenmechanik, schon längst die Mittel, auf der Basis der Entdeckung von Bois-Reymond weiter zu forschen. Um es global zu formulieren: Die Kosmologie hat aufgezeigt, auf welche Weise Naturgesetze und –konstanten unseres Universums die Existenz von Materie ermöglichen, dieser besonderen Erscheinungsform von Energie. Nur Materie und Energie generieren Komplexität, und allein mit Materie und freier Energie wird höchste Komplexität realisiert: Leben und Geist.
Ganz genau, es wird zwar nicht so-o viel gewusst, aber es wird gewusst, was nicht gewusst wird, agnostizistischerweise, immerhin!
Metaphysik ist allerdings nicht unwissenschaftlich, dies nur ganz am Rande angemerkt. Hat wohl auch niemand behauptet, Aufzählungen meinend.
@Dr. Webbaer
Hab sie schon vermisst!
Wir wissen,was das klassische logische Schließen ist.
Wenn aber die Axiomatik den Schluss ergibt,diese Axiomatik ist ein Paradox, können dann weitere Schlüsse aus einem Paradox wahr sein oder sind sie von vornherein unwahr?
Was meinen Sie?
@ Klaus Günther :
Ist halt der Philosophie, der Liebe zum Denken, der Denkmöglichkeit geschuldet, dieses “Ignorabimus!”, eigentlich so bereits im bekannten Höhlengleichnis angelegt.
Direkt schön ist es so nicht, aber es ist angemessen, vs. ‘arrogant und ignorantisch’, oder?
MFG
Dr. Webbaer
@ Kommentatorenfreund ‘Mussi’ :
Also mit bereits derart problematischen Axiomatiken würde ich es nicht versuchen wollen … darauf etwas aufzubauen.
Logik kann widerspruchsfrei sein, es wird ja auch nur behauptet, dass Widersprüchlichkeit in logischen Systemen auftritt, wenn eine gewisse Mächtigkeit erreicht wird, wobei diese Mächtigkeit dann genau der “Wurm” sein muss.
Danke für die nette Anmerkung, ich bin abär schon bei den kommentierenden wie inhaltegebenden Kollegen hier, will hier keinesfalls irgendwie esoterisch aufscheinen.
@webbaer
Danke für die Antwort.
Hallo Dr. Webbaer,
jetzt kommt auch noch der Determinismus ins Spiel
Das ist das Stichwort für einen geschichtlichen Längsschnitt von der schönsten Frau der griechischen Antike, der schönen Helena, dann einem Sprung in das vorletzte Jahrhundert, der intelligenten Alice im Wunderland, dann zu dem eigenwilligen Cantor und seinen Epigonen hin zu Betrand Russell und weiter zu unserem Blog. Und am Ende werden wir erkennen, was Bewusstsein nicht ist (Popper).
Die Geschichte beginnt in Griechenland, wo Naphtene als die Anmutigste unter den Schönen galt.
Sogar Helena verblasste in ihrer Gegenwart. Schönheit ist nicht nur ins Gesicht geschnitten, sie zeigt sich in jeder Bewegung. Und wenn Naphtene eine Handbewegung machte, hörten die Vögel für einen Moment auf zu singen. Die griechische Sagenwelt wäre anders verlaufen wenn nicht Egoi
eine andere Mitbewerberinnen einen schlauen Plan gehabt hätte.
Sie schenkte Naphtene einen goldenen Spiegel. Als Naphtene sich zum ersten Mal im Spiegel betrachtete erstrahle ihr Lächeln, so dass sogar die Sonne neidisch wurde.
Aber ihr Lächeln wurde von mal zu mal immer gestellter, ihre anmutigen Bewegungen wurden gezierter und ihre Anmut vertrocknete zur Eitelkeit.
Was wir uns merken sollen: Wenn man sich seiner Schönheit bewusst wir, dann verliert man die Anmut für immer. Und so wurde Naphtene nur noch eine unter den Schönen. Fortsetzung folgt.
Ehrlich geredet hasst Dr. Webbaer das Wort Determinismus ein wenig, mittlerweile, denn die Bestimmtheit von gegebener Entwicklung muss einem Bewusstsein von erkennenden Subjekten nicht entgegenstehen.
Ich mag es, wenn die Frage nach der Determiniertheit dieser Welt als per se unbestimmbar vertagt oder als nebensächlich erledigt wird.
Hierzu – ‘Solange die von uns erkannten Gesetzmäßigkeiten der Welt ein bewusstes Denken nicht zulassen, kann auch das Universum nicht gedacht werden. Es existiert demnach für uns nicht. Die heutige Wissenschaft ist offenbar nicht reichhaltig genug, um das Geistige zu verstehen.’ – fällt mir nicht viel ein, außer :
1.) ‘bewusstes’ Denken / Leben kann determiniert sein, muss also nicht so sein
2.) kann die Welt, das was “schaltet und waltet”, oder die Wirklichkeit (Meister Eckhart, das, was wirkt ist gemeint) oder das Universum, die physikalische Sicht ist gemeint, oder die Realität, die Konstruktion von Sachlichkeit ist gemeint, vorgenommen eben wieder von erkennenden Subjekten, “gedacht” werden
3.) ‘existierend’, aus sich heraus sein, aus sich heraus stellend, ist nichts, wenn sich niemand findet, der so beschreibt
4.) und zum letztzitierten Satz : Die szientifische Methode ist eine Methode des Geistes, die nicht rekursiv auf ihn, den Geist selbst, angewendet werden kann
MFG
@Jeckenburger
Das Zustandekommen von spirituellen Erfahrungen kann man mit dem Begriff ´state dependent retrieval /zustandsabhängiges Erinnern´ erklären.
Dieser Begriff besagt, dass das WAS und WIE wir erinnern, immer von zwei Zuständen abhängig ist
A) von unseren körperlichen, intellektuellen und emotionalen Fähigkeiten zu dem Zeitpunkt wo wir eine Erfahrung machen und als Wissen im Gedächtnis abspeichern.
B) von unseren körperlichen, intellektuellen und emotionalen Fähigkeiten zu dem Zeitpunkt wo diese Erfahrung beim Erinnern wieder reaktiviert wird.
Dies bedeutet – dass unsere im Gedächtnis gespeicherten Erlebnisse beim Erinnern umgedeutet/verändert werden können.
Hinzu kommt, dass unsere Erfahrungen in der zeitlichen Gegenwartsform erlebt, so im Gedächtnis gespeichert und genau so wieder reaktiviert werden. D.h. wir erleben das Ganze noch einmal.
Weil die Wahrnehmung bei Menschen aller Kulturen gleichartig funktioniert, werden ähnliche Erlebnisse von allen Kulturen berichtet. D.h. hiermit hat man eine kulturübergreifend gemeinsame biologische Grundlage für ´spirituelle´ Erfahrungen – wenn bestimmte Erlebnisse kulturell als spirituell gedeutet werden.
Werden spirituelle Erfahrungen dann in einer Sekundärinterpretation religiös gedeutet – dann versteht man, wieso es Religiosität in allen Kulturen gibt.
Ein Tipp: Überlegen sie, was ein Mensch ab dem 5. Schwangerschaftsmonat erleben kann – und wie diese Erlebnisse dann wohl von einem Erwachsenen beim Erinnern reaktiviert und interpretiert werden.
Machen Sie zwei Listen – Sie werden überrascht vom Ergebnis sein.
Der Begriff ´state dependent retrieval´ erklärt auch, wie wir ALTE Erfahrungen in NEUES Wissen umwandeln – bzw. wieso wir uns lebenslang als die gleiche Person empfinden; obwohl wir uns dauernd verändern.
Determiniert ist hier als Reihenfolge zu verstehen, eine Folge die auch anders hätte verlaufen können.
2. Teil
Von soviel Schönheit geblendet wenden wir uns einer anderen Frau zu, eigentlich kann man sie nicht als Frau titulieren, sie war eher ein gealtertes Kind noch vor der Pubertät, Alice.
Alice war also der Erzählung nach im Wunderland, und in diesem Land gab es eine Königin, die Schwarze Königin.
Sie verlangte von Alice, oder war es jemand anderes , dass man eine Landkarte ihres Königreiches anfertige, im Maßstab 1 : 1 . Und auf dieser Landkarte sollte alles aber auch alles, verzeichnet sein.
Das sollte doch möglich sein, aber wenn alles darauf verzeichnet sein soll, dann muss doch auch diese Landkarte mit eingezeichnet werden, und auf dieser wieder die nächste gezeichnete Landkarte. Wie kann man das lösen. Es zeigte sich, dass das genaue Abbild gar nicht möglich ist.
Warum ist das wichtig, weil die Mathematiker unter den Naturalisten von Abbildung sprechen, wenn sie eine Zuordnung machen oder etwas füllen wollen.
Dabei sei auch angemerkt, dass wir das Wort Bewusstsein für den Container , das Gehirn , verwenden, als auch für den Inhalt, der Abbildung. Das ist sehr unklug würde Alice sagen, soviel passt in das Gehirn nicht hinein. Genauso wie wir nicht alles auf der Landkarte unterbringen könnten, selbst wenn wir im Maßstab 2:1 zeichnen.
Wir merken uns Abbildung.
Ich hab mal neben dem (eher gewohnten) “Schleim-Scan” in diesem Kommentariat den “Helmut Wicht-Scan” versucht und bin fündig geworden :
Genau diese Sicht kenne ich, von anderen vorgetragen, vor Jahrzehnten bereits, es gibt hier auch das Gaia-Konzept, Quelle :
-> https://de.wikipedia.org/wiki/Gaia-Hypothese
…es ist falsch, aber, lol, ich mag es.
Es ist wohl so, dass alles potentiell beseelt ist.
Ich rate allerdings nicht an so besonders auszubauen,
es war abär eben schön,
MFG
Dr. Webbaer
@Dr. Webbaer
Zum Deterministen bin ich geworden, durch Abbruch der Extrapolation des Ursache-Wirkungs-Gedankens an einer Stelle und der Dogmatisierung der dortigen Begründung.
(Es musste so kommen, auch das anschließende Bekennen dazu.)
Da haben Sie meine volle Unterstützung, und hoffe, das Nebensächliche damit erledigt zu haben.
Dr. Webbaer,
determiniert in unserer Welt sind nur die Denkgewohnheiten, determinierend wirkt auch die Evolution, die geistige Freiheit wird nicht angetastet.
PS:
https://en.wikipedia.org/wiki/Macrolife
..hatte ich seinerzeit zeitnah gelesen, von George Zebrowski.
Mancher Kommentar wäre möglicherweise weniger giftig ausgefallen, wenn dieser Abschnitt meines Artikels mehr Aufmerksamkeit erhalten hätte:
Ja, ich will das mal so durchgehen lassen, Kommentatorenfreund “Joker”, a.k.a. “Jolly” :
Zur Feststellung von Kausalität bleibt Ihr Kommentatorenfreund gerne bei Humes, bei der sog. Humeschen Metaphysik, hier so webverwiesen :
-> https://de.wikipedia.org/wiki/INUS-Bedingung#Hintergrund
..wobei streng genommen, sofern Sie Ihr Langzeit-Kommentatorenfreund korrekt verstanden hat, so kein Determinismus angeleitet wird, sondern eher Relativismus und Nihilismus, dem Sie, wie auch ich, zu widerstehen vermochten, dem naturwissenschaftlichen Methodengedanken folgend.
Utilitarismus im besten Sinne könnte dieses Vorgehen so genannt werden.
MFG
zz HWied:
Ihre Vergleiche mit der griechischen Mythologie schrecken mich immer. “Wenn jemand sich seiner Schönheit bewusst wird…” Dann könnte dieser jemand entweder eitel sein oder ein Narzisst. Oder er glaubt dem von der Gesellschaft vorgegebenen Schönheitsideal ,was sich bei den alten Griechen ja vornehmlich auf die äußere Erscheinungen bezog, zu entsprechen. Der Schönheitsbegriff, der sich stetig wandelt, wird also von der Gesellschaft/Zeitgeist vorgegeben -und ist bei entwickelten ,nicht nur von niederen Trieben gesteuerten Gesellschaften – auch gepaart mit inneren Werten. Wenn sie, wie sie oben angeben ,mit Gott gesprochen haben und eine innere Stimme gehört haben, so kenne ich Literatur von Soldaten die an der Ostfront in den Schützengräben damals auch um Gottes Hilfe gebetet haben. Ihnen war leider nicht “bewusst” , dass ihr Bewusstsein von den Mächtigen gezielt gesteuert wurde und das Gott -wie üblich- im Sinne der Macht und des Geldes wegen instrumentalisiert wurde und sich nicht wehren konnte da selbst die oberen Kirchenvertreter dieses System unterstützten. Das Bewusstsein wird also von WERTEN bestimmt, gesteuert .
So war Zeuss hinter jeder “Schönen” hinterher, die nicht rechtzeitig auf den Baum fliehen konnte…Mir ist also nicht das Bewusstsein ein Rätsel sondern der Umstand wie die Menschen sich immer wieder bewusst manipulieren lassen….
Unser Denken hat Voraussetzungen, das Erkennen betreffende (Erkenntnistheorie) und das Sein bzw. die Wirklichkeit betreffende (Metaphysik). Ich verstehe diesen Satz von Ihnen nicht, ich vermute, Sie meinen Ontologie? Und ich vermute, Sie vermuten neben der Existenz der physischen (natürlichen) Gegebenheiten die Existenz von Übernatürlichem (Nichtphysischem), z.B. irgendeine Art von Bewusstseinssubstanz (res cogitans). Helmut Wicht erklärt sich sogar zum idealistischen Monisten.
Mir ist nicht klar, wie Sie natürlich auftretende Phänomene wie bewusstes Erleben mit etwas gänzlich und prinzipiell Unerklärlichem erklären wollen.
Würde sich mein Bewusstsein einem absoluten, substantiellen Bewusstsein verdanken, könnte ich niemals bewusstlos sein – was offensichtlich widersinnig ist.
Das Bewusstsein gibt es so wenig wie das Rotsein. Sie reifizieren eine zeitweise auftretende Eigenschaft eines Teils der in biologischen Systemen ablaufenden Informationsverarbeitung, nämlich manchmal und in Teilen bewusst zu sein, also von dem betreffendem Subjekt als Empfindung, Vorstellung oder Gedanke erlebt zu werden.
Wenn Sie an echte, d.h. primäre psychische Ursachen glauben, dann treten Sie nicht in Widerspruch zum Naturalismus, sondern zur Physik. Für alle beobachtbaren Bewegungen von Materie sind uns die hinreichenden physischen Ursachen weitgehend bekannt; menschliches Verhalten ist da m.W. nicht ausgenommen. Was sich bewegt oder ändert, bewegt oder ändert sich aufgrund (bekannter) physischer Gesetzmäßigkeiten. Sie können das aus pragmatischen Gründen mit komplexeren Terminologien beschreiben, aber Sie werden keinen Physiker finden, der für Bewegungen eines Organismus nichtphysische Ursachen annimmt.
Wir haben heute in der Kosmologie und Evolutionsbiologie Erkenntnisse aus Zeiträumen, in denen (menschliches) Bewusstsein noch gar nicht vorhanden war. Selbstverständlich muss man davon ausgehen, dass die Natur auch bewusstes Erleben und Denken ermöglicht; alles andere wäre ein performativer Selbstwiderspruch und kein Naturalist behauptet dergleichen.
Der Naturalismus ist der Versuch ausgehend von einer unumwundenen Anerkennung der Gültigkeit der Physik und auch der Biologie zu philosophieren, auch wenn sich daraus Zumutungen für den menschlichen Alltagsverstand ergeben sollten.
@Chrys // 17.01.2021, 11:35 Uhr
» Inwiefern könnte Deine »wirkliche, reale, physikalische Welt« denn etwas anderes meinen als das, was ich die Gesamtheit aller Gegenstände möglichen Erfahrungswissens ganannt hatte? «
Die von mir gemeinte Welt (Lebenswelt) ist keine vom menschlichen Denken abhängige bloße „Vorstellung“, sondern Vorbedingung für jegliche Vorstellungen.
In dieser meiner Welt kann alles Messbare Gegenstand empirischer Forschung sein. Für die (messtechnische) Erfassung der „Gesamtheit aller Gegenstände“ fehlen uns hingegen die Mittel.
Siehe auch meine nachfolgende Antwort an Timm Grams, dort streife ich das Thema ein wenig.
@Timm Grams // 16.01.2021, 23:45 Uhr
» Manche, die sich für Naturalisten halten, werden nicht einmal wissen, was das [die monistisch-materialistischen Identitätstheorie] ist. «
Wenn ich dem Wikipedia-Eintrag trauen darf, dann war die ursprüngliche Identitätstheorie aus den 1950er Jahren in sich schon nicht sehr stimmig. Da sollte nämlich, als Analogie, bereits ein Molekül wie H2O mit Wasser „identisch“ sein. Das ist natürlich eine problematische Gleichsetzung, aber welche Analogie aus der beobachtbaren Welt trifft mit Blick auf mentale Phänomene schon exakt die Verhältnisse im hoch entwickelten Gehirn? Meines Wissens keine.
Davon abgesehen meine ich jetzt verstanden zu haben, wieso Ihnen naturalistische Vorstellungen über den Zusammenhang von neuronaler Aktivität und mentalen Empfindungen in sich widersprüchlich erscheinen.
Ihre Ausführung zum Bieri-Trilemma machen m. E. deutlich, wo der Denkfehler liegt: Der Naturalismus-Kritiker setzt (völlig unbegründet) voraus, dass es eine von der physikalischen Welt geschiedene nichtphysikalische Welt gibt, in der die mentalen Phänomene, die per Definition ja nichtphysikalische Phänomene sein sollen, zwangsläufig ihren Platz haben. Die Existenz einer solchen Welt wird aber von den Naturalisten bestritten, woraus dann gefolgert wird, dass es demzufolge auch keine mentalen Phänomene geben könne, denn ohne nichtphysikalische Welt keine nichtphysikalischen, mentalen Phänomene. Damit schließt sich der Kreis, und der agnostische Skeptiker meint, damit habe sich der Naturalismus selbst widerlegt.
Ich glaube, der Fehler liegt darin, wie im Bieri-Trilemma Prämisse 1 formuliert wird:
1 Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.
Mir scheint, dieser Satz ist falsch und wahr zugleich, je nachdem, was man unter ‚mental‘ und ‚nichtphysikalisch‘ versteht. Der Skeptiker meint, ein Naturalist müsse diese Prämisse für wahr halten. Das kann er m.E. aber nur, wenn ‚nichtphysikalisch‘ nichts weiter bedeutet als „nicht mit physikalischen Mitteln messbar“.
Wenn sich Helmut Wicht als Idealist also fragt, wie es sich wohl anfühlt, ein Stein zu sein, dann haben wir offenkundig nicht die Mittel, das mittels physikalischer Instrumente herauszufinden. Die Gefühle und Empfindungen des Steins bleiben obskur.
Nicht anders verhält es sich mit den Gefühlen und Wahrnehmungen eines lebenden Objekts: sie sind schlicht nicht (direkt) messbar. Aber wer würde, zumindest im Falle des Menschen, aufgrund dieser Tatsache bestreiten wollen, dass sie im Organismus tatsächlich existieren, also Teil unserer realen physikalischen, mithin einen Welt sind?
Allem Anschein nach hat sich die Naturalismus-Kritik hier argumentativ selbst ausgetrickst, sich im Gestrüpp mentaler und physikalischer Begriffe heillos verheddert. Vielleicht sollte sie dem „gesunden Menschverstand“ doch etwas weniger trauen.
Golzower,
die Schönen in der griechischen Mythologie, die gab es nicht wirklich.
Sie dienen nur dazu Ideen zu transportieren.
Und was Bewusstsein ist oder nicht ist,, das soll erst über diesen neuen Denkansatz herausgefunden werden.
Sie haben mir Recht angemerkt, dass unser Bewusstsein mit verschiedenen Inhalten gefüllt sein kann, und dass diese Inhalte oft manipuliert worden sind.
Der Soldat im Schutzengraben, der hat auch gebetet, vielleicht für seine Familie, wenn er realistisch war, dann hat er lieber den Kopf eingezogen.
Bewusstsein soll trotzdem nicht verwechselt werden mit Erfahrungen.
@ Kommentatorenfreund ‘Bal’ :
Derartige ‘Vorbedingung’ ist ja von Ihnen oder von anderen zur Erkenntnis bereiten, befugten Subjekten geschaffen.
Sie müssen, wie einige finden, dies beizeiten anerkennen.
Nach ca. zehn Jahren, in denen sich Dr. Webbaer mit Ihnen beschäftigt hat, wird allerdings hier nicht mehr daran geglaubt, dass Sie es schaffen.
Helmut Wicht ist aus diesseitiger Sicht zwar nett, aber auch vulgär, Dr. W bleibt hier schon gerne bei Timm Grams, der sozusagen noch netter ist.
>:->
Ischt ein Problem, diese Erkenntnis, die szientifische, die qua angehäufter Evidenz zu untermauern ist, Dr. W weiß dies.
Amüsiert sich insofern eher zusammen mit Herrn Dr. Stephan Schleim (einstmals Numero 3 auf einem nur von Dr. W gepflegten Ranking), mit “Chrys” und natürlich auch ein wenig zusammen mit dem Genie “Joker”, a.k.a. “Jolly”, sometimes.
@Balanus
Sie schreiben:
Das trifft nicht meine Standpunkt. An keiner Stelle spreche ich von einer eigenständigen Welt des Mentalen. Ich habe nur die Begriffe des erlebten Bewusstseins der Diesseits-Klasse zugeordnet und diejenigen der physischen Bewusstseinsprozesse der Jenseits-Klasse. Das sind reine Sprachregelungen; sie implizieren keinerlei Ontologie. Eine Vergegenständlichung des Mentalen liegt mir genauso fern wie Ihnen.
@KRichard 17.01. 16:05
„Weil die Wahrnehmung bei Menschen aller Kulturen gleichartig funktioniert, werden ähnliche Erlebnisse von allen Kulturen berichtet. D.h. hiermit hat man eine kulturübergreifend gemeinsame biologische Grundlage für ´spirituelle´ Erfahrungen – wenn bestimmte Erlebnisse kulturell als spirituell gedeutet werden.“
Wenn wir annehmen können, das Spiritualität sowieso zu den Eigenschaften der Wirklichkeit gehört, dann brauchen wir jedenfalls keine biologische Grundlage eventueller Fehlwahrnehmungen. Was nicht heißt, dass es diese nicht auch noch gibt.
Dass die Naturwissenschaften keine Spiritualität kennen, ergibt sich daraus, dass sie danach einfach nicht gucken. Das Vorgehen, für irgendwelche Sachverhalte mathematische Formeln zu finden, ist so erfolgreich, dass hier versäumt wird, nach Effekten überhaupt zu suchen, die eben auch mal individuell sind, weil sie geistig bedingt sind.
@Balanus 17.01 17:09
„Nicht anders verhält es sich mit den Gefühlen und Wahrnehmungen eines lebenden Objekts: sie sind schlicht nicht (direkt) messbar.“
Das eigene Bewusstsein und seine Rekonstruktion der Außenwelt ist doch zweifelsfrei und unmittelbar selbst-erfahrbar. Und weil es sich so konsequent neben der wirklichen Außenwelt zeigt, kommt man schnell auf die Idee: „1 Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.“ Das ist ziemlich gut denkbar, meine ich.
» Nach ca. zehn Jahren, in denen sich Dr. Webbaer mit Ihnen beschäftigt hat, …«
Ich fühle mich geehrt … 🙂
Vgl. :
-> https://scaleofuniverse.com (nette NASA-Animation, sie ist in einigen sog, Browsern heutzutage ausgeschlossen, wegen “Flash-Player”)
-> https://www.youtube.com/watch?v=uaGEjrADGPA
Der hier gemeinte Primat, der Mensch, ist sozusagen zur Sachlichkeit verdammt, weil er nicht anders fühlen kann.
Die Vergegenständlichkeit, ‘Vergegenständlichung’ ist ihm auferlegt, sozusagen.
Es gibt also schon Welten, die der Naturwelt nur näherungsweise, ausschnittsartig und an Interessen (!) gebunden, entsprechen, um dann idf näherungsweise, ausschnittsartig und an Interessen (!) gebunden theoretisiert zu werden.
MFG
@ “Bal” :
Opi W mag Sie ebenso, Sie müssten aus seiner Sicht nur ausbauen, damit es mit den Nachbarn sozusagen klappt.
@Balanus / 17.01.2021, 17:04 Uhr
»Die von mir gemeinte Welt (Lebenswelt) ist keine vom menschlichen Denken abhängige bloße „Vorstellung”, sondern Vorbedingung für jegliche Vorstellungen.«
Nein, da hast Du noch nicht hinreichend reflektiert, was Du sagst.
Der Welt-Begriff meint in jedem Zusammenhang eine “Idee der Vernunft” (Kant), der eine rein regulative Funktion hat. “Welt” ist quasi ein Container-Begriff, der uns dazu dient, verschiedene Erkenntnis- oder Diskursbereiche zu definieren. Und zwar nicht, weil uns diese Bereiche so vorfindlich wären, sondern weil unser Verstand eine gewisse Ordnung in eine zunächst unstrukturierte Vielfalt von Sinneseindrücken bringen muss, um sich irgendwie zurechtzufinden.
Ob Umwelt, Tierwelt, Arbeitswelt, Lebenswelt, Unterwelt, Begriffswelt, Weltraum, … nichts davon bezeichnet einen Gegenstand, den Du mir im Bedarfsfall zeigen könntest, wie Du mir nach einigem Nachdenken gewiss wirst bestätigen können. In der Terminologie der (naiven) Mengentheorie wären das Mengen, also vom Verstande konstituierte Zusammenfassungen von Gegenständen unser Wahrnehmung oder unseres Denkens zu einer begrifflichen Gesamtheit.
Und Vorbedingung dafür für all das sind die diversen Sinneseindrücke — sowie hinreichend Verstand, um sich dann einen Reim auf diese Eindrücke zu machen.
@Timm Grams // 17.01.2021, 17:42 Uhr
»Das trifft nicht meine Standpunkt. An keiner Stelle spreche ich von einer eigenständigen Welt des Mentalen.«
Ich eigentlich auch nicht (ich schrieb „geschiedene Welt“).
Tatsächlich heißt es in Ihrem Beitrag:
Das heißt doch im Umkehrschluss: Würde er nicht nur eine Welt anerkennen, sondern zwei oder viele, dann wäre auch Platz für (scheinbar) nichtphysikalische Phänomene wie Gedanken und Empfindungen, und er würde sich nicht „rettungslos verheddern, wenn es um das Geistige geht“.
—-
@Timm Grams // 17.01.2021, 16:54 Uhr
Diesen Ihren Kommentar hatte ich leider übersehen, weil er zwischen unwichtige Wortmeldungen geraten war.
Wenn Sie also anerkennen, dass die Ursache-Wirkungsrichtung von der Außenwelt (neuronale Aktivität) zur Innenwelt (Erscheinung, Vorstellung) geht, wo genau ist dann das Problem mit dem Naturalismus? Wie passt das zu Ihrer Naturalismus-Kritik?
Offenkundig bin ich nicht der Einzige, der Ihren Beitrag nicht zur Gänze so versteht, wie er von Ihnen möglicherweise intendiert war.
@Grams:Ursache-Wirkung
Was verstehen Sie unter Interaktion?
@Jeckenburger
Die meisten Menschen haben manchmal Träume während des Schlafens. Wie ist das zu erklären? Es sind von der Realität zeitlich und empirisch losgelöste Erfahrungen. Sind es also nicht auch spirituelle Erfahrungen?
DIe meisten Spekulationen oder Theorien von Antinaturalisten, Esoterikern, Spiritualisten usw. haben ganz banale Ursachen, Erklärungen oder Hintergründe, bis hin zu psychischen oder cerebralen Störungen. Man schaue sich Experimente der Wahrnehmungspsychologie, der Gestaltpsychologie und der Psychologie des Unbewussten an, sie sind erhellend und erstaunlich.
Die derzeitigen Ereignisse in USA um die Erstürmung des Kapitols, die Leugnung der Wahlergebnisse und die QAnon-Verschwörungen zeigen deutlich die Narrheiten des menschlichen Bewusstseins. Die neurobiologische Funktionsweise des Bewusstseins ist bei allen Menschen im gesunden Zustand gleich, aber seine Inhalte …
Ja, die mentalen Inhalte können losgelöst sein von jeder physischen oder außerweltlichen Realität! Es gibt keine allgemeinen Vorschriften zur Deutung des Weltgeschehens, das ist individuell und frei, manchmal von der sogenannten Erziehung oder der zwischenmenschlichen Kommunikation beeinflusst.
Kommentatorenfreund ‘Chrys’ und hierzu kurz :
Die Welt meint das “Schalten und Walten” eines Betriebs, der für Weltteilnehmer erst einmal i.p. Verständnis außen vor steht.
“Vernunft” ist so nicht gemeint, Vernunft dient der Beschreibung des Vorgefundenen
Dies hier – ‘“Welt” ist quasi ein Container-Begriff, der uns dazu dient, verschiedene Erkenntnis- oder Diskursbereiche zu definieren. Und zwar nicht, weil uns diese Bereiche so vorfindlich wären, sondern weil unser Verstand eine gewisse Ordnung in eine zunächst unstrukturierte Vielfalt von Sinneseindrücken bringen muss, um sich irgendwie zurechtzufinden.’ – war natürlich (“geboren”) nett oder korrekt angemerkt und genau so auch von mir vorgestellt.
Die Welt selbst muss nicht vernünftig sein, es ist der Verstand der ggf. entstehenden Subjekte, der Welten Sinn zuspricht, derart entwickelt.
Ich rege in diesem Zusammenhang auch an Welten, erdachte Welten aus dem Hause Philip K. Dick und Terry Pratchett, auch magische Welten im Erfahrungsbereich, im theoretischen, zK zu nehmen, auch diese Welt kann denkmöglicherweise partiell magisch sein, also dem bloßen Willen von erkennenden Subjekten unterworfen, Stichworte : Doppelspaltversuch und Verschränkung, jeweils die Rolle des Beobachters meinend.
Womit von mir im esoterischen Sinne nicht geworben werden soll, wenn so angemerkt worden ist.
Die Welt ist, Kommentatorenfreund ‘Chrys’, auf vielfältige Art und Weise greifbar, wir bleiben hoffentlich bei der szientifischen Methode, andere Vorgehensweisern werden von uns beobachtet und bei Gelegenheit verdammt und bei besonderer Gelegenheit besonders begutachtet, auch eigenen möglichen Irrtum meinend, im Sinne des Skeptizismus.
Kommentatorenfreund “Joker”, a.k.a. “Jolly”, ist womöglich der Einzige hier, der dies genau versteht.
Das Zitat
ist aus dem Zusammenhang gerissen. Es steht unter der Prämisse der ersten Aussage des Bieri-Trilemmas.
Meine Naturalismus-Kritik setzt am Unabhängigkkeitspostulat an: Aufgrund der physiologischen Bewusstseinsprozesse kann die eine Welt nicht vom Bewusstsein unabhängig sein. Wohlgemerkt: Ich spreche hier nicht von den mit den Prozessen verbundenen Bildern (Erscheinungen).
@ Balanus 17.01.2021, 17:09 Uhr
Zitat: „1 Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.
Mir scheint, dieser Satz ist falsch und wahr zugleich, je nachdem, was man unter ‚mental‘ und ‚nichtphysikalisch‘ versteht. “
Das kann man genau so sehen wie Sie es formuliert haben.
Eben weil die Begriffe „mental“ und „physikalisch“ unklar „deklariert“ sind. Anfänger in „Programmierung“ machen immer derartige Fehler, weil das im normalen Leben nicht so wichtig ist. Aber in Grenzfragen zwischen Materie und Geist (und auch Prozessen) kommt es auf absolut klare eindeutige „Deklarationen“ an.
Die Philosophen wundern sich, dass sie in absurde Widersprüche geraten, wenn sie Fehler bei der „Deklaration“ machen, bzw. auf exakte „Deklarationen“ verzichten und einfach, letztlich unklare Begriffe einfach übernehmen.
Mental ist zwar eher etwas Geistiges, kann aber so wie ich den Begriff deuten würde, nur in Verbindung mit etwas „wirklich materiellem“ (Molekülen) und in Verbindung mit Prozessen“ auftreten. Eine eindeutig Trennung in Prozessor – Prozess – Information ist, um Kategorienfehler zu vermeiden unbedingt nötig.
Physikalisches braucht immer Materie, allenfalls Prozesse, allenfalls eine Beschreibung und eine Prozesssteuerung. Die Prozesse, Beschreibung und erst die Prozesssteuerung sind so etwas wie „selbstverständliches Beiwerk“, im normalen Leben keiner besonderen Erwähnung wert.
Die Elektroniker arbeiten sozusagen an der „Front“, praktisch immer wollen sie die „Materie“ vom „Beiwerk“ trennen und dieses „Beiwerk“ getrennt, aber praktisch immer mit „physikalischen Werkzeugen und Methoden“ behandeln. Sie nutzen z.B. die Stimme und übertragen sie über Telefon- oder Radiotechnik, kein Stäubchen Materie wird mit übertragen, nur dass was Techniker eben „Information“ nennen.
Mentales hat den Charakter von „Empfindungen im Gehirn“ ist vermutlich nicht nur rein geistige Information, benötigt unbedingt vermutlich ein biologisches Gehirn. Geistiges ist eher so deklariert dass es eben völlig von Materie frei ist.
Deklarieren kann man übrigens was man will, nur logische Fehler (besonders auch Kategorienfehler) sollten nicht auftreten …..
@Balanus
An Sie sollte mein letzter Kommentar gehen.
Hey, Kollego (flapsige Umgangsform bitte ich an dieser Stelle gleich zu entschuldigen, vielen Dank für Ihre Arbeit!), und hierzu kurz :
‘Meine Naturalismus-Kritik setzt am Unabhängigkkeitspostulat an: Aufgrund der physiologischen Bewusstseinsprozesse kann die eine Welt nicht vom Bewusstsein unabhängig sein.’
—
Ist sich bereits einmal mit dem Konstruktivismus beschäftigt worden?
Ich frage da mal, stets ein wenig dull, manchmal auch ein wenig (nur künstlich – vgl. bspw. mit meiner Handhabung von Kommentatorenfreund “Joker”, a.k.a. “Jolly”) künstlich aufgeregt bis apodiktisch an.
MFG
@Chrys // 17.01.2021, 18:25 Uhr
» Der Welt-Begriff meint in jedem Zusammenhang eine “Idee der Vernunft” (Kant), «
Ich war aber so frei, ein bisschen was anderes zu meinen. Nämlich das, wofür der Begriff steht, was er bezeichnet, was uns Anlass gab, diesen Container-Begriff zu prägen. Gibt es da was, oder gibt es da nichts, wofür der Begriff „Welt“ steht?
»Ob Umwelt, Tierwelt, Arbeitswelt, Lebenswelt, Unterwelt, Begriffswelt, Weltraum, … nichts davon bezeichnet einen Gegenstand, …«
Habe ich auch nicht behauptet. Aber es sind Gegenstände, auf die ich zeigen kann, die zu solchen Kategorien oder Klassen oder Konstrukte, wie auch immer, zusammengefasst werden.
Schlussendlich geht es mir um die Vorbedingungen, ohne die diverse Sinneseindrücke gar nicht möglich wären, welche dann Vorbedingung für menschengemachte Kategorien sind.
Und komme mir bitte nicht mit dem Einwand, dass ich ohne Sinneseindrücke überhaupt nicht über die Vorbedingungen der Sinneseindrücke nachdenken könnte. Das wäre allzu trivial.
Und dann bleibt immer noch die Frage, was genau Timm Grams mit „Welt“ im Zusammenhang mit der einen Welt der Naturalisten gemeint hat.
@ Balanus 17.01.2021, 17:09 Uhr
@ Elektroniker 17.01.2021, 19:04 Uhr
Ich möchte meinen Text ergänzen.
Selbstverständlich mache ich den Philosophen keine Vorwürfe wegen der problematischen Deklaration, man weiß einfach zu wenig über Empfindungen und die zugehörigen Prozesse.
Ich gehe kurzerhand von zwar naheliegenden, aber absolut unbewiesenen Voraussetzungen, was das Entstehen von Empfindungen betrifft, aus.
Es gilt beizeiten definitorisch zu werden, Kommentatorenfreund “Bal”, ich habe bereits weiter oben versucht auf den Veranstaltungscharakter von Sprache, insbesondere auch auf die Altvorderen Bezug nehmend, aufmerksam zu machen, vgl. :
-> https://www.etymonline.com/search?q=world
Zum hier gemeinten “Container-Begriff” habe ich ebenfalls bereits weiter oben erklärt, Kommentatorenfreund “Bal”.
Tatsächlich liegt die Antwort von Frage oft in der Bedeutung der Frage, nice1!
Lernen Sie bitte in Schichten zu denken, Kommentatorenfreund “Bal”, bleiben Sie gerne skeptisch und versuchen insbes. auch Altvorderen im Sprachlichen zu folgen, behalten Sie oder entwickeln Sie erst : Phantasie.
Danke, ich muss mich nun langsam ausklinken, Fressie naht, auch das Schlafbett, danke.
Nie döfer sein als unbedingt nötig, Kommentatorenfreund “Bal”!
MFG
Anton Reutlinger,
mit dieser ihrer Aussage kommen wir dem Phänomen Bewusstsein auf die Spur.
“Die ungelöste Frage ist, wie kommt man von den Vorgängen im Gehirn zu den Phänomenen, die wir selber als Bewusstsein deuten. Es ist eben die Gesamtheit oder die Integration der Vorgänge, die uns als Bewusstheit – von Gedanken, Wahrnehmungen, Erinnerungen – und Bewusstsein erscheint. Schon diese beiden Begriffe sollte man differenzieren.
Bewusstsein wäre demnach das Integral oder die Summe
von Gedanken, Erlebnissen, Wahrnehmungen.
Ist diese Vorstellung in sich logisch oder führt sie zu einem Widerspruch.
Wir müssen dazu Georg Cantor bemühen, der sich mit solchen Gedanken beschäftigt hat. Er nennt die Summe von wohl definierten Dingen eine Menge.
Und er stellt sich die Frage, kann es eine Menge geben, die alle Erfahrungen, Gedanken, Erlebnisse beinhaltet.
Sein Urteil ist nein, nicht weil es an der Größe dem Umfang der Erfahrungen scheitert, sondern weil es eine Menge, die alles enthält nicht geben kann, weil sie offen bleibt. Die Elemente einer Menge kann man nämlich sortieren, zeitlich, räumlich oder nach Themen. Das Umgruppieren führt zu Teilmengen. Und wenn man die neuen Teilmengen abzählt, dann ist deren Summe höher als die Summe der Ausgangsmenge. Wenn ich also über meine Erlebnisse nachdenke erhöht sich der Speicherplatz innerhalb meines Gedächtnisses. Cantor sagte das natürlich anders. Er sagte, die Menge aller Mengen ist logisch unmöglich.
Unser Bewusst sein als Menge aller Erlebnisse ist also logisch gesehen nicht möglich.
Bertrand Russel hat diese Auffassung übernommen und damit auch die Widersprüche bei Paradoxien erklärt.
Übertragen auf unser Bewusstseinsproblem heißt das, ein Bewusstsein anzunehmen als Summe aller Gedanken und Geschehnisse führt zu einem logischen Widerspruch, deshalb gibt es dieses Bewusstsein nicht.
Ein überraschendes Ergebnis oder nicht.
@Klaus Günther: Moralisierend
Geht es vielleicht auch eine Nummer kleiner? Etwas weniger moralisierend? Wir wollen hier schließlich Argumente austauschen.
Wie halten Sie es eigentlich mit Abstrakta? Denken wir an den Kreis. In der natürlichen Welt gibt es beispielsweise keine perfekten Kreise. In unseren Gedanken und in der Mathematik aber schon. Oder noch abstrakter: Wahrheit. Gerechtigkeit. Schönheit.
Wenn Sie von Materie und Energie sprechen, können Sie dann beispielsweise Wahrheit, Kreis, Gerechtigkeit, Schönheit und viel mehr in Materie und Energie definieren?
P.S. Warum nur kommt Ihr Name mir so bekannt vor?
@Hoppe: Kausalität und Physik
Welches Naturgesetz wäre denn verletzt, wenn dort, wo ein Prozess nicht physikalisch determiniert ist, der Ausgang psychisch determiniert würde?
P.S. Schön, dass du hier vorbeischaust.
@Timm Grams
Von Skeptiker zu Skeptiker gefragt, was macht Sie so sicher, den Kontext der Wortbedeutungen immer hinreichend zu würdigen?
Mein Verdacht ist, dass Sie hier speziell bei ‘Welt’, ‘Realität’, ‘außerhalb’ und ‘unabhängig’ nicht zur richtigen Auslegung gefunden haben, wenn Sie dann fortfahren,
Mir ist es gelungen, eine Auslegung zu finden, in der sich alles völlig harmonisch zusammenfügt. Ich möchte ein Gleichnis benutzen, um diese zu beschreiben.
Im Gebirge hat es einen Erdrutsch gegeben, der nun ein Tal versperrt. Der eben noch frei fließende Bach staut sich in der Folge zu einem See. Auf dessen Oberfläche spiegeln sich nun die Wolken und umliegenden Berge.
Können Sie hier zustimmen, dass die Existenz und Eigenschaften der Wolken und Berge unabhängig von den Spiegelungen auf dem See sind, unabhängig davon, wie durch diese die Oberfläche des Sees affiziert wird?
Einige Zeit später hat sich das Wasser einen Weg durch die Erdmassen freigespült, der See verschwindet. Nichts kann sich mehr an seiner Oberfläche spiegeln.
Welchen Einfluss hat das auf die Existenz und Eigenschaften der Wolken und Berge? Können Sie zustimmen, dass es eine Welt ohne Spiegelungen im See gibt, ohne affizieren von dessen Oberfläche, dass es eine Realität ‘außerhalb’ von Spiegelungen gibt?
Falls Sie jeweils zustimmen können, dann verschwindet auch gleich der Widerspruch, den Sie bisher gesehen haben. Denn auch der See und die Spiegelungen gehören zur Welt, bzw. zur Realität.
Mit etwas gutem Willen lässt sich für alles ein Ort finden, auch für das Mentale.
@hwied
Ob Unterbewusstssein oder Bewussstsein – unser Gehirn arbeitet immer gleich.
Eine bewusste Wahrnehmung (Bewusstsein) entsteht dann, wenn bestimmte Aktivtätsschwellen überschritten werden. z.B.
– wenn sich das Gehirn auf die Verarbeitung eines Reizes konzentriert
– weil sich ständig neuronale Aktivierungswellen über den Cortex bewegen (wie eine LaOla-Welle). (Dadurch kann es zu spontanen Ideen kommen (Tagtraum) – die uns wegen dieser Aktivierung bewusst werden)
@Schleim
Die Frage ist,wo finden wir es IN Materie und Energie,sondern DURCH.
Was ist mit Geschmack und Geruch und dadurch verursachte emotionale mentale Zustände?
@Schleim
…ist nicht,…
Was ist Bewusstsein 5. Denkansatz
Wir gehen einmal vom öffentlichen Bewusstsein aus, was man auch als öffentliche Meinung sehen kann. Die hängt zusammen mit der Kultur einerseits und den aktuellen politischen Zuständen andererseits.
Damit muss man rechnen wenn man ein erfolgreicher Politiker sein will.
Bewusstsein als Arbeitsbegriff !
Und wir betrachten die 100 wichtigsten Persönlichkeiten der Weltgeschichte, und wir versuchen zu extrahieren, warum diese Persönlichkeiten so erfolgreich waren. Der Extrakt müsste dann erahnen lassen, was Bewusstsein und was öffentliches Bewusstsein ist.
Hier die 10 wichtigsten:
1. Mohammed 2. Newton, 3. Jesus 4. Buddha 5. Konfuzius 6. Paulus 7. Cai Lun 8. Gutenberg 9. Kolumbus 10-Einstein
Adolf Hitler kommt auf Platz 39 und Beethoven auf Platz 45.
Was ist den ersten 10 Persönlichkeiten zu eigen ?
Sie haben der Menschheit etwas hinterlassen. Und das waren in der Mehrzahl geistige Güter.
Geistige Güter überdauern die Zeiten.
Oder anders formuliert, das Geistige wird höher geschätzt als materielle Dinge.
Wenn also eine Korrelation besteht zwischen einem einzelnen Menschen und der Menschheit, dann ist sie geistiger Natur. Der Geist ist die Klammer, die die Kultur begründet.
Man kann auch sagen , das Bewusstsein begründet die Kultur.
Die 100 – Wikipedia
@Joker
Auch ich meine, dass die Welt (die Realität) fast immer ohne mein Bewusstsein existiert und folglich unabhängig davon ist. Aber nur “fast immer”. Sowie ich bin und darüber nachdenke, gehören die physiologischen Korrelate meiner. Gedanken zur Welt. Dann ist es mit der Unabhängigkeit vorbei.
Timm Grams,
zur realen Welt gehören auch die Menschen. Und die Menschen verändern die Welt z.B. durch Umweltzerstörung.
Man kann diesen Prozess nur aufhalten, wenn Jeder Einzelne sein Bewusstsein überprüft und danach handelt. Dann muss die Gesellschaft als Ganzes ihr Bewusstsein überprüfen und Folgerungen daraus ableiten.
Man sollte die Geschichte der Osterinseln in den Lehrplan der Schulen aufnehmen. Dort hat sich eine Kultur selbst ausgerottet.
@hwied
Die Gesamtheit unserer Wahrnehmungen, Erfahrungen, Erinnerungen im Verlauf des Lebens formt unser Bewusstsein. Die Veränderungen des Bewusstseins können verändertes Verhalten und im Feedback der Erfahrungen wieder Veränderungen des Bewusstseins hervorbringen. Das sind einfache, empirische Wahrheiten.
Neben dem Bewusstsein gibt es ein Unterbewusstsein und ein Unbewusstsein. Nur ein kleiner Teil unserer Lebenserfahrungen wird uns voll bewusst. Trotzdem ermöglicht das Bewusstsein die notwendige Anpassung des Lebens an die dynamischen Veränderungen der Lebenswelt, einschließlich unseres eigenen Körpers.
Für das Verständnis des Bewusstseins ist es unerlässlich, es zu zerlegen in die Funktionsweise und die phänomenalen Inhalte. Die Funktionsweise wird eines Tages naturwissenschaftlich und neuropsychologisch enträtselt werden. Für die phänomenalen Inhalte gilt sehr wahrscheinlich das “ignorabimus”, denn dafür ist keinerlei Kausalität erkennbar.
Ebenso wenig können wir erklären, warum die Welt in Bewegung ist. Außer Bewegung von Körpern gibt es physikalisch Druck und Spannung zwischen Körpern mit Verformungen derselben. Wir wissen, dass die Kräfte der Physik Bewegungen oder Verformungen hervorbringen und wir können sie messen und berechnen, aber das Warum bleibt unerklärbar. Die Kausalität als physikalische Erklärung ist eine Krücke für die Unerklärbarkeit.
Anton Reutlinger,
allgemeine Zustimmung.
Gut ist die Trennung von Bewusstsein als Container und Bewusstsein als Inhalt des Containers.
“Für die phänomenalen Inhalte gilt sehr wahrscheinlich das “ignorabimus”, denn dafür ist keinerlei Kausalität erkennbar.”
Da machen Sie es sich zu einfach.
Beim “Lebenswille, Überlebenswille” ist auch keine Kausalität erkennbar, der ist einfach vorhanden, wie der Mensch einfach vorhanden ist.
Bei den Naturalisten ist das ganze Universum einfach vorhanden.
Sie haben es netter erklärt, dieser Abschnitt war für die anderen Mitleser gedacht.
Gut,, dass wir eine klare Frontlinie gefunden haben.
Wenn wir nämlich auf die Wirkung des Bewusstseins zu sprechen kommen, dann hat der irrationale Anteil in der Vergangenheit die größere Wirkung gezeigt.
Jetzt, wo sich die naturwissenschaftliche Denkweise durchsetzt, da verkümmert der moralische Anteil am Bewusstsein. Und der Mangel an Moral, sprich Mangel an Verantwortungsbewusstsein der Umwelt gegenüber. der wird sich fataler auswirken als der Nutzen des naturwissenschaftlichen Denkens.
@Timm Grams
Der schlichte Gebrauch des Wortes ‘unabhängig’ impliziert eben nicht, was Sie unterstellen, dass die Unabhängigkeit ‘immer’ und überall gegeben sein muss, dass sie absolut sein muss, es keinerlei Wechselwirkung gibt (@Balanus: oder Wirkung in eine Richtung).
Elternunabhängiges BAFÖG bedeutet nicht, dass die Steuern der Eltern nicht zu dessen Finanzierung herangezogen werden. Wenn ich unabhängig von meiner Freundin in Urlaub fahre, schließt das nicht aus, dass ich manchmal an sie denke oder sogar mit ihr
telefonierechatte.Mehr ist auch nicht gesagt, wenn Naturalisten von einer vom Denken und vom Bewusstsein unabhängigen Existenz der Dinge sprechen.
@hwied
Der Überlebenswille ist eine Fiktion, ein willkürlicher Begriff für eine subjektive Verhaltensweise in bestimmten Situationen. Das kann Flucht oder Kampf oder etwas anderes sein. Mit den phänomenalen Inhalten des Bewusstseins, die bei allen Menschen vorhanden und erfahrbar sind, ist das nicht zu vergleichen.
Die Diskussionen um Bewusstsein kranken vor allem an missverständlichen Begriffen und individuell verschiedenen Deutungen, sowie an subjektiven Voreinstellungen, insbesondere Dualismus oder Monismus. Der Dualismus ist so gut wie widerlegt.
@KRichard
Die Konzentration des Gehirns, muss ich mir die so vorstellen, wie die Konzentration einer starken Base?
Müssten Sie nicht schreiben, um die Konsistenz
der Baseihrer Aussagen zu bewahren, die unserem Gehirn bewusst werden?@anton reutlinger
Zustimmung. Das wird durch ihre Deutungen ja immer wieder eindrucksvoll belegt.
Der Dualismus kann nicht widerlegt werden. Es handelt sich dabei um eine metaphysische Annahme.
Der Glaube daran kann allerdings aussterben. Davon sind wir wiederum noch weit entfernt.
@Stephan Schleim:
Du meinst mit “Prozess” einen materiellen/physischen Vorgang? Dann erklärt er sich aus (bekannten) physikalischen Gesetzmäßigkeiten.
Der Begriff “determiniert” kommt so in der Physik gar nicht vor. Die Physik behauptet einfach die Gültigkeit ihrer Erkenntnisse für alle materiellen/physischen Prozesse.
In bestimmten (unfassbar komplexen) Fällen beschreiben wir derartige Vorgänge mit psychologischen Termini, rekurrieren z.B. auf Tatmotive usw. Das ändert aber nichts daran, dass die dabei stattfindenden physischen Vorgänge in der Physik bereits ihre vollständige prinzipielle Erklärung gefunden haben.
Hinsichtlich materieller/physischer Vorgänge bleibt kein unerklärlicher Rest, der dann z.B. psychologisch erklärt werden könnte.
@anton reutlinger 17.01. 18:45
„Die meisten Spekulationen oder Theorien von Antinaturalisten, Esoterikern, Spiritualisten usw. haben ganz banale Ursachen, Erklärungen oder Hintergründe, bis hin zu psychischen oder cerebralen Störungen.“
Was nicht davon abhält, die Welt anders zu deuten, wenn man aufgrund wirklich spiritueller Erfahrung manches eben anders einordnet.
„Ja, die mentalen Inhalte können losgelöst sein von jeder physischen oder außerweltlichen Realität! Es gibt keine allgemeinen Vorschriften zur Deutung des Weltgeschehens,…“
Eben, man muss sich in vielen Sachfragen gar nicht viel streiten, man kann es entweder so und so sehen, oder man kommt immer zur selben Antwort, wenn man ehrlich ist.
@hwied 18.01. 11:31
„Wenn wir nämlich auf die Wirkung des Bewusstseins zu sprechen kommen, dann hat der irrationale Anteil in der Vergangenheit die größere Wirkung gezeigt.“
Und das ist wohl immer noch so. Ohne dass es ein Problem sein muss. Egal inwieweit man sich Selbst und Teile des Geschehens dieser Welt als geistig oder nicht erlebt, so bleiben wir dabei immer noch in den Gefilden des Denkbaren, sonst wären wir dazu ja nicht fähig.
Vielleicht ist hier die Einstellung gegenüber dem Anderen viel wichtiger, ob hier Redlichkeit und Rücksichtnahme dominiert, oder ob man den Anderen sozusagen abschlachtet, ob nun nur geistig oder auch physisch, weil man meint, mit ihm nichts zu tun zu haben. Und was letztlich zwischenmenschlich angeraten ist, das lässt sich auch auf den Umgang mit anderen Spezies wie mit der ganzen Natur übertragen.
Das ist doch eher unabhängig davon, wie spirituell oder auch gar nicht spirituell man hier versucht, seine Welterfahrung zu deuten. Aber man muss sich auch selber da abholen wo man selber gerade ist, eine gewisse Sturheit hilft in der Lebenspraxis, und ist öfter notwendig.
@Joker
Mit ´Konzentration´ ist gemeint: worauf das Gehirn den Fokus seiner Aufmerksamkeit richtet
suchen Sie per Google [Gorilla-Experiment]
Versuchspersonen bekamen einen Film mit hell bzw. dunkel gekleideten Basketballspielern gezeigt – und sollten z.B. die Ballkontakte des dunklen Teams beim Spiel zählen. Filmdauer 1 Min.
Zusätzlich zu den Basketballspielern ging eine als Gorilla verkleidete Person in die Mitte des Spielfelds, stellte sich direkt vor die Kamera, klopfte sich auf die Brust und verließ das Bild.
Ein Großteil der Versuchspersonen sahen diesen Gorilla nicht, obwohl er quer über das Spielfeld ging und sich direkt vor die Kamera stellte.
Gehirn/Aufmerksamkeit der Versuchspersonen hat sich so darauf konzentriert die Ballkontakte zu zählen – dass andere Sinneseindrücke nicht bemerkt wurden.
Dieses Beispiel zeigt, dass wir nur wahrnehmen worauf sich unsere Aufmerksamkeit konzentriert und aber auch dass unsere Wahrnehmung extrem fehlerhaft ist
Auch dies ist ein schönes Beispiel dafür, wie fehlerhaft unsere Wahrnehmung ist. Uns stören solche Fehler aber nicht – wie ich in früheren Beiträgen (Bewegungwahrnehmung beim Kinofilm = 100 % Fehler) schon erwähnt habe.
Jeckenburger,
“üb immer Treu und Redlichkeit”, so hat man früher gesungen.
Reutlinger,
vielen Dank für ihre vielen ausführlichen Antworten. Im Prinzip liegen wir nicht weit auseinander. Damit verabschiede ich mich.
@Joker
Der Dualismus kann nicht widerlegt werden. Es handelt sich dabei um eine metaphysische Annahme.
Auch eine metaphysische Annahme muss begründet werden, sonst ist sie wissenschaftlich bedeutungslos und sinnlos. Die Begründung kann u.U. logisch widerlegt werden. Ist sie nicht widerlegbar oder falsifizierbar, dann ist es bloß religiöser Glaube.
@hwied
Abgesehen von Ihrer religiösen Gläubigkeit haben wir manch gemeinsame Überzeugungen.
Tschüs.
@ Christian Hoppe 18.01.2021, 13:21 Uhr
Zitat: „Das ändert aber nichts daran, dass die dabei stattfindenden physischen Vorgänge in der Physik bereits ihre vollständige prinzipielle Erklärung gefunden haben.
Hinsichtlich materieller/physischer Vorgänge bleibt kein unerklärlicher Rest, der dann z.B. psychologisch erklärt werden könnte.“
Die Aussage „vollständige prinzipielle Erklärung“ finde ich nicht vollständig, damit nicht völlig korrekt.
Beispiel: Ein absolut gesunder Junge fällt in die Hand einer „Kriegerbande“ und wird psychisch völlig ruiniert, zu einem „Killer dressiert“ und das ist er danach auch.
Die psychischen Vorgänge und Mechanismen die dabei wirksam werden gehören zum Fachgebiet der Psychologie. Für Physiker wäre dies naheliegend, aber ihr Fachgebiet wäre es zweifellos nicht.
Es stimmt offensichtlich, dass der erzieherische Einfluss die neuronalen („physikalischen“) Strukturen verändert hat und er deswegen falsch handelt. Aber der entscheidende Grund ist praktisch die Erziehung.
@KRichard
Erstaunlich, dass es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen ist, worauf ich hinweisen wollte: Es ist Ihre Aufmerksamkeit, nicht die ihres Gehirns, Sie richten den Fokus aus, nicht ihr Gehirn.
Mich stören solche Fehler.
(Ich hoffe, Sie können die Bezüge für ‘dies’ uns ‘solche’ fehlerfrei zuordnen. Falls Sie unsicher sind, bitten Sie einfach ihr Gehirn um Hilfe.)
anton reutlinger
hwied
Ich stimme auch, außer im Punkt der getrennten Hardaware -Software, oft mit Herrn Reutliger überein.
Auf irgend eine Art habe ich praktisch mein gesamtes Berufsleben davon gelebt, „Materie“ vom „informellen Beiwerk“ zu trennen und nur dieses „Beiwerk, die Information“ getrennt, aber praktisch immer mit „physikalischen Werkzeugen und Methoden“ zu behandeln.
Nachrichtentechniker/Elektroniker nutzen z.B. die Stimme und übertragen sie über Telefon- oder Radiotechnik, kein Stäubchen Materie wird mit übertragen, nur dass was Techniker eben „Information“ nennen.
Es wird praktisch bestritten, was ich in meinem Berufsleben gemacht habe, davon zu leben dass Information von der Materie getrennt werden kann.
Allerdings mussten Berufskollegen vor rund 60 Jahren auch noch damit rechnen, wegen Betruges eingesperrt zu werden, weil derartiges unmöglich schien.
@Elektroniker
Es wird praktisch bestritten, was ich in meinem Berufsleben gemacht habe, davon zu leben dass Information von der Materie getrennt werden kann.
Eine konkrete Information “Biden wird Präsident” kann von einer Materie auf eine andere kopiert werden, sogar mehrfach oder über mehrere Stufen und auf verschiedene Arten von Materie. Das geschieht alltäglich über die Medien oder durch Kopieren von Daten oder Software. Aber die Information wird eben nur von einer Materie auf eine andere übertragen, z.B. über Licht und die Augen in das Gehirn, aber sie wird nicht von Materie getrennt. Im Original bleibt sie dabei sogar erhalten. Ohne Materie/Energie kann Information nicht dargestellt, nicht übertragen und nicht gespeichert werden.
Das ist eine Widerlegung des metaphysischen Dualismus.
@Balanus / 17.01.2021, 19:11 Uhr
»Und komme mir bitte nicht mit dem Einwand, dass ich ohne Sinneseindrücke überhaupt nicht über die Vorbedingungen der Sinneseindrücke nachdenken könnte. Das wäre allzu trivial.«
Empirisch forschen kann nur, wer auch beobachten kann, d.h., wer beispielsweise die Zeigerstellung eines Messinstruments als Sinneseindruck wahrnehmen kann. Insofern ist die Befähigung zu Sinneseindrücken doch eine methodische Vorbedingung für jegliches Betreiben von empirischer Wissenschaft.
Mein Urteil «Je vois» ist synthetisch a priori, vergleichbar mit Descartes’ Urteil «Je pense». Die wissenschaftl. Feststellung, dass ich Augen habe, die mir das Sehen ermöglichen, ist hingegen synthetisch a posteriori und könnte sich sogar als falsch erweisen. Nämlich falls sich irgendwann herausstellen sollte, dass ich nur so etwas wie ein “Brain In a Vat” ohne Sinnesorgane bin, dem der Eindruck, einen Körper mit Augen zu haben, nur als eine Simulation suggeriert wird.
Wenn ich unversehens einen elektr. Viehzaun berühre, dann vermittelt mir das einen Sinneseindruck und ich zeige eine Reaktion, von der man dann vielleicht sagen kann, dass sie mit der gleichen Zwangsläufigkeit von Reiz-Reaktions-Mechanismen erfolgt, durch die auch das Zucken der Beine eines toten Frosches beim Anlegen einer elektr. Spannung erklärt werden kann. Mein subjektiver Sinneseindruck wird für diese Erklärung nicht gebraucht, er ist für jemand anderen als mich auch gar nicht feststellbar. Umgekehrt liefert mir diese Erklärung aber auch keinerlei Einsichten über das Zustandekommen meines Sinneseindrucks. Doch es besteht keinerlei Widerspruch zwischen subjektiver und intersubjektiver Sicht, das ist miteinander kompatibel. Wo also sollte da nun eigentlich ein Problem sein? Für einen Naturalisten wie Dennett ist da offenbar eines, weshalb er die subjektive Sicht dann unbedingt “quinen” will — erscheint Dir das vernünftig?
@Joker
Wenn Sie die fehlerhafte Arbeit des Gehirns stört – dann sollten Sie z.B. keinen Kinofilm ansehen: dass wir dort Bewegung ´sehen´ ist ein 100%iger Fehler
Sie können auch bei Wikipedia [Erinnerungsverfälschung] dazu nachlesen, wie leicht sich unser Gedächtnis manipulieren lässt.
Es gibt zahlreiche Experiemente, welche zeigen, wie fehlerhaft unsere Wahrnehmung, unsere Erinnerung und sogar unsere Ich-Identität sind.
Je mehr man sich über die Arbeitsweise unseres Gehirns informiert um so mehr Fehler entdeckt man. Das Gehirn ist dazu da, dass wir irgendwie weiterleben können – Fehler sind dabei egal; ganz gleich wie groß/schwerwiegend sie sind.
@Timm Grams // 18.01.2021, 09:54 Uhr
» Sowie ich bin und darüber nachdenke, gehören die physiologischen Korrelate meiner. Gedanken zur Welt. …«
Das würde wohl kein Naturalist bestreiten wollen.
»…Dann ist es mit der Unabhängigkeit vorbei. «
Wie das?
Ich sehe nicht, inwiefern die Perzeption der empirisch zugänglichen Realität, die zwangsläufig mit neuronaler Aktivität verbunden ist, in irgendeiner Weise eine Abhängigkeit der Realität von eben diesen neurophysiologischen Prozessen begründen könnte.
(@Joker: Noch nicht mal hin und wieder.)
Aber vielleicht übersehe ich ja auch etwas, nur was?
@Chrys
Ok, ich kucke mir Dennetts Aufsatz gerne mal an, dann bilde ich mir ein Urteil… 😉
Der Körper Geist Dualismus beruht in Wirklichkeit auf der Verwechslung der Perspektiven. Spreche ich vom Körper, dann bewege ich mich im Bereich der Physik, Chemie oder Biologie. Spreche ich vom Geist, bewege ich mich im Bereich der Psychologie oder Philosophie. Ich thematisiere also zwei unterschiedliche Blickwinkel auf ein und denselben Gegenstand und meine, es wären zwei unterschiedliche Welten. Der Dualismus findet also im Kopf des Betrachters statt, nicht im Gegenstand.
@anton reutlinger
Da stimme ich zu. Das wird sicher auch in den Geisteswissenschaften so gesehen. Ich möchte nur ergänzen, dass selbst begründete metaphysische Annahmen naturwissenschaftlich nicht unbedingt eine Bedeutung erlangen.
In diesem Satz verquirlen sie wieder mal so viel, dass ich ihn weniger zu den falschen, sondern eher zu den bedeutungslosen und sinnlosen zählen möchte.
Widerlegbar ist eine einzelne Annahme meistens auch dann nicht, wenn sie sinnvoll erscheint. Man kann in der Regel nur einen logischen Widerspruch zwischen mehreren Annahmen aufzeigen, wie es am Bieri-Trilemma verdeutlicht wird, oder wie das der Autor dieses Textes für den Naturalismus und dessen metaphysischen Annahmen versucht.
Nicht falsifizierbar zu sein, ist etwas, was andere Annahmen von einer naturwissenschaftlichen unterscheidet. Mit dem ‘sie’ beziehen Sie sich aber gerade auf eine solche, eine metaphysische Annahme. Da lese ich also: ‘Wenn die Annahme nicht das ist, was sie ist, ist sie bloß religiös.’ Das wirkt abstrus.
Glaube ist beteiligt, wenn man sich eine metaphysische Annahme zu eigen macht, wie z.B. den Monismus oder den Dualismus, oder an der Entscheidung, welche Aussage des Bieri-Trilemmas man verneint. Aber nicht jeder Glaube ist religiös, auch nicht in den Geisteswissenschaften. So gibt es für religiösen Glauben z.B. die Forderung nach Widerspruchsfreiheit nicht (siehe allmächtig oder allgütig).
HTH
@Grams: Unabhängigkeit / Wechselwirkung
besser so…
@Christian Hoppe 18.01. 13:21
„Hinsichtlich materieller/physischer Vorgänge bleibt kein unerklärlicher Rest, der dann z.B. psychologisch erklärt werden könnte.“
Wenn man über entsprechende spirituelle Erfahrungen verfügt, dann findet man doch unerklärliche Reste. Auch die Parapsychologie hat solche Reste längst gefunden, wird aber einfach ignoriert.
„In bestimmten (unfassbar komplexen) Fällen beschreiben wir derartige Vorgänge mit psychologischen Termini, rekurrieren z.B. auf Tatmotive usw““
Das sind hier keine Ausnahmen, sondern das ist fast die Regel, wenn es um psychische Fragen geht. Insbesondere kann von der Ebene der Nervenzellen her nur sehr wenig konkret erklärt werden, weil das Konnektom noch nicht entschlüsselt ist. Darauf einfach vorzugreifen, und so zu tun, als wüssten wir hier schon alles und es ist 100% sicher, dass sich die naturalistische Sichtweise fraglos bestätigen wird, das ist jetzt wirklich voreilig, meine ich.
Ich kann mir sogar vorstellen, dass dieses Konnektom Beweise für einen geistigen Anteil unseres Bewusstseins liefern kann, oder eben den Beweis, dass hier wirklich alles rein materiell ist, was da im Kopf passiert. Wie kann man da so einfach vorgreifen? Warten wir mal ab, was zukünftige Forschung bringt.
Nochmal das Trilemma von Bieri:
1. Mentale Phänomene sind nichtphysikalische Phänomene.
2. Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam.
3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.
Der Naturalismus meint, 1. muss falsch sein, währen der spirituell Orientierte meint, 3. muss falsch sein.
Wo ist hier das Problem, wir haben noch keine Beweise für beides nicht, aber die Perspektive, dass wir sie noch bekommen werden. Ein vollständiges, im Computer simuliertes menschliches Konnektom wird unsere Frage beantworten können, meine ich. Vielleicht reicht sogar ein Mäusekonnektom, um diese Frage zu klären. Das könnten wir sogar selbst noch miterleben. Die Geduld habe ich noch, darauf zu warten. Und ich muss mich da auch jetzt nicht drauf festlegen.
Tippen tue ich eher auf die geistige Variante, dass das ganz ohne geistige Aspekte nicht funktionieren kann, einfach weil das so gut zu meiner Lebenserfahrung passt. Ist noch Glaubenssache, kann aber bestätigt oder auch nicht bestätigt werden.
@Stephan Schleim
Zugegeben, ich habe mich durch die Formulierungen von Grams, besonders der ersten drei Absätze nach dem Zwischentitel „Sackgassen“, provozieren lassen und etwas unangemessen geantwortet. Das tut mir Leid.
Es ändert aber nichts daran, dass ich die betreffenden Ausführungen falsch finde. Von der Annahme nur einer Welt auszugehen ist m.E. gerade keine Metaphysik, vielmehr ist im Gegenteil die Postulierung einer Welt hinter der physischen meta ta physika einzuordnen. Damit kommt man nicht nur zu falschen Schlussfolgerungen, sondern enthebt sich auch der Mühe nachzuvollziehen, wie im Lauf der Evolution zu den physischen Phänomenen der Lebewesen unserer einen Welt notwendig die mentale Dimension hinzugekommen ist.
Ob Sie sich einen idealen Kreis vorstellen oder Ihren realen Schreibtisch, ob Sie einen Sachverhalt bewerten oder von einem Ereignis emotional berührt werden, in allen Fällen handelt es sich um neuronale, mithin physische, energetische Vorgänge in ihrem Gehirn, immer von körperlichen Reaktionen begleitet, die von unmerklich bis erschütternd reichen können.
Es gibt keine Information ohne einen realen Träger. Denn eine solche müsste man als „reinen Geist“ auffassen; dieser wäre jedoch nirgendwo anders zu verifizieren als in Ideen, also philosophischen Denkfiguren – die ihrerseits aber immer höchst materieller Träger bedürfen.
Ich wüsste nicht, dass wir schon einmal konferiert haben; ich hatte einmal einen Leserbrief in „Spektrum“ und äußere mich ansonsten nur in einem einzigen anderen Forum.
Eine geistige Welt gibt es nicht. Die Materie/Energie bringt Information hervor, ohne sie gibt es keine Information und keinen Geist. Information ist die nichtzufällige Anordnung von Elementen der Materie/Energie, die ggf. auf die Sinnesorgane einwirkt und schließlich auf die Nervenzellen. Nicht die Information bestimmt die Anordnung, sondern die Anordnung bestimmt die Information.
Die Oberfläche von Körpern der Außenwelt emittiert Licht unterschiedlicher Wellenlängen, das auf die Netzhaut einwirkt, Nervensignale erzeugt und darüber die Nervenzellen affiziert. Es gibt keine Interaktion zwischen mentalen und physikalischen Prozessen oder Zuständen, weil es keine mentalen Prozesse gibt. Im Lauf des Lebens lernen wir bestimmte Anordnungen zu erkennen und zu verstehen, z.B. als Schrift oder Sprache, als mentale Prozesse.
Mentale Prozesse sind nichts anderes als physikalische Prozesse der Transformation solcher Anordnungen!
@anton reutlinger
Ich möchte mich korrigieren, obwohl @KRichard meint, Fehler seien egal; ganz gleich wie groß/schwerwiegend sie sind.
Ich lese also bei Ihnen:
‘Wenn die Annahme das ist, was sie ist, ist sie bloß religiös.’ Das wirkt abstrus.
Sie werden es vielleicht schon bemerkt haben, da war ursprünglich ein ‘nicht’ zu viel. Mein Gehirn bittet um Entschuldigung.
Lebbe geht weider. (Stepanovic)
@Hoppe: Determinismus in der Physik
Es ging um die Frage, nun in meinen Worten formuliert, ob die Physik Raum für mentale Verursachung lässt. Meine Frage war eher rhetorischer Art: denn natürlich können wir nicht ausschließen, dass dort, wo physikalische Prozesse indeterministisch sind (bsp. radioaktiver Zerfall, Doppelspaltversuch, Schrödingers Katze), eine von uns noch nicht verstandene Größe die Vorgänge determiniert. Irgendwann zerfällt das Atom ja, das einzelne Photon fliegt nach links oder rechts, die Katze ist (wenn wir nachschauen) lebendig oder tot.
In diesem Zusammenhang darf man durchaus noch einmal an Einsteins beflügeltes Wort denken, dass Gott nicht würfelt.
Jetzt meinst du, Determinismus (bzw. “der Begriff determiniert”) sei in der Physik kein Thema. Das stimmt wirklich nicht: Sowohl in der Klassischen Mechanik, als auch in der Allgemeinen Relativitätstheorie und in der Quantenmechanik geht es (auch) darum. Für eine Übersicht verweise ich auf: The Status of Determinism in Physical Theories (Stanford Encyclopedia of Philosophy)
In der Wissenschaftstheorie hat sich beispielsweise John Earman ausführlich mit dem Thema beschäftigt, meines Wissens zuletzt in seinem Aufsatz: Aspects of Determinism in Modern Physics (2007, erschienen in: Handbook of the Philosophy of Science, Volume 2: Philosophy of Physics, pp. 1369-1434).
@Jeckenburger
Ich sprach ausschließlich von den materiellen/physischen Vorgängen. Diese mögen einem psychischen Phänomen (z.B. einer Handlung) zugrunde liegen oder nicht. Das ändert nichts daran, dass alles was dort physisch geschieht in der Physik bereits seine vollständige Erklärung gefunden hat. – Physische Vorgänge können Sie durch Hinweis auf mentale Phänomene genau dann überhaupt nicht mehr erklären, wenn Sie sich diese mentalen Phänomene nicht von vornherein als physisch realisiert denken.
Jede psychisch bedeutsame Situation, jedes psychische Phänomen umfasst materielle/physische Vorgänge – diese sind bereits hinreichend erklärt. Der subjektive Rest ist faszinierend, auch sicherlich noch nicht erklärt, aber er hat *als solcher* keine kausale Wirkung. Das ist auch der Grund, warum wir dem anderen seine Qualia nicht ansehen können: *als solche* wirken sie nicht kausal auf uns ein. Wir sehen immer nur das materielle/physische Verhalten unseres Gegenübers.
Daher muss uns Naturwissenschaftler das philosophische Qualia-Problem in keiner Weise beunruhigen. (Die einseitige Abhängigkeit des Erlebens von hirnmateriellen Vorgängen halte ich für erwiesen – auch wenn hier einige im Forum offensichtlich den Parawissenschaften anhängen.)
@Klaus Günther: Erkenntnis
Vielleicht stimmt das. Tatsache aber ist, dass wir diese Vorgänge (wie Gedanken, Gefühle usw.) nicht als “neuronale, mithin physische, energetische Vorgänge” beschreiben können.
Hier setzen Sie schlicht voraus, was zu zeigen wäre: dass es nämlich nichts ohne “materiellen Träger” geben kann (in der Philosophie nennt man diesen Argumentationsfehler “petitio principi” oder “question begging”). Im Übrigen scheint Materie doch gar nicht das grundlegende Prinzip in der Physik zu sein.
Insofern kann ich Ihnen nur freundlich empfehlen, Ihre Grundannahmen gründlich und kritisch zu überprüfen; für Sie denken kann ich nämlich nicht.
@Joker
Meine Behauptung “Die Begründung kann u.U. logisch widerlegt werden. Ist sie nicht widerlegbar oder falsifizierbar, dann ist es bloß religiöser Glaube.” bezog sich auf die Begründung einer metaphysischen Annahme, welche nicht notwendig metaphysisch sein muss.
@Balanus: 19.000 Kommentar
Ich sah gerade, dass du hier den 19.000 Kommentar bei MENSCHEN-BILDER hattest. Hast du vielleicht einen Themenwunsch?
Für den 20.000 würde ich ein Freiexemplar meines nächstens Buchs in den Ring werfen; und wenn das in dem Tempo weitergeht, dann haben wir den wahrscheinlich erreicht, bevor das Buch erschienen ist.
@ anton reutlinger 18.01.2021, 14:44 Uhr
Zitat: „Das geschieht alltäglich über die Medien oder durch Kopieren von Daten oder Software. Aber die Information wird eben nur von einer Materie auf eine andere übertragen, ….“
So ist es. Theologen haben nach Entdeckung der „Seele“, die Softwarecharakter hat und lang bevor die Genetik etabliert wurde, ungefähr in dem Sinne argumentiert: „Dass die „Software“ in einer „(fast) unendlichen Kette“ immer wieder neues Leben generiert, und das „alte Leben“ endet. Natürlich existieren auch „Meme“ weiter, einerseits durch „Überlieferung“ über die Generationen, oder durch Medien (Bücher, …).
Die weitere Existenz wesentlicher Teile der „Software“ (auf „junger Hardware“), obwohl die „alte Hardware“ endet, ist deren bemerkenswerte und für manche Menschen tröstliche Aussage. Und das alles lange bevor diese Aussagen durch die Genetik, Memetik …. wissenschaftlich bestätigt wurden.
Selbst wenn Theologen gelegentlich einen „Bock geschossen“ haben, sie hatten höchstes geistiges Niveau.
@Klaus Günther
Ihnen ist, wie manch anderem hier, vermutlich entgangen, dass ich in meinem Artikel keinen Standpunkt einnehme, weder einen monistischen noch einen dualistischen oder was sonst noch. Den Naturalismus betreffend setze ich versuchsweise die Prostulate einer “marktgängigen” Metaphysik (Ontologie) voraus und leite daraus nach Möglichkeit einen Widerspruch her. Skeptikerdenken ist das, mehr nicht!
Die Diskussion hat gezeigt, wie man damit umgehen kann: Mit dem Widerspruch leben, ihm durch Veränderung der Postulate entgehen, oder ihn ignorieren. Das Verhalten zu bewerten, fällt wiederum nicht in die Kompetenz des Skeptikers.
@anton reutlinger
Oh, jetzt sehe ich den Gorilla.
@Joker
Nun, ich gebe zu, meine Formulierung war nicht astrein. Wenn eine Aussage nicht widerlegbar ist, dann kann sie tautologisch oder wahr sein. Gemeint war die logische oder empirische Überprüfbarkeit oder Falsifizierbarkeit im Popperschen Sinn. Der religiöse Seitenhieb war etwas überspitzt.
Nach wie vor bin ich aber überzeugt, dass die Annahme des metaphysischen Dualismus widerlegt ist, weil die Information als zentrales Element des Geisteslebens zwingend an Materie/Energie gebunden ist. Die physikalische Ansicht von Materie spielt dabei keine Rolle. Es zählt die sinnlich wahrnehmbare Materie, sei es Papier oder Bildschirm, oder die neurobiologisch wahrnehmbaren elektrisch/chemischen Nervensignale.
@Grams / Schleim / Hoppe
Das Komplementaritätsprinzip wird nach Bohr mit Welle/Teilchen verbunden. Welle/Teilchen ist Elektromagnetismus.
Reduktionistisch müsste somit das Komplementaritätsprinzip im Elektro-/Magnetismus(Wechselwirkung/Grundkraft) verortet werden.
Was ist IN der Wechselwirkung?
Insofern hat Stephan Schleims Frage schon Berechtigung.
Ist der Wechselwirkungsmechanismus (Polarität) deckungsgleich mit erlebter gesellschaftlicher Polarisation?
Auf der abstrakt konkreten Ebene spreche ich als Pole/Wechselwirkung Konkurrenz und Kooperation an.
Was meinen sie? Ein ‘scheinbares’ Phänomen?
@Schleim
” denn natürlich können wir nicht ausschließen, dass dort, wo physikalische Prozesse indeterministisch sind (bsp. radioaktiver Zerfall, Doppelspaltversuch, Schrödingers Katze), eine von uns noch nicht verstandene Größe die Vorgänge determiniert.”
Doch, das genau das können wir inzwischen ausschließen. Es gibt inzwischen Versuche, die diese verborgenen Parameter ausschließen. Einstein hatte eben doch nicht recht mit seiner Vermutung, dass es diese Parameter geben müssen. Siehe Bellsche Ungleichung.
@Mussi
“Das Komplementaritätsprinzip wird nach Bohr mit Welle/Teilchen verbunden. Welle/Teilchen ist Elektromagnetismus.”
Nein, das gilt allgemein in der Quantenmechanik, auch für andere Wechselwirkung, nämlich der starken und der schwachen Wechselwirkung und nicht nur für die elektromagnetische WW.
@Physiker
Danke!
Ich war ‘plakativ’!
@Physiker
Was bedingt den Impuls?
@anton reutlinger
Nachdem Sie mich auf meinen Fehler aufmerksam gemacht haben – wer lesen kann ist klar im Vorteil – lassen Sie mich nun noch etwas anderes versuchen.
Ich halte ihn zwar nicht mehr für bedeutungslos und sinnlos, aber:
Dieser Satz ist falsch. (*)
Im Fall des Bieri-Trilemmas gibt es gute Begründungen für alle drei Lemmata. Nehmen wir uns nur einmal eines davon vor,
Schon die enthaltene, etwas versteckte Annahme, es gäbe auch nur manchmal so etwas wie eine Kausalität zwischen einigen physikalischen Objekten (wie z.B. Billardkugeln), ist eine metaphysische Annahme. Dass sie sich in vielen praktischen Bezügen bewährt hat (in einigen soll sie das ja auch nicht getan haben), kann man als Begründung für deren Annahme sehen. Wie schon Hume gezeigt hat, ist diese Begründung aber weder logisch abgesichert, noch abzusichern, wie es sich vielleicht später Kant erhofft hat, der Kausalität als Notwendigkeit betrachtet. Logisch widerlegbar scheint sie mir aber auch nicht zu sein.
Es lässt sich auch kein Experimentum crucis denken, was als Letztbegründung dienen könnte, mit dessen Hilfe man das Prinzip der Kausalität falsifizieren könnte.
Die Annahme einer Kausalität in der Natur ist demnach durch keine Begründung abgesichert, die logisch widerlegbar oder empirisch falsifizierbar wäre.
Wenn ich mit dem Gesagten recht habe, wie soll es dann eine Begründung mit diesen, von Ihnen geforderten Kriterien geben, für die Annahme, die Welt wäre im Bereich physikalischer Phänomene sogar kausal geschlossen?
Ich halte Lemma 3. dennoch nicht für religiösen Glauben, Sie?
(*)
Mit Selbstbezüglichkeit von ‘dieser’ würde sich das Lügner-Paradox ergeben, was hier nicht gemeint ist.
@Mussi
p = m x v, wobei p und v Vektoren sind.
Der Impuls ist eine Erhaltungsgröße wie Energie.
@Physiker
formel: einfach so hinschreiben geht didaktisch methodisch in diesem Blog nicht. Wir sind nicht alleine..
Erläuterung? !
@Schleim
“Hier setzen Sie schlicht voraus, was zu zeigen wäre: dass es nämlich nichts ohne “materiellen Träger” geben kann (in der Philosophie nennt man diesen Argumentationsfehler “petitio principi” oder “question begging”). Im Übrigen scheint Materie doch gar nicht das grundlegende Prinzip in der Physik zu sein.”
Um es ganz klar zu sagen: unsere Welt besteht NUR aus Materie und ihren Interaktionen in Form von vier Wechselwirkungen (zu dem, was eventuell oder vermutlich noch fehlt, morgen mehr, heute ist es zu spät). Jeder der etwas anderes behauptet, muss es beweisen. Wenn die Philosophen etwas anderes behaupten ohne diesen Beweis antreten zu können, ist die Behauptung gegenstandslos. Das grundlegende Prinzip der Physik ist eine ganz andere Sache, davon – wie gesagt – später mehr.
@Mussi
Dann muss die Frage genauer formuliert werden. Impuls ist das Produkt aus Masse und Geschwindigkeit, das ist die Definition. Was “bedingt” bedeutet, ist mir unklar.
Die Erhaltung des Impulses ergibt sich aus einem Symmetrieprinzip, der Homogenität des Raumes, sie ist also sehr fundamental.
@Physiker
Was ist die Ursache für Geschwindigkeit?
@Physiker: bisschen Dogmatisch?
Ihre Diskussionsstrategie scheint darin zu bestehen, Dinge schlicht zu behaupten, nicht für Ihren Standpunkt zu argumentieren. Das Gegenüber soll dann mal das Gegenteil beweisen. Ja, so einfach geht das.
Das klinkt für mich doch etwas dogmatisch. Überzeugend ist es jedenfalls nicht.
@Mussi
Die Beschleunigung von Materie relativ zum Bezugsystem.
Aber ehrlich, was soll das? Soll ich eine allgemeinverständliche Einführung in die Physik empfehlen?
@Schleim
Ich wollte das erst morgen schreiben, aber da Sie heute schon antworten:
es scheint mir in dieser Diskussion bei einigen Personen eine grundlegende Unkenntnis von physikalischen Tatsachen vorzuliegen. Ich kann nur empfehlen, sich einmal in entsprechende Literatur zu vertiefen, und zwar kann man in Roger Penrose: “The Emperor’s New Mind” (fast) alles Relevante zu der Diskussion finden, und noch eine ganze Menge an wichtigen Gedanken mehr.
Wenn man die fundamentalen Erkenntnisse der Physik in Frage stellt, die experimentell abgesichert sind, ist es nicht möglich zu diskutieren.
@Physiker
Das ist Wirkung,aber nicht Ursache.
@Schleim
In der Naturwissenschaft entscheidet das Experiment. Daher behaupte ich nur, was experimentell nachgewiesen ist. Frei aus dem Nichts heraus zu diskutieren ist das Privileg der Philosophen. Das führt ausschließlich dann zu etwas Sinnvollem, wenn man irgendwann einmal harte Evidenz nachfüttern kann.
@Mussi
Wie Newton uns schon sagte:
F = m x a
Die Geschwindigkeit kommt durch die Beschleunigung . Die Beschleunigung erfolgt durch die Kraft, die wiederum verschiedene Ursachen haben kann. Wenn man das bis zum Ursprung verfolgt, ergibt es sich durch Austausch von Photonen oder anderen Elementarteilchen, zum Beispiel Gluonen, W oder Z Bosonen oder – wie vor kurzem experimentell bestätigt- Gravitonen.
@Joker // 18.01.2021, 22:01 Uhr
»Schon die [im dritten Bieri-Lemma] enthaltene, etwas versteckte Annahme, es gäbe auch nur manchmal so etwas wie eine Kausalität zwischen einigen physikalischen Objekten (wie z.B. Billardkugeln), ist eine metaphysische Annahme. «
Liegt die metaphysische Annahme nicht vielmehr darin, dass der gesamte Bereich der Physik als kausal geschlossen angenommen wird? Es also nie unverursachte Erstereignisse geben kann? (Als das wirklich erste, vermutlich unverursachte Ereignis kann der Big Bang gelten).
Denn tatsächlich handelt es bei der Kausalität (dem Ursache-Wirkungs-Prinzip) um eine Urerfahrung des Menschen: Wenn ich (als Kleinkind) mir den Kopf an der Tischkante stoße, tut es weh. Wenn Mama mich tröstet, lässt der Schmerz nach. Und so geht es weiter, Kausalitätserfahrung folgt auf Kausalitätserfahrung, meist wahre, mal vermeintliche, und als Erwachsene bauen die die einen dann auf die evidenzbasierte Medizin, die anderen auf homöopathische Mittel.
@Timm Grams
Eine Ihrer Thesen ist, der Naturalist würde im Bieri-Trilemma Option 2 verneinen.
Das hat ja nicht nur mich überrascht.
Weiter oben hatte ich bereits Vollmer zitiert, u.a. mit:
Bei Schmidt-Salomon findet sich im ersten Kapitel des Manifests, unter der Überschrift “Fundamentale Kränkungen”
Beide Naturalisten deute ich daher so, dass sie mentale Phänomene nicht leugnen, auch wenn der eine nur von mentalen Vorgängen spricht, und der andere es in Gänsefüßchen gesetzt Geistiges nennt. Das scheint mir nur eine terminologische Frage zu sein (offensichtlich sind beide keine Phänomenologen).
Es ist wohl auch anzunehmen, dass Körperliches, bzw. etwas spezifischer, neuronale Vorgänge als physikalische Vorgänge verstanden werden, die kausal wirksam werden.
Lässt sich da ihre These überhaupt halten? Ist nicht jeder Vertreter einer Identitätstheorie sogar verpflichtet Option 2 zuzustimmen? Können Sie mir gegebenenfalls Textstellen benennen, aus denen für mich ersichtlich wird, dass Naturalisten diese Option bestreiten?
Bin gespannt, ob sie mit dem Widerspruch leben, ihm durch Veränderung der Postulate entgehen, oder ihn ignorieren. Aber wer weiß, vielleicht gelingt es Ihnen ja auch, den Widerspruch als nur scheinbaren zu entlarven und aufzulösen.
Die ganze Diskussion hier läuft auf zwei Interpretationen von Dualismus hinaus:
Die eine lautet: es gibt einen immateriellen Geist und ist der Religion und Esoterik zuzuordnen, die andere behauptet, es gibt eine materielle Welt, welche die Physik beschreibt sowie eine Welt der Ideen, Bedeutungen etc., welche nicht von den Naturwissenschaften beschrieben werden kann. Letzteres ist eine Binsenweisheit. Kein ernstzunehmender Naturwissenschaftlicher, auch Sean Carroll nicht, würde behaupten, man könne Begriffe, wie ‘Marketing’ mit Begriffen der Physik beschreiben. Das Bewußtseinstheater, das im Gehirn aufgeführt wird, läßt sich physikalisch beschreiben hinsichtlich der Beschaffenheit der Bühne, der Dynamik der Akteure und der Größe der Kulisse, der Inhalt der Geschichte, ihre Symbolhaftigkeit etc. ist nicht ihr Thema.
@Physiker / 18.01.2021, 20:12 Uhr
»@Schleim … Doch, das genau das können wir inzwischen ausschließen. Es gibt inzwischen Versuche, die diese verborgenen Parameter ausschließen. Einstein hatte eben doch nicht recht mit seiner Vermutung, dass es diese Parameter geben müssen. Siehe Bellsche Ungleichung.«
Aus Ihren spärlichen Worten darf man schliessen, dass Sie hier deterministisch mit nicht-lokal verwechseln.
Die Bohmsche Mechanik liefert eine deterministische Interpretation der Quantenmechanik, das wollen wir doch mal unmissverständlich festhalten. Und Stephan Schleim geht’s nur um `deterministisch’, über `nicht-lokal’ hat er sich meines Wissens noch nie irgendwo beschwert.
@Chrys
Die Bohmsche Mechanik ist nicht die allgemein akzeptierte Interpretation der QM. Ich bin allerdings nicht im klaren darüber, wie die Bohmsche Interpretation und die Bellschen Ungleichungen zusammenhängen, da wäre ich für Informationen dankbar. Insbesondere bezüglich der Interpretation der dazu gemachten Experimente.
@Wolfgang Stegemann
Das ist auch meine Überzeugung, aber es gibt da noch tiefere Probleme, die mit den prinzipiellen Fähigkeiten des Gehirns zu tun haben. Siehe das Buch von Penrose.
@Joker
ein Bewusstsein bzw. bewusste Wahrnehmung tritt nur im Zusammenhang mit einem biologisch aktiven Gehirn auf, wenn verschiedene Gehirnareale vernetzt zusammen arbeiten und dabei eine bestimmte Aktivitätsschwelle überschritten wird (z.B. EEG Alpha Wellen > 8Hz).
D.h. es müssen reale physikalische Grundlagen vorhanden und Bedingungen sein. Sind diese Grundlagen nicht vorhanden, gibt es kein Bewusstsein – daher ist die Idee eines immateriellen/nichtpgysikalischen Bewusstseins auszuschließen
(Bei schlafenden oder narkotisierten Menschen ist kein Bewusstsein erkennbar – obwohl sie lebendig sind. Hier sind biologische (physikalische) Grundvoraussetzungen nicht vorhanden, damit ein Bewusstsein entstehen kann.)
Ich habe schon mehrmals darauf Aufmerksam gemacht, dass unser Gehirn extrem fehlerhaft arbeitet (z.B. die Bewegungswahrnehmung beim Kinofilm = 100 % falsch). Wer meint, dass es ein immaterielles Bewusstsein oder einen immateriellen Geist geben könne – muss sich über dessen Grundlagen Gedanken machen: Etwas immaterielles von einer nachweisbaren und nachprüfbaren 100 % falschen Wahrnehmung zu haben – was soll das?
@Physiker: Experimente und Interpretationen
Sie hören sich für mich wie jemand an, der nicht übers Diplom hinausgekommen ist, ergo nie wirklich selbst eigenständig geforscht hat: Da hat man vielleicht Lehrbuchwissen verinnerlicht und hält es für DIE WAHRHEIT – aber nie mitbekommen, wie an den Grenzen der Wissenschaft mehrere Sichtweisen konkurrieren.
Sie beziehen sich hier auf “fundamentalen Erkenntnisse der Physik” ohne zu nennen, welche Erkenntnisse das sein sollen und inwiefern sie hier für die Diskussion eine Rolle spielen; Sie sprechen in Rätseln, wie die Sphinx. Und dann schlussfolgern Sie: Wer nicht so denkt, wie Sie, mit dem “ist es nicht möglich zu diskutieren.” Inwiefern ist das überhaupt eine Diskussion, wenn es von Anfang an neben Ihrer Sichtweise sowieso keine andere geben kann?
Und dann ergänzen Sie noch: “In der Naturwissenschaft entscheidet das Experiment. Daher behaupte ich nur, was experimentell nachgewiesen ist.”
Erstens stelle ich hier einmal fest, dass Sie hier vor allem zu behaupten scheinen, DIE WAHRHEIT zu verkünden. Zweitens scheinen an Ihnen sämtliche Erkenntnisse der Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts vorbeigegangen zu sein – und da waren genug Physiker dabei –, dass beispielsweise experimentelle Daten der Interpretation bedürfen und das immer im Lichte bestimmter Theorien geschieht.
Die Diskussionen bei MENSCHEN-BILDER sind offen für alle. Aber Sie diskutieren nicht, Sie dekretieren vielmehr. Daran habe ich jedenfalls keinen Bedarf.
@Physiker: Die Ideen von Penrose sind bisher noch reine Spekulation. Und zur Erklärung von Bewußtsein, um das es hier geht, brauchen wir sie nicht, denn dort geht es um eine ganz andere Skala.
Mein Schonbezug und das Bewusstsein (6)
Was hat mein Autoschonbezug mit dem Bewusstsein zu tun ?
Versuchen wir es mal sprachlich. Die Vorsilbe be- bedeutet im Deutschen „mit“, sowie con im span. mit bedeutet. Conscience , dämmert es ?
Bewusstsein setzt sich als zusammen aus „ mit“ und „wissen“. Aber welches Wissen ? Ich weiß , ?
Der Schonbezug setzt sich zusammen auch be und ziehen. Und man kann es sich bildhaft vorstellen, wie wir den Stoff über den Autositz ziehen. Die Vorsilbe be bekommt dann die Bedeutung von „mit Stoff“ überziehen.
Bei Bewußtsein überziehen wir auch etwas mit Wissen, das Ich. Wir holen uns das Wissen aus dem Gedächtnis und überziehen uns damit. Damit sind wir bewusst, aber wessen ?
Das hängt von unserer Absicht ab, was wir vorhaben.
Der Richter holt sich am Morgen sein Wissen über Recht aus dem Gedächtnis, er macht sich dessen bewusst und er zeigt es auch nach außen , indem er seine Robe anzieht.
Das ist der Sinn der Berufskleidung, jeder sieht, wessen sich der Richter bewusst ist, des Rechtes, der Gesetze.
Bewusstsein ist also nicht mehr unbestimmt, es nimmt die Gestalt unserer Absicht an. Deshalb haben wir viele Bewusstseine in unserem Gedächtnis. Die gleiche Person hat am Morgen das Bewusstsein des Familienvaters, und diese Rolle spielt er auch, am Nachmittag hat er das Bewusstsein des Verkehrsrichters und er spielt diese Rolle auch.
Bewusstsein ist also ein Schonbezug für das Ich, dass uns schützt vor den Gefahren .
Und dieser Schonbezug bekommt im Laufe des Lebens Flecken, Löcher und Risse.
Man kann die Beschädigungen als Scham, Schuld und Fehler bezeichnen.
Manche Beschädigungen kann man beheben, durch eine Reinigung, die die Katholiken die Beichte nennen.
Manche Beschädigungen kann man nicht beheben, die führen dann zu Psychosen.
Das Ich nennen die Christen übrigens dann die Seele. Die sollte nicht beschädigt werden, beschädigt wird meistens nur das Bewusstsein.
@Joker
Die Annahme einer Kausalität in der Natur ist demnach durch keine Begründung abgesichert, die logisch widerlegbar oder empirisch falsifizierbar wäre.
Das stimmt so nicht. Die Kausalität ist selber eine metaphysische Annahme, das kann man gelten lassen. Sie ist ein Denkkonzept zur Ordnung des Weltgeschehens und sie hat sich bewährt. Ihre Anfänge reichen über Leibniz bis zu Aristoteles. Alle Naturphilosophen müssen sich damit beschäftigen.
Die Begründung der Kausalität ist aber rein empirisch, in jedem einzelnen Experiment könnte sie widerlegt werden. Oder kennen Sie irgendeine Beobachtung oder ein Experiment, in dem ein nichtkausales Ereignis nachweisbar wäre? Es müsste spontan und zufällig aus dem Nichts kommen. Die Grenze der Kausalität liegt in ihrer Erstbegründung, dem BigBang.
Die Regelhaftigkeit der Naturgesetze ist eine logische Begründung für die Kausalität. Dass es auch zufällige Ereignisse gibt, ist kein Gegenbeweis. Mit der universellen Gültigkeit der physikalischen Kausalität ist die Geschlossenheit der Physik logisch bewiesen.
@anton reutlinger betreffend Kausalität: strenge Kausalität im Sinne von „jedes Ereignis B hat die Ursache in Ereignissen A1, A2, … und ist determiniert durch A1, A2,…“ gibt es nicht: allein schon wegen den nicht streng determinierten Beobachtungen/Messungen bei Quantensystemen .
Interessant scheint mir noch die herausragende Rolle, die die Zeit bei der Kausalität spielt: Kausalität impliziert zeitliche Aufeinanderfolge und in einer von Kausalitäten bestimmten Welt, in der Ereignisse andere Ereignisse verursachen, ist es äusserst schwierig bis unmöglich Zeitreisen zu unternehmen ohne die Welt durcheinander zu bringen. Wenn das aber so ist, bedeutet das für mich auch, dass man Zeit nicht den anderen Dimensionen gleichsetzen kann. Einsteins Relativitätstheorie legt es ja nahe die Zeit einfach als vierte Dimension anzusehen. Bis zu einem gewissen Grad ist diese Gleichsetzung erlaubt. Allerdings kann man die räumlichen Dimensionen beliebig bereisen, die zeitliche aber nicht.
@ anton reutlinger: das gilt allerdings nicht unbedingt für die Quantenwelt und selbst für die klassische Physik sagt Maxwell: „Es ist ein metaphysischer Grundsatz (doctrine), dass dieselben Vorgänger (same antecedents) stets dieselben Nachfolger (same consequences) haben. Niemand kann dies leugnen. Nur ist das nicht von viel Nutzen in dieser Welt, in der dieselben Vorgänger niemals wieder auftreten und nichts zweimal geschieht. Ein physikalischer Grundsatz verwandter Art lautet, dass ähnliche (like) Vorgänger stets ähnliche Nachfolger haben. Hier aber sind wir von Gleichheit (sameness) zu Ähnlichkeit (likeness) übergegangen, von absoluter Genauigkeit zu mehr oder weniger guter Näherung. Es gibt mancherlei Erscheinungen, bei denen ein kleiner Fehler in den Daten ein nur geringes Verschieben im Ergebnis bewirkt. Der Geschehensablauf heißt in diesen Fällen stabil. Es gibt aber auch andere Klassen von Phänomenen […]. In solchen Fällen können Einflüsse, deren physische Größe zu klein ist, um von irgendeinem endlichen Wesen bemerkt zu werden, Ergebnisse von größter Wichtigkeit hervorrufen.“ Das weist darauf hin, daß die Naturgesetze, die wir machen, Konstrukte sind, die zwar der Realität offenbar sehr nahe kommen, aber nicht mit ihr identisch sind. Wir leben also nicht in einem mathematischen Unoversum, sondern wir mathematisieren es bloß.
@KRichard
Im TV und in Kinofilmen gibt es stroboskopische Effekte bei Fahrzeugen mit Speichenrädern, z.B. Traktoren oder Autos mit entsprechenden Radkappen. Wenn die Umdrehungszahl der Räder mit der Frequenz der Aufnahmetechnik synchron ist, gibt es interessante Effekte: scheinbarer Stillstand oder Rückwärtsdrehen der Räder bei Vorwärtsfahrt des Fahrzeugs. Die Erklärung ist, dass die einzelnen Speichen der Räder nicht unterscheidbar sind. Da auch Atome und Elementarteilchen nicht unterscheidbar sind, lässt sich dieser Effekt leicht auf die Physik übertragen, mit geradezu philosophischen Folgerungen!
@Holzherr
Die Kausalität hat mit dem Determinismus nichts zu tun. Die Zeit kommt nur über die Lichtgeschwindigkeit ins Spiel. Ich sehe da keine direkten Zusammenhänge, außer dass die Kausalität quantitativ der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit unterliegt. Zeitreisen sind rein spekulativ. Die Natur kennt kene Zeit, auch sie ist eine metaphysische Annahme, wohlbegründet durch die Eigenheiten des Weltgeschehens.
@Physiker: Inhalt
Ich habe etwas zur Bellschen Ungleichung gelesen und bekomme, wie Chrys hier schon andeutete, den Eindruck, dass Sie am Thema vorbei schreiben: Was haben die Ausführung hier mit Lokalität und Realismus (im physikalischen Sinne) zu tun?
Nach dem Ausschlussverfahren gehe ich nun davon aus, dass Sie das Thema dieses Blogbeitrags nicht verstanden haben, bis mir jemand das Gegenteil beweist. Dieses Argumentationsmuster dürfte Ihnen ja bekannt sein (mit dem Unterschied, dass ich mir Ihr Argument wenigstens einmal angeschaut habe).
Übrigens hatte der MIT-Physiker Sean Carroll (Theoretische Physik), auf den ich mich hier hin und wieder beziehe, vor rund drei Jahren ein Gespräch mit dem Buddhisten und Religionswissenschaftler (PhD Stanford) Alan Wallace, vom Studium her auch Physiker, über die Natur der Realität. Ihr Argumentationsmuster erinnert mich an das von Carroll. Ich habe versucht, mir das Gespräch so neutral wie möglich anzuschauen, kann aber zu keinem anderen Schluss kommen, als dass der Buddhist – insbesondere in der zweiten Gesprächshälfte – mehr vom Thema versteht als der Physiker.
@all: Zwischenbilanz
Wie passend, dass mir am Sonntag eine Vorlesung über Nietzsche auf den Weg kam:
Ich gewinne hier den Eindruck, dass jetzt, wo wir im Westen nicht mehr Gott haben, viele ein anderes Fundament brauchen, wie es gerade wieder hieß: Materie.
Was aber, wenn es gar kein Fundament gibt?
@Stegemann
Kein Widerspruch dazu. Wir müssen uns damit begnügen, dass wir die Natur oder die Welt nicht vollständig erkennen können. Mesoskopisch zumindest ist die Annahme der Kausalität bewährt und unverzichtbar.
Wir wissen, dass regelhafte, begrenzte Veränderungen ein stabiles Gleichgewicht als scheinbar unveränderlichen Zustand erzeugen können. Der Thermostat ist ein banales Beispiel dafür. Das Gleichgewicht anziehender und abstoßender Kräfte bringt stabile Körper wie Atome hervor. Es ist geradezu das Wesen der Physik, den Anschein von der Realität zu unterscheiden.
Die Naturwissenschaft erzeugt ein Netzwerk von Naturgesetzen, die in ihrer Gesamtheit widerspruchsfrei sein müssen. Je dichter dieses Netzwerk wird, desto zuverlässiger wird es. Das ist aber keine Garantie für die “totale Wahrheit”.
Auch folgendes Zitat ist eine Beschreibung von Kausalität:
Wir machen uns innere Scheinbilder oder Symbole der äußeren Gegenstände, und zwar machen wir sie von solcher Art, dass die denknotwendigen Folgen der Bilder stets wieder die Bilder seien von den naturnotwendigen Folgen der abgebildeten Gegenstände.
Heinrich Hertz (1857-1894)
@Joker
Meine Feststellung, dass der Naturalist die zweite Bieri-Aussage („Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam“) verneine, steht tatsächlich im Gegensatz zu dem Vollmer-Zitat: „Nach der Identitätstheorie ist jeder mentale Vorgang mit einem neuronalen Vorgang verbunden“ (Vollmer, 2013, S. 59).
Auch stimme ich zu, wenn Sie schreiben „Es ist wohl auch anzunehmen, dass Körperliches, bzw. etwas spezifischer, neuronale Vorgänge als physikalische Vorgänge verstanden werden, die kausal wirksam werden.“
Um Ihre Fragen zu beantworten, muss ich etwas ausholen.
Der von mir aufgezeigte Widerspruch steckt in der Kernaussage der Naturalisten: Es gibt die eine Welt, die Realität, die außerhalb unseres Denkens existiert (Mahner) und die von unserem Bewusstsein unabhängig ist (Vollmer). Diese Kernaussage stellen diese Naturalisten im Allgemeinen an den Anfang ihrer Ausführungen; sie wird offenbar für besonders wichtig gehalten. Aus diesen Kernaussagen entwickle ich den Widerspruch.
In weiteren Ausführungen präzisieren Mahner und Vollmer ihre Standpunkte.
Bei Martin Mahner ist es der Fiktionalismus (Mahner, 2018, S. 35). Demnach betrachtet der Naturalist die reinen Denkinhalte als fiktional und damit als nicht real. Ich weiß nicht, wie er auf diese Weise den von mir aufgezeigten Widerspruch loswerden will.
Gerhard Vollmer übernimmt die Identitätstheorie und geht zu einer Art Aspektdualismus über (Vollmer, 2013, S. 58): „Innen- und Außenaspekt [sind] sind verschiedene Projektionen von Gehirnvorgängen.“ Damit entgeht er dem Verdikt der Widersprüchlichkeit. Die Identitätstheorie jedoch passt nicht zur eingangs postulierten Unabhängigkeitsannahme.
Damit hoffe ich, alle Ihre Fragen beantwortet zu haben. Ich bleibe vorerst bei meinen Thesen.
@Wolfgang Stegemann // 19.01.2021, 10:03 Uhr
Aus Ihrem Maxwell-Zitat:
» Es gibt aber auch andere Klassen von Phänomenen […]. In solchen Fällen können Einflüsse, deren physische Größe zu klein ist, um von irgendeinem endlichen Wesen bemerkt zu werden, Ergebnisse von größter Wichtigkeit hervorrufen. «
Wie wahr, wie wahr.
Ein eindrückliches Beispiel dafür sind willentliche Entscheidungen, die von vielen für „frei“ gehalten werden, eben weil die physische Größe bestimmter Einflussfaktoren extrem klein ist und sie darum nicht bemerkt werden—obschon sie natürlich vorhanden sind.
Da mag mancher „gesunde Menschenverstand“ (T.G.) nicht folgen.
@Timm Grams
Das Auge kann sich selber nicht sehen, das Gehirn kann sich selber nicht denken. Wir und unsere Instrumente sind aus derselben Materie wie das Universum. Die hypothetisch kleinsten Teilchen des Universums interagieren mit den kleinsten Teilchen unseres Gehirns und unserer Instrumente. Wie können wir das Verhalten dieser kleinsten Teilchen erkennen, wenn wir nicht wissen, wie sie interagieren und folglich kein Instrument bauen können, das deren Verhalten messen kann? Ein Widerspruch! Trotzdem können wir als Mensch mit der Welt erfolgreich interagieren.
@Grams, Joker: Naturalismus und Bieri-Trilemma
Davon abgesehen, dass ich den Naturalismus als epistemische These begreife und auf der ontologischen Ebene eher vom Materialismus/Physikalismus (einem physikalischen Monismus) reden würde, finde ich diese Analyse des Bieri-Trilemmas nicht geglückt:
Ontologisch gesehen bestreitet der Materialismus doch vor allem die erste Prämisse, den mentalen Realismus (MR). Das, was manche “mentale Vorgänge” nennen, sind laut Materialist nichts als physikalische Vorgänge (bzw. Gehirnprozesse).
Wenn dem so ist, dann ist die zweite Prämisse, also mentale Verursachung (MV), kein spezifisches Problem mehr, denn das, was in der zweiten prämisse als MV angesehen wird, ist schlicht physikalische Verursachung. Wieso sollte der Materialist also diese Prämisse ablehnen? Sie fällt vielmehr auf das allgemeinere Problem zurück, physikalische Kausalität zu erklären (die angesichts der Komplexität von Gehirnprozessen wohl allenfalls statisitsch beschrieben werden kann; dahingehend bewegen sich ja aber ohnehin die Kausalbegriffe in den Lebenswissenschaften).
Knackpunkt für den Materialisten ist meiner Meinung nach MR, nicht MV: Er muss nicht erklären, wie “Mentales” auf “Körperliches” wirkt, woran schon Descartes scheiterte, dafür aber, wie aus “Körperlichem” “Mentales” (bzw. dann präziser: psychische Vorgänge) und vor allem Bewusstsein entsteht.
@Timm Grams
Es mag sein, dass viele, vielleicht sogar die meisten Naturalisten auch Realisten sind, aber das gilt nicht für alle. Es gibt z.B. durchaus Physiker, die sich zu der Frage nach der Realität einer “äußeren Welt” gar nicht äußern, also auch die Physik erst einmal nicht ontologisch, sondern vorsichtiger epistemisch interpretieren. Dennoch würden sie die Welt vielleicht nicht dualistisch in eine physische/natürliche und eine nichtphysische/übernatürliche Sphäre aufteilen – und blieben in diesem Sinne Naturalisten bzw. Physikalisten.
Die Physik bietet auch heute keinerlei Anlass für die Vermutung, dass an irgendeiner Stelle *materielle* Vorgänge durch so etwas wie “psychische/mentale Ursachen” beeinflusst werden. Vielmehr gilt, dass alle Vorgänge, wenn man sie einmal nur unter ihrem materiellen Aspekt betrachtet, in dieser Hinsicht ihre wohl vollständige Erklärung in der Physik finden. Für unsere meso-/makroskopische Alltagswirklichkeit scheint mir das auf jeden Fall zuzutreffen. Ich wüsste auch nicht, inwiefern hier “Bewegung/Veränderung” im Sinne von “Verhalten” eine Ausnahme bilden sollte.
Materiell realisierte, am ehesten als informationsverarbeitende Systeme zu charakterisierende Organismen zeigen materielle Interaktionen mit ihrer physischen, teils sozialen Umwelt. Aus einem uns bisher nicht bekannten Grund, wird ein Teil dieser informationsverarbeitenden Prozesse manchmal (z.B. tagsüber) von den betreffenden Organismen subjektiv als Empfindung, Gefühl, Gedanke, Vorstellung usw., letztlich also als “Welt” erlebt – ohne dass dieser Umstand als solcher die physischen Vorgänge, die stur und ausnahmslos den bekannten Gesetzmäßigkeiten folgen, beeinflussen könnte.
Die Vorstellung eines von diesen Vorgängen unabhängigen Bewusstseins erklärt nichts: 1. weil dieses übernatürliche Bewusstsein ja seinerseits völlig unerklärlich wäre, 2. weil ich dann nicht mehr bewusstlos sein könnte (mein absolutes Bewusstsein wäre ja seiner Natur nach notwendigerweise stets bei Bewusstsein, ein bewusstloses Bewusstsein wäre ein Widerspruch in sich selbst), und 3. weil eine Interaktion zwischen immateriellen und materiellen Prozessen physikalisch heute nicht vorstellbar ist. (Es würde sich im Übrigen die Frage stellen, warum Ihr Bewusstsein eigentlich nicht in der Lage ist, meinen Körper oder gleich direkt Gegenstände zu beeinflussen.)
Denkbar mag vieles sein, sogar ein Solipsismus!, aber wenn wir nüchtern den heute bekannten Tatsachen ins Auge blicken, dann können wir einige denkbare Optionen gut begründet ausschließen bzw. sie den Philosophen und Theologen überlassen; ich meine sogar, dass wir das redlicherweise tun müssen. Diese Optionen sind allerdings, soweit ich sehe, duchwegs die religiös favorisierten Optionen …
Ich selbst glaube nicht mehr an die Kompatibilität von religiösem Glauben und Vernunft, sondern ich sehe hier einen unausweichlichen Konflikt. Stephans quietistischer Agnostizismus mag zwar sympathischer rüberkommen, aber wenn die Zusammenhänge wissenschaftlich klarer werden, dann sollte man auch bereit sein, die Konsequenzen zu ziehen.
Wir sind alle in einem dunklen Raum, wir wissen nicht, was kommt. Gläubige meinen, dass in diesem dunklen Raum ein Gott sei, der uns sieht, während wir ihn nicht sehen. Sie bemühen sich herauszufinden und zu erraten, was er von ihnen will usw. Ich stelle mir vor, dass irgendwann das Licht angeht und dann zeigt sich, dass immer nur wir in dem Raum waren, sonst niemand. Ich ahne, dass Gläubige das im Tiefsten ihres Herzens sogar wissen – aber sie können oder wollen einfach nicht von ihrer irgendwie kindlichen Vorstellung lassen.
Es ist noch nichts Gutes aus religiösen Gründen getan worden, das nicht ebenso gut oder sogar besser aus vernünftigen Gründen hätte getan werden können.
@Timm Grams
Wenn Gedanken auf neuronaler Aktivität beruhen, dann sind Gedanken ganz offensichtlich nicht von physischen Vorgängen unabhängig.
Gedanken sind somit (virtueller?) Bestandteil der postulierten einen Welt, der Realität.
Ergo: Keine Unabhängigkeit.
Bleibt die Frage, ob die Welt/Realität, die _außerhalb_ unseres Denkens existiert, von unserem Denken _unabhängig_ existiert.
Diese Frage wird gemeinhin bejaht.
Ergo: Unabhängigkeit.
Zwei Fragen, zwei Antworten, kein Widerspruch.
@Physiker / 19.01.2021, 01:37 Uhr
Das zuvor schon verlinkte Review Paper* von R. Tumulka gefällt mir recht gut als Übersicht zur Bohmschen Theorie. In Sec. 6, Non-Locality, wird der Zusammenhang mit Bell’s Theorem erläutert
* The Routledge Companion to the Philosophy of Physics, für den der Artikel geschrieben ist, erscheint laut Verlag 2021, ist aber aktuell noch nicht zu haben.
Christian Hoppe,
Entschuldigung , dass ich mich einmische.
Sie stellen Bewußtsein als etwas Dingliches hin, dass schon erkärt ist und noch weiter erforscht werden kann. Das ist aber nur eine Arbeitshypothese.
Das Beispiel mit dem leeren Raum und Gott, das ist ja wohl eine sehr kindliche Vorstellungswelt.
Gott ist doch kein Objekt, den ich im Raum plaziere, und dann, wenn ich ihn nicht sehe, den Beweis habe, dass es ihn nicht gibt.
So geht es nicht.
Das ist der Kardinalfehler der Naturalisten. Sie versuchen Gott zu beweisen.
@Stephan Schleim
Es kommt darauf an, ob es ein Naturalist ist, der die Identitätstheorie akzeptiert oder ob es einer ist, der auf der Unabhängigkeit der Realität vom Denken (Mentalen) besteht. Letzterer versucht wohl eine naturalistische Antwort auf den Dualismus zu geben und gerät dadurch meines Erachtens in die beschriebenen Schwierigkeiten. Der Verdacht wird genährt durch die Behandlung der Übernatur durch Martin Mahner.
@Schleim
Bewegung ist ein grundlegendes Phänomen der Welt. Wir wissen, dass physikalische Kräfte Bewegung verursachen. Aber warum tun sie das, warum verursachen sie nicht irgend etwas anderes, z.B. Farbspiele wie Nordlichter oder Regenbogen? Das weiß niemand. Trotzdem käme niemand auf die Idee, Götter oder andere außernatürliche Wesenheiten für Bewegung verantwortlich zu machen.
Nebel ist ein gelegentlich auftretendes und allgemein zu beobachtendes Phänomen. Jeder weiß, dass kleinste Wassertröpfchen die Ursache sind. Nebel kann auch Ursache oder Begründung für mentale Phänomene wie depressive Zustände oder für Angst sein. Auch hier käme niemand auf die Idee, übernatürliche Ursachen für den Nebel zu suchen oder den Nebel als eigenständige Wesenheit zu betrachten.
@Stephan Schleim // 19.01.2021, 11:26 Uhr
» Er [der Materialist] muss nicht erklären, wie “Mentales” auf “Körperliches” wirkt, woran schon Descartes scheiterte, dafür aber, wie aus “Körperlichem” “Mentales” (bzw. dann präziser: psychische Vorgänge) und vor allem Bewusstsein entsteht. «
Ich meine, er muss erklären, wie das, was wir als psychische Vorgänge beschreiben, mit den zugrundeliegenden physischen Vorgängen zusammenhängt.
„Bewusstsein“ kann als eine Systemeigenschaft aufgefasst werden. Systemeigenschaften „entstehen“ bzw. ergeben sich bekanntlich aus dem wechselseitigen Zusammenspiel der Systemkomponenten. Wie weit man diesen Zusammenhängen auf die Spur kommen wird, wird die Zukunft zeigen.
—
@Kommentar 19.000
Lieben Dank für das Angebot. Aber ich finde, ich habe Dich schon genug gequält mit vielen meiner Kommentare, da muss ich nicht noch das Thema eines Blog-Beitrags vorgeben.
Oder vielleicht: Wie kommt es, dass uns runde Zahlen, insbesondere solche die mit vielen Nullen am Ende, als etwas Besonderes erscheinen?
@Balanus
Wer sagt denn, dass rund um Kausalität nur eine metaphysische Annahme vonnöten ist?
Fundamental ist halt die Annahme, dass überhaupt ein Ursache-Wirkungs-Verhältnis vorliegt und nicht nur reine Korrelation. Wichtig im Zusammenhang mit der Willensfreiheit, das wird schon im Blogbeitrag erwähnt, ist auch die Frage, haben identische Ursachen notwendigerweise identische Wirkungen? Das muss man annehmen, beweisen oder belegen kann man es nicht.
Das hat ja auch deutliche Spuren in meinem Denken hinterlassen (*) Nichtsdestotrotz ist Induktion eben kein wahrheiterhaltendes Verfahren, kein logisch gültiges Schließen.
Die metaphysischen Wurzeln des Naturalismus zu erkennen, Mind Blowing Big Bang.
@anton reutlinger
Gute Nachricht, danke für die Info. Rettet mir den Tag.
(*)
Nicht nur Spuren im Denken. Die als Kleinkind erworbene Narbe auf der Stirn stammt allerdings von der Begegnung mit einem Heizkörper, nicht mit einer Tischkante.
@Schleim: wie erklären Sie, “wie aus “Körperlichem” “Mentales” (bzw. dann präziser: psychische Vorgänge) und vor allem Bewusstsein entsteht.”
@Hoppe: Erklärungen & Agnostizismus
Hier müsste man aufpassen, finde ich, dass man sich die gewünschte Lösung nicht implizit zurechtdefiniert: Wenn du eben “Erklärung” mit “physikalische Erklärung” gleichsetzt, dann folgt trivialerweise, dass Nichtphysikalisches “völlig unerklärlich” wäre. Deiner Definition muss man aber nicht zwingend folgen und wir verwenden im Alltag ständig nicht-physikalische Erklärungen, etwa soziologischer, ökonomischer oder auch moralischer Natur. (Jetzt zu behaupten, diese seien im Grunde auch physikalisch, wäre wieder Spekulation.)
Hmm, an welche Konsequenzen denkst du?
Ich bin davon überzeugt, dass religiöse und (natur-)wissenschaftliche Aussagen nur eine kleine Schnittmenge haben: Und selbst wenn Naturalisten die Bewegung jedes einzelnen Atoms bis zum Urknall zurückverfolgen und erklären könnten, was sie nicht können, dann bliebe noch die Frage nach dem, was vor dem Urknall war.
Mich wundert, warum sich so viele Menschen – übrigens sowohl auf religiöser als auch auf (natur-)wissenschaftlicher Seite – über den Beweis von Aussagen streiten, die meiner Meinung nach nicht beweisbar sind. Erfreut euch doch lieber am Leben! Und lasst dem Anderen seinen Glauben.
Das mag auf dem Papier so stimmen. In der Lebenswelt ist es aber für viele Menschen doch ein Unterschied, ob es einen Jesus, einen Herrgott, eine Maria, einen Allah, einen Ganesha, einen Shiva, Naturgeister usw. im transzendentellen Sinn gibt. Für manche ist es schlicht ein Prinzip Hoffnung; das Einzige. Was hätte deine Weltsicht denen denn als Alternative anzubieten?
@Balanus: Materialismus
Dass psychische und physische Prozesse irgendwie zusammenhängen, dürfte den Materialisten nicht befriedigen; das behaupteten ja schon Vertreter des psychophysischen Parallelismus (z.B. Leibniz) oder Okkasionalisten im 17. bis 18. Jahrhundert.
P.S. Und das mit den Zahlen ist eben Konvention: Warum feierten wir an der Uni Groningen den 400. Geburtstag viel intensiver als den 399.? Warum halten wir Menschen einen 40. Geburtstag für so viel besonderer als den 41.? Warum haben wir überhaupt nur einen Geburtstag im Jahr, wo wir doch jeden Tag gewissermaßen neu geboren werden, wenn wir aufwachen? Konvention.
@Stegemann: Körper ist Geist
Wir können es nicht erklären; schlimmer noch: Immer noch ist unklar, was das zu erklärende Phänomen überhaupt ist.
Ich denke, dass wir erst einmal das Problem unlösbar machen, indem wir physikalisches und psychisches begrifflich so trennen, dass wir sie nie mehr zusammenführen können.
Das kleine Einmaleins des Leib-Seele-Problems
@Stegemann
Genau diese Frage kann der Naturalist nicht beantworten, weil für das “Entstehen” keinerlei Kausalität erkennbar ist. Es ist das “explanatory gap” (Joe Levine, *1951) der Bewusstseinsphilosophie bzw. der Hirnforschung.
Wie von mir oben beschrieben, ist Bewegung die Folge physikalischer Kräfte. Wo Bewegung auf Widerstand stößt, entstehen Druck und Spannung und ggf. Verformungen. Es ist wohl kein Geheimnis, dass diese Phänomene auch im Gehirn auftreten, als Bewegung von Ionen, als Bewegung von Signalmolekülen, als Druck und Spannung, als Dichte von Gasen in oder zwischen Nervenzellen. Warum sollten diese physikalischen Phänomene nicht als mentale Phänomene in Erscheinung treten?
Stephan Schleim,
Ich finde es gut, dass sie keine sture materialistische Haltung einnehmen, die behauptet, Naturalismus und Religion schließen sich grundsätzlich aus.
Wenn man da offen bleibt, dann bleiben sie Ansprechpartner für beide Seiten.
Meine Erfahrung: Wenn man Gott zu nahe kommt, wird man von ihm gefangen.
@Timm Grams
Die ontisch-monistische These von der Existenz einer allumfassenden Welt
W
ist in jedem Fall logisch inkonsistent. Denn Existenz wird dabei bestimmt als Zugehörigkeit zuW
, d.h.x
existiert per definitionem genau dann, wennx ∈ W
gilt. Demnach muss für die Welt selbstW ∈ W
gelten, da sie ja laut Annahme existiert.Die Bedingung, die Welt sei allumfassend, impliziert indessen, dass Grösseres als die Welt nicht existiert, das heisst,
W ∈ x ⇒ x ∉ W
. Damit ergibt sich für die Welt ausW ∈ W ⇒ W ∉ W
ein Widerspruch. Die Annahme der Existenz einer allumfassenden Welt impliziert also deren Nichtexistenz.Die mit allumfassenden Gesamtheiten verbundenen Antinomien hat allerdings Kant bereits herausgestellt, das ist also alles andere als neu. Vor allem ist das keine von Markus Gabriel erstmals erdachte Argumentation, wie manche nach meinem Eindruck zu glauben scheinen. Doch wie auch immer, ontischer Monismus in jeglicher Erscheinungsform ist als philosophische Position längst reif für die Tonne.
N.B. Bei dieser Gelegenheit auch von mir noch besten Dank für Ihren Gastbeitrag, der mir sehr zusagt.
@Joker // 19.01.2021, 12:24 Uhr
» Fundamental ist halt die Annahme, dass überhaupt ein Ursache-Wirkungs-Verhältnis vorliegt und nicht nur reine Korrelation. «
Wie gesagt, ich würde hier eher von einer fundamentalen Erkenntnis sprechen. Und diese tritt sehr früh auf, bereits im zartesten Kindesalter: Mein Tun hat Folgen. Dahinter können wir nicht zurück.
Davon unbeschadet ist die später auftretende Erkenntnis, dass zwei aufeinanderfolgende Ereignisse nicht notwendigerweise kausal (naturgesetzlich) verknüpft sein müssen. Um zu dieser Erkenntnis zu gelangen, bedarf es schon einer gewissen Denkarbeit..
Ich denke, man sollte die Klassifizierung „metaphysische Annahme“ auf solche Annahmen beschränken, die völlig aus dem Rahmen naturwissenschaftlicher oder empirischer Erkenntnismöglichkeiten herausfallen.
@hwied
Verstehe ich nicht? Ich stelle Bewusstsein gerade NICHT als etwas Dingliches hin. Bewusstsein gibt es genausowenig wie Rotsein. Einen Teil der in uns ablaufenden Informationsverarbeitung erleben wir (aus bisher unbekannten Gründen) bewusst, den weitaus größten Teil nicht. “Bewusst” ist also ein Adjektiv, eine mögliche Eigenschaft einiger biologischer, informationsverarbeitender Systeme. Eine Eigenschaft sollte man nicht zu einem Ding machen – wie die Dualisten (vgl. res cogitans).
Das Beispiel mit dem leeren Raum und Gott, das ist ja wohl eine sehr kindliche Vorstellungswelt. Gott ist doch kein Objekt, den ich im Raum plaziere, und dann, wenn ich ihn nicht sehe, den Beweis habe, dass es ihn nicht gibt.
@ Schleim, Reutlinger: das sehe ich vollkommen anders. Wie ich bereits sagte, kann die Naturwissenschaft psychologische Dinge nicht erklären, und zwar, weil es sich um eine andere Beschreibungsweise handelt. Während die Naturwissenschaft das Verhalten von Neuronen misst, kümmert sich die Psychologie um bedeutungshafte Phänomene, Bedeutungen, die wir den Dingen zuschreiben. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, daß beide Beschreibungsweisen eines fernen Tages konvergieren. Das setzt seitens der Psychologie eine Operabilisierbarkeit der Phänomene voraus, auf seiten der Naturwissenschaft eine Theoretisierung in der Modellbildung (von den technischen Voraussetzungen einmal abgesehen). Das Manko der naturwissenschaftlichen Humanwissenschaft besteht darin, daß sie Unmengen an empirischen Puzzleteilchen sammelt, aber nicht das Gesamtbild kennt, das daraus entstehen soll. Einen Katalysator dafür sehe ich in einer Systemtheorie des Menschen.
@Stephan
Wir sind hier auf den Scilogs. Ich bestreite die weit verbreitete und gern geglaubte These, dass religiöser Glaube mit naturwissenschaftlicher Erkenntnis vereinbar sei. Falls jemand an dieser Vereinbarkeit gar kein Interesse hat – z.B. weil ihn Naturwissenschaft im Grunde überhaupt nicht interessiert oder weil ihn sein Glaube ganz doll überzeugt -, darf er von mir aus sehr gerne religiös bleiben. (Ich persönlich mag kompetente, kooperative, engagierte Menschen – ob religiös oder nicht, ist mir wurscht.)
Was hatte Darwin den armen Leuten zu bieten, als er ihnen mit seiner Evolutionstheorie die angenehme Vorstellung einer direkten Schöpfung des Menschen durch das göttliche Wort nahm? Pragmatisch betrachtet ist es wahrscheinlich empfehlenswert, religiös zu bleiben, wenn man es ist; man kriegt nur Ärger und fühlt sich immer schrecklich allein so ohne Gott. Dieser Pragmatismus ist aber, wie Dir bekannt ist, epistemisch irrelevant (und sein Outcome ist auch nicht frei von Ambivalenzen …).
@Chrys: Logik und Welt
Warum nur musste ich “Gabriel” denken, bevor ich den Namen sah? 😉
Aber im Ernst: Was sollen Sätze der Form “Die Welt ist Teil der Welt” bedeuten? Das Verrät uns vielleicht mehr über die Logik (sprich: unsere Denk-Welt) als über die natürliche Welt.
@Stegemann: Psychologie und Hirnforschung
Auf einer gewissen Ebene stimme ich Ihnen zu – und diesen Standpunkt vertrete ich auch in meinen Vorlesungen, wobei ich dann problematisiere, dass unsere psychologische Begrifflichkeit eher pragmatischer Natur und daher nicht in Stein gemeißelt ist…
…aber irgendwie denke ich auch, dass wir den lebendigen Körper – oder Leib, wie man das früher nannte – besser verstehen müssen und die im vorherigen Absatz genannte Begrifflichkeit vor allem ein Spiel unserer Ideenwelt ist, unseres Denkens (wo es dann auch zu solchen “Einsichten” kommt wie “Die Welt ist Teil der Welt”).
Man sollte der Phänomenologie noch einmal eine Chance geben.
@Stegemann
Anerkennen Sie denn, dass hinsichtlich aller an einem psychischen Vorgang (z.B. einer Handlung) beteiligten *materiellen* Prozesse (z.B. die Bewegung eines Arms) die Physik bereits die vollständige Erklärung liefert? Akzeptieren Sie die Gültigkeit der Physik für physische Prozesse einschl. derer bei Verhalten?
Und falls ja: Was genau bleibt noch zu erklären übrig für die Psychologie?
Selbstverständlich können Sie quasi “auf-zoomen” und betrachten einen extrem komplexen physischen Vorgang unter seinem psychologischen Aspekt; Sie können auf dieser Beschreibungsebene auch Erklärungen finden usw. Alles richtig. Aber Sie werden keine *primären* psychischen Ursachen finden – weil die Ursachen der beobachtbaren Bewegungen ja bereits physisch hinreichend aufgeklärt waren. Es gibt, was die beobachtbaren materiellen Vorgänge angeht, einfach keine Erklärungslücke, “wo die Psyche dann wirksam wird”.
@Hoppe: Religion und Wissenschaft
Einen Widerspruch kann es – schon aus logischen Gründen – nur dort geben, wo sich die Aussagenbereiche überschneiden.
Wir sind auf den SciLogs, stimmt; wir tun aber nicht nur so, als seien wir hyperrationale, unfehlbare Wissenschaftler, sondern wir sind in letzter Instanz schlicht: Menschen – und als solche verletzlich, unvollendet und abhängig.
Wenn die absolute Wahrheit für uns unerreichbar ist, könnte es dann nicht aus pragmatischen Gründen sinnvoll sein, sich ein Überzeugungssystem zu wählen, mit dem man besser durchs Leben kommt?
@Timm Grams
Markus Gabriel sagt, “Es gibt […] sogar Einhörner auf dem Mond”. (Warum es die Welt nicht gibt, S. 9). Ich stelle mir in meinem Denken gerade solche vor, genau dort. Wieso um alles in der Welt sollte ein Naturalist sagen, die Einhörner seien real?
Ich habe verstanden, dass es eigentlich nicht um Ihre Sicht der Dinge geht, aber ich bin schon etwas neugierig. Sind Sie geneigt, zu sagen, die Denkinhalte seien real? Falls ja, auf welchem Mond sind die Einhörner gerade; die Rede (bzw. die Denke) ist ja von ‘dem’ Mond, nicht von irgendeinem. Führt uns die Sprache an dieser Stelle in die Irre?
Eine generelle Diskussion über Feinheiten der Ontologie des Naturalisten oder den Existenzbegriff im Allgemeinen scheint mir für ihren Versuch einer Widerlegung auch nicht nötig zu sein.
Um die physikalische Wirksamkeit mentaler Phänomene zu behaupten, reicht es meines Erachtens, das durch diesen Gedanken ausgelöste Schmunzeln als eine von vielen messbaren Folgen anzuerkennen.
Zunächst bin ja ich es, der den loswerden will. Dazu hatte ich bereits einen Kommentar geschrieben, bezüglich der Interpretation von ‘unabhängig’. Eventuell ist dieser ihrer Aufmerksamkeit bisher entgangen.
Was soll’s, alle anderen wiederholen sich ja auch ständig:
–
Der schlichte Gebrauch des Wortes ‘unabhängig’ impliziert eben nicht, was Sie unterstellen, dass die Unabhängigkeit ‘immer’ und überall gegeben sein muss, dass sie absolut sein muss, es keinerlei Wechselwirkung gibt (@Balanus: oder Wirkung in eine Richtung).
Elternunabhängiges BAFÖG bedeutet nicht, dass die Steuern der Eltern nicht zu dessen Finanzierung herangezogen werden. Wenn ich unabhängig von meiner Freundin in Urlaub fahre, schließt das nicht aus, dass ich manchmal an sie denke oder sogar mit ihr
telefonierechatte.Mehr ist auch nicht gesagt, wenn Naturalisten von einer vom Denken und vom Bewusstsein unabhängigen Existenz der Dinge sprechen.
–
Bei dieser Gelegenheit möchte ich explizit darauf aufmerksam machen, um einen inneren Widerspruch aufzuzeigen, sind Sie verpflichtet die Begriffsbedeutungen im Sinne der Naturalisten zugrunde zu legen. Es würde also nicht reichen, dass Sie ‘unabhängig’ als ‘total unabhängig’ verstehen.
@Balanus
Wärmestrahlung, elektromagnetische Felder und Gravitation. Zugegeben, alles schwer zu sehen.
Alles hängt mit allem zusammen! (Ein Physiker würde vielleicht noch ergänzen, im Lichtkegel.)
@Stephan // 19.01.2021, 12:44 Uhr
» Dass psychische und physische Prozesse irgendwie zusammenhängen, dürfte den Materialisten nicht befriedigen;… «
Nicht „irgendwie“, inzwischen haben wir ja eine gute Vorstellung davon, wie und warum das eine (die Physis) das andere (das Psychische) bedingt. Zu Leibniz‘ Zeiten war das noch unklar.
@ Hoppe: Anerkennen Sie denn, dass hinsichtlich aller an einem psychischen Vorgang (z.B. einer Handlung) beteiligten *materiellen* Prozesse (z.B. die Bewegung eines Arms) die Physik bereits die vollständige Erklärung liefert?
Natürlich nicht. Ansonsten könnten wir aufhören zu forschen. Aber Sie haben mich offenbar nicht verstanden. Wie soll die (derzeitige) Physik z.B. Eifersucht vollständig erklären. Dafür hat sie keinerlei Begriffe. Braucht sie auch nicht, für das, was sie derzeit tut. Fragen Se einen Physiker, was Leben ist. Daran hat sich schon Schrödinger die Zähne ausgebissen.
@Stegemann
Naturwissenschaft und Psychologie liefern unterschiedliche Beschreibungsweisen für Phänomene, völlig korrekt. Mein Beispiel vom Nebel sollte genau diesen Sachverhalt erläutern: der Nebel ist nichts anderes als eine Wolke von Wassertröpfchen, die wir nicht als einzelne physikalische Wassertröpfchen, sondern eben als undurchsichtigen, ausgebreiteten Nebel wahrnehmen. Da der Zusammenhang von Wassertröpfchen und Nebel aber allgemein bekannt ist, wird er nicht infrage gestellt! Oftmals taucht der Nebel scheinbar aus dem Nichts auf oder man fährt mit dem Auto plötzlich und unerwartet in eine Nebelbank. Wundert sich jemand darüber?
Das Gehirn ist extrem komplex und kompliziert. Man kann es bei der Arbeit nicht beobachten, außer mit den relativ grobkörnigen Instrumenten der Hirnforschung. Es gibt eine große Zahl verschiedener Nervenzellen, verschiedener Neurotransmitter und Rezeptoren und es gibt zigtausende verschiedener Substanzen. Daher ist seine Funktionsweise noch lange nicht ganz bekannt. Es mit Elektronik oder Computern zu vergleichen, ist geradezu naiv und erschwert das Verständnis noch zusätzlich. Unverständnis erweckt wilde Spekulationen.
Ein künstliches Gehirn hätte mit Sicherheit andere Formen von Bewusstsein, wenn überhaupt.
@Hoppe: Lebensweisheit
Ich musste an eine Textstelle des belgischen Sanskritologen Prof. Winand Callewaert (Uni Leuven; *1943) denken, über die ich mich beim ersten Lesen maßlos geärgert habe. Callewaert wurde übrigens als junger Mann von den Jesuiten nach Indien geschickt, um Inder zum katholischen Glauben zu missionieren. Die Mission war nicht sehr erfolgreich (was wahrscheinlich viel mit der Arroganz der Missionare zu tun hatte). Callewaert war anders: studierte die indischen Sprachen und kehrte gewissermaßen in den Hinduismus verliebt zurück nach Europa. Er schrieb, ich übersetze:
aus: India: Betoverende verscheidenheid (2001)
Gilt nicht nach wie vor die Lebensweisheit, dass man ändern soll, was man ändern kann, und akzeptieren soll, was man nicht ändern kann? Und bei dieser Akzeptanz kann einem ein Glaubenssystem vielleicht helfen, oder nicht?
@Balanus: “gute Vorstellung”
Ja ja. 😉
@Stephan / 19.01.2021, 14:15 Uhr
Übersetzungsregel: “
x ∈ W
” bedeutet hier “x existiert
“. Nicht mehr und nicht weniger.Das kommt eben dabei heraus, wenn Existenz begriffen wird als Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gegenstandsbereich, vulgo “Welt”. Und dass sich der Existenzbegriff so nicht fassen lässt, ist ja auch eine zuerst von Kant formulierte Einsicht. Die sich leider nicht überall herumgesprochen hat. Speziell nicht bei Materialisten wie Mario Bunge — möge er in Frieden ruhen.
@reutlinger: sehe ich genauso.
@Chrys // 19.01.2021, 14:55 Uhr
Übersetzungshilfe:
Wofür steht das x ? Für „Existenz“? Oder ebenfalls für „Welt“?
@Joker // 19.01.2021, 14:31 Uhr
» Um die physikalische Wirksamkeit mentaler Phänomene zu behaupten, reicht es meines Erachtens, das durch diesen Gedanken ausgelöste Schmunzeln als eine von vielen messbaren Folgen anzuerkennen. «
Wie darf ich das verstehen? Von wessen Gedanken ist die Rede?
Deine Gedanken lösen bei mir kein Schmunzeln aus, aber was ich von Dir lese, schon.
Oder geht es nur darum, dass Du schmunzeln musstest, als Du diese(n) Gedanken gehabt hast?
Wenn ich lese, was Da nach einigem Nachdenken niedergeschrieben hast, und wenn ich dann Schmunzeln muss, sind es dann Deine oder meine Gedanken, die kausal wirksam werden?
Christian Hoppe,
wenn wir bei Metaphern sind, dann sind wir schon sehr weit gekommen.
Wie kann man Farben erklären, wenn ein Mensch farbenblind ist.
So und jetzt muss ich polemisch werden.
Wie soll man einem Mensch Religion erklären, wenn er religionsblind ist.
Für einen Menschen, der eine Gotteserfahrung gemacht hat, ist Gott existent.
Einem Menschen, der verliebt ist, dem können sie nicht klarmachen, dass dies nur eine hormonelle Störung ist. Die Liebe ist eine Gottesgabe. Ohne sie wäre die Menschheit ärmer.
Das Gott – Welt – Problem spiegelt nicht nur auf der individuellen Ebene, dann wäre es in der Tat im Bereich des Bewusstseins angesiedelt.
Reicht das Wunder Mensch nicht als Beweis für einen Schöpfergott. Was wollen sie noch ? Verlangen Sie, dass er sich vor ihnen rechtfertigt ?
@Hoppe
Der Beitrag von Herrn Prof. Grams ist ein eindeutiger Esoteriker-/Querdenker-Text der das erklärte Ziel hat die wissenschaftliche Denkweise (Naturalismus) lächerlich zu machen und zu suggerieren, dass es unerklärbare/übernatürliche Phänomene gibt.
Für das was suggeriert werden soll, gibt es keine vorgelegten Beweise/Belege – welche nachvollziehbar wären.
Aus diesem Grund nützt es nichts, wenn Sie versuchen, naturwissenschaftlich und sachlich zu argumentieren: Sie werden es NIE schaffen, etwas zu widerlegen, was es gar nicht gibt.
@ Stephan Schleim 19.01.2021, 14:25 Uhr
Zitat: „Wenn die absolute Wahrheit für uns unerreichbar ist, könnte es dann nicht aus pragmatischen Gründen sinnvoll sein, sich ein Überzeugungssystem zu wählen, mit dem man besser durchs Leben kommt?“
Das optimale „Überzeugungssystem“ zu wählen, mit dem man besser durchs Leben kommt, das auch ethisch halbwegs korrekt scheint, dürfte heutzutage bei uns am öftesten von sehr vielen Menschen realisiert werden.
Kausal, determiniert, oder zufällig das ist heutzutage oft die Frage.
Ist ein System, auch ein Mensch immer „kausal“ in seinem Handeln ist er berechenbar und kann „ausgenutzt“ werden.
Handelt ein System immer „zufällig“ ist es unbrauchbar, außer man benutzt es absichtlich als „Zufallsgenerator“.
So scheint es „optimal“ geworden zu sein, dass viele Menschen kausal handeln, aber wenn sie merken z.B. manipuliert, ausgenutzt, ausgebeutet zu werden, so „schalten“ sie auf „zufällig“ oder ganz krass, auf grundsätzlich „konträr“ als Protest. Wie meiner Meinung nach derzeit unter Trump in Amerika.
Meiner Meinung nach ist eine Art von Mischsystem aus „kausal“ und „zufällig“ die Grundlage der Evolution. Die vielen Zyklen (Tag – Nacht, Jahreszeiten, Herzschlag, zyklische Signalkaskaden im Gehirn, ….) die es gibt, generieren im Zusammenwirken mit Schaltprozessen bei der Genexpression „determinierte“ (sozusagen „vorausberechenbare“) Zufallsvariable, allenfalls aber auch wirklich fast absolut zufällige „Mutationen“, die bedeutsam für die Evolution waren.
KRichard das 6. Rätsel
Alte Inschrift auf einem Hauseingang: Ich bin, ich weiss nicht wer. Ich komme, ich weiss nicht woher. Ich gehe, ich weiss nicht wohin. Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.
@Balanus / 19.01.2021, 15:27 Uhr
»Wofür steht das x ?«
Das
x
ist eine Variable, für die Du alles als grammatisches Subjekt einsetzen darfst, was Dir in den Sinn kommt und aus der Aussageform “x existiert
” einen grammatikalisch korrekt geformten Satz macht. Ob der so gebildete Satz dann wahr oder falsch ist, hinge dann nur davon ab, ob das jeweils eingesetzte “Ding” prinzipiell in der Welt zu finden ist oder nicht.@Joker
Auf Ihren Kommentar zu “fast immer” habe ich zunächst nicht geantwortet, da ich im großen und ganzen zustimme.
Über Feinheiten der Wortbedeutung (‘unabhängig’, ‘total unabhängig’) sollten wir nicht weiter streiten. Das läuft sonst auf Sophisterei hinaus; ich stimme Ihnen ja zu: Man kann’s so sehen – aber eben auch anders.
Zu den (reinen) Denkinhalten zählt Martin Mahner nicht nur Einhörner und dergleichen, sondern unter anderem auch mathematische Gegenstände und Strukturen. Ohne diese gäb’s keine Flugzeuge, keine der eleganten Schrägseilbrücken, eigentlich fast nichts von dem, was unser modernes Leben ausmacht. Also haben sie ganz reale Auswirkungen. Sogar die Einhörner finden wir in einschlägigen Läden als Figuren wieder – ganz real.
@Christian Hoppe 19.01. 14:19
Es gibt, was die beobachtbaren materiellen Vorgänge angeht, einfach keine Erklärungslücke, “wo die Psyche dann wirksam wird”.
Man kann hier aber eine Lücke sehen: Wenn die Quantenzufälle auch mal gezielt sein können, dann kann man z.B. wenn man Computerkunst macht, statt der üblichen mathematisch generierten Zufallszahlen besser „analoge“ Zufallszahlen verwenden. Die kann man sich ziemlich einfach z.B. aus dem Pixelrauschen einer abgedunkelten Webcam extrahieren.
Jetzt hoffe ich als Künstler einfach mal, das ich damit etwas bessere Computerbilder bekomme. Und offline hoffe ich als begeisterter Skatspieler auf bessere Karten. So viel mehr verspreche ich mir auf der Ebene der physischen Vorgänge gar nicht von Seiten eines vermuteten kosmischen Geistes. Und der ist ja nicht mal psychisch, sondern gehört zur Ausstattung der Kosmos dazu, und wäre, wenn es ihn denn gibt, wohl an der Psyche nur beteiligt aber ansonsten auch anderweitig mit der „Schöpfung“ beschäftigt.
Das Bewusstsein selbst als Geistig zu betrachten ist noch mal eine ganz andere Geschichte. Hier weis ich nicht, was da wirklich abläuft, und hoffe da mittelfristig, dass man mal ein Mäusekonnektom so genau untersuchen kann, dass man da entweder keine Erklärungslücke mehr hat, und damit der Naturalismus in diesem Fall gut begründet wäre. Oder man merkt, dass die Simulation des Mäusekonnektoms nur „aufwachen“ kann, wenn die Zufallseffekte, die hier sicherlich vielfältig beteiligt sind, in der Simulation mit analogen Zufallszahlen umgesetzt werden.
Ich halte es für unnötig voreilig, hier entsprechende Ergebnisse vorweg zu nehmen. Wir wissen es nicht, aber wir werden es wissen können, meine ich.
@Chris 19.01. 16:15
„Ob der so gebildete Satz dann wahr oder falsch ist, hinge dann nur davon ab, ob das jeweils eingesetzte “Ding” prinzipiell in der Welt zu finden ist oder nicht.“
Eben auf die gezielten Zufälle angewendet: Man kann sie mal suchen und finden, aber auch in vielen Bereichen nicht finden. Je sporadischer diese Zufälle auftauchen, desto eher sieht man sie nicht. Ich würde gerne „3. Der Bereich physikalischer Phänomene ist kausal geschlossen.“ nur prinzipiell ausschießen, im Sinne von Ausnahmen von der Regel. Viele physikalischen Phänomene sind kausal geschlossen, aber eben nicht alle bzw. nicht immer vollständig geschlossen.
Genug Platz für innere Geisteswelten, darum geht es eigentlich, mir zumindest. Das ist einerseits auch eine Frage von Freiheit, und andererseits eine von Geborgenheit.
@Jeckenburger
Wissenschaftliche Erkenntnisse können weder Freiheit noch Geborgenheit bieten, das sind ganz andere Kategorien. Sie werfen hier Kraut und Rüben in einen Topf, wie “gezielte Zufälle” von Quanten, um Ihre “innere Geisteswelt” zu verteidigen. Diese kann Ihnen ohnehin niemand nehmen.
Die Entzifferung eines Mäusekonnektoms würde nichts nützen, denn das Fremdpsychische kann damit nicht entlarvt werden, d.h. man würde nicht erkennen können, ob die Maus gerade an Eifersucht leidet. Mensch und Maus haben übrigens 99% gemeinsame Gene, bezogen auf das Mausgenom.
Der Zusammenhang von mentalen Zuständen mit physischen Zuständen des Nervensystems ist durch die individuelle Ontogenese bestimmt und nicht naturgesetzlich gegeben. Die Reize der individuellen Umwelt prägen die physische Struktur des Nervensystems innerhalb der möglichen Variationsbreite. Es schließt nicht aus, dass bestimmte Typen physischer Zustände mit bestimmten Typen psychischer Zustände korrelieren (Typenidentität), z.B. Angst auslösende Reize und Angstgefühl.
Es ist bekannt und belegt dass es bewusste Erlebnisse bzw. ein Bewusstsein nur im Zusammenhang mit konkreten physikalischen/neuronalen Aktivitäten gibt.
Als konkreter Beleg gibt es dafür aktuell 7,8 Mrd. Menschen – wo man jeweils erkennen kann: im Wachzustand gibt es ein Bewusstsein – im Schlaf ist das Bewusstsein weg.
Für die Idee eines nichtphysikalischen Bewusstseins gibt es keinen einzigen konkreten Beleg/Nachweis.
@anton reutlinger 19.01. 18:12
„Sie werfen hier Kraut und Rüben in einen Topf, wie “gezielte Zufälle” von Quanten, um Ihre “innere Geisteswelt” zu verteidigen.
Ich brauche meine innere Geisteswelt nicht verteidigen, bin aber auf der Suche nach deren Einordnung, auch in die Möglichkeiten, die die Physik offenlässt.
„Die Entzifferung eines Mäusekonnektoms würde nichts nützen, denn das Fremdpsychische kann damit nicht entlarvt werden, d.h. man würde nicht erkennen können, ob die Maus gerade an Eifersucht leidet.„
Man könnte doch sehen, ob die Maussimulation wach ist, und sich entsprechend so verhält wie das natürliche Vorbild. Wenn man mit echten Mäusen psychologische Experimente macht, hat man auch das Problem des Fremdpsychischem, und kann trotzdem Forschungsergebnisse erzielen.
@KRichard
Danke. Sie haben vermutlich Recht.
Ich selbst habe 30, 40? Jahre gebraucht, um schlicht und einfach die Gültigkeit der Physik für materielle Phänomene anzuerkennen – ohne phil.-theol. Ausflüchte (ich bin ja auch Theologe). Es scheint eine besonders große Schwierigkeit darin zu liegen, inbesondere Verhalten *auch* als materiellen Prozess zu sehen (was immer es noch sein mag). Wenn es dann aber schließlich doch gelingt, hat man für das allermeiste, was *real* und *beobachtbar* geschieht, eine *prinzipielle* Erklärung in der Physik gefunden. Dass das dann – mit einem anderen epistemischen Zoom auf die komplexe Realität – auch chemisch, molekularbiologisch, neurophysiologisch usw. und am Ende psychologisch fortgeführt werden muss, steht außer Frage – aber alle diese Wissenschaften setzen die Gültigkeit der Physik selbstverständlich voraus und kennen keine anderen Wechselwirkungen (“Kräfte”) als die in der Physik beschriebenen. Insbesondere gibt es keine psychologischen Kräfte (z.B. Vorstellungskraft oder Willenskraft).
Wie gesagt, mir ist völlig wumpe, was jemand glaubt, wenn er damit die Wissenschaft nicht verdirbt und wenn er sich kompetent und kooperativ in die Gemeinschaft einbringt.
@Chrys // 19.01.2021, 16:15 Uhr
» Das x ist eine Variable,… «
Danke, da hätte ich auch selber drauf kommen können (mit etwas mehr Nachdenken; da waren wohl einige Synapsen blockiert… 🙂
In Deinem heutigen Kommentar (13:52 Uhr) hast also vorgeführt, wie leicht man eine allumfassende Welt „quinen“ kann—sofern man das logische Rüstzeug dafür besitzt.
Wäre denn die Existenz einer ontisch-monistischen Welt zu retten, wenn sie nur ein winziger Teil einer größeren Welt wäre? Also Teil des dann wirklich allumfassenden Multiversums?
—
@18.01.2021, 14:52 Uhr
»Doch es besteht keinerlei Widerspruch zwischen subjektiver und intersubjektiver Sicht, das ist miteinander kompatibel. Wo also sollte da nun eigentlich ein Problem sein? Für einen Naturalisten wie Dennett ist da offenbar eines, weshalb er die subjektive Sicht dann unbedingt “quinen” will — erscheint Dir das vernünftig? «
Mir erscheint es höchst vernünftig, dass und vor allem, wie er es versucht, mit welchen Argumenten (15 „intuition pumps“). Denn eins ist ja mal klar: Mit den subjektiven Eindrücken kann niemand etwas anfangen, außer man selber.
Danke für den Hinweis auf dieses schöne Stück Philosophie!
@anton reutlinger // 19.01.2021, 18:12 Uhr
@Jeckenburger
(So viel Zeit muss sein… : )
@Balanus: Mäuse
Das kann man jetzt aber auch umdrehen und schlussfolgern, dass die Probleme nicht auf der genetischen Ebene liegen können, wenn etwa die Mäuseforschung in der Psychiatrie seit Jahrzehnten so ergebnislos ist und bleibt.
Danke für das gute Beispiel!
@Chrys: Logik, zweiter Versuch
Dass “x ist ein Element der Welt” gleichbedeutend ist mit “x existiert”, war mir klar; es ging doch ausdrücklich um den anderen Satz, “die Welt ist ein Element der Welt”.
Ich denke zudem, dass hier eine Äquivokation vorliegt und das erste “Welt” etwas Anderes bedeutet als das zweite “Welt”, nämlich erstens die real existierende Welt und zweitens eine abstrahierte Welt. Ob dann der logische Schluss noch funktioniert, lasse ich mal im Raum stehen.
Wie dem auch sei: Aus dieser sprachlich unklaren und umständlichen Formulierung eine ontologische Schlussfolgerung über die Unmöglichkeit des Materialismus ziehen zu wollen, halte ich für sehr gewagt!
P.S. Gibt Gabriel eigentlich die älteren Quellen des Schlusses an oder verkauft er das als seine eigene Idee?
@Stephan // Gene und Gehirn
Ich meine, irgendwo mal gelesen zu haben, dass die genetischen Unterschiede zwischen Mensch und, ich glaube, es ging um einen Primaten, bei regulatorischen Genen am größten ist, und zwar bei jenen, die an der Hirnentwicklung beteiligt sind.
Passend dazu noch ein Fund aus Bonn:
Intelligenzdefizit: Forscher schließen von der Maus auf den Menschen
—
Noch kurz hierzu, bevor ich die Augen zu mache:
» Ich denke zudem, dass hier eine Äquivokation vorliegt und das erste “Welt” etwas Anderes bedeutet als das zweite “Welt”, nämlich erstens die real existierende Welt und zweitens eine abstrahierte Welt. «
Guter Einwand, gefällt mir, finde ich einleuchtend.
(Sofern es eine real exisiterende Welt überhaupt gibt–was wir aber alle mal hoffen wollen…)
@Jeckenburger @Reutlinger
Mit dem US-Präsidenten Trump haben wir einen konkreten Beleg für die menschliche Dummheit: er konnte jahrelang beliebig viele Lügen und Unsinn verbreiten und fand dann immer Leute, die ihm kritiklos zustimmten und seine Aussagen für eine Wahrheit hielten.
Der Grund dafür ist klar: Die menschliche Dummheit ist grenzenlos.
Einen ähnlichen Mechanismus haben wir bei der Idee vom nichtphysikalischen Bewusstsein.
Es wird immer Leute geben, welche diese Idee nicht hinterfragen und nachvollziehbare Belege verlangen – sondern es vorziehen daran zu glauben.
Notfalls hat das Ganze dann quantenphysikalische Ursachen.
noch eine Anmerkung:
Wenn vermutet wird, dass ein ´nichtphysikalisches Bewusstsein´ eventuell quantenphysikalische Ursachen/Grundlagen haben könne – dann ist diese Vermutung/Sichtweise ein Unsinn.
Quantenphysikalische Phänomene sind immer physikalischer Natur!
@Hoppe
Sie haben den Prozess Ihrer “Mühen” auf scilogs mitgeteilt. Ich war beeindruckt, dass sie das öffentlich machten.
Für mich ist es ein Hinweis darauf, nochmals intensiv über Prägung/Autosuggestion/Lernen nachzudenken.
In diesem blog geht es um das Bewusstsein und was sich in ihm (uns) abspielt und es geht rund um das Thema Widerspruch im/ind diesem Bewusstsein: Widerspruchsfreiheit, Logik, Paradox, Komplementarität, Wechselwirkung, scheinbare und wirkliche Widersprüche, Kausalität, Zufall, Grenzen und eben auch Glaube.
Eine Hypothese, eine Annahme, ist der “naheliegend vermutete” Glaube an etwas Wirkliches und somit Vorraussetzung für Forschung/Wissen. Glaube spielt somit für Prägung/Lernen/”Wissen”, auch für Kognitive Verzerrungen, eine sehr wichtige Rolle.
Auch Wissen und Glaube sind in meinen Augen komplementär, ohne jetzt beides ausdefinieren zu wollen.
Aber was wäre das für ein Leben, wenn tatsächlich alles wirklich kausal wäre? Das Faszinosum, die Faszinität für das Leben, Konflikt und vermutlich Humor usw wäre weg. Es wäre die totale Linearität wohin auch immer. Völlig unspektakuläre und die SPANNUNG (!) wäre weg.
Auch und gerade wenn wir feststellen, dass vermutlich “Geist” viel mit den Wechselwirkungen/ Komplemetarität zu tun hat (nichtlösbare aber entsprechende „Gegensätze“ : Kooperation-Konkurrenz/ Sieg-Niederlage / Gewinn-Verlust/ Abstraktion-Konkretheit usw.), scheint mir Kooperation im komplett gesellschaftlichen Wesen – noch – zu sehr unterrepräsentiert, kaum wirklich wahrgenommen, obwohl sie „allgegenwärtig und -mächtig“ ist.
Ihnen alles Gute und danke für die Darstellung Ihres stellvertretende öffentlichen Prozesses des „Kampfes“ !
Nachtrag; wen es interessiert:
https://www.mpg.de/vielfalt/kulturen
@Mussi
Man darf Gegensätze nicht mit Komplementarität verwechseln. Gegensätze sind gleichartige Sachverhalte, die sich gegenseitig ausschließen, schwarz oder weiß; Komplementarität sind unterschiedliche Sachverhalte, die sich gegenseitig ergänzen (oder vertreten), Ort oder Zeit.
@Mussi
Dass Glauben eine epistemische Einstellung ist, die das Denken und Erleben jedes Menschen prägt, stimmt – aber das doch bitte nicht Verwechseln mit religiösem Glauben. Jeder muss im o.g. Sinne glauben – aber niemand muss (und sollte) an übernatürliche Wesenheiten und die Wirkung paranormaler Praktiken glauben; das ist alles Blödsinn und Zeitverschwendung. Oder genauer: die faszinierende Psychologie der Dissoziation.
Ebenso spricht die von mir nie bestrittene Existenz psychischer Phänomene in keiner Weise gegen die durchgängige Gültigkeit der Physik für alle physischen Vorgänge (die z.B. auch beim Lachen unübersehbar beteiligt sind).
Wir sind heute weiter. Die Neurowissenschaften der letzten 200 Jahre waren noch einmal ein wichtiger Schritt. Es ist an der Zeit, Religion etc. jetzt hinter uns zu lassen. Im Grunde ist es auch nicht traurig, wenn man eine Illusion fallen lässt, sondern befreiend.
@ Christian Hoppe 19.01.2021, 18:54 Uhr
Zitat: „…alle diese Wissenschaften setzen die Gültigkeit der Physik selbstverständlich voraus und kennen keine anderen Wechselwirkungen (“Kräfte”) als die in der Physik beschriebenen. Insbesondere gibt es keine psychologischen Kräfte (z.B. Vorstellungskraft oder Willenskraft).“
Wie möchten Sie das Faktum anders als metaphorisch beschreiben, dass große „Anziehungskräfte“, allenfalls auch „Abstoßungskräfte“ z.B. zwischen Menschen unterschiedlichen (allenfalls auch gleichen Geschlechts) bestehen, beschreiben?
Für mich und ich bin da vermutlich absolut in der Minderheit, dürften Empfindungen auf physikalische, eigentlich quantenphysikalische Effekte zurückgeführt werden können.
Wenn durch irgend einen „auslösenden“ Einfluss in („sensorischen“) Molekülen sich „innere“ physikalische Kraftwirkungen verändern, so dass z.B. Elektronen aus ihren „Bahnen fliegen“ und frei werden, so dass sie im neuronalen System ausgewertet und z.B. lokalisiert werden. Dabei die bekannten Signalmuster die den generativen Prozess einleiten und steuern, aktiviert werden….
Jedenfalls hat es die Natur und auch der Mensch geschafft, Information abbildende Objekte zu schaffen, bei denen nur die „abstrakte Information von Bedeutung“ ist, die immer gemäß den Gesetzmäßigkeiten der Physik verarbeitet und gespeichert wird. Es ist aber nur die „beschreibende“ oder „Prozess steuernde“ Information von Bedeutung, erst in 2. Linie die verwendete Physik. Information kann in Stein gehauen, mit Bleistift auf einem Stück Papier geschrieben, oder eben auf der DNA vorhanden sein…
Information und deren Verarbeitung hat in der Informatik und der Technik immer größere Bedeutung erlangt. Von „Hardcore Materialisten“ wurde lange bestritten, dass es derartiges überhaupt gibt und die „Pfaffen“ die ebenfalls derartiges (wie die Existenz von „Geistigem“) behaupteten, wurden gerade noch geduldet, der Verkauf von Software (wobei nur die Information, kaum aber der Datenträger von Wert war) galt lange Zeit als Betrug….
@Reutlinger
..oder auschließen, wenn man sie eindeutig machen will…
K.Rrichard,
„Für die Idee eines nichtphysikalischen Bewusstseins gibt es keinen einzigen konkreten Beleg/Nachweis. „
Das ist eine Leerformel. Sie benutzen den Begriff des Bewusstseins sowohl für den Container, das Gehirn, als auch dessen Inhalt, die Ideen.
Wenn man sich eine Idee, einen Gedanken als ein elektromagnetisches Phänomen denkt, dann stimmt das soweit. Was sie vergessen, den Inhalt der Idee, den Sinn der Idee.
Wie unterscheidet sich dann ein logischer Gedanke physikalisch von einem unlogischen Gedanken.
Und womit wir täglich zu kämpfen haben, das öffentliche Bewusstsein, das wir Kultur nennen.
Wenn sie einen Toten sezieren, dann finden sie kein Bewusstsein.
Das liegt dann auf der gleichen Vorstellungsebene, wo man nach dem Gottesgen sucht.
Sie kommen mir vor wie ein Automechaniker, der mit Ratsche und Schraubenzieher den Sinn eines Steuergesetzes verstehen will. (kleiner Spaß)
Da in diesem Blogpost viel von Bewusstsein die Rede ist (und auch Buddhismus erwähnt wird), erlaube ich mir unten einen Auszug aus einem (englischsprachigen) buddhistischen Handbuch zu dem Thema anzuführen (übersetzt mit Hilfe von Google Translate und DeepL sowie Änderungen von mir). Erwähnen möchte ich, dass ich kein “100%“-iger (oder permanenter) Buddhist bin (es gibt Anlässe zu Kritik). Ich halte den Buddhismus aber für, Mal so formuliert, wahrlich das noch “geringste Übel“ unter all diesen “Spiritualitäten“. Darüber hinaus interessiere ich mich auch für Naturwissenschaften. Sollte Bedarf zu Anmerkungen bestehen die über den Rahmen dieses Blogposts hinausgehen (off topic), hier meine E-Mail: akasataki@gmail.com.
(2) Abhängig von karmischen Gestaltungen entsteht Bewusstsein: Das heißt, die karmischen Gestaltungen – die neunundzwanzig heilsamen und unheilsamen Willensäußerungen – bedingen das Entstehen der zweiunddreißig Arten des resultierenden Bewusstseins. Im Moment der Empfängnis erzeugt eine besonders starke karmische Gestaltung, die sich im mentalen Kontinuum des verstorbenen Wesens angesammelt hat, eine der neunzehn Arten des Wiedergeburtsbewusstseins in dem Bereich, der für die Reifung dieses Karmas geeignet ist. Danach erzeugen im Laufe der Existenz andere angesammelte Karmas je nach den Umständen andere resultierende Bewusstseinsarten [..].
(3) Abhängig vom Bewusstsein entsteht Geist und Materie: Während sich in Schritt (2) Bewusstsein ausschließlich auf das resultierende Bewusstsein bezieht, bedeutet es hier sowohl das resultierende Bewusstsein als auch das karmische Bewusstsein früherer Leben. Der Begriff “Geist” bezeichnet die mentalen Faktoren, die mit dem resultierenden Bewusstsein verbunden sind, der Begriff “Materie” bezeichnet materielle Phänomene, die durch Karma erzeugt werden. In der Existenz mit fünf Bestandteilen, d.h. in jenen Bereichen, in denen alle fünf Aggregate (Materie, Gefühl, Wahrnehmung, mentale Gestaltungen, Bewusstsein) gefunden werden, bedingt das Bewusstsein sowohl den Geist als auch die Materie. Aber in der Existenz mit vier Bestandteilen, den immateriellen Bereichen, bedingt es nur den Geist. Und in einer einteiligen Existenz, dem Bereich der nicht wahrnehmenden Wesen, bedingt es nur die Materie. Im Falle einer Wiedergeburt mit fünf Bestandteilen, wenn das Wiedergeburtsbewusstsein im Moment der Wiedergeburtsverknüpfung entsteht, entstehen gleichzeitig die anderen drei geistigen Aggregate von Gefühl, Wahrnehmung und mentalen Gestaltungen zusammen mit einer bestimmten Verbindung materieller Phänomene – im Falle des Menschen die materiellen Zehnergruppen des Körpers, des Geschlechts und der Herzbasis. Da das Bewusstsein das Haupt dieser koexistierenden geistigen und materiellen Elemente ist, wird gesagt, dass das Bewusstsein Geist und Materie bedingt.
@Hoppe
danke für Ihre Antwort!
@Axel Krüger
Wenn es Bewusstsein ist – wer erlebt denn da? Sie können sich doch nicht ein bewusstloses Bewusstsein (wie so eine Art Sauce) vorstellen?!!! Wenn dieses Bewusstsein Ihr Bewusstsein erklären soll – wieso waren Sie denn dann nicht immer schon bei Bewusstsein, vor der Erschaffung der Materie oder auch nur Ihres Körpers? Wieso können Sie überhaupt zeitweise ohne Bewusstsein sein??
Wo ist denn ein einziges Beispiel dafür, dass Bewusstsein nicht nur das Erkennen von Materie ermöglicht, sondern Materie hervorbringt? – Während es doch offensichtlich anders herum ist, wenn Sie nur an die Narkose denken! Selbstverständlich hängt bewusstes Erleben EINSEITIG von Hirnprozessen ab!
Merken Sie denn nicht, dass das alles ein gigantisches Blabla ist von Leuten, die glauben die Welt vom Sitzkissen aus verstehen zu können, dabei aber nicht einmal die einfachsten wissenschaftlichen Erkenntnisse verstehen??
@Chrys, Joker
Hat man erst einmal akzeptiert, dass unser Denken in der einen Welt, stattfindet, dann fangen die Schwierigkeiten eigentlich erst an. (Dabei können wir die Frage, wie die Binnensicht der Denkprozesse zustande kommt, das fünfte Welträtsel, einstweilen beiseite lassen.)
Es kommt zur Selbstreferenz, die ins Paradoxe führt. Chrys hat mit seiner Anspielung auf die Paradoxien der Mengenlehre – das Russellsche Paradoxon ist eins von ihnen – angedeutet, was da auf uns zukommt.
Ich zitiere aus dem Buch “Philosophy and the Mirror of Nature” von Richard Rorty (1979/2009, S. 297). Rorty gibt Jay Rosenberg wieder, der schreibt: “To put it crudely, we must come to see the pyhsical universe as an integrated physical system which necessarily “grows knowers” and which thereby comes to mirror itself within itself.”
@Hoppe: Neurowissenschaften und das Leben
Nun ja – wir hatten mit Feuerbach, Marx, Nietzsche und Freud auch schon treffende Religionskritik. (Gott ist Opium für das Volk; Gott ist eine Projektion des menschlichen Geistes usw.)
Aber dann zurück zu meiner Frage: Was soll denn dann kommen, nachdem wir die “Illusion Religion” fallengelassen haben und wir Bewusstsein als Produkt von Neuronenfeuern im Gehirn auffassen? Welches Menschen- oder Weltbild soll uns das vermitteln?
Ist das neurowissenschaftliche Wissen nicht vielmehr völlig irrelevant für die Ausgestaltung unseres Lebens? (Wenn man von der Neurologie und der Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems absieht.)
@ Krichard 20.01.2021, 05:01 Uhr
Zitat: „Mit dem US-Präsidenten Trump haben wir einen konkreten Beleg für die menschliche Dummheit: er konnte jahrelang beliebig viele Lügen und Unsinn verbreiten und fand dann immer Leute, die ihm kritiklos zustimmten und seine Aussagen für eine Wahrheit hielten.
Der Grund dafür ist klar: Die menschliche Dummheit ist grenzenlos.“
Ich fürchte Sie sehen das nicht realistisch genug.
Amerika wird einfach das neu „Schlachtfeld“ des Klassenkampfes. Die halbe Welt wird „angezogen“ vom Wohlstand Amerikas und will dorthin. Einwanderer wollen sich nicht mehr brav ausbeuten lassen wie die Einwanderer früher, sondern vom Rauschgifthandel leben oder sich einfach mit Demos auf der Straße holen, was ihnen vermeintlich „zusteht“.
Trump war noch kaum weg und schon setzte der große „Run auf Amerika“ wieder ein. In Honduras haben sich Berichten zufolge mehrere Tausend Menschen zu einer Migrantenkarawane zusammengeschlossen und ziehen nach Amerika….
Die „andere Seite“ hat aber nicht dafür gearbeitet um sich wieder alles abnehmen zu lassen, wie die fleißigen Bienchen. Auch sie gehen neuerdings auf die Straße, was Zuwanderer können, Druck machen, Straßenzüge verwüsten, das können sie schon lange…..
Die „Wahrheit der Medien“ und die Träume vom „Gutmenschentum“ (das zu Lasten derjenigen geht die sich Wohlstand erworben haben) interessiert sie nicht mehr im geringsten, Trump macht das erst so richtig transparent mit seinen 100 000 Lügen.
Besonders die Medien sollte die Realität sehen und nicht Träumen nachhängen. In Amerika ist der „Zug abgefahren“, Richtung Bürgerkrieg 2.0….
Christian Hoppe,
“Wir sind heute weiter. Die Neurowissenschaften der letzten 200 Jahre waren noch einmal ein wichtiger Schritt. Es ist an der Zeit, Religion etc. jetzt hinter uns zu lassen. Im Grunde ist es auch nicht traurig, wenn man eine Illusion fallen lässt, sondern befreiend.”
Wir haben Feuerbach, Nietzsche, Marx, Popper, Dawkins verinnerlicht und was übrig bleibt, das ist der Gottesglaube und die Frohe Botschaft des Neuen Testamentes. Auch ein Papst kann daran nicht rütteln, der Klerus wird sich auch mal dessen bewusst werden.
Religion hinter sich lassen. Was soll denn das heißen ? Sie können Gott nicht ablegen wie einen gealterten Schuh. Die Probleme der Zukunft, die werden den Hochmut der Menschheit wieder zurecht stutzen.
@Krüger: Karma
Was halten Sie denn von dem hier formulierten Gedanken, dass man sich Karma ausgedacht hat, um Menschen in unteren Schichten besser zu kontrollieren? Und die Herrschaft der oberen Schichten zu rechtfertigen? Ähnlich wie bei uns die Sache mit dem Paradies und dem Gottesgnadentum (Herrschaft eines Königs von Gottes Gnade).
@Reutlinger
Wenn Komplementarität (Komplementaritätsprinzip) Teil der Erkenntnistheorie ist, dann müsste es nach der Komplemenatrität heissen:
1.) Köper ist entweder oder Geist
2.) Körper ist sowohl als auch Geist.
Das kommt der Wirklichkeit aus meiner Sicht ziemlich nahe (sonst gäbe es kein Konnektom).
Es entspräche auch der Kommentarlage/Positionen ( wenn man sie “zusammenbringt”).
Und damit hätten wir ein neues Dilemma/Paradoxon.
Es ist nicht eindeutig zu klären.
Was in der Diskussion bis jetzt zu kurz kam:
Wie wurde früher über Bewusstsein diskutiert und wie wird heute darüber diskutiert.
Christian Hoppe erwähnte den Substanzdualismus und damit eine früher verbreitete Art einer „Lösung“ des Leib-Seele-Problems. Zitat:
Der Substanzdualismus hält Materie und Geist überdies für Substanzen, d.h. für grundsätzlich nicht aufeinander reduzierbar.
Christian Hoppe verwies darauf, dass bewusst zu sein, besser als Prozess aufgefasst wird. Tatsächlich wird in der Humanmedizin das genau so gehandhabt und man spricht dort vom Level of Consciousness, was implizit annimmt, dass Bewusstsein nicht einfach da ist, sondern quasi an- und abgeschaltet werden kann (mit allen Zwischenformen natürlich).
Auch Stephan Schleim hat jetzt in mehreren Kommentaren von einem Prozess gesprochen, wenn es ums Bewusstsein ging. Das aber ist nur ein Beispiel von vielen dafür, wie sich auch in der Philosophie die Art wie über Bewusstsein gesprochen wird, ändert.
Geändert hat sich auch die Zuschreibung von Bewusstsein zu Lebewesen. Für Kant hatten Tiere kein Bewusstsein weil ihnen die Fähigkeit zum Denken fehlt. Einige heutige Philosophen sehen das allerdings inzwischen anders. Vor allem natürlich diejenigen, die für Tierrechte eintreten wie etwa Peter Singer über den man in diesem Zusammenhang folgendes liest:
Bei Timm Grams bin ich mir allerdings nicht sicher wie er zur Idee tierischen Bewusstseins steht. Er schreibt etwa:
Diese Sätze machen in meinen Augen nur Sinn, wenn Timm Grams annimmt, erst Menschen könnten in einer Art Denken, welche einen Dualismus geistige/materielle Welt nötig macht. Begründung: das Problem der Selbstreferenz taucht erst bei relativ komplexen Denkprozessen auf. Bei Denkprozessen, die es bei Tieren selbst dann noch nicht gibt, wenn man auch Tieren einfache Denkvorgänge zugesteht.
Doch gerade das ist für mich ein deutlicher Hinweis darauf, dass eben auch das Geistige eine materielle Grundlage hat und nicht ausserhalb dieser Welt liegt. Denn für mich gibt es keinen Zweifel, dass der Übergang vom Tier zum Mensch ein fliessender, gradueller ist. Dass mit dem Mensch der Dualismus in die Welt kam, scheint mir nicht sehr plausibel. Denn der Mensch ist für mich nicht das Besondere dieser Welt. Er ist für mich nur ein Geschöpf unter anderen.
In Herrn Prof. Grams´ Text fehlen wichtige sachbezogene Punkte:
– Für die suggerierte Idee eines nichtphysikalischen Bewusstseins gibt es keine nachvollziehbaren Belege.
– Es fehlen Hinweise auf Experimente in Schlaflabors, wo man erforschte, wann/wie das Bewusstsein schwindet und wann/wie es wieder entsteht
– Im Wachzustand haben wir ein Bewusstsein – im Schlaf haben wir kein Bewusstsein: Wo ist ein nichtphysikalisches Bewusstsein während des Schlafes?
– Durch stufenweise Gabe von Narkosemitteln, konnte hat man bei Versuchspersonen untersuchen (fMRT), was passiert wenn das Bewusstsein schwindet und wann es wieder kommt
– der Buddhismus beschäftigt sich seit 2500 Jahren mit dem Bewusstsein und stuft es als eine Illusion ein; die noch nicht einmal eine Dauer hat. Die Frage nach der Dauer ist eine zentrale Fragestellung: weil das Bewusstsein ständig neu entsteht und sofort wieder vergeht.
– Unsere Wahrnehmung und unsere Erinnerungen sind extrem fehlerhaft – dies bedeutet, dass unser Bewusstsein die gleiche fragwürdige Qualität hat. (Tipp: Wenn die Museen wieder öffnen dürfen – besuchen Sie ein ´Museum der Illusionen´ (Stuttgart?) )
– Dass man die Idee eines nichtphysikalischen Bewusstseins als Grundlage für irgendein Menschen-/Weltbild brauchen würde – ist durch den Buddhismus längst widerlegt. Diese Menschen sind genau so freundlich, nett, emphatisch, … wie Menschen anderer Kulturen bzw. Religionszugehörigkeiten.
@ Mussi 20.01.2021, 12:05 Uhr
Zitat: „Wenn Komplementarität (Komplementaritätsprinzip) Teil der Erkenntnistheorie ist, dann müsste es nach der Komplemenatrität heissen:
1.) Köper ist entweder oder Geist
2.) Körper ist sowohl als auch Geist.“
„Körper“ und „Geist“ haben „umgangssprachliche“ Bedeutung, was normalerweise völlig reicht.
In der Informatik wären derartige „Objektdeklarationen“ eine „Katastrophe“ und völlig ungeeignet, wenn man nur einige wenige, aber etwas “tiefer gehende“ Verknüpfungen mit ihnen anstellt, käme man sozusagen in „Teufels Küche“ …. Den Philosophen scheint es ähnlich zu gehen, aber sie haben das Problem nicht grundlegend gelöst, wie die Informatiker.
Man kann z.B. informelle Objekte nur dann gleich setzen, wenn sie gleicher, sehr gleicher, „Kategorie“ angehören.
Beispiel: Es ist in der Informatik ein schwerer Fehler wenn sie z.B. behaupten a=b („3“=“3“), wenn sie z.B. die linke Variable (a) als „natürliche (ganze) Zahl „deklariert“ haben, und die rechte Seite (b) z.B. als „Fließkommazahl“ deklariert haben.
Selbst wenn Sie die linke als 3 stellige und die rechte Seite als 6 stellige Fließkommazahl deklariert hätten, würde der „Compiler“ die Verknüpfung entrüstet zurückweisen (Seitenlange Fehlermeldungen ausdrucken).
Das ist den Informatikern recht bald klar, weil sie in frühen Praktika einen Compiler (eine Art von Übersetzungsprogramm von Programmiersprache in Maschinensprache) „basteln“ müssen.
Sie könnten selbstverständlich mit einem „kleinen Programm“ eine natürliche Zahl in eine Fließkommazahl umwandeln und danach die Fließkommazahlen vergleichen. Auch umgekehrt, nur fallen dann die Kommastellen „unter dem Tisch“.
Das ist letztlich der Grund, warum Informatikern die korrekten Kategorien so wichtig sind. „Geist“ und „Gehirn“ gehören unterschiedlichen Kategorien an, dürfen nicht gleichgesetzt werden.
Bin deswegen so penibel, weil ich mir fast ein „Trauma“ aufgerissen habe, als ehemals ein Informatiklehrer fast ausgeflippt ist, weil ich einen „Zähler“ als Fließkommazahl deklarieren wollte.
Die Informatiker Trennen nicht z.B. in “körperlich oder geistig” um die “Materialisten” zu ärgern oder “reich” zu werden (das wohl auch…), sondern darum, um korrekt und ohne Widersprüche Information verarbeiten zu können.
@Stephan / 19.01.2021, 23:29 Uhr
Wenn Dich die Mengen-Schreibweise irritiert, das lässt sich alles auch äquivalent mit einem trditionellen Existenzprädikat
E
sagen. Damit auch klar ist, wovon die Rede sein soll, beginnen wir mal beim Lemma `Welt’ aus dem UTB Handwörterbuch Philosophie:Mit den Definitionen
W := {x | x ›ist‹}
für die Welt sowieEx :⇔ "x ›ist‹"
für das Existenzprädikat ergibt sich die zuvor schon genannte Übersetzungsregel nun als formale Äquivalenzx ∈ W ⇔ Ex
zwischen der Welt
W
und der sie charakterisierenden EigenschaftE
. Das führt dann zuEW ⇒ ¬EW
und bleibt kontradiktorisch. Oder eben in ontologischem Deutsch: Wenn die Welt ›ist‹, dann ›ist‹ sie nicht.Die Texte von Gabriel habe ich jetzt gerade nicht zur Hand. Sein für philosoph. Laien geschriebenes “Warum es die Welt nicht gibt” darf man sicherlich als Eigenwerbung für seinen “Neuen Realismus” sehen, wo er sich selbst ins rechte Licht zu setzen bemüht ist. Er hatte zuvor aber auch ein Lehrbuch zur Erkenntnistheorie verfasst, wo er u.a. sein Argument gegen ontischen Monismus in, sagen wir mal, akademisch solider Form bringt und wohl nicht plagiiert. Ideen von Kant zu plagiieren wäre wohl auch eine eher blöde Idee, damit fliegt man zu schnell auf.
—
@Balanus / 19.01.2021, 18:57 Uhr
»Mir erscheint es höchst vernünftig,…«
Quod erat expectandum.
»Mit den subjektiven Eindrücken kann niemand etwas anfangen, außer man selber.«
Wer beispielsweise Zahnschmerzen hat, dem ist es nach meiner Erfahrung absolut egal, dass kein anderer damit etwas anfangen kann. Und ich halte es auch für unglaubhaft, dass Dennett, falls er mal nachts vor Zahnschmerzen wach im Bett sitzen sollte, sich dann sagt, “Okay, das ist alles nur Einbildung und existiert nicht. Ich schlaf’ mich jetzt trotztdem erst mal richtig aus, und morgen sehen wir dann weiter.”
Hast Du schon mal erwogen, zum Apostaten zu werden, falls das mit dem metaphysischen Naturalismus unhaltbar wird? Die methodolgische Variante zerlegt sich zumindest nicht so ganz offenkundig selbst. Wär’ das nicht was? Als Apéritif, hier etwas W.V.O. Quine für Einsteiger: Im Naturalismus gefangen 😉
@KRichard
So wie ich das verstehe, ist deren Wirkung physikalisch, was die Phänomene als solche erkennbar macht. Über die Ursachen wird noch geforscht, nicht immer ergebnisoffen, und viel philosophisch spekuliert. Manchen gelten zumindest einige der Phänomene als unverursacht, was gegen deren physikalische Natur sprechen würde.
@Elektroniker: Definition
Da haben sie recht. Ich meine den Geist im Bewusstsein.
Alle anderen “Geister” kann ich mir sehr gut damit vorstellen. 🙂
@ Stephan Schleim 20.01.2021, 11:51 Uhr
Zitat: „Was halten Sie denn von dem hier formulierten Gedanken, dass man sich Karma ausgedacht hat, um Menschen in unteren Schichten besser zu kontrollieren? Und die Herrschaft der oberen Schichten zu rechtfertigen? Ähnlich wie bei uns die Sache mit dem Paradies und dem Gottesgnadentum (Herrschaft eines Königs von Gottes Gnade).“
Sehe es im Prinzip auch so wie Sie. Es kommt sozusagen auf das „optimale“ psychische Betriebssystem des Menschen an. Es ist allerdings tatsächlich so, dass unsere Generation weitaus besser lebt als frühere Generationen, auch länger lebt.
Wegen der Umweltproblematik und der zunehmenden Weltbevölkerung sind allerdings Probleme absehbar ….
Ist man gegen eine vernünftige Ordnung, so führt das nur zu Unzufriedenheit, Revolution und Bürgerkrieg…
@Chrys: der pure Empirismus löst keine umfassenden Probleme. In der Krebsforschung sucht man seit vielen Jahrzehnten vergeblich nach den Ursachen und findet sie nicht, weil Krebs nicht lokal bzw. lokalisierbar entsteht, wie etwa ein Knochenbruch, sondern durch komplexe Prozesse. Wenn man nur, wie gesagt, Puzzleteile sucht, aber das Bild nicht kennt, das daraus entstehen soll, gelangt man kaum ans Ziel.
@KRichard 20.01. 05:01
„Der Grund dafür ist klar: Die menschliche Dummheit ist grenzenlos.
Einen ähnlichen Mechanismus haben wir bei der Idee vom nichtphysikalischen Bewusstsein.
Es wird immer Leute geben, welche diese Idee nicht hinterfragen und nachvollziehbare Belege verlangen – sondern es vorziehen daran zu glauben.
Notfalls hat das Ganze dann quantenphysikalische Ursachen.“
Nun gut, es gibt eben Menschen, die spirituelle Erfahrungen haben, und die entsprechend versuchen, diese in ihr Weltbild zu integrieren. Dazu gehört dann auch die Idee, dass unser Bewusstsein geistige Anteile hat. Das heißt ja noch lange nicht, dass Bewusstsein keine neuronalen Grundlagen hat. Der Geist kommt hier eben noch dazu. Wenn ich sage, wir sind eine Synthese eines kosmischen Geistes mit unserem lokalem Gehirn, dann widerspreche ich damit nicht der Erfahrung, dass Menschen ein Gehirn für ihre Existenz brauchen.
Es wäre dann beim derzeitigen Erkenntnisstand schon Dummheit, zu glauben, dass unser Gehirn keine Rolle spielt. Das sehe ich auch so. Aber Sie scheinen hier einfach allen Menschen Dummheit zu unterstellen, die nicht 100% materialistisch daherkommen.
@Christian Hoppe 19.01. 18:54
„Wie gesagt, mir ist völlig wumpe, was jemand glaubt, wenn er damit die Wissenschaft nicht verdirbt und wenn er sich kompetent und kooperativ in die Gemeinschaft einbringt.“
Sie meinen, es würde die Wissenschaft verderben, wenn man glaubt, dass hier vielleicht doch Geist in der Welt mitspielt?
Und umgekehrt, scheint es ihnen kein Glaubensinhalt zu sein, wenn sie meinen, das die bisher entdeckten physikalischen Gesetzmäßigkeiten auch für Bereiche gelten, die noch gar nicht hinreichend erforscht sind? Was Sie nicht wirklich wissen, das können Sie doch auch nur glauben.
Ich meine, dass erst die Zukunft zeigen wird, ob der Kosmos wirklich geistlos ist oder nicht. Noch gibt es genug Spielräume, beides zu glauben. Verschiedene Lebenserfahrungen spielen hier eine große Rolle, und durchaus auch religiöse Traditionen. Die Wissenschaft kennt eben noch nicht alles.
Ich habe den Eindruck, das sich die Wissenschaft gerne darauf beschränkt, sich mit Sachverhalten zu beschäftigen, die zu ihren Methoden passen. Das ist auch vollkommen in Ordnung. Aber daraus zu schließen, dass der ganze Kosmos in allen Einzelheiten so funktioniert, das ist meine ich dann doch mehr Glaubenssache, als dass man das zum gesichertem Wissen zählen könnte.
@Elektroniker: Lebenserwartung
Das kann man nicht so allgemein sagen: In den USA kehrt sich das schon wieder um, Menschen sterben wieder früher, insbesondere in ärmeren Bevölkerungsgruppen und Männer sowieso.
Wie sich das in Europa entwickelt, muss sich noch zeigen. Die Corona-Pandemie verschärft die Gegensätze aber wieder weiter.
@Schleim
Das ist wohl der “dual/multiple use” einer Religion/Ideologie.
Die einen werden unterdrückt, die anderen brauchen “Vordenker und Vorsager”/Hilfe für die Legitimation von “Lebensentscheidungen” (wie die USA gerade wunderbar zeigen).
Ihre Überlegungen zu “was soll dann kommen…” ist die Frage nach “Was gibt Orientierung?”…sehr gute Frage!
@Stephan
Ich weiß nicht, ob wir wirklich noch Weltbilder oder gar ein Weltbild (bzw. Menschenbild) brauchen. Es besteht in der gesellschaftlichen Praxis heute doch in vielen Fragen ein erstaunlicher, auch generationsübergreifender Grundkonsens. Interessenkonflikte müssen mit den Mitteln der Demokratie entschieden werden. Den meisten ist klar, dass es in den Bereichen, die wissenschaftlich erforschbar sind, keinen Sinn mehr macht, wild herumzuspekulieren. Erfahrungen von Sinn und Trost und auch Hoffnung können nur wir Menschen einander vermitteln.
Psychologisch finde ich interessant, ob wir die Möglichkeit der innerspsychischen Dissoziation – des sich selbst Gegenüber tretens bzw. der inneren (!) Ausrichtung auf etwas “Höheres” – nicht anders als religiös kultivieren und auch nutzbar machen können, also ohne magische/mythische Reifizierung und im vollen Bewusstsein dieses innerpsychischen Vorgangs.
@Christian Hoppe (Zitat):
Mit Ikigai meinen die Japaner genau diesen persönlichen Lebenssinn, diese Ausrichtung auf etwas das Sinn stiftet. Ikigai brauchen alle, sowohl die die religiös sind als auch alle anderen. Religiösität allein gibt dem eigenen Leben ja noch keinen Sinn. Das tut erst die eigene Aktivität. Hier nun was man in der Wikipedia dazu liest:
@Holzherr
Ein Teil meines wach werden ist zumindest fundamental: mich/andere zu versorgen (z.B. Existenzsicherung)…
@Martin Holzherr
Ich meinte nicht die Bezugnahme auf einen abstrakten Sinn, sondern die Fähigkeit in sich selbst eine letztlich personale Bezugsgröße zu kreieren durch Dissoziation, sodass man in sich selbst ein ermutigendes, tröstendes, klärendes “Gegenüber” findet.
Gläubigen ist nicht klar, dass sie genau das z.B. während des Gebetes machen: sie erschaffen sich ihren Gott, indem sie nicht diskursiv über ihn, sondern dissoziativ an ihn denken (“Andacht”).
Anfangen könnte man damit, sich im Spiegel zu betrachten, sich selbst tief und ernsthaft in die Augen zu sehen und dann ein Gespräch mit sich zu führen. Dann könnte man aber auch an die berühmte “innere Stimme” oder den Sokratischen Eudaimonion denken. Und auch die Vorstellung eines “höheren oder besseren Selbst” könnte hier reinspielen.
Dissoziation ist eine häufige, dann pathologische und leidvolle Traumafolgestörung. Vielleicht könnte es kultivierte und anerkannte Formen der Dissoziation geben, die zumindest zu Beginn der Verarbeitung einiges abfangen, bis dann wieder eine Re-Integration möglich wird.
@ Christian Hoppe – heute – 11:26
Tut mir leid. Ich verstehe Ihre beabsichtige Aussage im ersten Absatz nicht so recht. Insb. wenn sie sich auf den Satz *Abhängig vom Bewusstsein entsteht Geist und Materie* (der, zugegebenermaßen, nicht einfach ist) bezieht. Z.B. das “es“ in “Wenn es Bewusstsein ist“ … Bewusstsein erleben tut/hat ein lebendiges Wesen. Bewusstloses Bewusstsein ist eine “Assoziation“ (Interpretation) von Ihnen. Steht so nicht im Text. Ohne Bewusstsein sein kann man als lebendiges Wesen nicht. Dass man keine Wahrnehmungen hat halte ich für möglich.
Dass Bewusstsein Materie hervorbringt hängt (gemäß Buddhismus) damit zusammen, dass wir einen ungeheuren Lebenswillen haben und demgemäß auch einen neuen weltlichen Köper gestalten (so à la *Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg*) … Inwiefern ist Narkose ein Beispiel dafür, dass Materie Bewusstsein hervorbringt? Meiner Ansicht nach hängt bewusstes Erleben nicht einseitig von Hirnprozessen ab, sondern eben auch von Bewusstsein. Sie ergänzen sich (Komplementarität). Ich gebe zu, dass der Gedanke eines Bewusstseins ohne Gehirn sperrig ist. Möchte aber auch das anorganische/geistlose Organ Gehirn nicht überbewerten (beim allem Respekt vor der Komplexität/Wichtigkeit).
Die Formulierung gigantisches Blabla ist – für mein Empfinden – überheblich (auch unhöflich/-kultiviert). Man kann auch trotz hoher Intelligenz Blabla gestalten (höflicher gesagt: Auf – jedoch nicht unverständlicherweise – falsche Gedanken kommen). Ist mir auch schon passiert.
@ Stephan Schleim – heute – 11:51
Ich denke nicht, dass der Buddha sich Karma ausgedacht hat – insb. um Menschen in unteren Schichten besser zu kontrollieren. Der Buddha hat das brahmanische Kastensystem abgelehnt! Dass es Unterschiede zwischen Menschen gibt (und warum) ist ein anderes Thema … Paradies und Gottesgnadentum sind dem Buddhismus fremde Begriffe. Dass man Nirwana mit Paradies assoziiert ist nachvollziehbar. Einen Schöpfergott gibt es im Buddhismus nicht – ist kein wichtiges Thema.
@Balanus
Das könnte man so erklären:
(J.L. Borges)
Dachte ich doch, das wäre bei der Kausalität so. Aber gut, ganz sicher bin mir selbst nicht. Heisenberg trägt dazu bei, er sagte ja schon vor längerer Zeit:
Wie konnte er das Kausalgesetz falsifizieren? Reichte ein Versuch, bei dem die theoretisch vorausgesagte Wirkung ausgeblieben ist? Würde eine Wiederholung, mit gleichem Resultat, nicht schon wieder für Kausalität sprechen?
Wie sollen wir die physikalischen Annahmen nennen, die wir uns im Kindesalter empirisch erarbeiten? Was hältst du von hemiphysische Annahmen?
Da könnte dann, neben der Kausalität, sowas wie die Objektpermanenz ihren terminologischen Platz finden. Zu den hemipyhsischen könnte man ebenfalls die Annahmen zählen, dass Dinge bevorzugt zu Boden fallen, von alleine langsamer werden, dass Raum und Zeit für alle immer gleich sind.
Wäre das okay?
vielleicht mal diesen Text lesen, ich halte diesen Ansatz der kausalen Emergenz für einen Durchbruch: https://academic.oup.com/nc/article/2016/1/niw012/2757132
@Joker, @Balanus
Metaphysische Annahmen sind für die Naturwissenschaft das, was Axiome und Definitionen für die Mathematik sind: unverzichtbar, weder wahr noch falsch, weder beweisbar noch falsifizierbar, konventional. Die Frage ist, ob eine metaphysische Annahme notwendig, begründet, berechtigt, nützlich ist. Für die Biologie ist Leben eine metaphysische Annahme, für die Psychologie sind Psyche und Geist metaphysische Annahmen. Theologie ist insgesamt Metaphysik.
Selbstverständlich kann man hier Einwände haben, aber ich denke, es ist vernünftig so.
@Joker
Heisenberg hat formuliert,was er entdeckt hat.
Es ist etwas schwer,die Kausalität und Nichtkausalität als ‘Gleichzeitigkeit’ zu akzeptieren.
Ich sehe es wie Elektroniker,dass Determinismus und Zufall die beiden Seiten der einen Medaille sind:komplementär.
@ Stephan Schleim 20.01.2021, 14:13 Uhr
Zitat: „Das kann man nicht so allgemein sagen: In den USA kehrt sich das schon wieder um, Menschen sterben wieder früher, insbesondere in ärmeren Bevölkerungsgruppen und Männer sowieso.
Wie sich das in Europa entwickelt, muss sich noch zeigen. Die Corona-Pandemie verschärft die Gegensätze aber wieder weiter.“
Sicherlich ist es so wie Sie es sehen.
Der Ressourcenverbrauch unseres „guten Leben“ scheint einfach zu hoch und eine Art von „Sättigung“ tritt auf.
Auch Erkrankungen (Pandemien) die mit der immer größer werdenden Bevölkerungsdichte und den zunehmenden Kontakten zusammenhängen, dürften große Probleme bereiten wie z.B. ehemals die Pest. Ich setze auf neue technische Lösungen, wie ehemals der Bau von Trinkwasser und Abwasserkanälen notwendig wurde.
Faire, möglichst für die ganze Gesellschaft nützliche „Arbeit“ sollte als Therapie gesehen werden und staatlich gefördert, nicht ausgelagert werden. Modernste Technik sollte das „Arbeitsleid“ minimieren. Der Drogenverbrauch sollte minimiert werden.
Übrigens: Ich bewundere Ihre ungeheure persönliche Arbeitsleistung im Job als Hochschullehrer, in der Forschung, als Verfasser von Büchern und auch noch als Betreuer dieses sehr großen „Forums“.
Danke dafür Herr Dr. Stephan Schleim.
@Christian Hoppe 20.01. 14:40
„Psychologisch finde ich interessant, ob wir die Möglichkeit der innerspsychischen Dissoziation – des sich selbst Gegenüber tretens bzw. der inneren (!) Ausrichtung auf etwas “Höheres” – nicht anders als religiös kultivieren und auch nutzbar machen können, also ohne magische/mythische Reifizierung und im vollen Bewusstsein dieses innerpsychischen Vorgangs.“
Finde ich auch interessant. Was man ohne magische/mythische Reifizierung hinbekommt, wäre sicher vorzuziehen. Gerade die Konzentration auf bewusst Innerpsychisches hört sich gut an.
Mit Geist geht aber mehr, in der Tat vielleicht zu viel wie gut ist, das kann auch ein Nachteil sein. Insbesondere wenn hier Geist nur von außen her proklamiert wird, ohne dass es persönlich so erlebt wird.
Aber wenn man nun eindeutig spirituelle Erfahrungen hat, warum sollte man die dann nicht einbinden? Zumal Pluralismus in Glaubensfragen kein Nachteil sein muss. Oder ist die Religionsfreiheit nur dem Unvermeidlichem geschuldet? Dass man sie nur gewährt, weil die Leute sowieso religiös unterwegs sind, und man schon froh ist, wenn sie sich nicht gewalttätig um den richtigen Glauben streiten.
@Hoppe: Orientierung
Für dich mag das ja funktionieren; doch andere Menschen werden ein System zur Orientierung suchen und brauchen.
(Schreibe ich während der Zeremonie zur Vereidigung des neuen Präsidenten der USA, wo oft von Gott, Gebet, Amen die Rede war und gerade ein Pfarrer ein mehrminütiges, bewegendes Gebet sprach.)
@Timm Grams
Eher nicht. Die mir bekannten (angeblichen) Paradoxien bei Versuchen, Bewusstsein naturalistisch zu erklären, entstehen durch von Skeptikern hereingebrachte Begriffsverwirrungen, die dann in Aussagen gipfeln, wie der, es sei paradox, dass der Geist sich selbst erkennen könne. Ich z.B. würde es eher für eine Paradoxie halten, wenn der Geist, der erkennen kann, ausgerechnet sich selbst nicht erkennen könnte.
Womit ich keinesfalls ausdrücken möchte, es gäbe bereits auch nur eine halbwegs befriedigende naturalistische Erklärung des Bewusstseins (*), oder wir könnten jemals zu einer solchen gelangen. Da sprechen andere Gründe dagegen, nichts Paradoxes.
Markus Gabriel benutzt nicht das Russellsche Paradoxon (und auch kein anderes), um zu erklären, warum es die Welt nicht gibt. Er definiert Existenz als vorkommen in der Welt, und schreibt dann
(Warum es die Welt nicht gibt, Seite 22)
Ich kann auch nicht erkennen, dass es zwangsläufig zu einer Paradoxie käme, würde jemand die Menge alles Existenten um dieses eine Element erweitern.
Erst wenn jemand Welt definieren würde, als Menge aller Objekte in der Welt und aller Mengen, die aus diesen Objekten gebildet werden können, mit Ausnahme der alles umfassenden, – oder so ähnlich – hätte er sich ein Problem eingefangen.
(*)
Für Naturalisten könnte selbstverständlich nur eine naturalistische Erklärung überhaupt befriedigend sein.
@Chrys // 20.01.2021, 13:42 Uhr
»Wer beispielsweise Zahnschmerzen hat, dem ist es nach meiner Erfahrung absolut egal, dass kein anderer damit etwas anfangen kann.«
Fein, dann stimmst Du mit mir also darüber ein, dass subjektive Empfindungen etwas höchst Privates sind.
Schmerz scheint mir übrigens ein sehr überzeugendes Beispiel dafür zu sein, dass Empfindungen auf physischen Ereignissen beruhen, also erst die Physik, nachfolgend die Empfindung. So gesehen scheint der schmerzende Zahn doch ein bisschen mehr zu sein als bloß das physische Korrelat des Schmerzes.
Des Weiteren halte ich es für völlig glaubhaft, dass z. B. Dennetts imaginärer Zwillingsbruder, dem ein Bein amputiert wurde und der des Nachts Schmerzen in diesem abben Bein verspürt, zu sich sagt: „Okay, das ist alles nur Einbildung und existiert nicht. Ich schlaf’ mich jetzt trotztdem erst mal richtig aus, und morgen sehen wir dann weiter.“
Nicht, dass er keinen Schmerz verspüren würde, aber irgendwie fehlt in diesem Fall dann doch das physische Korrelat (zum Teil, versteht sich), aber bekanntlich kann man manche Schmerzen durch Autosuggestion ganz gut ausblenden.
» Hast Du schon mal erwogen, zum Apostaten zu werden, falls das mit dem metaphysischen Naturalismus unhaltbar wird? «
Als ob es eine Rolle spielen würde, dass eine Lehre oder Weltanschauung—in den Augen mancher Skeptiker und/oder Kritiker—unhaltbar ist. Schau Dich mal um, was und an was so alles geglaubt wird…
Auch im verlinkten Artikel (Im Naturalismus gefangen), da möchte man schon nach dem fünften Satz aufhören zu lesen:
(Alexander Riebel)
Doch zurück zum metaphysischen Naturalismus. Ich habe mal bei Geert Keil nachgeschaut (aus: „Naturalismus und menschliche Natur“. Velbrück Wissenschaft, 2008):
Insgesamt hält Keil den metaphysischen Naturalismus, in meinen Worten, für ziemlich witzlos:
Es scheint, als habe Geert Keil (und mit ihm viele andere) übersehen, dass sich der metaphysische Naturalismus logisch selbst widerlegt.
noch ein Tip: wem der Aufsatz von Eric Hoel zur kausalen Emergenz zu schwer ist, hier eine lesbare Zusammenfassung: https://www.spektrum.de/news/emergente-kausalitaet-die-realitaet-ist-mehr-als-die-summe-ihrer-teile/1534295
@Stegemann
Es deutet eigentlich mehr darauf hin,dass wir den ‘Phasenwechsel’ zwischen Mikro und Makro,Reduktion und Emergenz nicht ‘in den Griff’ bekommen.
Balanus,
„Befriedigende Erklärung“, darauf kommt es an. Wir können noch so viele Beriffsgaggeleien durchführen, wenn sie nicht befriedigen, dann bleibt das Bewusstsein unbefriedigt.
Die Antworten der Bibel , oder sollte man besser sagen, die Bilder der Bibel sind tiefschichtig. Jeder,ob alt oder jung, dumm oder intelligent,liest in der Bibel etwas anderes heraus.
Vergessen wir bei dem Begriff „Bewusstsein“ die Bibel nicht. Ein Appetithappen :
Wissed ihr nicht, daß ihr der Tempel (das Haus) Gottes seid, und der
GEIST GOTTES in euch wohnet? Wenn der göttliche Geist aus der Einheit
heraus fällt ( …
@Mussi: was genau deutet darauf hin? Haben Sie die Theorie verstanden?
@Joker // 20.01.2021, 17:07 Uhr
» Das könnte man so erklären:
Lesen ist Denken mit fremdem Gehirn
(J.L. Borges) «
Ein schöner, poetischer Gedanke, informationstheoretisch gesehen aber problematisch.
»Wie konnte er [Heisenberg] das Kausalgesetz falsifizieren? «
Das sogenannte „Kausalgesetz“ stammt aus der klassischen Physik. Dort war es lange von Nutzen bei der Untersuchung makroskopischer Gegenstände.
(aus Heisenbergs Aufsatz von 1931)
Das hat mit der individuellen Kausalitätserfahrung, ohne die wir nicht unbeschadet durchs Leben kämen, nur ganz entfernt zu tun.
Witzig finde ich, dass es eine Arbeitsgruppe gibt, die nun wieder den umgekehrten Weg geht wie Heisenberg: Sie startet bei der Unschärfe des Mikrokosmos und landet im Makrokosmos bei einem Ableger des „Kausalgesetzes“, genannt „Kausale Emergenz“.
(An dieser Stelle Dank an Wolfgang Stegemann für den Hinweis)
» Wie sollen wir die physikalischen Annahmen nennen, die wir uns im Kindesalter empirisch erarbeiten? «
Wie wär’s mit Hypothese? („Immer wenn …, dann …“)
@Stegemann
Niemand bestreitet die Existenz der Kausalität.
Nehmen Sie auch die ‘Kritik’ wahr?
Absolute Kausalität führt in die absolute Linearität und absoluten Determinismus, in die absolute Vorhersage.
Was finden Sie vor?
@Stegemann:Ergänzung
Axiomatik geschlossener und offener Systeme…
@Mussi: ich habe Hoels Theorie erweitert und auf den Organismus angewendet. Danach reguliert das Makro das Mikro, während das Mikro das Makro konstituiert.
@Stegemann
Danach reguliert das Makro das Mikro, während das Mikro das Makro konstituiert.
Das ist metaphysische Spekulation, die ich für falsch halte, weil es widersprüchlich ist. Über das Makro haben wir nicht genügend Information, z.B. in der Thermodynamik, weil wir die vielen Mikros nicht kennen. Im Mikrobereich kommen wir schnell in der Bereich der quantenphysikalischen Zufälle, die sich statistisch auf das Makro auswirken. Der reine Holismus ist so falsch wie der reine Emergentismus.
@Joker @Balanus
Ein Problem mit Erklärungsmodellen ist, dass wir für alle Empfindungen überhaupt keine konkrete Erklärung haben – wie ihre bewusste Wahrnehmung entsteht:
Farbwahrnehmungen, Emotionen, Bewusstsein, Gefühle, Sinneswahnehmungen.
Wer also behauptet, dass das Bewusstsein nichtphysikalischer Art ist, der behauptet somit ganz konkret, dass das gleiche auch für Zahnschmerzen gilt.
Es ist erstaunlich, wenn man dann doch zu Zahnärzten geht um sich behandeln zu lassen und nicht zu Priestern.
@Stegemann – Hoel et al
Aber halten wir doch bitte fest, dass auch die makroskopischen Zustände, denen Hoel et al. kausale Power zuschreiben wollen, physische Zustände sind.
Ferner finde ich es trivial, dass das Entscheidende im Hinblick auf Verhalten (und vermutlich auch Erleben) nicht die jeweiligen Bausteine sind (die im Stoffwechsel ständig ausgetauscht werden), sondern deren Organisation (z.B. i.S.v. neuronalen Erregungsmustern).
Haben Hoel et al. also eine fünfte Wechselwirkung in der Physik entdeckt? Wohl kaum …. Ich vermute, dass Physiker den Hokuspokus hier schnell entlarven würden.
@Stegemann – Hoel et al
Ich zitiere aus dem Spektrum-Artikel:
Genau.
@Axel Krüger
Für “Blabla” entschuldige ich mich. Philosophisch gibt es den Begriff des “bullshit” (H.G. Frankfurt) – der passt dann aber doch ganz gut: Es wird zwar in einer erklärenden Weise geredet, man gibt vor, etwas zu wissen, aber wenn man genauer und kritischer hinschaut, stellt sich heraus, das gar nichts erklärt wird – eine Art rhetorischer Trick.
Sie verwenden den Begriff Bewusstsein als Substantiv. Sie sagen, dass es etwas hervorbringt. Also frage ich quasi nach dem Bewusstsein selbst – bevor es etwas hervorbringt. Wenn dieses Bewusstsein nicht bei Bewusstsein ist, könnte es niemals erklären, dass durch es ein Anderes zu Bewusstsein gelangt. Meines Erachtens können Sie dieses Bewusstsein gar nicht anders definieren als ein Sein, das bei Bewusstsein ist. – Gäbe es nun ein solches Bewusstsein und wäre dies die Erklärung dafür, dass ich bei Bewusstsein bin, dann wären Phasen der Bewusstlosigkeit unmöglich; denn dann wäre das Bewusstsein bewusstlos und das ist eine contradictio in adiecto. Es wäre auch unklar, wo dann neues Bewusstsein herkommen könnte, wenn das Bewusstsein selbst bewusstlos war.
@Stephan
Das Segensgebet war bewegend, ja.
Aber wie viel mehr hat Amanda Gorman **GESTRAHLT**, die in ihrem Gedicht “The Hill We Climb” zwar einmal auf die “Scripture” rekurriert, aber ansonsten nicht von Gott spricht – sondern von der Hoffnung, die wir Menschen einander geben können, d.h. von einem nichtreligiösen Glauben, der uns motiviert.
Timotheus 2,23
“Den thörichten und meisterlosen Grübeleien aber weiche aus, im Bewußtsein, daß sie nur Streitigkeiten hervorbringen.”
Dieses Zitat passt zu einer Diskussion.
In der Bibel wird der Begriff Bewusstsein gebraucht im Sinne von, etwas wissen, von Etwas überzeugt sein.
Und dass dieses Wissen direkt von Gott kommt, das sollte man auch im Hinterkopf behalten.
@Stegemann
Ich lebe in der Raumzeit, kann meine Zeit meistens selbst bestimmen. Haben Sie Zeit enträtselt?
@reutlinger: versuchen Sie einmal, die mathematische Argumentation von Hoel in dem o.g. Artikel zu verstehen. Und dann äußern Sie Kritik an diesem mathematischen Beweis. Darüber können wir uns dann unterhalten. Pauschalkritik akzeptiere ich nicht, das gilt auch für @Hoppe.
@hwied
Der Begriff “Bewusstsein” wurde im Deutschen erstmals 1719 von Christian Wolff verwendet. Auch der Sache nach kommt dieser Begriff, wie wir ihn in den Neurowissenschaften und in der Philosophy of Mind diskutieren, garantiert nicht in der Bibel vor.
@Stegemann
Hat Hoel eine fünfte Wechselwirkung entdeckt, ja oder nein?
Hoppe, das hat nichts mit Wechselwirkung zu tun
@Stegemann
Oh doch, die Kausalität auf dem “micro” level beruht ja gerade auf den vier heute bekannten Wechselwirkungen. Behauptet man nun eine eigenständige “macro” Kausalität würde man auf dieser Ebene so etwas wie eine neue, fünfte “Kraft” behaupten (“causal emergency” – bzw. emergent causality), von der die Physik bisher nichts wusste. Das wäre ein Knaller. Und es würde nicht im “Neuroscience of Consciousness”-Journal erscheinen.
Niemand behautpet, dass man praktisch (!) die Chemie oder die Biologie (einschl. Psychologie) auf Physik reduzieren könnte oder gar sollte; das ist ein Missverständnis von “Reduktionismus”. Aber in diesen Fächern bestreitet niemand ernsthaft die durchgängige Gültigkeit der Physik für die beobachtbaren physischen Vorgänge.
@Hoppe, ich wiederhole mich, lesen Sie den Artikel von Hoel, den ich weiter oben verlinkt habe und schieben Sie nicht irgendwelche Physiker vor, die “den Hokuspokus hier schnell entlarven würden”. Sie müssen schon selber denken, der gesunde Menschenverstand hilft hier nicht weiter. Nochmals: setzen Sie sich mit der mathematischen Argumentation Hoels auseinander, darüber können wir dann reden.
Christian Hoppe,
……auch der Sache nach kommt der Begriff „Bewusstsein in der Bibel nicht vor.“
Wollen wir mal sehen , ob das stimmt.
Hier in der Diskussionsrunde sind wir schon sehr weit gekommen. Wir haben gehört, dass beim dualen Denken von Körper und Geist die Rede ist.
Wir haben gehört, dass wir unterscheiden müssen zwischen dem Bewusstsein als Zustand und dem Bewusstsein als Substantivierung.
Substantivierungen gaukeln uns vor, dass etwas real existiert, sprich physisch existiert.
In der Tat spricht die Bibel nicht von Bewusstsein im Sinne von Etwas, das wir empfangen können und weitergeben können, das wird in der Bibel „Geist“ genannt. Der Hl. Geist ist eine Substantivierung, die im Pfingstereignis ganz anschaulich beschrieben wird.
1 Korinther : So werdet nun fest, meine geliebten Brüder, unerschütterlich, unerschöpflich im Werk des Herrn allezeit, im Bewußtsein, daß eure Mühe im Herrn nicht umsonst ist.
Bewusstsein wird in der Bibel so benützt, wie in der Umgangssprache, im Sinne von „im Bewusstsein von“ also aktiv .
Also nichts Geheimnisvolles.
@Stegemann
Mit selbstgewählten Definitionen und Axiomen kann ich jeden Unsinn beweisen.
Neben physikalischen Theorien gibt es eine pragmatische Nützlichkeit. Man muss die Welt nicht von ganz oben bis ganz unten durchforsten. Es gibt die Atome, die eine sehr stabile Ebene bilden. Nur selten zerfallen Atome und nur selten werden welche aus Elementarteilchen neu gebildet. Das allermeiste Weltgeschehen, die allermeisten Kausalitäten finden auf der atomaren Ebene und darüber statt. Was sich ändert, das sind die Zustände von Atomen, besonders in der Form elektromagnetisch wirksamer Ionen. Subatomare Teilchen im Sonnenwind werden von Molekülen der Atmosphäre neutralisiert. Quantenphysikalische Effekte können auf die Bahnen der Elektronen einwirken.
Es ist trivial, dass sich Anhäufungen von Objekten anders verhalten als einzelne oder wenige Objekte, weil es Wechselwirkungen gibt zwischen den Objekten, deren Auswirkungen mit der Zahl der Objekte exponentiell anwächst. Dadurch können quantitativ neue Phänomene beobachtet werden. Das bedeutet nicht, dass es dadurch neue Qualitäten als emergente Phänomene oder Kausalitäten gibt. Auch die Quantelung von Energie kann dabei eine Rolle spielen, wiederum bei den Bahnen der Elektronen.
Bei Anhäufungen von Objekten spielt die Statistik eine große Rolle, indem nicht das einzelne Objekt als Mikrozustand betrachtet wird, sondern nur der Makrozustand als “Summe” der Mikrozustände. Der Grund dafür ist die mangelnde Berechenbarkeit aller Mikrozustände zu einem bestimmten Zeitpunkt unter Berücksichtigung der räumlichen Verteilung aller Objekte und auch unter Berücksichtigung ihrer Wechselwirkungen mit der Umwelt.
Nachtrag Christian Hoppe,
in der Elberfelder Bibel wird nur von “wissen ” gesprochen.
Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unerschütterlich, allezeit überreich in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe im Herrn nicht vergeblich ist!
Hallo, Herr Reutlinger,
ich bin wieder präsent, bei uns hat sich etwas verschoben.
Aus der physikalischen Diskussion halte ich mich heraus, weil sie meiner Meinung nach das Wesen des Denkens nicht erklären kann.
@anton reutlinger // 21.01.2021, 10:43 Uhr
» Es ist trivial, dass sich Anhäufungen von Objekten anders verhalten als einzelne oder wenige Objekte, weil es Wechselwirkungen gibt zwischen den Objekten, deren Auswirkungen mit der Zahl der Objekte exponentiell anwächst. «
Das eine Anhäufung von Nervenzellen z.B. subjektiv erlebbare Farbempfindungen hervorbringen, ist ja nun alles andere als trivial.
Wenn Hoel et al. tatsächlich einen Weg gefunden haben, wie aus dem Grundrauschen akausaler molekularer Prozesse makroskopische Kausalität mathematisch beschrieben werden kann, dann scheint mir auch das alles andere als trivial zu sein.
(Der Begriff Emergenz dürfte dabei überflüssig sein).
@hwied
Sie vergessen, dass die Bibel mehrfach übersetzt ist und die Begriffe in den Übersetzungen daher mehr oder weniger willkürlich sind, auf jeden Fall nicht original. Niemand weiß, was die damaligen Autoren aus vergangenen Kulturen wirklich gemeint haben. Etwas zu wissen heißt Wissen, von etwas überzeugt sein kann Wissen oder Glaube sein. Bewusstsein ist etwas ganz anderes.
Glauben Sie was Sie wollen, aber erwarten Sie nicht, dass Andere solche “Fake News” glauben.
hier ein sehr nützlicher Beitrag zu einer Informationstheorie des Bewußtseins, die eine ähnliche Argumentation verfolgt, wie die Hoels: http://www.scholarpedia.org/article/Integrated_information_theory
Anton Reutlinger,
Bewusstsein ist das, wie wir den Begriff definieren.
Die Naturwissenschaft tut das auf ihre Weise. Die Geisteswissenschaft tut das auch auf ihre Weise. Der Vorwurf von Fake News, der ist nicht angebracht.
Lesetipp:
Andreas Kemmerling, Eine Handvoll Bemerkungen zur begrifflichen Unübersichtlichkeit von “Bewusstsein”.
… das dürfte auch Stephan Schleim vermutlich gefallen! 🙂
@Balanus
Da bin ich doch verblüfft, dass Sie vom “Grundrauschen akausaler molekularer Prozesse” sprechen. Ich kann mir darunter nichts Sinnvolles vorstellen. Der Körper hat eine Temperatur von 37°C, schon dadurch entsteht ein erhebliches Wärmerauschen im gesamten Organismus, das alles andere als akausal ist. Das Rauschen bedeutet epistemische Unordnung und Information ist die Differenz zwischen Ordnung und Unordnung. Was hier “effektive Information” sein soll, erschließt sich mir nicht.
Trivial ist, dass es eine Menge an Wechselwirkungen gibt, von denen wir abstrahieren, weil wir sie nicht beherrschen, weil wir ihre Kausalität oder Effektivität vernachlässigen können, weil wir sie apriori nicht messen oder berechnen können. Man sollte Kausalität nicht mit Effektivität verwechseln.
Christian Hoppe,
für diesen Link haben Sie einen Oskar verdient. Sogar die Qualia wurde nicht ausgespart.
Verdict: Hier steh ich nun ich armer Tor und bin so klug als wie zuvor.
@hwied
Ich möchte zwar überzeugen, aber nicht missionieren und auch nicht missioniert werden. Religiöser Glaube gehört nicht in wissenschaftliche Diskurse, sonst müsste man alle Glaubensrichtungen zulassen. Wozu religiöser Glaube, auch christlicher Glaube, fähig ist, das sieht man gegenwärtig in aller Welt. Wissenschaftlich sind Gläubige ohnehin nicht zu überzeugen, dass sie Irrtümern anhängen.
@Joker
Die Realisten und Naturalisten (und viele andere auch) sind begeistert von der Tatsache, dass die Methoden der Wissenschaft zu immer besseren Theorien führen. Da liegt der Gedanke nahe, dass es eine ideale Theorie geben müsse, die mit der Realität bestens korrespondiert, und der wir uns annähern.
Gerhard Vollmer beispielsweise geht sogar davon aus, „dass also das Objekt unserer Erkenntnis, die Welt, einmalig und eindeutig bestimmt“ sei, und „dass wir diese Welt erkennen können“ (“Warum wir die Welt erkennen können”, 2003, S. 15).
Die Selbstreferentialität der Welt (Realität) spricht gegen die (naheligende) Annahme einer idealen Theorie. Das kann man schon paradox finden. Richard Rorty (“Philosophy and the Mirror of Nature, 2009, S. 298) sieht darin den Grund dafür, dass sich Hilary Putnam vom metaphysischen Realismus abgewandt und dem internen Realismus zugewandt hat (und letztlich sogar beim naiven Realismus gelandet ist, soweit ich sehen kann).
@reutlinger: “Was hier “effektive Information” sein soll, erschließt sich mir nicht.”
Hier soll niemand missioniert werden, es geht in einer solchen Diskussion um Anregungen. Effektive Information können Sie auch übersetzen mit minimaler Entropie. Die kausale Emergenztheorie steht ganz am Anfang. Aber ich kann mir vorstellen, daß man mit ihr den scheinbaren Widerspruch zwischen klassischer und Quantenphysik erklären kann. Erstere gilt für unsere medioskopische Welt, da die Objekte dort maximale effektive Information beinhalten und die klassischen Naturgesetze (die im übrigen wir geschaffen haben, nicht die Natur) die Phänomenologie optimal abbilden. Die mikroskopische Ebene der Quantenphysik können wir wahrnehmen und in Gleichungen ausdrücken, aber ihre effektive Information ist minimal, daher begreifen wir sie nicht. Dasselbe gilt für die makroskopische Ebene der Relativitätstheorie.
Ein lebendiger Organismus zwingt ein Molekül, Dinge zu tun, die dieses in der unbelebten Natur nicht tun würde.
Und: betrachten Sie ein Gemälde. Sie können nicht sagen, ich betrachte aber nur einen Teil dieses Gemäldes, genausowenig wie Sie sagen können, ich blende einen Teil meines Bewußtseins aus, ganz egal, welche Hirnbereiche gerade aktiv sind. Das Makro ist auf der phänomenologischen wie auf der Funktionsebene immer das regulative.
Man kann die Welt nicht auf immer kleinere Elemente reduzieren (Reduktionismus), um ihre Funktionsweise zu begreifen.
@Stephan // 19.01.2021, 11:26 Uhr
Ich komme nochmal zurück auf das Bieri-Trilemma, weil mir scheint, dass Timm Grams Begründung, warum Naturalisten vor allem die 2. Prämisse ablehnen würden, nicht hinreichend gewürdigt wurde.
Stephan, Du schreibst:
» Ontologisch gesehen bestreitet der Materialismus doch vor allem die erste Prämisse, den mentalen Realismus (MR). Das, was manche “mentale Vorgänge” nennen, sind laut Materialist nichts als physikalische Vorgänge (bzw. Gehirnprozesse).«
Und auch:
» Lass es mich mal so sagen: Ob die drei einander ausschließen, liegt natürlich auch daran, wie man sie genau versteht. Oftmals ist es eben eine Frage der Definition.«
Mir geht es jetzt um die Definition das ersten Lemmas:
Wenn mit „mental“ und „nichtphysikalisch“ die subjektiven Erscheinungen und Empfindungen (Farben, Töne, Schmerz) gemeint sind, dann kann auch ein Materialist kaum bestreiten, dass es diese subjektiven Empfindungen irgendwie „gibt“—er erlebt sie ständig selbst. Zwar beruhen diese Phänomene auf materiellen Prozessen, sind aber selbst keine. Infolgedessen können diese „mentalen“ Erscheinungen auch nicht kausal wirksam werden.
Demnach wäre das zweite Lemma,
ganz wie Timm Grams das geschrieben hat, vom Materialisten oder Naturalisten abzulehnen.
Aber nicht nur von denen, sondern jeder vernunftbegabte Mensch, also auch Timm Grams selbst, müsste das zweite Lemma ablehnen. Warum das nicht geschieht, ist eine interessante Frage.
Timm Grams schreibt im Kommentar vom 19.01.2021, 16:41 Uhr:
» Zu den (reinen) Denkinhalten zählt Martin Mahner nicht nur Einhörner und dergleichen, sondern unter anderem auch mathematische Gegenstände und Strukturen. Ohne diese gäb’s keine Flugzeuge, keine der eleganten Schrägseilbrücken, eigentlich fast nichts von dem, was unser modernes Leben ausmacht. Also haben sie ganz reale Auswirkungen.«
Ist ein reiner Denkinhalt phänomenologisch das Gleiche wie eine Sinnesempfindung? Meiner Auffassung nach, ja.
Ist „eine Auswirkung haben“ das Gleiche wie „eine Wirkung haben“? Ich meine, nein.
Auch ein Materialist/Naturalist würde wohl nicht bestreiten wollen, dass seine Gedanken Auswirkungen gaben.
Ich finde, da geht Vieles durcheinander im Naturalismus-Diskurs.
@anton reutlinger // 21.01.2021, 11:47 Uhr
» Da bin ich doch verblüfft, dass Sie vom “Grundrauschen akausaler molekularer Prozesse” sprechen. Ich kann mir darunter nichts Sinnvolles vorstellen.«
Versetzen Sie sich mal gedanklich (keine Angst, dabei kann einem nichts passieren 😉 ) in eine beliebige Körperzelle, als Beobachter in der Größe eines Kohlenstoffatoms. Sie würden jede Menge Ereignisse sehen, für die es kein verursachendes Ereignis gibt (z.B. Konformationsänderungen bei Proteinen). Insoweit würde ich Heisenberg schon zustimmen wollen, auf der atomaren/molekularen Ebene gilt kein Kausalgesetz.
@Stegemann
Die “Missionierung” beziehe ich nur auf religiöse Aspekte.
Ein lebendiger Organismus zwingt ein Molekül, Dinge zu tun, die dieses in der unbelebten Natur nicht tun würde.
Dieser, meines Erachtens esoterischen Behauptung möchte ich entschieden widersprechen.
Man kann die Welt nicht auf immer kleinere Elemente reduzieren (Reduktionismus), um ihre Funktionsweise zu begreifen.
Den Reduktionismus halte ich für notwendig, aber nicht hinreichend.
@Balanus
Sie würden jede Menge Ereignisse sehen, für die es kein verursachendes Ereignis gibt (z.B. Konformationsänderungen bei Proteinen).
Konformationsänderungen bei Proteinen (Tertiärstruktur) beruhen auf den elektrostatischen Eigenschaften der Aminosäuren, bzw. deren Seitenketten. Metallionen können solche Veränderungen verursachen. Verschiedene chemische Kräfte, die Sie sicher kennen, sind daran beteiligt, z.B. Wasserstoffbrücken.
Eine Konformationsänderung kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden, zum Beispiel durch eine Änderung des pH-Werts, der Salzionen, durch eine Temperaturänderung, durch Chaperone, durch Prionen, in biologischen Systemen aber überwiegend durch die Bindung eines Liganden.
aus dem Internet
Zitat Timm Grams “ Die Selbstreferentialität der Welt (Realität) spricht gegen die (naheligende) Annahme einer idealen Theorie. “
Die Welt des Menschen (Kunst, Literatur, Politik) enthält viele selbstreferentielle Momente mit der Folge, dass es dort in der Tat keinen Standpunkt von aussen gibt/geben kann.
Ganz anders ist das aber für die Untersuchungsobjekte der Naturwissenschaft. Theorien über chemische Prozesse, Viren, das Wetter oder das Klima sind Theorien in denen Selbstreferentialität keine Rolle spielt. Doch selbst in diesen Fällen sucht man heute kaum noch nach der idealen Theorie, sondern vielmehr nach besseren Theorien. In weiten Teilen der Naturwissenschaften hat sich nämlich die Bayesianische Sichtweise/Denkweise durchgesetzt in der es um einen ständigen Update, eine ständige Anpassung der Annahmen aufgrund neu hinzugekommener Daten geht. Bayesianisch Denken kann man übrigens auch in den Sozial- und bis zu einem gewissen Grade in den Geisteswissenschaften.
Das passiert übrigens bereits und erklärt Forschungsartikel wie Modeling other minds: Bayesian inference explains human choices in group decision-making
oder Bücher wie Introduction to Bayesian Inference for Psychology
@Timm Grams // 21.01.2021, 12:15 Uhr
» Gerhard Vollmer beispielsweise geht sogar davon aus, „dass also das Objekt unserer Erkenntnis, die Welt, einmalig und eindeutig bestimmt“ sei, und „dass wir diese Welt erkennen können“ (“Warum wir die Welt erkennen können”, 2003, S. 15). «
Genau genommen sieht Vollmer das so:
»Wie kommt es, dass wir die Welt erkennen können?
Wer so fragt, setzt schon einiges voraus. Er (oder sie) setzt voraus, dass es (so etwas wie) die Welt tatsächlich gibt. Der bestimmte Artikel – »die« Welt – legt zudem nahe, dass es auch nur eine solche Welt gibt, dass also das Objekt unserer Erkenntnis, die Welt, einmalig und eindeutig bestimmt sei.
Unsere Frage setzt weiter voraus, dass wir diese Welt erkennen können – vielleicht nicht vollständig, vielleicht nicht beliebig genau, vielleicht nicht irrtumsfrei, aber eben doch einigermaßen. «
(Kursivsetzungen im Text)
Wo ist das Problem?
@Balanus 21.01.2021, 12:26 Uhr
Fühle mich verstanden.
@anton reutlinger // 21.01.2021, 12:44 Uhr
» Konformationsänderungen bei Proteinen (Tertiärstruktur) beruhen auf…«
Ich habe nicht behauptet, dass sie unerklärlich wären, sondern sage, dass völlig unbestimmt ist, wann diese zeitlich auftreten (man kann nur Wahrscheinlichkeiten angeben).
@Balanus
Enzyme wie auch Nervenverbindungen würden nicht funktionieren, wenn die Konformationsänderungen so unbestimmt wären wie Sie behaupten. Gerade die Konformationsänderungen bestimmen den Funktionszweck oder die Nichtfunktion bei Proteinen. Leben wäre sonst gar nicht möglich! Veränderungen sind die Ursachen für Veränderungen und Leben ist stetige Veränderung.
Veränderungen von Mikroobjekten können den Anschein erwecken, das entsprechende Makroobjekt würde sich nicht verändern. Zum Beispiel ist der Austausch von Elektronen in einem Atom nicht erkennbar, außer wenn der Austausch selber beobachtet wird, als Emission und Absorption.
In der Quantenphysik lassen sich keine deterministischen, genauen Voraussagen treffen, es sind nur Wahrscheinlichkeitsaussagen möglich. Dies ist … nicht durch die Unkenntnis verborgener Variablen bedingt, sondern spiegelt einen auf Quantenebene existierenden absoluten Zufall wider. Daher ist also nicht nur der Laplacesche Dämon unmöglich (…), sondern der Determinismus ist an sich falsch
(Wikipedia)
Anton Reutlinger,
der blog nennt sich menschen-bilder
Dabei darf nicht nur die naturwissenschaftliche Ansicht gehört werden, sondern auch die geisteswissenschaftliche.
Nachtrag: Ich hatte nicht vor, Sie zu missionieren. Ich wollte nur verhindern, dass der blog von den Naturwissenschaftlern dominiert wird.
Stegemann,
mit der Meinung zum Determinismus stehen Sie nicht allein.
“Die Welt ist viel zu komplex, als dass man sie als etwas Anderes als eine Approximation begreifen kann.” (John von Neumann)
@Balanus: erste und zweite Prämisse
Für den Materialisten reicht es nicht, dass “mentale Phänomene” irgendwie aus physischen Prozessen heraus entstehen; für ihn müssen auch die mentalen Phänomene vom Wesen her materiell sein.
Bei mentaler Verursachung (zweite Prämisse) geht es darum, ob “mentale Phänomene” (oder wie ich lieber sage: psychische Prozesse) aufgrund ihrer spezifischen mentalen/psychischen Eigenschaften (z.B. intentionaler oder phänomenaler Gehalt) kausal wirksam werden können. Wenn du einen Kausalbegriff verwendest, der das von vorneherein ausschließt, dann schließt du das eben aus: Das ist dann aber eine Annahme deines Denkens und keine Schlussfolgerung.
Dann bleiben die Probleme zu erklären, wie es denn sein kann, dass aus Materiellem etwas mit psychischen Eigenschaften entstehen kann; und wieso wir uns so verhalten und so handeln, wie wir uns verhalten und wie wir handeln, wenn unsere psychischen Eigenschaften dafür keine Rolle spielen: Beispielsweise ziehst du dann nicht die Hand weg von der Herdplatte, weil da Schmerz ist (ein psychischer Vorgang), sondern nur aufgrund irgendeiner zellulären Reaktion im Nervensystem; du hast dann auch nicht geheiratet (nehme ich an), weil du verliebt warst oder weil das eine soziale Norm war (psychosoziale Vorgänge), sondern weil du biologisch darauf konditioniert warst; und so weiter und so fort.
Wir haben als Materialisten balanesischer Art also mehr offene Fragen als vorher.
@Christian Hoppe 18.01. 17:07
Aufgrund der hohen Frequenz dieses Blogs kam ich zwischendurch gar nicht ganz hinterher. Hier fällt mir noch was zu ein:
„Ich sprach ausschließlich von den materiellen/physischen Vorgängen. Diese mögen einem psychischen Phänomen (z.B. einer Handlung) zugrunde liegen oder nicht. Das ändert nichts daran, dass alles was dort physisch geschieht in der Physik bereits seine vollständige Erklärung gefunden hat.“
Ich glaube eben nicht, dass die Physik wirklich schon vollständig ist. Ich meine, dass eventuell die Quantenzufälle auch mal auf die Zukunft ausgerichtet sein können. Wenn ich richtig informiert bin, ist das natürlich nicht Stand der Physik, aber würde ihr zumindest auf der Ebene von physikalischen Experimenten auch nicht fundamental widersprechen. Von daher hoffe ich darauf, dass das tatsächlich so sein kann.
Das wäre wohl auch durchaus Experimentell zu prüfen. Wenn solche Effekte wo auftreten, und in der Physis wirksam werden, ließe sich das auch feststellen. Aber klar, wer hier überhaupt keine Anhaltspunkte hat, derartiges für möglich zu halten, den wird das nicht interessieren.
„Physische Vorgänge können Sie durch Hinweis auf mentale Phänomene genau dann überhaupt nicht mehr erklären, wenn Sie sich diese mentalen Phänomene nicht von vornherein als physisch realisiert denken.“
Wenn unser Bewusstsein sowohl auf den Prozesszuständen unseres Gehirn beruht, aber noch zusätzlich geistige Anteile hat, die diese Bewusstseins-Zustände unterstützen, dann funktioniert es dennoch, dass unser Bewusstsein auch wieder zunächst ins ganze Gehirn zurückwirkt, und in der Folge beispielsweise auch konkrete Handlungen in Gang setzt.
In diesem Sinne wäre
2. Mentale Phänomene sind im Bereich physikalischer Phänomene kausal wirksam.
erfüllt.
„Jede psychisch bedeutsame Situation, jedes psychische Phänomen umfasst materielle/physische Vorgänge – diese sind bereits hinreichend erklärt.“
Da gehe ich von aus, ich gehe ja normalerweise nicht auf Geistesreise, wobei ich meine Physis ganz hinter mir lasse. Aber ich glaube, das da mehr dahinter steckt.
„Der subjektive Rest ist faszinierend, auch sicherlich noch nicht erklärt, aber er hat *als solcher* keine kausale Wirkung.“
Ich halte mein Bewusstsein für grundsätzlich interaktiv. Ich bin nicht nur passiver Beobachter, ich kann meine innere Erlebniswelt selbst ändern, indem ich mich auf was Bestimmtes konzentriere, und ich kann mir was vornehmen, dass ich später oder sofort physisch umsetzen kann.
„Das ist auch der Grund, warum wir dem anderen seine Qualia nicht ansehen können: *als solche* wirken sie nicht kausal auf uns ein. Wir sehen immer nur das materielle/physische Verhalten unseres Gegenübers.“
Auch hier habe ich andere Lebenserfahrung. Ich kann, glaube ich, durchaus die Emotionen von Menschen, mit denen ich enger verbunden bin, direkt erspüren. Auch über die direkten physischen Hinweise hinaus. Dieses zählt für mich sogar zu meinen direkten spirituellen (Alltags-) Erfahrungen.
„Die einseitige Abhängigkeit des Erlebens von hirnmateriellen Vorgängen halte ich für erwiesen.“
Wer hat das denn bewiesen? Und wie? Das kann sein, dass das so ist, und Sie dürfen das auch gerne glauben. Ich glaube das aber nicht. Ich glaube, unser Erleben hat hier auch noch einen Geistesanteil und wirkt auch auf das Gehirn wieder zurück.
Die zukünftige Hirnforschung könnte uns hier weiterhelfen, hoffe ich. Sowohl was Hinweise in Ihrem Sinne betrifft, als auch andersrum. Die konkreten Strukturen, die unserem Bewusstsein zugrunde liegen, die fände ich in jedem Fall hochinteressant. Auch hinsichtlich der Weiterentwicklung von KI. Ich denke, man wird daran auch in den nächsten Jahren und Jahrzehnten intensiv weiterforschen.
@ Balanus 21.01.2021, 12:35 Uhr
Zitat: „Versetzen Sie sich mal gedanklich (keine Angst, dabei kann einem nichts passieren 😉 ) in eine beliebige Körperzelle, als Beobachter in der Größe eines Kohlenstoffatoms. Sie würden jede Menge Ereignisse sehen, für die es kein verursachendes Ereignis gibt (z.B. Konformationsänderungen bei Proteinen). Insoweit würde ich Heisenberg schon zustimmen wollen, auf der atomaren/molekularen Ebene gilt kein Kausalgesetz.“
„Absolut zufällig“ ist für mich sozusagen das Gegenteil von „absolut kausal“.
Es gibt Konstruktionen von besonderen „elektronischen Zufallsgeneratoren“, die abhängig vom “Zyklus der Abfrage“ beiden Grenzen zumindest nahe kommen.
Allerdings neigen Menschen dazu, wenn sie eine Kausalität (bei Prozessen) nicht erkennen oder messen können, es einfach für „Zufall“ halten, obwohl man später bei besserer Messtechnik oder neuen Erkenntnissen, sehr wohl eine Kausalität erkennt.
Die vier grundsätzlichen Wechselwirkungen der Physik in ihrer „Stärke“ und Auswirkungen an einem bestimmten Ort des Experiments und in ihren Kombinationen, mit absoluter Genauigkeit zu bestimmen, dürfte kaum möglich sein. Ausgeklügelte Messtechnik kann die Situation möglicherweise nur „verbessern“. Daher kann man nur schwer schließen, ob etwas wirklich „absoluter Zufall“ ist, oder vielleicht auch z.B. von den Ausgangsbedingungen und dem Messzeitpunkt abhängt.
Ein Physiker, sozusagen im Rang eines „Bischofs“, meinte einmal, die geflügelten Worte „wer misst, misst Mist“ verursachten bei ihm durchaus „Glaubenszweifel“ (an der Physik).
Bei Konformationsänderungen bei Proteinen könnte man z.B. deswegen keine Ursachen erkennen, weil man z.B. wenige „Fremdatome“ (Verschmutzungen), oder z.B. zufällig auftretende oder veränderte z.B. elektrische oder sonstiger Felder (der vier grundsätzlichen Wechselwirkungen der Physik), realistisch gesehen, einfach nicht absolut messen oder sonst irgendwie berücksichtigen kann. Dann wären die Wirkungen zwar praktisch zufällig, aber in Wirklichkeit doch kausal….
Welche Gesetzmäßigkeit widerspricht dieser eher „schlichten“ Sichtweise?
noch eine Anmerkung: Anton Zeilinger stellte in einem Interview einmal die Frage, woher weiß ein Atom, daß es zu einem Hamburger werden soll. Einige unterstellten ihm einen esoterischen Begriff von nichtmaterieller Information, was natürlich Unsinn ist. Die Antwort findet sich im Theorem der Selbstorganisation (Manfred Eigen, Ilya Prigogine): Gerät ein Gegenstand oder System durch Ungleichgewicht, Nichtlinarität, Symmetriebruch etc. in ein neues Regime, verhält es sich zukünftig nach dessen Regeln. Das erklärt, warum ein Molekül in einem lebenden Organismus anders “arbeitet”, als in der unbelebten Natur.
@Balanus 21.01.2021, 12:58 Uhr
“Wo ist das Problem?”
Unter anderem hier: Der Erkennende erkennt in der Welt auch sich selbst, wie er gerade die Welt erkennt. Die Rekursion ist unvermeidlich. Als Nächstes kämen dann die Fragen nach Anfang und Ende der Welt. Schon Immanuel Kant hat davon abgeraten, sich mit solchen, die Vernunft überstrapazierenden Dingen zu beschäftigen.
Anders die Frage nach dem Woher des Bewusstseins. Sie könnte eine gute Antwort finden.
@Elektroniker
„Absolut zufällig“ ist für mich sozusagen das Gegenteil von „absolut kausal“.
Nein, Zufälligkeit und Kausalität sind grundverschiedene Dinge. Auch absolut zufällige Ereignisse haben eine Ursache, die genauso zufällig sein kann, bei zeitlicher Zufälligkeit. Zufälligkeit hat mehr mit Indeterminismus zu tun, wenn es um zufällige Resultate oder Folgeereignisse geht. Indeterminismus darf wiederum nicht mit Akausalität verwechselt werden.
Physikalische Zufälligkeiten sind prinzipiell auf die Unschärferelation der Quantenphysik und auf die Quantelung von Energie zurückzuführen. Das ist keine Akausalität.
„Wir sehen, dass das Universum auf ganz großen Skalen strukturiert ist, in Galaxien zum Beispiel. Die Theorie der kosmischen Inflation führt diese Struktur zurück auf die Vakuumfluktuationen, die beim Urknall vorhanden waren. Demnach haben die Vakuumfluktuationen kurz nach dem Urknall durch ihre statistische Verteilung der Felder dem Universum eine Struktur aufgeprägt.“
Alfred Leitensdorfer, Uni Konstanz
@Stegemann
Ein Atom oder Molekül hat immer dieselben Eigenschaften. In unterschiedlichen Umgebungen oder Verbänden kann ein Atom oder Molekül unterschiedliche Zustände einnehmen. Dann verhält es sich entsprechend, z.B. in unterschiedlichen chemischen Bindungen oder in Lösungen, bei unterschiedlicher Temperatur, in gravitativen oder in elektromagnetischen Feldern. Das ist aber völlig unabhängig von belebt oder unbelebt.
@anton reutlinger // 21.01.2021, 13:26 Uhr
» Enzyme wie auch Nervenverbindungen würden nicht funktionieren, wenn die Konformationsänderungen so unbestimmt wären wie Sie behaupten. «
Doch, das funktioniert, wie man sehen kann, alles sehr gut. Man könnte sogar sagen, wäre es anders, gäbe es keine „lebenden“ und erst recht keine „denkenden“ Systeme.
Vielleicht hilft es wenn man sich die Öffnungswahrscheinlichkeit eines Ionenkanals vor Augen hält, oder sich überlegt, was bei einem Pharmakon der Begriff Dissoziationskonstante bedeutet.
@Timm Grams // 21.01.2021, 15:39 Uhr
» Der Erkennende erkennt in der Welt auch sich selbst, wie er gerade die Welt erkennt. Die Rekursion ist unvermeidlich. «
Ist aber kein großes Problem. Über sich selbst nachzudenken ist Teil des alltäglichen Lebens. Über das Denken nachdenken gehört zum philosophischen Handwerk (bzw. Geisteswerk).
Und dass es naturbedingte Grenzen der Erkenntnis gibt—so what?
(nicht, dass ich die Probleme kleiner reden möchte als sie sind, mir scheinen sie bloß kein spezielles Problem naturalistischer Weltauffassungen zu sein)
@anton reutlinger // 21.01.2021, 12:36 Uhr
@Stegemann schrieb:
» Ein lebendiger Organismus zwingt ein Molekül, Dinge zu tun, die dieses in der unbelebten Natur nicht tun würde. «
Darauf Sie:
» Dieser, meines Erachtens esoterischen Behauptung möchte ich entschieden widersprechen. «
Ich habe überhaupt kein Problem mit Stegemanns Äußerung. Mir scheint auf der Hand zu liegen, was damit gemeint ist:
Es gibt kein Ding namens „Leben“, „lebend sein“ ist ein sich selbst erhaltender Prozess, in dem zum Beispiel die Transskriptasen nur solange aktiv sind, wie genügend chemische Energie zur Verfügung steht. Oder denken Sie an den Citrat-Zyklus oder an die Photosynthese, All das sind Prozesse in lebenden Systemen, in nichtlebenden Systemen kommen sie zum Erliegen.
@anton reutlinger 21.01. 15:55
„Zufälligkeit hat mehr mit Indeterminismus zu tun, wenn es um zufällige Resultate oder Folgeereignisse geht. Indeterminismus darf wiederum nicht mit Akausalität verwechselt werden.
Physikalische Zufälligkeiten sind prinzipiell auf die Unschärferelation der Quantenphysik und auf die Quantelung von Energie zurückzuführen. Das ist keine Akausalität.“
Vielleicht ist hier eher der Gegensatz von Regelmäßig und Unregelmäßig treffender.
Wenn ich bei schlechten Lichtbedingungen mit der Digitalkamera ein Foto mache, hat das ein Bild des Motivs zur Folge, das mit Pixelrauschen überlagert ist. Wenn ich ein scharfes, gut belichtetes Foto habe, und ich dieses im Computer so nachbearbeiten will, dass es wie ein unterbelichtetes Foto aussieht, muss ich jeden Pixelwert des Bildes mit einer Zufallszahl addieren. Dieses bearbeitete Bild sieht dann so aus, als wenn ich es bei schlechten Lichtbedingungen fotografiert hätte.
Wenn ich mathematisch erzeugte Pseudozufallszahlen dafür verwende, dann müssen die so gestaltet sein, dass sie keinerlei Regelmäßigkeit aufweisen. Andernfalls würden sie dem Anspruch an Zufälligkeit nicht gerecht, bzw. würde man das eventuell dann auch dem Bildergebnis ansehen.
Wenn ich jetzt aber analoge Zufallszahlen verwende, und ich eine praktikable Quelle dafür finde, werden diese Zufallszahlen auch daran zu messen sein, dass sie keine eigene Regelmäßigkeit haben. Die Quantenzufälle, die beim Zusammenbruch von Wellenfunktionen entstehen, würden wohl dieser Anforderung theoretisch genügen können.
Hier wäre eben der Gegensatz von Regelmäßig-Unregelmäßig entscheidend. Kausal-Akausal oder Determiniert-Indeterminiert sind hier beim Erstellen dieser nachgemacht unterbelichtet verrauschten Fotos irrelevant. Hier kommt es ganz auf den Aspekt der Unregelmäßigkeit an.
@Balanus 21.01.2021, 17:08 Uhr
Mein Punkt ist die Rekursion, auch infiniter Regress genannt.
@Balanus / 20.01.2021, 19:13 Uhr
»Auch im verlinkten Artikel (Im Naturalismus gefangen), da möchte man schon nach dem fünften Satz aufhören zu lesen: …«
Da kann ich Dir nicht ganz folgen, warum Du da aufhören möchtest zu lesen.
»Es scheint, als habe Geert Keil (und mit ihm viele andere) übersehen, dass sich der metaphysische Naturalismus logisch selbst widerlegt.«
Falls Geert Keil meinen sollte, man könne eine antinomienfreie Gesamtheit all dessen, ›was es gibt‹ bilden, hätte er etwas übersehen. Ob er das meint, lässt sich allerdings aus dem, was Du als Zitat anführst, nicht ersehen, und da ich diesen Text nicht kenne, kann ich das auch nicht beurteilen. (Dass viele andere seit Adam und Eva schon verdammt viel übersehen haben, halte ich indes für völlig unstrittig.)
@Balanus
All das sind Prozesse in lebenden Systemen, in nichtlebenden Systemen kommen sie zum Erliegen.
Das sind doch keine Geheimnisse. Lebensprozesse spielen sich abseits des Gleichgewichts ab. Energie wird ständig zu- und abgeführt, mit der Nahrung, mit dem Sauerstoff der Atmung, mit der relativen Kälte der Umgebung. Das Besondere des Lebens sind die komplexen Moleküle der organischen Chemie, basierend auf den atomaren Eigenschaften des Kohlenstoffs. Es ändert aber grundsätzlich nichts an den chemischen Prozessen.
Ich kann Ihnen da nicht folgen.
Zunächst kurz zu Ethik: Der den Irrtumsvorbehalt voraussetzende, kritische wissenschaftliche Realismus scheint eine eher ungefährliche Haltung zu sein, denn es sind keine mordenden Milizen bekannt, die sich darauf berufen. Wir kennen aber Milizen, die mordend durch die Gegend ziehen und sich dabei auf eine Religion berufen. Das NS-Regime und der Stalinismus waren übrigens religionsähnliche Systeme mit irrationalen Überzeugungen und einem Oberpriester an der Spitze. Adolf Eichmanns letzte Worte waren: “Gottgläubig war ich im Leben. Gottgläubig sterbe ich.” Es lassen sich noch zahlreiche weitere empirische Belege anführen, die zeigen, dass Religionen oder religionsähnliche Überzeugungen nicht zwingend zu besserem ethischen Verhalten führen. Ich nehme der Einfachheit an, dass sich die religiöse Einstellung im Mittel nicht im ethischen Verhalten auswirkt. Gläubige werden dies öfters wütend bestreiten und für sich eine überlegene Moral reklamieren.
Was das Verhältnis von Wissenschaft und Religionen angeht, so werden Forschungsresultate regelmäßig von religiöser Seite angegriffen, wenn sie nicht zu den jeweiligen Glaubensinhalten passen. Das war und ist bei der Evolutionstheorie so und gilt auch für die Neurologie. In den meisten Religionen gilt das Dogma vom “frei schwebenden Geist”, was anschaulich gesprochen der Annahme entspricht, die Realität sei voller Gespenster. Das wird in den Kirchen natürlich viel poetischer ausgedrückt und dort gehört es auch hin. Mit den empirischen Wissenschaften ist das aber nicht kompatibel, es existieren überbordend viele und immer detailreichere Hinweise darauf, dass Denken und Fühlen in lebenden Körpern physisch erzeugt wird. Ein Gespenst erklärt überhaupt nichts. In der neurologischen Forschung gelingt es hingegen, die Inhalte bestimmter mentaler Vorstellungen aus Hirnscans überzufällig abzulesen. Kreative gläubige Menschen haben allerdings wirksame rhetorische Strategien entwickelt, wie z.B. den Gish-Galopp, um sich gegen Kritik der Vorstellung eines absoluten Geists abzuschirmen. Der kritische Rationalist Hans Albert hat religiöse Immunisierungsstrategien ausgiebig analysiert.
Entgegen einer der obigen Einlassungen reicht es für den Materialisten, dass “mentale Phänomene” aus, physischen Prozessen heraus entstehen. Das nennt sich emergentistischer Materialismus und wird u.a. von Mario Bunge vertreten. Ein eliminativer Materialismus braucht keineswegs vertreten zu werden. Die Ad-hoc-Idee, dass es da ein mental verursachendes Gespenst im Körper gibt, wird in der Neurologie nicht verfolgt. Ein mentales Gespenst ist ein völlig unspezifisches Konzept, erklärt daher gar nichts und ist mit Beliebigem kompatibel.
Die behauptete Selbstwiderlegung des Naturalismus ist schlicht ein Strohmann. Das Annahme, dass reines Denken die Außenwelt praktisch nicht beeinflusst, ist mitnichten selbstwiderlegend. Die einzige Wirkung auf die Außenwelt sind sehr schwache elektromagnetische Felder. Der Monitor, der vor mir steht, wird durch meine Gedanken nicht beeinflusst, das geht nur durch eine Handlung unter Einsatz der Extremitäten. Das ist empirisch sehr gut belegt.
Es gibt keine Hinweise darauf, dass wir in einer Art “Matrix” leben. Deutliche “Fehler in der Matrix”, die Fähigkeit sich einen bewaffneten Helikopter zu wünschen, wenn man einen braucht, oder im Cha-Cha-Rhythmus zerfallende Radium-Atome würden den Naturalismus erschüttern. Der Supranaturalismus als Gegensatz des Naturalismus ist hingegen mit beliebigen Vorkommnissen in der Welt kompatibel und daher völlig kritikimmun. Er erklärt alles und damit nichts. Kritisierbarkeit ist eine erkenntnistheoretisch wünschenswerte Eigenschaft, da kein Letztbegründungsverfahren bekannt ist.
Zum Determinismus: Dieser muss nicht angenommen werden. Falls die Quantenmechanik vollständig ist, gibt es nämlich absoluten Zufall in der Welt. Diese folgen jedoch auch naturgesetzlichen Mustern, d.h. statischen Verteilungen, die hochgenau ausgemessen wurden.
Der *absolut* freie Wille: Dieses Konzept erschwert nur die Zuschreibung von Entscheidungen zu einer bestimmten Person, da vorausgesetzt wird, dass eine Person immer Beliebiges entscheiden kann, was reinem Zufall entspräche. Was es gibt, ist Denk- und Handlungsfreiheit.
Zum Begriff Welt: Umgangssprachlich ist oft die Erde gemeint, ansonsten oft das Universum. Es ist eine wissenschaftliche Standardannahme, dass es das Universum gibt. Man muss Existieren und In-der-Welt-sein nicht als äquivalent definieren, wie Gabriel das tut.
Das ist freilich alles kontrovers. Was man tun kann, ist, die verschiedenen Annahmen einer kritischen vergleichenden Prüfung auszusetzen.
@Jeckenburger
Regelmäßigkeit ist zweifellos ein Gegensatz zur Zufälligkeit. Es gibt viele Formen von Regelmäßigkeit, die nicht immer leicht zu erkennen sind, oder gar nicht. Ein Beispiel: In Zeitschriften wie in IQ-Tests gibt es mathematische Rätsel, bei denen in einer scheinbar zufälligen Zahlenreihe Regelmäßigkeiten zu suchen sind und die Reihe entsprechend fortgesetzt werden soll. So gibt es in der Welt bestimmt auch Regelmäßigkeiten, die nicht erkannt werden und daher für Zufall gehalten werden.
Regelmäßigkeit bedeutet Ordnung bedeutet Information. Je größer die Differenz zwischen Regelmäßigkeit und Unregelmäßigkeit desto höher ist der Informationsgehalt. Eine zufällige Zahlenfolge kann Information durch Sortieren importieren. Die Information liegt in der Vorkenntnis der Zahlen. Eine vollständig sortierte Zahlenfolge kann Information exportieren, aber nicht importieren. Das Sortieren einer vollständig sortierten Zahlenfolge bedeutet Redundanz, die an der Zahlenfolge nichts ändert.
@anton reutlinger // 21.01.2021, 18:25 Uhr
» Es ändert aber grundsätzlich nichts an den chemischen Prozessen. «
Grundsätzlich natürlich nicht, schließlich gelten die naturgegebenen Gesetzmäßigkeiten immer und überall.
Dann werfen wir doch mal einen Blick auf die Proteinbiosynthese. Da kann man doch durchaus (mit @Stegemann) sagen, dass der lebende Organismus Moleküle zwingt, Dinge zu tun, die sie in der unbelebten Natur nicht tun würden.
@Stephan Schleim // 21.01.2021, 14:36 Uhr
» Für den Materialisten reicht es nicht, dass “mentale Phänomene” irgendwie aus physischen Prozessen heraus entstehen; für ihn müssen auch die mentalen Phänomene vom Wesen her materiell sein. «
Sagt wer?
Ich habe nochmal nachgeschaut, was zum Glaubenssystem eines Materialisten gehört. Der Begriff „Wesen“ gehört glaube ich nicht dazu. Sehr wohl aber kennt der Materialist Gedanken, und die stehen, man ahnt es schon, im gleichen Verhältnis zum Gehirn wie die Galle zur Leber. Es wäre aber völlig verfehlt, nun anzunehmen, Gedanken selbst, oder mentale Phänomene, seien materielle Dinge, das wäre ja absurd.
Der auf MENSCHEN-BILDER vielfach gescholtene bekennende und mittlerweile verstorbene Materialist Mario Bunge betrachtete mentale Phänomene, also etwa die Sinnesempfindung, die auch er nicht leugnen konnte, als eine spezielle Eigenschaft der komplex organisierten Hirnmaterie (ob er damit aus dem Schneider ist bzw. war, mögen andere entscheiden).
»Bei mentaler Verursachung (zweite Prämisse) geht es darum, ob “mentale Phänomene” (oder wie ich lieber sage: psychische Prozesse) aufgrund ihrer spezifischen mentalen/psychischen Eigenschaften (z.B. intentionaler oder phänomenaler Gehalt) kausal wirksam werden können. «
Ok, Du sprichst von „psychischen Prozessen“, ich aber habe von „mentalen Phänomenen“ wie etwa die Schmerzempfindung oder das Farbensehen gesprochen. Das kommt mir vor wie das Verschieben des Torpfostens.
» Wenn du einen Kausalbegriff verwendest, der das [kausal wirksam werden mentaler Phänomene] von vorneherein ausschließt, dann schließt du das eben aus: Das ist dann aber eine Annahme deines Denkens und keine Schlussfolgerung.«
Ich verstehe unter Kausalität das übliche Ursache-Wirkungs-Prinzip aus der klassischen Physik. Etwas anderes ergibt im Bieri-Trilemma doch überhaupt keinen Sinn.
»Dann bleiben die Probleme zu erklären, wie es denn sein kann, dass aus Materiellem etwas mit psychischen Eigenschaften entstehen kann; …«
Naja, was sind „psychische Eigenschaften“? Wenn man sich die Entwicklung eines Menschen, beginnend mit der befruchteten Eizelle, anschaut, dann schreibt man dem Individuum irgendwann „psychische Eigenschaften“ zu. Schätze, die sind dann nicht vom Himmel gefallen… (ist keine Erklärung, ja ich weiß…)
Aber mit dem Bieri-Trilemma hat das ja allenfalls am Rande zu tun. Da geht es doch wohl eher um “mentale Phänomene” als da sind … (siehe oben).
Die wirklich interessante, spannende und höchstwahrscheinlich unlösbare Frage ist, wie Nervenzellverbände subjektiv erlebbare Farben und Töne erzeugen: Warum erscheint uns eine bestimmte Wellenlänge des Lichts rot und nicht blau.
@Chrys // 21.01.2021, 18:07 Uhr
» Da kann ich Dir nicht ganz folgen, warum Du da aufhören möchtest zu lesen. «
Also bitte, da sollen naturwissenschaftliche Disziplinen eine „vollständige“ (!) Erklärung beanspruchen, sodass damit für „Freiheit“ und „verantwortliches Handeln“ kein Platz mehr bleiben soll, weil das Gehirn alles steuere. Da geht doch alles wild durcheinander, da werden sämtliche Beschreibungsebenen zu einem unverdaulichen Brei verrührt. Was meinem derzeit empfindlichen Magen gewiss nicht zuträglich ist…
» Falls Geert Keil meinen sollte, man könne eine antinomienfreie Gesamtheit all dessen, ›was es gibt‹ bilden, hätte er etwas übersehen. «
Er spricht es halt nicht an. Was verwundert, da es sich ja um Kernaussagen des metaphysischen Naturalismus handeln soll, die da logisch inkonsistent sind.
Aber es ist zugegeben ein relativ kurzes Kapitel in seinem Aufsatz, da hat er die Metaphysik sicherlich nicht erschöpfend behandelt. Neben dem metaphysischen wird noch der szientifisch-methodologische und der semantisch-analytische Naturalismus besprochen, wohlwissend, dass im Bereich des methodologischen Naturalismus „auch noch feinerere Differenzierungen [existieren]“ (huch, „existieren“, na, wenn das man gut geht…).
@Balanus
Da kann man doch durchaus (mit @Stegemann) sagen, dass der lebende Organismus Moleküle zwingt, Dinge zu tun, die sie in der unbelebten Natur nicht tun würden.
Das ist so, als würde ich meinen Darm zwingen, Dinge zu tun, die er in der unbelebten Natur nicht tun würde.
Viele Moleküle des lebenden Organismus gibt es in der unbelebten Natur gar nicht.
@Balanus: Materialismus
Wenn wir uns nicht einmal darauf einigen können, dass laut Materialismus alles Materie ist, dann lassen wir es doch bleiben und nennen wir es, wieder einmal: Balanismus.
Schön.
@ Balanus 21.01.2021, 19:02 Uhr
Zitat: „Die wirklich interessante, spannende und höchstwahrscheinlich unlösbare Frage ist, wie Nervenzellverbände subjektiv erlebbare Farben und Töne erzeugen: Warum erscheint uns eine bestimmte Wellenlänge des Lichts rot und nicht blau.“
Unbewiesene aber naheliegende Erklärungen gibt es schon.
Eine z.B. blau gestrichene Bank wirft Lichtstrahlen einer bestimmten modulierten Wellenlänge des Lichtes auch in Richtung der bei der Farbe blau „aktiv“ werdenden „Zapfen“ im Bereich der Netzhaut. Andere Zapfen werden bei „rot“ aktiv….
Vermutlich „fliegen“ bei diesen sensorischen Zellen, wie bei anderen Sensorikelementen auch, Elektronen aus den Elektronenbahnen bestimmter Moleküle. Diese „emittierten“ Elektronen werden über Nervenleitungen zwecks Auswertung in das neuronale System geführt. Es wird offensichtlich auf die Elektronen der Elektronenbahnen nach quantenphysikalischen Gesetzen Einfluss genommen werden.
Es ist eine unbeweisbare Vermutung und Behauptung, dass dabei z.B. auch die „Blauempfindung“ (direkt an den Zapfen) entsteht und ausgewertet wird. Z.B. hinsichtlich ihrer Lokalität und ihrer Nachbarschaft… so dass letztlich „Muster“ erkannt werden und weitere Auswertemöglichkeiten bestehen.
Diese Quanteneffekte kann es natürlich auch auf der blauen Farbe der Bank geben, allerdings hat die Bank kein neuronales System um die Empfindungen selbst auszuwerten. Elektronen würden einfach vom Holz unselektiv absorbiert und erhitzen die Bank. Der modulierte Lichtstrahl ist das Transportmedium zu Mensch oder Tier soferne ein geeignetes neuronales System bereit ist, den modulierten Lichtstrahl aufzunehmen und umzusetzen.
Danach dürfte es in mehreren Stufen, immer realisiert in geeigneten Neuronentypen, „aufspaltende- “ und danach „zusammenführende Verknüpfungen“ geben, die an Zwischenschichten (vergleichbar wie auf der Netzhaut) informelle Abbildungen (als gleichzeitig triggernde Neuronen) erzeugen die ebenfalls nach den Prinzipien Aufspaltung -Zusammenführung weiter ausgewertet werden.
Über denkmögliche Prozesse habe ich schon mehrfach aus Sicht der Elektronik geschrieben.
Vielleicht könnten Sie, auch möglichst sachlich begründen, warum dieses Konzept, z.B. aus der Sicht von Neurologen falsch ist.
@Timm Garms
Sie schreiben in Kommentaren:
und
Probleme bei der Rekursion könnten dann auftreten, wenn immer das selbe Selbst sich erkennen müsste.
Im Blog-Text schreiben Sie:
Also ist es nach ihren eigenen Worten, nimmt man für das Betrachten keinen instantanen Vorgang an, immer eine andere Person (ein anderer Erkennender), die eine vergangene Person betrachtet, beim Versuch diese zu erkennen. Zum Beispiel könnte jemand, beim Versuch, über sich selbst etwas herauszufinden, seine Erinnerung an vergangene Gedanken problemlos mit der Aufzeichnung eines zeitgleich entstandenen Hirnscans abgleichen. Da droht kein infiniter Regress.
Ein infiniter Regress droht nicht in der Natur, er droht in der Logik. Er droht, wenn man eine Person, deren Geist oder das Selbst als über die Zeit unveränderliche Instanz setzt. Nur, wer macht sowas schon, sei es auch nur gelegentlich? Sicher kein Naturalist.
Erkenne dich selbst!
Herr Grams, ich hoffe, Sie erkennen sich als Gemeinter auch bei der Anrede ‘Garms’.
Sorry.
Ein Spiel mit dem Lagrange Dämon soll zeigen, dass Kausalität nicht immer gegeben ist. Wir haben ein Glücksrad von blauen und roten Feldern, genau 64 Felder. Das erste Feld ist blau, das zweite Feld ist rot, das dritte Feld ist blau, …..das 64. Feld ist rot.
Die Spielregel lautet, wenn man auf ein rotes Feld setzt, wird der gesetzte Betrag halbiert. Setzt man auf ein blaues Feld wird der Betrag verdreifacht, und man bekommt zusätzlich einen Euro vom Glücksrad -Besitzer .
Beispiel: Anni setzt 30 Euro auf das rote 30. Feld. Beim nächsten Spiel hat sie nur noch 15 Euro auf dem blauen Feld 15.
Aber beim 3. Zug darf sie ihren Einsatz verdreifachen, weil sie auf dem blauen Feld ist, also 45 Euro auf dem blauen Feld 45. Sie bekommt aber noch 1 Euro und muss vor auf das rote Feld mit 46 Euro.
Jetzt werden Anni und dem Dämon die Augen verbunden und jeder setzt einen Betrag. Nach dem 3. Zug, oh, Wunder haben beide ihren Spieleinsatz auf dem roten 16. Feld mit je 16 Euro.
Frage: Welchen Betrag hat Anni am Anfang gesetzt und auf welches Feld.
Welchen Betrag hat der Dämon gesetzt und auf welches Feld. ?
Da Feld und Betrag gleich sind dürfte es dem Dämon leicht fallen durch Rückwärtsrechnen die Lösung zu finden .
@Joker 21.01.2021, 20:30 Uhr
Sie vermischen zwei voneinander getrennte Gedankengänge, einen zur Erkennbarkeit der Welt und einen zweiten zu Willensfreiheit.
Sie ändern die Prämissen und kommen, was kein Wunder ist, zu anderen Schlussfolgerungen als ich. Daraus kann kein Widerspruch erwachsen.
Das hier klingt natürlich seltsam:
Wer “Realität” mit “Wirklichkeit” verwechselt, der legt falsche Fährten, die subtile Falschdeutungen erzeugen.
Realität kommt meiner Ansicht nach von “realisieren” und ist ein subjektives Szenario. Hingegen ist die Wirklichkeit das, was wirklich ist und wirkt.
Wir selbst sind zwar auch “wirklich”, aber wir sind in unserem bewusstysein eben eingeschränkt, weil wir nur das zur Wirklichkeitsbeschreibung verwenden können, was wir auch tatsächlich realisieren und gedanklich “repräsentieren” und Kombinieren können.
…
Ich glaube, das jede Sprache einst ausschliesslich aus Verben hervorging, weil das Verb eigendlich das wesendlichste und wichtigste in einfachen Sozialgemeinschaften aussagt. Was tun? Was sein? Was werden? Immer ist vor allem das Verb zentral, was vermittelt/Kommuniziert werden will, wenn Mernschen “bewusst” ihre Umwelten erkennen. Wichtig ist Bewegung und Prozess, wenn man die Umwelten begreifen und beherrschen will. “Stillleben” und tote Gegenstände sind da nur Randerscheinungen. Was sich nicht bewegt, was keinen Prozess vollzieht, das ist nebensächlich.
Eine Ausnahme scheint hier das Lateinische zu sein. Ich bin aber … mangels dazu hinreichender “Schuldbildung (Hauptschulabschluß) kein Spezialist für Latein.
@Balanus
Bei diesem Gedanken kommt mir die Galle hoch.
@Stephan Schleim
Bei diesem Gedanken auch.
(Hervorhebung jeweils im Original, Kursivsetzung durch Fettschrift ersetzt)
@Joker: ad nauseam
Falls die Diskussion inzwischen allgemeine Übelkeit hervorruft, dann könnte man sie vielleicht einmal schließen.
@ anton reutlinger 21.01.2021, 15:55 Uhr
Zitat Elektroniker: ““Absolut zufällig“ ist für mich sozusagen das Gegenteil von „absolut kausal““.
O.K. Ich habe schlampig formuliert, der Begriff “kausal“ geht hier gar nicht.
Formuliere jetzt anders: “Absolut zufällig“ ist für mich sozusagen das Gegenteil von „absolut nicht zufällig“
Zufälligkeit hat in der Tat mehr mit „Indeterminismus“ zu tun, wie Sie es sehen. Absolute „nicht Zufälligkeit“ wäre demnach eher Determiniertheit, wenn es um nicht zufällige Resultate oder Folgeereignisse geht.
Es geht mir darum, mit dem „elektronischen Zufallsgenerator Modell“ versuchen aufzuzeigen, dass es nicht um „zufällig – nicht zufällig“ („determiniert – nicht determiniert“) geht, sondern es so etwas wie einen „Grad der Zufälligkeit“, gibt.
Ich weiß es nicht, aber vielleicht ist mit dem Begriff „Unschärfe(relation)“ ohnehin so etwas ähnliches wie ein „Grad der Zufälligkeit“ gemeint.
Es geht mir weniger um die Entstehung von Galaxien.
Es gibt Konstruktionen von besonderen „elektronischen Zufallsgeneratoren“, die abhängig vom “Zyklus der Abfrage“ Zufallsvariable zwischen den beiden Grenzen „generieren“ können, bzw. auch „wirkliche Zufallszahlen“, oder auch „determinierte Zahlen“ die höchstens wie Zufallszahlen scheinen, aber völlig determiniert sind.
Menschen neigen, wenn sie eine Determiniertheit (bei Prozessen) nicht erkennen oder messen können dazu, es einfach für „Zufall“ zu halten, obwohl man später bei besserer Messtechnik oder neuen Erkenntnissen, sehr wohl eine Determiniertheit erkennt.
Die vier grundsätzlichen Wechselwirkungen der Physik in ihrer „Stärke“ und Auswirkungen an einem bestimmten Ort des Experiments und in ihren Kombinationen, mit absoluter Genauigkeit zu bestimmen, dürfte kaum möglich sein.
Ausgeklügelte Messtechnik kann die Situation möglicherweise nur „verbessern“. Daher kann man nur schwer schließen, ob etwas wirklich „absoluter Zufall“ ist, oder vielleicht auch z.B. von den Ausgangsbedingungen und dem Messzeitpunkt abhängt.
Ein Physiker, sozusagen im Rang eines „Bischofs“, meinte einmal, die geflügelten Worte „wer misst, misst Mist“ verursachten bei ihm durchaus „Glaubenszweifel“ (an der Physik).
Bei Konformationsänderungen bei Proteinen könnte man z.B. deswegen keine Ursachen erkennen, weil man z.B. wenige „Fremdatome“ (Verschmutzungen), oder z.B. zufällig auftretende oder veränderte z.B. elektrische oder sonstiger Felder (der vier grundsätzlichen Wechselwirkungen der Physik), realistisch gesehen, einfach nicht absolut messen oder sonst irgendwie berücksichtigen kann. Dann scheinen die Wirkungen zwar praktisch zufällig, aber in Wirklichkeit wären die Prozesse determiniert ….
Welche Gesetzmäßigkeit widerspricht dieser eher „schlichten“ Sichtweise?
@Joker: P.S. Materialismus
Wird dir bei der Definition dieser Fachleute auch schlecht?
Bem, S. & de Jong, H. L. (2006). Theoretical Issues in Psychology: An Introduction. Sage, p. 277.
@Balanus / 21.01.2021, 19:29 Uhr
»Also bitte, da sollen naturwissenschaftliche Disziplinen eine „vollständige” (!) Erklärung beanspruchen, sodass damit für „Freiheit” und „verantwortliches Handeln” kein Platz mehr bleiben soll, weil das Gehirn alles steuere.«
Da musst Du nicht lange suchen, um derlei Positionen schon hier im Kommentarbereich verteten zu finden.
Siehe Christian Hoppe (18.01.2021, 13:21 Uhr) @Stephan Schleim:
»Er [Keil] spricht es halt nicht an. Was verwundert, da es sich ja um Kernaussagen des metaphysischen Naturalismus handeln soll, die da logisch inkonsistent sind.«
Es handelt sich um die von Kant herausgestellten Antinomien bei Totalitätsbegriffen (mit denen mengentheoret. Antinomien, die man dann später gefunden hat, durchaus bereits antizipiert sind). Keil scheint mir dem Zitat zufolge diejenigen Naturalisten, die mit Totalisierung der Natur argumentieren, für besonders einfältig zu halten und vermeidet es vielleicht lieber, sich mit den Totalitätsfragen näher zu befassen, indem er sie als nicht spezifisch für Naturalismus abtut. Möglicherweise kennt er ja Varianten von metaphysischem Naturalismus, wo nicht totalisiert wird, und die dann nicht unter ontischen Monismus fallen würden. Ich kenne einstweilen keine, aber gegebenenfalls kannst Du das noch etwas aufklären.
»„auch noch feinerere Differenzierungen [existieren]”«
Ja, das geht hier sehr gut mit dem “existieren”; ist ja keine Metaphysik…
@Timm Grams
Dass das getrennte Gedankengänge waren, ist offensichtlich. Spricht etwas dagegen, diese zu vermischen?
An welcher Stelle ändere ich Prämissen? Die stammen alle im Original von Ihnen.
Verstehe ich Sie dann richtig, ‘Personen’, die im Zusammenhang mit Willensfreiheit erwähnt werden, sind nach Ihrem Verständnis nicht ‘Personen’, die im Zusammenhang mit Welt- und Selbsterkenntnis stehen?
Falls begriffliche Kohärenz kein Anspruch in Ihrer Kritik ist, sollten Sie diesen Anspruch auch nicht gegenüber den von Ihnen kritisierten Naturalisten aufrecht erhalten. Gleichheit für Alle.
Sehen Sie meinen Kommentar einfach als Denkanstoß und Gelegenheit, selbst noch einmal über das Problem des infiniten Regresses reflektieren zu können, selbstverständlich nur mit Ihren eigenen Prämissen.
@Stephan Schleim
Nein, mir nicht.
Die Definition ist kritikwürdig, wie wohl alle Definitionen, man ist in solchen Fällen ja immer gezwungen, auf andere Begriffe zurückzugreifen, aber die scheint mir auf den ersten Blick ganz gut.
Kannst Du aufgrund dieser Definition für mich (das ist die Herausforderung) schlüssig ableiten, ein Materialist müsse sagen,
Eine Definition ist Materie
Die Welt ist Materie
Raum ist Materie
Zeit ist Materie
Psychologie ist Materie
Ein Phänomen ist Materie
Eine Manifestation ist Materie
Ein Satz ist Materie
Ein Vorgang ist Materie
Ein Gedanke ist Materie
Ein Gedankeninhalt ist Materie
Eine Eigenschaft ist Materie
Eine Gesetzmäßigkeit ist Materie
Unfug ist Materie
Ein Widerspruch ist Materie
Eine Lücke zwischen materiellen Objekten ist Materie
Eine Wissenslücke ist Materie
…
oder kurz, dass alles Materie ist.
Wie gefällt Dir die Definition von Laien:
Joker,
Bei den meisten Beiträgen hier vermisse ich konkrete Beispiele.
Beispiel Willensfreiheit. Wenn ich morgens zum Frühstück die Auswahl habe zwischen Tee oder Kaffee und frei entscheiden darf, dann ist das Willensfreiheit.
Ich vermisse auch den Unterschied von Wachsein und Traum. In beiden Fällen bin ich mir bewusst, aber im ersten Fall kann ich dabei Zahnschmerzen haben. Während eines Traumes hatte ich noch nie Zahnschmerzen.
Der beste Satz: alles ist Materie. Dann sollten wir mehr Mitleid mit der Materie haben. Manche Menschen sind in Materie verliebt, Geld, Gold , Diamanten.
Das Wort des Tages: “spatiotemporal”. Vor diesem Wort haben die Traumtänzer Angst. Schluss, back to reality.
@Joker: Laiendefinition
Das ist eine schwächere Form… die dann aber meinem Verständnis nach z.B. einen Eigenschaftsdualismus ermöglicht, etwa in der Form: Zwar ist das grundlegende Prinzip Materie (oder Energie oder Wasauchimmerphysikalisches), doch entstehen aus bestimmten Strukturen neue Eigenschaften, die dem Wesen nach nicht-materiell sind.
So hat man sich ja in der Analytischen Philosophie um die Jahrhundertwende (20./21. Jh.) um einen nichtreduktiven Materialismus bemüht, der nicht auf der einen Seite in einen starken Materialismus kollabiert und nicht auf der anderen Seite den Naturwissenschaften widerspricht. Der letzte Stand war, meines Wissens, dass Jaegwon Kim – ich sehe gerade, er ist im November 2019 verstorben – das Projekt als Aussichtslos aufgegeben hat (“Physicalism, or Something Near Enough”, 2005).
Wenn man die z.B. balanesischen Aussagen genauer analysieren würde, käme man meiner Meinung nach zwigend zum Ergebnis, dass sie auf einen Eigenschaftsdualismus hinauslaufen; und dann stünde man quasi wieder am Ausgangspunkt und hätte es jetzt mit der Frage zu tun, ob sich diese Eigenschaften (1) vollständig auf Materie (bzw. Energie, etc.) reduzieren lassen oder (2) sie stark emergent sind in dem Sinne, dass selbst vollständiges Wissen der grundlegenderen (hier also: materiellen, energetischen) Ebene die emergenten Eigenschaften nicht erklären kann.
Aber auch ein starker Materialismus, so lese ich deinen Kommentar, müsste eine Antwort auf die Frage nach der Existenz von Abstraktem, Allgemeinen geben, sprich: eine Antwort für den seit der Antike tobenden Universalienstreit geben. Er würde wahrscheinlich sagen, dass es Abstracta usw. nur im Denken der Menschen gibt (Kognitivismus) und in diesem Simme – laut Hypothese des Materialisten – nichts als Materie sind.
@Grams: Woher kommt das Bewusstsein?
Haben Sie schon mal die die Wechselwirkung und die Aussagenlogik in Deckung gebracht (Energie + Mechaninsmus)? Dann wäre der Lebensfunke der “Motor”.
@Joker
Sie verstehen mich richtig, wenn Sie schreiben: “‘Personen’, die im Zusammenhang mit Willensfreiheit erwähnt werden, sind […] nicht ‘Personen’, die im Zusammenhang mit Welt- und Selbsterkenntnis stehen.”
Einmal betrachtet ein “Versuchsleiter” von ihm verschiedene “Versuchspersonen”. Im anderen Fall ist er selbst die “Versuchsperson”.
Im ersten Fall entsteht kein Rekursionsproblem. Das Experiment kann durchaus in einem nicht vollständig durchschaubaren Unniversum stattfinden.
@hwied
Beispiel Willensfreiheit. Wenn ich morgens zum Frühstück die Auswahl habe zwischen Tee oder Kaffee und frei entscheiden darf, dann ist das Willensfreiheit.
Das ist eben die große Frage, ist das wirklich Willensfreiheit? Ich behaupte nein, oder nur zum Teil. Lassen wir uns bei unseren Entscheidungen nicht von unseren Erinnerungen und unseren gegenwärtigen Wahrnehmungen leiten, z.B. ist noch genug Kaffee oder Tee vorhanden, welche Sorten? Wieviel Zeit habe ich für das Frühstück, wohin tendiert meine Neigung, und ähnlichen Fragen?
Die philosophische Willensfreiheit ist meines Erachtens ein Trugschluss. Selbstverständlich werde ich dabei nicht von außen gezwungen, aber in subtiler Weise entscheide ich nicht willkürlich und nicht wirklich frei. Natürlich fühle ich mich dabei nicht bevormundet oder manipuliert. Was ist das bewusste “Ich” oder mein Bewusstsein anderes als die Gesamtheit meiner Gedanken, Erinnerungen, Erfahrungen, Wahrnehmungen, Gefühle, Empfindungen?
All das sind molekularbiologische bzw. biochemische Prozesse, die zum Teil schon gut verstanden sind, besonders die sinnesphysiologischen Prozesse. Es ist kein Geheimnis, dass noch viele Lücken offen sind. Das Problem sind die Brücken zwischen der neurobiologischen Ebene und der ganzheitlich psychologischen Ebene. Zum Verständnis des Menschen ist der naturwissenschaftliche Reduktionismus als Naturalismus unumgänglich.
Die wahren Reduktionisten sind die Antinaturalisten, weil sie die Komplexität des Nervensystems nicht wahrhaben wollen oder für grundsätzlich unerforschbar halten. Dafür suchen sie nach einfachen, holistischen Erklärungen, indem sie den phänomenalen Begriffen der Psychologie eigene Existenz und Erklärungscharakter zuweisen, z.B. dem Willen! Natürlich gibt es Zusammenhänge zwischen psychologisch phänomenalen Prozessen, die in der Psychotherapie aufgearbeitet werden können. Letztlich aber mündet diese Form von Reduktionismus nur in zirkulären Wortspielereien ohne wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn.
Ich möchte noch eine allerletzte Beitrag Idee zum besten geben. Ich denke, daß man abgrenzen muß zwischen Bewußtsein und Qualia. Bewußtsein ist für mich eine neuronale Funktion, die sich im Zuge der Evolution als Orientierungswerkzeug, als eigene Regulationsebene, entwickelt hat, hingegen die Qualia, also das persönliche Erleben eine sehr individuelle Erfahrung ist, die sich aus dem Zusammenspiel von genetischem Erbe und individueller Erfahrung ergibt, als innerster Kern, dem man einen säkularisierten Begriff von Seele zuschreiben könnte, der aber nicht objektivierbar ist und auch nicht objektivierbar zu sein braucht. Objektivierbar sind dann nur äußere phänomenologische Erscheinungen, die das Individuum äußert und die auch in gewisser Weise quantifizierbar sind. Die Qualia wäre dann vom Standpunkt des äußeren Betrachters quantifizierbar, vom Standpunkt des inneren Betrachters, also sich selbst, nur von diesem erlebbar.
Christian Hoppe – gestern – 08:15 Uhr
Bullshit ist erneut ein (höflich formuliert) unkultivierter Ausdruck – insb. i.V.m. Buddhismus. Das Eine od. Andere kann man ja durchaus kritisieren; s. ggfls. mein post vom 20.1. – 11:08
Was sie hier zum Ausdruck bringen ist, m.A.n., wenig intelligente Wortklauberei (Oberbegriff Sophismus). Wenn das Bewusstsein nicht bei Bewusstsein ist. Buddhismus ist kein Nichtsein (Nihilismus). Ich bin nicht “erleuchtet“ – vermag Ihnen also nicht alles zu erklären. Finde den buddhistischen Denkansatz aber durchaus nützlich (wenn auch nicht einfach, da er ziemlich wider die Natur/Normalität geht). Auch Sie tun ja auch Nützliches – z.B. beruflich. Und darüber hinaus: Man kann ja auch aus Irrtümern lernen.
Worauf Sie nicht eingegangen sind war meine Frage inwiefern Narkose ein Beispiel dafür ist, dass Materie Bewusstsein hervorbringt. Muss aber nicht sein.
Anton Reutlinger,
Wir sprechen von verschiedenen Ebenen aus oder sind wir uns einig ?
Willensfreiheit ist real, wenn ich sie verwirklichen kann. Wenn ich weder Kaffee noch Tee habe, was nützt mir dann die „eingebildete Freiheit. „
Mir ist es egal, ob ich wegen eines Kinheitserlebnisses Kaffe oder Tee bevorzuge. Bei Kamillentee muss ich sofort an Krankenhaus denken. Wir sind als Menschen geprägt, erzogen, sozialisiert.
Und das ist gut so. Das jetzt als „unfrei „ zu bezeichnen, das ist „Outlawphilosophie“.
Zurück zum Thema:
„Was ist das bewusste “Ich” oder mein Bewusstsein anderes als die Gesamtheit meiner Gedanken, Erinnerungen, Erfahrungen, Wahrnehmungen, Gefühle, Empfindungen? „
Sie schließen daraus, dass wir determiniert sind. O.K. Wenn aber jetzt das bewusste Ich zu der Erkenntnis kommt, dass wir in Grenzsituationen vor der Wahl stehen so oder so? Wenn wir dann sagen, egal, ich bin determiniert, dann wären wir Fatalisten. Tun wir aber nicht, wir quälen uns mit der Entscheidung.
Anmerkung: Der Schuldbegriff setzt die freie Entscheidung voraus.
@hwied
Ein Determinismus des Willens ist auszuschließen, daran gibt es keine Zweifel. Es geht darum, ob wir ganz frei oder doch nicht ganz frei sind. Ich tendiere zum Letzteren, denn “wir quälen uns mit der Entscheidung”. Ich sehe die freie Entscheidung darin, dass ich mich selber “eigenwillig” (Achtung, doppeldeutig) entscheide, aber auch das ist eine Grauzone, denn ich höre auch auf meine Ehefrau (manchmal). Dadurch muss ich mich in der Willensfreiheit nicht eingeschränkt fühlen.
Generell wägen wir vorher ab, welche Konsequenzen eine Willensentscheidung hat. Solche Entscheidungen bzw. Handlungen sind dann nicht mehr ganz frei. Bei den Juristen geht es um Abwägungen konkreter Situationen und deren Verallgemeinerung zur Bemessung von Schuld und Strafen.
Die Diskussionen um Willensfreiheit sollte man nicht überbewerten. Man fällt leicht in einen endlosen Sophismus, gerade weil man keine naturwissenschaftlichen Grundlagen hat. Zum Verständnis des Bewusstseins tragen sie auch nicht Wesentliches bei.
Zitat Stegemann: „Ich möchte noch eine allerletzte Beitrag Idee zum besten geben. Ich denke, daß man abgrenzen muß zwischen Bewußtsein und Qualia. Bewußtsein ist für mich eine neuronale Funktion, die sich im Zuge der Evolution als Orientierungswerkzeug, als eigene Regulationsebene, entwickelt hat, …“
Ich sehe es auch so, allerdings sehr „Technik orientiert“.
Qualia dürften die realen Empfindungen sein, die an den jeweiligen „inneren sensorischen Organen“ entstehen. Z.B. die „Blau“ Empfindung an den entsprechend sensitiven Zapfen an der Netzhaut im Auge. Im Ohr dürfte es für Schallwellen sensitive Zellen geben, die Hörempfindungen (ebenfalls Qualia) generieren, die weiters elektrische Ladungen emittieren und in das neuronale System zwecks Auswertung und Speicherung „einspeisen“. Die vielen an der Netzhaut anstehenden Bildpixel emergieren zu Bildern.
Empfindungen könnten auftreten, wenn auf die Elektronenbahnen bestimmter sensorischer Moleküle Einfluss genommen wird und Elektronen aus der Bahn „geschleudert“ werden.
Im Prinzip entsteht im neuronalen System ein „Datenstrom“, abgebildet auf den elektrischen Signalen. Die jeweilige Leitung transportiert im Prinzip zunächst einmal Information abbildende Signale vom Auge, Ohr, …. oder von bestimmten „Hirnorganen“ die z.B. die Information vom Auge und vom Ohr verknüpft haben. (Die Bilder bekommen letztlich eine sprachliche Bedeutung).
Im Prinzip dürfte es immer die anliegende Information baumartig aufspaltende (und in weiterer Folge zusammenführende) Prozesse geben, so dass zunächst nicht nur die Farbinformation eines Bildpixels, sondern dass auf zusätzlichen, von den verknüpfenden Neuronen ausgehenden Axone ein Signal ausgesendet wird, wenn benachbarte Bildpixel die gleiche Farbe, oder neben einem blau z.B. ein rot abbildendes Bildpixel anliegt. Diese Muster dürften danach zusammengeführt werden, so dass aus den einzelnen Mustern z.B. eine Parkbank erkannt wird.
Wesentlich im Zusammenhang mit Bewusstsein dürfte aber sein, dass die Information abbildenden elektrischen „Datenströme“ sozusagen auf flächigen Zwischenschichten (wie bei einer Mattscheibe) „Bewusstseinsabbildungen“ entstehen lassen.
Könnte man sich vorstellen, so wie Programmierer früher bei technischen Computerprogrammen in die riesigen „Programmschlangen“ „Haltepunkte“ eingefügt haben, um das Bedienpersonal über den aktuellen Status der Prozesse oder über „Unregelmäßigkeiten“ zu informieren. Damit das Personal einen Überblick über die Situation bekommt um die nötigen Maßnahmen zu setzen, die das System nicht selbst (sozusagen „unterbewusst“) erledigen kann.
Da werden Meldungen angezeigt wie: Job Lohnverrechnung beendet, keine Fehler. Im Drucker 3 geht das Papier aus. Drucker 4 hat eine Störung (Techniker rufen). Temperatur in einem Teilsystem bedrohlich hoch….
Empfindungen werden nicht angezeigt und schon gar nicht wahrgenommen, weil es derzeit noch keine besondere technische Qualia Sensorik gibt.
@anton reutlinger 22.01. 10:36
“Was ist das bewusste “Ich” oder mein Bewusstsein anderes als die Gesamtheit meiner Gedanken, Erinnerungen, Erfahrungen, Wahrnehmungen, Gefühle, Empfindungen?”
Das besondere am Bewusstsein ist doch seine Eigenschaft als Innenraum. Das Bewusstsein bietet doch einen internen Überblick über die aktuellen Wahrnehmungen, das fast komplette Wissen und das Wissen um die eigenen Strategien, die eigene Agenda, die man selbst verfolgt.
Der interne Überblick ist doch die zentrale Eigenschaft von Bewusstsein. Und in diesem Sinne der Kern der Willensfreiheit. Wenn ich mit Drogen benebelt bin, funktioniert dieser Überblick nicht, und genau deswegen setzt dann auch die Willensfreiheit aus, was auch juristische Konsequenzen haben kann, mit Recht. Weil ich dann die aktuelle Sachlage und meine eigenen Entscheidungen eben nicht mehr mit meinem gesammeltem Weltwissen fundieren kann.
Insbesondere geht es bei der juristischen, bzw. politischen Willensfreiheit nicht um höhere Philosophie, sondern in erster Linie um die Freiheit, gemäß der eigenen Interessen entscheiden zu dürfen.
„Die wahren Reduktionisten sind die Antinaturalisten, weil sie die Komplexität des Nervensystems nicht wahrhaben wollen oder für grundsätzlich unerforschbar halten.“
In der Tat gibt es diese Esoteriker, die selbst massiv reduzieren. Da verdrehe ich auch die Augen. Meine eigenen Versuche, Geisteswelten zu integrieren, sind entsprechend minimal-invasiv, eben weil ich davon ausgehe, dass wir dieses überaus komplexe Gehirn wohl auch brauchen, um klarzukommen und um menschliches Bewusstsein zu entwickeln.
Was mir am meisten fehlt, das ist eine Idee, wie unser Innenraum geöffnet wird. Ich kenne mich etwas mit Informatik aus, und ich habe nicht die geringste Idee, wie eine materielle Informatik diese Innenräume realisieren könnte, in denen wir mental existieren.
Das heißt natürlich nicht, dass das wirklich nicht geht. Aber diese Unklarheit motiviert mich dann doch, hier eine Beteiligung von kosmischem Geist für möglich zu halten, der eben den Aspekt eines informatischen Innenraumes grundsätzlich mitbringt, und eben auch unabhängig vom Menschen schon als solcher im Kosmos aktiv ist. Nicht in spezifisch menschlicher Form, diese ist sicherlich vom menschlichem Gehirn wesentlich mitbestimmt.
Aber bei uns realisiert als Synthese des offenen kosmischen Innenraumes mit den Inhalten unseres individuellen menschlichen Gehirns.
Ich denke grundsätzlich, dass die zukünftige Hirnforschung hier diese Frage klären kann. Wenn der Innenraum ganz alleine durch Nervenzellen geöffnet werden kann, wird man das ziemlich sicher feststellen können. Und damit wäre auch klar, welche Strukturen Bewusstsein bilden können. Das wäre vor allem für die KI-Forschung hochinteressant.
Wenn aber meine Idee richtig ist, dann geht das eben nur mit geistiger Unterstützung. Aber immer noch nicht ohne Gehirn, welches in jedem Fall den wesentlichen Teil der Bewusstseinsinhalte mitbringt, auch wenn der „Container“ wirklich geistiger Art ist.
Spirituelle Erfahrungen sind so integrierbar, was mir jetzt wichtig ist. Und die religiösen Traditionen erscheinen dann auch in einem anderem Licht, was mir jetzt nicht so wichtig ist. Insbesondere diese stark reduzierenden esoterischen Konzepte, die die wirkende Komplexität des Gehirns völlig unterschätzen, wären dann aber auch widerlegt.
Jeckenburger,
die Idee des Innenraumes. Und wie man diesen Innenraum öffnet. Fragen Sie einmal ihre Frau. Frauen warten den richtigen Augenblick ab, wenn sie in Stimmung sind. Wir sind ja auch physische Wesen, die man stimulieren kann, durch Parfum z.B. In dieser Sicht, ist es vorbei mit der Willensfreiheit.
Was eine software betrifft, die Die Freiheit emuliert.
Ich habe einmal ein Programm geschrieben für ein Autorennen.
Damit das realistisch wird und spannend, habe ich nicht festgelegt, welches Auto gewinnt, sondern mit einer Subroutine und einem Zufallsgenerator die Geschwindigkeiten reguliert. Mit der Freiheit ist es ähnlich, die hängt auch vom Zufall ab. Eine Kaufentscheidung aufgeschoben kann bedeuten, dass ich 10 Minuten später eine andere Entscheidung treffe. Der Wille ist nicht determiniert, das stimmt, der hängt dann aber von Zufälligkeiten ab.
@Jeckenburger
Ihre Vorstellung von Bewusstsein als “interner Überblick” oder als mentaler Innenraum, in dem sich das Bewusstsein abspielt, ist akzeptabel. Bewusstsein ist etwas dynamisches, zwar ein mentaler Zustand, aber nicht statisch. Deshalb hätte ich besser nicht von Gedanken, Erinnerungen usw. geschrieben, sondern von den bewussten Prozessen des Denkens, Erinnerns usw. Natürlich hinterlassen diese Prozesse ihre Spuren in den plastischen Strukturen des Nervensystems.
Mit kosmischem Geist und spirituellen Erfahrungen kann ich allerdings nichts anfangen. Vielleicht liegt es an unterschiedlichen Deutungen.
Wenn mein Wille frei wäre, müsste ich ihn aus einem vorgeschalteten Willen heraus bestimmen. Wenn dieser vorgeschaltete Wille nicht frei ist, ist es auch der nachgeschaltete nicht. Ist er aber frei, geht es weiter: Ein dem vorgeschalteten Willen vorgeschalteter Wille müsste den vorgeschalteten Willen bestimmen, der dann den Willen bestimmt … usw.
Wenn meine Gedanken frei wären, müsste ich einen Gedanken wählen können, noch bevor ich ihn denke.
Leute – das macht alles keinen Sinn!
@Stephan // 21.01.2021, 20:09 Uhr
» Wenn wir uns nicht einmal darauf einigen können, dass laut Materialismus alles Materie ist, dann lassen wir es doch bleiben…«
Hier die Materialismus-„Definition“ von Ch. Wolff (1679-1754):
Ganz offenkundig hat sich da in über 200 Jahren nicht viel dran geändert, wenn man das mit der von Dir zitierten Definition von Bem & de Jong (2006) vergleicht.
Sinnesempfindungen können gemäß der aktuelleren Definition als Manifestationen raumzeitlicher Materie aufgefasst werden. Der von mir erwähnte Mario Bunge sprach in diesem Zusammenhang von Eigenschaften.
@22.01.2021, 09:59 Uhr
»Wenn man die z.B. balanesischen Aussagen genauer analysieren würde, käme man meiner Meinung nach zwigend zum Ergebnis, dass sie auf einen Eigenschaftsdualismus hinauslaufen; …«
Ach was, meine Aussagen laufen schlicht darauf hinaus, dass materielle Dinge und Körper notwendigerweise Eigenschaften oder Systemeigenschaften haben, je nachdem. Hätten sie keine, könnten wir sie als Körper überhaupt nicht erkennen.
» …und dann stünde man quasi wieder am Ausgangspunkt…«
Nun ja, wenn der Ausgangspunkt die gängige Materialismus-Definition war, dann hat sich ja nichts geändert.
Ch. Hoppe,
Unser Rechtsystem beruht auf dem freien Willen, sonst gäbe es keine Schuld.
Nur in Extremfällen gesteht man dem Angeklagten mildernde Umstände zu.
Es gibt eigenwillige Kinder, wo sich die Eltern fragen, woher hat er das. Eines unserer Nachbarkinder hat so stark getrotzt, dass es den Kopf gegen die Wand geschlagen hat. Die Stimme war so schrill , dass man damit hätte Stahl zerschneiden können. Zum Glück ließ sich die Mutter nicht aus der Ruhe bringen und hat auch dieses Kind gebändigt.
Zu den Gedanken. Eine gewagte Vorstellung. Die Gedanken umkreisen uns , um im günstigen Eigenblick in unserem Hirn Gehör finden. Gedanken sind elektromagnetische Wellen. Ich und meine Frau, wir haben oft im gleichen Augenblick den gleichen Gedanken. Meistens ist meine Frau aber schneller, die spricht meinen Gedanken aus, bevor ich ihn zu Ende gedacht habe.
Merke: Denke nie gedacht zu haben, denn das Denken der Gedanken ist gedankenloses Denken. Aber denken tust du nie.
@anton reutlinger 22.01. 14:17
„Natürlich hinterlassen diese Prozesse ihre Spuren in den plastischen Strukturen des Nervensystems.“
Das ist erstmal wichtig.
@Christian Hoppe 22.01. 14:43
„Wenn meine Gedanken frei wären, müsste ich einen Gedanken wählen können, noch bevor ich ihn denke.“
Können wir uns vielleicht darauf einigen, dass es bei wichtigen Entscheidungen einen internen Auswahlprozess gibt? Der teils bewusst, teils unbewusst ist und sich meistens an den eigenen persönlichen Zielen orientiert?
@Christian Hoppe
Sie sollten vielleicht besser sagen, (speziell) das ergibt keinen Sinn.
Auf das Problem des infiniten Regresses hatte im Übrigen ja auch schon Timm Grams aufmerksam gemacht. Allerdings bisher nur in einem von der Willensfreiheit getrenntem Gedankdengang.
Ihre Anmerkung halte ich daher an dieser Stelle für hilfreich.
Aufgrund absurder Aussagen von Timm Grams zum Naturalismus möchte ich hier kurz kommentieren.
Zunächst danke ich @Joker (17.01.2021, 22:18 Uhr) für seinen Hinweis zum wohlmeinenden Textverständnis. Dieses scheint bei Grams leider nicht gegeben zu sein. Die Situation ist sogar schlimmer. So schreibt Grams: „Vor allem soll diese Welt – die Realität – „außerhalb unseres Denkens“ angesiedelt sein (Mahner, 2018, S. 46)‟. [Hervorhebung von mir]
Wenn man sich nun die Mühe macht, auf S. 46 des zitierten Buches nachzuschauen, so wird man dort im Rahmen der Analyse der ontologischen Voraussetzungen von realwissenschaftlichen Experimenten und deren Unterscheidung von Gedankenexperimenten folgenden Satz finden: „Wir nehmen also (in aller Regel ganz stillschweigend) die Existenz einer Welt außerhalb unseres Denkens an.‟ Man beachte den unbestimmten Artikel „einer‟. Hier steht nichts davon, dass DIE (ganze) Welt außerhalb unseres Denkens existiert, etwa in dem Sinne, dass unser Denken nicht zur realen Welt gehörte. Genau so dreht aber Grams die Behauptung durch verkürztes Zitieren hin.
Welchem Zweck dient also das verkürzte Zitieren? Ist es lediglich das Resultat mangelnden Textverständnisses oder wird absichtlich so verkürzt zitiert, weil nur so überhaupt ein Angriffspunkt im Sinne eines Strohmanns zu bekommen ist, den man dann „zerpflücken‟ kann?
Jedenfalls sind weder Gerhard Vollmer noch ich so blöd zu behaupten, unser Denken gehöre nicht zur Welt. Die Formulierung „außerhalb unseres Denkens‟ dient üblicherweise lediglich der Abgrenzung von solipsistischen und idealistischen Auffassungen. Als ontologische Naturalisten sagen wir vielmehr, dass Denken und Bewusstsein keine immateriellen, eigenständig existierenden Objekte sind, sondern (emergente) Eigenschaften neuronaler Systeme, die dann im Sinne eines Innenaspekts auftreten, wenn diese Systeme bestimmte hochspezifische Prozesse durchmachen. Herauszufinden welche das genau sind, ist eine Aufgabe für die Neurobiologie.
@Chrys // 22.01.2021, 00:15 Uhr
Christian Hoppe behauptet nicht, dass bestimmte Naturwissenschaften eine „vollständige“ Erklärung beanspruchen, sondern er sagt, dass bestimmte physische Vorgänge in der Physik bereits ihre vollständige prinzipielle Erklärung gefunden haben. Und, dass „hinsichtlich materieller/physischer Vorgänge [] kein unerklärlicher Rest [bleibt], der dann z.B. psychologisch erklärt werden könnte“.
Erkennst Du den kleinen, aber wesentlichen Unterschied?
»Keil scheint mir dem Zitat zufolge diejenigen Naturalisten, die mit Totalisierung der Natur argumentieren, für besonders einfältig zu halten…«
Da liest Du wohl zu viel hinein. Wegen der fehlenden „kritische[n] Pointe“ (Keil) scheint die Sache für ihn relativ uninteressant zu sein. Eine Philosophie, die sich auf die „Natur“, also auf „alles was ist“, stützt, was soll man damit anfangen? Es fehlt eben das, was nicht Natur ist. In Keils Worten:
Und das fehlt offenbar.
Der Materialismus behauptet wenigstens, es gäbe keine nichtmateriellen Körper und Dinge, was in bestimmten Kreisen Anlass gibt zu heftigem Widerspruch.
Martin Mahner spricht in seinem sehr persönlich gehaltenen Plädoyer Punkte an, die im Laufe dieser ziemlich ausgiebigen Diskussion bereits abgearbeitet worden sind. Ich werde mich nicht wiederholen. Neuem widme ich mich gern.
@Mahner: Emergenz & Naturalismus
Schön, dass Sie hier mitdiskutieren.
Emergenz wird aber doch (stärker noch als Supervenienz) in aller Regel so verstanden, dass das emergente Phänomen, die emergente Eigenschaft oder der emergente Prozess nicht reduktiv erklärbar ist. Wie kann man da noch einen Naturalismus vertreten?
@Stephan Schleim
Ich habe leider keine Zeit zum Mitdiskutieren, sorry. Daher nur schnell zu Ihrer Frage. Der Einfachheit halber zitiere ich aus einem früheren Opus (Bunge & Mahner 2004, Über die Natur der Dinge):
„DEFINITION 2.6. Es stehe P für eine Eigenschaft eines Dings b. Dann ist P eine emergente Eigenschaft von b genau dann, wenn entweder
(i) b ein komplexes Ding (ein System) ist, dessen Komponenten P nicht besitzen, oder
(ii) b ein Ding ist, welches P dadurch erworben hat, dass es Teil eines (anderen) Systems geworden ist (d.h., b besäße P nicht, wenn es ein unabhängiges oder isoliertes Ding wäre).‟ (S. 79)
……
Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass wir hier der verbreiteten Definition einer emergenten Eigenschaft als einer, die nicht aus der Kenntnis der Eigenschaften der Teile vorhergesagt bzw. erklärt werden kann, nicht gefolgt sind. Der Grund ist einfach: Emergenz hat etwas mit der realen Welt zu tun, nicht mit unserem Wissen von ihr: Der Emergenzbegriff ist ein ontologischer, kein erkenntnistheoretischer. Für die Neuheit einer Eigenschaft eines Systems kann es keine Rolle spielen, ob wir sie voraussagen oder erklären können oder nicht: Qualitative Neuheit bleibt – wenn es sie gibt – ontisch qualitative Neuheit, ob sie erkannt wird oder nicht. Mit anderen Worten: Erklärte Neuheit ist nicht weniger neu als unerklärte, und vorausgesagte Neuheit ist ontisch genauso neu wie nicht vorhergesagte oder gar unvorhersagbare Neuheit. Eine ontologische Kategorie mithilfe erkenntnistheoretischer Begriffe zu definieren, ist ein Kategorienfehler. Die populäre, wiewohl inadäquate erkenntnistheoretische Definition von “Emergenz” dürfte auch der Grund sein, weshalb viele Philosophen den Emergenzbegriff bis heute für mysteriös oder irrational halten und ihm daher mit Misstrauen gegenüberstehen. Tatsächlich lassen sich viele emergente Eigenschaften durch Kenntnis der Zusammensetzung und Struktur von Systemen erklären, wenn auch vielleicht nicht immer voraussagen (Vollmer 1995, Kap. 4). Ob dies für alle emergenten Eigenschaften gilt, wissen wir nicht, ist aber für die ontologische Frage ohnehin irrelevant.‟ (S. 82f).
Ich denke, das beantwortet die Frage nach dem Naturalismus: Hier ist nichts Nichtnatürliches…
@Elektroniker // 21.01.2021, 20:12 Uhr
» Vielleicht könnten Sie, auch möglichst sachlich begründen, warum dieses Konzept, z.B. aus der Sicht von Neurologen falsch ist. «
Was ich in meinem Kommentar angesprochen habe, nämlich warum uns eine bestimmte Wellenlänge des Lichts rot und nicht blau erscheint, zielt auf die Zuordnung einer Farbqualität zu einem bestimmten Nervenreiz. Hätte der durch 700 nm Wellenlänge angeregte Rezeptor einen blauen Farbeindruck zur Folge, dann würde dieser Rezeptor, den wir aktuell Rotrezeptor nennen, dann eben ein Blaurezeptor sein—obwohl sein Empfindlichkeitsspektrum unverändert ist.
Im Laufe der Evolution haben es Organismen irgendwie geschafft, die unterschiedlichen Wellenlängen des sichtbaren Lichts zu unterscheiden, indem, zumindest bei höheren Wirbeltieren, bestimmte Farbqualitäten wahrgenommen werden. Warum bei 700 nm ausgerechnet ein roter Farbeindruck entsteht und kein blauer, ist vermutlich nicht naturgesetzlich zu erklären.
@Balanus
Wir einigen uns, wenn uns 700 nm-Wellen in die Augen fallen, den Farbeindruck als rot zu bezeichnen. Ob die Eindrücke von Einem zum Anderen gleich sind, haben wir meines Wissens nach noch gar nicht klären können. Einiges spricht dagegen, z.B. das Phänomen Synästhesie. Vielleicht entspricht Dein rot-Eindruck eher meinem blau-Eindruck.
Näheres wird in meinem Aufsatz zu finden sein, “What Is It Like to Be a Joker?” (im Entstehen).
@anton reutlinger 22.01. 14:17
„Mit kosmischem Geist und spirituellen Erfahrungen kann ich allerdings nichts anfangen. Vielleicht liegt es an unterschiedlichen Deutungen.“
Da habe ich kein Problem mit. Es hat nicht jeder spirituelle Erfahrungen, zumal diese meistens eher sporadisch auftauchen. Ich denke, dass liegt einfach daran, dass wir diese im Alltag meistens nicht brauchen. Aber wenn man welche hat, will man sie auch gerne in sein Weltbild integrieren. Das geht mir jedenfalls so.
Dass ich vermute, dass Geisteswelten beim Bewusstsein eine regelmäßige Rolle spielen, liegt daran, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie das die Nervenzellen alleine hinbekommen sollen. Hier wäre eben die theoretische Lage so, dass der kosmische Geist sich schon deswegen beteiligen muss, weil es eben anders nicht geht, und das Projekt Bewusstes Leben nicht anders zu realisieren ist.
Aber das ist nur eine Vermutung, die wirklich niemand teilen muss. Ich weiß es ja selber nicht, sondern habe da nur einen Verdacht. Aber vielleicht erlebe ich das ja noch, dass die Hirnforscher mit einer funktionierenden Simulation eines Mäusekonnektoms fertig werden. Das könnte dann Antworten liefern, wie das alles funktioniert. Ob nun mit oder ohne geistige Unterstützung.
Was Religion angeht, so denke ich, dass das zunächst mal was anderes ist, als originale spirituelle Erfahrungen. Und wenn man sich einer Religion zuwenden will, muss man auch erstmal entscheiden, welche überhaupt. Ich habe insofern vielleicht Glück gehabt, dass ich meine Kindheit und Jugend religionslos erleben durfte. Jedenfalls habe ich bis heute kein wirkliches Bedürfnis nach einer Glaubensgemeinschaft.
@Joker // 23.01.2021, 00:43 Uhr
»Ob die Eindrücke von Einem zum Anderen gleich sind, haben wir meines Wissens nach noch gar nicht klären können.«
Darauf kommt es m. E. nicht. Das Entscheidende ist, dass überhaupt Unterscheidungen getroffen werden können (und vielleicht auch, dass eine elektromagnetische Welle etwas fundamental anderes ist als der von ihr bedingte Sinneseindruck).
Das Leben ist voller Wunder…
Gut’s Nächtle ; )
@Mahner
Im Grunde versuchen wir alle der Ambivalenz zu ‘entfliehen’.
Dieses Phänomen werden wir vermutlich auch dann nicht lösen,wenn wir für genau einen Zustand oder eine Eigenschaft ein Wort/Begriff haben (Gödel Unvollständigkeit).
Worüber sollen wir uns denn sonst ‘streiten’ und Versöhnen.
@Jeckenburger
Dass ich vermute, dass Geisteswelten beim Bewusstsein eine regelmäßige Rolle spielen, liegt daran, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie das die Nervenzellen alleine hinbekommen sollen.
Auch ich kann mir viele Dinge nicht vorstellen, die bisher noch Rätsel sind. Aber deswegen glaube ich noch lange nicht an Geister, Gespenster oder Götter. Erstens brauche ich sie nicht und zweitens gibt es keinerlei Hinweise dafür, noch viel weniger als für die fehlenden naturwissenschaftlichen Erkenntnisse.
Die Naturwissenschaft gewinnt laufend neue Erkenntnisse hinzu. Beim Geisterglauben wachsen nur die Phantasien, die immer abstruser werden. Viele Geistergläubige verharren meilenweit hinter dem Stand der Naturwissenschaft, weil der Geisterglaube viel bequemer, verständlicher und unterhaltsamer ist. Die Menschen brauchen Unterhaltung, deshalb blüht die Unterhaltungsindustrie. Je abwegiger und unwahrscheinlicher die Inhalte sind, desto höher ist der Nachrichtenwert, desto größer ist das Interesse dafür und die Befriedigung.
Auch den Götterglauben sollte man unter diesem Aspekt sehen, obwohl der Klerus alles tut, den Unterhaltungswert zu minimieren. Man denke an die Götter der Antike.
Balanus,
Sinneseindruck und elektromagnetische Welle. Die beiden Begriffe lassen sich verbinden mit dem physikalischen Begriff der Wechselwirkung.
Im Grunde haben wir schon alles zusammen, was das Denken erklärt, das Bewusstsein, das Ich und die Außenwelt.
Es fehlt nur noch der Zusammenhang und dafür hat die Naturwissenschaft eine gute Vorarbeit geleistet mit den Begriffen Energie und Wechselwirkung.
Wie wechselwirkt ein reales Objekt mit einem anderen realen Objekt. Über elektromagnetische Strahlung. Das wärmere Objekt gibt Wärmestrahlung an das kältere Objekt ab.
Der Mensch wechselwirkt mit einem anderen Menschen auch über elektromagnetische Strahlung. Aber nicht nur. Er wechselwirkt auch über Schallwellen mit dem anderen Menschen, das nennt man Sprache, und wenn es hauptsächlich um Gefühle geht, dann benützt er die Musik.
Unsere Sinnesorgane nehmen die Schallwellen auf, z.B. das Ohr und leitet sie in einen Konverter, der Teil des Gehirnes ist um in Ionen. Die Ionen wandern durch die Nervenleitung in eine Gehirnregion, die Nervenreize verarbeitet. Diese Verarbeitung ist eine Form des Denkens. Schließlich erreicht der Nervenreiz unser „Ich“ , das eine Einheit bildet, so wie der Bordcomputer im Auto.
Und jetzt verstehen wir auch warum ein “Wort” eine physikalische Wirkung zeigt, weil es einen Reiz verursacht.
Das Wort hat wie die Musik eine Wirkung. Bei dem Wort Gewinn ist die Wirkung positiv, beimWort Verlust ist sie negativ. Man könnte auch sagen, Verlust ist disharmonisch.
Unser aufgeschrecktes Ich nennen wir dann Bewusstsein. Denkansatz 7
Apropos Kategorienfehler: Ich habe noch keine Ontologie gesehen, die nicht von Erkenntnis abgeleitet worden ist. Im Naturalismus beispielsweise passt sich das (ontologische) Postulat der Kausalität ständig neuen Erkenntnissen an: erst klassische Mechanik, dann Quantenmechanik, und dann was auch immer.
Das kann meines Erachtens gar nicht anders sein, da wir keinen erfahrungsunabhängigen Zugang zum Reich der “Dinge an sich” haben.
Da hier vom Kategorienfehler bezüglich Ontologie und Erkenntnis die Rede ist, muss ich mich irren. Wer hilft?
Timm Grams,
Ontologie beschäftigt sich mit allem was es gibt. (Wikipedia) Eine ontologische Kategorie ist nichts anderes als eine Einteilung der Objekte durch Oberbegriffe, Guppen, Klassen usw,.so wie man es bei Tieren und Pflanzen macht.
Aber was gibt es alles? Sind abstrakte Objekte, gedachte Objekte auch etwas? Man denke an die Begriffe in der Physik, z.B. Energie, Kraft, man denke an die Begriffe in der Mathematik. Gibt es Zahlen ? Gibt es Bewusstsein ?
Und hier tut sich schon ein Abgrund auf.
Diesen Abgrund überbrückt die analytische Erkenntnistheorie, indem sie die gleichen Methoden anwendet, wie die Ontologie, indem sie Wissen als wahre begründete Meinung definiert.
Obwohl Erkenntnistheorie ursprünglich einer anderen Kategorie angehört als die Erkenntnistheorie kommt sie dennoch zu dem gleichen Ergebnis= Wissen wie die Ontologie und der Unterschied ist aufgehoben.
@Grams:Kategorienfehler
lebt! 🙂
@hwied
Sehe ich ganuso.
@ Balanus 22.01.2021, 22:09 Uhr
Danke für Ihre Antwort.
Ich meine, es ist durchaus schwer (oder unmöglich) zu verstehen, warum überhaupt „Empfindungen“ entstehen. Klar dürfte sein dass sie entstehen. Vermutlich (und eigentlich offensichtlich), entstehen sie in für Empfindungen sensitiven Molekülverbänden.
Die Zuordnung, dass bestimmten „Farbqualitäten“ zu einem ganz bestimmten dynamischen Nervenreiz gehören, eine bestimmte „Wellenlänge“ einen z.B. „Blau“ genannten Farbeindruck auslöst und eine andere Wellenlänge „Rot“ auslöst, ist z.B. besonders anschaulich für Radiotechniker erklärbar.
Es kommt einfach auf die für eine bestimmte „Inputfrequenz“ erforderliche „Selektivität“ des „Umsetzungselementes“ (z.B. Filter) an. Es wurden z.B. „Schwingkreise“ gebaut die (grob gesagt) für die Frequenz von Radio Luxenburg, oder auch den Freiheitssender 904 selektiv „abgestimmt“ werden konnten.
Die Evolution hat Lebewesen eben „molekulare Filter“ eingebaut, die nicht nur vom Input abhängig Ladungsträger emittieren, sondern auch das „Empfindungsphänomen“ generieren.
Die klassische Physik geht eher davon aus, dass sich gleiche Strukturen in gleicher Umgebung auch gleich verhalten.
Natürlich kann man nicht ausschließen, allerdings würde ich es eher für wenig wahrscheinlich halten, dass die Frequenz – Empfindungszuordnung etwas (leicht) individuell ist.
Also jemand lernt dass man die Farbe eines blauen Bildes „Blau“ nennt. Aber in der Verarbeitungskette der Signale beim Empfänger könnten so etwas wie „Überlagerungen von Frequenzen“ auftreten (Stichwort: „Überlagerungsempfänger, Nebenempfangsstellen“), wobei übertrieben (anschaulich aber nicht korrekt) formuliert, blau als rot erscheint und der Empfänger sieht zwar „rot“, lernt aber dass es „blau“ ist.
Bastarde die mitunter, (kurz gesagt) 2 „verschiedene Augen“ haben, nehmen tatsächlich die Farbeindrücke auf dem jeweiligen Auge etwas unterschiedlich war.
@hwied 23.01.2021, 11:25 Uhr
“Obwohl Erkenntnistheorie ursprünglich einer anderen Kategorie angehört als die Erkenntnistheorie [Ontologie?] kommt sie dennoch zu dem gleichen Ergebnis= Wissen wie die Ontologie und der Unterschied ist aufgehoben.”
Danke. Ist mein Korrekturvorschlag korrekt?
Ontologie, Erkenntnis
Kant hat es deutlich zum Ausdruck gebracht:
unsere Vorstellung der Dinge, wie sie uns gegeben werden, richte sich nicht nach diesen als Dingen an sich selbst, sondern diese Gegenstände vielmehr als Erscheinungen richten sich nach unserer Vorstellungsart.
Das Nervensystem konstruiert eine Vorstellung, in der die Welt repräsentiert wird. Die Evolution hat dafür gesorgt, dass die Repräsentation geeignet ist, mit der Welt erfolgreich zu interagieren, um das Überleben zu sichern. Mehr ist eigentlich nicht notwendig. Das menschliche Bewusstsein ist ein Luxus, der uns offensichtlich dazu befähigt, die Realität zu ignorieren oder zu manipulieren und damit unsere Lebenswelt zu vernichten. Dann müssen wir uns über Kategorienfehler keine Gedanken mehr machen.
Die Differenz zwischen Ontologie und Erkenntnis zeigt sich ganz praktisch in dieser Viruspandemie. Viele Leute haben die Realität der Gefahr noch immer nicht begriffen, obwohl sie mitten darin sind und täglich mit Informationen über die Realität überschwemmt werden! Ist die objektive Realität beliebig geworden und nur noch für Historiker von Bedeutung? Was ist los mit dem Bewusstsein, wo ist es geblieben?
Timm Grams,
Danke für den Korrekturvorschlag.
Es sollte heißen “Obwohl die Erkenntnistheorie einer anderen Kategorie angehört als die Ontologie, kommt sie dennoch zu dem gleichen Ergebnis wie die Ontologie und der Unterschied ist aufgehoben.
Nachtrag:
Der Unterschied ist tatsächlich aufgehoben, weil die moderne Physik z.B. die Quantenmechanik gar nicht mehr durch ontologische Begriffe erklärt werden kann. Die Verschränkung des Lichtes z.B ist nur noch mathematisch erklärbar.
@hwied 23.01.2021, 12:35 Uhr
So gesehen gilt:
Naturalismus=Naturwissenschaft.
Das gefällt mir.
Anton Reutlinger,
das öffentliche Bewusstsein hinkt dem Wissensstand hinterher.
Deswegen sind naturwissenschaftliche Zeitschriften wichtig.
Deswegen ist dieser blog wichtig, weil man dabei gezwungen wird über Zusammenhänge wie Denken und Wirklichkeit nachzudenken.
Viele Leute haben die Gefahr noch nicht begriffen…..Zustimmung.
Heute Morgen ist mir nur eine Frau mit Mundschutz begegnet.
Man sollte im Rundfunk neben den Verkehrsmeldungen jedesmal eine Warnung aussprechen :”Corona ist überall, leg deinen Mundschutz an!”
@Grams
mir auch
Timm Grams, Mussi
Jetzt werden auch Sie für den alternativen Oskar vorgeschlagen.
Die Naturwissenschaft wollte ja die gesamte Wissenschaft dominieren.
Jetzt drehen wir den Spieß um und erklären die Naturwissenschaft als Teildisziplin des Naturalismus. (Kritik daran ist ausdrücklich erwünscht)
@Balanus / 22.01.2021, 19:49 Uhr
»Erkennst Du den kleinen, aber wesentlichen Unterschied?«
Nein. Mir ist keine menschliche Handlung vorstellbar, welche nicht auch die Form der Referenz als physischer Vorgang erlauben würde. Und falls für diesen Vorgang dann eine vollständige Erklärung durch die Physik gegeben wäre, was für Christian Hoppe zumindest prinzipiell immer erfüllt ist, dann bliebe da nichts weiter zu erklären, sondern höchstens noch etwas zu übsersetzen, von der Physik beispielsweise in die Psychologie, wo der in Rede stehende physische Vorgang dann eben nur als menschliche Handlung interpretiert wird.
»Es fehlt eben das, was nicht Natur ist. In Keils Worten:
Und das fehlt offenbar.«
Es ist nicht sonderlich schwierig, Entitäten zu benennen, die in der Natur nicht vorfindlich sind. Primzahlen etwa. Oder auch allgemeiner: Natürliche Zahlen sind keine Naturgegenstände und in diesem Sinne eben nicht natürlich.
Wenn Keil erwartet, dass metphysische Naturalisten in Schwierigkeiten kommen mit der semantischen Begriffsbestimmung von “Natur” oder “natürlich”, nun, das ist ganz gewiss so. Diese Schwierigkeiten haben wir aber alle, wenn wir diese Begriffe verwenden. Dennoch erachten wir sie gemeinhin als sinnvoll und wollen sie nicht aus unserem Vokabular verbannen. Wenn das alles ist, was Keil gegen metaphysischen Naturalismus einzuwenden hat, dann wird er schwerlich jemanden damit beeindrucken können, und ganz bestimmt keinen metaphysischen Naturalisten.
Das Auftreten von Antinomien bei der Bildung totaler Gesamtheiten ist ein syntaktisches und kein semantisches Problem. Es betrifft jede Form von ontischem Monismus, sei es metaphysischer Naturalismus, Materialismus, Physikalismus, Szientismus etc. Die sind alle nach dem gleichen Denkmuster gestrickt und zeigen alle die gleiche logische Inkonsistenz. Kann schon sein, dass Keil da etwas verpasst hat, doch Gabriel hat es immerhin erkannt, das muss man ihm lassen.
Im übrigen hat der metaphysische Naturalismus durchaus eine Pointe: Wenn nur Natürliches existiert, dann ist alles Übernatürliche kategorisch aus der Welt ausgeschlossen, und das dürfte vielen als weltanschauliche Leitidee doch ausgesprochen attraktiv erscheinen.
@Timm Grams
Naturalismus=Naturwissenschaft.
Die Ironie ist, dass die Naturwissenschaft zunehmend immaterieller wird und die Psychologie sowie die Philosophie als Wissenschaft des Geistes zunehmend materieller wird.
Die Physiker arbeiten inzwischen mit Laserblitzen im Bereich von Femtosekunden, also billiardstel Sekunden. Damit werden sogar die Photonen der Vakuumfluktuationen detektierbar. Diese Auflösung ermöglicht auch für die Chemie und die Neurobiologie neue Anwendungen. Die praktische Seite ist, dass damit optische Quantencomputer realisierbar werden, die um Vielfache schneller sind als die “elektrisch betriebenen” Computer. Damit wiederum können komplexere und schnellere Prozesse der Natur simuliert werden.
@hwied
‘Herr’Schaft…
Darüber gilt es in der Tat nachzudenken. 🙂
@Mahner: Emergenz & Naturalismus
Ja, ich verstehe, dass nicht jeder hier mitdiskutieren kann oder will; danke, dass Sie sich doch einen Moment genommen haben.
Ich stimme völlig mit Ihnen überein, dass die Vermischung von ontologischen und epistemischen Aussagen in der Leibe-Seele- und ähnlichen Diskussionen ein Ärgernis ist, das zu großer Verwirrung führt.
Gut. Ihr Standpunkt ist klar. Auf dem Papier können Sie das natürlich so definieren. Wie weit uns diese Definitionen in der Praxis helfen (und damit: inwieweit der Naturalismus zutrifft), ist aber eine offene Frage. Reduktionen sind in der Wissenschaftsgeschichte viel seltener, als Reduktionisten es gerne darstellen, sogar in der Physik; man weiß ja noch nicht einmal mit Sicherheit, warum Eis überhaupt glatt ist.
P.S. Mein “Doktorvater” promovierte meines Wissens übrigens bei Vollmehr; aber wir gingen dann besser getrennte Wege.
@anton reutlinger 23.01. 10:16
„Beim Geisterglauben wachsen nur die Phantasien, die immer abstruser werden. Viele Geistergläubige verharren meilenweit hinter dem Stand der Naturwissenschaft, weil der Geisterglaube viel bequemer, verständlicher und unterhaltsamer ist.“
Nicht jede als spirituell eingestufte Erfahrung ist auch eine. Hier können sich auch Fantasien, Einbildungen und Halluzinationen untermischen. Angesichts dessen glaube ich zwar an eine Art kosmischen Geist und an eine geistige Beteiligung am menschlichen Bewusstsein, aber nicht an eine wie auch immer geartete Bevölkerung der Geisteswelten mit menschenartigen Geistern, Göttern und Dämonen.
Angesichts des überaus komplexen Gehirns, dass immer noch die Grundlage jeglichen Seelenlebens ist, gehe ich davon aus, das ohne ein funktionierendes Gehirn keine Geister herumgeistern können. Das wäre u