Tauchgang mit der “Nereis II”

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Mit Nacktschnecken auf Tauchstation
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Die Zeit drängt. Mein Forschungsaufenthalt nähert sich dem Ende, und mir fehlen für letzte Beobachtungen noch Individuen der Meeresnacktschneckenart Thuridilla hopei. Da sich die schlechten Wetterbedingungen mit stärkerem Wellengang halten, suche ich weiterhin mit Pressluftflasche in tieferem Wasser nach den Schnecken. Dieses Mal fahre ich mit dem Forschungsschiff "Nereis II" des Observatoire Océanologique zum Tauchen aus.

Nereis II
Abb. 1: Nereis II
Das Forschungsschiff "Nereis II" des Observatoire Océanologique vor dem Hauptgebäude des Instituts in Banyuls sur mer

Die "Nereis II" ist mit 14 Meter Länge und fast 5 Meter Breite das größere der beiden Forschungsschiffe des Instituts und wird bei jeder Ausfahrt von einem Team von drei bis vier Seeleuten betrieben. Leitung und Verantwortung für die Ausfahrten obliegen dem verantwortlichen Kapitän, Eric Martinez, der entsprechend entscheidet, ob und wann das Schiff für den gewünschten Zweck eingesetzt werden kann. Je nach Wetterbedingungen und gebrauchtem Material bestimmt er auch, welches Gebiet das Boot ansteuern wird.

In diesem Fall stellt mir Eric einige Fragen zu den gesuchten Schnecken, um einen geeigneten Tauchplatz auszuwählen. Er schlägt eine Stelle außerhalb der Bucht von Banyuls sur mer vor, wo wir Felsen in relativ flachem Wasser von etwa 5 bis 15 Meter Tiefe finden können.

Nereis II und Boje
Abb: 2: Im Hafen von Banyuls sur mer
Mit 14 Meter Länge und fast 5 Meter Breite ist die "Nereis II" das größere der beiden Forschungsschiffe des Observatoire Océanologique im Hafen von Banyuls sur mer. Neben dem Schiff liegt die Boje des Meeresbiologischen Instituts, die für Offshore-Untersuchungen eingesetzt werden soll.

Mit vier Tauchern gehen wir von Bord der "Nereis II" ins Wasser. Mich begleiten Brunot, einer der beiden hauptamtlichen Forschungstaucher des Observatoire Océanologique, und Céline, eine befreundete Biologin vom Laboratoire Arago, während der Aquariumsleiter Pascal auf Fischfang geht.

Schon nach wenigen Metern sehen wir die ersten Schnecken – doch es sind nicht die gesuchten: Auf den horizontalen, vom Sonnenlicht beschienenen Felsen sind viele Elysia timida zu entdecken. Ich nehme ein paar Exemplare für Beobachtungen mit, jedoch nur wenige, denn im Gegensatz zu Thuridilla hopei habe ich von dieser Art schon einige Individuen gesammelt und kann leicht weitere finden. Brunot und Céline kommen alle paar Meter zu mir geschwommen und reichen mir ein paar kleine Elysia-Schnecken, damit ich sie in meinem Sammelbehälter verstaue.

Schließlich mache ich ihnen mit Zeichen deutlich, dass wir diese Art nicht mehr brauchen, sondern nur noch nach Thuridilla suchen sollten. Doch ich habe kein Glück: Die begehrte Thuridilla ist nach wie vor nicht aufzufinden. Nachdem sich nach über 45 Minuten Suche immer noch kein einziges Exemplar gezeigt hat, beenden wir den Tauchgang und fahren mit der "Nereis II" zurück in den Hafen.

Alle Bilder © Valérie Schmitt

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Veröffentlicht von

Valérie Schmitt, Diplom-Biologin, Science Writer und Online-Redakteurin, schreibt ihre Doktorarbeit über Meeresschnecken mit einer besonderen Eigenschaft: In ihrer Reihe berichtet sie von dem spannenden Phänomen der Einlagerung von Chloroplasten - den Organen der Fotosynthese - bei Meeresnacktschnecken, das in dieser Form im Tierreich einzigartig ist.

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