“Molluske des Jahres 2025”: Tiefseeoctopus Muusoctopus
BLOG: Meertext

Der Tiefsee-Oktopus Muusoctopus ist gerade zum „Internationalen Weichtier des Jahres 2025“ gekürt worden.
Die Pressemitteilung vom Donnerstag ist die passende Steilvorlage für einen #CephalopodFriday!
Die Gattung Muusoctopus umfasst Tiefsee-Kraken, die einige Spezialanpassungen an die eisigen Tiefe der Ozeane haben. So haben sie keine Tintenblase – in der dunklen Tiefsee macht die Verdunkelung wenig Sinn – und zumindest einige von ihnen bilden große Communities, etwa zum Brüten.
Der Vorschlag für den Titel „Molluske des Jahres 2025“ kam von der Meeresbiologin Fiorella Vásquez-Fallas (Universität von Costa Rica).
Sie erforscht die unbekannten Tiefsee-Octopusse, die 2023 bei den beiden Octopus Odyssey-Expeditionen mit dem Forschungsschiff R/V Falkor des privat finanzierten Schmidt Ocean Forschungsinstituts gesammelt worden waren. Das Projekt war eine Kooperation von US- und Costa Rica-Forschenden.
Bei dieser Expedition wurde der ‚Dorado Octopus‘ entdeckt und gefilmt. Weibchen dieser Muusoctopus-Art bilden in den warmen Gewässern hydrothermaler Quellen riesige Tiefsee-Kraken-Kolonien in etwa 3000 Metern Tiefe vor der Küste Costa Ricas (mehr über die hygge Krankenkinderstuben gibt´s hier).
Wegen der perlartig durchscheinenden Körperoberfläche heißt Muusoctopus robustus auch Pearl Octopus – ein sehr passender Name!
https://www.youtube.com/watch?v=zEXUOPkQPo8
Scientists solve mystery of why thousands of octopus migrate to deep-sea thermal springs (Monterey Bay Aquarium)
Die internationale Kooperation von US- und Costa Rica-Forschenden ist der richtige Spirit – nur gemeinsam können wir die Ozeane erforschen, ihre unzähligen Wunder entdecken und sie für die Nachwelt erhalten. Leider ist auch die Tiefsee mittlerweile kein abgelegenes Refugium für außergewöhnliche Arten und Ökosysteme mehr, sondern durch die Klimakrise und den Tiefseebergbau akut bedroht: Die Erwärmung auch der Ozeane lässt die großen Ozeanströmungen erlahmen, was die Versorgung der Tiefsee mit sauerstoffreichem Wasser und die Durchmischung der Ozean-Wasserkörper gefährdet. Im schlimmsten Fall können die Weltmeere dann wieder geschichtet werden, wie im Erdmittelalter: Ihre sauerstoffarmen Tiefen waren lebensfeindliche Wüsten. Und der Tiefseebergbau bedroht Ökosysteme durch mechanische großflächige Zerstörung, sowohl beim Durchpflügen der Böden als auch durch die Bedeckung mit tödlichen Sedimentschleppen (Mehr dazu hier und hier).
Und die internationale Forscher-Community wird gerade durch das wissenschaftsfeindliche Trump-Regime hart getroffen. Die US-amerikanischen Universitäten kämpfen jetzt um ihr Überleben, alles was mit Ökologie, Klimakrise und Meeresschutz sowie internationalen Kooperationen zu tun hat, wird “abgewickelt”. Die Massenentlassungen und Einschüchterungen Tausender von WissenschaftlerInnen und TechnikerInnen zerstört jahrzehntelange Meßreihen, Know How und Hochtechnologie-Entwicklungen. Wie sich private Forschungsinstitute wie Schmidt Ocean positionieren, wird die Zukunft zeigen.
In meiner BlueSky-Timeline bekomme ich live mit, wie gerade die Klimaforschenden reihenweise ihre Jobs verloren haben, jetzt sind gerade die National Parks an der Reihe. Dass dadurch ganze Landstriche ihre Einnahmequellen verlieren – gerade in ländlichen Gebieten sind Nationalparks und Universitäten wichtige Arbeitgeber und Einnahmequellen für Tausende anderer Menschen – scheint niemanden zu interessieren.
Auch meine eigene Arbeit ist dadurch direkt betroffen, viele US-Forschende reagieren gar nicht mehr auf Anfragen für Interviews. Dass die Regierung einer Industrienation ihren Staat derartig schnell zur Implosion bringt, ist zutiefst verstörend.
Gleichzeitig betrachte ich die Entwicklung mit einer gewissen Faszination – eine ganze Reihe von Science Fiction und gerade Climate Fiction-Szenarien, die ich für völlig unrealistisch hielt, wird gerade real.