La Jolla: Scripps und noch mehr Meeresviecher
BLOG: Meertext
Vor diesem Ausflug bin ich richtig hibbelig: Es geht nach La Jolla, ins Birch Aquarium. Es ist das “Schaufenster” (Public Outreach Center) der Scripps Institution of Oceanography (University of California, San Diego).
Auf dem Parkplatz empfängt uns dieses kleine weiße Tauchboot, die “Star III”. Ein 7,5 Meter langes Museumsschiff, das in den 60-er und 70-er Jahren mit zwei Besatzungsmitgliedern bis unter 600 Meter tauchte und an einigen Entdeckungen beteiligt war.
Ich finde, dass es irgendwie knuffig aussieht – sehr viel u-bootiger als modernere Tauchboote mit ihrer UFO-Optik.
Diese Unechte Karettschildkröte (Loggerhead, Caretta caretta) wurde 2013 in menschliche Obhut genommen. Sie hatte mehrere Verletzungen: ein großes Loch im hinteren Panzerabschnitt, eine deformierte Wirbelsäule und die gelähmte Hinterpaddel. Damit wäre sie in freier Wildbahn nicht alt sondern Haifutter geworden. Oder verhungert, als sie nach kurzem Aufenthalt im South Carolina Aquarium Sea Turtle Rescue Program 2014 ins Birch Aquarium kam, wog sie nur 98 Pfund. Heute sind es über 200 Pfund.
Wegen ihrer Lähmung und des gestörten Auftriebs hat sie einen sehr eigenwilligen Schwimmstil. Ihr Panzer ist mittlerweile mit einer 3D-gedruckten Stütze geflickt. 2016 hatte das Birch Aquarium gemeinsam mit dem Digital Media Lab der Geisel Library (UC San Diego) die vermutlich erste 3D-gedruckte Prothese für den Panzer einer Meeresschildkröte zu entwickeln. Die aus starkem Kunststoff gefertigte und mit meerestauglichem Epoxidharz präzise an der Schale befestigte Struktur verringert die Abwärtskrümmung des Panzers und ermöglicht dem Meeresreptil ein fast normales Schwimmen und Leben.
Wir haben ihr eine ganze Weile beim Schwimmen zugeguckt, große Meeresreptilien sind wirklich faszinierend!
An Kelpwäldern kann ich mich nie satt sehen. Diese Unterwasser-Dschungel ziehen mich magisch an. Und die Original-Kelpwälder vor der kalifornischen Küste sind ja noch viel stärker bevölkert, als die zahmen Aquariendschungel. Aber es war leider viel zu kalt, um ins Meer zu hüpfen. Vielleicht sollte ich mir eine Mini-Unterwasser-Drohne zulegen, um durch den Tang zu flitzen?
Nach dem ausgedehnten Aquariumsbesuch machten wir noch einen Stopp in Downtown, direkt am Meer, bei den berühmten Höhlen. Beim Aussteigen roch in strengen Guanogeruch und schaute voller Vorfreude über die Betonbrüstung: Direkt vor meiner Nase nisteten Kormorane, weiter unten am Meer lungert Seelöwen herum.
Diese Kormorane haben azur-türkisblau schimmernde Kehlen sind Brandt’s Kormorane (Phalacrocorax penicillatus)– sie sind wunderschön!
Die schwarzen Küken mit den dürren Hälsen wirken sehr reptilhaft – mehr Flugsaurier, als Vogelküken. Hier sind viel bessere Photos. Allerdings gefällt mir nicht, dass der Photograph die Küken als häßlich beschreibt. Solche Wertungen sollte man sich sparen. Die Eltern lieben ihre lütte Flugsaurier-Brut jedenfalls hingebungsvoll.
Da Seelöwen und Kormorane den Fischmief vermutlich beide gemeinsam produzieren, kann sich keine der beiden Arten über die Nachbarschaft beschweren.
Abends gingen wir noch auf ein Bier bzw. Limo.
Diese Kneipe war schon wieder so folkloristisch, dass es schon unglaubwürdig wurde.
Sehr pittoresk, teils museal anmutend.
Sehr schöne Vögel mit ihrer tiefblauen Iris, auch wenn die Flugfedern der von dem Fotografen aufgenommenen Exemplare teilweise arg zerzaust aussehen.
Zufälligerweise habe ich vergangenes Wochenende an unserem hiesigen Weiher ebenfalls vier Kormorane fotografieren können, allerdings die hier in Europa vertretene Art. Deren Iris war im Sonnenlicht eher türkisblau. Wenn Interesse besteht, kann ich ja mal ein Bild posten.
@Spritkopf: Sehr gern!
Zwei Kormorane.
Und noch einer.
@Spritkopf: Schade, die Bilder gehen nicht durch.
Hm, drüben bei Scienceblogs funktionieren die Links. Allerdings schrieb jemand, dass er mehrfach auf eines der Bilder klicken musste, damit es lädt. Er vermutet, wegen der Größe (öhm, ja, könnte sein).
Ich sehe die Bilder.
Allerdings hatte ich schon das Problem, dass Bettina von mir verlinkte Seiten nicht aufrufen konnte. Das scheint mir doch eher ein Problem der Software zu sein, die Scilogs verwendet.
@RPGNo1: Danke für den Hinweis! In der Admin-Ansicht sehe ich sie nicht, erst wenn ich auf normale Ansicht gehe, kann ich @Spritkopf s links anklicken
So, hab die Bilder mal verkleinert in der Hoffnung, dass du sie ansehen kannst:
Bild 1
Bild 2
@Spritkopf: Dank @RPGNo1s Bemerkung konnte ich sie nun anschauen: In der admin-Ansicht geht es nicht, aber als normale Besucherin sehe ich die links.
Die Bilder sind klasse – sicher hast Du eine bessere Kamera genommen, als mein Samsung-Smartphone sie bietet : )
Dafür haben wir heute auf dem Plöner See Hunderte unserer einheimischen Kormorane gesehen. Vom Schiff/Boot aus kommt amn an diewasservögel immer näher `ran 🙂
Also Hunderte haben wir hier nicht, aber die paar Kormorane, die sich bei uns einfinden, tun das relativ regelmäßig. Wir haben allerdings auch mehrere Seen und Weiher im näheren Umkreis, zwischen denen die hier ansässigen Wasservögel vermutlich hin und her pendeln. Heute morgen kam ein Graureiher aus Richtung einer der anderen Seen und flog nicht mehr als 20 Meter an unserem Balkon vorbei in Richtung “unseres” Weihers. So wunderschön beleuchtet, wie er von der Morgensonne wurde, und mit dem kräftiggrünen Wald im Hintergrund wäre das ein Superbild geworden – wenn ich denn die Kamera zur Hand gehabt hätte.
Mit Handykamera hätte ich die Kormoranbilder aber auch nicht aufnehmen können. Laut EXIF-Daten saßen die Viecher ca. 50 m entfernt; da war dann schon meine lange Vogelbrennweite notwendig.
Apropos Kormorane: Von Fischern und somit insbesondere aus konservativer politischer Ecke werden wieder Stimmen laut, diese Vögel doch bejagen zu dürfen. Denn sie würden angeblich viel zu Fisch wegfressen und den Fischern nichts übrig lassen und so indirekt auch der Gastronomie schaden.
Ich bekomme ja bei solchen scheinbar simplen Lösungsansätzen (“Abknallen”), die aus dem letzten bzw. vorletztem Jahrhundert stammen, immer große Bauchschmerzen. Es ist letztendlich nur populistischer Aktionismus, um Stimmen einzusammeln, aber ohne tatsächlichen wissenschaftlichen Hintergrund.
https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/kormoran-union-fordert-schaerferes-vorgehen-gegen-den-geschuetzten-fischraeuber-a-0c8adc8f-a568-4ac0-b3c5-c31780b33cb9
@RPGNo1: Ja, das ist auch an der Ostseeküste in diesem Sommer wieder ein heißes Thema. Ich sehe es ähnlich wie Du und der verlinkte Kommentar: Die Kormorane sind ein kleiner Faktor, aber ganz sicher nicht der Grund für Fischmangel und “Verbuttung”. Genauso wenig wie Robben und Wale.
Der Streßfaktor Erwärmung ist neben dem Wegfangen der größten Exemplare wohl die Ursache für die Verzwergung, im Meer soll auch die Versauerung ein weiterer Streßfaktor sein.