Zufriedene Ärzte = Zufriedene Patienten – Der Streik geht weiter!
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Aude sapere!
"Wir streiken weiter, bis die Arbeitgeber uns ein akzeptables Angebot auf den Tisch legen", kündigte am vergangenen Freitag der 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Rudolf Henke, an. Im ganzen Bundesgebiet fanden heute wieder Demonstrationen statt. Für die nächsten Tage sind weitere Aktionen geplant. Die kommunalen Arbeitgeber argumentieren dagegen nach wie vor mit ihrer bescheidenen wirtschaftlichen Lage. Doch wem geht es wirklich schlecht?
Deutsche Ärzte auf der Straße (Foto: Marburger Bund)
Henke sagte dazu: "Wenn wir uns jetzt nicht wehren, wird es nie gelingen, die vakanten Stellen im Ärztlichen Dienst zu besetzen. Genau das ist aber nötig, wenn die Arbeitsbedingungen wieder einigermaßen erträglich werden sollen."
Dagegen will die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) die Ärzte weiterhin mit einem minimalen Gehaltsplus von durchschnittlich 0,73 Prozent pro Jahr und ohne Verbesserung der Arbeitsbedingungen abspeisen. Bislang sind fünf Verhandlungsrunden erfolglos verlaufen.
Schon jetzt bietet nicht nur das Ausland sondern auch eine wachsende Anzahl anderer Krankenhausträger den Ärzten bessere Konditionen. Somit hat die verfehlte Tarifpolitik ein weiteres Ausbluten der kommunalen Kliniken zur Folge.
Das wirtschaftliche Problem wird von den kommunalen Arbeitgebern vielfach verzerrt dargestellt. Henke meinte hierzu: "Die weitaus meisten Kliniken schreiben schwarze Zahlen. Der Anteil der Häuser mit wirtschaftlichen Problemen hat sich stark verringert. Allein im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung haben die Krankenhäuser im Jahr 2009 Erlössteigerungen von ca. 6,4 Prozent erzielt." In dieser Summe sind nicht einmal die satten Erlöse enthalten, welche so manch ein Krankenhaus durch die Behandlung von privat Versicherten erwirtschaftet.
Die kommunalen Arbeitgeber ziehen es vor, hohe Summen für Honorarärzte auszugeben und ihr Stammpersonal weiterhin 24 Stunden am Stück bei Dumpinglöhnen auszubeuten. Diese Entwicklung zeigt, welche Achtung zunehmend der Stammbelegschaft entgegengebracht und was für ein Potential verschenkt wird. Denn loyale Mitarbeiter sind durch ihr Wissen und ihre Patientenbindung produktiver als andere und werben außerdem noch neue, passende Arbeitnehmer durch positive Mundpropaganda ein.
Die Finanzierung von Leihärzten bedeutet aber auch, dass in den Krankenhausbudgets genügend Mittel für eine bessere Vergütung der ärztlichen Dienste am Tag und in der Nacht vorhanden sind.
Im Dienstleistungsmanagement weiß man seit langem und kein guter Manager wird bestreiten: Der wichtigste Erfolgsfaktor eines Unternehmens ist das Personal.
Im deutschen Gesundheitssystem ist es allerdings vielerorts noch ein weiter Weg, bis diese Erkenntnis auch in die Köpfe der Führungskräfte einzieht. Denn hierzu müsste das Personal als Kapital und nicht mehr wie bisher als lästiger Kostenfaktor gesehen werden. Erst wenn das im Gesundheitswesen beschäftigte Personal zufrieden ist, wird es auch in Zukunft zufriedene Patienten geben.
Was bei Express-Luftfrachtunternehmen und Hotelbetreibern selbstverständlich ist, sollte möglichst bald auch in deutschen Krankenhäusern umgesetzt werden. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der jetzige Ärztestreik nicht der letzte sein wird.
Einen Bericht der Tagesschau über den Streik der Ärzte an den kommunalen Krankenhäusern gibt es hier: http://www.tagesschau.de/multimedia/video/video706154.html
Das Problem beginnt schon viel früher.
Vakante Stellen zu besetzen wird bald noch schwieriger:
Medizinstudium in Lübeck vor dem Aus
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/41370/Medizinstudium_in_Luebeck_vor_dem_Aus.htm
Außerdem sind durch die Einsparung in Hessen ebenfalls Studienplätze in Gefahr.
Entweder gibt es also keinen Ärztemangel oder Herr Dr. Rösler und Konsorten verarschen uns gehörig! (Sorry für die Wortwahl)
Falsche Sparmaßnahmen
Ja, das ist ein anderes Problem.
Ich frage mich auch immer wieder, warum es keine einzige medizinische Fakultät in ganz Brandenburg gibt. Und dann wundern sich alle, dass sich dort zu wenige Ärzte niederlassen wollen. Würde man die Leute schon früher binden bzw. in ihrer Heimat halten, gäbe es später weniger Probleme, für diese Regionen Hausärzte zu finden. Stattdessen gibt es in manchen Großstädten eine Überversorgung an Ärzten von mehr als 150 Prozent. Da sind gewisse Assoziationen nicht ganz von der Hand zu weisen…
Da bin ich wieder
Hallo Trota,
lange nix mehr gehört 😛
Kennst du mich noch? Ich bin das Mädel mit dem “I-Hamster” und die kurz vorm Abi angebliche Adnexe bekommen hat..
Mittlerweile ist mein Abi absolviert und ich studiere Politikwissenschaft.
Du weißt doch bestimmt noch, dass ich ebenfalls Medizin studieren wollte und daher beschäftige ich mich sehr mit der Gesundheitspolitik.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn du an meiner Umfrage teilnehmen könntest.
Da kommt das mit dem Rösler und den Landärzten ebenfalls vor (wird aber nur kurz angerissen).
http://www.studentenforschung.de/web/?id=168736
@ Sebastian: Ich würde mich freuen, wenn du ebenfalls an meiner Umfrage teilnehmen könntest/würdest
@Nabila
Das sind ja Nachrichten… Herzlichen Glückwunsch zum Abi und zur Studienwahl!
Habe auch schon an Deiner interessanten Umfrage teilgenommen. Damit Du noch mehr Arbeit bekommst ;-), habe ich in einem kurzen Post auf die Studie hingewiesen. Viel Erfolg!