Was können wir heute tun?
BLOG: Medicine & More
Heute vor 70 Jahren wurden drei Mitglieder der “Weißen Rose” in München hingerichtet: Sophie und ihr Bruder Hans Scholl wie auch Christoph Probst, ein dreifacher junger Familienvater. Später mussten weitere Angehörige dieser studentischen Widerstandsgruppe sterben. Zeit für eine kurze Besinnung.
Den Berichten von Zeitzeugen nach waren sie gewöhnliche Menschen. Dennoch haben sie Geschichte geschrieben – eine Gruppe junger Menschen, die nicht einfach weggeschaut hat; Studenten und einige wenige Dozenten, die nicht im Alltag mitgeschwommen sind, die nicht nur einfach schlau um das eigene Überleben gekämpft haben.
Die Mitglieder der “Weißen Rose” waren Menschen, die ihren Verstand kritisch und ohne Gewalt eingesetzt haben, auch wenn sie dafür ihr Leben riskiert und einbüßt haben. Menschen, die damit zum zeitlosen Vorbild wurden. “Einer muss ja doch mal schließlich damit anfangen,” sagte Sophie Scholl dem gefürchteten Präsidenten des sogenannten “Volksgerichtshofs” ins Gesicht, der sie kurze Zeit darauf hinrichten ließ.
In ihrem ersten Flugblatt hieß es: “Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa.” In vielen Regionen der Erde ist der Einsatz hierfür nach wie vor aktuell. Und auch bei uns gibt es vieles, das verbessert werden könnte und sollte.
Einige Jahre zuvor, noch vor Beginn des großen Grauens, hatten sich bereits andere Menschen für die Freiheit eingesetzt. Die wegen ihres politischen Widerstandes während des ersten Weltkriegs inhaftierte Rosa Luxemburg formulierte ihre berühmt gewordenen Worte im Gefängnis: “Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für die Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.” Sie und andere Mitstreiter des Spartakusbundes wurden im Januar 1919 in Berlin ermordet.
Bundespräsident Joachim Gauck sagte am 30. Januar in München in seiner Vorlesung zum Gedächtnis der hingerichteten Mitglieder der “Weißen Rose”: “So ist unser heutiges Gedenken Verneigung vor dem Mut und der Tapferkeit von Oppositionellen und Widerstandskämpfern. Zugleich ist es Aufforderung an uns Heutige, mit unserer Kraft für das einzustehen, wofür sie damals ihr Leben gegeben haben: für Menschlichkeit und Anstand, für Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Ihre Geschichte zeigt uns das Menschenmögliche – im Schlimmsten wie im Besten. Holen wir die jungen Frauen und Männer der Weißen Rose immer wieder herein in die Hörsäle, in unsere Schulen, lassen wir sie zwischen uns sitzen.”
Oder in Sophie Scholl’s Worten: “Einer muss ja doch schließlich mal damit anfangen.”
Quelle / weiterführende Information:
- Gedächtnisvorlesung des Bundespräsidenten zum 70. Jahrestags der Hinrichtung von Mitgliedern der studentischen Widerstandsgruppe “Weiße Rose”
- Weiße Rose
Es stört den einen
oder anderen vielleicht ein wenig, wenn dieses auch als im Rahmen einer Verteidigungs- oder Beschwichtigungsrede gegenüber den Bolschewiki gefallene Zitat –
– als freiheitlich im Sinne der Scholl-Schmorell-Gruppe oder vielleicht besser als im Sinne der Weißen Rose verstanden werden soll. Nein, Luxemburg meinte es wesentlich anders. [1]
Vielen Dank für die Erinnerung an die Weiße Rose!
MFG
Dr. W
[1] hier mangelt es aber allgemein an Einordnung
Was müssen wir heute tun?
Zum Glück nichts. Deutschland ist heute keine Problemzone und braucht keinen Heiland, muss niemanden, auch keine Volksgruppe eliminieren. Wobei – auch früher hätte Deutschland niemanden eliminieren müssen, hätte Deutschland keinen Krieg führen müssen. Dass die letzte oder vorletzte Generation meinte es tun zu müssen lässt sich heute nur als Ausdruck einer kollektiven Psychopathologie erklären.
Nur für die, die international, global denken, für die gibt es auch heute viel zu tun!
erinnerung
ich habe auch an die verfolgten widerständler erinnert,mit meinen bescheidenen mitteln habe ich letztes jahr eine skulptur hergestellt und an einen ort der kindheit der geschwister scholl aufgestellt,nach einigen monaten musste ich die sculptur wieder abbauen,weil sich anwohner beschwerten,es bedrückt mich schwer aber ich weiss das irgendwann es wieder eine aktion von mir geben wird
@Martin Holzherr
Deutschland ist KEINE Problemzone? Weil es mit seiner “Entwicklungshilfe” auch KEINE Waffen in alle Welt transferiert? Weil es auch KEINE Kriege in allen möglichen Erdteilen führt? Weil es NICHT den Heiland der Eurozone spielt? Die Psychopathologie, die sich heute leichtfertig Demokratie nennt, ist auch weiterhin der Faschismus in ignoranter Arroganz im “Recht des Stärkeren” einer Welt- und “Werteordnung” im nun “freiheitlichen” Wettbewerb um … – Angst, Gewalt und “Individualbewußtsein” auf stets systemrationaler Sündenbocksuche, wo längst geistig-heilendes Selbst- und Massenbewußtsein wirken könnte!!!
Was können wir heute tun?
Wir könnten die als gut erkannten Werte pflegen, erklären und ggf. auch verteidigen. Diese stehen in einem nicht zu unterschätzenden (internationalen) Wettbewerb. Die Erinnerung an die Weiße Rose leistet beispielsweise diesbezüglich. Beispielsweise wäre auch eine Argumentation zurückzuweisen, die Idiotie wg. absehbarer Erfolglosigkeit unterstellt, denn auch für den Fall des Scheiterns haben viele Widerständler vorgesorgt: Sie wollten dann eben als Beispiel in Erinnerung bleiben, das zeigt, dass sich seinerzeit nicht alle Vernünftigen eingegraben haben.
MFG
Dr. W
PS: Genau so wie es sinnvoll ist, nicht linke und aus heutiger Sicht systemfeindlicher Kräfte in die Tradition des Widerstands zu stellen, kein Genosse würde bspw. bei der Erinnerung an Luxenburg darauf verweisen, dass auch die Weiße Rose entsprechend geleistet hat.
Wenn (irgendwem von) uns heute die Veröffentlichung eines Kommentars in einem bestimmten SciLog mal wieder mit der lapidaren Meldung verweigert wird
dann könnten wir (soll heißen: jeder) ja versuchen, den entsprechenden Kommentar in einem anderen SciLog zu veröffentlichen. Und (– was haben wir’s heutzutage gut! –) nicht mal anonym.
Mal den Kommutator bürsten
Martin Holzherr schrieb (23.02.2013, 19:59):
> Im Wikipedia-Artikel Quantum Logic […]
> the proposition “q or r” is true, so
> p and (q or r) = true
Ja, solche Schlüsse sind Wikipedia-Artikeln (im gegenwärtigen bedauernswerten Zustand ganz unzureichender Verwikilinkung ihrer Texte) durchaus zuzutrauen;
und vermutlich lassen sich (vielleicht auch gerade deshalb) massenhaft Quellen für derartige Schlüsse auftreiben.
Trotzdem ist dem entgegenzusetzen:
Sofern die Aussage “q or r” wahr ist, gilt folglich
p or (q or r) = true;
aber nicht
“p and (q or r) = true“.
Schäfchen im Trockenen
Tjaja, das wollen uns die Holzherren dieser Welt, die ihre Schäfchen schon lange im Trockenen haben, immer wieder weismachen: Keine Sorge, alles wird gut, ihr braucht euch nicht für Demokratie und Freiheit engagieren.
Und am Grab des Duce stehen sie dann zum Beispiel und fragen:
Mit europäischer Krise und so… war da mal was? Ach was, nein, muss ein schlechter Film gewesen sein.
Demokratie mitgestalten
Eine Demokratie kann nur durch die Partizipation aller lebendig bleiben. Dazu gehört auch die Erinnerung an die Vergangenheit. Wie leben zwar momentan in einer relativ sicheren Demokratie. Trotzdem sollten wir uns nicht zurücklehnen und die Augen verschließen. Wenn wir uns nur darauf verlassen, dass “die da oben” es schon richten werden, dann müssen wir uns am Ende fragen: “Sind wir reif für die Demokratie?”. The Intelligence setzt sich kritisch mit dieser Frage auseinander:
http://theintelligence.de/index.php/politik/kommentare/4826-sind-wir-reif-fuer-die-demokratie.html
@Mona
Nun muss ein Webangebot, das Verschwörungstheorien pflegt wie bspw. zu 9/11 nicht in allen Punkten falsch liegen, dennoch ist Ihr Kommentatorenfreund auch ob einiger Falschaussagen im von Ihnen dargebotenen Webverweis doch ein wenig, wenn nicht sogar bass erstaunt.
Korrekt ist natürlich, dass die aufklärerischen Systeme immer im Dreieck pers. und unternehmerische Freiheiten wie dem Herrschaftssystem der Demokratie stehen UND dass es kulturelle Voraussetzungen benötigt, also leider nicht jede Bevölkerungsgruppe aus dem Stand heraus derartige Systeme fahren kann.
MFG
Dr. W (der auch Herrn Wappler mit seiner unspezifischen Fehlermeldung in sein Mitgefühl einschließt, aussagekräftige Meldungen wären schon besser und wenn kommentarische Beiträge abgelehnt werden, sollte das System auch dementsprechend informieren)
Kultur des geistigen Stillstandes
“Beispielsweise wäre auch eine Argumentation zurückzuweisen, die Idiotie wg. absehbarer Erfolglosigkeit unterstellt, …”
Die wohl größte Idiotie, die auf der ideologischen Grundlage eines SCHEINBAR unabwendbaren Menschen-Schicksals basiert, ist die kapitulative Annahme einer Glaubensvorstellung in Erfüllung einer apokalyptischen Vorsehung, wo die Überwindung dieser “göttlichen Sicherung” mit dem Wirken des Jesus Christus absolut möglich geworden ist – aber NEIN NEIN NEIN, diese Suppe …
“Wir könnten die als gut erkannten Werte pflegen, erklären …”
– es sind vielmehr die erklärbaren Fehler aus denen wir lernen können!
@Webbaer
Es ging mir mit dem “Webangebot” nicht um das Verbreiten von ewigen Wahrheiten, sondern um die Meinung einer kritische Stimme. Eine Demokratie impliziert ja auch Meinungsfreiheit, sofern niemand dadurch verletzt oder sonstwie geschädigt wird. Sie dürfen hier ja auch Ihre neoliberalen Ansichten verbreiten, selbst wenn das bei dem einen oder anderen nur Kopfschütteln hervorruft.
Demokratie versus Expertokratie
Die Flugblätter der “Weissen Rose” konfrontieren die damalige deutsche Öffentlichkeit mit dem Widerspruch zwischen den Zielen der NS-Diktatur und den humanistischen Werten, die die Geschichte Europas und Deutschlands geprägt haben. Demensprechend zitieren sie Schiller, Goethe, Aristoteles und Laotse als Zeugen gegen Tyrannei und Despotismus und klagen die Verbrechen an, die im Namen des NS-Staates begangen wurden und werden und warnen das deutsche Volk, dass das, was sie den Juden und Polen angetan haben auch ihnen widerfahren kann.
Die Flugblätter sind also Aufforderungen zum Widerstand gegen ein Unrechtsregime und dazu dem Schrecken ein Ende zu setzen anstatt ein Schrecken ohne Ende hinzunehmen. Inwieweit sind sie aber Aufforderungen zu mehr Demokratie wie das hier von Mona angemahnt und von Dr. Webbaer kommentiert wurde?
Das ist tatsächlich eine sehr aktuelle Frage. Mein Eindruck ist, dass im Nachkriegsdeutschland bis heute gerade die NS-Zeit zusammen mit ihrem Vorläufer der Weimarer Republik als Argument gegen zuviel Demokratie verwendet wird: Die Weimarer Republik sei ein Scheitern der Demokratie gewesen und Hitler sei demokratisch legitmiert worden. Deshalb wird bis heute in Deutschland die Expertokratie der echt partizipativen Demokratie vorgezogen.
Ganz anders sieht das Jürgen Habermas. Seine Theorie des kommunikativen Handelns sieht Rechtsstaat und partizipative Demokratie in gegenseitiger Bedingung. Mit dem Begriff deliberative Demokratie meint er (Zitat) “die aktive Mitwirkung aller Bürger einer Demokratie im Sinne einer partizipatorischen Demokratie. Wesentliches Kennzeichen einer deliberativen Demokratie ist ein Diskurs über alle politischen Themen, der auch als Deliberation bezeichnet wird.”
Nach Habermas vollzieht sich in der öffentlichen Zivilgesellschaft
eine demokratische Willensbildung, (Zitat Habermas)„(…) welche die Ausübung politischer Macht nicht nur nachträglich kontrolliert, sondern mehr oder weniger auch programmiert“ (Habermas 1992: 364). Nur wenn Entscheidungen des politischen Systems also angemessen an zivilgesellschaftlich artikulierte öffentliche Meinungen angebunden sind, können sie demokratische Legitimität beanspruchen.
Und wie sieht Habermas diese Demokratie in Deutschland verwirklicht? Im Artikel Einspruch gegen die Fassadendemokratie liest man von den Autoren Jürgen Habermas, Peter Bofinger und Julian Nida-Rümelin, aber wohl in der Diktion von Jügen Habermas: “Denn nur für ein politisch geeintes Kerneuropa besteht die Aussicht, den inzwischen fortgeschrittenen Prozess der Umwandlung der sozialstaatlichen Bürgerdemokratie in eine marktkonforme Fassadendemokratie umkehren zu können.” Tatsächlich betrachtet Jürgen Habermas das heutige Deutschland nicht als parizipative Demokratie.
Interessant ist, dass gerade im Zuge der Eurokrise – mit der sich Habermas mehrmals beschäftigt hat – die Demokratie stark gelitten hat und einer Expertokratie gewichen ist: Merkel entscheidet mit einer Handvoll von Technokraten über das zukünftige Europa und alle europäischen Bürger sind die Hinterbänkler. Interessant überhaupt, dass der europäische Gedanke wie er von den Gründern der EU entwickelt wurde sehr wenig von einer demokratischen Entwicklung zu einem gemeinsamen Europa ausging, sondern vielmehr die Entwicklung als Notwendigkeit der Geschichte sah und auch durchsetzen wollte. So war vielen Leuten, die damals den Euro einführten klar, dass es unter den damaligen Bedingungen zu einer oder mehrer Euro-Krisen kommen musste. Die überzeugten Europäer glaubten aber, dass die Überwindung einer solchen Krise zwangsläufig zu mehr Europa führen werde. Eine demokratische Mitgestaltung Europas durch die europäischen Bürger wurde kaum je als möglicher Weg betrachtet.
Fazit: Weder ist Deutschland heute eine partizipative Demokratie im Sinne von Habermas deliberativer Demokratie noch ist das heutige und zukünftige Europa demokratisch begründet und legitimiert. Dass so wenig Europäer, so wenig europäische Politiker an partizipative Demokratie als Form der Willensbildung glauben, überrascht. Es scheint, dass die Politiker den Bürgern nicht den Weitblick zutrauen, den sie selber für sich reklamieren. Und so erlebt der europäische Bürger Entwicklungen, die er selbst nie gewollt hat, die ihm aber von den europäischen Vordenkern und Politikern als Danaergeschenk in die Wiege gelegt wurden in der Auffassung damit werden sich die Bürger schliesslich schon arrangieren, denn an diesem notwendigen Teil der Geschichte führe nichts vorbei.
Immerhin steht es nicht so schlimm um die Europäer, als dass auf ihr Schicksal die folgende Passage aus den Flugblättern der Weissen Rose passen würde:
“Es ist uns nicht gegeben, ein endgültiges Urteil über den Sinn unserer Geschichte zu fällen. Aber wenn diese Katastrophe uns zum Heile dienen soll, so doch nur dadurch: durch das Leid gereinigt zu werden, aus der tiefsten Nacht heraus das Licht zu ersehnen, sich aufzuraffen und endlich mitzuhelfen, das Joch abzuschütteln, das die Welt bedrückt.”
Dr. W
Gar nicht. Wäre auch etwas viel verlangt in Zeiten schlimmster Barbarei.
Die Weiße Rose hat zudem das Nachfolgesystem offen gelassen, die Präferenzen sind aber klar, der Text ist bemerkenswert hellsichtig.
Es ist die Qualität des Textes, der die Gruppe stark und gefährlich gemacht hat.
Ansonsten stimmt das alles mit den Doitschen, die bekanntlich die Demokratie recht zögerlich angenommen haben, oft immer noch skeptisch sind, zur Expertokratie und zum Administrationismus neigen, das gerne auch weltplanerisch.
Man muss nur mal die Öffrechtlichen lesen oder sehen oder hören – was da alles kommt, wie man sich dort bspw. über sog. Expertenregierungen in anderen Ländern freut…
MFG
Dr. W
UN_Wahrheit
“… das Joch abzuschütteln, das die Welt bedrückt.”
Ist dieses Joch durch die weisse Rose präzise beschrieben worden? Kennst du das Joch, welches sehr wohl die Europäer mehr als schlimm knechtet?
“Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.” (Marie von Ebner-Eschenbach)
@ all
Vielen Dank für die exzellenten Kommentare.
Hans Scholl sagte: “Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen.”
Auch Mahatma Gandhi wusste: “Be the change you want to see in the world.” – Sei die Veränderung, die du in der Welt sehen möchtest. Das ist eine große Herausforderung, aber gleichzeitig eine Chance, wie die Weiße Rose zeigen konnte.
dunkle Triebe
“Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique regieren zu lassen.”
Schade nur, daß die “Kultur” stets eine SYSTEMRATIONAL-reformistische / zeitgeistlich-kreislaufende in Hierarchie von und zu materialistischer “Absicherung”, allso MENSCHENUNWÜRDIGE ist!
“Was können wir heute tun?”
– eine Welt- und Werteordnung OHNE Wettbewerb, OHNE Steuern und Zinsen zahlen, OHNE manipulativ-schwankende “Werte”, OHNE “Sozial”-Versicherungen, OHNE Zeit-/Leistungsdruck zu einer Karriere von Kindesbeinen, usw., ist absolut machbar, auf der Basis eines UNKORRUMPIERBAREN MENSCHENRECHTS auf Nahrung, Wohnen und Gesundheit, denn wenn GRUNDSÄTZLICH alles allen gehört, so daß “Wer soll das bezahlen?” und “Arbeit macht frei” keine Macht mehr haben, kann PRINZIPIELL alles wirklich-wahrhaftig und zweifelsfrei geregelt werden!
Die weisse Rose und die Judenfrage
Im Flugblatt II der weissen Rose liest man
“Nicht über die Judenfrage wollen wir in diesem Blatte schreiben, keine Verteidigungsrede verfassen – nein, nur als Beispiel wollen wir die Tatsache kurz anführen, die Tatsache, daß seit der Eroberung Polens dreihunderttausend Juden in diesem Land auf bestialischste Art ermordet worden sind. Hier sehen wir das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen, ein Verbrechen, dem sich kein ähnliches in der ganzen Menschengeschichte an die Seite stellen kann. Auch die Juden sind doch Menschen – man mag sich zur Judenfrage stellen wie man will -, und an Menschen wurde solches verübt. Vielleicht sagt jemand, die Juden hätten ein solches Schicksal verdient; diese Behauptung wäre eine ungeheure Anmaßung; aber angenommen, es sagte jemand dies, wie stellt er sich dann zu der Tatsache, daß die gesamte polnische adelige Jugend vernichtet worden ist (gebe Gott, daß sie es noch nicht ist!)? “
Die weisse Rose darf politisch sicher links verortet werden. Doch auch für links stehende, kurzum für die meisten deutschen Menschen der damaligen Zeit, egal was ihre politische Ausrichtung war, gab es die Judenfrage.
In der Wikipedia liest man dazu: “Seit 1873 wurde der Begriff im Kaiserreich zu einem feststehenden Ausdruck des modernen Antisemitismus, der Juden jede Fähigkeit zur Integration und Assimilation absprach und ihnen ein Weltherrschaftsstreben unterstellte („Weltjudentum“).”
Gleichzeitig hatten Juden vor dem zweiten Weltkrieg wichtige Stellungen in verschiedenen Gesellschafts- und Berufsbereichen und im Rückblick scheint es kaum verständlich, dass sie zunehmend diskriminiert und zur Emigration gedrängt wurden – trotz dem immensen wirtschaftlichen Schaden und dem Verlust an “humanen Ressourcen” (wie man heute sagen würde), den diese erzwungene Emigration für Deutschland bedeutete.
In Mathematik und Physik zeigten sich die Folgen schon früh:
Als Hilbert bei einem Bankett 1934 von dem neuen preußischen Unterrichtsminister Bernhard Rust gefragt wurde, ob es denn stimme, dass sein Institut „unter dem Weggang der Juden und Judenfreunde“ gelitten habe, erwiderte dieser: „Das Institut – das gibt es doch gar nicht mehr!“
Denn schon kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden sogenannte „Nicht-Arier“ wie Edmund Landau, Richard Courant, Max Born, Felix Bernstein, Emmy Noether, Otto Blumenthal und politisch Andersdenkende wie Hermann Weyl zur Aufgabe ihrer Tätigkeit genötigt oder in die Emigration gezwungen.
Auch der deutsche Film, das deutsche Theater und das deutsche Musikleben war ohne Juden kaum denkbar. Doch auch diese Juden wurden systematisch vertrieben. Im Nachhinein kann man sagen, dass es ein Glück für die jüdische Elite war, dass sie schon sehr früh nur noch die Emigration als Lösung ihrer zunehmenden Diskrimination (die bis zum Berufsverbot ging) sah. (Zitat)“Die Zahl sämtlicher Exilanten nach 1933 betrug ca. eine halbe Million Menschen, wobei die Juden überwogen.”
Als besonderes Paradox empfinde ich, dass man mit der Judenfrage die fehlende Fähigkeit zur Integration und Assimiliation von Juden meinte, zugleich aber die erfolgreichsten und am besten assimilierten Juden am meisten bedrängte und an schnellsten unter Berufsverbote stellete (Wikipedia) ” Infolge der Nürnberger Gesetze von 1935 durften Juden spätestens ab 1938 nicht mehr als Ärzte oder Rechtsanwälte tätig sein. .. Am 25. Juli 1938 war die „Vierte Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ erlassen worden. Damit war der Approbationsentzug aller jüdischen Ärztinnen und Ärzte zum 30. September 1938 festgeschrieben.”
Die Judenfrage – ein immanent antisemitischer Begriff – wurde also selbst von der “Weissen Rose” als eine Problem erkannt. Sogar die “guten Deutschen”, die nicht-nationalen und politisch fortschrittlich Denkenden waren antisemtisch.
Oder sind es teilweise auch heute noch. Oder sind es heute wieder. Dass der Antisemitismus mit dem Ende des zweiten Weltkrieges ein abgeschlossenes Kapitel sei, darf auf alle Fälle bezweifelt werden. Und wiederum sind die neuen Formen des Antisemitismus nicht auf rechte und national denkende Kreise beschränkt.
Da wäre einmal das versuchte Attentat auf da jüdische Gemeindezentraum in Berlin zum 31. Jahrestag de Reichskristallnacht – ausgeführt am 9. November 1969 von den Tupamaros West-Berlin, einer Vorläufergeneration der RAF. Die Bombe zündete jedoch nicht. Doch auch der erfolgreiche Anschlag auf das Münchner Gemeidehaus bei dem sieben Holocaust-Überlebende getötet wurden, geht wahrscheinlich auf das Konto von Linksterroristen, die den Tupamaros nahestanden. Ulrike Meinhof wiederum lobte das Attentat auf israelische Sportler bei Olympia 1972 als “zutiefst proletarische Aktion” und später bei einer Flugzeugentführung separierten Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann jüdische Flugpassagiere von nichtjüdischen. Der Politologe Wolfgang Kraushaar hat dazu ein Buch geschrieben.
Und dann gibt es noch die deutschen Zeitgenossen, die sowohl bei den Nazis eine wichtige Rolle gespielt haben als auch später bei der demokratischen Linken. In Was gesagt werden muss wirft Günther Grass Israel vor, einen Erstschlag gegen den Iran zu planen. „der das (…) iranische Volk auslöschen könnte“. Das Perfide an dieser Unterstellung ist die “subtile” Verschiebung von der realen Möglichkeit eines israelischen Präventivschlages gegen iranische Atomeinrichtungen hin zu einer möglichen israelischen Bombardierung von iranischen Städten , was dann (Zitat)“das (…) iranische Volk auslöschen könnte“.
Wie lässt sich eine solche Aussage von einem ehemaligen Mitglied der Waffen-SS, der Günter Grass ja angehörte, erklären? Die Waffen-SS war eine Eliteeinheit, die oft “schwierige Aufgaben” zu erledigen hatte, die gewöhnlichen Soldaten nicht zuzutrauen waren – wie eben die physische “Elimination” von Juden durch eine Vielzahl von Methoden.
Günter Grass gehörte also einer Truppeneinheit an, die Deutschland und seine eroberten Gebiete von Juden eliminierte. Doch nur Deutschland wurde mehr oder weniger judenfrei. Es blieben und bleiben bis heute Juden in den USA und Israel. Die Judenfrage wurde also in der Lebenszeit Günter Grass nicht gelöst – dessen wird er sich wohl bewusst geworden sein. Und genau so wie allein schon der Begriff “Judenfrage” eine inhärente Lüge beinhaltet: die Lüge nämlich, das Problem mit den Juden sei ihre fehlende Integrations- und Assimilationsbereitschaft, so ist auch die “Israelfrage”, die von Günter Grass angesprochen wird eine inhärente Lüge: Die Lüge nämlich, dass Israel sich nicht nur um seine Stellung in seiner unmittelbaren Umgebung kümmmert (und dabei auch aggressiv gegen Palästinenser vorgeht), sondern dass Israel auch Länder, die nicht einmal an Israel grenzen – wie den Iran – in seiner Existenz tödlich bedroht.
Noch sind nicht alle Deutschen gestorben, die den Juden das Schlimmste zutrauen und bereit sind dies zu verhindern indem sie selber Schlimmes schreiben oder gar tun. Nocht nicht.