Vulkanausbruch auf La Réunion

Plaine de Sables by @med_and_more

Auf der Insel La Réunion ist mal wieder der Vulkan ausgebrochen. Der rund 2630 m hohe Piton de la Fournaise ist einer der aktivsten Vulkane der Welt. Seit heute morgen speit er  Lava oder wie die Einheimischen sagen: il pète – „er pupst“.

Piton de la Fournaise und Formica Leo
Piton de la Fournaise, im Vordergrund der kleine Nebenkrater Formica Leo (“Ameisenlöwe”). Foto: Karin Schumacher (@med_and_more, 2016)

Vor zwei Tagen stand ich noch am Rand des rund ein Kilometer langen und 500 Meter breiten Kraters des Piton de la Fournaise (auf deutsch “Backofen”). Aus der Tiefe stieg ein kleines, harmloses Rauchwölkchen auf– fast wie die gerade nicht benutzte Feuerstelle eines Riesen, der sich hier oben ab und an für eine Party mit Freunden trifft.

Vor zwei Tagen dampfte der "Ofen" nur minimal...
Vor zwei Tagen dampfte der “Ofen” nur minimal… Foto: Karin Schumacher (@med_and_more, 2016)

Auf La Réunion gibt es recht oft Grund zum Feiern – nicht nur für den Vulkan. Die kleine französische Insel im Indischen Ozean ist vor etwa zwei bis drei Millionen Jahren aus einem “Hot Spot”, einem ortsfesten “heißen Spot” im Erdmantel entstanden. Sie ist heute ein friedlicher Schmelztiegel für Kulturen aus aller Welt. Die Eruptionen des Vulkans sind häufig, aber ungefährlich.

Am Rand des Cratère Dolomieu.
Himmel und Menschen trafen sich vor ein paar Tagen noch friedlich am Rand des Hauptkraters (Cratère Dolomieu). Foto: Karin Schumacher (@med_and_more, 2016)

Der Piton de la Fournaise ist eine der Hauptattraktionen für Touristen und Insulaner. Es ist schon beeindruckend, wie viele Leute sich an schönen Tagen auf den steinigen Weg machen. Wer einmal selbst am Rand des Vulkansschlunds stehen will, muss fast zwölf Kilometer und rund 500 Höhenmeter sind zu Fuß bewältigen. Weiße Markierungen zeigen unverkennbar den Weg an. Sie sollten nicht verlassen werden, denn ein Wetterumschwung mit Nebel und Kälte kann hier schnell tödliche Folgen haben. Festes Schuhwerk, Funktionskleidung, Sonnencreme, eine schützenden Kopfbedeckung, ausreichend Wasser und Verpflegung sollten für die fast zwölf Kilometer lange Wanderung über Strick- und Kuhfladenlava mitgenommen werden.

Auf dem Weg zum Cratère Dolomieu.
Weiße Markierungen weisen den Weg zum Cratère Dolomieu. Foto: Karin Schumacher (@med_and_more, 2016)

Dennoch sieht man immer wieder Touristen in Sandalen, T-Shirts und Shorts und einer Figur, die eher strand- als hochgebirgstauglich erscheint. Auch wenn das nicht sehr vernünftig erscheint, ist es doch beeindruckend, wie solch ein Ziel die Motivation zur Bewegung beflügeln kann. Medizinisch gesehen würde ich mir fast einen solchen Vulkan auch für Deutschland wünschen… Damit könnte vielleicht so manche Zivilisationskrankheit verhindert oder zumindest gemildert werden.

Doch nun wieder zurück zu den Flatulenzen des Vulkans. Wenn er mal wieder „pupst“, setzen sich tausende Insulaner und Touristen in ihre Autos und in Bewegung, um das Spektakel gemeinsam zu bewundern und sich die besten Beobachtungsplätze zu sichern – und nehmen selbst lange Staus in Kauf. Am Ende windet sich die staubige Straße über eine rund drei Kilometer lange roten Sandwüste, der Plaine de Sables, auf der man sich schon fast wie auf dem Mars fühlen kann.

Piton de la Fournaise by @med_and_more
Fast wie auf dem Weg zum Mars: Straße zum Vulkan am Pas de Sables. Foto: Karin Schumacher (@med_and_more 2016)

Es lohnt sich. Letztes Jahr konnte ich meinen ersten Vulkanausbruch auf der Insel erleben – damals auf einem gerade abgeernteten Zuckerrohrfeld in der Nähe von St. Rose im Süden der Insel. Die Batterie des Leihwagens hatte sich dem langen Stau hinauf zum Vulkan verweigert. Heute starte ich den zweiten Versuch, einen guten am Pass an der Westseite, dem Pas de Bellecombe, zu erreichen. Lassen wir uns überraschen.

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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

5 Kommentare

  1. Auch der Stromboli ist ein Vulkan, der regelmässig auswirft. Als ich Ferien machte, war die Besteigung im Alleingang noch der Normalfall, heute dagegen ist die unbegleitete Besteigung verboten, man muss sich einem Führer anschliessen. Zu recht wohl, denn es gab immer wieder Todesfälle von unvorsichtigen Touristen.
    Eine Insel wie der Stromboli oder auch Reunion stelle ich mir immer als Feriendestinationen vor, deren Schicksal vom Tourismus bestimmt wird und deren Einheimische fernab des eigentlichen Geschehens leben. Mit dieser Sicht liege ich aber wohl falsch. Reunion hat ein paar bekannte Leute hervorgebracht: Michel Houllebeq wurde 1956 dort geboren, der Monster verteidigende Rechtsanwalt Jacques Vergès ebenfalls und auch Roland Garros, der Flugpionier, der in Paris Pianist werden sollte, dann aber, dem Fliegen verfallen, alles stehen und liegen liess um sich selbst das Fliegen im selbst erstandenen Flugzeug beizubringen. Heute heissen die French-Open-Tennisturniere nach ihm.
    Ich frage mich schon: Gibt es es mehr AbenteurerInnen unter Insulanern? Denn Houllebeq,Vergès und Garros sind alle auf ihre Art Abenteurer.

    • Vielen Dank für die interessanten Anmerkungen. Zwischen dem Stromboli und dem Piton de la Fournaise gibt es auch vulkanologisch einige Unterschiede. Die Eruptionen des Stromboli sind explosiv, während der Piton de la Fournaise ein effusiver Vulkan ist. Bei Letzterem strömt die Lava relativ ruhig und enthält zudem weniger Gas – Menschen kommen bei solchen Eruptionen selten ums Leben. Ganz anders bei explosiven Vulkanausbrüchen. Die bekannten Vulkanologen Katia und Maurice Krafft, die viel auf La Réunion geforscht haben, starben 1991 in Japan, beim Abgang eines pyroklastischen Stroms am Vulkan Unzen.

      Danke auch für die Liste der „Abenteurer“. Ich denke schon, dass ein Leben fernab von der ursprünglichen Heimat eine gewisse Abenteuerlust voraussetzt, wobei Jacques Vergès laut Wikipedia in Thailand geboren wurde.

      Die Begeisterung Roland Garros’ fürs Fliegen kann ich gut nachvollziehen. Die Reise in die „métropole“, wie die Bewohner Réunions das Mutterland Frankreich nennen, ist ja selbst heute noch relativ lang und beschwerlich. Wie muss das erst damals gewesen sein, als dies nur mit Schiffen möglich war?
      Saint-Denis ehrt übrigens ihren berühmten Sohn mit einer Statue, der Flughafen wurde ebenfalls nach ihm benannt.

  2. Also langsam werde ich richtig grün und gelb vor Neid! Einen Ausbruch des Piton de la Fournaise mitzuerleben ist sicher ein echtes Erlebnis. Der zuständige Hotspot hat ja quasi unsere eigene Geschichte mitgeschrieben. Er ist nämlich derjenige, der für die Dekkan Trapp Basalte verantwortlich ist, die sich zu der selben zeit gebildet haben, als die Dinosaurier ausstarben. Zusammen mit dem Impakt an der Kreide Tertiär-Grenze hat er also dafür gesorgt, dass wir Primaten heute die Welt bevölkern können.

    • Danke, Gunnar, die Bedeutung dieses Hotspots ist mir erst auf der La Réunion so richtig klar geworden. Das Vulkan-Museum der Insel ist weltweit wohl einzigartig und eines meiner absoluten Lieblingsmuseen. Ihr Geowissenschaftler habt schon einen faszinierenden Job. Und als ich die kleinen Lämpchen in der Nähe der Eruption unten im Enclos flackern sah, hätte ich mich gern auch mal als Vulkanologe verkleidet. Andererseits sind ja nicht alle Vulkane so „friedlich“ und „freundlich“ wie der Piton de la Fournaise….

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