SafeVac 2.0-App: Neben-Wirkungen der COVID-19-Impfungen sicher erfassen


Über die Smartphone-App SaveVac 2.0 des Paul-Ehrlich-Institutes (PEI) können Geimpfte Verlauf und die Wirksamkeit ihrer COVID-19-Impfung dokumentieren. Somit kann jeder Impfling selbst zur Bewertung der Corona-Impfstoffe beitragen. Vorausgesetzt, man ist schnell genug bei der Registrierung seiner Dosis. Denn die Impfung muss innerhalb von 48 Stunden in die App eingegeben werden.

Impfen gegen die Pandemie

Mithilfe der COVID-19-Impfungen haben wir die Chance, dieser Pandemie ein Ende zu setzen und uns selbst zu schützen. Die Wirkung der bislang in Deutschland zugelassenen Impfstoffe gegen Sars-CoV-2-Viren basiert auf dem Einbringen viraler genetischer Information in menschliche Zellen. Dank der Corona-Pandemie konnte die Zulassung dieser neuartigen Impfstoffe in atemberaubender Zeit erfolgen.

Noch nie hat die Geschichte der Menschheit so viele Impflinge in einem so kurzen Zeitraum gesehen. Weltweit wurden mittlerweile über 1,5 Milliarden Impfdosen verabreicht (Stand: 19. Mai 2021). Hierdurch zeigen sich allerdings auch einige sehr seltene Nebenwirkungen. Dokumentation und rasche Aufklärung solcher Ereignisse können Impfungen und Impfstoffe zukünftig noch verträglicher und sicherer machen.

Mit der für den 07. Juni 2021 anvisierten Aufhebung der Impfpriorisierung werden die Impflinge immer jünger. Mittlerweile hat die EU Kommission Comirnaty (BioNTech/Pfizer) für Kinder ab 12 Jahren zugelassen. Besonders bei jüngeren Menschen ist die Bewertung des individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnisses wichtig. Mit Fortschreiten der Impfkampagne werden ja immer mehr gesunde Menschen geimpft, die auch für viele Jahre gesund bleiben sollen und wollen.

Coronaschutzimpfung: bislang erfasste Nebenwirkungen

Bis zum 30. April 2021 betrug die Melderate der gemeldeten Verdachtsfälle von Nebenwirkungen an das PEI 1,7 pro 1000 Impfdosen für alle Impfstoffe zusammen. Für schwerwiegende Reaktionen gab es 0,2 Meldungen pro 1000 Impfdosen. Das PEI ist das deutsche Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel. Es ist unter anderem für die Zulassung von Impfstoffen in Deutschland zuständig und unterliegt dem Geschäftsbereich des Bundesamts für Gesundheit.

Im Zeitraum bis zum 29. April 2021 wurden laut Robert Koch-Institut 28.774.580 Impfungen durchgeführt, darunter 21.329.667 Impfungen mit Comirnaty (BioNTech/Pfizer), 1.667.261 Impfungen mit Moderna, 5.775.546 Impfungen mit Vaxzevria (AstraZeneca) und 2.106 Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff Janssen (Ad26.COV2.S, Janssen-Cilag/Johnson und Johnson).

Bezüglich der bislang in Deutschland zugelassenen COVID-19-Impfstoffe erfasst und bewertet das PEI derzeit insbesondere Meldungen über unerwünschte Reaktionen von besonderem Interesse (Adverse Events of Special Interest, AESI). Hierzu zählen Meldungen zu Thrombosen mit Thrombozytopenie, Myokarditis und auch das Guillain-Barré-Syndrom (GBS).

Erhebung von Impfreaktionen mit der SafeVac 2.0-App

Wirkung und mögliche Nebenwirkungen der COVID-19-Impfungen können mithilfe der vom Paul-Ehrlich-Institut (PEI) entwickelten App SaveVac 2.0 einfach digital übermittelt werden. 

Bis zum 30. April 2021 nahmen 302.639 und damit etwa 1,4% der geimpften Personen an der Befragung mittels der SafeVac 2.0-App teil. 150.414 und damit fast die Hälfte der Teilnehmenden waren 18 bis 44 Jahre alt. Nur 41.215 Impflinge waren 65 Jahre oder älter.

Zu den am häufigsten Beschwerden zählten vorübergehende Schmerzen an der Injektionsstelle, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Unwohlsein, Fieber, Schüttelfrost, Schwindel, Gelenkschmerzen und Schwellung an der Injektionsstelle.

Gute App mit Verbesserungspotenzial

Die Datenschutzstandards der SafeVac-App sind ähnlich hoch wie beispielsweise bei der Corona-Warn-App. Eine Identifikation der Person ist nicht möglich. Die Daten werden verschlüsselt übertragen. Die Bedienung der App ist kinderleicht.

Nur ist es schade, dass man nicht mehrere Personen erfassen kann (wie z.B. bei GrippeWeb, einem Projekt des Robert-Koch-Instituts zur Erfassung der Aktivität akuter Atemwegserkrankungen). So ist es kein Wunder, dass die bislang für die COVID-19-Impfung priorisierten, vor allem älteren, Menschen am wenigsten an der Dokumentation teilnehmen.

Klasse wäre auch eine entsprechende Integration der COVID-19-Impfungen in die Corona-Warn-App. Auch dass man seine Impfung innerhalb der ersten 48 Stunden in der SafeVac-App registrieren muss, ist nicht sehr nutzerfreundlich. Soll so vielleicht vermieden werden, dass zu viele Impflinge an den Befragungen teilnehmen?

Fazit

Alles in allem kann ich daher allen nur raten, sich möglichst zeitnah SafeVac 2.0 aufs Smartphone zu laden. Denn wir alle können dazu betragen, dass Verträglichkeit und Wirksamkeit der COVID-19-Impfungen gesichert werden.

“Wir sind erst sicher, wenn wir alle sicher sind”, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Diesen Weg schaffen wir nur gemeinsam. Die unabhängige Erfassung von Nebenwirkungen und Wirkungen der COVID-19-Impfstoffe ist ein Beitrag hierzu, an dem möglichst jeder und jede sich beteiligen sollte.

Ansonsten können unerwünschte Wirkungen von Arzneimitteln und Impfstoffen auch direkt auf der Homepage des Paul-Ehrlich-Instituts gemeldet werden: www.nebenwirkungen.bund.de. Bei heftigen Beschwerden man natürlich umgehend eine Ärztin oder einen Arzt seines Vertrauens konsultieren.

 

Quellen / weiterführende Literatur:

  • Verdachtsfälle von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen nach Impfung zum Schutz vor COVID-19 seit Beginn der Impfkampagne am 27.12.2020 bis zum 30.04.2021 (Stand: 07.05.2021), Paul-Ehrlich-Institut, online, abgerufen am 01.06.21.
  • Safe­Vac 2.0 – Smart­pho­ne-App zur Er­he­bung der Ver­träg­lich­keit von CO­VID-19-Impf­stof­fen, Paul-Ehrlich-Institut, online, abgerufen am 01.06.21.
  • STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung: Beschluss der STIKO zur 5. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung und die dazugehörige wissenschaftliche Begründung. Aktualisierung vom 12. Mai 2021, online, abgerufen am 01.06.21.

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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

3 Kommentare

  1. Und wie kommt man an die App, wenn man zwar ein Smartphone besitzt, aber keinen Vertrag mit Google oder Apple abschließen möchte?

    Wie üblich – überhaupt nicht?

    • SafeVac 2.0 ist leider –nur- als App verfügbar und (kostenfrei) in den bekannten App-Stores abrufbar. Ich finde das auch sehr schade. Schließlich kann durch die App nicht nur Häufigkeit, Schwere und Dauer unerwünschter Reaktionen erfasst werden, sondern auch wie viele Menschen die Impfungen gut vertragen. Das ist eine große Chance.

      Wünschenswert wäre daher dringend ein Online-Portal für Impfungen, z.B. ähnlich wie GrippeWeb vom Robert Koch-Institut, welches seit 2011 die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen in Deutschland direkt aus der Bevölkerung beobachtet (https://grippeweb.rki.de).

      Momentan können alle, die SafeVac nicht nutzen, Impfnebenwirkungen über das Online-Meldesystem http://www.nebenwirkungen.bund.de melden.

  2. Ich zähle zu den alten weißen Männern. Am Pfingstsonntag mit Janssen geimpft. Fünf Tage zuvor den Impftermin ergattert und einen Tag später die App installiert und dann auch die unerwünschten Wirkungen über die App gemeldet. An der App kann es nicht liegen, die ist kinderleicht zu bedienen. Das sie wenig installiert und von Alten kaum genutzt wird, liegt an (meine Vermutung) daran, dass sie kaum jemand kennt. Ich bin ein Info-Junky, seit Beginn der Endemie sauge ich förmlich alles zu diesem Thema auf. Ich bin aber eher Außenseiter, der Wissensdurst meiner Altersgruppe beschränkt sich auf Fußball oder Königshaus.
    Ich wurde in einem Impfzentrum geimpft, dort wäre Gelegenheit, mündlich und auch schriftlich auf die App hinzuweisen.

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