(Pseudo-)Moralismus vs. Phänomen Dr. Jordan Peterson

Februar 2019, ein Jahr vor der Corona-Pandemie. Eine Talkshow in Australien. Eine junge Frau aus dem Publikum stellt eine Frage an Dr. Jordan Peterson. Sie will ihn ganz offensichtlich provozieren:“Welche Antworten haben Sie auf die großen Menschheitsthemen wie Wirtschaftskrise, prekärer Arbeits- und Wohnungsmarkt und Klimawandel jenseits banaler Binsenweisheiten wie “putz dein Zimmer”?” [1] Was würdet ihr darauf antworten?

Jordan Peterson ist ein Phänomen. Bevor der hagere, grau melierte Mann, Jahrgang 1962, die Hörsäle seiner Universität verließ, war er ein normaler Professor für klinische Psychologie in Kanada. Doch seit einigen Jahren hält er uns allen einen psychologischen Spiegel vor, aus dem uns die Wahrheit unseres Zeitgeists anschaut.  Die “New York Times” nannte ihn deshalb den “einflussreichsten Intellektuellen der westlichen Welt”.

Große Probleme – kollektive oder individuelle Verantwortung?

Kath Larkin (KL) ist eine australische Aktivistin und extremistische Sozialistin. Der australische Sender ABC lud sie in die Sendung “Q and A” am 25.02.2019 ein, damit sie dem kanadischen Psychologen die folgende Frage stellen konnte: Ich möchte von Ihnen wissen, was Sie jungen Leuten zu einigen der wirklich großen Probleme – Klimakatastrophe, Wirtschaftskrise oder prekärer Arbeitsmarkt – antworten. Sie reden viel über individuelle Verantwortung, doch die meisten von uns werden es sich nie leisten können, all dieses Vermögen zu besitzen und Verantwortung zu tragen. Was ist also Ihr Rat, abgesehen von banalen Kommentaren wie “räum dein Zimmer auf”?
Dr. Jordan Peterson (JP): Nun, wissen Sie, es ist eigentlich ziemlich schwierig eine Frage, die mit „Ihre Kommentare sind banal“ endet, höflich zu beantworten. […] Ich würde das eher als eine persönliche und politische Meinungsäußerung denn als eine Frage ansehen. Warum versuchen Sie es also nicht so umzuformulieren, dass tatsächlich eine Frage daraus wird?
KL: Also, was raten Sie jungen Menschen, wenn Sie davon sprechen, dass sie individuell verantwortlich sein müssen und die Dinge so außer Kontrolle geraten wie die Klimakatastrophe, die prekäre Arbeitsmarktsituation, die Wirtschafts…
JP: Sie sind weniger außer Kontrolle, als Sie denken…
KL: … krise. Also was ist Ihre Antwort?

“Glauben Sie, dass Sie schlechter dran sind als Ihre Großeltern?”

JP: Glauben Sie, dass Sie schlechter dran sind als Ihre Großeltern?
KL: Ich denke, es gibt verschiedene Herausforderungen…
JP: Sie denken, dass Sie schlechter dran sind als Ihre Großeltern.*

Vom menschlichen Hang zu Vorurteilen oder: “Dr. Jordan Peterson Calls Out The “Pseudo-moralistic Stances” Of Activists”. ABC Australia, YouTube, 27.02.2019. [1]

Pseudo-Moralismus – eine Zivilisationskrankheit?

Moderator: Jordan, noch einmal, wir werden unsere Fragenden nicht ins Kreuzverhör nehmen. Versuchen Sie also, beispielsweise die Frage nach der kollektiven Verantwortung für den Klimawandel zu beantworten.
Ich denke das Argument ist, dass die individuelle Verantwortung das Klima nicht ändert, das Problem nicht löst, das globale kollektive Verantwortung erfordert. Also ich denke das ist der Kern der Frage. Haben Sie dazu eine Theorie?
JP: Nun, im Grunde bin ich Psychologe und habe die Erfahrung gemacht, dass Menschen enorm viel Gutes für sich selbst und für die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung tun können – wenn sie ihre eigenen Unzulänglichkeiten und ihre eigenen Fehler und die Dinge, die sie in ihrem Leben tun, betrachten und damit beginnen, sich selbst als stärkere Individuen aufzubauen.
Und wenn sie dazu in der Lage sind, dann können sie ihre Karriere entwickeln. Und wenn sie in der Lage sind, ihre Karriere und ihre Kompetenz auszubauen, dann sind sie fähig, als effektive Führungspersönlichkeiten einen Platz in der Gesellschaft einzunehmen. Und dann sind sie in der Lage, weise Entscheidungen statt unkluger Entscheidungen zu treffen, wenn es um kollektive politische Entscheidungen geht.
Ich habe nie behauptet, dass es keinen Bereich für soziales Handeln gibt. Ich schlage vor, dass die Menschen, die ihre eigenen Häuser nicht in Ordnung haben, sehr vorsichtig sein sollten, bevor sie die Welt neu organisieren, was auf viele Arten geschieht.

Das Publikum applaudiert, doch die in Australien bekannte extremistische Aktivistin schüttelt verärgert den Kopf.

Moderator: […].. Wenn ein junger Mensch glaubt, dass […] die globale Erwärmung, das Klimaproblem etwas ist, das schnell angegangen werden muss und er nicht warten kann, bis er oder sie Premierminister*in wird, um etwas zu tun – glauben Sie, dass die kollektive Verantwortung in einem so großen Thema die individuelle Verantwortung aufhebt?
JP: Nein. [Das Publikum lacht.]
Moderator: Okay?

[Applaus.]

JP: […] Ich denke, dass im Allgemeinen […] Menschen Dinge haben, die eher in ihrer persönlichen Reichweite liegen, mit denen sie schwierig fertigwerden und die sie deswegen vermeiden. Im Allgemeinen umgehen sie diese Probleme, indem sie pseudo-moralistische Haltungen zu großen sozialen Fragen einnehmen. Damit sehen sie bei ihren Freunden und Nachbarn gut aus. So sieht es aus.

Das Publikum applaudiert, doch die sozialistische Aktivistin schüttelt bockig wie eine Siebenjährige den Kopf. Sie hat es leider (noch) nicht verstanden. Und wir haben nebenbei eine kleine Lektion über den menschlichen Hang zu Vorurteilen erhalten.

Die blinden Flecken der Binsenweisheiten…

So sieht es aus. Jeder hat blinde Flecke, in denen sich gern Probleme ablagern, die man nur ungern angeht. Wir sollten also alle regelmäßig in unsere Spiegel schauen und auch ab und an ein paar wahre Freunde befragen, was sie über uns und unser Verhalten wirklich denken.

Wir sollten auch einfach mal mit Menschen sprechen, die nicht unserer Meinung sind, so wie mein Blognachbar Stephan Schleim 2018 die Weihnachtsansprache Frank-Walter Steinmeiers zitiert. Am besten gelingt das, wenn wir achtsam zuhören und lernen, nicht der selektiven Wahrnehmung, dem Confirmation Bias und anderen Denkfehlern zu erliegen. Doch was, wenn diese anderen nicht mit uns reden wollen?

Vermeidung von Denkfehlern

Jeder und jede kann den Gedanken durch ein paar einfache Fragen eine objektivere Sichtweise geben:

  • Wie objektiv sind meine Gedanken in Bezug auf diese Situation?
  • Wie könnte die Gegenseite die Situation sehen und warum?
  • Was würde mein bester Freund / meine beste Freundin sagen?
  • Wie würde die Wissenschaft diese Situation sehen?
  • Wie würde ein Richter / eine Richterin diese Situation beurteilen?
  • Was werde ich in fünf / zehn Jahren über die Situation denken? Werde ich mich dann überhaupt noch daran erinnern?
  • Was ist der bestmögliche Ausgang, was der schlechteste Ausgang für diese Situation?
  • Wie viele Katastrophen gab es schon (in meinem Leben) und wie sind sie ausgegangen?

Schließlich entstehen die Krankheiten unserer Zivilisation häufig durch Umweltfaktoren, Überkonsum und Fehlverhalten im Lebensalltag. Der US-amerikanische Psychotherapeut Aaron Beck stellte fest, dass chronische “Denkfehler” bzw. “kognitive Verzerrungen”, die nur selten bewusst (hinterfragt) werden, zu falschen Annahmen, belastenden Gefühlen und damit in einen Teufelskreis von Depressionen führen können. Auf all diese Dinge haben wir mehr Einfluss, als es so manch einem lieb ist.

Ein schriftliches Gedankenprotokoll kann im Alltag hilfreich sein. Drei Spalten genügen: Situation, Gedanke, Gefühl. So können wir eigene automatische Gedanken erkennen und lernen, achtsam mit ihnen umzugehen.

Die Angst vor der Wahrheit

“Die Menschen haben keine Angst vor den Dingen, sondern davor, wie sie sie betrachten”, wusste schon der antike Philosoph Epiktet. Die einfache Wahrheit, dass die Kontrolle unseres Bewusstseins unsere Lebensqualität beeinflusst, ist also schon sehr lange bekannt. So lautete der Rat des antiken Orakels von Delphi: “Erkenne dich selbst” (Γνῶθι σεαυτόν, gnôthi seautón) und “nichts im Übermaß” (μηδὲν ἄγαν, medèn ágan). “Doch wo lernen wir diese Dinge heute? In der Schule? In welcher Schule?” Dies fragte ich schon 2018 in “Die Schule der Einfachheit“. Was hat sich seitdem getan?

Die SciLogs bieten zum Glück noch immer eine wunderbare Möglichkeit, mit den verschiedensten Menschen zu diskutieren und sich dabei auch selbst besser kennenzulernen. Auch wenn dies seit mittlerweile fünf Jahren leider nur noch digital geschieht und ich die Kommentare seit der Corona-Pandemie moderieren muss.

Jenseits der Ordnung

Professor Peterson reist derweil durch die Welt, diskutiert mit den Menschen, hält Vorträge und scheint alles zu geben, um uns das Wissen und die Werkzeuge zu vermitteln, damit wir unser bestmögliches Selbst entfalten können. Doch für diese Vermittlung von Wahrheit und Werten zahlt er ganz offenbar einen hohen Preis. Als die erwähnte Sendung aufgezeichnet wurde, war Dr. Peterson ganz offenbar selbst krank und hätte eigentlich Hilfe gebraucht. Einige Monate später wäre er bei der Überwindung seiner Benzodiazepin-Abhängigkeit fast gestorben. In seinem zweiten Buch, “Beyond Order: 12 More Rules for Life” [2], schreibt er, was er u.a. daraus gelernt hat:

“Und ich glaube, dass ich, wenn ich mich beispielsweise dem Groll ergeben hätte, ein für alle Mal umgekommen wäre – doch ich hatte das Glück, dass mir ein solches Schicksal erspart geblieben ist. Wäre es nicht möglich (auch wenn es uns nicht immer aus der schrecklichen Situation befreit, in der wir uns befinden), dass wir alle besser in der Lage wären, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen – mit Unsicherheit, den Schrecken der Natur, der Tyrannei der Kultur der Böswilligkeit von uns selbst und von anderen – wenn wir bessere und mutigere Menschen wären ?“ [Eigene Übersetzung]

In der deutschen Version des Buches fehlt übrigens der Teil der “eigenen Böswilligkeit” (im Original: “the malevolence of ourselves and of others”). [3] Die deutschen Leser bekommen an dieser Stelle nur die „Missgunst anderer Leute“ zu lesen. Es lohnt sich also, dieses wie auch die meisten anderen Bücher, wenn möglich (auch) im Original zu lesen.

Mut zur Wahrheit

Peterson fährt fort: Was also, wenn wir alle “bessere und mutigere Menschen wären? Wenn wir nach höheren Werten strebten? Wenn wir ehrlicher wären? Würden sich die positiven Elemente der Erfahrung nicht eher um uns herum manifestieren? Wenn deine Ziele edel genug, dein Mut angemessen, dein Streben nach der Wahrheit unfehlbar wäre, wäre es dann nicht möglich, dass das Gute, das dadurch hervorgebracht wird, … nun, vielleicht sogar das Grauen rechtfertigen würde? Das ist nicht ganz richtig, aber es kommt der Sache zumindest nahe. Solche Einstellungen und Handlungen könnten uns wenigstens einen Sinn vermitteln. Dieser Sinn reicht dann hoffentlich aus, dass unsere Begegnung mit diesem Terror und Schrecken uns nicht zerreibt und die Welt um uns herum in etwas verwandelt, das allzu sehr der Hölle ähnelt.“ [Eigene Übersetzung]

Viktor Frankl lässt grüßen. Dessen “…… trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager” (englische Übersetzung: Man’s Search for Meaning) ist übrigens eine absolute Pflichtlektüre für jeden Menschen. [4, 5]

Kommunistische Kunst gegen die große Verdrängung

Professor Peterson ist nicht nur ein klinischer Psychologe und Bestseller-Autor, der sozialistische Aktivistinnen degradiert. Er besitzt auch eine Sammlung kommunistischer Kunst. Nach dem Untergang der Sowjetunion kaufte er für wenig Geld eine schaurig-eindrucksvolle Kollektion aus der künstlerischen Konkursmasse. Er tat dies nicht, weil er Sympathien für totalitäre Systeme hegte, sondern um “sich täglich an etwas zu erinnern, das wir gern verdrängen: die Abermillionen Menschen, die im Namen einer Utopie ermordet wurden”, wie der Psychiater Norman Doidge, dessen Vater selbst Auschwitz-Überlebender ist, im Vorwort zu Petersons erstem Buch, dem Bestseller “12 Rules For Life” schreibt. Diese Kunst diene als “Mahnung, aus den Fehlern der Geschichte zu lernen und sich nicht erneut im simplen Schwarz-Weiß-Schema einer Ideologie zu verstricken.” [6]

* Das erste Foto meiner Mutter

Dies ist das Konfirmationsfoto meiner Mama und ihrer nächstälteren Schwester. Es ist das erste Foto, was ich von den beiden kenne. Die Mägen waren leer, die Waden wie Stahl. Monatelang bestand ihre Diät vor allem aus Kartoffel- und Karottenschalen (Abfällen aus der russischen Küche, in der ihre Mutter Arbeit gefunden hatte), Pilzen aus dem Wald und Milch der “Heimatziege”. Die Familie hauste in einem Schuppen im Wald, hatte bis auf diese Ziege und ihr Leben alles verloren. Sie hatten einen schrecklichen Krieg, Todesmärsche und eine traumatische Vertreibung überlebt. Mein Opa hatte ihnen für diesen Anlass gebrauchte Schuhe gekauft. Gesangbücher und Blumen kann man nicht essen.

Übergewicht gab es damals übrigens so gut wie nicht. Beide wurden später u.a. Krankenschwestern. Da ihre Eltern sie dabei jedoch nicht finanziell unterstützen konnten, verpflichteten sie sich, für die Diakonie bzw. das Rote Kreuz zu arbeiten, die ihnen im Gegenzug die Ausbildung ermöglichten. Die beiden haben unzähligen Menschen geholfen und hätten doch selbst auch (mehr) Hilfe gebraucht und verdient.

Warum fällt es uns noch immer so schwer, Menschen für systemrelevante Leistungen entsprechend zu würdigen und zu entlohnen? Wozu dienen antisoziale Menschen? Warum gibt es noch immer Kriege?

Quellen / weiterführende Literatur:

  1. Dr. Jordan Peterson Calls Out The “Pseudo-moralistic Stances” Of Activists | Q&A”. ABC Australia, YouTube [abcqanda] 27.02.2019: https://www.youtube.com/watch?v=qTk-69f64KU.
    Komplette Sendung: “Jordan Peterson Destroys Q&A”, YouTube [abcqanda] 25.02.2019: https://www.youtube.com/watch?v=TmNSlF7lcaw
  2. Jordan B. Peterson: Beyond Order: 12 More Rules for Life. Random House, 2021, 448 pp., ISBN: ‎978-0241351635
  3. Jordan B. Peterson: Beyond Order – Jenseits der Ordnung: 12 weitere Regeln für das Leben. FinanzBuch Verlag (10. Mai 2021). S. 440. ISBN: 3959724284.
  4. Frankl, Viktor Emil. …trotzdem Ja zum Leben sagen – Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager | Viktor E. Frankl, Hans Weigel | ISBN: 9783423301428
  5. [Ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager. English] Man’s search for meaning: an introduction to logotherapy / Viktor E. Frankl; part one translated by Use Lasch; preface by Gordon W. Allport. — 4th ed.p. cm. Includes bibliographical references (p. ).ISBN 0-8070-1426-5Free fulltext online: https://edisciplinas.usp.br/pluginfile.php/3403095/mod_resource/content/1/56ViktorFrankl_Mans%20Search.pdf
  6. Jordan B. Peterson: 12 Rules For Life: Ordnung und Struktur in einer chaotischen Welt Aktualisierte Neuausgabe. Goldmann Verlag, München 2019, ISBN 978-3-442-31553-6, S. 575. Englischer Originaltitel: 12 Rules for Life: An Antidote to Chaos. 1. Auflage. Random House Canada, 2018, ISBN 978-0-345-81602-3.

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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

71 Kommentare

  1. Jordan Peterson würde ich im Gegensatz zur Autorin dieses Beitrags nicht nur positiv sehen. Denn für mich ist unverkennbar, dass Peterson als Guru für in ihrem Leben unsichere Menschen auftreten will, indem er seinen Jüngern sagt, was Normal ist/sein soll und indem er in Ratgeberbüchern Orientierung geben und Menschen von ihrem inneren Chaos befreien will. Was zuerst gut tönt ist nicht ohne Probleme, denn Peterson markiert den Starken, der den Schwachen als Stütze dienen soll/dienen will. In seinem Auftreten ist übrigens für mich gut ablesbar, dass Peterson ohne seine angenommene Rolle als Guru inzwischen gar nicht mehr leben könnte. Jordan Peterson wird von den meisten als (tief) konservativ betrachtet und zudem meint das Magazin Politico, sei er tief traditionell (etwa was Geschlechterrollen betrifft, aber auch vieles mehr).

    Der von Karin Schuhmacher wiedergegebene Dialog zwischen Jordan Peterson und Kath Larkin steht für mich stellvertretend für die Polarisierung in gewissen Weltgegenden (z.B. USA mit Demokraten und Republikanern), die keine wirklichen Dialoge mehr zulässt, weil die polarisierten Personen zu je eigenen Lagern gehören, ja in ihrer je eigenen Welt mit jeweils eigenen, zueinander inkompatiblen Denkweisen leben. Eine Welt in der es nur noch Petersons und Larkins gibt, möchte ich selbst nicht leben.

    • Grundsätzlich ist natürlich eine jede Person dafür verantwortlich, sich so zu verhalten, dass der Welt kein Schaden geschieht… Jedoch können Menschen in prekären Verhältnissen es sich einfach nicht leisten. Die Haltung dieses Missionars ist elitistisch.
      Und Kommunismus ist eigentlich keine totalitäre Herrschaftsform. Was als Sozialismus versucht wurde, entgleist lediglich regelmäßig in ein anderes Mafia-Kapialistmus-System. Vermutlich geht es nicht auf dem Weg, den Marx und Lenin sich ausgedacht haben.

  2. Ohne jetzt auf “kriegerische” opportunistisch-populistische Personen wie Dr. Peterson näher einzugehen, die URSACHE aller Probleme unseres symptomatischen “Zusammenlebens”, ist der im zeitgeistlich-reformistischen Kreislauf des imperialistisch-faschistischen Erbensystems nun “freiheitliche” WETTBEWERB – Wettbewerb um die Deutungshoheit der wettbewerbsbedingten Symptomatik in “Wer soll das bezahlen?” und “Arbeit macht frei”.

    Der allgemeine Fehler, den Kath Larkin auf dieser Plattform gemacht hat, ist Fragen zu stellen, wo knallharte und ausweglose Konfrontation stattfinden muss.

  3. Wer Fragen stellt, befindet sich immernoch auf dem Weg des geringsten Widerstandes / macht es den Surfern auf dem/im Zeitgeist einfach, bekommt dumme oder keine Antworten!

  4. @K. Schumacher: “Drei Spalten genügen: Situation, Gedanke, Gefühl.”

    Nicht nur im dominanten Teil des Kreislaufes dieser Welt- und “Werteordnung”, wo die wenigsten Menschen sich der “Drei Spalten” wirklich-wahrhaftig bewusst werden können, ist Kapitulation vor dem System durch Kreuzchen auf dem Blankoscheck die einzig relevante “Spalte” für “Erfolg” und Misserfolg – Erpressung, Ausbeutung, Unterdrückung/Bewusstseinsbetäubung!?

  5. Was wollen der kurze Ausschnitt der Fernsehshow und der Artikel mitteilen? Ich habe den Eindruck gewonnen, dass sich der Starpsychologe provoziert gefühlt hat und unprofessionell auf die fachliche Frage reagiert hat, indem er auf die provokante Note („putz dein Zimmer“) doch sehr aufgebracht reagierte.

    Meiner Meinung nach führt genau diese Aufgebrachtheit dazu, dass der Starpsychologe eben nicht mehr sachlich und fachlich antwortet, sondern vom Kern der Frage ablenkt mit einer Gegenfrage, die aus dem Kontext gerissen ist und vielmehr einen verzerrten Blick in die Vergangenheit gibt, als sich mit den großen Fragen und Krisen der Menschheitsgeschichte auseinanderzusetzen.

    Also wer verdrängt hier am Ende was? Der Starpsychologe gar sich ernsthaft mit dem Thema, das auch er als Erdenbürger mitzuverantworten hat, auseinanderzusetzen? Oder richten wir lieber den Blick auf eine Aktivistin, die unter Applaus runtergebuttert wird und deren Mimik als bockige Siebenjährige fehlinterpretiert wird?

    Da die Aktivistin leider abgewürgt wurde. Frage an den Starpsychologen: Wie lange müssen Sie mit den Folgen der Klimakrise leben?

    • @Anonym (Zitat): „Wie lange müssen Sie mit den Folgen der Klimakrise leben?“

      Frage: Kann Jordan Peterson als Psychologe und Ratgeber für Lebensführung überhaupt etwas wesentliches zur Klimakrise sagen? Die Aktivistin scheint zu verlangen, dass Peterson auch „ Antworten hat für die großen Menschheitsthemen wie Wirtschaftskrise, prekärer Arbeits- und Wohnungsmarkt und Klimawandel“.

      Ich stimme ihnen aber zu, dass Peterson wenn schon hätte antworten müssen, dass all das nicht sein Thema sei. Doch Peterson tat das wohl aus eigener Eitelkeit nicht, denn implizit denkt er (Peterson) wohl tatsächlich seine „Philosophie“ gebe Antwort auf alles. Auch auf die grossen Menschheitsprobleme. Und ja, ich halte Jordan Peterson für eine eitle Person, eine Person, die ihre eigene Bedeutung „aufblasen“ will.

    • …den Eindruck gewonnen, dass sich der Starpsychologe provoziert gefühlt hat und unprofessionell auf die fachliche Frage reagiert hat,

      Auf keinen Fall war das eine “fachliche” (aka sachliche) Frage. Solche Fragen sind immer Provokation, denn ein klinischer Psychologe (und massenmedien-Star) ist auch nur “ein” Mensch. Und wie sollte er wissen, wie man Herrschaft durchsetzt oder Fragen beantwortet, die a priorie nicht ausserhalb der legitimen Bedingungen entschieden werden “darf”. Denn Herrschaft ist nicht singular in dieser demokratischen Welt.

      Und die Provokation kreist schlicht nur darum, das in einer demokratischen Welt, wo niemand allein “herrscht”, ein einzelner sowieso absolut nichts vor allen anderen zu entscheiden hat / darf. Und an der stelle kreist jede Demokratie-Diskussion sowieso nur um sich selbst herum. Jede Antwort darauf ist unrelevant oder der Inhalt illegitim, denn demorkatische Organisation verbietet eine konkrete Annahme von individuellen Entscheidern – zumindest theoretisch.

      Daher verweist Peterson auch immer auf die individuelle Eigenverantwortung, denn das ist alles, was dann noch bleibt, was man individuel tun kann.

      Das dies aber irgendwann wiederum zu ideellen Komplikationen führt, ist eben das Schicksal, das man sich damit unausweichlich einhandelt. Was ganz banal eine Art Selbstregulationsmechanismus ist, der … eben zirkulär funktioniert und wie im Jahrmarktspiel “Wack-a-mole” dafür sorgt, das niemand (ungewollt, weil man dieses System relativ einfach manipulieren kann, wenn man an den richtigen Schaltstellen der institutionalisierten Zivilisation sitzt) seinen Kopf zu weit herraussteckt, dem man das nicht erlauben will.

      Das Peterson selbst genauso die “Coaching-Welle” reitet, ist dabei typischer Nebeneffekt der Ohnmacht, die solche Lebensbedingungen in Massenkollektiven erzeugen. Wenn man nichts tun kann, dann wenigstens Ratschläge geben… die das System nicht infrage stellen.

      Uuups, ist das ein Hinweis darauf, das selbst das freiheitliche westliche Demokratie-System autoritäre Züge hat?

      Und um das im Zusammenhang auch zu erwähnen: Die “Klimaerwärmung” ist in der uns allen inzwischen hinlänglich bekannten Version eine Lüge. Man macht keine Superlative zur Argumentation (95 % der Wissenschaft glaubt an den Klimawandel…usw).
      Über Wahrheiten macht man kaum so viel Furore, denn sie sind wahr und unanfechtbar. Stattdessen macht man über taktische Lügen viel Radau, damit auch jeder noch so unwissende in die Glaubensspur fällt, weil er sonst nichts anders mehr zu hören bekommt.

      Auch und gerade deswegen war das absolut keine sachliche Frage, sondern Provokation und Sehnsucht nach Auswege aus der eigenen Ohnmacht. Im Glauben daran, das die Klimaerwärmung und deren Ursache real ist, kann jedes Individuum frei nach Peterson nur genau das tun, was dazu nötig ist, um seinen Teil zur Abwendung dessen zu leisten. Solche Fragen gehören jedenfalls nicht dazu. Sondern ein Leben nach den Maßstäben der Notwendigkeit.

      Das es durchaus Lebenssituationen gibt, aus denen heraus wenig Handlungsfähigkeit möglich ist, ist unbestritten, und daher sind ausgerechnet Petersons Ratgeberbücher zum Einen der individuelle Trick zum Umgang mit der Problematik, aber gleichzeitig auch völlig belanglos, wenn die individuelle Situation, die erfordert, das man sich der gegenwärtigen Struktur und Notwendigkeiten anpasst, solche Entscheidungsspielräume gar nicht ermöglicht. So fabuliert man dann mit solchen Fragen in “hoher Ideen- Luft”, die heiss ist, aber deren Lösung (falls je eine daraus hervorgehen würde), kaum nach “unten” hin hilfreich sein wird.

      In manchen Philosophien nennt man solche Beschäftigung “Leerlaufhandlung” oder schlicht Ohnmachtsverhalten, aus der man von sich selbst entgrenzt, und dafür “höhere Mächte” beschuldigt. So alltäglich, so normal. Denn … allzu menschlich eben.

  6. Wozu dienen antisoziale Menschen?

    In der Globalisierung der “Dienstleistungsgesellschaft”, die der Grund ist warum wir derzeit im Dritten Weltkrieg stecken, ist nichts zweifelsfrei-eindeutig sozial – Globalisierung ist ein anderes Wort für Kolonialismus, Dienstleistungsgesellschaft die Umschreibung der herkömmlich-gewohnten Ausbeutung der wettbewerbsbedingt von Lohn und manipulativ-schwankenden Wohlwollen abhängigen Sklaven, was sozial / “Sozialabgaben” zu einer illusionär systemrational-funktionalen Farce macht.

    Die Philosophie der Bibel macht Mensch klar, daß der Weg des geistigen Stillstandes seit Mensch erstem und bisher einzigen geistigen Evolutionssprung (“Vertreibung aus dem Paradies”) ein konfusionierender Weg des Leidens ist, der nur durch Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik (“wie im Himmel all so auf Erden”) wirklich-wahrhaftig und zweifelsfrei-eindeutig “gottgefällig”/vernünftig wird, entsprechend unserer Vernunftbegabung als ganzheitliches Wesen Mensch – Möglichkeiten von/zu geistig-heilendes Selbst- und Massenbewusstsein, anstatt Kapitulation vor dem Terror des egozentrierten “Individualbewusstseins” für den Kreislauf des imperialistisch-faschistischen Erbensystems in Konfusion und heuchlerisch-verlogener Schuld- und Sündenbocksuche.

    • Wir stecken nicht im Dritten Weltkrieg und die Bibel können Sie gern dort hinstecken wo die Sonne nicht scheint. Denn Gott und die Bibel sind von MÄNNERN entwickelte Werkzeuge um andere Menschen legal zu unterdrücken, auszubeuten, zu foltern, zu vergewaltigen, zu versklaven und zu töten.

      Gott existiert nicht, hat nie existiert und wird nie existieren. Nur in den Köpfen von Männern, die keinerlei Selbstbewusstsein haben und ihren versklavten Ehefrauen ohne eigenen Verstand

  7. Wie kommen Sie dazu Kath Larkin zu verleumden und als extremistisch hinzustellen? Warum arbeiten Sie sich selbst nicht an jene Fragen ab, die Sie hier vorgestellt haben (Vermeidung von Denkfehlern), um den Vorwurf einer weiteren Verherrlichung dieser Person Peterson zu vermeiden? Es braucht keine Doktortitel, um einzusehen, dass soziale Fragen nicht durch eine Anzahl X an Psychologinnen und Psychologen beantwortet werden können.

    • Also hier gab es keine Verleumdung. Ich denke auch nicht das Frau Larkin, dies hier lesen und empört sein wird. Es ging im Kern um eine Situation, einen Austausch und darum wie die eigene Moral Vorstellungen einen blenden können. Das fand ich kam sehr gut rüber und Aktivisten sind hier nicht nur in diesem Falle oft ideale Beispiele. Sie sind per Definition meist das Gegenteil von weltoffen. Sie haben einen Standpunkt und wer diesen nicht teilt ist der Feind. Das ist jetzt eine Unterstellung von mir aber ich glaube das jeder zumindest ein eindeutiges Beispiel eben solcher dann für die Gesellschaft doch fehlgeleiteter Aktivisten kennt. Warum fehlgeleitet? Weil Aktivismus erstmal nichts bringt wenn man nicht wirklich bereit ist auch die Kehrseite mit zu denken und nicht wie auch in dem Artikel sehr hart und sehr gut noch einmal zum Ende hin angedeutet, zu ignorieren. Das gilt für Geschlechtergerechtigkeit, den Klimawandel, die Bildungspolitik und so ziemlich alle Themen unserer Zeit.

  8. Aus “Die Schule der Einfachheit”:

    “Freiheit ist Kooperation statt Konkurrenz”

    Aber Kooperation im “gesunden” Konkurrenzdenken des nun “freiheitlichen” Wettbewerbs, ist …!?
    👋😉

  9. Peterson: “… dann sind sie fähig, als effektive Führungspersönlichkeiten einen Platz in der Gesellschaft einzunehmen.”

    An diesem Peterson würde mich nur interessieren, wie sehr oder ob er sich überhaupt bewusst ist, dass dieses System des “Zusammenlebens” nur eine mehr und/oder weniger unfähige Hierarchie von Suppenkaspermentalität ausbildet, dafür muss ich keine Fragen stellen, aber ich muss eine Live-Drucksituation von Augen zu Augen haben.

  10. Solche Pseudodiskussionen werden leider dauernd geführt – obwohl sie am zentralen Thema vorbeigehen: Die Anzahl der Menschen bestimmt die Umweltbedingungen.
    D.h. man muss über Geburtenkontrolle reden und diese auch praktizieren

  11. Diese “pseudo-moralistischen” Haltungen gab es wahrscheinlich schon immer in der Menschheitsgeschichte und man kann sie auch Doppelmoral oder Heuchelei nennen. Menschen benötigen diese “Instrumente” um ihr grenzenloses Ego durchzusetzen bzw. ihre Gier zu befriedigen. Ideologien und Religionen sind der Versuch “rechte” moralische Verhaltensweisen vorzugeben was zumeist nie gelingt da Religionen bzw. Ideologien von Menschen wiederum pervertiert werden um ihre Machtspiele bzw. ihre maßlose Gier zu befriedigen. Die Spielregeln des Kapitalismus basieren auch auf Pseudomoral da jeder etwas verkaufen muss bzw. sich selbst verkaufen(prostituieren) muss.
    (Siehe B. Brecht: Der Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny- wo nur das Geld regiert und allein die moralischen Werte vorgibt) Der Kommunismus wurde genau so wie die Religionen in seinen hohen moralischen Ansprüchen pervertiert und für machtgierige Zwecke ausgenutzt. Es sind also nicht die Ideologien und Religionen sondern die Personen die diese für ihre Machtkämpfe nutzen, genau so wie sie Klimakatastrophen etc. in Kauf nehmen . Da diese Personen in der Regel über die Machtinstrumente wie Medien und andere Lobbysysteme verfügen, können sie Menschen bestens manipulieren .Wenn ich mich selbst erkenne (Erkenne dich selbst) muss ich erkennen welche Gedankenkonstrukte mich leiten. Letzteres führ dann auch zur Erkenntnis wer mich wie und warum manipuliert hat und warum Pferde in der Arena mit Scheuklappen laufen müssen und nicht durchdrehen….

  12. @Manni Fest: “Der Kommunismus wurde genau so wie die Religionen in seinen hohen moralischen Ansprüchen pervertiert und für machtgierige Zwecke ausgenutzt.”

    Es konnte bisher keinen Kommunismus geben, weil er absolut nicht kompatibel ist, mit den wettbewerbsbedingten Symptomatiken (hat wohl schon Lenin genau erkannt und das Projekt deshalb als gescheitert erklärt, wo klar wurde, dass Deutschland, Frankreich und England nicht mitmachen) – Richtig pervertiert ist somit, wenn sich Leute wie Gysi als fachidiotisch-wettbewerbsbedingte Wirtschafts-Experten auf allen Plattformen versuchen für das parlamentarische Marionettentheater zu bewerben und dann offensichtlich doch auch nur Abziehbilder des Systems werden.

    Wenn GRUNDSÄTZLICH/PRINZIPIELL alles Allen gehören darf, ist Steuern zahlen, usw., absolut blödsinnig, weil die Symptomatiken von “Wer soll das bezahlen?” und privatwirtschaftlich-unternehmerischen Abwägungen in/zu “Arbeit macht frei” keine Macht mehr haben!? 🤗 ✌😎

    • Große Probleme – kollektive oder individuelle Verantwortung?

      Das “Problem”, welches zu erkennen und entsprechend menschenwürdig umzusetzen gilt, ist die individuelle Verantwortung, die erst im ganzheitlichen Zustand ohne …, des dann wirklich-wahrhaftig Freien Willens für das Kollektiv zum Tragen kommt – Asozial-krankhaftes Verhalten, wird dann die kollektive Mitschuld, an jetzt noch wettbewerbsbedingter Kriminalität, zweifelsfrei-eindeutig ausschließen können!

  13. Danke für den spannenden Beitrag hier. Es ist das erste mal das ich hier die SciLogs lese (und nun sogleich mit kommentiere). Ich fand es etwas verwirrend wie zwischen dem TV Beitrag und dem Text gewechselt wurde, im Kern halte ich die Aussage aber für sehr richtig. Man kann viel über Intellektuelle streiten aber genau darum ging es hier ja, im Zweifel unangenehme Personen die einem den Spiegel vorhalten und welche sehr gerne mal an der eigenen gefestigten Moral rütteln.

    Interessant sind auch die Kommentare hier. Es sind viele Beiträge von vermeintlich intelligenten, es besser wissenden mit dann ziemlich krass abstrusen Abschweifungen zum Ende hin von „Geburtenkontrollen“ bis zum mittlerweile total normalen Aufruf natürlich unliebsame Personen vom Dialog aus zu schließen. Ich finde das befremdlich und beängstigend. Es ging doch eben darum mal etwas reflektiert war zu nehmen. Selbst hier, nicht auf Twitter wo sowieso alles geblockt, gefiltert und ohne auch nur nachzudenken kollektiv attackiert wird umgehend gewünscht das man doch einer Person oder Meinung keine Platform geben darf und am besten doch hart binäre antworten auf Fragen zu geben habe damit auch Ja brav das eigene Weltbild nicht berührt wird.

    Ich werde hier bei SciLogs am Ball bleiben und hoffe auf mehr Beiträge die gerne auch mal die noch wenigen nachdenklichen Köpfe wieder etwas flexibler werden lassen.

  14. Wirtschaftskrise, prekärer Arbeits- und Wohnungsmarkt hängen alle mit dem gleichen Phänomen zusammen: Geldinfarkt. Im Original war es so, der König kassierte alle Kohle, fungierte aber auch als Volksbank, vergab Kredite, trug die Risiken, investierte ins kollektive Wohl, Straßenbau, Verteidigung etc. Er war also eine Art finanzieller Silberrücken, dem alle das beste Futter gaben, damit er die Masse hatte, die Gruppe zu verteidigen, aus dem Manager und Verteidiger war, durch die Entstehung von Besitz, zusätzlich ein Rindvieh geworden, das nicht nur gemästet, sondern auch gemolken werden konnte. Im Grunde war der Staat ein überdimensionierter Bauernhof.

    Heute ist das System kaputt, weil das Geld nicht mehr fürs kollektive Wohl verbraten wird und so wieder unter die Leute kommt, sondern von kleinen Königen behalten wird, die sich ihren eigenen Staat im Staate aufbauen, der glaubt, der große Staat drum herum würde sich genauso selbst erhalten wie der Dschungel, in dem die Gorillas leben, sodass man nur Bananen fressen und sich um Reviere prügeln muss. Wir haben also sehr viel Reichtum bei Spezialisten gelassen, die zwar sehr gut Geld scheffeln können, doch erstens glauben, dass Straßen und Schulen auf Bäumen wachsen, zweitens, dass ein Bananengutschen das Gleiche wäre, wie eine Banane: Also bestehen sehr viele der kleinen Königreiche aus nichts aus Pixeln und Papier.

    Geld und Schulden sind beides Schulden, Versprechen, die eingelöst werden müssen. Doch der Teil der Wirtschaft, der die Versprechen einlöst, wurde auf das absolute Minimum geschrumpft, genauso kaputtgespart, wie der Staat und die Infrastruktur. Wir haben wenige Firmen, die hyperaktiv miesen Schrott produzieren, und den billig verkaufen müssen, weil sie unter hohen Konkurrenzdruck stehen. Fünf Bäckereien, die sich den Markt teilen, sind halt weniger wert als eine Bäckerei, die den ganzen Markt bedient, man braucht allerdings mindestens zwei, damit die sich gegenseitig fertig machen, statt eine Monopolstellung zu erlangen und die Preise himmelhoch zu treiben.

    Gleichzeitig ist die Weltwirtschaft ein einziger großer Kettenbrief-Betrug: Wer kaufen will, muss verkaufen, wer konsumieren will, muss produzieren, das erfordert neue und neue Käufer, denn wer kaufen will, wird gleich zur Konkurrenz. Die Weltmärkte werden unter immer mehr Konkurrenten verteilt, jeder davon versucht, die Anderen auszustechen, indem er noch mehr produziert, das heißt, die Neuen können gar nicht kaufen, weil ja alle Märkte bereits von den Alten umkämpft sind. Die Pizza wächst deutlich langsamer als die Zahl der Leute, die ein Stück abhaben wollen. Und weil der Westen sich auf sein Stück dieser Pizza verlässt, weil er glaubt, davon alles kaufen zu können, was er nicht selbst herstellt, hungert er immer mehr aus.

    Kurzum, die Weltwirtschaft besteht aus einer Gelddruckmaschine, das ein winziges, lächerliches Wirtschaftsmotörchen zum Durchdrehen treibt, dann staut es sich im Handels- und Finanzsektor, wo es riesige Blasen aufbaut, welche mit Buchungstricks reich werden, weil sie Schulden als Gewinne verbuchen. Gigantische Profite werden in eine Wolke aus Pixeln und Papier gesteckt, die einfach verpuffen muss, die angehäufte Arbeitsleistung von Jahrzehnten wird sich in Nichts auflösen, weil sie in extrem flüchtiger, instabiler Form gespeichert wurde, wir haben kein Brennholz für den Winter gelagert, sondern Feuer, das ohne Brennholz schnell ausgeht. Die Weltwirtschaft ist eine riesige Finanzblase, doch weil sie so riesig ist, platzt sie in Slow Motion, über viele Jahrzehnte: Reformstau-Kohl, Creeping-Death-Schröder, Lockdown-Merkel, um ein paar Symptome zu nennen, an denen das Ende bereits abzusehen war.

    In der Folge bricht die Pax Americana zusammen, die das Ganze militärisch abgesichert hat, und, solange die Diadochenkämpfe toben und keine neue Weltordnung abzusehen ist, tut man am Besten das, was man immer tut, wenn ein Imperium kollabiert: Man gründet einen eigenen Staat. Deutschland allein ist zu klein zum Überleben, also brauchen wir die Vereinigten Staaten von Europa. Wir brauchen eine Regierung und eine Wirtschaft, die den Außenhandel als willkommenen Nebenverdienst betrachtet, nicht mehr als Hauptnahrungsquelle. Wir brauchen eine europäische Wirtschaft, die locker mit Wasser und Brot überleben kann, wenn die Globalisierung gerade Milch und Honig trocken legt, eine hohe Staatsbeteiligung in allen Aktienpaketen, eine solide demokratische Kontrolle über die Regierung, sonst kommt Russland einig Fascholand dabei raus. Dann investiert die Regierung die Kohle in Straßen, Wohnungsbau, Schulen, Forschung, und dabei gehen Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit automatisch zurück.

    Wir müssen also das liefern, was Hitler versprochen hat, was ein guter Grund ist, aufzupassen, dass nicht Hitler hinten rauskommt. Ich will einen Pharao, der mir eine Pyramide zahlt, einen europäischen Green New Deal. Wenn ich einen Pharao wie Putin bekomme, der völlig außer Rand und Band ist und sich um sein Volk nicht zu scheren braucht, kann ich froh sein, wenn er mich die Grabsteine über ihn stapeln lässt, statt über meine Familie. Demokratiekompetenz wird wichtiger als Führerschein, wir brauchen überall ein Upgrade, auch in unseren Köpfen.

    Energiewende. Maschinen. Bauen. Neue Ressourcenquellen erschließen, im Meer, in bislang unerreichten Erdtiefen, im All. Vielleicht einen Partner suchen, der viele Ressourcen hat, aber keine Technologie hat, sie zu fördern. Als in Osteuropa Westrom und Tatarisch-Ostrom aufeinander prallten, gab es Jadzia und Wladzio vor Hitler und Stalin – die Avatare hießen Polen und Litauen, heirateten und es wurde ein lokaler Riesenhit, den die Folge-Avatare, Deutschland und Russland, nicht wiederholen konnten, wegen maßloser Arroganz und Selbstgerechtigkeit. Ohne Putin hätte man darüber nachdenken können, ob’s mit EU und Russland besser läuft, mit Putin – tja, andere Kontinente haben auch schöne Töchter. Und wir sind zwar alt, zahnlos und der Haussegen hängt schlaff im Schritt, doch von wegen Kohle und Freiheit doch noch eine attraktive Partie. Wenn wir den Rassismus, die Arroganz, die Feigheit überwinden. Faschismus ist eine Ideologie der Schwachen, die sich nach Stärke sehnt, Demokratie ist eine Ideologie der Starken, die Stärke für zu selbstverständlich halten, um sie zu schützen. Wir reden hier übrigens immer noch von Wirtschaft und ihrem Management.

    Wie kommt man dahin? Naja – vor Können kommt Lernen, vor Lernen kommt Wollen. Wenn uns Putin in den Arsch tritt, flutscht es mit der Energiewende plötzlich wie geschmiert, Geld offenbart sein wahres Gesicht, das zahnlos und mit blutigen Gaumen aus den Regalen und von der Stromrechnung kommt. Wenn alle ratlos im Kreis herumlaufen, ist die Zeit günstig für eine Vision, die alle eint. Hat auch wer erkannt? Genau, der gute Adolf. Das abschreckende Beispiel schlechthin, das Seeungeheuer, das man sehr gut im Auge behalten muss, weil man sehr eng an ihm vorbei segeln muss. Ich meine, wir müssen’s ja nicht wollen. Wir können auch jeden anderen Blödsinn versuchen, auf unseren Hintern sitzen bleiben und winselnd verrecken, ich mache nur Vorschläge, die Demokratie entscheidet.

    Ich hoffe, damit wäre die Anfangsfrage beantwortet.

    Was Moralin angeht: Einsicht ist der erste Schritt zum Nixtun. Es steckt eine puritanische Heuchel-Ethik hier drin, wenn ich mich für meine Sünden schuldig fühle, wenn ich meine Schuld vor mir her trage wie eine Fahne, bin ich der Gesinnungs-Arier, der Herrenmensch, allen anderen moralisch überlegen, und kann sündigen, so viel ich will. Solange ich mich wegen Sklaverei schuldig fühle, kann ich Sklaven halten, so viel ich will, ohne dass mir mein Gewissen dazwischen funkt – es wurde zweckentfremdet, pervertiert, in sein Gegenteil verkehrt, bremst mich nicht mehr, sondern liefert billige Ausreden, um mich nicht bremsen zu müssen.

    Gleichzeitig gilt aber auch das Gegenteil – weil Schuld drückt, sind immer die Anderen schuldiger als ich. Wenn ich keine Sklaven halte, gehe ich unter, und ich schaffe ein System, in dem ich tatsächlich untergehe, wenn ich keine Sklaven halte, so mächtig, dass ich mich nicht dagegen wehren kann – die Sachzwänge, die ich geschaffen habe, damit sie mir Recht geben, geben mir Recht, ich kann nichts mehr dagegen tun, weil ich die ganze Menschheit in dieses System gezerrt habe, und alle kollektiv daran arbeiten, es zu erhalten, ohne dass irgendein Einzelner gegen die Masse ankäme. Ich wehre mich nur, ich bin bloß das Opfer, ich tue, was ich tun muss, es tut mir ja leid: So bekommt man die aus zwei Widersprüchen doppelt gemoppelte billige Ausrede, um sich um Moral nicht scheren zu müssen und sich aufzuführen, wie das letzte Schwein.

    In so einer Lage gibt man jedem aufs Maul und schickt das Winsel-Arier-Pack an die Arbeit. Keiner hat mehr Bock auf Schuldzuweisungen, wenn er sich auf der Anklagebank wiederfindet und merkt, dass er selbst das Gleiche macht, wofür er die Anderen verdammt. Wenn die Tracht Prügel droht, werden die Kinderchen sehr brav und sind bereit, durch Ersatzhandlungen abzulenken, auch wenn die mehr Kraft und Mühe kosten, als mit dem Schwarzen Peter heiße Kartoffel zu spielen: Plötzlich ist das Faulste, Bequemste, Dümmste, was man tun kann, nicht mehr, sich in Schuldzuweisungen und Selbstgerechtigkeit zu suhlen, sondern, sein Zimmer aufzuräumen: Etwas Konstruktives zu tun.

    Sinn und Zweck von Schuldzuweisungen ist, Menschen zu manipulieren, wenn man sie nicht zu Sinnvollem manipulieren kann, muss man andere Mittel suchen. Und es funktioniert nur, wenn die Dosis stimmt. Moral ist ein Programm, das auch ein Computer ausführen kann, der keine Schuld empfindet. Schuldgefühl ist ein Mittel zum Zweck, und dieser Zweck muss nicht unbedingt Moral sein.

    Was die globale Erwärmung angeht – man kann keine Welt retten, die sich nicht selbst retten will. Wir haben nur so viel Macht, wie uns die Gesellschaft verleiht, die globale Erwärmung bekämpft man erfolgreicher mit Wahlkreuzchen als mit Gelber Tonne, denn sie ist ein paar Nummern zu groß, als dass chaotischer guter Wille vieler Partisanen sie aufhalten könnte, die auch noch gegen ein globales Wirtschaftssystem arbeiten, das Pixel für materiellen Reichtum hält, und Wetter für Wahnvorstellungen – beziehungsweise gegen den globalen Kollaps, wenn alle sehr materiell aufeinander ballern, weil sie ein Stück vom Aas dieses Systems wollen. Um so was auch nur zu überleben, braucht es schon einen organisierten Apparat. Und mehr als ein Staat werden und die geballte Macht nützen, um so viel zu erreichen, wie sie erreichen kann, können weder Europäer noch Europa tun.

    Zuhause können wir Konkretes leisten, den Rest der Welt können wir nur bequatschen. Doch Müll trennen und Müll quatschen, in dem übertriebene Vehemenz, Angst und Moralin konkrete Pläne und Handlungen ersetzen sollen, ist nicht Leistung genug. Ich kann Konkretes tun, ich kann Entscheidungen treffen, die das Kollektiv dazu bringen könnten, Konkretes zu tun – individuelle Verantwortung und kollektive Verantwortung sind eins.

    Hausaufgabe – missverstehen Sie das Konzept und pervertieren Sie es zu einem grünen Faschismus, verpacken Sie es in dämliche Slogans und verkaufen Sie es an Massen nützlicher Idioten, die Sie für den Erlöser halten, während Sie sie bloß gnadenlos abzocken. Wie gesagt, wir fahren hier durch brandgefährliche Gewässer. Der perfekte Sturm mit Seeungeheuern, Piratenschlachten und explodierenden Weltuntergangs-Geldbomben ist halt nichts für Wochenend-Trittbootfahrer.

    Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zum Nixtun. Und was ich sonst vom Petersen lese, erinnert auch sonst an die große Lebenskunst, auf der Stelle Marathon zu laufen, um keinen Zug machen zu müssen. Es stecken große Wahrheiten hier drin, doch – es ist übertrieben. Wenn wir so lange an unseren Seelen feilen, bis wir zu Engeln werden, passiert gar nichts, denn wir sind Teufel in der Hölle, und wenn wir noch so rein und perfekt werden, die Hölle verbrennt uns immer wieder zu Teufeln. Es geht um Schadensbegrenzung, nicht Perfektion. Wir züchten hier keine arischen Übermenschen, wir räumen unser Zimmer auf. Das kann auch ein schmollendes Kind, das eine Tracht Prügel bekommen hat, weil es die Katze am Schwanz gezogen hat, und sich als armes Opfer der Eltern-Katze-Zimmer-Weltverschwörung sieht.

    Wofür ich plädieren würde, wäre mehr Toleranz mit dem Menschen, wie er ist. Mit all seinen Gebrechen, Eigenheiten, Bosheiten, Unvollkommenheiten. Wir sind Irre in einer Klapse ohne Ärzte, wir können uns nicht gegenseitig heilen, weil wir nichts kennen, was gesund wäre. Wir können uns aber so weit in den Griff kriegen, dass wir überleben. Jedem seine eigene Gummizelle, in der er halbwegs glücklich ist, die Anstaltsleitung sorgt für Futter, Pillen und Heizung, und nötigt den Patienten nicht mehr ab, als dafür nötig ist. Besser geht’s nicht.

  15. Der Mensch is guad, de Leit’ san schlecht! ” Karl Valentin …
    in dieser Betrachtungsweise ist alles gesagt.
    Wenn der Einzelmensch moralisch handelt, dann könnte man annehmen dass auch die Gesellschaft moralisch handelt.
    Tut sie aber zwangsläufig nicht, denn in einem Gemeinwesen gelten andere Regeln.
    Hier steht der Einzelne in einem Wettbewerb und wenn der Wohnraum nicht reicht, dann beginnt eben der Kampf um den Wohnraum. Früher wurde solche Konflikte mit der Faust geregelt, heute gibt es Gesetze. Die die schlimmsten Auswüchse verhindern.

    Die großen Verteilungskämpfe stehen uns noch bevor, wenn durch den Klimawandel die Ernten karg ausfallen, wenn das Wasser knapp wird, wenn im Winter das Gas zum Heizen fehlt. Wer wird bevorzugt und mit welcher Begründung.

    Hier von Pseudomoralismus zu reden, der zieht ein reales Problem auf die moralische Ebene.
    Dann kann die Demokratie ihre ganze Macht entfalten, eine Lösung finden, die fast alle zufriedenstellt.

    • @fauv (Zitat):“ Wenn der Einzelmensch moralisch handelt, dann könnte man annehmen dass auch die Gesellschaft moralisch handelt.„

      Weder der Einzelmensch noch die Gesellschaft handelt immer oder auch nur meistens moralisch. Vielmehr will der einzelne und auch die Gesellschaft als moralisch denkend und handelnd wahrgenommen werden. Moral ist quasi das Sonntagskleid, das wir anlegen, wenn wir von anderen betrachtet und möglicherweise beurteilt werden.

      Bei Moral/Ethik geht es letztlich darum wie man (richtig/korrekt) handeln sollte, nicht darum wie man aktuell handelt. Und wer will nicht der oder diejenige sein, der/die Sein und Sollen in Übereinstimmung bringt.

  16. hm. Offensichtlich bin ich da in eine schon länger dauernde Diskussion geraten und mir fehlt Kontext. dennoch: Dr. Peterson hat m.A.n. die frage nicht beantwortet. wieso ist also hier die Fragerin im Unrecht?

    • Die Fragende hat nicht Unrecht, wir haben es hier mit einem populistischen Surfer auf dem/im Zeitgeist zu tun, der sich die psychologischen Methoden für die Funktionalität der wettbewerbsbedingten Symptomatik zu Nutze macht, solch einem darf man keine Fragen stellen, das ist genauso blöd- und stumpfsinnig wie mit einer konfusen Masse mahnend zu demonstrieren und Forderungen an die “Treuhänder” dieser “Demokratie” durch Kreuzchen auf dem Blankoscheck zu stellen.

    • @Cornelia Gliem: Die Fragerin hat weniger gefragt als Peterson etwas vorgeworfen. Peterson hat umgekehrt nicht geantwortet, sondern der Fragerin etwas vorgeworfen.

      Offensichtlich handelt es sich nicht um einen wirklichen Dialog, sondern um einen Schaukampf.

  17. Ich finde das Verhalten von Peterson nicht richtig. Er reagiert auf die Kritik oder “Provokation” mit einem persönlichen Angriff, der Moderator nimmt Larkin in Schutz, offenbar macht Jordan so etwas häufiger:
    “Moderator: Jordan, noch einmal, wir werden unsere Fragenden nicht ins Kreuzverhör nehmen”.

    Die Antwort Jordans kann man natürlich als Kritik an Larkin werten, oder gar als Unterstellung: Sozialisten werden hypermoralisch, weil sie ihr eigenes Haus nicht in Ordnung haben:

    “Ich schlage vor, dass die Menschen, die ihre eigenen Häuser nicht in Ordnung haben, sehr vorsichtig sein sollten, bevor sie die Welt neu organisieren, was auf viele Arten geschieht.”
    “JP: […] Ich denke, dass im Allgemeinen […] Menschen Dinge haben, die eher in ihrer persönlichen Reichweite liegen, mit denen sie schwierig fertigwerden und die sie deswegen vermeiden. Im Allgemeinen umgehen sie diese Probleme, indem sie pseudo-moralistische Haltungen zu großen sozialen Fragen einnehmen.”

    Ich bin kein Sozialist und würde z.B. die Linke bei uns nie wählen. Die pauschale, psychologische Interpretation erscheint mir allerdings intellektuell unredlich. Es kann viele Gründe geben, warum sich Menschen Ideologien anschließen. Ich finde es auch problematisch, Sorge um den Klimawandel als “hypermoralisch” zu bezeichnen, wie es hier durchklingt.

    “Moderator: […].. Wenn ein junger Mensch glaubt, dass […] die globale Erwärmung, das Klimaproblem etwas ist, das schnell angegangen werden muss und er nicht warten kann, bis er oder sie Premierminister*in wird, um etwas zu tun – glauben Sie, dass die kollektive Verantwortung in einem so großen Thema die individuelle Verantwortung aufhebt?
    JP: Nein. [Das Publikum lacht.]”

    Kollektive Verantwortung hebt selbstverständlich keine individuelle Verantwortung auf, aber das Gegenteil gilt auch, individuellen Verantwortung ersetzt keine kollektive Verantwortung. Beides ist notwendig.

    Dass das Problem der globalen Erwärmung schnell angegangen werden muss, ist übrigens eigentlich eine Tatsache. Die 1,5-Grad-Grenze erreichen wir nächstes Jahrzehnt. Wir wissen eigentlich nicht exakt, wie viel “Kontrolle” wir über das Klimasystem noch haben, wir greifen massiv in ein System ein, das wir nicht vollständig verstehen.
    Der Moderator lässt die Frage nach der kollektiven Verantwortung einfach liegen, als ob sie keine Rolle spiele.
    Das 1,5-Grad-Ziel wurde vor sieben Jahren beschlossen. Es gibt Organe kollektiver Verantwortung, Parlamente, Landtage, Gemeinderat, Ausschüsse, Gremien etc., was haben die gemacht, um es zu erreichen?

    Unfair von Peterson ist dann der Vergleich mit den Großeltern:
    “JP: Glauben Sie, dass Sie schlechter dran sind als Ihre Großeltern?
    KL: Ich denke, es gibt verschiedene Herausforderungen…
    JP: Sie denken, dass Sie schlechter dran sind als Ihre Großeltern.*”

    Subtext: Sei dankbar für den Wohlstand, den die Generationen vor dir erarbeitet haben und meckere nicht herum.

    Solche Vergleiche ändern NICHTS an der der Bedrohung durch die globale Erwärmung und sind einfach unsachlich. Die Bedrohnug durch die globale Erwärmung verschwindet auch nicht, wenn wir uns alle eine dicke Haut zulegen und uns mit Optimismus panzern.

    Larkin hätte ihm den CO2-Ausstoß durch seine Welttournee zur Vermarktung seines Buchs vorhalten können.

    • @Paul Stefan: „Larkin hätte ihm den CO2-Ausstoß durch seine Welttournee zur Vermarktung seines Buchs vorhalten können.“ Das hätte ich ihn wahrscheinlich an Larkins Stelle gefragt…

      • CO²-Ausstoss – Das wäre als Sozialistin/Kommunisten aber auch dumm gewesen, denn es geht doch hauptsächlich gegen die Ausbeutung und Unterdrückung der Weltbevölkerung im stets gleichbleibenden Verhältnis 1:5 (Wohlstand : Tittytainment).

    • @Paul Stefan(Zitat): „

      Unfair von Peterson ist dann der Vergleich mit den Großeltern:
      “JP: Glauben Sie, dass Sie schlechter dran sind als Ihre Großeltern?
      KL: Ich denke, es gibt verschiedene Herausforderungen…
      JP: Sie denken, dass Sie schlechter dran sind als Ihre Großeltern.*”

      Subtext: Sei dankbar für den Wohlstand, den die Generationen vor dir erarbeitet haben und meckere nicht herum.

      Ja, Jordan Peterson hat sich sogar mehrmals klimaskeptisch geäussert (Erwärmung gut für Menschheit, Extremwetter gab es schon immer) und etwa die Aussagekraft der Klimamodelle angezweifelt. Zudem spricht er vom negativen Einfluss der „climate doomers“ (Klima-Katastrophisten) und sagte wörtlich in einem you-tube Video: „Wir werden nicht zulassen, dass Sie die Energie stehlen und zerstören, die unser Leben erträglich macht.„ Ein klares Bekenntnis zu den fossilen Energien.

      Fazit: Beide „Dialogpartner“, sowohl Kath Larkin , als auch Jordan Peterson argumentieren unsachlich und haben vorgefasste Meinungen. Die Unsachlichkeit zeigt sich darin, dass es beiden um ihr moralisches (Larkin) Befinden oder um ihr konservatives Weltbild (Jordan Peterson), nicht aber um die Sache geht. Zudem: Was hat die Klimakrise mit Psychologie zu tun? Am ehesten noch mit dem Gegensatz individualistich (Peterson spricht Individuen an) und kollektivistisch (Larkin denkt es kommt auf gesellschaftliche Gruppen, ja auf die Gesellschaft an).

      Persönliche Einschätzung: Psychologen lösen das Klimaproblem nicht und oft verstehen sie es nicht einmal wirklich. Für viele Psychologen und ihre Gesprächspartner handelt es sich um ein moralisches Problem. Und das ist in meinen Augen nicht unbedingt der richtige Ansatz. Viel wichtiger scheint mir, dass sich die Erkenntnis durchsetzt, dass man möglichst schnell möglichst effektiv handeln muss, weil jede Verzögerung sich für mehrere Jahrhunderte auswirkt, also für unsere Kinder und Kindeskinder. Selbst bei Grünen und Klimabewussten ist diese Erkenntnis noch zu wenig angekommen. Viele Grüne wollen nicht nur das Klima „retten“, sondern gleich noch das Paradies auf Erden errichten. Dafür aber fehlt die Zeit.
      Wir müssen aus Kohle, Öl und Erdgas aussteigen bevor das Paradies auf Erden errichtet ist.

  18. Von Dr. Peterson kann man sehr schön ein paar üble rhetorische Tricks lernen:

    1) Gegenüber abqualifizieren – indem eine Frage absichtlich abwertend nur ´als persönliche und politische Meinungsäußerung´ bezeichnet wird
    2) Indem statt eine Antwort zu geben mit einer Gegenfrage abgelenkt wird: ´Glauben Sie, dass sie schlechter dran sind als ihre Großeltern?´
    3) indem die andere Person als psychisch gestört dargestellt wird, die unfähig ist ein persönliches Problem zu lösen: ´Im Allgemeinen umgehen sie das Problem, indem sie pseudo-moralische Haltungen zu großen sozialen Fragen einnehmen.´

    Andere Leute auflaufen zu lassen oder gezielt lächerlich zu machen – ist leider ein übles Verhalten. Aber diese Methode funktioniert sehr gut wie man daran erkennen kann, wer ausgelacht wurde und wer den Applaus bekam.

  19. KRichard,
    das Publikum ist bei einer Diskussionsrunde der Dritte Partner. Den Rednern/Rednerinnen geht es am Ende weniger um die Sache als aus einer Argumentationsrunde als Sieger hervorzugehen. Der Applaus, das ist wie beim Boxen, wenn die Zuschauer beginnen, dem einen Kämpfer zuzujubeln, was ja eigentlich unfair ist.
    Was ist jetzt der Sinn dieses Themas ? Ist das eine Lektion in Rhetorik. Ist das eine Lektion in Moral ?

    • @fauv
      Es geht bei solchen ´Diskussionen´vermutlich weniger um Inhalte, Moral oder die Suche nach konstruktiven Antworten zu drängenden Problemen – sondern eher um den Unterhaltungswert.

  20. Übrigens, die Frage nach der kollektiven Verantwortung für den Klimawandel hat Peterson ganz klar im Sinne des imperialistisch-faschistischen Erbensystems beantwortet, daran hätte ich ihn “gekreuzigt”, aber die Mainstream-Medien wissen eben auch schon sehr genau wen sie einladen können/müssen und …!

  21. @Schleim

    Ich habe mir mal den Spass erlaubt, nach Robert Samuelky’s ‘Gewalt und Mitgefühl’ Pauschalitäten abzuleiten.
    Ergebnis: männlich ist rechts,weiblich links.
    Egoismus ist männlich,Altruismus weiblich.
    Weiblich ist Leben schenken und kooperativ,männlich Leben nehmend und konkurrenzhaft.
    Weiblich verteidigend,männlich angriffsbedingt.
    Simple Verhaltensbiologie.

  22. KRichard,
    Frauen geht es bei einem Streit ums Prinzip. Die sind bei einem Streit nicht käuflich. Meine Sympathie liegt bei Kath Larkin, was Herr Person hier zeigt, dass ist die Arroganz der Männlichkeit. Der fühlt sich seiner Gesprächspartnerin überlegen und versucht gar nicht auf ihre Gefühle einzugehn.

    • @fauv
      Ich glaube nicht, dass es Frauen/Larkin ums Prinzip geht. Man sieht dies ja auch bei den ´Fridays for Future´-Leuten: man macht sich um die Lebenschancen in der weiteren Zukunft Gedanken.
      Für ältere Leute – wie Peterson – ist es egal, wie sich Umwelt/Klima in > 30 Jahren entwickeln (da sie dann sowieso nicht mehr leben).

      Der ´Diskussions´-stil von Peterson ist einfach nur menschenverachtend: Beiträge anderer Menschen gar nicht zu beachten oder diese Person lächerlich zu machen hat nichts mit ´Diskussion´ zu tun.

      • @KRichard

        Konservative diskutieren nicht, sie konservieren – Ich habe besonders in diesen Wissenschaftsforen von vielen gelesen und erlebt die sich liberal nennen und wie sie sich das vorstellen! 😉

  23. Seit einigen Jahren hält er [Jordan Peterson, Ex-Professor für klinische Psychologie ] uns allen einen psychologischen Spiegel vor, aus dem uns die Wahrheit unseres Zeitgeists anschaut.
    Kath Larkin ist eine australische Aktivistin und extremistische Sozialistin.

    Allein in diesen zwei Sätzen zeigt sich doch das Problem:

    Ein Fliegengewicht hat gegen ein Schwergewicht keine Chance.

    Ein Aktivist ist normalerweise mental vom Typ Attacke, Angriff, wie ein Stier in der Arena.
    Wenn ein Prof der klinischen Psychologie sein Metier beherrscht, hat er in seinem bisherigen Leben so viele unterschiedliche Charaktere erlebt und deren psychische Schwachpunkte analysiert, dass er intellektuell in solchen Situationen einer Debatte wie ein Torero bei der Attacke eines Stiers in der Arena einen Schritt zu Seite treten und diesen ins Leere oder gar in eine Falle laufen lassen kann.
    Das hat mit „Wahrheit unseres Zeitgeists“ nichts zu tun, vor allem, weil es „die Wahrheit“ so nicht gibt, es ist alles nur Interpretation. Das einzig Wahre sind innerhalb ihrer Fehlergrenzen die Messwerte.
    Ich bin einfach misstrauisch, wenn jemand seinen Beruf aufgibt, um mit dem so Erlernten angeblich die Welt verbessern wollend viel Geld verdienen will.

  24. @Schumacher: “Doch seit einigen Jahren hält er uns allen einen psychologischen Spiegel vor, aus dem uns die Wahrheit unseres Zeitgeists anschaut.”

    Also mir kann er damit nicht kommen, mich würde er sehr schnell hassen, wenn er sich nicht schnell selbst hasst!!!

  25. Jordan Peterson ist ein Klimaleugner/skeptiker der alten Schule
    Jordan Peterson ähnelt bis zu einem gewissen Grad Richard David Precht. Wie Precht hat Jordan Peterson zu allem etwas zu sagen. Nicht nur zu seinem Fachgebiet, sondern auch zur Klimakrise (gibt es nicht), zum Feminismus (ein Problem), zur politischen Korrektheit (er ist Gegner) , zum Kulturmarxismus und noch zu viel mehr, ja letztlich zu allem. Deshalb wohl wird er von einigen als (konservativer) Intellektueller bezeichnet. In meinen Augen ist es für Jordan Peterson aber wichtiger ein für ihn und seine Jünger schlüssiges (konservatives) Weltbild anzubieten und nicht darum, die Dinge gründlich zu überdenken und zu durchdringen.

    In Bezug zum Klimawandel und den fossilen Energien liegt er auf der gleichen Linie wie Bjœrn Lomberg, einen bekannten Klimaskeptiker, der immer wieder betont, dass es unendlich viel wichtigere Dinge gibt als die Klimerwärmung. Und er hat sich auch seine Argumente geborgt. Eines von Petersons neueren Videos, nämlich “What They’re Telling Us About ENERGY Is Wrong!” vom 20. September 2022 benutzt als Einstieg den aktuellen Gaskrieg Putins um dann die fossilen Energien zu verteidigen und uraltes Klimaleugnerzeit vorzubringen wie etwa, dass mehr Leute durch Kälte als durch Hitze sterben. Dazu sagt er konkret im eben verlinkten Video:

    Sie sorgen sich nur um die globale Erwärmung, wenn die globale Erwärmung das Einzige ist auf Ihrem Radar und sie offensichtlich alle anderen Dinge vergessen wie das, dass drei bis sechshundert tausend Menschen in Europa jeden Winter an Kälte sterben. Wir haben keinen guten Sinn für Verhältnismäßigkeit. Wenn wir uns nur auf das konzentrieren und es viel mehr
    Menschen gibt, die tatsächlich an Hitze sterben. Aber vergessen Sie die vielen, vielen mehr, die an zu wenig Kohle sterben und das sind wir. Ich werde das diesen Winter sehen, wenn die fossilen Brennstoffe ausgehen.
    Und einige Leute werden anfangen zu erfrieren. Wir werden viel mehr besorgt sein über kalte Wellen als über Hitzewellen.
    Aber das präsentierten die Medien nicht. Deshalb sind wir in Schwierigkeiten geraten.

    All das hätte ebenso gut Bjørn Lomborg sagen können, nur dass Bjørn Lomborg nicht den Lebenshilfe-Guru spielen kann wie das Jordan Peterson so gerne tut.

    Der Artikel Jordan Peterson, the Climate Crisis Deniers’ New Mouthpiece wird noch auf weitere Klimaskeptiker Videos von Jordan Peterson eingegangen. Der Artikel beginnt folgendermassen:

    Mitte August lud Jordan Peterson ein Video für seine mehr als 5,4 Millionen YouTube-Abonnenten hoch, in dem er die wachsende Wissenschaft, die extreme Wetterereignisse mit dem Klimawandel verbindet, als “zweifelhaft” bezeichnete.

    In Anzug und Krawatte gekleidet und in einem strengen weißen Raum mit dem Gefühl eines Tech-Startup-Büros sitzend, behauptete der konservative kanadische Promi-Influencer, auf die “globalistischen Utopier” zu zielen, die uns zwangen, “in Einklang zu fallen”, um die globalen Emissionen bis 2050 zu stabilisieren. Dieses Ziel wird von Wissenschaftlern weithin als entscheidend angesehen, um die schlimmsten Schäden des Klimawandels zu vermeiden. Aber Peterson bezeichnete es als “absolut absurd”.

    Fazit: Ich bin kein Linker, nicht einmal ein Gegner von Konservativen, wohl aber ein Gegner von Influencern vom Stil eines Jordan Peterson, der mit der Autorität, die er inzwischen bei seinen mehr als 5 Millionen Follower hat, seine Jünger in jeder Beziehung auf seine konservative, ja reaktionäre Linie bringen will.

    • Na! (kurz gesprochen, auch als Tadel), Kommentatorenfreund :

      Jordan Peterson ist ein Klimaleugner/skeptiker der alten Schule [Ihre Nachricht – die Textauszeichnung übernommen : von Dr. Webbaer]

      Fazit: Ich bin kein Linker, nicht einmal ein Gegner von Konservativen, wohl aber ein Gegner von Influencern vom Stil eines Jordan Peterson, der mit der Autorität, die er inzwischen bei seinen mehr als 5 Millionen Follower hat, seine Jünger in jeder Beziehung auf seine konservative, ja reaktionäre Linie bringen will.[Ihre Nachricht]

      Jordan Peterson ist kein Gegner der bekannten klimatologistischen Prädiktion mit dem CO2-zentrierten Erwärmungstrend.
      Bringen Sie gerne Zitate bei, wenn Sie anders meinen, bemühen Sie vielleicht auch nicht Leserbriefe, die fett auszeichnen, wenn Sie postulieren wollen.


      Ansonsten, Jordan Peterson ist nicht ‘konservativ’ und oder ‘reaktionär’, dies ist ja gerade sein sozusagen Leistungsmerkmal.
      Dr. W nicht viel anders sein, manchmal abär andere Meinungen haben tun.

      Dr. Webbaer rät schon an Verständigkeit zu erkennen, auch dann, wenn sie möglicherweise nicht konveniert.
      Sicherlich muss da nicht Alles stimmen, no problemo.

      Mit freundlichen Grüßen
      Dr. Webbaer

  26. Man kann allen Menschen jedes Alters und Geschlechts nur empfehlen, im persönlichen Bereich, bei Demonstrationen, und besonders bei Wahlen, möglichst konsequent für Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit einzutreten.
    Kein Mensch sollte sich von selbst-ernannten Pseudo-Autoritäten von diesem Weg abbringen lassen.

  27. Die blinden Flecken der Binsenweisheiten…

    Peterson fährt fort: Was also, wenn wir alle “bessere und mutigere Menschen wären? Wenn wir nach höheren Werten strebten? Wenn wir ehrlicher wären? Würden sich die positiven Elemente der Erfahrung nicht eher um uns herum manifestieren?

    “Nicht Mangel an Geist, sondern ein Geist, der sich ununterbrochen selbst gegenwärtig ist, eine Ausgeglichenheit gegen die nichts und niemand ankommt.
    Die Menschen reden, die Karawane zieht vorüber: Die Dummheit erkennt man an jenem ruhigen Fortschreiten eines Wesens, das Worte von aussen weder ablenken noch berühren können. Sie ist nicht das Gegenteil der Intelligenz, sondern jene Form der Intellektualität, die alles auf ihr eigenes Maß zurechtstutzt und jeden Anfang in einem vertrauten Vorgang auflöst. Der Dummheit ist nichts menschliches jemals fremd; die macht – über die Lächerlichkeit hinaus – ihre unerschütterliche Kraft und ihre mögliche Grausamkeit aus.” (Alain Finkielkraut)

    “Als Mensch anfing seine Toten zu bestatten, wurde Mensch zum Mensch.” (unbekannter Anthropologe)

    Als Mensch aber anfing auch daraus ein GESCHÄFT zu machen, war alles für’n Arsch, bzw. war der geistige Stillstand im wettbewerbsbedingten Kreislauf MANIFESTIERT. (hto)

    Die “blinden Flecke” der Konservativen (auch die der “Linken”) sind besonders rundherum in systemrational-gebildeter Bewusstseinsbetäubung/Suppenkaspermentalität manifestiert – Die “Konserve der Pandora” bleibt besser geschlossen!?
    👋😎

    • @Joseph Kuhn: Vielen Dank für den Link und die gute Arbeit. Herzliche Grüße hinüber zu den Scienceblogs!

  28. Vielen Dank Herr Holzherr, für den link zum Artikel über Peterson als Klimaleugner.
    Seine Lehre, man solle erst sein eigenes Haus in Ordnung bringen, bevor man die Welt kritisiere, entpuppt sich als Manipulation, die sog. gobalistischen, totalitären Utopisten (seine Worte) zum Schweigen zu bringen. Er missbraucht psychologische Lebenshilfe für seine politischen Zwecke. Das ist nicht zulässig. Ethik ist natürlich auch ein Teil der Lehre von einer besseren Lebensführung, aber wenn man die Lehre für ein besseres Leben verdeckt für politische Zwecke einsetzt, ist das unethisch.

    Es stimmt natürlich, wer sein eigenes Haus in Ordnung hat, lebt selbstzufriedener.
    Aber es gibt auch die Selbstgerechten, die mit sich im Reinen sind, weil sie ihre eigenen Widersprüche erfolgreich ausgeklammert haben und nicht wahrnehmen.

    Um Peterson argumentativ zu stellen, braucht es aber Leute, die intellektuell auf der Höhe sind und nicht eine sozialistische Politikerin, die sein Feindbild quasi ideal verkörpert.

  29. @ Mussi:

    Mir scheint,diese Ängste sind ‘männlich”.

    Meinen Sie die Ängste von Prof. Peterson oder die von Prof. Paulson? Und wären es demnach die Ängste alter weißer Männer? Wobei Medienberichte naheliegen, dass es auch die Ängste junger Männer sein könnten: https://www.t-online.de/region/berlin/id_100059958/jordan-peterson-in-berlin-der-rockstar-der-neuen-rechten.html

    Ganz verwirrend sind übrigens neue Befunde aus dem Gender-Lab des Münchner Angstforschers Prof. Karl Valentin, die darauf hindeuten, dass diese Ängste zu bestimmten Jahreszeiten divers sein könnten.

    @ Paul Stefan:

    Ich glaube, Leute, die die Welt in Ordnung bringen wollen, haben so viel zu tun, dass sie nicht immer zuhause aufräumen können. Angeblich sieht es sogar schon bei Familien mit Kindern öfter etwas unaufgeräumt aus.

    • @J. Kuhn

      Diese Ängste werden NOCH wie gewohnt in der “herrlichen” materialistischen “Absicherung” abgefedert, wenn aber klar wird, dass “neue Befunde aus dem Gender-Lab des Münchner Angstforschers Prof. Karl Valentin” einen evolutionären Grund haben, die gerade wegen der stumpf- und blödsinnigen Gewohnheiten (also wegen des wettbewerbsbedingt geistigen Stillstandes) neue Probleme für die dringend nötige Bewusstseinsentwicklung verursachen, dann wird es sicher mehr als nur verwirrend werden, für die Leute die meinen die Welt “in Ordnung” halten zu müssen. 😉

    • Laut link 200.- Euro für ein “meet and greet” mit Peterson (Autogrammstunde?).

      Mich haut’s vom Stuhl. Was will der uns von Ethik und Aufräumen erzählen?

  30. @Kuhn

    Beide. Gerade gestern hörte ich von einen Freund im Zuge der Energieknappheit,dass er seine Familie versorgen müsste. Er hat Gas,Holz und Wärmetauscher,also alles.

    Hat sich da was verändert?

    Erwartungen an sich selbst und von außen kommen doch aus dem Resultat von irrationalen Ängsten.

  31. @ Mussi:

    “Erwartungen an sich selbst und von außen kommen doch aus dem Resultat von irrationalen Ängsten.”

    Oder kommen umgekehrt Ängste daher, Erwartungen (oder anderem) nicht gerecht zu werden? Und die Erwartungen vielleicht von den Eltern, dem sozialen Umfeld, eigenen Lebenszielen? Oder der irrationalen Lust auf Erdbeereis im Ausflugslokal – was zur hochrationalen Angst führt, es könnte aus sein?

    “von irrationalen Ängsten”

    Ob man angesichts dessen, was im Winter kommen könnte, beim Thema Heizen von “irrationalen Ängsten” sprechen sollte? Was bedeutet überhaupt das Adjektiv “irrational” im Zusammenhang mit Ängsten? Ist eine Spinnenphobie “irrational” oder erst mal nur aus der Außenperspektive nicht nachvollziehbar?

    Mich beschleicht ja mitunter die Angst, man könnte Peterson für einen guten Psychologen halten. Aber das ist sicher eine irrationale Angst, für die es keine guten Gründe gibt.

    • In Australien z.B. ist es sicher rational, ziemlich phobisch auf ganz bestimmte Spinnen zu reagieren.
      Was Peterson angeht, so nehme ich doch keine “Lebensberatung” von jemandem an, der behauptet, sich ausschließlich von Fleisch zu ernähren. Was auf Dauer sehr ungesund ist.
      In meinen Augen ist er ein Rechtstroll, der das Trollen zum Lebensunterhalt gemacht hat, mit Erfolg sogar. Chapeau! Ich werde trotzdem seine Bücher nicht kaufen.

    • @Joseph Kuhn (Zitat): „Mich beschleicht ja mitunter die Angst, man könnte Peterson für einen guten Psychologen halten.„

      Jordan Peterson ist zuerst einmal ein extrem erfolgreicher Influencer (5 Millionen Follower) und da er zugleich Lebensberater und Psychologe ist, darf man annehmen, dass seine Botschaft, seine Art der Lebensberatung und seine Kernbotschaften der tiefere Grund für die grosse Zahl von Jordan-Jüngern ist. Was aber macht seine Lebensberatung und Weltsicht aus?

      Mir scheint, Jordans Aufforderung
      Unsicherheit durch Sicherheit, Chaos durch Ordnung zu ersetzen
      wie etwa im Video how jordan peterson influences his followers beliefs gezeigt, begründet seinen Erfolg. Zudem scheut sich Jordan nicht, selbst Stellung zu umstrittenen Fragen zu beziehen. Und das wiederum spricht unsichere Personen an. Peterson strahlt Sicherheit und Mut zur eigenen Meinung aus und damit spricht er tatsächlich Millionen an, denn heute gibt es wohl mehr Verunsicherte als je. Weil etwa ein akzeptiertes Männerbild fehlt. Seine Bereitschaft zu klaren Ansagen wie im Video Jordan Peterson – Do you think a transgender is a real woman? bedeutet allerdings mehreres
      1) Peterson markiert Stärke indem er über moderne Tabus hinweggeht und sagt, was er denkt
      2) Peterson sagt äusserst konservative Dinge und versendet damit die Botschaft: eine konservative Weltsicht macht sicher und innerlich frei.

      • @Holzherr

        Die konservativ-konfuse Weltsicht, ist die kreislaufend-eskalierende “Ordnung” der Hierarchie in Symptomatik von “Wer soll das bezahlen?” und wettbewerbsbedingt-privatwirtschaftlich-unternehmerischer Abwägungen von/zu Bewusstseinsbetäubung in “Arbeit macht frei”, zurzeit macht “Wer soll das bezahlen?” mal wieder Probleme, die mit Kapitulation vor den herkömmlich-gewohnten Methoden der Assimilation korrumpiert/verdummt werden soll, was bei einer zeitgeistlich-reformistisch gepflegten Bewusstseinsschwäche in Angst, Gewalt und egozentriertem “Individualbewusstsein” auch immernoch gut funktioniert!?

  32. Die vier entscheidenden Ängste sind:
    vor dem Tod, vor dem Schmerz, vor geistigen Beeinträchtigungen, und vor körperlichen Beeinträchtigungen.
    —–
    Naturwissenschaftler und Techniker wissen mehr über die Umwelt und deren Schutz als die Psychologen.

    • @Karl Bednarik: “Die vier entscheidenden Ängste sind:
      vor dem Tod, vor dem Schmerz, vor geistigen Beeinträchtigungen, und vor körperlichen Beeinträchtigungen.”

      Könnte ganz leicht und einfach verändert werden, in einem globalen Gemeinschaftseigentum OHNE die stumpf-, blöd- und wahnsinnig wettbewerbsbedingte Symptomatik/Konfusion, wenn die manifest-implantierte Angst davor mit wirklicher Wahrhaftigkeit überwunden würde.
      👋😊

  33. @wereatheist #Lebensberatung für Erfolg

    Obacht, das links-, rechts- oder mittelmäßige Trollen, also die systemrationale Überproduktion von konfusem Kommunikationsmüll, ist doch seit der “Vertreibung” die gängig-lebensunterhaltende Praxis des kreislaufend-bewusstseinsbetäubenden Geschäfts-Sinns – Egal wie dumm das ist, nur die scheinbar verantwortungslose Schuld- und Sündenbocksuche ist noch … (verkommener?), wenn keine wirklich-wahrhaftige Interpretation von zweifelsfrei-eindeutiger Moral/Philosophie vorliegt, die vor allem mit Uneigennützigkeit OHNE Erfolgs- oder “gesundem” Konkurrenzdenken daherkommt!?

    Und ja, da Mensch immer ALLE bedeutet, sind Konfusion und Kommunikationsmüll offensichtlich auch das Schicksal aller Wohlgesinnten, wenn nicht endlich …
    🤗 👊😎

    • Peterson: “Ich schlage vor, dass die Menschen, die ihre eigenen Häuser nicht in Ordnung haben, sehr vorsichtig sein sollten, bevor sie die Welt neu organisieren, was auf viele Arten geschieht.”

      Damit hat er recht, aber er weiß offensichtlich/wahrscheinlich nicht wie/womit er recht hat, denn er bezieht diese allgemeine Wahrheit auch nur auf das Begehen mikrokosmlogisch-kurzsichtiger Kreise der gewohnten hierarchischen Konfusion, anstatt Mensch als das zu verstehen, was Mensch über die Illusionen hinaus ist/erfordert!!!

      🎼 “Von den blauen Bergen kommen wir, unsere Experten/Fachidioten sind genauso blöd wie wir” 🎶, oder ist sein Tun die bewusste Verkommenheit in der Gewohnheit zur implantierten Kapitulation vor dem System???

  34. Warum Psychologie/Moral wenig zum Klimaproblem beitragen kann
    Nur der vollkommene Verzicht auf Kohle, Öl, Erdgas und konventionellen Beton kann die globale Erwärmung stoppen. Allerdings würde der Verzicht auf Energie und Baustoffe wie Beton die Menschheit zurück in die Armut führen. Jede realistische Klimapolitik strebt deshalb die Substitution von Kohle, Erdöl, Erdgas und konventionellem Beton durch andere Energielieferanten und andere Baustoffe an. Da aber Kohle, Erdöl, Erdgas und konventioneller Beton quasi die Welt beherrschen und selbst ein Kaugummi oder eine Ferienreise ohne sie nicht auskommt, haben wir es im Prinzip mit einem gewaltigen ökonomischen und zeitlichen Problem zu tun. Die Frage lautet: Mit welchen Ersatzenergien/Ersatzbaustoffen und in welcher Zeit können wir vollkommen wegkommen von Kohle, Erdöl, Erdgas und konventionellem Beton. Und die Antwort darauf muss eine Umstellung der Ökonomie sein. Ein freiwilliger Verzicht auf einen Ferienflug und ein klimabewusstes persönliches Verhalten genügt nicht, denn diese Verhaltensänderungen wirken insgesamt nur gerade wie ein Tropfen auf den heissen Stein. Ein sehr guter Beleg für diese meine Behauptung ist der jüngste McKinsey Bericht zu den nötigen Investitionen um weltweit bis 2050 von Kohle, Erdöl, Erdgas und konventionellem Zement wegzukommen. Der Bericht The economic transformation: What would change in the net-zero transition kommt zum Schluss, dass eine vollkommene Umstellung auf klimateutrales Wirtschaften innerhalb des Zeitraumes 2022 bis 2050 Investitionen von insgesamt $275 Billionen Dollar benötigen würde. Darauf hat nun auch ein IEEE-Artikel reagiert. In Taming the Climate Is Far Harder Than Getting People to the Moon werden die nötigen weltweiten Investitionen von 275 Billionen Dollar mit Grossprojekten wie der Mondlandung 1969 (207 Milliarden heutige Dollars) und dem Manhattan-Projekt/dem Bau der ersten Atombomben (33 Milliarden heutige Dollars) verglichen und es wird berechnet welcher Teil des Bruttoinlandprodukts aufgewendet werden müsste um dies zu erreichen. Dazu liest man:

    Das McKinsey Global Institute schätzt die Kosten zwischen 2021 und 2050 auf 275 Billionen Dollar. Das sind etwa 9,2 Billionen Dollar pro Jahr, verglichen mit dem globalen Wirtschaftsprodukt von 94 Billionen Dollar im Jahr 2021. Solche Zahlen implizieren jährliche Ausgaben von etwa 10 Prozent des heutigen Weltwirtschaftsprodukts. Und weil die Länder mit niedrigem Einkommen der Welt solche Lasten nicht tragen könnten, müssten wohlhabende Nationen in der Größenordnung von 15 bis 20 Prozent ihres jährlichen Wirtschaftsprodukts der Aufgabe widmen. Solche Investitionen sind nur mit den Ausgaben vergleichbar, die erforderlich waren, um den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen.

    Fazit: Individuelle Verhaltensänderungen, Schuldgefühle und Schuldzuweisungen – also Dinge, die Psychologen anzubieten haben – , werden kaum einen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten. Es braucht vielmehr eine schnelle (und auch teure) Umstellung der gesamten Wirtschaft.

    • Warum Psychologie/Moral SEHR WOHL zum Klimaproblem beitragen kann

      Wenn die westliche Welt, mit vorbildlich-nachahmenswerten Verantwortungsbewusstsein den privatwirtschaftlich-unternehmerischen Wahnsinn beenden und somit in ökologisch-ökonomischem Gemeinschaftseigentum zentralisieren/befrieden würde, dann könnte sich der “Rest der Welt” (ohne die der Klimawandel eh nicht zu kompensieren ist) ebenso von den wettbewerbsbedingten Symptomatiken befreien und einzig wirklich-wahrhaftige Vernunft würde globalisieren. Dann hätte auch solch Blödsinn “… dass eine vollkommene Umstellung auf klimateutrales Wirtschaften innerhalb des Zeitraumes 2022 bis 2050 Investitionen von insgesamt $275 Billionen Dollar benötigen würde …” keine Macht mehr, denn wenn GRUNDSÄTZLICH alles Allen gehören darf, kostet die Weltrettung nur das Lächeln der Gemeinschaft. 👋🙂

  35. Die politische Frage ist also:
    Wollen wir jetzt 20 Prozent unseres Reichtums in den Umweltschutz investieren, oder wollen wir später 50 Prozent unseres Reichtums durch Katastrophen verlieren?

    • @Karl Bednarik: Ja, die Investition in CO2-neutrale Technologien ist ja sinnvoll und bringt später sogar einen Ertrag. Nur hat niemand das nötige Geld. Deshalb gibts ja den Vorschlag von Klimaökonomen, die „Energiewende“ mit Schulden zu finanzieren.

  36. Jordan Peterson ist ein ganz bemerkenswerter Intellektueller, er ist auch bescheiden, er ordnet sich politisch dem sozusagen klassischen Liberalismus zu, wie einige andere ebenfalls, bspw. Dr. W ebenfalls, er kann gut reden, hat viele Gags in petto, er ist sozusagen -plump formuliert- der Superman.

    Ansonsten ist er auch Psychologe und seinen Theorien muss dann aus diesseitiger Sicht nicht umfänglich gefolgt werden, da waren schon, wiederum aus diesseitiger Sicht, einige “Klöpse” dabei, auch ist sein Ratgebertum, wohl anscheinend an (auch junge) Männer gerichtet, nicht immer und, äh, für alle, direkt zustimmungsfähig.

    Dr. Webbaer mag diese Püschologisierungen nicht sonderlich, mag deutlich eher die Gesellschaftspsychologie, die Jordan Peterson ebenfalls kann, und dankt der werten hiesigen Inhaltegeberin für ihren Text.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

    PS:
    Jordan Peterson ist aus diesseitiger Sicht einer der verständigsten, lebenden und netten Menschen auf diesem Planeten, er hat nicht immer recht, weiß dies auch.
    Er ist auch schlecht angreifbar, er entstammt wohl politisch linker Sozialisierung und kennt sozusagen alle Schliche.

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