Könnte Steve Jobs noch leben?

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Am 24. Oktober 2011 erschien die autorisierte Biografie des am 5. Oktober an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorbenen Steve Jobs in den USA; die deutsche Version ist ab dem 27. Oktober erhältlich. Aus diesem Anlass gab der Autor Walter Isaacson dem amerikanischen Sender CBS ein ausführliches Interview und berichtete, was das charismatische Computergenie nach seiner Krebsdiagnose im Jahre 2003 tat und was ihn schließlich das Leben gekostet haben könnte.

Apple

Der “Edison des 20. Jahrhunderts”

Steve Jobs war bekannt für ungewöhnliche Wege. Wie kaum ein anderer prägte er die moderne Welt der Computer und dennoch gelang es ihm nicht, die wohl größte Herausforderung seines Lebens zu meistern: den Sieg über seinen Bauchspeicheldrüsenkrebs davonzutragen. Anfang des Monats verstarb der Mann, der hinter den Macs, iPads, iPhones und iPods steckte, im Alter von nur 56 Jahren.

Zu Lebzeiten gab Steve Jobs nur selten etwas in der Öffentlichkeit von sich preis: Ausnahmen machte er auf der Abschlussfeier der Stanford University im Juni 2005 und seit 2009 auch in zahlreichen Interviews mit seinem Biografen, dem US-Schriftsteller Walter Isaacson. Dabei bat er Isaacson, ein ehrliches Buch sowohl über seine Stärken als auch seine Schwächen zu schreiben.

iKone voller Widersprüche

Steve Jobs’ Selbstvertrauen war legendär, die Widersprüche in seinem Leben auch. So wurde aus dem Adoptivkind aus nicht einfachen Verhältnissen und ohne Universitätsabschluss ein Mythos, der ein gigantisches Vermächtnis hinterlässt.

Jobs musste in seinem Leben einige Rückschläge hinnehmen. Im Jahr 1985 feuerte Apple seinen Gründer nach internen Streitigkeiten. Das haute ihn zwar zunächst einmal um, doch Jobs blieb der Branche treu – aus Liebe, wie er sagte: Mit frischen Ideen baute er neue Unternehmen auf. 1995 kehrte er zu Apple zurück und wendete damit den drohenden Zusammenbruch der Firma ab.

Der “New Yorker” bezeichnete Jobs aus Anlass seines Rücktritts als CEO im August 2011 als den “Edison des 20. Jahrhunderts”. Dieser Magier mit diabolischen Zügen suggerierte seinen Kunden Unabhängigkeit, begleitet von einem brillanten Design und einer ungewöhnlichen Klarheit in der Bedienung, was die Nutzer jedoch immer mehr an die Produkte des Unternehmens band. Auch gelang es ihm das Kunststück, dass selbst Massenprodukte noch einen elitären Anspruch behielten.

Ein solches Konzept konsequent umzusetzen, erfordert wohl einen besonderen Charakter. Viele kritisierten Jobs als grenzenlos stur, launisch, reizbar, kontrollsüchtig und manipulativ. Isaacson gegenüber beschrieb er seine leiblichen Eltern als reine “Samen- und Eierbank”. Ob dieses Gefühl des Verlassenseins seinen Charakter maßgeblich prägte, bleibt jedoch unbeantwortet. Ebenso, ob dies eine Ursache dafür gewesen sein könnte, dass er nie in Wohltätigkeits- oder Spendenaktionen investierte.

Querdenker mit Hang zum Morbiden…

Widersprüchlichkeit war der Hauptmotor für Steve Jobs, und das Spiel mit dem Tod hatte dabei seit jeher eine große Bedeutung. In seiner Stanford-Rede im Jahre 2005 bekannte er offen:

Als ich 17 war, las ich ein Zitat, das in etwa so lautete: ‘Wenn du jeden Tag so lebst, als ob er sein letzter wäre, wirst du eines Tages ganz sicher Recht haben.’ Das hinterließ bei mir einen großen Eindruck und seit den vergangenen 33 Jahren habe ich jeden Morgen in den Spiegel geschaut und mich gefragt: ‘Wenn heute der letzte Tage meines Lebens wäre, würde ich das tun wollen, was ich heute im Begriff bin, zu tun?’ Und immer wenn die Antwort zu viele Tage hintereinander ‘Nein’ gelautet hat, weiß ich, dass ich etwas verändern muss.

Mir ins Gedächtnis zu rufen, dass ich bald sterbe, ist das wichtigste Hilfsmittel, um weitreichende Entscheidungen zu treffen. Fast alles – alle Erwartungen von außen, jegliche Art von Stolz, alle Angst vor Peinlichkeit oder Versagen – das alles fällt im Angesicht des Todes einfach weg. Nur das, was wirklich zählt, bleibt. Sich daran zu erinnern, dass man eines Tages sterben wird, ist in meinen Augen der beste Weg, um nicht zu denken, man hätte etwas zu verlieren. Man ist schon nackt. Es gibt also keinen Grund, nicht dem Herzen zu folgen.

Dieses Spiel mit dem Tod könnte dem Apple-Gründer zum Verhängnis geworden sein. Denn nach der Diagnose im Oktober 2003 kämpfte der überzeugte Veganer zunächst monatelang mit einer speziellen Diät, Pflanzenpräparaten, Akupunktur, Fruchtsäften und sogar einem Hellseher, bevor er sich neun Monate später dann doch für eine Operation entschied.

… und Angst

Jobs’ Abneigung gegen eine Operation erklärte sein Biograph Walter Isaacson mit der Angst, “seinen Körper öffnen zu lassen”. Denn auch in der Krebstherapie wollte der Perfektionist neue Wege beschreiten. Akribisch arbeitete er sich in die Materie ein, probierte neue Behandlungsmöglichkeiten aus, missachtete die Ratschläge der Ärzte, seiner Frau und diverser Freunde.

So ließ er die DNS des Tumors entschlüsseln, damit die Ärzte die Medikamente genau auf den Krebs zuschneiden konnten. Allein die Sequenzierung soll um die 100.000 Dollar gekostet haben, die laut Isaacson erst 20 Menschen weltweit vornehmen lassen hätten.

Jobs war fest vom Erfolg seiner Strategie überzeugt: Entweder werde er einer der Ersten sein, die so den Krebs besiegten oder einer der Letzten, die daran sterben würden, sagte er seinem Biografen.

Bauchspeicheldrüsenkrebs: Rasches Todesurteil…

Ganz abwegig war Jobs’ eigenwilliger Weg nicht – wenn auch äußerst riskant. Denn er hatte bezüglich der Diagnose seines Tumors eigentlich großes Glück im Unglück. An sich ist Bauchspeicheldrüsenkrebs ein ziemlich sicheres Todesurteil, das meist recht schnell vollstreckt wird. Fünf Jahre nach der Diagnose leben nicht einmal mehr fünf Prozent der Betroffenen. Jobs hatte jedoch ein weniger aggressives Karzinom – einen neuroendokrinen Inselzelltumor.

Anders als bei dem klassischen, dem aggressiven exokrinen Adenokarzinom, das aus den Zellen hervorgeht, welche die Verdauungssäfte produzieren, wuchern bei den endokrinen Tumoren die Drüsenzellen. Diese bilden verschiedene Hormone wie beispielsweise Insulin und Glukagon, die den Blutzuckerspiegel kontrollieren.

Nur etwa zwei Prozent der Patienten mit Bauspeicheldrüsenkrebs leiden an einem neuroendokrinen Tumor. In Deutschland gibt es jährlich nur etwa 400 bis 800 Neuerkrankungen. Bei diesen Tumoren können die Überlebenschancen sehr gut stehen, wobei es allerdings auch hier sowohl gutartige, niedrig maligne wie auch hoch maligne Tumoren gibt.

Eine winzig kleine Gewebeprobe, die zur Diagnosestellung entnommen wird, kann daher durchaus auch einmal ein falsches Bild vermitteln, denn selbst aggressivere Tumoren können in einigen Bezirken weniger rasch wachsende Tumorzellen aufweisen. Manchmal zeigt sich erst während der Operation, wie es wirklich um den Patienten steht.

… mit Ausnahmen

Bei einer frühzeitigen Diagnose können diese Tumoren durch eine Operation geheilt werden. Doch auch für die gutartigen Inselzelltumore gilt, dass spätestens ab einer Größe von 3 cm operiert werden sollte. Studien haben ergeben, dass ab einer Größe von 5 cm das Risiko für eine Metastasierung deutlich ansteigt.

Nun zeigt sich Bauchspeicheldrüsenkrebs selten im Frühstadium, denn die Erkrankten bleiben in der Regel lange symptomfrei. Oft wird der Krebs erst in zu einem Zeitpunkt entdeckt, wenn er sich bereits im Bauchraum ausgebreitet hat und damit nicht mehr heilbar ist. Auch ist dieser Krebs meist gegen Bestrahlung und Chemotherapie resistent. Je später der Tumor behandelt wird, desto schlechter stehen also die Chancen für eine Heilung. Bauchspeicheldrüsenkrebs bildet mit Vorliebe Metastasen in der Leber oder in den Knochen.

Neue Therapien des Bauchspeicheldrüsenkrebses bestehen vor allem aus einer Kombination verschiedener Chemotherapien für die aggressive Form sowie dem Einsatz zielgerichteter Medikamente, einer Hormontherapie oder einer Bestrahlung mit radioaktiven Isotopen für die neuroendokrinen Tumoren. Dadurch konnte die Überlebensprognose etwas verbessert werden, einen wirklichen Durchbruch bietet jedoch bislang keine dieser Behandlungsansätze.

Die Symptome sind meist unspezifisch. Manchmal klagen die Patienten über anhaltende Übelkeit oder Verdauungsbeschwerden wie andauerndem Durchfall. Auch ein unerklärlicher Gewichtsverlust, Gelbsucht, anhaltende Schmerzen im Rücken oder im Oberbauch sollten Betroffene zum Arzt führen.

Über Risikofaktoren ist bislang wenig bekannt. Besonders bei den neuroendokrinen Tumoren tappen die Wissenschaftler oft noch im Dunkeln. Inselzelltumoren können manchmal zusammen mit Zysten der Bauchspeicheldrüse im Rahmen der seltenen erblichen von Hippel-Lindau’schen Erkrankung auftreten. Beim klassischen Bauchspeicheldrüsenkrebs werden folgende Auslöser diskutiert: Übergewicht, Rauchen und selten auch familiär vererbte Fälle.

Riskantes Spiel mit dem Glück

Als Steve Jobs sich im Jahr 2004 neun Monate nach der Erstdiagnose endlich zur Operation durchrang, hatte der Tumor bereits in den Körper gestreut und sich auf das umliegende Gewebe ausgebreitet. Nach fünf Jahren war seine Leber mit Tochtergeschwüren durchsetzt. 2009 bekam er ein gesundes Spenderorgan eingepflanzt und damit eine weitere Gnadenfrist.

Auch dieser Therapieansatz war äußerst ungewöhnlich. Patienten mit einem metastasierten Krebsleiden werden normalerweise nicht mit einer Transplantation behandelt. Zum einen gibt es zu wenig verfügbare Spenderorgane und die Selektion erfolgt anhand einer Warteliste, auf der die Bedürftigsten mit den höchsten Chancen für eine Heilung ganz oben stehen. Ein metastasiertes Krebsleiden kann zwar bei einer guten Prognose mit einer langen Überlebenszeit einhergehen, heilbar ist es jedoch nicht.

Zum anderen müssen nach einer Transplantation Medikamente eingesetzt werden, die verhindern, dass das Immunsystem das fremde Organ abstößt. Für Krebspatienten sind diese Medikamente eigentlich pures Gift. Denn der Tumor nutzt ein derart geschwächtes Immunsystem gnadenlos: Die noch im Körper verbliebenen Tumorzellen teilen sich nun umso besser. Offenbar war dies auch bei Jobs der Fall.

Hätte sich Steve Jobs sofort nach der Diagnose im Herbst 2003 operieren lassen, würde er vielleicht noch leben – beweisen lässt sich dies jedoch nicht. Immerhin wurden ihm dennoch trotz seines riskanten Spiels mit dem Schicksal und dank der Errungenschaften der modernen Medizin noch sieben äußerst produktive Jahre geschenkt. Für den offensichtlich nach magischen Denkmomenten süchtigen Jobs hat sich das Spiel mit dem Tod somit zumindest zu Lebzeiten ausgezahlt.

“Niemand will sterben.”

Spätestens im Angesicht des Todes bereute vermutlich auch Jobs diese leichtsinnige Entscheidung. Bereits in Stanford bekannte er:

Niemand will sterben. Sogar Leute, die in den Himmel kommen wollen, möchten nicht sterben, um dorthin zu gelangen. Dennoch ist der Tod das Ziel von uns allen. Niemand konnte ihm jemals entkommen. Und so sollte es auch sein, da der Tod wahrscheinlich die beste Erfindung des Lebens ist. Er ist die Wandlungskraft des Lebens. Er räumt das Alte aus und macht damit den Platz frei für das Neue.

Jobs’ Vermächtnis

Isaacson beschreibt Jobs als einen “von Dämonen Getriebenen”. Nie habe er seine innere Ruhe gefunden, um die er sich so sehr durch aufmerksames Studium des Zen-Buddhismus bemühte. Jobs’ Leben könne daher zugleich als “Lehre und Warnung” gelten, schließt Isaacson. Wir können viel von Steve Jobs lernen.

Glaube. Liebe. Hoffnung.

In der Stanford-Rede teilte Jobs seine Botschaft an die Jugend in die drei Geschichten seines Lebens. Die erste Geschichte handelte vom Erkennen der Zusammenhänge. Zusammenhänge können nur rückblickend gesehen werden und dennoch müssen wir schon vorher auf etwas vertrauen. Wir müssen hoffen, dass sich die Punkte unseres Lebens irgendwann zu einem großen Ganzen zusammenfügen. Er riet den Studenten:

Du musst dich auf etwas verlassen – deinen Bauch, Schicksal, Leben, Karma, was auch immer. Diese Haltung hat mich nie enttäuscht und es hat den entscheidenden Unterschied in meinem Leben gemacht.

In der zweiten Geschichte ging es um Liebe und Verlust. Hier bekennt Jobs, dass er Glück hatte, indem er rasch entdeckte, was er in seinem Leben gern tat. Auch der Rausschmiss aus seiner eigenen Firma ließ ihn nicht aufgeben, im Gegenteil. Hierzu gestand er:

Manchmal schlägt dich das Leben mit einem Stein vor den Kopf. Gib’ die Hoffnung nicht auf. Die einzige Sache, die mich weitermachen ließ, war, dass ich noch immer liebte, was ich tat. Man muss das finden, was man liebt und das ist wahr in Bezug auf die Arbeit als auch in Bezug auf die Liebe. Und der einzige Weg, großartige Arbeit zu tun, ist zu lieben, was man tut. Wenn du es bis jetzt nicht gefunden hast, dann suche weiter. Bleib nicht stehen. Mit allen Fasern eures Herzens werdet ihr spüren, wenn ihr es gefunden habt. Und wie jede große Beziehung wird es besser und besser, wenn die Jahre vergehen. Also schaut euch um, bis ihr es gefunden habt. Bleibt nicht stehen.

Carpe diem. Stay hungry. Stay foolish.

Steve Jobs’ letzte Geschichte handelte vom Tod. Hier mahnte er abschließend:

Eure Zeit ist begrenzt, also verschwendet sie nicht, indem ihr das Leben eines anderen lebt. Lasst euch nicht vom Dogma gefangen nehmen – was einem Leben mit den Resultaten der Denkweise anderer Leute entspricht. Lasst eure eigene innere Stimme nicht im Lärm der Meinungen anderer ertrinken. Das Wichtigste ist, dass ihr den Mut habt, eurem Herzen und eurer Intuition zu folgen. Sie wissen bereits, was ihr wirklich wollt. Alles andere ist sekundär. Stay hungry. Stay foolish.

Quellen / weiterführende Literatur:

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Dr. Karin Schumacher bloggte zunächst als Trota von Berlin seit 2010 bei den SciLogs. Nach dem Studium der Humanmedizin in Deutschland und Spanien promovierte sie neurowissenschaftlich und forschte immunologisch in einigen bekannten Forschungsinstituten, bevor sie in Europas größter Universitätsfrauenklinik eine Facharztausbildung in Frauenheilkunde und Geburtshilfe abschloss. Hierbei wuchs das Interesse an neuen Wegen in der Medizin zu Prävention und Heilung von Krankheiten durch eine gesunde Lebensweise dank mehr Achtsamkeit für sich und seine Umwelt, Respekt und Selbstverantwortung. Die Kosmopolitin ist leidenschaftliche Bergsportlerin und Violinistin und wenn sie nicht gerade fotografiert, schreibt oder liest, dann lernt sie eine neue Sprache. Auf Twitter ist sie übrigens als @med_and_more unterwegs.

4 Kommentare

  1. Vielleicht

    Wer weiss vielleicht würde er weiterleben wenn er sich operieren lies. Ich glaube er hätte sicherlich bessere Aussichten weiterzuleben.

  2. Vorsicht mit Vermutungen

    Wir werden nie erfahren, ob das neunmonatige Warten wirklich einen Unterschied gemacht hat. Sein Tumor wuchs eigentlich zu langsam, als dass man definitiv einen Einfluss des Wartens auf den Krankheitsverlauf ableiten könne, sagt David Gorski (Chirurg mit Spezialisierung auf Brustkrebs) vom Blog Science Based Medicine:

    „Steve Jobs’ cancer and pushing the limits of science-based medicine“

    Ein sehr lesenswerter Beitrag von einem Experten, allerdings erschienen vor Erscheinen von Jobs’ Biographie. Gorski warnt auch davor, allzu vorschnell der Alternativmedizin die Schuld an Steve Jobs’ Tod zu geben.

    Ich kann gut verstehen, das Jobs Angst vor der OP hatte. Immerhin sortiert man bei der Entfernung des Pankreaskopfes den halben Verdauungsapparat um und entfernt dabei Teile des Dünndarms, des Magens, der Gallenblase. Keine schöne Vorstellung.

  3. Angst vor Whipple-OP und späte Reue

    Vielen Dank für die Kommentare und für die Literaturergänzung. Das Update von David Gorski zum Erscheinen der Biographie gibt es übrigens hier:“Steve Jobs’ medical reality distortion field“

    Es stimmt natürlich absolut – einer partiellen Duodenopankreatektomie nach Kausch-Whipple möchte sich keiner freiwillig unterziehen, denn nicht nur der Name klingt kompliziert und wenig verlockend. Es ist wahrscheinlich die größte Operation, die ein chirurgischer Onkologe überhaupt durchführen kann. Entsprechend hoch sind auch die Risiken und Nebenwirkungen und entsprechend sorgsam wird die Indikation zur Operation gestellt: Nur wenn noch keine Metastasen vorliegen, wird ein solch gewagter Eingriff überhaupt empfohlen und durchgeführt.

    Die ihm angeratene Operation war sicher eines der Probleme von Steve Jobs. Auch deshalb wollte er wohl bezüglich seiner Krebserkrankung neue Wege gehen und hat mit entsprechend hohem Einsatz gespielt. Er hat ja in den neun Monaten bis zur Operation nicht nur Dinge wie Diäten oder Akupunktur gemacht, sondern vor allem auch die DNS seines Tumors sequenzieren lassen mit dem Ziel einer neuen, auf ihn zugeschnittenen, personalisierten Therapie.

    Ob diese Zeitspanne bis zur ersten Operation ihm nachher zum ‚Verhängnis’ wurden, kann im Nachhinein niemand genau sagen. Hinzu kommt, dass eine evidenzbasierte Therapie einer solch seltenen Erkrankung kaum möglich ist – es fehlt einfach an Fallzahlen. Sicher ist allerdings spätestens seit dem Erscheinen der Biographie, dass Jobs seine ursprüngliche Entscheidung zur verzögerten Operation nachher bereute.

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